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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 16.12.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-12-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19111216014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911121601
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911121601
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-12
- Tag 1911-12-16
-
Monat
1911-12
-
Jahr
1911
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2. Vellage. Srmnaben-, l6. Veremder lSN celpzlyer Tsgeblsn m. Z^s. 1O5. IsNrnkknn. f-Iitlrche Umschau. Sur Neuregelung üer Vrtslrlalleu schreibt man uns: Nach Verabschiedung Les letzten Ortsklassentarif» hatten verschiedene preußcsche Städte und ein« Reihe von ncchtpreußijchen StäDten bei der preutzlschen Regierung und beim Bundesrat Eingaben eingereicht, in denen gebeten wurde, dieseStädte, di« meistens deklassiert worden waren, wie. der in eine höhere Ortsklasse zu versetzen. Von der preußljchen Staatsregierung waren die preußljchen Antrag« geprüft worden, und es war ein Verzeichnis derjenigen Städte angesertigt worden, deren Wünsche Unterstützung verdienen. Die defi nitive Erledigung der Angelegenheit sollte dem Bundesrat Vorbehalten bleiben. Obgleich Monat« verflossen sind, hat der Bundesrat bis jetzt zu dieser Frage keine Stellung genommen, so daß eine Entscheidung nicht getroffen werden konnte. Die betroffenen Städte legen aber den grob- ten Wert auf eine baldig« Erledigung der Angelegenheit, da durch di« Deklassierung der Städte das Diensteinkommen von Lehrern und Ge- meinüebeamten in Mitleidenschaft gezogen ist und die Städte mit der Absicht umgehen, für den Fall der Ablehnung ihrer Anträge sür ihre Beamten einen Ausgleich durch Gewährung von Orts- und sonstigen Zulagen herbeizuführen. Diese Gewährung soll mit dem neuen Rechnungsjahr in Kraft treten. Die Städte können sich über diese Frage nicht eher schlüssig machen, ehe sie Klarheit haben, ob ihren Anträgen auf Hinaufsetzung in eine höhere Klasse stattgegedcn werden kann. Eine Relle Ins Rmbolsnü. hat Hauptmann Streitwolf, der Referent für Einaeborenen-Angelegenheiten beim Gouvernement In Windhuk, vom 5. Juli bis 16. September d. I. unternommen. Das amtliche „Kolonial blatt" veröffentlicht über diese Reise einen 18 Spalten fül lenden Bericht, dem die nachstehenden Angaben ent nommen sind. Wurden die Ooambo bisher als fremdenfeindlich geschildert, so hat Streitwolf sie von einer freund licheren Seite kennen gelernt. Er fand, daß der Deutsche infolge der Nachwirkung des Hererokrieges bei den Ovambo große Achtung genießt, und ist mit einer Anzahl von Häuptlingen, die alle aä Selbst überschätzung leiden und stellenweise sich anfangs widerhaarig zeigten, recht gut ausgekommen. Das Ersckieinen eines Regierunasoertreters diente dazu, den selbstbewußten Häuptlingen das Gefühl beizu bringen, daß sie unter deutscher Herrschaft stehen. Der Masse des Volkes aber wäre nach Streitwolfs Ansicht die Errichtung einer Station willkommen, weil Uebergriffe der Häuptlinge dann für immer auf hören würden. Bekannt ist das Amboland hauptsäch lich als ein wertvolles Arbeiterreservoir: es sandte im Jahre 1910 mehr als 9200 Leute zur Arbeit. Bei einer Einwohnerzahl von etwa 156 000 Seelen ist die Arbeitergestellung noch entwicklungsfähig. In dieser Hinsicht durch finanzielle Abmachungen nnt den Häuptlingen einen Zwang auszullben, widerrät Streitwolf: richtige Behandlung durch die Arbeit geber, Einwirkungen des Kommissars in Lüderitz- bucht und Gewöhnung an Bedürfnisse hält er für das beste Mittel, den Zuzug der Arbeiter stärker werden zu lassen. In diesem Jahre trägt dazu