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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 04.11.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-11-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19111104023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911110402
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911110402
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-11
- Tag 1911-11-04
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Monat
1911-11
-
Jahr
1911
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M.Z0S. los. Jallryrms. Gesichtspunkt «inseitiger Nefforttnterellen, sondern lediglich davon abhängig machen wirb, o v di« Gesamttnteressen de» Vaterland«, von unseren verantwortlichen Staatsmännern gewahrt und gefördert worden sind. Dr. phil. Wilhelm Sols, der Interimistische Leiter de» Reichskolonialamt», wurde am ü. Oktober 1862 zu Berlin al» Sohn de» verstorbenen Stadtverordneten Rentier» Eolf ge boren. Er widmete sich in Berlin und Mel dem Studium der Sprachimssenschasten, besonder» auf dem orientalischen Seminar dem SanSkrit. Seine indischen Sprachstudien führten ihn nach Kalkutta, wo er zwei Jahre im deutschen Konsulat arbeitete. In die Heimat zurückgekehrt, studierte er in Jena die Rechte. Dann trat er als Assessor in die Kv- lonialableiluna de» Auswärtigen Amte» und wiurda 1898 kaiserlicher Richter in Daressalam in Ost afrika. Während der Wirren aus Samoa im Jahre 1899 war er Präsident des Mnni;ipalrateS in Apia. Als dann Deutschland am 1. Mai 1900 auf Grund de» deutsch-enalisct)-amerikanischen Abkommens von der Insel Besitz ergriff, wurde Solf Gouverneur von Samoa. Diesen Posten hat er auch noch gegen wärtig inne. Ein Urlaub führte ihn gestern nach Berlin, wo er nun eine neue Aufgabe gesunden hat. Die türkische Streilmmhl var Tripmis ist bedeutend größer, als von italienischer Seite an genommen wurde. Vom. 4. November. (Eig. Drahtmeld.) Wie hiesige Zeitungen berichten, haben in Tripolis Vor posten und Militäraviatiker sestqestellt, daß die Zahl der vor Tripolis lagernden vereinigten türkischen Streitmassen bisher zu gering angegeben wurde. Die Italiener haben es in Tripolis nicht, wie irr tümlich angenommen wurde, mit 8090, sondern mit 12VÜ0. zum Teil sehr gut bewaffnete Türken und Arabern zu tun. Eine Verlustliste. Tripolis, 4. November. Die Verluste, die die Italiener seit dem 2.1. Oktober erlitten haben, be tragen fünfzehnhundert Mann, davon 280 Tote. Tholerakrank sind 87 Soldaten, von denen fünf gestorben sind. Dem Strafgericht in Tripolis fielen 4000 Araber zum Opfer, darunter 400 Frauen und Kinder. Die Zahl der ge fallenen Araber ist unbestimmt. Die Leichen bleiben in der Oase liegen, weil die Soldaten den Geruch bei der Beerdigung nicht ertragen und die Araber allein nicht arbeiten. In der nun überfüllten Stadt nimmt die Epidemie unter den Arabern und Juden rapide zu. Für die erwarteten, dringend nötigen italienischen Verstärkungen ist hier kein Platz. Ihre Ankunft mutz die Epidemie steigern. Auch Horn ist nicht minder bedrängt al» Tripolis. ? Italien rechtfertigt sein Vorgehen gegen di« Araber. Italien scheint angesichts der scharfen Proteste, die sein Vorgehen gegen die Araber bei allen Völkern hervorgerufen hat, selbst die Notwendigkeit einzusehsn, sich zu rechtfertigen. Mailand. 