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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 13.09.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-09-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110913014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911091301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911091301
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-09
- Tag 1911-09-13
-
Monat
1911-09
-
Jahr
1911
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Oss Wichtigste. * Von den bei der Manöverkatastrophe bei Pirna ums Leben gekommenen Soldaten konn ten bisher nur die Leichen von zehn geborgen werden. (S. des. Art.) * In Würzburg begann am Dienstag der 20. Deutsche Anwaltstag. * Es verlautet, die spanische Regierung wolle den Gebrüdern Mannesmann die A u s b e u t u n g des Hinterlandes von Ifni überlassen. (S. bes. Art.) »Ingenieur Richter ist in Jena eiuze- .rofsen. (S. Tageschr.) * Das Zeppelin-Luftschiff „Schwabe n" traf am Dienstagmittag um 1 Uhr 20 Min. inDüsseldors ein. (S. Sport.) Sturmiaul gegen Giviitti. Der alte Routinier, der würdige Nachfolger des ewigen Ministerpräsidenten Depretis, ist seit einem halben Jahre wieder im Amte. Herr kHiolitti liebt es, im Gegensätze zu jenem, seine Amtszeiten durch ausgiebige Erholungs pausen zu unterbrechen und legt kein Gewicht darauf, immer mit dabei zu sein. Auch schon, um sein Ansehen nicht abzunutzen. Er zieht es vor, gelegentlich seine Leute als Verweser eni- zusetzen und sich „selten" zu machen. Aber im gesegneten Jahre des Heils 1911 lag ihm daran, wieder einmal persönlich an der Spitze zu stehen. Dio Gefolgschaft im Parlament erhielt einen Wink und dem Kabinette Luzzatti wurde ein Bein gestellt. Die Presse bekam einen anderen Wink und plötzlich empfand die gesamte öffent liche Meinung einmütig ein brünstiges Ver langen nach der Wiederkehr des in weiten Kreisen Vielgeliebten. Der Jubelsommer nähert sich seinem Ende, wenn auch vorläufig nur auf dem Kalender. Ueber dem Lande lagert sich der bleierne Dunst eines ungeheuren Katzenjammers. Ein gutes Stück von dem Fluche, den der Vatikan auf das von ihm zum Trauerjahre erklärte 1911 herab gerufen hat, ist erfüllt. Trotz der Ausstellungen ist der Fremdenzufluß erschreckend hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Keine Spur, daß der Ausfall an Katholiken durch Protestanten und andere Leute wettgemacht wäre! Nicht die Hitze hat geschreckt, die jenseits der Berge dieses Mal die italienische an Graden überholte. Aber einmal will der Nordländer nun etwas anderes in Italien sehen als Ausstellungen, mit denen er daheim schon überfüttert wird. Schlimmer aber war das graue Gespenst der Eholera, das mit allen offiziellen Erklärungen, es existiere gar nicht, nicht umzubringen war. Wenn die aus Italien kommenden Reisenden in Triest, Graz und Wien mit ihrer Konter bande von kommagestaltigen Vibrionen erwischt werden, dann hilft nun einmal kein Dementi. Allein es lastet fast noch Schwereres auf dem Lande als die Cholera. Auch die Geister sind krank. Eine drückende Sorge greift an die Nerven: Wird wieder ein Moment ver patzt werden? Man kann ja die Erinnerung in Italien nicht los werden, daß vor dreißig Jahren so etwas geschehen ist. Datz man den Grafen Lorti fast gesteinigt hätte, weil er vom Berliner Kongresse mit leerer Handtasche zu rückkehrte, war ja nicht ganz