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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 16.12.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-12-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19111216014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911121601
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911121601
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-12
- Tag 1911-12-16
-
Monat
1911-12
-
Jahr
1911
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Lonnabenü, lS. vrzemver I9ll VeUe 2. m. 348. los. Ialrryvny. Leimiger Tsyeblrnr. f's'a ksiäL.iis Der Krieg um Triptis. Die Nachricht von einer motzen Schlacht Lei Dehibad. die wir in unserer gestrigen Abend nummer nach türkischen Telegrammen veröffentlich ten, scheint sich nicht zu bestätigen. Von dem italienischen offiziösen Depeschenbureau, der „Agenzia Stefani", wird ein« Depesche verbreitet, in der der angebliche Kampf nicht mit einem Wort« erwähnt wird: Aus Tripolis, Ain Zara, Tadfura und Homs wird nichts Neues gemeldet. Tadjura ist durch ein Telephon mit Tripolis verbunden. Kund- schafterflieg«! bestätigen, datz das Gebiet nördlich Azizie» fast völlig vom Feinde geräumt ist. Ein Teil der Türken soll sich in Garian, ein Teil in Azizie befunden. Bei den Türken sollen noch etwa 1000 Araber von Gebel und aus Zavia sowie einige Häuptlinge aus andern Ortschaften, jedoch ohne Mannschaften, fein. Es sind Anzeichen vorhanden, datz die Araber die Tür ken mit der Absicht. sich den Italienern zu unterwerfen, verlassen. Aus Benghasi liegt nicht« Neue« vor. Dumdumgeschoss«? Di« „Agenzia Stefani" teilt mit: Das türkisch« Kriegsministerium veröffentlicht ein« Depesche des Kommandanten der türkischen erhöhen. Nämlich den Fond« für Wohnung»- fürforg « für Beamte und Arbeiter. Das sind nun allerdings werbend« Ausgaben: aber wenn es sich um einen frisierten Etat handelte, dann würde man ganz gewiß nicht gerade auf diesem Gebiete 2 Millionen mehr ausgeben. Weiterhin hat die Ma- rine anstandslos ihre Etatanfprüch« auch bewilligt erhalten, ohne Feilschen und Zanken. Und auch der Kriegsminister orauchte nicht zum Kanzler zu laufen — wie früher so oft —, um durchzudrücken, was er haben wollte. Der Etat für 1912 ist tatsächlich gut, HerrWer- muth hat Geld genug. Und das kann und darf er diesmal nicht verheim lichen. damit nicht die Finanzreform al» verfehlt gelästert wird. Wenn aber die Einnahmen da sind, kann man nicht Ausgaben verweigern. Und das ist das Geheimnis des Etats für 1912: Nicht aus innerem Drange sind viele For- derungen vom Reichsschabmeister erfüllt, nein, solch ein Drang liegt ihm recht fern. Aber auch, wenn eine Regierung Veranlassung hat, die gute Finanz lage durch den Etat zu offenbaren, dann kann sie sich nicht gegen Ausgaben sträuben, für Li« doch tat sächlich Deckung da ist. Dss Geheimnis des nächsten Reichsrtsts. Ein bekannter Parlamentarier schreibt uns: Seit der Staatssekretär des Reichs- lch atz a m t« » di« legten Tag« der Legislaturperiode des Reichstags dazu benutzt hat. Lurch sein« Dar legungen über die Finanzlage des Reiches die Finanzreform von 1909 als Agita- tionsmittel für den Wahlkampf auszujchalten, kommt die Diskussion über den nächsten Etat nicht zur Ruhe. Ist er in der Tat «in Beweis für «ine Gesundung unserer Finanzen, oder ist er nur das Kunstprodutt eines geschickten Finanzkünstler», mit dem «r gutes Wetter für die Wahlen machen will? Bei dem Eier tanz, den der Schatzsekretär jedesmal auszuführen be liebt. sobald er sich über den Pegelstand d«r Reichs taste auslätzt, ist es kein Wunder, wenn man j« nach Bedarf mit demselben Schein von Recht von einem glänzenden Erfolg« der Finanzreform