vielleicht die Hungersnot bei, eine Folge des trockenen Sommers, die das Gouvernement zu einer Hilfsaktion be stimmte. Im allgemeinen fehlt es dem Amboland« an Wasser nicht. In ganz ebenem Gelände be- stehend, ist es nämlich von vielen Niederungen durchzogen, die sich in der Regenzeit mit Wasser fül- len. Freilich ist das Wasser in den südlichen Gebie ten wegen des Salzgehaltes des Bodens ungenießbar. Aus demselben Grunde ist das Gras so sauer, daß die Herero-Ochsen Jahre brauchen, um sich an die veränderte Weide zu gewöhnen. Der Loden der von den Eingeborenen bestellten Felder ist in der Regel sandiger, grauschwarzer Humus; die Bestellung erfolgt durch primitiven Harkbau, der nur die Oberfläche etwas lockert und dringend des Ersatzes durch den Pflug bedarf. Der Salz gehalt des Bodens hindert im Süden auch den Baumwuchs, im Norden ist der Wald um so schöner entwickelt. Die kinderreichen Eingeborenen haben namentlich unter Malaria, Blutarmut und durch Geschlechtskrankheiten, die von den aus den Minen zurückkehrenden Arbeitern sehr häufig eingeschleopt werden, zu leiden. Das von der finnischen Mission errichtete Lazarett in Onipa, von einer Aerztin ge leitet, und im Jahre 1910 von mehr als 4600 Ern- geborenen aufgesucht, entfaltet daher eive segens- reiche Tätigkeit und wird vom Gouvernement unter stützt. Oeutlche Treue im lremüen Lsnü. Ter deutsche Ansiedler und Einwanderer ist nicht zum wenigsten deswegen in anderen Ländern be sonders willkommen, weil er, abgesehen von seiner wirtschaftlichen Tüchtigkeit, seine staatsbürgerlichen Pflichten der neuen Heimat gegenüber mit gewissen haftestem Ernste ausübt und in der opferwilligen Treue, die auch Leib und Leben für das neue Vater land einsetzt, unbeschadet der Treue zu seiner deut schen Art und Sprache hinter keinem Eingeborenen zurücksteht. Tas bekannteste und glänzendste Beispiel hierfür bietet die nach Hunderttausenden zählende freiwillige Beteiligung des Deutschtums in den Ber einigten Staaten an dem gewaltigen Sezessionskriege. Einen sehr interessanten Beleg für diese deutsche Treue dem Adoptivvaterlande gegenüber entnehmen die Mitteilungen des Vereins für das Deutschtum im Ausland dem 3. Bande der bedeutsamen „Gesclstchte der Deutschen in den Kar pathenländern" von Prof. Raimund Kaindl-Czerno- witz über das Teutschtum in Galizien. Er zitiert dort aus einem österreichischen Berichte aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts folgendes: „Als vor dem Ausbruche des letzten französischen Krieges (1809s das junge Volk zum Militärdienst ausgehoben wurde, ergriff auch die galizischen Deut schen das Feuer der Begeisterung für die Sache der Monarchie und des edlen Fürstenhauses. Mehrere Väter von den deutschen Ansieblern (ich habe die- aus dem Munde angesehener Offiziere) steuten 'hre Söhne selbst zum Militärdienst und ermahnten die selben in kräftigen Worten zur Bravour und Treu«, während sie den Schmerz über die Trennung von denselben männlich zu unterdrücken wußten. Ein Betragen, das gegen das Heulen und Wehklagen der Eingeborenen, womit sie bei ähnlichen Veranlassun gen die Luft erfüllten, sehr zur Ehre der Deutschen abstach. Als während des Krieges die deutschen Ansiedler in der Lubaczower Kameralverwaltung (welche von polnisch-sächsischen Truppen besetzt war) angehalten wurden, der neuen Regierung den Eid der Treue zu leisten, weigerten sich dieselben, eS vor geschlosse nem Frieden zu tun; als man ernstlicher in sie drang, erklärte einer im Namen aller, er wolle lieber seine Wirtschaft tm Stiche lassen und arm, wie er ins Land kam, wieder auSwandern, ehe er einer Re gierung untreu würde, der er alles zu verdanken hab«. Tie männliche Erklärung hatte