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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 03.12.1911
- Erscheinungsdatum
- 1911-12-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191112032
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19111203
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19111203
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-12
- Tag 1911-12-03
-
Monat
1911-12
-
Jahr
1911
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Sette 2. Nr. 335. los. Iskroana. KuMn^s rNsrlür nsch Teheran Tie letzte Lißnua des persisciien Parlainents vorn Frcitaft zeigte, wie k>ie „Times" aus Tche- rau meldet, eine stille Feierlichkeit. Das Huupttherna ivar, daff lein Persel die VLrnicl)- ruusi der 1l n a b h,i n g i ft k e i t seines Landes unterzeichnen wolle. Eine Resolution in diesem Sinuc wurde gegen Rußland und England ge- ;aß. Das Hans vertagte sich uni Mittag. Draußen wartete eine ungeheure Menge auf den b'lockenschlag der Mittagsstunde, denn in dwicnl Augenblict lief die Frist des rus sischen Ultimatums ab. Am Nachmittag ivurde die Resolution dem russischen Gesandten mitgeteilt und der Mnister des Acufferu gab dann sofort feine Entlassung. In den letzten beiden Monaten hatten sich die - Dina« gefährlich zugespitzt. Italien hatte aus eigene Hand «inen Krieg angefangen aus fo ungerechtem Anlässe, datz man es als einen letzten Rest von Scham anerlennen muß, wenn e» vorher seine Verbündeten nicht zu Mitwstsenden seiner Absicht gemacht hatte. Aber nicht nur, daß es dies« trotz solcher Unterlassung mit bloßstellt: das Unternehmen läuft tn solchem Grade den deutsch-österreichischen Interessen zuwider, datz der Fricdenvbrccher heilfroh sein muht«, wenn ihm nicht tzg» Freundfchafts Verhältnis auf der Stelle gekündigt wurde. Man beschränkte sich, ihm Brand legungen in unmittelbarer Räbe der österreichischen Intercffenzone zu untersagen Schon dir Erinnerun gen an solch« Selbstverständlichkerten wurde aber drüben al, Kränkung ausgcsaht und mit neuen Un freundlichkeiten. mit verletzendem Misstrauen ver golten. Der pslichtgetreue Leiter des österreichischen Heerwesens glaubt« di« Zeit einer energischeren Be treibung der längst als notwendig erkannten Schutz vorkehrungen gekommen. Er entsandt, den Kriegs minister v. Aussenbera zu einer Inspektionsreise an die Tiroler Grenze. vloer dieser täuschte das Der» trauen des Mannes, der ihn soeben erst aus seinen hohen Pollen gebracht Katta. Sr stellt« sich aus di« Seite des srieoseligen Trafen veyrenthal. der so gleich die (Gelegenheit wahrnahm, in der schärfsten Form sich ein« Nebrnregierung der sogenannten „Kriegspartei" zu verbitten. Da war für Hötzendorf reines Bleibens mehr und sein Nachfolger v. Scheu ma mag sich in die Rolle finden, sein Amt nach den Instruktionen eines blutigen Zivilisten zu versehen. Die Niederlage v. Kötzeirdorfs M um so bemer kenswerter al« ihm eben erst die Verdrängung d«s schwachherjigrn Herrn » Stiönaich au» dem Krieg»» Ministerium gelungen war, und mehr noch, als er und seine Richtung sich der ausgesprochenen Gunst des Erzherzog. Thronfolgers erfreuen. Die. jenigen guten Leute, welche Mitteilungen über Krisen in den höchsten Regionen den Glauben versagen, bi» ihnen die aktenmäfstgen Beweise