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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 03.12.1911
- Erscheinungsdatum
- 1911-12-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191112032
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19111203
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19111203
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-12
- Tag 1911-12-03
-
Monat
1911-12
-
Jahr
1911
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l> a n inark niatv kiel«' ?vhn N>r l klchrl :iotw s»: Mld! geüi gan' und Pho den (rin For ^ar Sch die Nac rrac e->r tiv! auf Lor ob«' lick und Ku! dag Kul eine seid mll< geg» nock arm fcht« ( steh! Bru ni-h Blei ibr Das grür -inz da»; de? s.-'g licbe sä-b' ,107'' Die nenc vcre n sind Jas Hi- per! grb Dai Grr die täii mit fcha wis> scha sich neu (Sesi hat TU! jchoi und voll der ihm fort, stehe Hine weif Hüt u.en Mei lich baiu zu i weh des haG vleh und t'sle> Sette 22. Nr. 335. 105. Hattrgsng. Vonnmy, 3. Dezember 19ll Let-ziger Tageblatt. ttörk5kAll5re!ckmMyew klugen Zexnitr. SO Komplett M komplett kör 2 llM ZWZM LHAsZL 6 vwt»a»cb ber»itvi-llg»t. I^«u»^a,er»»ack i »od koiedsrtrsore usuüoioiior WeilMW Isar »»lang« Vorrat >'L!. » '. ' UW» dkl )nfes!?sf-.tti>/oi?nkLus5tL!iung vrer^sn 1911 Lrackt^a'enüvr ad do to «rnlt«. 6oI6ene/Viec?3!!?e OsltteukckeäusLtettung Poren 1911 Drall «eia-» I-iuou g.vLnmt Loul. unci sosivvarrs Lsmwstbiuss mit ^eickov^urnitur oock llaopkrslde 8p»eat«IpLn»e. Vunkellcariertv Lokottondluss mit SnmtilvUor, babckrsi, »br »p»rt« Xnskudruag, d«t»r dito H«u> verton-;« Vvitw »ebtsprei-Iiste! »». 14. 8/U^ LOLV (SolüinunLal-ucte) Mn fsiriLL^meclcs?! «a»» kllr» ,<c^ w Mta0«v»«riqen Theater und Musik. Leipzig. I. Dezember. Neues Theater. (Zum ersten Mal«: „Der Musikan t." Zwei Akt? van I u l i u s V i t t n e r.s Ein Stück musikalischen Vape.ntenlebens jener Zeit, da etwa Mozarts „Zauoersstste" entstand. Rauf- hondels wegen musste Wolfgang Schöirbichler Münchens hohe Schnle verlassen und geteilte fick; auf der Donaufahrt von Linz gen Wien mehreren Musi kanten zu. Er bleibt bei ihnen, um so lieber, als di« schöne Sängerin Violetta seinen schlummernden Genius merkt un!d ihn auf di« Stuf« des Schaffenden erhebt. Aber als dis klein« Gesellschaft zu Salburg weilt (gemeint ist die Mozartftadt an d«r Salzach), glaubt sich die Violetta auserseben Mr höhere Kunst zwecke. Sie macht es ihrem Verehrer, dem Grafen Lamprecht, der als „Musikgvaf" über das Musikwesen der Residenz gestellt ist. nicht schwer Wenige Morte, der Hinweis auf Paris mit leinen Lockungen und Er folgen und eine Liebeserklärung genügen, sie dem Musikus abtrünnig zu machen. Wolfgang kann die Flucht nicht hindern, wird vielmehr zu Boden ge worfen und gefesselt. Seine kleine Kollegin in Apoll, die Geigerin Friederike, befreit ihn, sie, die ihn schon lange insgeheim verehrte. Zn stiller Sominermond-en- nacht am Brunnen findc-n sich, die lange nur nebeneinander herginaen und doch Mr einander be stimmt '.varen. Der Musikant war ein Nachtwandler im Liebesreiche und erwacht zn neuem Leben. Und gar treuherzig und der frohen Verheißung voll klingt ihm nun zu Beginn des neuen, richtigen Weges der alte Nachtwächterreim entgegen: „Die finstere Nacht ist bald vorbei, ein braves Herrgottsengelein putzt schon die Sonnen lange rein." Der Geist Enhendorffs weht in