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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 20.12.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-12-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19111220011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911122001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911122001
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-12
- Tag 1911-12-20
-
Monat
1911-12
-
Jahr
1911
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Bezugs Preit sär Letv»>» «i>» l'oion« durch uule» Trüarr »ad 8o»dtt»»r» ?ma> l«»lich »»» yau» «»drachl »VI monatt LTd Mt. »i«rt»ttohil «ai»r» » Ua- nehm«ftelle» adu>d,li /» V«. «»»all, r^dItt »«»»»»Iiahrl. Dur» »»« vavl Imrrrbald Drunchiua», ,av brr drutlchrn Kolon,»» o>»tt»ttav,r » V> MI- «onatt. >LV Ml «uu>»> Pok,d»«»Ua»cd g»rn»r tn Brl-'ru, ko»»-»a,l 0»» Vonouftaulrn, Jtatt»» r!»ira>d»ru «>»brrlaavr Kur weg»» lt»jl»i,»i« Unuoin Vudluad, E»w«v»n c»w»»-» tzoa»>»n 3n allen üdrige» Etaole» »»< »«rett du«<d vtt L«icho>»»u«U» »«» Platt»» »idallttid. Da» U»,»«,,», tagedlo« »ri»»iu> kwat tigttch konn- » »t»<»naa» »»> »»ra»»». td»»»»m»»r»-<»»adm» S»da,u>»«ull» d«> »»>»,»» tia»»r>r tiuioie» «sp»0il»»i»» »ad ch»»ad»,a«ll»a >»w>« Ponüml«»« aad DneNiagerir G»>,10 M> Morgen-Ausgabe. MipIgerTllgMaü s 14KS2 l«ach«a»1chdchl f 14 832 («achtailchluU «el.-Änschl. i4»s3 Dandeiszertuntt. n«» 114 834 114 894 Amtsblatt -es Nairs und -es Notizeiamtes der Lta-t Leipzig. Anzeige«. 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Jahrgang. 32 Seiten IDM- Unsere gestrige Abendausgabe umfaßt 8 Seiten, di« vorliegend« Morgennummcr 24 Seiten, zusammen Das Wichtigste. * Der „Neichsanzeiger" r«röffentltcht eine König liche Verordnung, die die beiden Häuser des Landtags auf den 15. Januar 1912 einberuft. * Die „Nordd. Allgem. Ztg." fahrt mit der Der- offentlichung des Reichshaushaltsetats für 1912 fort. (S. d. bcs. Artikel Seite 1.) * In der französischen Deputierten kammer wurde am Dienstag die Debatte über das deutsch, französische Abkommen fortgesetzt. lS. Letzte Dep. Seite 8.) * Der Lustspieldichrer Hugo Lubliner ist am Dienstag im Alter von 65 Jahren in Berlin ge- starken. (S. Kunst u. Wisfensch. Seit« 21.) * In einem Kaliwerk beiHüpstedt (Eichs- seid) wurden bei einem Gerüst ein stürz drei Arbeiter getötet. (S. Tageschr. Seite 21.) llngenauigkeit unü kurzes GeüSchtms. Tein Wolffschen Telegraphenbureau wird eine Ungenanigkeit in der ilebertraguna der Rede, die der französische Minister des Aeuf; ern am Donnerstag in der französischen Teputiertenkammer gehalten hat, nachgewiesen. Nach der französischen Wiedergabe der Nede hat de Selbes von „Sod-NF« du Togo ot ü'uvs bancis ciu eomsroun" gesprochen, während das Wolffsche Teleglavhenbnreau dem französischen Mnistcr die ElNäcung in den Mund legte: der deutsche Staatssekretär v. Kiderlen Wächter habe Herrn Gambon gesagt, „Deutschland sei bereit, in einen Austausch in Togo und Kamerun einzuwilli-- gen." Die genauere Uebersetzung wäre wohl gewesen: „Austausch von Togo und eines Streifens von Kamerun": die Wolfssche Uebersetzung hat den „Streifen" von Ka merun nicht zur Geltung kommen lassen, an dererseits den Eindruck erweckt, als tvenn auch nur von einem Teile Togos die Rede gewesen wäre. An sich ist die Saclje nicht sehr wichtig, Loch wird bekanntlich ein Strohhalin bedeut sam, „ist Ehre im Spiel". Wäre der französische Wortlaut in der A b s i ch t der Irreführung oder Beschönigung von einer deutschen Regierungs stelle geändert worden, so wäre das aufs schärjste zu verurteilen. Dom Standpunkt der praktischen Po litik würde ein« kleine Aenderung vielleicht nicht großen Belang haben, aber die Regierung