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Sonntss, 3. Dezember l9N. Leiurryer Tsyedlsn. Nr. 3SS. los. Isbrssns. Seite ll. * Zu« Rücktritt des «eneralstabsches». Die Blätter heben in Besprechung des Rücktritts des Chef» des Generalstabs unter Betonung des außer ordentlichen Verdienstes um die Ausgestaltung der Wehrmacht hervor, daß Frhr. Tonrad o. Hoetzen- dorf schon früher seine Demission überreicht hatte, weil er mit dem zum Ausbau der Wehrmacht ausgearbeiteten Plan nicht e i n v e r st a n d e n ge wesen war und die für diesen Zweck in Aussicht ge- nommenen Mittel für zu gering gehalten hatte. Für seine neuerliche Demission sei auch der Umstand mass gebend gewesen, das? der Termin für die Eesetz- ioerdung der neuen Wehrvorlage durch di« parlamen tarischen Schwierigkeiten beider Reichshälften hinausgeschoben worden ist. Einig« Blätter weisen darauf hin, das, zwischen dem Minister des Aeußern und dem Chef des Generalstabs ,eit längerer Zeit in der Natur der beiderseitigen Ressorts be gründete Meinungsverschiedenheiten bestanden, die sich in der letzten Zeit verschärft hätten. Sämt lich« Blätter konstatieren, das, der zurückgetretene Generalstabschef sich des vollsten Vertrauens des Kaisers sowie des zur Disposition des aller höchsten Oberbefehls stehenden Thronfolgers er freut, was auch in je ner Ernennung zum A'm e- Inspektor sowie in der Verleihung des Groß- kreuzes des Leopoldordens zum Ausdruck gelangte. — Durch das Preßbureau des Kricgsministeriums wird ein Communique veröffentlicht, das die ersprießliche Tätigkeit des abgehenden Chefs des Eeneralstabs würdigt und von den Um ständen, unter Lenen der Rücktritt erfolgt ist, eine von informierter Quelle stammende Darstellung gibt, deren Autorschaft, wie das „Wiener k. k. Telcgr. Korr.-Bureau" mitteilt, militärischen Kreisen, jedoch keineswegs einer dem Throne nahestehenden Stelle zuzuschreiben ist. Die im Ausland verbreitete An nahme, die auf den Rücktritt Hoetzendorfs bezügliche Mitteilung gehe von dem Erzherzog-Thron folger aus, entbehrt jeder Begründung. Frankreich. * Der neue Pariser Polizeipräfekt. Die Nachricht von der bevorstehenden Demission Lspines hat in Paris in allen Kreisen der Bevölkerung großes Aufsehen hervorgerusen. Wie verlautet, soll im Falle der Demission Lepines der jetzige Chef der Sicher heitspolizei Hennion zum Polizeipräfekten von Paris ernannt werden. * Kriegsbudget und Luftfahrt. Cl> mentel, der Berichterstatter über das französische Kriegs budget. hat sich in einem jetzt veröffentlichten Bericht über die Lustschiffahrt im Heere geäußert. Während noch 1909 die Flugmaschinen der Kuriosi tät halber erwähnt werden, sind 1910 schon zwei Millionen, in diesem Jahre über fünf Millionen dafür verausgabt worden. Für 1912 fordert CG- mentel 7 600 000 mit der Begründung, daß Frank reich alle Ursache habe zu großen Anstrengungen, wenn es im Flugwesen die Führung behalten wolle. In Deutschland, so führt der Bericht an, werden in Döberitz fünfzig Offiziere im Fliegen aus gebildet, in Diedenhoien und Saarburg seien Flugstationen in der Bildung begriffen und in Metz solle eine solche eingerichtet werden. Frank reich hat nach den offiziellen Angaben jetzt 50 ausgebildete Militärflieger und IM Schüler, zu denen im Kriegsfälle noch 100 erprobte Zivilflieger kommen. Es sei aber im Hinblick auf das Vor wärtsschreiten der Flugiache in Deutschland eine Vermehrung der Mittel für Frankreich uner läßlich. Die Zulagen an die Flieger — für den höheren Offizier 2.5 Fr., für den Subalternosfi ier 1,5 Fr. und für den Soldaten 0,70 Fr. — werden als gänzlich ungenügend bezeichnet und eine Steige rung der Bezüge dringend verlangt. Belgien. * Zn der Kammer wurde die Debatte über di« Frage der Landesverteidigung beendet. Es proch noch der Sozialistensührer o a n d e r V e i d e, der er klärte, der Sozialismus sei die stärkste Kraft gegen den Krieg. Wenn aber Belgien angegriffen werden sollt«, würden die Sozialisten sich tapfer für das Vaterland schlagen. Er kritisierte die Verordnung des Kriegsministers, weil er den Stand punkt vertrete, daß das vom Volk« verausgabte Geld für die Landesverteidigung nicht richtig v«r- wendet worden sei. Noch der Rede van der D.ldes wurde die Debatte geschloffen. Das von den Kleri kalen beantragte