recht, da autzer oem „ehrlichen Makler" Deutschland damals auch Frankreich nichts abbekam. Aber als dieses nach drei Jahren sich nachträglich den tunesischen Braten aus der orientalischen Küche holte, da hatte man wirklich Grund, mit seinen Staatsmännern unzufrieden zu sein. 1866 hatten die preußischen Siege Venetien, 1870 die deutschen Siege Italien den Kirchenstaat ein- gebracht. Weshalb war das nicht immer so veiter gegangen, weshalb hatte man sich richt 1877 durch die Russen ein Stück lkordafrika oder Albanien erobern lassen? Und soll es dieses Mal wieder so kommen? Soll, während Frankreich Marokko einsteckt, und Deutschland vielleicht dafür mit dem französischen Kongo abgefunden wird, auch Spanien mög lichenfalls seinen Küstenstreifen behalten darf, 'en es mit Beschlag belegt hat, Italien ganz 'eer ausgehen? Es besitzt doch auch einige »marokkanische Interessen" und hat vor Jahren ich ihre energischere Vertretung von der „Entente ordiale" abkaufen lassen gegen — eine Voll macht auf Tripolis? Wäre es nun nicht an der Zeit, besagte Vollmacht zu präsentieren? Nur schade, daß Frankreich und England durch sie etwas verschenkt haben, was ihnen allen beiden nicht gehört? Tripolis gehört nämlich noch immer den Türken, und die sind durchaus nicht so schenkfreudig, daß von ihnen eine gutwillige Einlösung des falschen Wechsels zu erwarten steht. Also mutz es ihnen durch Krieg genommen werden? So flüstert man längst in italischen Landen und neuerdings fängt man an es zu schreien. Aber werden die westmächtlichen Freunde das zugeben, sie, die so stolz damit tun, daß sie so fleißig an dem „Friedensgedanken" arbeiten? Man mutz in Rom Wind davon haben, datz dafür in Paris und London gar keine Stimmung ist; aus dem Grunde des guten Scheins und dem anderen, daß man sich die fortschreitend „panislamischer" organisierten Mohammedaner nicht noch mehr auf den Hals setzen will. Denn in Italien ist man plötzlich auffallend kühl geworden gegen die Freunde an Seine und Themse. Man be sinnt sich auf einmal darauf, daß man ja noch zum Dreibunde zugehört. Aber dessen deut scher Genosse ist ja noch ottomancnfreund- licher als die anderen! Wer hilft aus diesem Dilemma? Derartige Stimmungen pflegen überhaupt einem Regierungswechsel günstig zu sein. Zu allem Ueberflusse aber hat sich der Minister des Auswärtigen San Giuliano ganz neuerlich erst im vergangenen Winter und während seiner jetzigen Ministerschaft aus die andere Seite fest gelegt. Ihm ist das Wort entfahren, er wünsche, datz Tripolis ewig türkisch bleibe. Das war nach außen sehr ministeriell korrekt; aber für die Wirkung nach innen ist es niemals gut, sich die Zukunft mit kategorischen Lätzen zu verbauen. Soll also nun in der tripolitanischen Frage etwas geschehen, so wird die Vorbedin gung sein, datz der Minister fort mutz. Und die Gelegenheit ließe sich hübsch benutzen, zugleich seinen Herrn und Meister Eiolitti fortzuschaffen. Natürlich hat der kluge Mann, der sich so meisterhaft durch geschickten Wechsel zwischen Selbstregieren und Regiercnlasscn am Steuer zu erhalten versteht, neben vielen Freunden auch viele Feinde. Freunde sind die Geschöpfe seines Nepotismus, und Feinde die jenigen, die im Schalten seiner Gunst stehen. Bei solchem Verhältnisse pflegen die Widersacher leicht, wenigstens vorübergehend, die Stärkeren zu werden, weil derartige Freundschaften auch an Unzuverlässigkeit