sollte wissen, wie solche Dinge in der deutschen Oeffentlichkeit ausgenommen werden. Es besteht nun einmal di« Neigung, fed« Meldung und überljaupt jede Handlung des Wolffschen Bureaus unmittelbar auf das Konto der Ne gierung zu setzen; von der Regierung aber verlangt der deutsche Kritiker Wahr Hastig keit bit zum Letzten. Hätten wir ein par lamentarisches System und die Regie rung wäre einfach der Ausschuß der Mehrheit, so wäre es anders^ die in der Mehrheit zusammen gefaßten Parteien und die hinter ihnen stehen den DolkSkreise würden dann gegenüber der Re gierung die gleicl;« Nachsicht zeigen, die sie heute gegenüber Varteiinstanzen, Derbandsvor- sitzenden usw. an den Tag legen; diese Stellen nämlich können in der Auslegung und der Grup pierung von Tatsachen eine weitgehende Will kür betätigen, ohne daß in den Reihen der An hänger vernehmbarer Widerspruch erfolgt, man glaubt eben, daß solche Maßnahmen durch das Parteiinleresse gerechtfertigt würden. Bom ethi schen Standpunkt ist eS erfreulich, daß wenigstens an eine Stell«, die Regierung, die höchsten Anforderungen mit Bezug auf Wahrhaftigkeit gestellt werden. Sie sollte sich bemühen, diesen Anforderungen zu entsprechen. Allerdings ist eS ein schwer erträglicher Zustand, wenn für jede Meldung eines Telegraphen- und Korrespon- denzbureauS die Regierung verantwortlich ge macht wird. ES ist ein Köhlerglaube — aber er ist verbreitet —, daß jede Nachricht des Wolff schen Bureau- vor ihrer Ausgabe einer Regie rungsbehörde, womöglich dem Kanzler odereinem Staatssekretär, voraelegt wird. Wenn man er führe, von wie bescheidenen journalistischen Per- 'önlichkeiten oft solche Meldungen redigiert sind, die daS Mißfallen erregen, würde die Kritik wohl ihren Stacbcl einziehn. Eine absichtliche Veränderung des Textes der französischen Ministerrede hätte besonders wenig Sinn gehabt. Tenn, daß einmal eine Kom bination, in der die Abtretung von Togo an Frankreich enthalten war, eine Rolle gespielt hat, ist von deutscher Seite längst zugegeben worden. Als der erste Artikel des Kougoabkom- mens in der Budgetkommission erörtert wurde, erklärte der Staatssekretär nach den damals ver öffentlichten Berichten auf eine Anfrage, ob eine Avtretung von Togo in Frage gekommen sei, daß theoretisch eine ganze Anzahl von Kombinationen erörtert worden seien; ernstlich sei über eine Abtretung von Togo nicht verhandelt worden; dagegen sei ver handelt worden über gcwisse Grenzregulie rungen in Togo, jedoch seien diese Verhand lungen nicht zu Ende gekommen, weil man den Bertragsabschluß nicht weiter verzögern wollte. In der berühmten Zusammenfassung der deut schen Absichten, die die „Münchener Neuesten Nach richten" bereits am 31 August veröffentlichten, war Togo als „gutgehender Kleinkramladen" oder, wie der Berliner sagt, „ein Kellergesckäft" bezeichnet worden. Ein Blick auf die Karte Afri kas zeigt, daß der Gedanke, Togo dranzugebcn, um das ganze französische Kongogebiet zu er langen, vom Standpunkt der afrikanischen Machtpolitit der Großzügigkeit nicht ent behrte. Tie deutsche Regierung hat, wie es heißt, vor dem Widerspruch der kolonialen Kreise, die an unserer „Ntusterlolonie" hangen, die Segel ge strichen. Diese Nachgiebigkeit war unter dem Gesichtspunkte richtig, daß die Regierung ihre Stellung gegenüber dem eigenen Lande und na mentlich gegenüber den Kolonialfreunden sich nickt noch mehr erschweren wollte. Ob sie ihr nicht später von andern Kolonialfreunden zum Feh- l e r angerechnet werden wird, ist eine Frage für sich. Tie Stimmung kann rasch umschlagen. Auch der Wunsch nach einer deutschen wirtschaftlichen Einflußzone in Ma rokko, den der französische Minister des Aus wärtigen erwähnt hat, ist in