4. November. sCig. Drahtmeldung.) Der BölkerrechtslehrerVuzzatato versucht im „Torriere della Sera" in längeren Ausführungen zu beweisen, datz Italiens Vorgehen gegen über den Arabern vollständig gerecht fertigt sei. Wie er aussührt, sind die Araber nicht al» kriegführende Partei anzu erkennen und 8 1 und 2 der Haager Konvention auf sie nicht anwendbar. Wie er weiter bemerkt, hat ' Italien auch unbestreitbar das Recht, sich der Ballon bomben zu bedienen, da Italien bei der zweiten Haager Konferenz die Erklärung abgab, datz es in dieser Beziehung in keine Einschränkung «tnwilligen werde. Leipziger Tageblatt. Lin« italienisch« Kriegsanlelh«. Wie», 4. November. (Eig. Drahtmeld.) Wie di« »Zeit" erfahren haben will, betragen di« Kri«g»kost«n für Italien gegenwärtig 8 Mil lionen Lir« pro Tag. Italien sei gezwungen, demnächst «in« grob« Kriegsanleihe aufzu nehmen. Eine Bestätigung dieser an sich nicht unwahr scheinlichen Meldung liegt zurzeit nicht vor. O Verhaftung deutscher und österreichischer Spione in Italien? No«, 4. November. (Eig. Drahtmeld.) Wie aus Dezzano im Distrikt Spezia gemeldet wird, ver hafteten gestern Karabinieri mehrere Indi viduen deutscher und österreichischer Nationalität, die sich verdächtig gemacht hatten. Man fand bei ihnen Photographien der Hafenanlagen von Spezia. Man glaubt, datz sich unter den Verhafteten österreichische Offi ziere befinden. Vie neue chinesische Verkalkung. Wie bereit» in unsere: Morgenausgabe gemeldet, hat der Thron die für dir zu erlassende Verfassung von der Nation ausgestellten Bedingungen geneh migt. Mit Annahme derselben wird China sich in ganzen in seiner Verfassung an'chließen, wenn auch dabei, wie selbstverständlich, auf die Landesoerhält« nisse Rücksicht genommen ist. Die Bedingungen ver langen: Di« Tschtng-Dynastie regiert sür immer. Die Person des Kaisers soll unverletzlich sein. Di« Macht des Kaisers wind de chränlt durch di« KonstUutcon. Die Ordnung der Thronfolge wird in der Konstitution vorgeschricben. Die Konstitution wird entworfen und ange- t nommen durch die Nationalversammlung und ver öffentlicht durch d«n Kaiser. Das Recht, die Verfassung zu ändern, steht dem ! Parlament zu. Die Mitglieder des Oberhauses sollen durch das Volk gewühlt werden. Aus denjenigen, die für dieses Amt besonders ge eignet sind, soll das Parlament den Ministerpräsi denten wählen und der Kaiser ihn ernennen. Der Ministerpräsident schlägt die übrigen Mit glieder Les Kabinetts vor. D.esc werten ebenfalls vom Kaiser ernannt. Die kaiserlichen Prinzen sollen nicht in da» Kabinett oder zu obersten Verwaltungs beamten in den Provinzen gewählt werden. Wenn der Ministerpräsident durch das Parlament in der Negierung gehindert wird und dieses nicht auflöst, mutz er demissionieren. Aber ein Kabinett soll das Parlament nicht mehr als einmal auflösen dürfen. Der Kaiser soll den direkten Befehl über Heer und Flotte übernehmen, aber wenn diese Macht mittel in inneren Angelegenheiten gebraucht werden, mutz er besondere Bedingungen, Mer die das Parla ment entscheidet, beobachten. Andernfalls ist er an der Ausübung solcher Machtbefugnisse verhindert. Kaiserliche Edikte können nicht das Gesetz ersetzen, außer im Fall« der unmittelbaren Notwendigscit. In solchem Falle können Edikte in der Form eines Gesetzes in Uobereinstimmung mit den besonderen Be dingungen