wie von deren Misserfolg red«n kann. Aber wer ganz unbeirrt durch Rücksichten ausdie Wahlen sich ein Bild machen will, was der Reichsetat 1912 bedeutet, der ist dazu vollkommen in der Lage, wenn ihm nur einige Tatsachen bekannt sind, über die allerdings noch immer tiefes Geheimnis bewahrt wird. Es ist soeben behauptet worden, der Etat 1912 sei ein Produkt der Frisier kunst, denn lein guter Abschlutz wär« nur durch die allergrößt« Sparsamkeit in allen Reichs, ressorts erzielt worden. Das ist ein« glatte Er findung und weiter nichts. Man kann sogar mit gutem Gewissen behaupten, Last seit Jahren kein Reichsetat unter so geringen Rei bungen zustande gekommen ist, wie der für 1912. Noch nie seit Jahren hat man so wenig gestöhnt über die Abstriche des Schatzamtes wie dies mal. Das ist ein« Tatsache, die offenbar werden wird, sobald der Etat vorliegt. Und nun einig« Beweise dafür. Der ganze Ehrgeiz des Schatzsekretärs geht dahin, den Anleihe bedarf herabzudrücken. Und darum richtet sich seit zwei Jahren sein ganzer Zorn gegen die Aus- gaben im autzerordentlich«nEtat, di« bekanntlich durch Anleihen gedeckt werden. Das grotz« Reinemachen, mit dem Herr Wermuth schon im vorigen Jahr in diesem Teil des Etats begonnen hat, wird in diesem Jahre mit vermehrten Kräften fort gesetzt. Alle«, was nicht werbende Anlagen sind, mutz schon in nächster Zeit aus dem autzerordentlichen Etat verschwinden. Auf dies« Weise hat er den Anleihe- bedarf auf 50 Millionen heruntergedrückt. Trotzdem aber hat er sich entschlossen, «inen Posten in diesem Anleiheetat zu verdoppeln, um 2 Millionen zu Kunst unü Willenlchsst. * Weihnachtsmeste im Künstlerverein. Der Leip ziger Künstl«rverein veranstaltet, wie alljährlich, in seinen Räumen eine Weihnachtsmeste. die zu billigen Pr«ilcn künstlerische Weihnachtsgaben dem Publikum darbieten soll. Leider hat der Verein mehr Wert auf die Billigkeit als auf die Kunst gelegt: denn für den Preis Ins zu 200 .<t kann kein Künstler ein vollendetes Kunstwerk liefern, (es sei «in Holzschnitt oder eine Lithographie, die sich vervielfältigen lassens, und so werden uns größtenteils Skizzen ge boten. Die Skizze besitzt allerdings den Vorzug der Ursprünglichkeit in der Wiedergabe eines Natur eindruckes, allein nur wenn sie von der Hand eines fettig Stimmung gemacht und für diejenige» Gemein- den. welche ein« soich« Steuer nicht einführen wollten, auf die Kohlen st euer hingewiesen würde, so datz «Lo, da d«r Regierungsentwulf das Land, und Forst- wirlschaftagewerbe nicht al» Gewerbe im Sinn« Le» Gesetze» ansieht, di« Industrie im wesentlichen die Trägerin d«r etwaigen neuen in den Kommunen ent stehenden Eteuerbedürfnisie sein würde. Line längere Aussprache knüpft« sich an «in« von offizieller Seit« an den Verband ergangen« Anregung, betr. die Unterstützung -«»deutschen E ; - Porte« nach Oftasien. Es wurde veschlosien, in dieser Frage ein Rundschreiben an die in Betracht kommenden Firmen zu ertasten, um für diejenigen Industriezweige, die insbesondere an diesem Export interessiert sind, aus die Unterstützung dieser Be strebungen yinzuweiscn. Uchkatt hat«, «i«» Ausbau solcher Gesetze in Industrie- fäi»»lichem Sinn« -u verhindern Im Anschluß an da« mit lebhafter Zustimmung ausgenommen« Referat sprachen Herr Fabrikbesitzer Dr. S t« ch «- Leipzig und H«rr Kommerzmurat Leh- man «-Dresden Herrn Dr. Stresemann den Dank de« Gesamtvorstand«» für sein« Tätigkeit au», und -er Gesamtvorstand erklärt« seine vollkommen« Ueber. Einstimmung mit den von Herrn Dr. Stresemann ge machten Dartegunaen. Der Gesamtvorstand nahm ferner Stell»»« zu den Er-rlerungen der Zweiten Standekammer üver dt« Bekämpfung de, Terrorismus d«r