den Beratungen der Budget Kommission des Deutschen Reichstags bereits behandelt worden. Auf eine Anfrage des Zentrums, ob hinsichtlich ALarokkos durch Deutschland wirtschaftliche Sonder rechte verlangt, diese aber abgelehnt worden seien, erwiderte der Staatssekretär, es handle sich hier um ein falsches Gerücht, daS folgender maßen entstanden sei: Zu Beginn des Wahres , sei die französische Regierung an die deutsche Negierung mit der. Anregung herangetreten, in Ausführung des Abkommens vom Februar 1909 eine Verständigung herbeizuführen. Ter Ge danke war der, daß die beiden Regierungen die Interessenten zu einer Verständigung unterein ander anhalten sollten. Diejenige Gruppe, die jedesmal den Zuschlag erhielte, sollte 30 Pro zent an die Gruppe des andern Landes abgeben. Ter französischen Regierung seien dann aber Bedenken gekommen, daß ihr im eigenen Lande Vorwürfe wegen einer Begünstigung einer ge wissen Gruppe gemacht werden könnten. Man habe dann lange Zeit nichts mehr davon ge hört. Es haben dann bekanntlich Ministerwech sel stattgefunden. Bei den Diarokkoverhandlun- gcn sei sodann von deutscher Seite auf die fran zösische Anregung zurückgegriffen worden. Es wurde vorgeschlagen, daß bei Bauten, die ein französisches Interesse beträfen, den Franzosen 70 Prozent, den Deutschen 39 Prozent zufallcn sollten, umgekehrt in dem Minengebict, wo deutsche Interessen vorwalten, den Deut schen 70 Prozent, den Franzosen 30 Prozent. Auch jetzt ser die Sache wegen gleicher französi- ! scher Bedenken nicht zustande gekommen, i Der Staatssekretär teilte weiter mit, daß in j Verfolgung desselben Gedankens die Bestimmung über dre Reihenfolge der Bahnbauten getroffen sei: nämlich erst Tanger-Fes vor Casa blanca-Fes; in Bezug auf das Minengebiet sei j gesichert, daß zunächst die Bahnen im Sus ge- i baut werden. Damit erledige sich die falsche Angabe, daß wir Sonderrechte verlangt, diese aber abgelehnt worden seien. Man braucht diese Darstellung nicht für er schöpfend zu halten, sie gibt sich als einen Aus zug aus einem Auszuge. Man kann auch be haupten, daß schon damals der Staatssekretär eine weitgehende deutsche Nachgiebigkeit enthüllt habe; aber man soll sich nicht so stellen, als ob eine deutsche amtliche Aeußerung zu der Frage der wirtschaftlichen Sondervorteile in Marokko bis heute noch nicht ergangen sei. —u. Reichshaushaltsetat IS 12. Die Norddeutsche Allgemeine Zeitung setzt die Mitteilungen über den Aufbau des Reichshaushalts für 1912 fort, und bemerkt zunächst: Der Bundesrat hat aus dringenden geschäft lichen Gründen vor Weihnachten über den Etat Be- I schluß gefaßt, und es entspricht dem Brauche. der unter dem Beifall der gesamten Presse seit mehreren Jahren befolgt ist, daß nunmehr ohne Verzug der ganze Inhalt des Entwurfs nach einheitlichen Grundsätzen publiziert wird. Sonst würde die Presse wiederum auf die verstreuten und widerspruchsvollen Angaben ange- wiesen sein, über die ko oft geklagt ist. Die von einigen Seiten vertretene Annahme, daß mit der Veröffentlichung im gegenwärtigen Augen blick besondere Zwecke verfolgt würden, ist also ohne Berechtigung. Man wird nicht erwarten dürfen, daß dem deutschen Volke das Ergebnis der Beschlüsse des Bundesrates um deswillen vorent halten wird, weil die Wahlen bevorstehcn. Die Gestaltung des Außerordentlichen Etats für 1912 wird am besten durch einen Vergleich mit den Ansätzen des Vorjahres erläutert. Im Jahre 1911 betrugen die außerordentlichen Ausgaben insgesamt 216975817 .//. und zwar für die Kai'erliche Marine 108999917 .41, für Festungsbau 18689400 >. für die Vervollständigung des Eisen bahnnetzes im Interesse der Landesverteidigung 5 Millionen^, für Kleinwohnungen 2 Millionen .