erlassen werden. Internationale Derträg« sollen nicht ohne Zustim mung des Parlaments geschlossen werden, jedoch kann die Kriegserklärung oder der Frievensschluh vom ; Kaiser vorgenommen werden, wenn das Parlament s nicht tagt. Die Zustimmung des Parlaments mutz s später eingvholt werden. Anordnungen über die Verwaltung sollen durch das Parlament beschlossen werden. Im Falle, datz das Budget die Zustimmung des Parlaments nicht erlangt, kann Li« Negierung nicht auf Grund des Budgets des Vorjahres die Geschäfte führen, ebenso dürfen Ausgaben, die im Budget nicht vorgesehen sind, nicht nachträglich gemacht werden. Ferner ist es der Regierung nicht gestattet, autzer- ordentliche finanzielle Maßnahmen außerhalb de» Etat» » treffen. Da» Parlament-al dl« Höh« d«r Ausgaben de» kaiserlichen Hause» und ftde Dermeh- rung oder Verminderung festzusetzen. Die Entscheidungen des Parlament» sollen durch den Kaiser veröffentlicht werden. Die Nationalver sammlung ü-t ihre Tätigkeit bi» zur Eröffnung de» Parlament» au». yuanschlkai Ministechrifident? Als Ministerpräsident kommt in erster Linie Puanschikai in Frage, doch hat er den Vorsitz abge lehnt, wie folgende» Telegramm besagt: Peking, 4. November. Puanschikai sandte tele graphisch ein« Denkschrift an den Thron, in der er es ablehnt, Len Vorsitz im Kabinett zu übernehmen. Es ist nicht möglich, zu sagen, ob dies die wirkliche Ab lehnung oder nur eine Asutzerung der Bescheidenheit ist. Denn die Sitte verlangt einige abschlägige Ant worten bei solchen wichtigen Stellungen. Neu« Kümpfe. Schanghai, 4. November. (Neuter-Meldung.) Die Ch i nes e n staLt 'm Schanghai und das Arsenal fielen gestern abend gegen 6 Uhr ohne Widerstand mit Ausnahme eines leichten Feuergefechts vom Arsenal aus in die Hände der Aufständi schen. Ein Teil der Arsenalwache nahm schnell die Armbinde der Aufständischen an, der Nest leistete augenscheinlich keinen Widerstand. Di« chine sischen Einwohner und die Soldaten schlossen sich all« den Aufständischen an. — Zwei norwegisch« Dampfer sind mit Munition für die Flotte des Ad mirals Sah abgefahren. — Der englische General konsul erhielt am Nachmittag einen Brief, unterzeichn net von der „Militärregierung Les chinesischen Vol kes", in dem ihm mitgeieilt wird, Latz die Auf- ständischen noch reiflicher llcberlegung beschlossen hätten, di« Sorge fürdie C hi ne s e n st a ü t zu übernehmen, um die Ordnung sicherznstellen und Las Vertrauen im Geschäfts- und Gemeinwesen wiedcr- hcrzustellen. Der Brief fordert den Konsul auf, die Wachen in den internationalen Ansiedlungen zu ver stärken, um Unordnungen unter Len Flüchtlingen entgegenzutreten. Peking, 4. November. (Reuter-Meldung.) Ein Telegramm aus Nanaking besagt: Der Gouverneur unterLrückte, von den Truppen von Nanking und von zwei kleinen Kanonenbooten unterstützt, die dort ausgiHrochenen Unruhen. Die Stadt ist ruhig. — Nach Konsularnachrichten hat in Tschangscha ein Gefecht stattgesunden. Die Ausländer haben sich auf eine Insel geflüch tet und Vorbereitungen zur Verteidigung getroffen. Gryanilstwnslrmen ln üer ÄngelteMettnerüchLruugskommsMcn. Das Veratungsthema wechselt in der Neichsoer- sicherungskommiision kaleidoskopartig. Es düngt das zusammen mit der Bedeutung, die in der Beratung des umfangreichen und weitichichtigen Gesetzentwurfs die Vor- und Zwischenbeiprechunaen