so- »ialdemokrattschenGewerkschasten. Da bei wurde die durch den Herrn Staatsminister Grasen Vitzthum von Eckstädt gegeben« Er klärung allseitig mit lebhafter Befriedi gung begrüßt. Gegenüber den unqualifizier- baren und vielfach unwahrhasrigen Darstellungen des sozialdemokratischen Landtagsabgeordneren wurde fest gestellt daß der V.rband 2ää)st,ch«r Industrieller sich jederzeit lür da» Koalitionsrecht ausze- Iprochen und diese» auch durch öffentliche Erklärungen verteidigt hätte. Der Verband betrachtet es aber als Voraussetzung se» Koalitionsrechtes, datz e» d«m ein- §eln«n wirklich di« Freiheit gibt, sich der Gemein- ichaft von Gleichstrcdenden anzuswiletzen, die ihm ge eignet erscheint, oder auch sich einer Koalition nicht anzujch!iefj:n, wenn dies >eit«n, «ine» einzelnen Ar beiter» gewünscht wird. Gerade au» den Kreisen der jenigen Arbeiterorganisationen, welch« aus natio- nalem Boden stehen, ist wiederholt an die Industri« da« Ersuchen gerichtet worden, ihnen Schutz zu ge währen gegenüber dem Terrorismus der gerade in Sachsen übermächtig«« sozialdemokratischen Gewerk schaften. Den besten Beweis ßür da» Bestehen eines rücksichtslosen und brutalen Terrorismus bietet Lbrt- gens neben dem reichhaltigen Material, das dem Verband selbst aus M.tgliederkreisen -»gegangen ist, der Bericht über die Verhandlungen einer Arbeiter gewerkschaft, nämlich des Fabrik, und Transport arbeiterverbandes, in dem in der Debatte ausIeführt wurde, datz eine Drangsalierung selbst gewerkschaftlich organisierter Arbeiter Lurch andere gerverk chzstlim organisierte Arbeiter vorkäm«», sobald der einzelne der gewerkschaftlichen Organffation nicht zu willen sein wollte und worin zum Ausdruck gebracht wird, datz unter Androhung der Arbeitseinstellung und unter direkter Beschimpfung und Verhöhnung selten, der Gewerkschaft d«r Bauarbeiter gegen ander« ge werkschaftlich organisierte Arbeiter vorgegangen würde. Der Gesamtvorstand beschloß, da« Gutachten eines namhaften Fusion darüber einzuholen, wie diesen Fällen der ' i> >-ng des Zwanaes gegenüber Nickt- organisierten - Andersorganisierten am besten be gegnet iver^xn rannte, um danach seinerseits später endgültige Stellung zu di-ser Frage zu nehmen. Im Anschluß an die Erörterung in der letz'en Sitzung des Gesamtvorstandes de, Verbandes Salbst- scher Industrieller nahm dieser Kenntnis von der an die Ständeverlcnnmlung gerichteten Eingabe zur Landgemeindeordnung, in welcher auf die heutige unhaltbare Stellung der Akttengesel'- schäften gegenüber der Vertretung in den Ge- meiudckörpern hingewiesen und entsprechende Ände rung in den diesbezüglichen Bestimmungen der Land gemeindeordnung gefordert wird. Weiter nahm der Gesamtvorstand Stellung zu der Reform des Gemeinde st cuerwesens und be schloß, entschied?« dagegen Einspruch zu erheben, Hitz in dem Dekret Nr. 19 an die Ständeversammlung in nicht mißzuverstehender Weise für die Einführung der Gewerbest««er in den Gemeinden regiervngs« Ebenen im allgemeinen bis tief tn den Dezember hinein von nennenswerten Schneefällen und tieferen Schneedecken verschont zu werden pflegen. Tie Lcyneesälle im Oktober beschränken sich ausnahms los aus wenige, unbedeutende Flocken und sind tm übrigen nicht viel häufiger als Schneefälle Im April. Im November werden zwar die Schneefälle gleich erheblick häufiger, aber zur Bildung einer einiger maßen beachtenswerten Schneedecke kommt es auch nur vereinzelt, denn in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle geht der Scynee als „Tauichnee" nieder und sckpnilzt, sobald er die Erde berührt. Ein starker, anhaltender und weit ausgedehnter Schnee fall, wie er etwa am 16. und 17. November 1909 Ivette Teile deä mittleren