oorgelegt werden, Mögen sich jetzt beruhigen: ein« direkt von der Kanzlei des Thronfolgers ausgegebene Erklärung betont so nachdrücklich besten Unzufrieden heit mit der Entlastung des ehrlich strebenden Mannes, den sich zu unterwerfen allein der schuldige soldatische Gehorsam zwinge, das; kern Zweifel mehr vergönnt ist. Die Anschauung desErz Herzogs hatcine schwere Nieder lag e e r l i t t c n, wie damals, als die entscheidendste Stimme erklärte, daß Serbiens Schuld mit dem Sohncsopser an den Moloch der Staats-Raison ge sühnt sein solle. Es ist menschlich erklärlich, daß der milde Herrscher, der als Jüngling trotz erhaltener Verstärkungen keinen zweiten Sckilachttäg von Sol- ferino haben wollte, weil die Walstatt des ersten ihn in tiefster Seele erschütterte, als Greis noch schwerer zu fgjgenrcichen Entschlüssen sich durchringt. Ob cs immer gut ist, ob es besonders dieses Mal gut ist, in Fragen dcs Völkerichicksals das Herz mit sprechen zu lasten. mutz die Zukunft lehren. Oesterreich ist leider oftmals in seiner Geschichte als das Land der versäumten Gelegen heiten sprichwörtlich geworden. Ob allerdings die kühle Berstandesmatziakcit de« Diplomaten, welche so geschickt an die sanften Instinkte des Herr schers appelliert hat. lange ih-e« Sieges froh bleiben darf, ist sehr dahingestellt. Der Tbronsol zer, der.fo gar lein Hehl.daraus macht,, datz der Leitstern seiner Politik ist. mit Oesterreichs wahren Freunden gut Freund zu sein, die falschen aber mit festem Ent schlüsse abzustoßen, bleibt auch bei Lebzeiten des arten Kaisers e-nc autzerordentlich grotzc Macht im Staate Die Befürworter einer schärferen Tonart in Bölterverkchr aber erfreuen sich der mannhaften Frische, mit der der Verwalter non Oesterreichs Zukunft sein vcrsönlimes Bekenntnis abgelegt har. Diese Befriedigung lässt sie jene staats rechtlichen Bedenken überböten, die gegen alle Formen non „Kronprinzen Politik" geltend gemacht werden können. Leipziger Tagevirm. In den Moscheen und Straffen kam es zu a n t r r u s s t s ch e n Kundgebungen. Bis zum letzten Augenblick, fährt der Teheraner Kor- respvndent der „Times" fort, hart« die bri tische Regierung Persien ermahnt, Ruß lands Forderungen zu ersüllen, aber die War nung sand taube Ohren. Man klagt England offen der Untreue an. 2 hu st er informierte daS Parlament, daß er keinen Anteil an dem Streir nehmen wolle, daß er sich aber natür lich der Entscheidung des Parlaments füg«. Er wird seine Aufgabe erfüllen, bis Rußland ihn abseyen wird. ES wird aber nicht geglaubt, datz Rußland fonnell den Norden PersienS be setzen wird. Es ziehl eine persische Regierung vor, deren Einsetzung eS ermöglichen würde durch eine Rückkehr dcs Exschays oder einen Staatsstreich der Bachtiaren. In russischen Kreisen in Teheran glaubt man, daß die Bachtiaren bereit sind, den Staatsstreich zu wagen, um so mit russischer Hilfe den Schatz- meister Sh uster zu vertreiben. Aber diele Ansicht werd« doch nickt allgemein geteilt, sagt der „Timcs"-Berichterstatter. De« deutsch«» Reichstag irmrde am Sonnabend vom Präsidenten Kennt nis gegeben von einem an das Präsidium ge richteten Telegramm der persischen Kolo nie in Konstantinopel. In der Depesche wird darauf hingewiescv, daß die russische und eng lische Negierung mehr