Julius Bittners vortrefflicher Dichtung und Gestalten treten uns ent gegen. wie sie uns aus jenos Poeten Taugenichts- Novelle und den Romanen „Ahnung und Gegenwart" -Farbstistmalerei" von E. von Taund trägt. (Ver> lag von Otto Maier, Ravensburg, Preis 1^0 Hier wird aezciat, wie man mit Oelkreidestisten ganz wunderhübsche.Darstellungen erzielen kann. »Die Iugenddibet" des Verlag» Wilhelm Born gräber in Berlin 30 ist ein Jugendbuch, wie es bester nicht gedacht werden rann, ein Buch, das berufen ist, bedeutenden Einfluß auf die Bildung des lugendlicyen Ebarakters auszuübcn. Die großen Männer des Leutichen Bolles reden hier selbst, und ihre Worte und Talen werden Nachei,erung und Be geisterung erwecken. Der von Frain Hoffmann begründete Neu« Deutsch: Jugendfreund ist wieder oa. (Verlag Schmidt L spring in Leipzig.) Im Charrkrrr ganz der alte, immer neue, tritt der „Jugendfreund in diesem Jahre äus^rlich in einem anderen, prächtigeren Ge wände als sonst wm alten Preist von 6 den Weg an. Schon ein flüchtiges Durchblättern des stattlichen, wie immer vorzüglich ausgcstatteten Band:» mutz irden davon überzeugen, daß er ec hier mit einem ge diegenen Buck)« zu tun bat. Es ist tatsächlich ein Büch, wie es nur wenige gibt, und, getreu seinem Namen, ein wahrer Frcund der Heranwachsenden Jugend, die nicht nur unterhalten sein, sondern auch etwas Tüch tiges und Wertvolles lernen niöchle. Im Kampfe gegen die Schundliteratur wurde seit her den M ä d ch e n schristen reck t wenig Beachtung geschenkt. Gerade bei oieser Gattung Iugenüschristen tst eine Reform leider nur zu sehr vonnöten. Der ausgezeichnete Iugen^schristeuncrlag Georg W. Dict rich in München dat erstmals den Versuch gemacht, inhaltlich wie künstlerisch gleich hervorragend: Schrif ten in der Serie seiner Deutschen Töchterbiüliothek zu bringen. Es liegen in diesem Jahre neu vor: Das Komteßchen. Eine Erzählung für junge Mädck-en von Henny Kock. Mit 22 Bildern van H. Oehme Paris. In mehrfarbiger Lcin.'ndeckc ge bunden 1,50 Starke Treue. Erzählung für junge Mädchen von Elisabeth Halden. Mit künstlcrisckien Abbildungen von R. von Laban Preis 3 .kl. Tanzstundenpeschichten. Bunte Bilder aus dem Mäochenleben. Mit Illustrationen und künstlerischem Buchschmuck von Fers. Staeger. Liebhaberband i! .st. Um einige sehr schätzenswerte Gaben wurde die vorzüglich« Sammlung ..Dietriche Münchner Kilnst- ler-Bilberbiicher" bereichert: Aus Ervmännlerr.s Klause. Ein ?Paldmärn')en von Ella Beskow. Ge bunden 3.50 »st. — Just der Fürberlehrstino. Ein Märchen von Iba und Nikolai Rominski). Elegant gebunden 3,50 — Unser Schiller. Ein Lebensbild für di« Jugend und bas Volk. Don Anion Ohorn. Reich illustriert In Ganzleinen gebunden 3 .ll. Solange noch die Begeisterung für unseren Schiller lebt, so lange wird auch bas Intereste für alles, was mit seinem Namen zufammenbängt, in unserem Volke und znmal in der Heranwachsenden Generation lebendig sein. Darum darf wohl auch dieses Buch, welches in liebevoller Behandlung alle Einzelheiten enthält, welche di« Persönlichkeit unseres großen Dichters so sympathisch machen, aus eine freundliche Aufnahme hoffen. und „Dichter und feine Gesellen" vertraut sind. Der äußeren Vorgänge sind wenige, der inneren um so mehrere, und all« vielsagendster und handlung- förberndster Art. Littirer ist der geborene Drama tiker und darf vielleicht schon jetzt