Norddeutschlands traf, ist um diese Jahreszeit ein nahezu beispielloses Er eignis gewesen. Ja, man sagt kaum za viel, wenn man behauptet, daß im allgemeinen — von Aus nahmen selbstverständlich abgesehen — die eigent liche Schneezeit für die deutsche Ebene erst etwa um Weihnachten oder Neujahr zu beginnen pflegt. Eine große, zusammenhängende Sch,,ekvecke vor Wcthnach- ten, ja, selbst noch zu Weihnachten ist eine nicht eben häufig vorkommende Erscheinung und bildet ganz gewtg nicht die Regel. Liese Behauptung wird vielfach sehr große« Er staunen erregen, denn in der landläufigen Börstel luna sind nun einmal „Weihnachten" und „Schiee- landschait" nahezu untrennbare Begriffe. Wo immer wir in der bildenden Kunst Weihnachten dargestellt sehen, auf allen Bildern, den größten Kunstwerken wie den billigsten Jahrmarktsdrucken, ist für die deutsche Weihnacht die weite Schneelandschaft, der dicht herabsallende Schnc« ein beinahe unenchehr- licl-eS, stets wiederkehrende- Attribut, und dies« Jdccnverknüpsung, die uns auch aus Weihnacht-- aedichten immer wieder entgeaenklingt, hat sich in der allgemeinen Vorstellung so festgesetzt, daß ein Wethnachtösest ohne Schnee fast wie eine Lntivcibung empfunden wird. Und doch haben wir das ..richtige Wethnachtswetter" verhältnismäßig nur recht selten zu verzeichnen! Kn Berlin z. B. hat es sich tm letzten Bierteljahrhundert nur ziveimal eingestellt, 1890 und 1906; alle übrigen Jahre brachten ent weder gar keinen oder nur ganz unbedeutenden Schnee und keine dichte Schneedecke. — Andererseits sjnd in der zweiten Hälfte März, tn der ersten und selbst noch in der zweiten Hälfte April (1909) sehr starke und ausgedehnte Schneefälle gerade in den letzten zehn Jahren gar nicht selten vorgekominen, und vereinzelt hat sogar noch der Mai kräftigen Taiischnee gebracht (z. B. 19. Mat 1900, 1. Mai 1909. Richtige -.Schneewiuter" sind neuerdings recht selten dagewesen. Seit dem schneereichen Winter 1894,95 ist eigentlich nur noch ein Winter, l9i>6 07, durch eine bemerkenswerte Schneemenge aukac-cicli- nct gewesen, ebenso wie auch der allgemeine Charak ter eines Winter- in dem letzten Jahrzehnt nnr ein- mal als ziemlich streng bezeichnet werden konnte, nämlich 1908/09 Ein Schnecreichtum, wie er etwa in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts mehr fach zu verzeichnen war, vor allem im Winter Unnötige Aufregung. Die sozialdemokratische Presse regt sich über «in Büchlein auf. da» den „Nutzen des Heerwesen» für die deutsche Volkswirtschaft" beleuchtet und den Gene- raljekretär der Nationalliberalen Partei für die Pro vinz Sachsen. Hauv mann d. R. Braumann, zum Vrr- fass-r hat. Den „Genossen" hat es besonders angetan, Lag das Kriegsministertum die Lstrbreitung des Cchriftchens im Heer ausdrücklich genehmig hat. Sie mühen sich nun um den Nachweis, daß cs sich um eine politische Broschüre Handl«. Diesen Nachweis glau ben sie nelxn dem Titel, der die Schrift bereits als eine „politische" erkennen lasse (l), in folgender Wen. -ung aus Seit« 8 gefunden zu haben: „Die Gegner des Militarismus behaupten, datz zwischen 40 bis 50 Pro,, der Gesamtausgaben des Reiches für Heer und Marine ausgegeben würden, und datz für all« übrigen Aufgaben des Reiches, be sonders für Bikdungszwccke, jg wie nichts ge'chähe. Das ist ein« grobe Täuschung „Ist Las nicht etwa eine c.gitatorffch« Wendung?", so fragt der „Vorwärts" voller Entrüstung und fügt, um den Beweis zu vervollständigen, gleich noch an, datz aus Seit« 13 sogar von „Schwärmern" die Rede sei, die glaubten, man könne all« Kriege vermeiden. Schrecklich, schrecklich, was hier Las sozialistische Zentral- organ alles entdeckt! Also: „Der Beweis ist schlüisig, urkd