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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 12.09.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-09-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110912011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911091201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911091201
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-09
- Tag 1911-09-12
-
Monat
1911-09
-
Jahr
1911
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Leivflyer Tageblatt r. Veli««, vlrnst»«. 12. Srplemdrr ISll Nr. 2S8. los. Islrrnrma. fslitiscde Umschau 3ntcrnatlons!er kongrrtz für SSugllngslchutz. In Gegenwart der Kaiserin eröffnete am Man« tag vormittag der Erbprinz zu Hohenlohe« Langenburg al» Präsioent den dritten inter nationalen Kongreß für Säuglingsschutz im Plena» sitzungssaale des Reichstags zu Berlin. Vertreter des Deulschen Reiches, der Bundesstaaten, des Aus landes, von den Universitäten, Kommunalverwal- lungen sowie zahlreiche M talieder des Kongreffes mit ihren Damen waren erschienen. Der Präsident dankte der Kaiserin für die Unterstützung der Be strebungen des Kongresses und schloß mit einem Hoch aus den Kaiser und die Kaiserin. Hierauf begrünte der Minister des Innern von Dallwitz im Namen des Reichskanzlers und der preußischen Staatsregieruny die Teilnehmer des Kongresses mit einer Rede, in der er u. a. folgende» aussübrte: „Die großartige industrielle Entwickelung unseies Zeitalters hat neben ihren außerordentlichen Vorteilen, insbesondere für die Erwerbsmöglichkeiten d?r*breiteren Bollsschichten, allerlei unerfreuliche Nebenerlcheinungen mit sich gekrackt. So hat die Anhäufung zahlreicher Menschenmassen in den sich bildenden Industriezentren und die Heran- zichnng der Frauen zur Fabrik- und Bureauardeit Mißstände in der Pfleye und Ernährung der kommen den Generation herdergeiührt, die in Preußen von 1816 bis 1905 zu einer Zunahme der Säug- lingssterblrchkeit rührten. Die Erkenntnis der Gefahren, die darin für die Allgemeinheit liegen, haben bereits Ende des vorigen Jahrhunderts Staats- und Gemeindebehörden veranlaßt, durch Aufklärung der Bevölkerung und durch gesund- heiisoolizeiliche und sozialpoliti che Maßnahmen dem Uedel nach Kräfren entgegenzuwirken. Dock können diese Maßnahmen nur dann zum Ziele röhren, wenn sie ergänzt und geschützt werden durch die freie Liebesrätiykeit, für die vor allem die Frau berufen und befähigt erscheint. Für die Lösung dieses Problems ist es von bahnbrechender Bedeutung gewesen, daß Ihre Majestät die Kaiserin an die Spitze der Bewegung trat und durch das denkwürdige Handschreiben vom 15. November 1904 aus die Notwendigkeit des Zusammenwirkens der betreffenden privaten Wohltätigkeitsbestrebungen mit den Behörden hinwies. Neben die praktiiche Hilfstätigkeit muß aber auch die wissenschaftliche Forschung, treten und auch hier hat Ibre Majestät in weit chauender Fürsorge den rechten Weg gewiesen. Auf ihre Anregung und unter ihren» Protektorat ist im Kaiserin - Auguste - Biktoria - Haus eine wissenschaftlich« Zentralanstalt zur Belämpsung der Säuglingssterblichkeit begründet und am 4. Juni 1909 eröffnet worden. Mit Genugtuung ist festzustellen, daß die lebhafte Fürsorgstätigkeit in Preußen bereits zu einer Ab nahme der Sau'lingssierblichkeit um22"/» in den Jahren 1905 bis 1909 geführt hat. Trotzdem ist die Sterblichkeit der Kruder im Deutschen Reiche immer noch eine sehr hohe. In der Hoffnung, daß der durch den Internationalen Kongreß erleichterte Auslauf von Erfahrunyen und Forichungsergeb- niffen auch Wissen uno Können mehren und «ordern wird, begrüßen ihn die verbündeten Regierungen mit dem Wunsch«, daß seine Arbeiten dazu dienen möchten, die beteiligten Nationen immer enger zu- sammencuschlirßen im schönen Wetteifer im Dienste der Wissenschaft und der Nächstenliebe." Nach die er Reoe des Ministers v. Dallwitz er widerte der Präsident mit Danlesworten und knüpfte daran einen Rückblick über die Geschichte des Säug lingsschutzes. Es folgten Begrüßungsansprachen und der Be icht des Generalsekretärs. An den Kaiser wurde ein Huldigungstelegramm gesandt. Deutscher Dolksbttüungstsg. 41. Hauptversammlung der Gesellschaft für Ver- brertung von Volksbildung. Dresden, 11. September. Einige hundert Delegierte und Abgeordnete aus allen Teilen des Reiches haben sich eingefunden, um die Jubelfeier des 40jährigen Bestehens der Gesell schaft für Verbreitung von Volksbildung zu begehen. Die Versammlung wird mit einer Sitzung des Zen- tralausschuffes unter Vorsitz des Prinzen Hein rich zu Schönaich-Earolath eröffnet. Auf Einladung des Magistrats und des Volksbildungs- verein» Wiesbaden wirk beschlossen, die nächst jährige Hauptversammlung der Gesellschaft dorthin einzuberufen. Im großen Saale des Vereins für Dolkswohl fand eine gut besuchte Begrüßungsversammlung statt. Der Abend brachte neben einem reichen Musik- proqramm auch zwei Schwänke von Hans Sachs, die von der Theatertruppe des Vereins für Dolkswohl vorzüglich aufgcführt wurden. Die 1. Hauptversammlung fand im großen Vor tragssaale der Internationalen Hygiene-Ausstellung statt. In seiner Festrede begrüßte Prinz Carolath die noch lebenden anwesenden Mitbegründer der Ge sellschaft: Geheimrat Fr. Kalle (Wiesbaden), Ge heimrat Dr. Döhmert (Dresden) und Redakteur Ä. Klein (Danzig) auf» herzlichste und kennzeichnete ihre hohen Verdienste. Der Vorsitzende gedachte in gleicher Weise der Hingeschiedenen beiden ersten Vor sitzenden der Gesellschaft Schulze-Delitzsch und Hein- rich Rickert und führte des weiteren aus: Die Arbeit der Volksbildungsvereine komme dem tiefen Bedürf nis des Volkes nach allem Großen, Guten und Schönen entgegen. Weite Kreise der Arbeiterschaft wenden sich allerdings der sozialdemokratischen Bil dungsarbeit zu, aber doch zählt die Gesellschaft zahl- reich« Arbeiter. und Handwerkervereine zu ihren Mitgliedern. Die Gesellschaft wolle durch ihre Volksbildunasarbeit die Freude am Daterlande und die Opferwllltgkeit dafür erhöhen. Vierzig Jahre hindurch hat sie ihre Schuldigkeit getan. Von den Männern, die in ihr gearbeitet haben, wird man in gerechter Beurteilung ihres Streben» und Wirkens einmal sagen müssen, daß sie ihr deutsche» Volk lieb gehabt, daß sie ihm Treue erzeigt und Treue gehalten haben. (Lebhafter Beifall.) Es folgten Ansprachen der Senioren der Gesell schaft. Der Tätigkeitsbericht der Gesellschaft über das Zahr 1910, der im Druck vorlag, wurde ge nehmigt. Die Verhandlungen über den auf der Tagesord nung stehenden Gegenstand: „Die Zusammensaffung der freiwilligen Volksbildungsde- strebungen" begannen mit einem Dortrage von Universitätsprofeffor Dr. Eugen Wolff (Kiel) über: „Die Notwendigkeit der Zusammensaffung der Volks, bildungsarbeit." Der Mitreferent Generalsekretär Tews (Berlin) ' beleuchtete die Notwendigkeit einer Zusammensaffung aller freiwilligen Bildungsbestrebungen aus dem Boden der tatsächlichen Verhältnisse. Am stärksten ist der Widerstand den di« politischen Parteien, so weit sie Bildungseinrichtungen geschaffen haben, der Einigung entgegenstellen. Diese Widerstände sind jedoch nicht unüberwindlich. In einer Reih« von großen Städten ist es gelungen, BüDr- und Lese- hallen ins Leben zu rusen, die von der Gesamtheit der Bevölkerung, von Angehörigen aller Parteien und Konfessionen benutzt werden. Voraussetzung der Schaffung derartiger Bildungseinrichtungen ist na türlich, daß diese Einrichtungen selbst in ihrem ganzen Wesen durchaus unpolitisch sind, daß sie lediglich den Zweck verfolgen, das Beste und Vollendetste zu bieten, ohne engherzigen Ausschluß und ohne Bevor zugung irgendeiner Richtung. So sind große Lese institute unter anderem in Breslau, Görlitz, Dresden, Leipzig, Berlin, Charlottenburg. Hamburg, Jena, Düffeldors, Essen, Bremen, Wiesbaden, Frankfurt, Mannheim. Straßburg, München, Stuttgart, Nürn berg, Fürty geschaffen worden. Für die Hebung der Bildungseinrichtungen ist der Zusammenschluß un bedingt notwendig. Wir können nur dann Reifes und Vollwertiges bieten, wenn es möglichst vielen gleichzeitig geboten wird. Ueber die Gemeinden als Träger der freiwilligen Volksbildung sprach sogann Bürgermeister Dr. Weinreich (Rixdorf). Redner führte aus: Ueber den jetzigen Stand der kommu nalen Dolksbildungsarbeit, insbesondere die Auf wendungen der deutschen Gemeinden für ihre Theater, Orchester und ihr Dortragswesen, gab der Vorsitzende an der Hand eines neuerdings gesammelten sta tistischen Materials näheren Aufschluß und gab der zuversichtlichen Hoffnung Ausdruck, daß di« Volks- bildungsspflege in einer nicht zu fernen Zukunft überall einen Ehrenplatz im Arbeitsprogramm der deutschen Gemeinden einnehmen werde. Direktor Dr. Jäschke (Elberfeld) sprach über die Zusammenfassung der freiwilligen Volks- oildungsarbeit durch staatliche Organ« und durch zentrale Gesellschaften. Nach Schluß der Versammlung fand ein Festmahl statt, bei dem der Vorsitzende Prinz Earolath den Toast auf den Kaiser und den König von Sachsen ausbrachte. Albert Träger har der gastgebenden Stadt Dresden rin von der Tafelrunde mit Jubel aufgenommenes Gedicht gewidmet. Deutsches Reich. Leipzig, 12. September. * Der französische Botschafter Cambon traf, wie bereits gemeldet, am Sonntagmittag aus Berlin in Dresden ein und nahm im Hotel Bellevue Wohnung, wo seine Gemahlin und seine Tochter bereu» vor einigen Tagen abgestiegen waren. In den Nnchmittagsstunden besuchte der Borschaiter mit seiner Familie die Hygiene-Ausstellung und kehrte a»n Montag früh nach Berlin zurück. * Marokkooersammlung in Leipzig. Heute Dienstag abend 8'/- Uhr findet die an den Anschlag, säulen angekündigte Marokkoversammlung des All deutschen Verbandes >m „Sanssouci", Elster straße 12, mit Herrn Privatdozent Dr. Wirth als Redner statt. Alle nationaigesinnien Kreise der Staot und Umgebung ohne Unterschied der Partei angehörigkeit sind eingeladen. Es handelt sich um eine geschlossene Kundgebung des nationalen Bürger tums, um einen Mahnruf in letzter Stunde. — Auf den Vortrag folgt eine Aussprache. Der Eintritt ist frei. * * Der bayrische Berkehrsmknister bleibt. Der Rücktritt des bayrischen Verkehrsministers v. Frauen dorfer war von einer Berliner Zeitung als bevor stehend bezeichnet worden. Dieser Meldung tritt die „Augsburger Abendztg." mit folgendem Dementi ent gegen: „Die Mitteilung, daß der Verkehrsminister v. Frauendorfer wegen der Wühlereien des Zentrums demnächst von seinem Posten zurückzutreten gedenke, entbehrt, wie wir zu erklären autorisiert sind, jeder Grundlage." * Eine wi^kommeue Kunde. Die deutsche Regie, rung hat, wie aus Bern gemeldet wird, den Schweizer Bundesrat um Auskunft über die Erfahrungen ersucht, die die Schweiz bisher mit der Einfuhr von gefrorenem überseeischen, insbesondere argentinischen Fleisch gemacht habe. Der Bundesrat wird der deutschen Regierung dem- nächst die Antwort übermitteln. * Weitere Ausdehnung der Jugendpflege. Durch den preußischen Etat für 19kl ist bekanntlich eine Million Mark zur Pflege der schulentlai'enen männ lichen Jugend bereitgestellt. Aus diesem Betrage sollen Beihilfen illr Veranstaltungen Dritter zwecks Förderung und Pflege der schulentlassenen männ lichen Jugend sowie zur Ausbildung und Anleitung der für Jugendpflege geeigneten Personen gewährt werden. Es war dabei beabsichtigt, ein möglichst ' einheitliches Zusammenwirken der in dieser Jugend pflege bereits tätigen oder sie zu gewinnenden Kräfte yerdeizuführen und ihre Bestrebungen durch Rat und Tat von selten des Staats nach Möglichkeit zu fördern. Die Regierungspräsidenten waren beauf tragt, mit Hilfe der Kreise und Gemeinden und der bestehenden Wohlsahrtsvereine Vorichläge für eine sachgemäße Verteilung der zur Verfügung stehenden Mittel zu machen. Die Nachfrage nach Bei hilfen für den gedachten Zweck ist nun außeror dentlich lebhaft geweien, denn immer weitere Kreise haben sich von der Notwendigkeit einer um fassenden Pflege der schulentlassenen männlichen Jugend überzeugt. Unter diesen Umständen darf man annehmen, daß die bisher bereitgestellten Mittel für die Zukunft nicht ausreichen. Man rechnet viel mehr damit, daß schon für das nach st e Jahr sich verstärkte Mittel als notwendig er weisen werben, deren Bewilligung vom Landtag wohl zu erwarten ist. * 15. Christlich-Sozialer Parteitag. Wie uns ein Privattelcaramm aus Wiesbaden meldet, wurde der 15. Christlich-Sozial« Parteitag in Wiesbaden durch den Reichstagsaogeordneten Behrens mit einem Rückblick auf die politische Lage eröffnet. Zum Vor sitzenden des Parteitags wurde Pfarrer Bernbeck ge wählt. Neuhaus-Barmen erstattete den politischen und den wirtschaftlichen Geschäftsbericht. Danach hat die christlich-sozial« Bewegung stark zugenommen. Die finanzielle Lage wird als günstig bezeichnet. Politisch stände die Partei in Freundschaft zu den Rechtsnatwnalliberalen und habe auch Beziehungen zum Zentrum angekuüpft. Schroff ablehnend fei das Verhalten zur Sozialdemokratie. * Der Verband mittlerer Reichspost« und Tele graphenbeamten in Berlin hält vom 11. bis 13. Sep tember seinen Verbandstag ab. * Der Bund der aeprüsten Sekretäre und Ober sekretäre der Reichs-Post- und Telegraphenoerwal. tung hielt vom 7. bis 10. September in Berlin seinen 5. Bundestag ab. Er hat sich im letzten Jahre weiter günstig entwickelt. Die Mitgliederzahl hat 2300 überstiegen. Das Vermögen der Sterbeunterstützungs kaffe ist bereits auf 11000 angewachsen. Der Bund vertritt nach wie vor unablässig die Gleich stellung der Post- und Telegraphensekretäre im Rang und im Gehalt mit den Sekretären der preußischen Provtnzialbehörden und die Hebung der Beamten !der Obersekretärklasse. Die bisherigen Vorsitzenden, Oberpostsekretär Blievernicht und Obertelegraphen, sckretär Dochow in Berlin wurden wiedcrgcwählt. Der 6. Bundestag soll in Berlin abgehallen werden. * Die Frankfurter Aerzte und der Kongreß der Jmpsgegner. In Frankfurt a. M. tagen gegen wärtig die Jmpsgegner. Um ihren Darlegungen ein Paroli zu bieten, erläßt der Frankfurter Aerztliche Verein folgende Erklärung in den dortigen Blättern: „1. Für den Aerztlichen Verein gibt es auf Grund der vieltausendfacken Erfahrung keinen Zweifel an der segensreichen Wirkung der Impfung. Durch die Impfung ist eine der mörderischsten Volksseuchen, die Blatternkrankheit, in Deutschland zum Ver schwinden gebracht worden. 2. Wir halten jede Abschwächung des bestellenden Jmpfgesetzes für einen schweren Nachteil und eine ernste Bedrohungder Volksgesundheit. 