leiden. Gemeinplätze auf den Nepotismus machen sich zuzeiten recht hübsch. Und auf den Nepotismus der anderen schelten kann auch praktisch sein. Damit hat man jetzt begonnen. In Florenz hat eine Gruppe freier Männer getagt, die die Gründung einer neuen Partei beschlossen hat. Würden sie aus ihrem Herzen keine Mördergrube machen, so tonnten sie ihr Programm auf die drei Worte beschränken: Fort mit Giolitti? Da aber Mördergruben des Landes Brauch sind, so lautet es: Gegen Nepotismus, gegen Wahlresorm und Versiche rungs-Monopol, für energische tripolitanische Politik! Es wird sich ja zeigen, was sie er reichen. vom Lsilermsnöver. Don den besonderen Kriegslagen wurde von der Manöoerteitung die erste am Dienstag veröffentlicht. Die besondere Lage der raren Armee ist folgende: Am 10. September erreichte die erste Armee die Gegend von Berden und Holtau, die zweite Armee die Linie Uelzen-Parchtm. Die blaue Elb- armee ist auf Salzwedel, Schnackenburg und Putlitz zurückgegangen. Im Greifswalder Bodden ist in zwischen die dritte Armee mit dem Auftrage ge landet, südlich vorzugehen. Die vor dieser Armee zurückweichenden blauen Küstenichutztruppen, etwa eine Division, haben am 9. September an der Peene Widerstand geleistet und am 10. September abends die Uebergänge über den Landgrabcn zwischen Neddemin und Ferdinandshof besetzt. Die Bor truppen der dritten Armee sind bis in die Linie Treptow —Tollens« — Werder—Stretense — Ducherow gelangt. Das Armeehauptquartier befindet sich in Jarmen. Von der zweiten Armee ist die verstärkte 18. Kavalleriebrigade entsendet worben, um östlich des Müritzsees gegen die untere Oder aufzuklären und die Verbindung mit der dritten Armee auf zunehmen. Die Brigade fand am 9. September die Gegend zwischen Waren und Malchin vom Feinde frei und wollte am 10. nach Waren vorgehen Die besondere Lage für Blau ist: Diezweite lElb-)Armee ist am 10. in die Linie Putlitz— Schnackenburg—Salzwedel zurückgegangen. Starke feindliche Kräfte erreichten Parchim, Hitzacker, Uelzen und Soltau. In Schlesien und Süddeutschland frei- gewordene blaue Heeresteile sollten mit der Eisen, bahn anfänglich in die Gegend von Malchin lerste Armee) und nach Gifhorn und Hannover <d ritte Armee) herangezogen werden, um gegen den roten Flügel vorzugehen. Auf die Nachricht von der Lan dung starker feindlicher Kräfte im Greifswalder Boddep wird die erste Armee nunmehr um Prenzlau bis züm 11. September morgens ausgeladen. Das Armeeoberkommando ist am 10. mittags in Anger münde eingelrosfen. Die bisher mit dem Küstenschutz beauftragte -11. Division ist von der Heeresleitung angewiesen worden, den Ausmar'ch der ersten Armee zu sichern und ru verschleiern. Sie hatte am 9. der roten Üandungsarmee an der Peene "Widerstand ge leistet und war dis zum 10 September abends hinter den Landgraben und die Tollense in die Linie Fer dinandshof, Friedland, Neddemin und Neubranden burg zurückgewichen. Divisionsstandquartier ist Fried land. Rote Vorposten wurden bei Duchcrow-Stre- tense und bei Werder-Treptow und der Tollense festgestellt. Ueber den Gefechtsverlauf am Dienstag wird berichtet: Strasburg i. d. Uckermark, 12. Sept. Soweit beobachtet werden konnte, ging Not mit dem II. und >X. Korps auch heute weiter südlich und südöstlich vor. Beide Divisionen des blauen XX. Korps standen heute früh bei Woldegk und wurden von Rot in südöstlicher Richtung zurück gedrängt. Von 