außerhalb der eigentlichen Kommijsionssitzungen haben. Die Ange legenheit der Ersatztassen erfordert nach dem Verlauf, den die allgemeine Aussprache am Donnerstag gebabt hat, noch eine weitere Verständigung, ehe die Ver treter der Parteien in der Kommission mit positiv formulierten Anträgen kommen können. Deshalb wurde dieser Punkt vertagt und am Freitag der gleichfalls schon mehrfach zurückgestcllte Abschnitt über die Schiedsgericht und das Overschieds gericht verhandelt. Die Streitfrage ist hier, ob diese Nschtsinstanzen als besondere Behörden innerhalb der Angestelltenversicherung errichtet werden, oder eine An gliederung an die Oberversicherungsämter und das Neichsversicherungsaint erfolgen soll. Für diese Ver schmelzung tritt mit den Sozialdemokraten, den Freisinnigen und der Wirtschaftlichen Vereinigung rnsbesondere auch das Zentrum ein, dessen Vertreter alle dafür bereits geltend gemachten Gründe, größere V.rlligkeit und Bequemlichkeit, Einheitlichkeit der Rechtsprechung durch die unabhängigen Richter des Neichsversrcherungsamts, überhaupt ein Kontakt zwischen der sozialen Versicherung aus den ver- ichieoenen Gebieten, noch einmal mit großem Nachdruck aneinanderreihte und daran die Erklärung schlotz, datz seine Partei autzer stände sei, einer Die Heimkehr Ser Besiegten. Die ersten Opfer des blutiqen tri pol ira nischen Abenteuers, die ersten Verwundeten haben nun ihr Heimatland wieder^esehen. Am Dienstag hat am Kai des Häsens von Palermo das aus Tripolis heimkehrende italienische Hospitalschiss „Regina d'Jlalia" lestgemacht und seine traurige Ladung kampsunfähig« verwun dete Menschen, die wenige Wochen früher in jugend licher Erooererfreude ausgezogen waren, an Land gegeben. Es war ein erfreuendes Bild. Auf der mächtigen Piazza der vier Winde ballten sich in dichten Mengen die Automobile zusammen, bestimmt, die verstümmelten Körper der Leidenden ins Laza rett zu überführen, alle Spitzen der Behörden und alle Offiziere der Garnison, an ihrer Spitze der Kommandeur des 12. Armeekorps, hatten sich ein- gefunden, um die leidenden Kameraden im Vater land willkommen zu heißen. Man zeigt sich eifrig bemüht, dem Volk das traurige Bild nach Kräften zu verhüllen. In dem Augenblicke, da vom Kat au» die Lan dungsbrücke zur „Regina d'Italia" hinaufgeschoden wird, erschallen einige Kommandorufe, Waffen blitzen, Schritte dröhnen, und mit raschen Bewegungen haben die ausgestellten Insanterietruppen und Karabinieri den Platz geräumt und die Menge in den Hinter grund gedrängt. In diesem Augenblicke fahren noch zehn geichlossene Krankenwagen vor. Schon beginnt die Ausschiffung der Verwundeten. Zuerst die Leichtverwundeten, die Offiziere und Soldaten, di« noch gehen können. Von gesunden Gefährten gestützt, kommen sie langsam über den Landungs steg herab. Fast alles Soldaten der elfer Bersaglieri und de» 82. und 84. Infanterieregiment». Nur keinen Aufenthalt, nur schnell hinein in die Krankenwagen. Sanitätssoldaten und Mitglieder der freiwilligen Rettungswache öffnen die Türen, helfen den Verletzten in dir Gefährie. Aber nun ge lingt es einigen au, der dichten Schar der zurückge- drängten Publikumrmenge, sich an die Wagen heran zudrängen, di« dumpfe Stille wird v«n hastigen und aufgeregten Rufen unterbrachen. „Wie heisst Du?" so so rufen wshl ungefähr »wanzig Stimmen. Denn