mit Anzengruber verglichen werden. Alles ist wesentlich in Aufbau und Fortgang des Ganzen, jede einzelne Szene an sich ein kleines Kunstwerk und gewiss- Genrebilder recht geeignet zu um so stärkerer Profilierung der Haupt personen. Das icharf«, durchaus folgerichtige Denken verbindet sich mit echtester Empfindung. Bittners Sprache ist di« natürlichste und einfachste. Hier liegen di« Quellen ihrer Kraft und Schönheit. Der Dichter bleibt Poet, wird nie bloß Wortemacher. Wie wirkt das, wenn z. B. Wolfgang am Ende verzückt in die Worte ausbricht: ,.O Geigcrl, halt schön ist's, halt schön!" — kein Opcrnschwur, noch theatralisches Ge- krench von Treue. Ewigkeit oder gar Erlösung, sondern lebhaftes Gefühl, das mit «in paar Worten alles jagt. Kein Wunder, daß aus dieser natürlichen und trotz Dialekts seingemodelten Sprache der musika lische Geistemporsteigt. Julius Bittrer steht, eigener Au-siage gemäß auf dem Boden von Mozart und Wagner. Wie der Dichter, so ist auch der Musiker ein bereits innerlich Erstarkter, der aus reichen Mitteln spendet. Stark und bestimmt ist überall die melodisch Linie: gewahrt auch die Stilreinheit, di« das Milieu bedingt, ausge zeichnet und von immer steigendem Intereste die reich gegliederte, von bedeutend polyphoner Satzkunst ge hobene musikalisch« Arbeit, modern und von außer ordentlicher Klangwirkung di« Instrumentation. Di« Musik entwickelt sich aus der Handlung, sie geht mit, bereitet vor und illustriert. Immer bleibt sie in hohem Grade künstlerisch, mag nun der Lehrer LlZendcliu seinen Toast sprechen, die Stammtisch brüder ihr Gewäsch daherreden oder der Fagottist Kaipar nach Wein schreien. Bittners Humor ist aus- crwähltcster, treffendster und liebenswürdigster Art. Als die Musizi bi« neue Seren-ao« probieren wollen, ront über alles unbekümmert weg der Ton zum Einsti mmen, und wie Wäger! in Ekstase gerät ob eines „die neapolitanische Terz" betrrsfenden Fündleins oder des Cpiegelkanons, gebärdet sich alles jm Orchester gar lehrhaft und gelehrt. Ein Meisterstücklein ist auch das zweite Aktvorspiel, ein« Art von Marsch, der mitten hiucinsührt in das Klein- stadtlclien der Gscheidelheimer Ackerhiirger. Einige Szenen zwischen Wolfgang und dem Grafen, wie auch jene der Vio'etta, sind von dramatisck-er Kraft, jene des Schlusses am Brunncnrande ein entzückendes Stück echter Lyrik. Meisterhaft ist auch der musi kalische Aufbau der Szene, da der windige Kaspir mit der Kathi in die Stachelbeeren ging, olle sich zur lustigen Verfolgung rüsten und Wolfgang und Friederike derweil ganz ernsthaft von dem eben ge sungenen Lied« sprechen. Da ist keine Spur von Ensemble im Sinne gewohnter Theatermacherei, son. dern es fügt sich eben eins -um andern. Was so hocherfreuli,b. so unmittelbar und warm berührt an Bittners Ä.usii, ist ihre Wahrheit und Keuschheit, ist das Mcnjchliche, ist künsillrische und musikalische Ausgestaltung — ein wundervoll wirkender Gegensatz z« der Thromatik und musikalischen Alltäglichkeit, der renommierenden Kunstbengelei und d«m mannig fachen Musizieren unserer Zeit, das oft einer bloßen Lnfterscbütterung ^'«ichkommt. Dieser vor gar nicht so langer Zeit erstandene Wort- und Tondichter ist eine Potenz, ein Dramatiter und berufener Ver treter der musikalischen Charakteristik. Man kann der Direktion zu dem gestrigen großen, völlig unbestritten und herzlichen Beifall nur