6 Uhr ab fand bei Woldegk ein anhaltendes Gefecht statt. Selbst in den Straßen des Städtchens befand sich Artillerie. Maschinen gewehre traten in Tätigkeit. Man sah Artillerie mannschaften die Geschütze den steilen Abhang eines Hügels hinaufschleppen. Auf den abgehängten Protzkästen waren 4 Meter hohe Eiscngestelle als Beobachtungstürme aufgesetzt. Der blaue Lenkballon sowie Eindecker und Zweidecker waren in Tätigkeit, berittene Fernsprechtrupps verlegten die Telephon verbindungen vom offenen Gelände nach den Sta tionen. Der Kaiser traf im Automobil um 6 Uhr bei Woldegk ein und beobachtete das Gefecht erst am Nordausgana des Städtchens, dann von 7 Uhr an vom Kalgenberg südlich Woldegk. Später begab sich der Kaiser im Automobil nach Strasburg und von da zur Marienhöhe südlich von Strasburg, wo er um 10 Uhr zu Pferde stieg. Später griff auch die Eardekavalleriedivision und das Gardekorps in den Kampf auf der Linie Eusterberg—Fahrenholz ein. Südlich von Strasburg gingen diese von Osten kommend vor. Lange wogte hier die Schlacht hin und her. Mannschaften von der Earde- lavalleriedivision und ebenso Leibgardehusaren, welch letztere die Divisionstavallerie der ersten Gardedivrsion bilden, saßen ab und gingen mit den Truppen der 41. Division in Schützenlinie vor. Mittag war längst vorüber, als Not immer neue Massen ins Gefecht warf. Das Wetter ist sehr schön, die Staubentwicklung natürlich ungeheur. Das Aussehen der Truppen ist vorzüglich. Es sind nur eine Anzahl Fußkranker zu verzeichnen. Marokko. Der Ton der englischen Blätter über die deutsch-französischen Marokkoverhandlungen ist wieder noch den letzten erregten Ausführungen ruhiger geworden. Die Zeitungen sinh mit wenigen Aus nahmen sehr optimistisch gestimmt, obwohl sie der Meinung sind, daß die Verhandungen noch längere Zeit in Anspruch nehmen. Die „Pall Mall Ea ette" schreibt: Kiderlen- Wächter bat Wind gesät und muß also Sturm ernten. Wer hätte noch vor einiger Zeit geglaubt, daß Frankreich den deutich-französischen Konflikt mit einer solchen Ruhe behandelt? Sollte eine Ver ständigung Zustandekommen — und wir glauben fest daran —, so ist es sichtlich in erster Linie der französi schen sicher und ruhig geführten Politik zu danken. Der „Evening Standard" äußerte sich: Wir sind erstaunt, daß Deutschland so kolossale Forde rungen stellt, die gar nicht im Einklang mit der Größe seines Handels in Marokko stehen. Der „Globe" allein ist etwas pessimistischer und erklärt, daß sich die Situation in den letzten -18 Stunden wieder verschlechtert hätte. Frankreich, das unter allen Umständen die Gleichheit aller Nationen in Marokko aufrechterhalten will, kann Deutschland nicht Privilegien gewähren, die anderen Staaten zum Schaden gereichen würden. Der „Figaro" läßt sich über die Marokko verhandlungen folgendermaßen aus: „Die deutscl -französischen Marokkoverhandlunyen dauern nun schon länger als zwei Monate und bis jetzt ist nach nicht das geringste Resultat erzielt worden. Es drängt sich daher die Frage auf. ob es nicht vernünftiger wäre, die Verhandlungen einfach abzubrechen. Wir sind der Meinung, daß die frnnzösiickie Regierung keine Gelegenheit hak vorüber- ge! en lassen, um zu einer Verständiguna zu kommen. Selbstverständlich wüsten hierbei unsere Interessen und Rechte aus das vcinlichste gewahrt werden. Sollte sich wirklich ein Bruch zwischen Deutsch land und Frankreich