noch immer hat die italienische Regierung die Verlustlist« nicht bekannt,egeden, in der Menge drän,«n fichzuTaus«ndendi«MUtt«r, Väter und Brüder, die Kinder und Angehörige bet d«m Ezpeditionskorp» haben und in pernvoller Ungewißheit über da» Schicksal ihrer Lieben schweben. Di« hastigen Fragen finden sofort Antwort, von den noch halb offenen Krankenwagen hrrau» tönen die Stimmen der Verwundeten, die ihren Namen au»rufen, ein« lange Lifte von Namen. Immer lebhafter werden die Rufe, nun schwirren fi« schon »SN »ü«n Seit«« durch die Lüft«, di« Meng« fragt nach den Toten, nach den Schwerverwundeten, und Namen, Hunderte von Namen, schallen zurück, oft von einer traurigen Handbewegung begleitet. Nun sind die Leichtverwundeten verladen, und es beginnt der Transoort der Schwerverletzten. Wagen der elektrischen Bahn find zur Dersü ung gestellt, um dieie Unglücklichen ins Lazarett zu überführen, ein« Bahre nach der andern taucht aus dem Rumpfe des Schiffes auf, wird sorgsam von Soldaten herab- getragen und in die Wagen gehoben. Dann erscheint der erste verwundete Offizier. Auf die Arme zweier Marineoffiziere gestützt, erscheint er auf der Höhe des Landunositcge», eingehüllt in einen weiten Mantel. Mühsam und langsam kommt er näher. Er ist schlank und blond, aber Totenblässe liegt auf den Zügen. Am Futze der Brücke muh er einen Augenblick innehalten und ausruhen, und mit einem müden Lächeln nickt er dankend den Kameraden zu, die ihn am Kai benutzen. Sein Erscheinen hat sn eine Gruppe von Osst.ceren eine Bewegung des Zweifel» und de» Staunens getragen. „Wer ist cs?" hört man «inen der Generale fraaen. Und eine andere Stimme antwortete: „Ich kenne ihn, ich kenne ihn sicher, ich habe ihn schon gesehen. ,Ach, es ist Moni!^ ruft nun ein Hauptmann und erlt hastig dem bleichen Kameraden entgegen, armer Monis Und wir, wir Haden Dich nicht gleich wiedererkannt." Er umarmt mit Tränen in den Augen den Freund, kützt ihn und fragt hastig: „Armer Moni, was hast Lu, wo bist du verwundet?" Und nun «nennen ihn alle, rufen idn beim Namen, der Verwundet« lächelt müde, der Mantel lockert sich ein wenig, jetzt steht man es: der rechte Arm ist ihm amputiert. Einen Augenblick legt sich betretenes Schweigen auf die Gruppe der gesunden, frischen Kameraden: da wird die Aufmerksamkeit abgelentt von dem Ber- saalieri-Hauvtmann Palamenghi, der lächelnd vom Schiff herabkommt, den rechten Arm in der Binde. Hinter ihm kommt kein junger Sohn, ein Gewehr in der Hand, ein türkisches Gewehr, datz der Vater im Kampfe «in«m Feind« abnahm. E» rst ein leichtes elegante» Gewehr, die Menge drängt heran und umringt den Knaben, jeder will die Reliquie sehen, will sie berührt haben, und al» der Hauptmann verschwindet, folgt ihm Applaus und Beifall. Inzwischen kommen immer mehr verwundete Offiziere und Soldaten au» dem Lazarettschiff: sie steige« langsam in die Automobile. Hier stürzt ein Soldat mit »ersetztem Gesicht seinem Offizier nach und ruft: «Ich gehe. Herr Hauptmann." ,,Zu Futz? „Ja. zu Fun/' „Aber warum, hier find doch Auto- mobil«?" „Nein, nein, zu Fuß!" ruft der Soldat, beginnt Plötzlich zu weinen und läuft über den Platz. Ein alter Mann, ebenfall, schluchzend, eilt ihm ent gegen. „Vater, lieber Vater, nun bin ich bei dir." Inzwischen wächst die stumm« Bewegung in der >L«ag^ di« angstvoll nach Angehörig«« i« dem