alles Abstreiten, das ja nicht ausbleiben wird, vergebens: Die Schrift ist eine politische Schrift, und der nationalltberale Parteisekretär Braumann hat ungesetziicherweise eine politisch« Agitation im Heere entfacht, zu der der preußisch« Kriegsminister trotzd-m seine Zustimmung gegeben hat. Ohne di« kriegsittinistertelle Zu- stimmung hätte der Plan nicht zur Ausführung kom men können. Der Kriegsminister hat die ungesetzliche Handlung überhaupt erst ermöglicht. Hunderttausend« von Exemplaren der Broschüre Haven Eingang in die Kasernen gesunden oder werden in den nächsten Wochen Eingang finden. Wird die preußisch« Re gierung den 'Kriegsminister zwingen, gegen di« polt- tische Agitation im Here einzuschreiten?" Wenn der „Vorwärts" und nach ihm auch di« sozialistischen Prooiirzblätt«r sich dermaßen aufregen, dann mutz allerdings etwas dahinter stecken. Das ist 1887/88, ist in neuerer Zeit unbekannt geblieben. Tie übeririegende Neigung der W-nter neueren Da tums zu mildem Wetter, westlichen Winden und zumeist nur sehr geringen Kaltecxtremen, hat eben auch bewirkt, daß der Schnee, vom Winter 1906/07 abgesehen, eine recht bescheidene Rolle gespielt hat. Tie Zeit des JahreS, die am häuf-gsten Schnee bringt, ist bemerkeuswerterweise nicht der eigent liche „tiefe Winter", sondern das erste Februar drittel, dem sich ein zweites Maximum im Anfang Januar und ein drittes seltsamerweise um die Mitte der ersten Märzhälste anschließt. Wie vollständig die Neigung zu Schneefällen in die Zeit nach Weih nachten fällt, während die vorweihnachtliche Zeit unverhältnismäßig stark zurücktritt, gebt am klarsten aus dem -zeitliclsen Auftreten der besonders lange währenden Schneedecken hervor. Legt man z. D. die Verhältnisse Berlins zugrunde, wo die zuverlässigsten Schneebeobachtungen schon ganz besonders weit, bis 170l zuriickgehen, so ergibt sich, daß in den letzten hundert Jahren nur ein einziges Mal schon vor Weihnachten eine sehr lange Schneedeckendauer no tiert worden ist, nämlich in dem strengen Winter 1890/91, wo sich am 25. November eine Schnee decke bildete, um dann, allerdings nur In geringer Stärke, volle 66 Tage, bis zum 29. Januar, nicht zu vcrsclpvinden. Aehnlich lange Tauern von Schnee decken beschränken sich ausnahmslos aus die Zeit nach Neujahr. TarauS dürfte hinreichend klar hervorgehen, daß die Entscheidung, »b irgend ein Winter als „Schnee winter" anzusprechen ist oder nicht, in der vorweih nachtlichen Zeit überhaupt noch nicht abgegeben wer den kann. Ebenso Ivie die Entsclieidung, ob ein Winter streng oder mild oder dem Durchschnitt ent sprechend ist, zumeist erst nach Neujahr fällt, so läßt sich aus der Tatsache, ob vor Weihnachten viel oder, was die Regel ist, wenig Schnee nieder gegangen tst, nicht der geringste Rückschluß darauf ziehen, ob man einem „schneewiuter" entgegengeht oder nickt. TaS „weiße Weihnachten" tst nun ein mal in Deutschland — man darf wohl sagen: leider! — eher die Ausnahme als die Regel, und die zahl- reiclicn Freunde reichlichen Schnees müssen sich immer bis Neujahr gedulden, ehe sie einigermaßen Aussicht haben, c.uf ihre Rechnung zu kommen. nun freilich auch der Fall. Denn di« Schrift rückr der antimilitaristischen Propaganda der Sozialdemo kratie. die nur darauf ausgeht, Den Angehörigen der Arme« da« ganz« Heerwesen al« den millionenfrcsien- den Moloch hinzuftellen, der das Volk ouspowere, ganz energisch zu Leib«. Ohne die geringste Bezug nahme auf politisch« Dinge wird z. D. zahl »mäßig aufgezöhlt, was in Deutschland für andere Etaais- zwccke, al, für Heer und Flotte ausgegeben wird. Datz gegenüber dem sozialdemokratischen Hetzgeschrei, al» oo bei uns annähernd di« Hälfte aller Staats