als einmal sich förm lich verpflichtet hätten, sich nicht in die inneren Angelegenheiten PersienS einzumischen, die territoriale Integrität und nationale Unabhängigkeit des Landes zu achten. Jetzt aber schifft England Soldaten in Persien aus, und Rußland befördert Sol daten nach Persien, nachdem es an die persi sche Regierung ein Ultimatum gestellt hat, das in nichts dem berüchtigten italieni schen Ultimatum an Schroffheit und Angemessenheit des TonS wie Inhalts Nachsicht, und droht, in das nördliche Persien cinzufallen. Die Msender des Telegramms protestieren gegen die Vergewaltigung und Beugung des in ternationalen Rechts und der Pkvnschen- würde, die mit Zynismus ohnegleichen behan delt worden find. Das Telegramm fordert schließlich alle Verteidiger der Menschenwürde, deS Rechts und der Gerechtigkeit unter allen Völkern zum gemeinsamen Kampfe gegen den ungerechten Angriff aus. Englische Interpellationen. London, 2. Dezember. (E'g. Drahtm? Im englischen Oberhause wird nächsten Don nerstag Lord Cnrzon die Aufmerksamkeit auf die persische Angelegenheit lenken nnd nm Vor legung von Dokumenten bitten. Am Montag wird im Unterhaus« M ereil, libe raler Abgeordneler von Burnley, die Regierung anfragcn, ob sie etwa Kenntnis davon habe, daß Shustero Tätigkeit für die pcrjlscbe Regie rung und das persische Volk unbefriedigend ge wesen sei oder ob sie nur wegen der Ovvositivn Rußlands die Forderung unterstütze, daß er ab- gejetzt würde. * Ueber di« Beziehungen Rußlands und Englands zu Persien. wird der „Inf." aus Anlaß der Ablehnung des Ultimatums folgendes mitgeteilt: Die Beziehungen Rußlands zu Persien wer den durch zwei d iv l o m a tr > cb e Ak re be stimmt. nämlich durch die englisch-russi sche Konvention, durch die Persien in zwei Einflußsphären geteilt wird, und durch das Abkommen von Potsdam, durch daS an erkannt wird, daß Nordpersicn in die Einfluß sphäre Rußlands gehört. Die weiteren Schicksale Persiens werden "von den gegenseitigen Hand lungen der beiden interessierten Mächte England und Rußland abhängcn. Die Aufgabe dürfte sich darauf beschränken, die Wiederherstel lung der Ordnung im Lande zu unter stützen, da England bereits in einer früheren Antwort an Rußland seiner Meinung dahin Ausdruck gegeben bat, daß das Eingreifen Ruß lands ernste Veraulworklichkeil und schwere Fol gen nach sich ziehen könnte. Das innere Leben Persiens dürfte deshalb auch iveitcrhin außer- halb der Einflußsphäre der Mächte bleiben. Ueber die Folgen, welebe die Ablehnung des Ultima- tums haben wird, kann inan fetzt noch nichts sagen. Eine Wiedereinsetzung Mehemed A'lis, des bisherigen Exichahs, als Sch eintönig, liegt ebenso im Bereich der Möglichkeit, wie «in Prorekto- rat Englands und Rußlands. ver Stieg um Tripolis. Vom Kriegsschauplatz liegen heute nur wenig Nach richten vor. Anscheinend '«ereilen die Italiener einen neuen Vorftotz vor, während die Türken auch ihrer seits die jetzt weiter vorgeschobene Stellung des Geg ners aufs neue angreifen werden. Die bisher auf getauchten Gerücht« von Friedensvermittlungen haben sich nicht bestätigt. Uebee die Lage in Tripoli» meldet di« ..Agenzia Stefant" unter dem 2. Dezember: Am Freitagvormittag gingen ein Bataillon des 52. Infanterieregiments, ein Alpenjägerbataillon, das 