//, für die Erweiterung des Kaiser-Wilhelm-Kanals 48 Mill. Mark, für Post und Telegraphie 22 Mill. Mark, für Reichseisenbahnen 12376500.« Von dem Gesamt oll mit 216975817 geben ab die gesetz lichen Beträge für Schuldentilgung mit 114 946565 ./L und die kleineren Rückeinnahmen mit 4 529 246 .< insgesamt 119 475 811 so daß als A n l e i h e s o l l 97 500006 ./L verbinden. Nach dem Etatentwurf für 1912 werden die außerordentlichen Aus gaben insgesamt 134 473100 „6 betragen, und ->war: für die Kaiserliche Marine 82570000 ./L, für Festunosbau 16761300 ./il. für Kleinwohnungen 4000000 .M, für Post und Telegraphie 22000 M0 ./k, für die Reichseisenbahnen 9138 800 /L Von dem Gesamt'oll mit 134 473100 ./4 gehen ab Beträge für Schuldentilgung mit 85 264 929 und die kleineren Rückeinnahmen mit 5449 799 ./e, insgesamt also 90 714 728 so daß als Anleihesoll verbleiben 43 758372 .6 Danach verringern sich die außer ordentlichen Ausgaben im Jahre 1912 gegen 1911 um 82502 717 und zwar vorwiegend dadurch, daß die Ausgaben für die Erweiterung des Kaiser-Wilhelm- kanals (für 1912 42 000 000 .^) und für die Vervollstän digung des Eisenbahnnetzes im Interesse der Landes verteidigung. sowie Teile der Ausgaben für die Marine und für Festungsbau auf den ordentlichen Erat übergeleitet worden sind. Anderseits vermin, dert sich die gesetzliche Tilgungssumme, weil die in 8 1 des Finanzgesetzes vom 15. Juli 1909 vorie- jchriebene Abbürdung des Fehlbetrages des Jahres 1909 bereits in dem Rechnungsjahre 1911 zu Ende geiührt wird. Somit stellt sich das Anleihesoll im Jahre 1912 um 53 741 634 niedriger als im Jahre 1911. Gelterreich-Ungsrn unü leine itslienüche Grenze. Von Oberstleutnant Arobenins. Es ist wohl erklärlich, daß sich die Augen unserer vsterreichiscl)en Bundesgenossen in den leit vergangenen Jahren mehr und mehr mit gespann ter Aufmerksamkeit der italienischen Grenze zu wenden. Seitdem Italien in Alge ciras seinen Verbündeten, das Deutsche Reich, im Stick ließ, ist das Vertrauen auf seine Treue zum Dreibünde ins Scl-wanken gekommen. Als drei Jahre später die Einverleibung von Bosnien und der Herzegowina Serbien gegen -Oesterreich-Ungarn in Harnisch brachte und zu einem Krieg Veranlassung zu geben schien, der ganz Europa in seine Kreise »u ziehen drohte, da versagte Italien dem Verbündeten mcht nur seine Hilfe, nein, da rüstete es und bereitete seine Armee für den Kampf vor, um ihm in den Rücken zu fallen, wenn er, durch Serben und Tschechen von Nord und Süd an gegriffen, nicht imstande sein würde, auch in Tirol mit hinreichenden Streitkräften aufzutreten. Es geht dort die Rede, daß dieser schwache Punkt durch deutsch Truppen würde verteidigt worden scin, so bald es zum Kriege gekommen wäre. Tas damals verbreitete Gerücht von dem beabsichtigten Treu bruch Italiens wurde aber neuerdings gelegentlich der Mobilisierung der nack Tripolis g^anoten Trup pen leider im vollsten Maße bestätigt. Zur Ein berufung italienischer Reservemannschaften wurden Druckformulare benutzt, bei denen einzelne Stellen mit Papier überklebt waren. Tie Papierstreifen ließen sich leicht entfernen, und da zeigte sich, daß diese Einberufungsordern das Datum von 1909 trugen und eine allgemeine Mo bilisierung verfügten, während jetzt nur teil weise mobilisiert wurde. Ter österreichische Ge neralstab wird durch 8ie nacltträgliche Bekanntgabe der italienischen Mobilisierirng-Zabsichten vom Jahrs 1909 wohl weniger überrascht worden sein, als durch die Ungeniertheit, mit der die italienische Heeres leitung jetzt ihre Karten aufdeckt und offen zugibt: ,La, wir haben vor zwei Jahren beabsichtigt, die günstige Lage auszunutzen, um uns des Trentino zu bemächtigen." Tiefer Treubruch muß das Band