einnahmen für Heer und Marin« ausgeg«b«n würde, sestaestellt wird, daß diese Ausgaben in Wirklichkeit noch nickt ein Fünftel betragen, mag dem „Vorwärts" ja reichlich unangenehm sein. Was aber die Ver breitung solcher Aufklärung gegenüber lügenhaften Entstellungen mit politischer Agitation zu tun haben soll, das bleibt das Geheimnis der Sozialdemokratie. Aeutzerst instruktiv ist auch der Abschnitt über „die Sicl-erung d sFriedens". in welchem unseren jährlichen Ausgaben für unsere Machtmittel als Exhalter eben dieses Friedens dl« ungefähren Kosten eines unglück lichen Krieges gegenübergcsiellt werden; ferner die Darlegungen, wie der weitaus größte Teil der aus gegebenen Millionen aus dem Umweg« über Hand werk, Industrie und Arbeiterschaft wieder der deut schen Volkswirtschaft selbst zugute kommt, u. a. mehr. Kurzum, die Schrift ist «ine treffende Rechtfertigung des als Motto ihr beigegebenen Wortes des General feldmarschalls Graf v. Molbke: „Die Armee ist die vornehmste aller Institutionen in jedem Lande; denn sie allein ermöglicht das Bestehen aller biirgerl chcn Einrichtungen, alle politische und bürgerliche F et- heit. all« Schöpfungen der Kultur, die Finanzen sieben und fallen mit dem Heere." Datz das Büchlein nebenbei auch noch im gegen- wärtigen Wahlkampf gegenüber sogialdenicffr-ffs^n Hetzreden gute Dienste leisten kann, beweist für die Behauptung der sozialistischen Prelle von der poli tischen Agitation im Heere gar nichts. na. seiner Nusdrucksmittel ganz sicheren Malers stammt. Es erfreuen uns die feinen Studien Horst- Schulze«, Grimm-Sachsenbergs, Schii ten h a l m und anderer. Hübsche plastische Arbeiten haben Pfeiffer, Thiele und Prof. Lehnert oeigesteuert. K- 0. * Einen höchst Interessante» Wettbewerb unter den deutschen Künstlern mit einer Preisfumm« von 10 000 veranstaltet der Weädandidund. Es ist bekannt, wie seit langen Jahren ein heftiger Streit darüber entbrannt ist, ob tn den deutschen Landen Las steile Dach der Häuser sozusagen Alleinberech tigung hat oder ob auch das flach« Dach künstlerisch, wohltuend den Heimatbildern angepatzt werden kann. Um die ganze Frage möglichst dem meist un fruchtbaren Echriftstreit, zu entziehen, und um von berufener Seite foststellen zu lasten, wurd« ein Preis gericht eingesetzt, in welchem die gleichmäßige Wahr nehmung der volkswirtschaftlichen, landwirtschaft lichen, vaukünstlerischen und malerischen Gesichts- puickt« durch di« besten Namen gewährleistet ist. Es gehören dem Preisgericht, da» rm April seine Ent scheidungen sprechen soll, an: Professor Peter Beh. ren». Dresden: Professor Martin Dülfer, Dresden; Professor Emil Högg, Dresden; Rittergutsbesitzer Dr. o. Hübel, Mitglied der Sächsischen Ersten Kam- mer, Sachsendorf. * Felix vo» Weingartner wird in Hamburg, wie er einem Mitarbeit«! der „B. Z. a. M." mit teilte, nur einzelne Aufführungen leiten, und nicht, wie bisher angenommen wurde, in d«m Alltags getriebe der dortigen Oper Mitwirken. Sein« Stel lung wird insofern sogar eine einzigartige sein, al» es rhm frei steht, nur solche Werke zu diri gier e n, die »yn ganz besonders interessieren. Seine Wahl wird hauptsächlich auf Opern fallen, deren Verständnis er durch seine Interpretation zu fördern hofft. Auch eine Serie Einfoniekonzert, soll er leiten. * TheaterHronil. Hermann Vahr» neu«« Lust- spiel „Das Tänzchen", da» gegenwärtig im Berliner Lessingtheater einstudiert wird. behandelt das Aben- teuer eines Junkers, der Ännäheruna an eine Klaviervirtuosin versucht. Die männlich« Haupt rolle wird von Hans Marr daraestellt, die weibliche von Lore Busch, früher am Leipziger Schauspiel house. 