gkück- wünschcn, die diese Erstaufführung fand. Am Schlüsse mussten alle Beteiligten immer wieder hervortreten. In der Tat war die Ausführung vorzüglich: ausge zeichnet Herr Urlus als Wolfgang, temperament- voll Frl. Sanden als kapriziöse Sängerin, dar stellerisch und gesanglich in der rechten Stimmung die dem Entsagen nahe, dann ihr Glück findende Friederike, „das Geiger!" des Frl. Bartsch. Herrisch in die Verhältnisse eingreifend gab sich der Hraf Lamprecht des Herrn Käse, auch repräsentativ aus all dem Kleinbürgertum nach Gebühr hervor tretend. Ganz Hervorragendes leisteten auch die Charaendarstcllcr. so der eingebildete Bürgermeister Herrn Kunzes, dann der stets durstende Fagottist des Herrn Buers Von komischer Gravität war .H-rrn Marions Schulmeister, und eine kleine dörfliche Typengaleric stellten die Herren Dlaba l sAmtmann). Schönleber sNentmeister), Voigt (Wirt) und Schwering (Fadchofer) dar, nicht zu verqeisen die so fleißig Bier, Wurst und Radi hcr- beischl>ppende. wahrhaft monumentale Kathi Frl. Schlägers. Gar kein, aufmerksam und klang reich musizierte Herr Kapellmeister Pollak mit dem vortrefflichen Orchester, und Herrn Dr. Loewenfelds Sümmungskunst bewährte sich aufs neue auf der Sz:ne. Tie ließ uns die Sal- burger Musizistcn-Lactitz als recht heimliche Trink- stätte anschaucn und uns auch in der „Goldenen Sonne" zu Gscheidelheim wirklich heimisch führen. Ein Opernabend, der uns einen neuen deutschen Meister sehr nahe brachte, also von keinem geringen Gewinn war. lugkemcksn klaohtzaoicen - i, k-rcke-t öoituou llkmcktüoher «»- lasohentüoksr vermllüstes. BStterkundliHe Neuheit«« «u» Afrika. An Tunis gibt «r eine besonders merkwürdige völkcrung, die durch ihren Aufenthalt in Höhlen seit langem Aufsehen erregt hat. Schon von dem alton GeichichtSschrciber Sallust werden diese Troato- dyten von Tunis erwähnt. Zin letzten Jahr sind die Verhältnisse dieser Höhlenbewohner durcp sran- zvsijck-e Offiziere genauer untersucht worden, und nach den Ergebnissen dieser Forschung sind unter ihnen. 3 Kruppen hu unterscheiden. Tie einen wohnen in Höhlen, die abwärts in den flachen Boden ein- gegraben sind. Tie andern haben sich einzelne Höhlen oder Löcher au den Gehängen der Hügel und Berge teil- geschaffen, teils wohnlich gemacht. Endlich gibt es noch Plätze, wo diese unterirdischen Behausungen in einer wahrhaft großartigen Form entwickelt sind, die fast an die berühmten Löß- wohnungen in Nordchina erinnert. Man findet dort ganze Neiden bewohnter Höhlen übereinander. Tie höheren Stockwerke sind oft nur durch Ausübung wahrer Kletterkuuststücke zu erreics-en In einzelnen Fällen sind rohe Treppen angelegt worden, in anderen begnügen sich die Leute statt dessen mit der Benutzung einzelner aus der Felswand hervorstehew der Steine, an denen sie emporklimmen. — Eure andere völkerkundlich)« Forschung, die von Professor Keith im „Journal des Londoner Anthropologischen 1 mit Lopkkci»«» 2 prim» voiel«. 1 Dallwsttisoiituoti, 6 äeeviettsy, 6-,- 6 Liwmerkancktüokör, vei« Drell, 110 cm InnA 8 Vamsnkömätzv 2 vei» Orvist. 1 weisse Lsrvisrsekürre mit Trögern. 