vollziehen, so muß cs in den Augen der gan-en Welt klar stehen, daß nicht wir diesen Bruch herbeioeführt Haven, sondern unsere Gegner. Unserer Negierung aber liegt unseres Wissens nichts daran, cs wirklich zu einem Krieg kommen zu lassen. Wir sind versöhnlich gestimmt. Wir haben uns die Sympathie aller Mächte erworben. Ruhe, Kalt blütigkeit und Geduld brauchen wir mehr als jemals. Die Haltung unserer Regierung ist vortrefflich, und unser einziger Wunich ist es ja nur. ein Abkommen zu treffen, das für uns nicht erniedrigend und demütigend ist. Wir sind bereit, einen Teil unserer Kolonien abzutreten unter der Bedingung, daß Marokko für immer aus den deutsch-französischen Verhandlungen verschwindet. Wenn wir jetzt nicht fest bleiben, so werden sich die Deutschen bald wieder mit neuen Ansprüchen in Marokko melden. Unter diesen Bedingungen wäre es also lächerlich einen Akkord zu schließen. Deutschland muß sich also noch einmal genau überlegen, was es nun eigentlich haben will." Kreuzer „Berlin" bleibt vor Agadir. Das von einem Berliner Abendblatt verzeichnete Gerücht über die Ablösung des Kreuzers „Berlin" vor Agadir durch ein Kriegsschiff einer neutralen Macht ist nach Erkundigungen des Wolffbureaus unbegründet. Die Königsberger beruhigen sich. Königsberg, 12. Sept. lE. D.) Nacho.m gestern wiederum 250000 Mark aus der pädtiichen Spar- koste abgehoben worden sind, vollzog sich heute vor- mittag ter Verkehr in ruhiger Weise. Mannesmann und die spanische Regierung. Tanger, 12. Sept. lE. D.) Wie aus Mogador gemeldet wird, ist einer der Gebrüder Man nesmann mit zwei seiner Angestellten und drei anderen Deutschen hier eingetroffen. Mannesmann hatte eine längere Unterredung mit dem spa nischen und dem deutschen Konsul. Man ist hier allgemein der Ansicht, daß Spanien die Absicht hat, Mannesmann die Ausbeutung des Hinter landes von Ifni zu überlasten. Man legt der Angelegenheit des deutschen Industriellen hier große Bedeutung bei. Tie Rüstungen der Niederlande.' Haag, 12. Sept. lE. D.) Die Vorbereitungen der Niederlande für einen eventuellen deunch- französischen Krieg halten an, um jede Ver letzung der holländischen Neutralität zu schützen. Wie holländische Blätter melden, sind die Garni sonen an der limburgischen Grenze, besonders Maastricht, bedeutend »erstä rkt worden. Die Eisen bahnlinien, die Deutschland mit Belgien verbinden, werden Tag und Nacht von starken Kavalle-'-» Patrouillen bewacht. Die Eifenbahnb rücken sind von Militärposten besetzt und es sind Minen ge legt worden, um sie gegebenenfalls in die Luft sprengen zu können. Die Westgrenze und die Be- festigungen an der Maas und Schelde sind in Ver teidigungszustand gesetzt worden, und im ganzen Lande werden die militärischen Vorsichtsmaßregeln nach wie vor mit großem Eifer betrieben. verstärkte militärische Bewachung der englischrn Küste. London, 12. Sept. lE. D.) Die beiden Leucht türme auf Sheerneß haben gestern olötzlich mili tärische Bewachung erhalten. Auch der Beobach tungsturm in den Außenforts hat eine verstärkte militärische Wache erhalten. Da auch die in der Nähe liegenden Kohlendepots einer strengeren Be wachung unterzogen werden, ist man in London hierüber sehr beunruhigt. — Die verschieden artigsten Gerüchte sind im Umlauf. Einige wollen wissen, daß diese militärischen Vorbereitungen nur wegen der dort stattfindenden Marineübungen ge troffen worden sind, andere