8». Hochschulnachrichten. Der emeritierte,Direktor der grogherzogltchen Hof. und Landesbibliothek in Karlsruhe und Vorstand des dortigen Münzkabinetts Professor Dr. Wilhelm Brambach begeht am 17. Dezember seinen 70. Geburtstag. — Der Ordi narius für deutsches Handels- und bürgerliches Recht an der Unive>sität Jena Professor Dr. Hans Fehr hat einen Rus nach Halle als Nachfolger von Pro fessor G. Lästig erhalten. — Am 13. Dezember feiert«, der Ordinarius sür deutsches Staatsrecht und Recht», geschichte an der Univeisttät Breslau Professor Dr. Siegfried Brie, Ehrendoktor der theologischen Fakultät, 'sein goldenes Doktorjubiläum. Die juristische Fakultät ließ ihm eine Festschrift über reichen. Schneewiuter. Bon Dr. Richard He»»ig (Friedenau). ES kann keiner» Zweifel unterliegen, datz unter Len zahlreichen, mei;t nicht eben übermägia be liebten Eigcntümlictckeiten der winterlichen Witte rung der Schnee enuchreden noch die meisten Freunde hat. Gewitz sind nrcht alle Lebewesen gut aus die weißen Floken der Frau Holle zu sprechen: die Bügel, das Wild im Wald usw.; auch die Eisenbahnen und Straßenbahn-Gesellscl-aiten sollen manchmal, wenn der weiße Segen allzu reichlich niederaeht, recht wenig erbaut davon sein. Aber von solclzen AuS- nahmesällen abgescl>en, genießt der Schnee doch eine zweifellose Beliebtheit; sür den Landwirt, dessen Felder er vor verderblichem Frost fchüht, ist er eine unermeßlich hohe Wohltat, aber auch tm großen Publikum erfreut er sich einer unverkennbaren Po pularität. Schnee stimmt heiter, pflegt man zu jagen, und bau dies wahr ist, wird jeder aus eigner EZahrung wissen. Psleaen doch selbst ganz kleine Kinder, wenn sie tnS ivtrbelnde Schneetreiben hinauS- sehen, vor Freude in die Hände »u klatschen! Die psychologische Ursache dieser Tatsache steht bisher noch keineswegs est, obwohl die neuere Psychologie der Tatsaci>e selbst ihre lebhafte Aufmerksamkeit zu- gewLndct hat. Daß die große Mehrzahl der Men- jck>en j.'deujalls einen Schneefall viel freudiger be grüßt als einen winterlichen Regenlag, der di« Stim mung meist merklick» hcrabsetzt, darf als orwtesen gelten, wie ja auch EiS und Frost, wenn sie keine allzu großen Dimensionen anneymen, tm allge meinen nrit Freuden begrüßt werden. Aber die eiaentliche Dinterlust, der Höhepunkt der winter lichen Freuden, knüpft sich doch auch für solche, die nicht au- sportlichen Interessen darauf angewiesen sind, an den Schnee. Uebcr die Häufigkeit und de« Zeitpunkt der Schneefälle, wie auch über vle Hobe der üblicher, Schneedecken herrschen tm großen Pnolikum erstaunlich mannigfache und ost recht irrtümliche Vorstellungen. Fragt man hier und da jemand, dein die statistischen Zahlen der Wettccwisjenschaft nicht ohne weiteres geläufig sind, nach seiner Meinung über Fragen, die mit den Schneeverhältnissen Zu sammenhängen, so kann man gar nicht selten die wunderlichsten Ansichten hören. Ta gibt eS Leute, die sich einbilden, daß ein normaler Oktober scl-on Schnee in bedeutenderem Umfang bringen müsse (natürlich nicht etwa tm Gebirge, wo dergleichen Vorkommnisse in der Tat die Regel bilden, sondern in der Ebene), daß mindesten- aber der November daraus Anspruch habe, während seines größeren Ver laufe- eine tn Schnee vergrabene Erde aufzuweisen, während andererseits von denselben Personen jeder Schneefall nach Mitte oder gar Anfang März al- ein abnormes, wider jegliche Norm verstoßende- Ereignis htnaestelit wird. Hören solche Leute, wie die Tinge in der Tat liegen, wie sie in dem einwand- ireien Licht der meteorologischen Statistik erscheinen, f» sind sie zuin-ist höchst überrascht. Tie Statistik lehrt unS, daß die deutschen «eisssrlUcsI Lscksrwsren Y. "' " * * .. . . . .7...
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