6 Issoksntüokei', llntsrrook ksar liancksokuke Instituts" veröffentlicht worden tst, bezieht sich ge rade auf da- Gebiet des äquatorialen Afrika, da- jetzt in den öffentlichen Erörterungen den breitesten Raum eingenommen hat. Es dandelt sich um eine große Sammlung von Sclzüdeln, die vom Üvugo, aus dem Grenzgebiet von Kamerun und aus Nigerien stamme». Professor Keith hat aut der Untersuchung oieser Schätze iveitgehende Schlüffe aus die völker kundlich« Geschichte dec Neger in diesen Gebieten gezogen. Wahrscheinlich haben dort stets große Wan derungen stattgesundeu. Dennoch haben die ein zelnen Stämme mancherlei kennzeichnende Eigeusches- ten erworben. Tie Tinka zeichnen sich durch hohen Körperwuch>s und schmalen Kopf aus; die eigent- lick-cn Nigerier sind klein, haben aber eine ähnlich»' Kopfform; die gleichfalls kleinen Basoko iveiien dagegen kurze und breite Schädel auf. Umziehende Städte und Häuser. Lon den Schildbürgern weiß man, daß sic auf den Gedanken gekommen waren, mit ganzen Häusern umzuziehen, wenn sie das auch nickst gerade zweckmäßig aus führten. Tie technischen Errungenschaften der Neu heit gestatten den Umzug ganzer Häuser wirklich. ia e? können sogar ganze Städte umziehen. Vor einem Jahr ist in der kleinen belgisckxm Stadt BoüwtL zwar nicht ein ganzes Haus, wohl aber ein wesentlickzer und ziemlich gewichtiger Teil um gezogen, nämlich ein Kirchturm, der nicht weniger als 2700 Tonnen gewogen haben soll. Nach dem Berichte einer englischen Zeitung handelte es sich um die Vergrößerung einer Kirche nach der Turm seite zu: der Turm war dazu, nachdem au der neuen Stelle die Iwndament: errichtet worden waren, mit besonderen Masckstnen .um 10 Meter verschoben, und darauf wurde der Ausbau der Kirri-e cuögcfilhrt. Bei der Verlegung des TurmeS im ganzen stellte sich heraus, daß man in cstter Zeit außerordentlich solide bauen konnte, denn oer Turm stammte auc- dem 11. Jahrhundert. In noch pro- ß.crem Maßskabe als in Europa wagen sich amerika nische Ingenieure an solche Umzugsamgabcn. In einer cuncrikaniscl)en Großstadt soll einmal ein Oiv- baude im Gewicht von 3000 Tonnen im ganzen verlegt worden sein, weil man den Platz für die Anlage einer Hochbahn freimack)en muhte. Tie Ver legung dieses HauseS soll zehn Wochen in Anspruch genommen haben. Ter grösste Umzug dieser Sirr, 5er bisher ausgekührt worden ist, ist wohl der des kleinen Städtchens Platte in dem amerikanisck«7: Staate Süd-Dakota. ES stellte sich heraus, daß das Wohnen in Flalte äußerst ungesund sei, und jo beschloß die Einwohnerscl)aft, nicht nur ^nit Sack und ^jack, sondern auch mit Hans und Hof eine neue Heimat aufzusuchen, und diese wurde bald wruig« Kilometer entfernt aufgefvnden. Tie kaupifchnsterig- keit lag darin, daß zwischen dem alten Orte und dem neuen ein Bach lag, aber auch dieses Hindernis lourde überwunden. Zuerst wurde da» Hotel der Stadt, «in sehr großes Gebäude, in die neue „Siadt" geschasst, und aiS dies glücklich gelungen war, folgte zunächst die Kirche, und darauf kam eins nach dem anderen der Prtvathäuser an die Reihe, bis die alte Stabt ganz verschwunden und die neue auf gebaut wcrc. I. Klavierabend vo« Severin Eisenberg«,. Manche verwandte Lharalterzüge scheinen Herrn Severin Eisenberger, wie aus seinem Spiel zu schließen, mit seinem Landsmann „Van II". dem von Liszt wegen seiner Aelmlichkeit Mit Beethoven tm Scherz so ge- nannten Anton Rubinstein zu verbinden, von dem er vier Tänze spielte, denen man heutigentags allerdings nicht mehr im Konzcrtsaal zu begegnen wünscht. Aus Herrn Eifenhclgers Spiel spricht, wie aus Rubinsteins Werken, ungebändigte Leidenschaft und ein