zerreißen, daS bisher Italien an das Tcutsche Reich und an Oesterreich-Ungarn gefesselt hat, ganz abgesehen da von, daß auch der neueste Streich Italiens, daS Vorgehen in Tripolis, durchaus nicht in Formen auSgeführt wurde, wie sie daS Verhält nis zu den verbündeten Staaten erfordert hüt:«. Auch beweist das Gebaren der Italienisch spreclxmden Bevölkerung des Trentino nur zu deutlich, woraus man hinaus will. ES wurde ein Komitee, mit dem Grafen Maximilian Mann mi der Spitze, gebildet, das zur Sammlung einer „Nationalspende des Tren- tino^ für die in Tripolis verwundeten italienischen Soldaten ausfordert und unter anderem sagt: „Im gegenwärtigen historischen Moment müssen die Be wohner von Welschtirol sich eins fühlen mit der ita lienischen Nation. Niemand, der stolz darauf ist, ein Italiener zu sein, bleibe zurück, wenn eS gilt, denen sich dankbar zu erweisen, die ihr Leben in die Schanze schlagen für den Ruhm des italienischen NamenS, der auch unser Name ist." Am Tante- platz in Trient werden Temonstrationen für Italien geaen Oesterreich veranstaltet, in den Schulen er zählen die Lehrer ihren Schülern von den Helden taten ihrer italienischen Bruder, und in den Kino theatern erregen die Aufnahmen vom tripokitanischen KrieySsck>auplatz frenetischen Jubel. In da-Z „Evviva Jtalra!" mischen sich die Klänge der Garibaldi- Hynnre. Unter solchen Umständen ist eS wohl erklärlich, daß sich die Aufmerksamkeit der ita lienischen Grenze und im besonderen Tirol zuwendet. Vergegenwärtigt man sich die Karte des KaiserstaateS, so sieht man Tirol und Vorarlberg ans dem ganzen Länderkompler halbinselartig nach Westen vorspriugeu. Tiefe Halbinsel hat 260 Kilo meter Länge und 200 Kilometer Breite, an der Wur zel aber nur lOO Kilometer Breite. Sie wird von Ost nach West durch dir kristallinischen Zentralcilpen n»d die ihnen parallel lausenden nördlictM und südlichen Kalkalpen durchzogen. Zwischen diesen drei Gebirgszügen laufen zwei Längsspalten, auf deren Benutzung die beiden Eijenbalmtinieu angcüviesen sind, die Tirol mit Oesterreich verbinden, Bruck- Wvrgl und Billacl>-FranzcnSfeste. Winkelrecht zu ihnen übersteigt nur die Brennerbahn auf dem Wege von Innsbruck bis zur Spitze des Trentino die umvegsame Barriere der Zeutralalpen. Tie neuer dings erbaute Tauernbcchn durchbohrt sie just an der Wurzel der Halbinsel und kommt weniger für die Verteidigung von Tirol als von Kärnten zur Sprach. Tis geographischen Verhältnisse sind, wie er sichtlich, für die Verteidigung nicht gerade günstig, und um so ungünstiger, als die südliche dec beiden VcrbindnugSbahnen, die im Pnstertal entlcmgläust, stellenweise nur durch einen schmalen Gebirgsrücken vom italienischen Gebiet getrennt ist und sich ihm bis auf 7 Kilometer nähert. Südlich dieser Linie, die über Bozen und Meran in Vintschgau ihre Fort setzung findet, erstreckt sich in dreieckiger Form das Trentino, das eigentliche Objekt der italienischen Begierden. Auf der westlichen Seite des Treiecks läuft die Grenze über mächtige, unwegsame Ge birgsmassen, deren spärliche Pässe leicht zu sperren und zu verteidigen sind. Desto mehr bedroht ist die östliche Seite, die, häufig von Bergzug zu Bergzug überspriimend, quer durch die Dolomiten sich hin zieht. Ihr gegenüber haben die Italiener sich in einer Erweiterung deS PiavetalS, im Becken von Pieve dt Cadore, «in befestigtes Lager geschaffen, auS dem zwei Wege (von S. Stefano durch das Padolatal über den Krenzberg, und von Lorenzago über Auronzo und den Misurinasee) zum Pustrrtal uud einer (im Bottetal aufwärts) nach Cortina d'Ampezzo führt. Ein von vier ausgehender Vor stoß kann entweder die Pustertalbavn ab film erden oder direkt gegen die tm Eisacktal verlaufende