die gute Wir kung, daß der gerührte Kommissär von der EideS- forderung abstand, und wirklich waren die Teut- schen die einzigen, welche diesen voreiligen Eid nicht geleistet haben. Ta nach hergestelltem Frieden diese zur Zeit der Gefahr erprobte Tenkart für die Frucht des guten Unterrichts ihres Seelsorgers angesehen wurde, so bewilligte Seine Majestät dem Pastor Schuchard zum Beweise der allerhöchsten Zufrieden heit eine Gehaltszulage von 200 fl. nebst einer golde nen Medaille." veutsches Seich. Leipzig, 16. Dezember. * Den Reichstagswahlkampf in Dresden hat in einer von etwa 2000 Personen besuchten Versamm lung der bisherige Reichstagsabgeordnete Land gerichtsdirektor Dr. Heinze, der Kandidat der Nationalliberalen und der vereinigten rechten Parteien, am Donnerstag eröffnet. Die Ver sammlung wurde vom ersten Vorsitzenden des natio nalliberalen Deutschen Neichsoereins zu Dresden, Dr. Kaiser, geleitet. Dr. Heinze, bei seinem Er scheinen im Saal von lautem Beifall begrüßt, legte in einer etwa zweistündigen, von wiederholtem Beifall unterbrochenen Rede seine politischen Grund sätze dar- Der Schluß seiner ausgezeichneten Rede wurde von kraulendem minutenlangen Beifall begleitet, der sich immer wieder erneuerte. In der Debatte sprachen unter anderen einige So.ial- demokraten, denen Dr. Heinze im Schlußwort in glücklichster Weise entgegnete. * Eine neue Ortsgruppe des Hansabundcs. In Borna bei Leipzig fand am 14. Dezember im Hotel „Wettiner Ho," eine stark besuchte Versammlung statt, in welcher Sekretär Emil Berg-Leipzig über: „Zwecke und Ziele des Hansabundes" referierte. In der Ver sammlung wurde die Gründung einer Ortsgruppe beschlossen, der etwa 50 Mitglieder deitraren. * Ein Korfu-Bild für die Kaiserin. Wie der „Inf." mitgeteilt wird, hat der Marinemaler Prof. Willy Stöwer im Auftrage der Kaiserin ein Gemälde geschaffen, das ein Landschaftsbild aus dem romantischen Gebirgsdorfe Peleka auf Korfu veranschaulicht. Das Bild ist jetzt fertig gestellt. * Die Regierungsverhältnisse in Braunschweig. Wie wir berichteten, haben Berliner Blätter den letzten Besuch des Herzoysregenten von Braun schweig, der zeitlich mit einem Besuch des Königs von Dänemark am kaiserlichen Hofe zu- sammenfiel, mit der Frage der Regierungsverhält nisse in Braunschweig in Verbindung gebracht. Dreier Kombination folgten Dementis der braun schweigischen Blätter auf dem Fuße (S. Freitag- morgennummer. Die Red.). 'Nunmehr ergreift auch die „Nordd. Allg. Ztg." zu der Angelegenheit das Wort. Das offiziöse Organ schreibt: „Wir sind von unterrichteter Stelle zu der Ertlärung ermächtigt, daß dieses Gerücht reine Erfindung ist." * Zur Einberufung des preußischen Landtages erfahren wir, daß das Staatsministerium sich für eine Einberufung des Landtags am 15. Januar 1912 ausgesprochen hat. Der Landtag dürfte nach seiner Einberufung nur zwei Tage zusammenbleiben und nach der Einbringung des Etats und der Steuergesetze und der Vornahme der Wahl eines neuen Präsidiums sich bis zum 24. Januar vertagen. * Ueber eine Reform in der Aufstellung des Kolo- uialetats haben im Reichskolonialamt Er wägungen stattgefunden. Es war im Reichstage häufig darüber Klage geführt worden, daß die im Kolonialetat geforderten Ausgaben in fast allen Fällen später überschritten werden mußten, weil sich die Kosten bei der Anforderung durch die Gouvernements der Kolonien noch nicht hatten über sehen lassen. Tiefe Forderungen müssen bekannt lich 10 Monate vor dem Beginn des neuen Rech nungsjahres von den Gouvernements abgesandt wer den. Tie einzelnen Dienststellen in den Schutz gebieten sind daher gezwungen, über ein Jahr vor Beginn des betreffenden Rechnungsjahres ihren Be darf für