15. und 33. Bataillon Bersaglieri und die 2. Pionierkompanie vom rechten Flügel der italieni schen Ostfront aus, um eine Frontlinie in der Rich tung auf das kleine Fort M«ssri vorzuschieben. Gegenüber standen beträchtliche Abteilungen tür kischer Linientruppen und Araber. Nach hinreichender Beschießung der feindlichen Stellung durch das Feuer der Infanterie und der Gebirgs batterien rückten die Truppen zum Angriff vor und nahmen die bezeichnete Stellung mit dem Bajonett. Die Artillerie verfolgt« den in Unordnung sich zurückziehenden Feind mit ihrem Feue". Der Angriff wurde auch durch die bei dein Fort Mcssri ausgestellte Artillerie unrer- stützt. welche die südlich stehende feindliche Feld- artillerie niederkämpfte, ebenso durch den Vorstoß anderer von Henni aus vorgehender Truppenteile gegen die Flanke der Gegner. Nach der Besetzung der bezeichneten Stellung bei Messri begannen Infaisterieableilungen und Pionier« so fort, sich zu verstärken und Las Schußfeld freizumachen. Tie Verlnste der Italiener betragen acht Tot« und siebzehn Verwundete; die der Gegner konnte,! noch nicht genau festqestcllt werken, müssen aber sehr erheblich gewesen 'ein. Am frühen Nach mittag feuerte der Kreuzer „Carlo Alberto" auf eine Abteilung ven etwa hundert Arabern, die aus dem äußersten linken Flügel gedeckt hinter «iner Mauer standen, zwei Granaten mit großer Spreng ladung ab. BKde Geschoße trafen so genau, daß die Mauer und die Araber in «iner Staubwolke veischwaudcn. Gegen drei Uhr nachmittags feuerre der „Carlo Alberto" au» das Zeichen «ines D r a ch e n b a l l o n s gegen Fornazi. Nach weni gen wirkungsvollen Schliffen beobachtete man vom Drachenballon aus, wie sich zwei türkische Kolonnen in Hast »ach dem Innern der Oase zurüchzogen. Durch Flieger wurde vormittags festgestellt, daß die (hegend bei Zanzur säst und die Straße nach Azizia gänzlich frei vom Feinde sind. Ein Uebersall auf einen Europäer. Tripolis, 2. Dezember. (Agenzia Stefani.s Als der Berichterstatter des ..Temps" Jean Carrere gestern nacht nach Hause zurückkehrte, wurde er in »errötenschcr Weise cmgcsallkn und in der Schulter, dicht am Halse, durch einen Dolchstich ver wundet. Edlere Organe wurden von der Waffe Nicht berührt. Der Täter entfloh. Ermittlungen ge stalten sich schwierig, da Carrere keine Personal beschreibung geben kann. Man vermutet, daß der Täter in den Reihen der Iungtürken zu suchen ist. Carrere nnd der französische Konsul erhielten be reits Drohbriefe in französischer Sprache, benachrich tigten bedauerlicherweise aber di« Behörden nicht. Die vor wenigen Tagen aus Konstantinopel «inge- troffene geheime Nachricht gewinnt jetzt an Wahr- scheinlichkeit, daß die Türken, nachdem sie jedes Mittel zur Wiedereroberung von Tripolis anfgegeben hätten, Sismsrck als Menschenkenner. Bismarcks Gestalt wirft ihren Schatten »och zu ge- dieteied über unsere Gegenwart, als daß bereits eine völlig objcilio« Darstellung dieses Genies und seines Werts möglich wär«. Wenn uns Erich Marks rrotzdem eine groß angelegte Biographie die,«» Ein zigen zu schreiben unternommen hat, so will er mit all oen komplizierten Mitteln des gelehrten Historikers die Grundlage für die Kennrnis und Bewertung der Tatsachen und für ein Weiterbauen per Forschung 'chasten. Fernab von den eigentlich wissenschaftlichen Fragen, deren endgültige Lösung noch so weit im Felde liegt, muß cs aber den heutigen Menschen ver- locken, das Persönliche und Charakteristische aus Bis marcks ungeheurer Individualität lierauszulchälen. die Trievkräfte und Elemente ferner SceksDus der reichen Fülle seiner Vekenntnille und Mitteilungen zu er- gründen. Einen solchen „psychologischen Versuch" ,ur Ankhellun» der innersten AZeserrheir dieses „proble matischen" Mannes unternimmt der Dichter Emil Ludwig mit bemerkenswertem Geschick. Er beginnt mit einem l^rien Ueberblrck Über die seelische Ent wicklung seiner Jugend und dre späte Entfaltung der Gnindkrüfte, di« ihn zur Vollbringung seines Werkes teeib««- er schildert dann dir „Struktur des Mannes", dwse seltsam« Verbindung von Stärke und Nervosität, von Leldenlch»(t und Mäßigung, von Phantastik und NijHtAnheit, erläutert an anschaulich gewählten Pro be». Art. w:e er mit Welt und Men'chen umgebt, und zeichnet so in scharren Umriffen «in lebendiges Bild-gesehen mit d«r Neugierde und Degeist«rung eim-^kunstlerlsch empfindenden Psychologen, der von seiner yorschungsreis« durch da»Ielt^am« Land «Iner weltweiten, di« g<o«nsätzlichst«n Wunder umschließen den Seel« unvergeßliche Eindrücke empfangen hat und nun d«n anderen mitteilt. Und er. der Psycholog«, bewundert an Bismarck gerade die Macht der Men schenkenntnis. ver er leine größte Wirkung verdankte. Nachdem dieser Mann »ich erst einmal durch die Irrungen und Wirrungen des eigenen inneren Laby rinths hinl urchgerungen, hotte er sich auch «ine seltene Klarheit für di« Motive und Impuls« der anderen er« wvrdih S» ist er der schätzte Physiognomiker. Ehe «» Lothar Bucher kennt» M«cht«t «r fei»«» hohen schmalen Schädel in der Kammer und sagt sich: „Der Mann gehört ja gar nicht in die Gesellschaft der Dick köpfe, bei denen er sitzt. Er wird wohl einmal zu uns kommen." Bei eincin Empfang« kommt er einmal zu spät, kommt hinter «inen Leutnant zu stehe», den er von rückwärts nicht erkennt, und macht bei dem An blick des starken Haarwuchses am Hinterkopf« folgende Schlüffe: „Da ist nichts von (bardepli das ist «in Mann, d«n der Kommißdienst langweilt, er widmet sich Studien und wird wohl mal im Generalstab enden." Als er dann Herrn von K«udeU, seinen spä teren Freund und Sekretär, erkennt, braucht «r nur hinzuzufügcn: „Nun muß ich wohl sagen: in einein Ministerium." Bei Aufstellung d«r neuen Minister liste im Jahre 1558 fragt ihn Prinz Wilhelm: „Hal- ten Sie Boni»» für beschränkt?" „Das nicht, aber er kann nicht ein Schubgach in Ordnung halten, viel weniger ein Ministerium. ,,Und Schwerin?" „Sehen Eure Königliche Hoheit jein Profil an: dicht über den Augenbrauen springt die Schnelligkeit der Kon zeption hervor, was die Franzosen mit prim« «uiutior bezeichnen, aber darüber fehlt die Stirn, in der die Pyrenologrn die Besonnenheit suchen. Schwerin ist ein Staatsmann ohne Augenmaß und hat mehr Fähig keit einzureißea al» aufzubauen." In Versailler beobachtet Bismarck genau, ob Favr«, wie jener behauptet und was er ihn zu verschweigen bittet, wirklich weint. „Er dachte vermutlich mit Schauspi«t-rei auf mich zu wirken. Ich bin fest über- zeugt, daß er weiß^chminkr war. besond«rs das zweitem«!. An die,em Morgen sah er viel