Brenncrbahn gerichtet werden, wodurch das ganze Trentino der Verbindung beraubt würde. Wenn mm auch tn den letzten Jahren durch Befestigung von Trient und der wichtigsten Dolo mitenpässe sowie durch Straßen- und ScHenenvahn- anlagen sekundärer Bedeutung viel für die Ver teidigung Tirols getan worden ist, so bleiben immer die ungünstigen Verbrndnngen ein Hindernis für die etwa notwendig werdende schleunige Verstärkung der in Tirol stellenden Truppen. Für deutsche Trup pen wäre eS um vieles leichter, nach Tirol zu ge langen. ES sckleint aber, als wenn Oesterreich lierauf nicht mit Bestimmtheit rechnete, da die Verhältnisse Deutschland auch einmal zivingen könnten, saure Korps unvermindert selbst zur Verfügung zu haben. Schon 19l0 wurde noch ein Jägerbataillon nach Tirol verlegt, für 1912 ist aber eine beträchtlich Vermehrung der Trrrpven uird Garnisonen bereits verfügt. DaS in Innsbruck stehende 14. KorpS wird nm 6 Bataillone verstärkt und auch im übrigen di« italienische Grenze stärker besetzt. Gnglrmü sls Deltenrichter. Am 20. Juli 1858 war es zwischen Kaiser Napo leon und Cavour verabredet worben, daß Sa voyen an Frankreich falle, wenn Oueritalien zu einem Königreich vereinigt werd«. Der Kaiser reichte im Frühjahr 1860 seine Rechnung ein: mit dem Srammland des Königshauses wurde Nizza preis- ' gegeben. Der Nachfolger Cavours im einigen Italien, Giolitti, scheint bei dem neuen Handel, der jetzt im Gang« ist, gar nicht in die Erscheinung treten zu sollen. England erhält feinen Lohn aus der Hand des türkischen Reichs. Dieses har die Strecke von der ägyptischen Grenze bis zur Bückt von Solum samt dem Hinter- lande ois zum Abschluß des italientsch-tiirkischen Krieges an Aegyoten „abgetreten". Spä- tere endgültig« Regelung bletbl Vorbehalten. Wokin wird sie best.hen: Das Land wiro weder türkisch, noch ägyptisch, noch italienisch, sondern englisch sein. 1864 erhielt Napoleon den Lohn für Waffen hilf«, die er dem Königreich Sardinien gegen Oesterreich hatte zuteil werhen lassen. England erhält seinen Lohn dafür, daß es nichts getanhat. Es hat die Hand nicht zu rühren brau, chen; Italien legte sofort, als England es forderte, den östlichen Puiikt der tripolitaniichen Blockadelinie einige hundert Kilometer weiter westwärts. Italien wird also in dem günstigen Falle n i cht daserhalten.waseserstrebte.alses üb:r das Meer nach Tripolis zog. Etwa 850 Kilometer lang rechnet man die Strecke, di« England jetzt tn Aegypten in Anspruch nimmt. Tobruk soll kein italienisches Btserta werden, England duldet es nicht. Umgekehrt soll Solum «in eng lisches Bisetta werden und so soll von Tunis uird Aegypten au» da, afrikanisch« Neuitalien einge- -wanat werden. Italien wird ingrimmig in den Zügeln knirschen. So war e» auch, al» Savoyen und Nizza dahingegeben wurden. Artt da» Haupt Ca vours regnet« es Flüche, Garibaldi wollt« es dem großen Italiener nie verzekhen. Und doch focht er mit seinen Kriegern schon 1870/71 auf der französischen Seite gegen Deutschland und di« Vevbriiderung der „lateinischen" Völker wird bet jedem sich bietenden Anlull« auf italientscken Boden gefeiert. Savoyen und Nizza stehen nicht trennend dazwischen. Nach einem Ausspruch Trertschke» wurde durch die Siege Preußen» tn Böhmen Venedig für Italien gewonnen, durch dt« Siege von Metz und Sedan di« Schlüssel der ewigen Stadt überreicht; diese» glückhaft«, durch keinen Verlust bezahlt« Zusammenarbeiten zwischen Italien und dem neuen Deutschland wurde mißachtet und di« Ländergier Napoleon, vergessen. So sicht denn da» Jahr 1911 noch etnenneuen Ruhm Englands. Im Juli hat England den Deutschen jein ^ändg weg von Marokko" zwgerufen.
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