dieses anzumelden. Infolgedessen läßt es sich nicht vermeiden, daß bei den fluktuierenden Verhältnissen in den Kolonien häufig Ueberschreitun- gen vorkommen. Es sind Erwägungen angestellt worden, diesen Mißständen ent gegen zu treten, doch haben diese Erwägungen zu keinem Ziele geführt. Man hatte vorgeschlagen, den Kolonialetat später als den Reichsetat dem Reichstage vorzulegen, um dadurch zu ermöglichen, die Anforderungen der Gou vernements später einfordern zu können. Aucb ist man mit dem Gedanken umgegangen, für die Kolo nien zweijährige Etatsperioden einzu führen, damit die Mehrausgaben des einen Jahres durch Mnderausgaben im zweiten Jahre ausge glichen werden können. Alle diese Erwägungen muß ten jedock fallen gelassen werden, da der Ausführung zu große Schwierigkeiten entgegenstchen. * Erlaß der Arzneita» 1911. Wie wir hören, hat der Bundesrat in seiner Donnerstagssitzung dem Ent wurf einer Arzneitaxe ttir das Jahr 1911 zugestimmt, nachdem derselbe im Reichsgesundheitsantt in ein gehenden Beratungen mit Sachverständigen neu auf gestellt war. Deutsche Arzneitaren bestehen seit dem Jahre 1905. Sie regeln die Arzneipreis« für das ganze Reichsgebiet. Naturgemäß handelt es sich dabei nur um Höchstpreise. Ermäßigungen auf Grund freier Vereinbarung unter die festgestellten Taxen find unzulässig. * Der Entwurf eine« Seeunfallgesetzes wird zu den ersten Entwürfen gehören, die dem neuen Reichs tag unterbreitet werden sollen. Der Entwurf liegt dem Bundesrat gegenwärtig zur Beratung vor und ist bestimmt, das Gesetz betreffend die Untersuchung von Seeunfällen vom Jahre 1877 abzuändern. In erster Linie soll eine Beschleunigung der see amtlichen Untersuchung herbeigeführt werden, in dem man diese Untersuchungen an das gerichtliche Strafverfahren anlehnt. * vom Pfarrer Jatho. Wie erinnerlich, wurde jüngst Pfarrer Jatho zum Aeltesten der Evan gelischen Kirchenaemeinde in Köln gewählt. Die Positiven haben dagegen Einspruch erhoben und der Kreissynodalvorstanü hat nunmehr diesen Ein spruch als begründet angesehen und die Wahl vorläufig für ungültig erklärt. Jatho will nun mehr den Beschwerdeweg beim Konsistorium beschreiten. * Eine Regierungsstation auf den Admiralitäts inseln. Die von der Schutzgedietsverwaltung schon lange angestrebte Errichtung einer Regierungsstation auf den Admiralitätsinseln ist, nachdem im Etat sür 1911 die Mittel bewilligt wurden, nunmehr verwirk licht worden. Durch Bekanntmachung des Gouver neurs von Deutsch-Neuguinea vom 1. Oktober dieses Jahres find die Admiralitätsinseln und die westlichen Inseln, die bisher zu dem Bezirksamt Raoaul gehörten, von diesem abgetrennt und zu einem neuen selbständigen Stationsbezirk vereinigt. * Verschwörung auf de« Karolineninseln. Nach einer Meldung der „Köln. Volksztg." ist auf den Karolineninseln eine Verschwörung entdeckt wor- den. 30 junge Burschen konnten rechtzeitig verhaftet werden. Die Verschwörung soll auf die Ver fassungsänderung und auf den Zwang der Ein geborenen zum Wegebau zurückzuführen sein. * Reichstagswahloorbereitungen. Im Wahlkreis Köln- Stadt hat das Zentrum am Dienstag wie- der den bisherigen Vertreter Justizrat Karl Trim- born - Köln als Kandidaten proklamiert. Die kon servative Vereinigung hat beschlossen, bei der Stichwahl den Zentrumskandidaten zu unterstützen. — Im Wahlkreis Solingen hat der Bund der Landwirte als Reichstagskandi daten den Landwirt Hummelsheim- Schlebusch aufgestellt. — Im Wahlkreis Malmedy-Schlei- den hat das Zentrum den Reichstagsabgeord neten Dr. Ferners als Kandidaten ausgestellt. — Die Dänen haben in folgenden Wahlkreisen Kan didaten ausgestellt: in Hadersleben - Sonder» bürg den bisherigen Abg. Hanssen, in Flens burg - Apenrade Peter Grau und in Ton- dern-Husum Peter Jessen. — Nach den Be schlüßen der schlesischen Zentrumspartei, unterstützt das Zentrum die konservativen Kandidaten bereits im ersten Gange in Euhrau- Steinau-Wohlau, Militsch-Trebnitz, Ohlau-Nimptsch- Strehlen, Breslau-Ost, Breslau-West, Schweidnitz- Striegau, in sämtlichen Kreisen Les Regierungs bezirkes Liegnitz, Hirschberg-Schönau ausgenommen, und Kreuzburg-Rosenberg. — Die Ehristlich- sozialen haben für den Wahlkreis Essen den Pfarrer Keudel aus Vluyn als Kandidaten auf gestellt.