grauer aus, um den Angegriffenen und rief Leidenden vorzu stellen." Diese nie versaoend« Menschenkenntnis, die ihn i« richtigen Augenblick da» richtig« Auftreten sinken faßt, macht ihn »um aroß«nDiplomat«n. So bittet er den schlauen Favre, bei den Verhand lungen zu rauchen, das wär« nützlich: „Da» Auge fft beschäftigt, di« Hand festgehalten, der Geruchssinn be- sriedigt. man »st glücklich. Sie, der Sie nicht rauchen, haben übe- mich einen Vorteil: Sic sind ausmerk iam r. und «inen Nachteil: Li« sind geneigter, sich hinreißen zu lassen " Diesen Staatsmann, der di« gewaltige Wucht seiner Erscheinung dem Salon so wohl anzupaffen «uhde, schildert w«u»ont ISSt: „Sein Lächeln be schränkte sich auf ein Pliffure des levres, er lachte nicht mit Len Augen und schien beim Sprechen die Zähn« zusammenzuhalten, was besonders dem Fran zösischen einen eigentümlichen Akzent gab. Man hatte die Empfindung, daß er imm«r kampfbereit sei, wenn- gleich er ein gewißes Sichgehenlaffen in der Haltung affektierte und alle geheimen Angelegenheiten leicht zu nehmen schien." Der „natursorschende Blick", mrt dem er das Innere der Menschen ergründete, machte ihn zum grogen Realisten. ..Das gefährlichste für Diplomaten", lehrt er, „sind Illusionen. Man muß sich zur Voraussetzung machen, daß der andere eben falls nichts suche als seinen Vorteil. Darum — keine Hingebung." Alle Mittel wußte er zu benutzen. In der Unterhaltung mit französischen Diplomaten gab er sich etwa den Anschein, als ob er das Französische nicht völlig beherrsch« und Uber den oder jenen Aus druck schwanke. „Wenn er aber ein Wort zu suchen schien, so geschah es nur, um es dann besser wie eine» Pfeil zu entsenden, und er fand stets den zugespitztesten Ausdruck." In der enljiycidelldeii mitterncichngen Unterredung mit dem Herzog von Augustenburg IklU ändert er, als der Herzog auf »eine Forderung durchaus nicht eingehen will, plötzlich Len Ion. Während er ihn vorher Hoheit tituliert und sehr artig angefaßt hatte, nennt er ihn plötzlich nur noch Durchlaucht und lagt ihm di« plattdeutschen Wort«: „daß wir dem Küken, das wir ausiebriitei hätten, aucb den Hals umdrehen könnten". Meister war er in der Kunst de» Hin halten». so Napoleon gegenüber, so in der Behand lung der Londoner signatarmächt« während des dänischen Kriege», deren Hinhaltung er wiederholt sein diplomatische» Meisterstück und «in Intrigenspiel wie in Scrtbe» „Gla, Wasser" genannt hat. So er wuchs ihm au» seiner tiefen Kenntnis der Menschen notwendig feine bezwingende Macht über di« Menschen. Dom Soeihetiaus in Weimar. An einem der letzten Novembernachmittage war der erst, Stock des Goethehause» zu Weimar — sonst da» Goethe-Nationalmuseum genannt — festlich er leuchtet. Lin ungewohnter Anblick, da sonst da« Sonntag» 3. Dezember lSll. eine Reihe persönlicher Attentate planten. Dieser Meldung wurde hier wenig Glauben geschenkt, nie aber hatte man daran gedacht, daß Attentate auf Fremde unternommen werüen könnten. Morgen» 6 Uhr war der Zustand des Verletzten gut utzd ohne Fieber. Da» deutsche Rote Xre»^ Berlin, 2. Dezember. sEia. Drahtmeld.) Das A ue r bi e te n des deutschen Zentralkomitees des Roten Kreuzes zur Hilfeleistung im Ita lienisch-Türkischen Kriege nahm die türkische Regie rung mit wärmstem Dank an. Die Hilfsaktion wird demnächst einaeleitet werden. Das italienische Rote Kreuz lehnte bekanntlich unter Hinweis auf die vaterländisch« Opserwilligkeit in Italien die aus wärtige Hilfe dankend ab. Türkische Finanzsragen. Konstantinopel, 2. Dezember. lK. K. Korr.-Bur.) Dem Bernehmen nach leitete der Finanzminister auf Beschluß des Ministerrates Verhandlungen mit d«r Banque Ottomane wegen eines Vorschusses von 2 Millionen Pfund gegen Schatzbons ein. Die Summ« soll zur Deckung des Defizits des laufen den Finanzjahres dienen. Da die von der Bank ge stellten Bedingungen nicht angenommen wurden, reiste Direktor Reooil nach Paris, um andere Be dingungen festzustellen. — De» Blättern zufolge, wurde der englische Rat der Zolldirektion, Trau ford, auch zum Rat des Finanzministeriums an Stelle des Franzosen Laurent ernannt. Die Revolution in Etzins. Der „Daily Telegraph" meldet: Drahtmeldungen aus Pllnnan berichten, daß di« Losreißungsbewegung unter den dor tigen Mohammedaner immer größere Fortschritte macht. Die Mohammedaner von Kansun und Chi. nesich-Turkesta »drängen ihoe Glauben» genoffen, die Mandschuherrschaft abzuschül- reln und eine Militärregierung einzusetzen. Lin unabhängiges Turkestan würde ein neues,über aus bedeutendes mittelasiatisches Problem schaffen. Der Waffenstillstand. Paris, 2. Dezember. (Eig. Drahtmeld.) In Han kau wurde unter Mitwirkung des englischen Generalkonsuls der Waffenstillstand zwischen den Generalen Liyuangheng und Feng-Koutschuang auf 15 Tage verlängert. Die Anleihe Baron Eottuv. Aus Peking wird gemeldet: Die Nationalversammlung und die Handels kammer von Tientsin protestieren gegen die von Baron Coltu in di« Wege geleitete chinesische An leihe, da diese nicht mit Zustimmung der 'National versammlung ausgenommen wurde. Die Narional- versammlung von Peking hat einen Erlaß heraus gegeben, in dem sie gegen die Anleihe protestiert und in energischen Worten auffordert, die Anleihe nicht auszufiihrcn. Die amerikanilche Pazefikslotte nach Schanghai unter wegs. 8t. New Port, 2. Dezember. (Priv.-Tel.) Einige Morgenblätter melden, die gesamte Pazifikflotte hab« Befehl erhalten, innerhalb 12 Stunden von Honolulu nach Schanghai abzudampsen. D- Dem „New Pork Herold" wird aus Hongkong gemeldet, Laß die Chinesen gegenwärtig auf euro päische Kleider versessen sind und nur noch solche kaufen wollen, während die chinesische Tracht völlig unverkäuflich ist. Eines der größten europäischen Ge schäftshäuser in Hongkong, Alexander Roß L Co., warnt seine Bezugsfirmen, mit der Fabrikation der chinesischen Kleidungsstücke fortzufahren, da für die keine Verwendung mehr zu finden sein würde. Das malerische China wird bald ein Bild der Vergangen heit sein und die europäisch-amerikanische banale Uniformität auch das Reich der Mitte überziehen. Unabhüngigkeitsbewegung in Chinesisch-Turkestan. Die TurMnenlyveme bei üen neuen LLnienllMen. Für die in diesem Jahre vergebenen Linien schi s f e hat die Marineocrwaltung eine bemerkens werte n e u e Be st i m rn u n g, dieA u s ge st a l t u n g des deutschen Turbinenwesens betreffend, erlassen. Die Marineverwaltung hat nämlich verfügt, daß die drei neuen Linienschiffe mit verschiedenartigen Tur binensystemen ausaerüstet werden, und zwar erhält der Linienschiffneubau „Er s a tz K u r f ü r st Fried große Haus mit Ausnahme der kleinen Kastellan wohnung in tiefes Dunkel gehüllt ist. Die „Freunde des Goethehause s" hatten sich eingefunden, um beim Kerzenschein den Bericht über das im vergangenen Jahre Erreichte, sowie weitere Pläne ihres Präsidenten. Direktors des Goethe-Na tionalmuseums und Goethe- und Schillerarchivs, Ge heimrats Professors von Oettingen, entgegen- zunehmen. Versammelt war man in dem berühmten Gelben Saale, in dem zu Goethes Zeit manche Zelebrität zu Gast gesessen und manches bedeutende Eesoräch geführt wurde. Erschienen waren vor allem die Erben Goethes, Graf Henckel-Donners marck, Exzellenz, und Sanitätsrat Tr. Bulpius, ferner die Spitzen des Staatsministeriums, der Stadt, Männer der Wissenschaft und solche, die sich besonders um die Ziele der bedeutsamen Bereinigung verdient gemacht. Geheimrat von Oettingen be richtete über die finanziellen Verhältnisse, die befrie- digcud sind, gleichwohl aber zur Erreichung größerer Aufgaben der Ausbesserung bedürfen, sowie über die die Mitgliedern im Jahre 1912 zu bietende Ueber- raschung wahrscheinlich in Form einer literarischen Reproduktion aus den Schätzen des Hause». Was besonders erfreulich ist, ist die Tatsache, daß die Vereinigung, gegründet „zur Einlösung einer Ehren- schuld gegenüber Goethe", seit der letzten Jahresver sammlung wiederum an Mitgliedern zugcnommen hat. Das hohe Ziel der Vereinigung, das sonst fast ganz von den in ihrer Höbe wechselnden Eintritts geldern abhängenoe Goethe-Nationalmuseum auf eine festere finanzielle Grundlage zu stellen und ihm seine von Goethe selber vorgezeichnete Entwicklung »u erleichtern, wird bet fortschreitender Entwicklung ver Vereinigung erreicht werden. Hofft dr-ch letztere zu erreichen, datz Goethe» sehr wertvolle, in Mappen und Schubkästen verborgene, nur von wenigen Men schen gekannte Sammlungen von Kunstwerken und Naturalien. Büchern und Apparaten, würdig und iicher ausbewohrt und ausgestellt, dem Publikum zum «benutz und Studium endlich dargeboten werden können; hofft man doch zurückzucrwerben. was zu seinem Hausrat und Besitz gehörte, aber dem Hause entfremdet würde, sowie die Sammlung von Goethe- Bildnissen und derer, di« ihn umgaben, zu ergLngm. SM bürg gel UM D Sonnabei im Haag Vertreten China. ? Niederlar Deutfck fandten i Hi Fr Aus dem die hol Annahm» tage vaä werde. Auch ietz1 Regrerun Hinsicht weisen, k Bis jetzt nicht an Zum RL Wien, erlietz ar Conrad r ,Zn hervi ren, mit sei gebiete . wertl des G« Macht Zn tu neten, Ihrer Trotz 8t. A Rücktritt stabsch vigung haltun trizitäts Weiße wird, w das Li eine Au rädern, waltuug dahin, d damit di der Höh ein best wäre, ül «icht hi» diesen D der Fab die Prei ausübcn von vers betracht! Diese gegenüb, wird. H »ordern Mannsch in der ä auSgebil Personal Vorhand Turbine allgemei in dein aber uni des Per vor, da Turbine ohne jei dieser ei gegenüb« rechtserti ! De: Lu responde der 1911 Kirche jchließlick folgen,Z machen, kuugsroe Zu wend: erhob« Der Oberkri«, Matrose, treuzer , ruhrs ui Norgesetz Zu ch t h Sc König L Adlcrord M, -r. t folge oc« lag in I Lükomoti hältnis Ausip »riebsaöl Frage. Zw« Der K a Pfarrkirä nälen B bar«tt Audienz. Zu Der^Nin
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