jedoch glauben, daß diese Schutzmaßregeln ernstere Ursachen haben. III. Deutscher SiSütetsg. Ilx- Posen, 12. September. Als ersten Gegenstand enthält die zweite und letzte Sitzung des Deutschen Städtetages die Stellungnahme zur Frage der Arbeitslosen versicherung. Die beiden Referenten sind die Oberbürgermeister Wallraf-Köln und Dr. Adickes-Frankfurt a. M., die der Versammlung folgende Leitsätze unterbreiten: 1. Von starker menschlicher Teilnahme für die Nöte der unverschuldet Arbeitslosen erfüllt, sind viele Stadtverwaltungen seit geraumer Zeit bemüht gewesen. Hilfe zu bringen, aber die Erfolge waren nur bescheiden. Das Verlangen nach einer umfassenden Arbeitslosenversicherung macht sich daher immer wieder geltend, und die Stadtverwal tungen haben um so mehr Anlaß zum Studium dieser Fragen, als neuerdings die bayrische und die badische Stacnsregierung versucht haben, den Städren in erster Linie die Verantwortung für die Organisation der Arbeitslosenversicherung zuzuweisen. 2. Den sichersten Ausgangspunkt der Unter suchungen bildet die auf Anregung des Reichstags vom Kaiserlich Statistischen Amt, Abteilung für Arbeiterstatistik lNegierungsrat Dr. Leo) heraus gegebene große Denkschrift über die Versicherung gegen die Folgen der Arbeitslosigkeit im Ausland und in Deutschland (1906). Und zwar ist es vor allem wichtig, die Ausführungen dieser Denkschrift über Umfang und Ursachen der Arbeitslosigkeit, gegen welche die Versicherung geplant ist, d. h. der Arbeitslosigkeit eines arbeitswilligen und arbeils- fähigen Arbeiters, der eine angemessene Beschönigung nicht finden kann, scharf und bestimmt zu erfassen. 3. Soweit die bisherigen Erfahrungen und Er mittelungen reichen, sind Gründe und Umfang der Arbeitslosigkeit und auch das Versicherungs bedürfnis in den einzelnen Gewerben äußerst ver schieden. Ein großer Unterschied ist vor allem dadurch gegeben, daß in den Wetter-Saison gewerben, namentlich Landwirtschaft. Binnenschiff fahrt und Baugewerbe mit Hrlfsgewerben, all jährlich an einer nach dem Jahresdurchschnitt in weitem Umfang feststellbaren Zahl von Tagen die Arbeit im Gewerbe aus klimatischen Gründen mit Sicherheit ausgeichlossen ist, während im übrigen die Arbeitslosigkeit durch Geschäfts- stockungen, Aenderungen im Gewcrbebelrieb, Ueber- füllung des Berufes und andere ungewisse Umstände veruriocht wird. Ganz besonders geartet ist außerdem die Arbeitslosigkeit der sogenannten Gelegenheit«, arbeiter. Das Versicherungsbedürfnis ist überdies in den einzelnen Berufen auch deshalb sehr ver schieden, weil die Möglichkeit von Nebenerwerb und Nebenbeschäftigung in der arbeitslosen Zeit außerordentlich verschieden ist. Eine sorg fältige Unterscheidung und eine gesonderte, den eigentümlichen Verhältnissen der einzelnen Ar- beiterklassen angepaßte Behandlung der verschiedenen Fälle und die Herausardeitung der in den einzelnen Fällen ratsamen und verwendbaren Der- sicherungseinnchtungen ist um so mehr geboten, als eine allgemeine Arbeiterversicherung »ur Zeit schon deshalb ausgeschlossen erscheint, weil ihre Voraus setzung — ein allgemeiner Arbeitsnachweis — nicht vorhanden ist und voraussichtlich auch in naher Zeit nicht vorhanden sein wird. Die Gr undfrage jeder Organisation für Arbeits losenversicherung ist die Frage, ob und in welchem Umfange ein staatlicher Zwang angewandt
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