—Im Neichstagswahlkreise Glaß-Habe l- sch werbt, wo das Zentrum an Stell« des Grafen v. Oppersdorfs den Landgerichtspräsidenten a. D. Sperling aus Schweidnitz als Kandidaten aufgestellt hat, haben die Konservativen einen eigenen Kandidaten nicht aufzustcllen, sondern den Zentrumskandidaten zu unterstützen.— In einer in Frankfurt a. M. abgehaltenen Mit gliederversammlung des Zentrums wurde Lehrer Jean Schwarz-Frankfurt als Kandidat des Zen trums aufgestellt. — Im Wahlkreise Pleß-Ryb- nik haben L ie Polen den Grafen Mielczynski als Kandidaten aufgestellt. — Wie gemeldet wird, ist die Aufstellung der Kandidatur des Staats sekretärs a. D. Dernburg in Meppen-Lingen- Bentheim ohne Wissen und Willen des Staatssekretärs erfolgt. Kuslsnü. Oesterreich. - Ungarn. *Das politische Glaubensbekenntnis des öster reichischen Thronfolgers. Erzherzog Franz Ferdi nand, der durch seine letzte aktive Teilnahme an der Politik viel von sich reden macht, hat vor einiger Zeit eine Art Glaubensbekenntnis seiner Politik ab gegeben, das aufzufrischen vielleicht jetzt sehr in- teressant ist. Nach dem ..Pesti Hirlap" hat sich der Thronfolger über „seine^ Politik wie folgt ausge lassen: „Es ist lächerlich, zu behaupten, daß ich ultra montan und „klerikal" bin. Als katholischer Christ bin ich natürlich ein glaubenseifriger Katholik. Das hindert mich aber nicht, es als meine Pflicht anzu sehen, die religiösen Ueberzougungen aller anderen in Ehren zu halten. Daher spielen in meiner Politik konfessionelle Gesichtspunkte niemals eine Rolle. Mein Hauptziel ist die Aufrechterhaltung und För derung der Widerstandsfähigkeit der österreichisch ungarischen Monarchie, und daher enthält mein poli tisches Programm zwei unabänderliche Punkte: der eine ist die Erhaltung der Arme« in ihrer Ein heitlichkeit und in ihrem Ausbau, der andere ist die Aufrechterhaltung der Dankgemein schaft: denn ich habe mich davon überzeugt, daß die gemeinsame österreichisch-ungarische Bank eine der wertvollsten Machtquellen der dualistischen Monarchie ist." Da diese Aeußerung des Thronfol gers seinerzeit viel besprochen, amtlich aber nicht dementiert wurde, kann man annehmen, daß sie im großen und ganzen zutreffend wiedergegeben ist. * Maßnahmen für eine eventuelle Mobilisierung der österreichischen Armee. Wie das Blatt „Cesko Sl-owo" meldet, hat sich die Prager Handels- unb Gewerbekammer mit einer Anfrage an die Eiscnbett- fabriken des Ka-mmerbezirkes gewendet, wieviel eiserne Betten sie für den Fall einer Mobilisierung zu liefern imstande wären. Weiter hat sich das Kommando des dritten Train-Regimentes in Prag an die Direktion der Strafanstalten mit einer An frage gewendet, unter welchen Bedingungen Sträf linge als Tagelöhner für den Mobilisierungsfall beigestellt werden könnten. Für die Sträflinge würde das Kommando eventuell den Betrag von 80 Heller pro Mann und pro Tag aussetzen. England. * Der Kohlenarbeiterstreik in Lissabon. Der Streik der Kohlenlader dauert fort. Am Donners tag weigerten sich die Ausständigen, die Schiffe mit Kohlen und Wasser zu verladen. Am Abend kam es zu einem Zusammenstoß zwischen der Polizei und den Streikenden, wobei