Vertrauensvotum für den Kriegsminister wurde mit 82 gegen 73 stimmen, mit 2 Stimmenthaltungen, angenommen. Die von den Liberalen beantragte Einsetzung einer Unter suchringskommission wurde als besonderer Antrag den Sektionen der Kammer überwresrn. T^in-mark. * Die Folgen der Maul- und Klauenseuche. Infolge vorgekommencr Fälle von Maul- und Klauenseuche hat das Lancmirrschaf.smininerium jeglich« Ausfuhr von Klauentieren aus Seeland, Laland, Falster, Langeland und Aerö sowohl nach noch nickst gesperrten Teilen Dänemarks wie nach dem Auslande verboten. Schweden. * Die Landesverteidigung. Die Regierung beschloß, vier Kommissionen zu ernennen, um über einen der finanziellen Leistungsfähig keit des Landes engcp.'ßten w'nsamen Lan de s o e r t e i L i g u ir g s p l a n zu beraten. Die erste Kommission wird die finanzielle Seite des Planes, die zweite die Bedeutung der Arm:« und Flo'te für die Landesverteidigung, die dritte eine möglichst wirksame Organisation innerhalb des festgesetzt.'n Rahmens und die viert« die Frage der Wehrpflicht erörtern. Die hauptsächlich aus Mitgliedern des Reichstages bestehenden Kommissionen werden vom Staatsminister sowie d"m Kriegs-, Marine- und Finanzminister geleitet werden. "Bürgerliche und militärische Sachverständige werden vor den Kom missionen ihre Gutachten abzimeden haben. Ruhkind. * MiUtärslugwefln in Ru'lana. Das „Komitee zur Sammlung von Beitrügen zur Verstärkung der Krieasslotte". das unter dem Vorsitze des Großfürsten Alexander Michajlowitsch steht und anfänglich von der Heeresverwaltung nicht gern gesehen war. dann aber dessen großer Unterstützung sich erfreute, hat seine reichlichen Mittel zur Förderung dos milttäri- 'chcn Flugwesens verwendet. Der Verein unterhält jetzt in Sebastopol eine Fliegerschule, für deren theo retische Ausbildung er jetzt am Polytechnischen Institut in Petersburg Sönderkür'e und ein Laboratorium errichtete Von der Fliegerschule des Vereins, die als Zweigabteilung der kaiserlichen Osfiziersluit- schifferjchule geführt wird, sind jetzt 12 Fliegeroffiziere nach Gatschina bet Petersburg alstommandiert worden, um bei den Truppenübungen verwendet zu werden. Bulgarien. * Das Budget. Der Finanzminister legte in der Sobranje das Budget für 1912 vor. Danach betragen die Einnahmen 188 578-üu Fr., die Ausgaben 186 560 855 Fr. Der Ueberjchuß d« trägt somit 2 017 585 Fr. Tsgeschronlk. Berlin, 2. Dez. (Die Ankunft des Kron- prinzcnpaares.) Heute morgen ist die Kron prinzessin in Begleitung ihres Gemahls aus Danzig in Berlin eingetrosfen und nimmt jetzt mehrwöchigen Aufenthalt im kronprinzlichen Palais Unter den Linden. Der Kronprinz begibt sich zu einem fünf tägigen Iagdaufenthalt nach Oels und trifft am 7. Dezember wieder in Berlin ein. Die Kronprinzessin ist von ihrem Dienst und der Oberhofmeisterin Gräfin von Alvenslebcn begleitet. Der übrige Teil des Gefolges bleibt in Danzig. Der Kronprinz wird gegen Mitte Dezember wieder nach Danzig zurück kehren. Die Kronprinzessin bewohnt die nach dem Hofe des kronprinzlichen Palais zu gelegenen Apartements im ersten Stock. Berlin, 2. Dez. (Der Brand bei Baruch.) Ein großes Schadenfeuer brach, wie schon kurz ge meldet. bei der bekannten Theatcrausstattungsfirma Hugo Baruch L Cie. in der Alten Iakobstraße aus. Es wurden Theaterdekorationen im Werte von 100 000 vernichtet. Im zweiten Stock wurden die Ausstattungen zu der Reinhardtfchen Pantomime „The miracle", die in der Weihnachtszeit in der Olympia in London ausgcsührt werden soll, ferner die Ausstattungen zur neuen Pantomime im Zirkus Schumann und den „Meistersingern" im Dresdener Hofrheatcr angefertigt. Auch Stücke der Kurfürsten oper waren dort in Arbeit. Alles ist verbrannt. Das Feuer entstand dadurch, daß ein Lehrling beim Anzllnden von Gasflammen nicht vorsichtig genug war. An dem offenen Gas anzünder singen Kleidungsstücke Feuer und ^ci d.m leicht brennbaren Material griffen oie Flammen schnell um sich. In wenigen Minuten bildeten zwei große Arclies ein Fcuermcer Die sofort alar mierte Feuerwehr rückte mit dem Lösch ug ans der tmuptfenerwachc an und ging unverzüglich mit zwei Schlauchleitungen, von der Dampsspritze gespeist, vor. Trotzdem konnte nicht verhütet werden, daß die beiden Ateliers im zweiten Stock vollständig ausbrannten. