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LSeUs-e. Sonntag, 17. vezemver lSN. L-erpMrr tz-syevirm. Nr. 3^9. tos. uanrnsno. Oer Slvmllcher. Krkminalgeschichte von Hans Hyan. M lNachdruck verboten.) Der Kommissar wehrte sich lächelnd. „Nee, nee," sagte- Dr. Beberle, „eS ist schon > wie ich sage! . . . Und da soll ich jetzt dieses iädchen, die Martha Graudetz, auch noch in aft nehmen, damit ich sie nach ein paar Tagen ich wieder entlassen muß . . . nee, lieber Kvm- issar, ich denke ja nicht daran!". . . Es klopfte abermals und der erste Staatsan walt Munter, der die Anklage gegen Heinz Bo- leSku erhoben hatte, trat grüßend herein. Er war natürlich von der neuen Entdeckung, die sich als eine ganz überraschende Kunde über die Korridore des Kriminalgerichts verbreitet hatte, längst unterrichtet. Jetzt trug er ein Schriftstück in der Hand und nahm die beiden andern Herrn von der Polizei und vom Gericht zu einer leise geführten Unterredung beiseite. „Ich bekam soeben eine chemische Analyse der bewußten Pulver von unserm Chemiker . . . Hier lesen Sie, bitte! ... Es sind den Pulvern, die als Grundstoff gewisse azetplsaure Salze haben, in der Tat ganz erhebliche Mengen von Arsenik beigemischt. Dr. Johannsen sagt: es müssen die Dergiftungsversuche an dem ;ungen Mädchen — die da ist es wohl?" er deutete mit einer Kovf- bewegung auf Martha Graudetz, „sie sieht ja auch aus wie das Leiden Christi! . . . also diese Ver- suche müssen schon seit Jahren fortgesetzt sein! . . . bei immer steigenden Dosen natürlich!... weiß sie denn übrigens, wo der Kerl sich aufhält?" Mit einem Achselzucken entgegnete Dr. Be berle : „Sie sagt ja nein... ich habe aber die Vermutung vom Gegenteil. . . Daß sie gar nicht von der Mordtat gewußt haben soll, erscheint mir ausgeschlossen. Dazu ist die Geschichte denn doch mit einer zu außerordentlichen Raffiniert heit gevlant und ins Werk gesetzt!" ... es wird sich das ja übrigens sehr bald ausweisen, wenn wir den Giftmischer selbst erst haben. . . Vor läufig bin ich der Ansicht, daß wir so schonend wie möglich gegen das arme Geschöpf vorgehen. Wie wenig sie übrigens mit diesem Muster von Liebhaber eines Sinnes gewesen ist, das bewei sen am besten die Vergiftungsversuche, die dem armen Geschöf die Gesundheit vollständig unter- graben haben ... ich denke übrigens, wir schwei gen vorläufig über den chemischen Befund der Pulver?" Die andern beiden Herren zeigten sich ganz und gar einverstanden. Im übrigen wurde Grete Mirbachs Anerbieten, die Verkäuferin später in deren Wohnung zu begleiten, akzeptiert. Und nach einem innigen Abschied der Blon den von ihrem Verlobten entfernten sich die Mädchen. V-' ' Heinz Bolestu war aber eben erst hinüber gelangt in seine Zelle, wo er trotz aller Fassung unruhig auf und ab lief, als der Beschluß des Gerichts, der ihn ans der Haft entließ, auch schon eintraf. Und da Martha Graudetz noch einmal, auf Anregung des Untersuchungsrichters zurückge halten, über gewisse Punkte eingehend vernommen worden war, trafen sich die Verlobten durch einen liebenswürdigen Zufall vor dem Iustizgcbäude, dort wo aus dem Postament die eherne Schlange unter den Klauen des Löwen sich windet. ES war ein Junitag, wie er so heiter, so freudenvoll selten vom blauen Himmel hernieder lacht. Heinz BoleSku, der in Begleitung der beiden Mädchen über die sonnenbeleuchteten Straßen schritt, kam sich vor, als sei er aus einem dunk len Grabe zu neuem Leben aufcrstanden. Er sprach wenig, nur seine Blicke und dec feste Druck des Armes sagten seiner Braut, daß nichts mehr wie die Liebe zu ihr sein Herz bc sch ästige. Er lachte auch ein paarmal leise, wenn irgend ein drolliges Bild der Straße, ein Lärm oder selbst ein Menschengesicht ihm auffiel. . . Aber nn allgemeinen war noch nichts wieder vorhanden von dem früher so selbstsicheren, die Großstadt mit ihren tausendfachen Wcchselbildcrn als etwas ganz Natürliches nehmenden Hein; Bolestu. . . Er war wie ein Kind, dem man das alles zum ersten Male zeigt, oder wie ein Mensch, der es vor vielen, vielen Jabren zum letzten Male ge sehen hat . . . Und doch hatte er nur einen Monat in der Hast zugebracht! Aber er hatte unter der Anklage des Mordes gestanden! . . . Alles harte gegen ihn gesprochen! . . . Und nie im Leben würde er die Ucberzeugung verlieren, daß er ohne die Hilfe seiner Grete ein verlorener Mann gewesen wäre . . . ES war nachmittags sechs Uhr . . . Vom Turm der alten Georgenlirche tönten die Schläge in der klaren, sonnigen Lust hell und laut herüber. Aber in der kleinen Hofwohnung in der Weberstraße, in dem armseligen Stübchen, das nach einem schmutzigen Hof hinausging, in dem eine Meierei sich befand, saß, ein Bild des Jam mers und der tiefsten Vernichtung, das arme Mädchen, das seine Liebe begraben hatte und das jetzt den verraten und fangen helfen sollte, dem sie einst Treue gelobt hatte . . . Dr. Barold saß in ihrer nächsten Nähe, ein mal um sie zu stützen und aufrechtzucrhalten, die jeden Augenblick ohnmächtig niederzusinkcn drohte; dann aber auch um zu verhindern, das; Martha Graudetz etwa im letzten Augenblick, in einer Aufwallung ihrer alten Anhänglichkeit und Zuneigung für den Verbrecher, diesem ein Zeichen gäbe und rhn warnte. . . Grete Mtrbach faß an der andern Seite der Verkäuferin. Sie, die immerfort an den Ge liebten dachte, den ihre Liebe sich zurückcrobert, ja vor einem schmachvollen Ende bewahrt hatte — sie empfand in ihrer glückseligen Genugtuung, im Gefühl eines so herrlichen und schwer er kämpften Sieges die peinvollc Spannung des Augenblicks am wenigsten . . . Außer diesen dreien befanden sich, in der Nähe der Tür postiert, vier Geheimpolizisten. Zwei von ihnen hielten den gespannten Brow ning in der Rechten. Alle diese Leute waren schon Stunden an wesend, sie waren einzeln, unauffällig gekom men. Bisher hatte gewiß niemand im Hause eine Ahnung von dem, was hier vor sich gehen sollte. In dem hölzernen Treppenslur dieses alten, schon baufälligen Hauses, der sein Licht durch halbkreisförmige, niedere Fenster erhielt, die über dies nur ganz kleine, in Holzstäbc gefaßte Schei ben hatten, herrschte schon die Dämmerung . . . Hier kamen und gingen aber noch fortwährend Leute, auch Kinder spielten und liefen über die Treppen. So hatte man es vermieden, dort auch Kriminalbeamte zu postieren. Diese sollten vielmehr liier und da in den benachbarten Hausfluren Posto fassen. Einige sah man als Straßenfeger verkleidet, mit Besen und Schippe an den Rinnsteinen hanneren. Und die ganze Unternehmung war so gedacht, daß alle Schutzleute, sobald der Mann, dessen genaues Signalement sie hatten, ins HauS getreten wäre, sich nach dorthin zusammenschtießen und dem Ver brecher den Rückzug abschneiden sollten. . . Die Kirchenuhr schlug halb sieben. Das arme Mädchen, das den Tod im Her zen, hier auf die Gefangennahme ihres Liebsten warten sollte, erhob sich plötzlich. „Ich kann nicht!" weinte sie auf, „ich kann eS nicht! . . . Machen Sie mit mir, was Sie wollen! . . . Mer lassen Sie mich gehen! . . . Ich will fort! . . . Nein, ich bleibe nicht hier!" Sie schrie jetzt schon, die roten Flecke auf ihren Backenknochen brannten wie Feuer. Ter Kriminalkommissar gab seinen Leuten einen Wink, zwei von ihnen kamen näher, aber ehe sie noch eingreifen konnten, hatte Grete Mirbach das unglückliche Geschöpf, das entsetzt auf die Schutzleute starrte, schon beruhigt. Sie gab ihr etwas zu trinken und redete flüsternd auf sie ein, indes Dr. Barold der Blonden freundlich zunickte. Der Kommissar hatte Aehnlichcs vorausgc- sehen, auch seine Leute schon instruiert, wie sie sich, so schonend als möglich, aber trotzdem ener gisch, dem Mädchen gegenüber benehmen soll ten. Er war Grete von Herzen dankbar für ihre Gegeirwart und für ihre Hilfe. . . Wenn die Verkäuferin weiter lärmte, konnte sie den ganzen Anschlag auf den Verbrecher vereiteln. Auf der andern Seite beglückwünschte sich der Beamte, die Liebste deS Giftmischers hierher mitgenommen zu haben; er hatte diesen Wwdcrausbruch ihrer Zuneigung für den gefährlichen Menschen vor ausgeschcn, und er wünschte sich schon den Schluß att dieses Dramas herbei, das seine eigenen Ner ven zum Zerreißen spannte. . . Jetzt schlug es sieben! . . . Der letzte Schlag der Turmuhr verhallte eben. Ein goldiges Licht, das die sinkende Sonne wie einen AbschiedSgruß herübersandte, kam durch das schmutzige, gardinen lose Fenster der kleinen Stube. Das Brüllen der Mhe, die ihr Futter erwarteten, drang vom Hose herauf und eine verspätete Schwalbe schoß noch am Fenster vorbei. . . Der Frieden war draußen . . . draußen . . . irgendwo in der Welt . . . und Grete, die versonnen ins Abendgold blickte, der war's, als als ob sie ihn finden würde . . . Plötzlich ging cs wie ein einziger Ruck durch alle, die hier im Zimmer waren . . . Ein Laut. . . ein schwacher Ton, als ver sähe ein unhörbar schleichender Tritt für einen Augenblicke die Treppenstufe und schurre ein ganz klein bißchen am Holz. Ta, als träte mit diesem kaum wahrnehm baren Geräusch eine starte Ahnung ihr Herz, daß der Gesuchte nabe sei, stietz Martha Graudetz einen leisen Schrei aus. Wütend faßte der Kommissar itzren Arm, sic sah ihn flehend an. . . Indem lief es draußen schnell treppauf. Und gleichzeitig hörte man viele rasche Schritte von unten herauflommen. „Krüger! Schwarz! Schnell! Nach, nach!" . . . ries der Kommissar, selbst an die Tür eilend Doch besann er sich und rannte zurück ins Zim mer, zum Fenster hin. . . Die beiden Beamten, beuen ihre Kollegen von der Straße aus dem Fuße folgten, ivarcn die Treppe hinausgelaufeu, wo die offene Tür einer der vielen kleinen Wohnungen ihnen den Weg zeigte, den sie zu nehmen hatten. In dem Stübchen stand eine alte Frau, die ganz entsetzt immer nur sagte: „Er hat ausgemacht! ... er har ausgemacht!" Der Verbrecher hatte, das war tlar und wurde später noch deutlicher, schon aus der Straße Der dacht geschöpft! Da er einsah, daß er nicht meß, zurück konnte, schlich er die Treppe hinauf an der Wohnung seiner Bcaut, die ihm durch ihren Schrei noch mehr verriet, vorbei und rannte daun in die nächste Etage, wo er die erstbeste nicht ver schlossen«: Wohnungstür aufriß und das offene Fenster gewann. . . Unten in der Wohnung der Verkäuferin stand der Kommissar am Fenster. Er und sMc beiden andern Leute, die sich dicht hinter ihm hielten, deckten den Ausblick. Hinter den Männern hielt Grete Mirbach die zitternde, auS verstörten Augen blickende, tief amstöbnendc Martha Graudetz in ibrcn Armdn. lSchluh folgt.) VON MW 7 WM WIK WM WM —- -I»— -I- -I- I» < I » —« 7Z.- an 12.- „ 12.- „ 20.- „ MU WM von I.8o an » 7-5« „ » 1.50 „ „ 5-8t> » ^riengnille von A Oo., London eine vornehme XVeihnacht;gühe sAsU WM Kissenplatten 7^7 örokatclecken """ perlilche Oruckdecken Orient. 5tic^er.-l)ec^en'Ü°b-i"E Okinef. 5tic^.-Oecken von 5.90 an » 8.80 „ „ 10.- „ Kissen -ur mit OaunenküIIung KlsseN I-idert)-krotak mit vounensülluns I e 1t-° — n«u« tzaltoiu io «>I«a hamperucturme?-rb«a Ideenarmer / Nadelkissen / Machet; Orientalische Parfümerien WM MK WM WM MW Oroke XVei^nac^t^ Ausstellung peter;-8tr. 41 in meinen Oelcliässzräumen iur inangiolen Besichtigung §eidenstau8 )aeol)v ------ Leechten Sie unsere Son6vr ksterrrtreree 29 ------- WM c lugemecken um, v-ill Oröp« rle Ulin« mit rzcnarpe^l «poaen ^g^ptilche Schärpe; Olunes. ätickerei-Lcharpe; Otero-Lcharpe; " Oroüte Anzahl / billige Preise Alleinige Veiksuknieüerlage der echten hiherty-f^ahrilcate in heiprig WM MU WM