3. Nach den Erfahrungen in anderen Ländern folgen dem Nachlaßen der Impfungen die Pocken auf dem Fuße. 4. Die Unterstellung eines materiellen Interesses der Aerzteschaft an der Jmpffraye ist schon deshalb hin fällig, weil der Arzt bei einer Pockenepidemie un gleich mehr in Anspruch genommen werden würde als jetzt." * Reicbsversicherungsordnung und Handlungs gehilfen. Die bevorstehende Einführung der Reichs- versicherungsordnung ist naturgemäß Gegenstand leb hafter Erörterungen in den Kreisen der Kaufleute und kaufmännischen Angestellten. Es herrscht vielfach noch Unklarheit darüber, ob der Uebertritt ver- sicherungspflichtiger Angestellter aus der zuständigen Zwangskrankenkaffe in eine der kaufmännischen Ver- bondskrankenkaffen vor Inkrafttreten des neuen Ge setzes noch möglich ist. Demgegenüber muß darauf hingcwiesen werden, daß am i. Januar 1912 nur die Bestimmungen über die Invaliden- und Hinter bliebenenversicherung in Kraft treten. Die Bestim mungen über die Krankenversicherung hingegen werden voraussichtlich nicht vor dem 1. Juli 1912 Gesetzeskraft erlangen. Versicherungspflichtige Hand lungsgehilfen können also die Mitgliedschaft in der Zwangskrankenkaffe noch bis um 30. September kün digen, wenn sie am Schlüsse dieses Jahres in eine kaufmännische Krankenkasse übertreten wollen. Zu diesen kaufmännischen Krankenkassen, von denen auf dem kürzlich in Stuttgart abgehaltenen Aerztetage wieder festgestcllt wurde, daß sic alle Forderungen der organisierten Aerzteschaft erfüllen, gehört auch die Krankenkasse des Deutschnationalen Handlungs- gehilfcn-Verbandes, Sitz Hamburg. Diese wird auch unter dem neuen Gesetz als Ersatzkaffe zugelaffen sein. Obwohl die Deutschnationale Kranken- und Be- gräbnis-Kasse, Hamburg, die Versicherung gegen mäßige Bciträye übernimmt (Lehrlinge 1,50 monatlich, Gehilfen monatlicher Beitrag von 2 an), bietet sie den bei ihr Versicherten bis 28 wöchentliches Krankengeld bis zur Dauer von 52 Wochen, ebenso Begräbnisgeld bis 375 Als einzige kaufmännische Verbandskrankenkaffe besitzt sie eine Familienoersicherung, wie sic auch als erste kauf männische Verbandskrankenkaffe ihren Wirkungskreis auf ganz Europa ausgedehnt hatte. * Konfessionelle Obstveewertung. Die „Hess. Lib. Wochenschrift" teilt folgendes Bildchen aus Ober hessen mit: „In Bleichenbach findet jetzt ein kosten, freier Obstverwertungskurs statt, der von der Ober- hessischen Landwirtschaftskammer veranstaltet wird, zu dem sich auch zwei israelitische Frauen meldeten, und zwar gehörten ihre Anmeldungen zu den ersten. Die beiden wurden nun von dem Land- wirtschastskammerausschuß zurückgewiesen mit dem Bemerken, daß nur 30 Personen teilnehmen sollten und die Meldungen geschlossen seien. Trotz dem findet der Kursus mit 35 Personen statt. Es haben Personen noch Aufnahme gefunden, die sich in den letzten Tagen gemeldet haben. Daß der staatlich eingerichtete oberhessische Landwirtschaftskammer' ausfchuh eine stille Filiale des Bundes der Land- wirte war, wußte man längst. Daß er auch in Anti semitismus macht, ist immerhin neu. Man wird im neuen Landtag beim Etatszuschuß zur Landwirt- schaftskammer darüber ein Wort zu reden haben." * Das letzte Mittel. Wegen der großen Dürre wurde mit Eienehmigung des erzbischöflichen General vikariat» in Köln di« Reliquie de» heiligen Severin zur Verehrung ausgesetzt. In den Zei tungen erließen der Dechant und der Pfarrer der Gemeinde die Dekanntmachuny, daß in früheren Zeiten auf diese Weise in ähnlichen Nöten erwiesener maßen Hilfe gebracht wurde. liUSlSNÜ. OeNerrri ch-U n flarrr. * Der Lord-Mayor in Wie». Der Lord Mayor und die übrigen Mitglieder der Londoner Stadtver- waltung besichtigten am Sonntag die bemerkens wertesten Sehenswürdigkeiten Wiens, wie die Hof burg, die Hofstallungen usw. In der Kapuziner- aruft legten sie auf dem Sarkophag der Kaiserin Elisabeth, deren 13. Todestag heute ist, Kränze nieder. England. * „Reue deutsche Invasion." Der „Standard" ver öffentlicht heute einen Artikel unter der Ueberschrift ^teue deutsche Invasion". Hierin berichtet er, daß Baron o. Horst beabsichtigt, tausend deutsche Arbeiter nach Irland zu bringen, um hier eine