auf beiden Seiten mehrere Personen verletz: wurden. Montenegro. * Montenegro und die Balkanwirren. In Anbe tracht der für nächstes Frühjahr geplanten Aktion der Albanesen zur Erreichung ihrer Auto nomie bemüht sich die montenegrinische Regierung, einflußreiche Malissorenchefs zu bewegen, jeden frem den Einfluß zurückzuweisen, dagegen beabsichtigt Montenegro, Italien zu unterstützen. Inzwischen ordnete der Kriegsminister an, daß die Komman danten türkischer Truppen an der montenegrinischen Grenze dafür zu sorgen haben, daß sich durch Ver schulden türkischer Soldaten an der montenegrinischen Grenze keine weiteren Zwischenfälle ereignen. Bulgarien. * Der bulgarische Ministerpräsident über den Besuch König Ferdinands bei Kaiser Franz Josef. Wie der „Frlf. Ztg." gemeldet wird, erklärte anläß lich einer Anfrage Ministerpräsident Geschow, daß der letzte Besuch König Ferdinands bei Kaiser Franz Josef rein familiären Charakter gehabt habe. Leber Politik wurde nicht gesprochen, und wenn darüber gesprochen worden wäre, so hätte dies nur im Sinne der Regierungspolitik sein können. Geschrw erklärte weiter, er habe keine Kenntnis von angeblichen Verhandlungen zwischen Oesterreich und Rußland zwecks einer neuen Balkan-Entente, er wiße aber positiv, daß beide Mächte die Ruhe am Balkan ge wahrt wissen wollten. vereinigte Staaten. * Einfuhrsrageu. Staatssekretär Knox fordert in dem vom „New Pork Herald" veröffentlichten Schreiben, das er an Len demokratischen Führer llnderwood, dem Vorsitzenden des Repräsen tantenhauskomitees für Mittel und Wege, gerichtet hat, «ine Bevollmächtigung des Präsidenten Taft zu durchgreifenden Tarifmaßregeln, um der unterschiedlichen Behandlung ein Ende zu machen, Lie gewiße fremde Länder der amerika nischen Einfuhr noch angedeihen ließen. Knox führt Beispiele einer solchen unterschiedlichen Be handlung seitens Belgiens, Deutschlands, Ita liens, Oesterreich-Ungarn«, Portugals und Bulga rien» an und empfiehlt di« Anwendung von Ler« geltungszöllen, um ihr entgegenzutreten. In einigen Fällen werde es vielleicht notwendig sein, Zuschlagszölle von 5 bis zu 25 Prozent auf einige Artikel zu legen, oder M2n könne die gesamte Aus fuhr einer Nation nach den Vereinigten Staaten höheren Sätzen als denen des bestehenden Minimal tarifs unterwerfen. In Fällen schwererer Art könne sogar ein Einfuhrverbot notwendig sein. Märkischer Lsnülng. Zweite Kammer. (:) Dresden, 15. Dezember. Tie Zweite Kammer trat heute zu ihrer letz ten Sitzung, der 25., im alten Jahre zusammen. Im Hau>e herrschte Feriensttinmung, die Abgeord neten unterhielten sich lebhaft und wünschten sick unter freundlichem Händedrücken gegenseifig fröh liche Weihnachten und glückliches Neues Jahr. Einige Plätze blieben ganz leer, und auch die Tribünen waren nur spärlich besetzt. Am Regierungsfiscl)« saß einsam Staatsminister Tr. von Otto, der sich kurz vor der Sitzung sehr eingehend mit dem Präsi denten Tr. Vogel unterhielt. Tie Sitzung begann schließlich mit einer viertelstündigen Verspätung. Auf der Tagesordnung standen nur 4 Be richte der Beschwerde- und Pecitiousdeputation über eingegangene Petitionen und Beschwerden. Abg. Poser» (Natl.) referierte zunächst über die Petition des Fabrikarbeiters Paul Uhlemann in Waldheim um Gewährung einer Freistelle für seinen in der Königl. Blinden-'- anstatt zu El/emnitz-Altendorf uutergebrachleu Sohn. Präsident Tr. Bogel bemerkte am Schlüsse der Sitzung, daß der erste Abschnitt der Tätigkeit der Zweiten Kammer nunmehr abgeschlossen sei. Er wünsche den Herren ein recht fröhliches Weih nachtsfest und ein glückliches Neues Jahr, und er hoffe, daß sich alle im neuen Jahre zu neuer Arbeit gesund und munter