dem lyri' fü)en Moment sein nachgehendcs warmblütiges Emp finden, doch entbehrt es auch, gleichwie vor allem die größeren Werte Rubinsteins Mangel an innerer Ab geklärtheit und Selbstkritik bekunden, strengerer Obiettivität und innerer Harmonie. Sein äußerst leidcnschaftsvolles Temperament verhalf Schumanns G-Moll-Sonate und T-Dur-Fanrasic wie auch Brahms' Pagcrninivariationen zu ganz bedeutender Wirkung, nur ließ er bei deren Wiedergabe seinem Temperament mitunrer gar zu freien Laus. Und so geschah es. daß gewissen Stellen zu große Bedeutung veigcmefsen ward, er sich an ihnen mehr begeisterte, als sie wohl verdienten, daß manches im Tempo zu schnell geriet und aus diesem noch nicht genügend Maßhalten-Können in der Aeußerung der sein Inneres gewaltig erfüllenden Gefühle sich ein in mit unter übertriebenerweise angewandtes Nubatospiel ergab. Doch lietz mehr denn eine Stelle deutlich er kennen. daß wir in Herrn Eisenberaer einen Voll blutmusiker. einen mit reger Phantasie und starkem Wollen ausgerüsteten Künstler vor uns haben, der in seinem Ungestüm gewiß bisweilen übers Ziel hinaus schießt der aber aus den Stücken viel berauszuholen »ersteht, der dramatische Stellen plastisch und lebens voll zu gestalten und mit Hilfe seines gut kultivier ten Anschlags auch verträumte, voesiei rfüllte Par tien voll Romantik in reckte Beleuchtung zu rücken vermag. (?. H. Mrlodramcnabend Sofie Hesiemer. Für ihren am Sonnabend im Feurichsaale cbgchalienen melo dramatisch-deklamatorischen Abend hatte 2ofie Hessemcr eine mustergültige Vortragsfolge zu- sammcngestellt und durch ihre. Kunst einen .eichen Erfolg erzielt. Nickst groß und weittragend, ist ihre für den intimen Raum hervorragend geeignete Stimme non äußerster Modularionssähigkcit Sie weiß gleich out den sehnenden Seufzer der Liebe wie den herben Ton der Wcltverackstung zu treffen. Das zeigte die Künstlerin besonders im „Bilderbuch ohne Bilder" von Andersen, zu dem Alexander Schwartz, der die Monodramen vortrefflich am Flügel begleitete, die Musik geschrieben hat und in der Schillecschen „Kassandra" mit der Musik von Max Schillings. Zum erstgenannten Melodram hat Schwartz eine Dr- äleitung geschaffen, die eine prächtige Illustration der Mondsckstmnacht am Ganges bietet und für die er alle Achtung verdient. In der „Kassandra" gibt SchiNinas' Musik eine gute Einstimmung mit dem Fcstmarsch der Freude, die den Höhepunkt der Stirn- mung mi> dem Einsetzen der Deklamation erreichte. Hier waren Rezitation und Begleitung in eins ver wachsen, wie auch die von mystischen Melodien um schwebte Stimmung im Haine Apolls von der Vor tragenden sicher getroffen wurde, um in den herben Kiageton der vom Schicksal geauälicn Seherin über- zugchcn. Sofie Hesfcmer verschmäht unnütze Zutat: ein leiser Rück des Kopfes, ein Blitz des Auges, ein Niederschlag der Wimpern, und die Stimmung ist charakterisiert. Durch ihre rein deklamatorischen Gaben, wie bas „Gottesurteil" von Felix Dahn, Liiicncrons „Laterne" und Münchhausens „Der Page von Hochburgunb" wirkte sie auch im neckisch-heiteren Stoffe so gut, daß sie nicht ohne Zugabe ihren Abend beschließen durfte, den sie aemeiufam mit ihrem Be gleiter zu einem künstlerischen Genüsse von nachhalti ger Wirkung gestaltete. (I. Hpookt. H.uZnalunSpreiL lur 1 l,ama-Loßarps 1 ttausseküriv "L'rL
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