lang« Zuge der Verwundeten sucht, man will auf die Platt form der elektischen Wagen steigen, in denen Ver wundete liegen, nur mühsam gelingt «» den Kara- binieris, sie zurückzuhalten. Wagen um Wagen, Automobil um Automobil rollt davon, der Zug scheint kein Ende zu nehmen. Als zum Schluß eine schwarz verhüllt« Bahre an» Land getraaen wird, legt sich ein dumpfes Schweigen über dre Menge. Alles starrt auf das Tuch, unter dem sich ungewiß die Linien eines Menschenkörper» adzeichnsn. Hier schläft einer seinen letzten Schlaf, ein Tapferer, der schwerverwundet die Heimfahrt antrat und doch das Va'erland nie Wiedersehen sollte; kurz vor dem Hafen erlöste ihn der Tod von seinen Qualen . .. —————— 0. G!ne üeutlchr willeulchaltliche St5.Non in Spitzbergen. Die „Norddeutsch« Allgemeine Zeitung" veröffent licht folgenden Artikel: Die wissenschaftliche Erforschung Spitzbergens ist schon seit geraumer Zeit im Gange; insbesondere haben sich da» schwedisch« und norwegische Volk in dieser Richtung bemüht und durch zahlreiche geo logisch« und geosätische Expeditionen Bedeutsames in wissenschaftlicher Beziehung leistet. Wenn nunmehr auch von selten der deutschen Wissenschaft besondere Anstrengungen gemacht werden, um auf diesem in den höchsten nordischen Breiten gelegenen Inselmeer wissenschaftlich tätig zu sein, so hat dieses Vorgehen seine besondere Ursache und seinen bestimmten Zweck. Sowohl frühere Versuche, als insbesondere die im vorigen Jahre gelegentlich der arktischen Studien reise des Grafen Zeppelin und seiner Begleiter ge machten Experimente ließen es wünschenswert er scheinen, dl« von den Schissen immerhin nur gelegent lich gemachten Messungen, die gewissermatzen nur al» Stichproben gelten konnten, durch langdauernde Beobachtungsreihen zu ergänzen. Al» ein Ergebnis diese» Wunsches ist nun auch di« wissenschaftliche Station in Spitz bergen gegründet worden. Für die nordischen Reaionen kam -ei der Gründung «ine« permanenten Observatorium» ganz besonders in Betracht, datz die Erforschung der freien Atmosphäre dort immer nur im Sommer stattgefunden hatte. Durch Registrier- ballonausstiege, Fesselballon» und Drachen war«« eigentlich nur die Bedingungen de» langwährenden Polarsommertag«, festgestellt worden. Ebenso inter essant, vielleicht noch wichtiger mutzte es erscheinen, di« nie von Sonnenstrahlen durchdrungene und er wärmt« Luftkalotte, di« die Gebiete jenseits de« Polarkreise» überdeckte, bi» zu den höchsten Höhen zu untersuchen. In Erkenntnis dieser Tatsache ist Professor Her gesell bemüht gewesen, die nötigen Mitt«! ü» Bereitschaft zu stül««, um «in« Wissenschaft SonasvruS, 4. November l9ll. Sonderunq der Instanzen zuzusttmmen. Aber «« dies« Erklärung fugte «r einen weiteren Schluß, und der lautete: Wir werden die Mehrheit für unser« Standounkt nicht finden, wollen da» Gesetz nicht gefährden und werden un» deshalb zunäckm neutral verhalten; im Plenum werden wir schon unser» Standpunkt zum Ausdruck dringen. Der nach, olgend« sozialdemokratische Redner äußerte darauf ein Erstaunen übkr die lange Rede, die zu einem olchen Umfall erforderlich gewesen seu Staats- elretär Delbrück griff mehrfach selbst in die Be- prechung ein und erhob au» organisatorischen Gründen )en entichiedensten Wideripruch gegen jede An- gliederung an die Instanzen oer Rerchsversicherungs- ordnung. Die