Wiedersehen möchten. Nächste Sitzung: Dienstag, den 16. I a - nuar, mittags V21- Uhr. Tagesordnung: Schlußberatung über das Oberverwaltuugsgericht, über die Frauenklinik und Hebammenanstalt, über technisä)e Deputation und über die gemeinsame Verwaltung deS Ministerial gebäudes, sowie allgemeine Vorberatung über De kret 21, betressend den Personal- und Besoldungs etat der Landesbrandversickzerungsanstalt. * Lsnütsgspetitwnen. Tie bei der Zweiten Kammer eingegange nen Beschwerden und Petitionen haben nunmehr die stattliche Zahl von 350 über schritten. Trotzdem gehen immer nocb täglich neue Bitt- und Beschwerdeschristen bei der Kammer ein, so daß demnächst das 5. Petitionsvec- zeichnis zu erwarten steht. Von den eingcgangc- ncn Petitionen seien erwähnt eine solck)e des Vor standes der sächsischen kirchlichen Konfe renz in Leipzig, betreffend Vorschläge zur Reform des Religionsunterrichtes in den Volksschulen, ferner 2 Petitionen der Vorsteher und Vorsteherinnen der Leipziger Privatmädcheu- schulen wegen vorläufiger Anerkennung der preußi schen Oberlehrerinnen in Sachsen und betreffenid das Gesetz über das höhere Mädchcubildungswesen vom 16. Juni 1910, sowie die Ausführungsverord nung zu demselben vom 8. Tezember ltfio, eine Petitton des Vorstandes des Sächsischen Leh rer Vereins um Abänderung des Ein- kommensteuergesetz.es in Verbindung mit dem Erlaß eines Landesgemcindestcuergesetzcs, eine Petition der Stadtgendarmen zu Dresden um Ver besserung ihrer Gchaltsvcrhältnisse, eine Petition des Frauenbereins zu Planen i. V., betreffend die Abänderung der Gemeindeordnungen sür das König reich Sachsen hinsichtlich der persönlichen A n s - Übung des Stim mrechtes für Frauen, eine Petition des sächsiscl>en LandcsvereinS des coan- getischen Bundes, betreffend die konfessionelle Volksschule, eine Petition des alten Tierschutz vereins zu Dresden um Aufhebung der bestehenden Bestimmungen über das Schächten, sowie eine Petition der Vereinigung von Bürgermeistern mitt lerer und kleinerer Stähle und berufsmäßigen Ge meindevorständen im Königrcicl)e Sachsen um Acndc- runa und Ausdehnung des Gesetzes, betressend das Disziplinarverfahren gegen städtische Beamte. Besonders bemerkenswert sind noch die Petitionen des sächsischen StaatSbcamtenbundes um Neuregelung des B e a m t c n r c ch t e S , der Mittel - standsvereinigung im Kömgrciche Sachsen um Schutz gegen Streik, Terrorismus und Boykott, des Vor standes des Sächsischen Lehrervereins, betreffend Wünsche der sächsischen Lehrerschaft zur Neugestal tung des B 0 l k s s ch u l g e s e tz e s , das Schutz komitees der selbständigen Erwerbsstände Sachsens betreffend die Neuregelung des Volksschulwesens, deS Zentralverbandes der proletarischen Freidenker, be- tresfend Wünsche für den Religionsunter richt im neuen Volksschulgcsctz, und des sächsisckscn Landesverbandes deS Bundes deutscher Militäran wärter, betressend die Anrechnung eines Teiles der Militärdienstzeit auf die Festsetzung des Vcamtcn- besoldungsdienstalters. Sehr zahlreich sind die Pe titionen aus Beamtenkrersen um Auf besserung der Gehaltsverhältnisse usw. Hieran schließen sich noch zahlreiche Eisen bahnpetitionen von Stadtgemeinderäten, Ge meindeverbänden, Gemeindeverwaltungen und Ver einen, sowie eine große Anzahl von Petitionen von Privatpersonen. Literarische Anzeigen. M Unser Veilmaellkkslslog snttgasrireker uvä im sreire ermSrrigler Verke kille billige Liieüer sowie uvrere surstdrl. Mloge neuer Liielier svr aßen Kedieten äer Literatur rieben suj Vnvred grstir mil frsuko rn Sienriev kossdvrKb Z3KL<rLL tL » rr 1RLIA K Ziviler z Lelurnde Leiprig, UviverMtrrlrsrre 1l
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