Hopfenindustrie einzuführen. Horst hat bereits 2000 Morgen Land angekauft und auch schon die Arbeiter ausqewLhlt. Baron o. Horst ist besonders in Kali fornien bekannt und hat in Amerika große Hopfen Pflanzungen. Er hofft auch, so be richtet das Blatt, daß sein Unternehmen in Irland von Erfolg gekrönt sein wird. Italien. * Einweihung des republikanischen Bolkshauses in Ravenny Unter großer Beteiligung fand gestern in Ravenna die Einweihung eines reoublikanischen Bolkshauses statt, das die republikanische Partei zur Opposition gegen die sozialistische Partei, die ebenfalls ein Lolkshaus besitzt, er richtete. Der Republikaner Sima aus Lissabon hatte zu den Ernweihungsfeierlichkeiten eine Einladung erhalten, der er auch Folge leistete. Bei seiner An kunft wurde er von zahlreichen Anhängern der repu blikanischen Partei lebhaft mit den Rüfen „Es lebe Portugal, es lebe die Republik'" begrüßt. Da die Polizei bei der Menge der Festteilnehmer, ihre Zahl betrug ca. 30 000, an Ausschreitungen glaubte, hatte sie umfangreiche Vorsichtsmaßregeln getroffen, doch kam es zu keinerlei ernsteren Zwischenfällen. * Italien in Tripolis. Wie römische Blätter melden, hat die italienische Negierung von den Kabinetten in Paris. London, Petersburg und Berlin eine Note erhalten, wonach die betreffenden Neyierungen gegen eine Intervention Italiens in Tripolis nichts einzu wenden hätten. Nachdem sich Italien so allo die Zustimmung der Großmächte für eine eventuelle Besitzergreifung von Tripolis ge- sichert hat, wird es wohl nicht mehr lange mit diesem Schritte zögern. Porkupal. * Kriegskonterbande für Portugal. Nach einer Meldung der „Reinold New Paper" sind trotz der strengen Ueberwachung der englischen Häfen zwölf Schiffe mit Knegskonterbaiide nach Portugal ent kommen. Serbien. » Der schriftliche Eidsckwur der serbisch«» Königs- Mörder. Nowakovic jetzt in der ,,Trlbuna" seine Enthüllungen Uber den serbischen Königsmord fort und erzählt, wie der schriftliche Eidschwur der Ver schwörer zustande kam. Die Anregung dazu soll in einer geheimen Versammlung non Oberleutnackt Eabrilowitsch ansgegangen sein. Mehrere der Anwesenden lehnten jedoch den Vorschlag mit der Motivierung ab, daß es zu gefährlich sei, schriftliche Beweise aus der Hand zu geben. Da sie jedoch über stimmt wurden, verließen sie unter Protest das Lokal. Die Zurüübleibenden gaben ihre unbedingte Zu stimm u n g zu der Verschwörung zu erkennen. Hier auf wurde der Eidschwur stilisiert und zu Papier gebracht. Nachdem alle Anwesenden unter schrieben hatten, wurde der Verschwörer Antitjch mir der Anwerbung von neuen Gesinnungsgenossen betraut. China. * Ministerwechsel. Der langjährige Minister des Innern Prinz Sou ist zum K o l o n i a l m i n i - st er ernannt worden. Zu seinem Nachfolger ist Koei-Tsuen, der frühere Intendant Les Reis handels, bestimmt worden. Die Fähigkeit des Prinzen zur Geschäftsführung der Mongolei ist allgemein be kannt. Dennoch glaubt man, daß der Prinz Sou die sen Wechsel in erster Linie seinem liberalen Cha rakter zu verdanken hat. Man hat allerdings Be denken, daß der Prinz die öffentliche Meinung nicht genügend beherrscht. Koei-Tsnen ist ein äußerst energischer und tatkräftiger Mann, der einen aus gezeichneten Polizeipräfekten geben wird. * Zehn neue Gesetzentwürfe der chinesischen Regie rung. Der Nationalversammlung, die Ende Oktober zu ihrer zweiten Session Zusammentritt, werden von der Negierung zehn Gesetzentwürfe zur Prüfung vor- gelegt werden. In erster Link wird die Beratung über das neu« Gesetzbuch, bi« während der letz ten Session durchaus nicht beschleunigt wurde, wieder ausgenommen werden müssen. Unter anderen setzt ein -.oirrl
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