Regierung trug einen vollen Erfolg davon, die Bestimmungen ihres Entwuris über die Organisation wurden unverändert angenommen. Eine Reihe weiterer noch unerledigter Avichnitte, u. a. über die Beirragsstreitigkeiten und das Ver- fahren, werden mir zumei't nur redaktioneller» Aenderungen gleichfalls angenommen. Zur PEüenttnmnb! tu üer Zweiten Kammer i wird den „Dresdn. Nachr." von konservativer Seit« ! geschrieben: „D»e Präsidentenwahl in der Zweiten Kammer wird bei der inzwischen eingetretenen Veränderung ! der Ctärkeverhältnisse der Fraktionen im bevor- f stehenden Landtage die öffentliche Aufmerksamkeit in s noch höherem Maße als im vergangenen aus sich s ziehen. Nach dem im Vol'kevertretungskürper unseres i engeren Vaterlandes bisher ausnahmslos beob- ! achteten, aber auch beim Reichstag und den sonstigen s parlamentarischen Körperschaften stets maßgebend »e- i wesenen Grundsätze, den ersten Präsidenten aus der k stärksten Fraktion zu wählen, hatte schon im oer- f gangenen Landtage die konservative Fraktion Anrecht r darauf, den ersten Präsidenten aus ihrer Mitte zu stellen. Nur dadurch, daß sich von der konservativen Fraktion ein Mitglied absonderte, da» ver frei- lonseroativen Partei angehörte und bei dieser Partei auch bis zu seinem inzwischen erfolgten Ableben ver blieb, nur durch diese Kombination erst wurde es der nationcrlliberalen Fraktion möglich, bei der Präsi dentenwahl gegenüber der konservativen als gleich starke Fraktion aufzutreten. Aber auch dieser Um stand konnte ihr doch eben nur Las gleiche Recht mit dieser Fraktion, über Las das Los zu entscheiden gehabt hätte, nicht aber «in Vorrecht aus Be setzung des Präsidentenstuhles verleihen. Inzwischen ist aber nun durch die in den Stärkeverhältnifien der ! Fraktionen eingetretenen Veränderungen auch der i letzte Zweifel über das Recht der konservativen Fraktion aus Besetzung des Präsidentenstuhles ge schwunden. Das Mitglied der freikonservativen « Partei, das die nationalliberale Fraktion bei der letzten Präsidentenwahl sich zugezählt, ist inzwischen vefftorben und an seiner Stell« ein Angehöriger der sozialdemokratischen Partei in den Landtag gewählt worden. Weiter ist ein Mitglied der national» liberalen' Fraktion freiwillig ausgetreten und ein anderes durch Beschluß des Parteivorstandes au, der Partei ausgeschlossen worden. Die national liberale Fraktion der Zweiten Kammer wird also - bei Beginn des nächsten Landtage» tatsächlich zwei Mitglieder weniger al» die konservativ« zählen. An dem Rechte der konservativen Fraktion, im nächsten Landtag aus ihrer Mitte den Präsidenten stuhl zu besetzen, ist mithin nach allgemein geltenden parlamentarischen Grundsätzen kein Zweifel mehr ge- stattet. Die konservativ« Partei hat aber auch auf Einhaltung dieses Grundsatzes ein um so stärkeres' Recht, als sie selbst seit dem Bestehen der Verfassung bei parlamentarischen Wahlen stets ans das gewissen hafteste an den für diese geltenden Grundsätzen fest gehalten hat, und zwar festgehalten hat, obwohl sie, von einer ganz kurzen Ueberbrechung abgesehen, stets die Mehrheit in der Zweiten Kammer besessen hat und diesen Umstand zu ihren Gunsten hätt« ausnutzen können. Weit entfernt, diese Mehrheit zu miß- - brauchen, hat sie vielmehr insbesondere bei der Wahl der Mitglieder des Präsidiums den liberale^ Par teien jederzeit sogar noch mehr Rechte «ingeräumt, als ihnen nach jenen Grundsätzen zustanden. Selbst in der Zeit, wo sie die absolut« Mehrheit in der Kammer hatte und sonach mit vollem Rechte von den drei Präsidentensitzen zw«t hätt« banspruchen können, liche Station in» Leben z» rufen, die, mit allem Rüst zeug der serologischen Forschung ausgestattet, in der Lage ist, im Polarwinter Spitzbergens tätig zu sein. Durch Unterstützung de« Deutschen Kaiser», der arktischen Zeppelinexpedition und des Grafen Zeppelin, di« beide besonderes Interesse haben, die meteorologischen Verhältnisse der arktischen Regionen durch genau« Beobachtungen klarzulegen, und anderer hochherziger Förderer deV Wissenschaft ist die Anlage einer geophysikalischen Beobachtungsstation gelungen. Es erschien wünschenswert, di« Station möglichst in da« Zentrum der nordischen Inselgruppe, am besten in «ine der vielen Buchten des Eilfjords zu legen. Nach reiflichem Ueberlegen wurde die Adoentbat gewählt, für die bestimmend besonders der Um stand in Betracht kam, daß dort die Anlagen einer auch im Winter in Betrieb befindlichen Kohlenmine vorhanden sind, und daß durch Anschluß an di« Be triebsleitung und da» Personal der Mine die Ueber- Winterung leichter zu oollführen ist als irgendwo ander». Den wissenschaftlichen Betrieb der Station, di« unter Oberleitung von Professor Herg«sell steht, leiten Dr. Rempp, erster Assistent an der Meteorologischen Landesanstalt von Elsaß-Lothringen, und Dr. Wagner, Assistent an der Meteorologischen Zentralanstalt in Wien. Um di« Station möglichst auszunutzen, wurde ferner beschlossen, di« Ausrüstung nicht nur kür aerologische Untersuchungen vorzu bereiten, sondern geophysikalische Studien in weitem Umfange zu treiben. Dank dem Entgegenkommen der Direktion der Kaiserlichen Hauptstation für Erdbeben- sorschung in Straßburg i. Els. ist die Station mit seismometrischen Apparaten ausgerüstet, die während der Dauer der Expedition in der Adventbai Auf stellung finden werden. Dr. Wagner hat ferner von der österreichischen Meteorologischen Zentralanstalt den vollständigen Instrumentensatz für di« Inbetrieb setzung einer magnetischen Station erhalten. Auch sind Apparate für luftelektrisch« Messungen und Ctrahlungrmeffungen bei dem Betrieb vorgesehen. Etwa 30 Kilometer von der Adventbai entfernt hat dl« norwegische Regierung «ine Funken st ation in Greenharbour errichtet. Durch Vermittlung de» Reiches ist di« Erlaubnis zur Benutzung dieser Funkenftataon erlangt, so daß auch während des Polarwinters Rachrichten von der deutschen wissen- fchaftlichen Unternehmung nach Norwegen gelange« können. Di« Stationsletter Dr. Rempp und Dr. Wagner sind bereits seit Mitt« Juli in Spitzbergen anwesend. Für da» Wohnen ist den Gelehrten «in Holzhaus von der Arctic Tool To. zur Verfügung gestellt worden. Für die Unterbringung der magnetischen und sei»- mometrffchen Apparate wurden besonder« Holzhäuser errichtet. Für di« klimatischen Studien wurd«» dr«i eir 15. R< 23 dir sin die fol Fo UN 3 ! abj Re 6 L un! pai Oe sch' Pa So Wc stai tur ein der noc ner schc die der gre voi Se De wä SS me schi ein un stai M« Sä api der wi! esse orc L «er di« da. toll die Eri zust ani Pu reg wa fl- K erst fra frei e.n Pu vor sich »ul wii vor zu «eg am Be stäi wel «<»
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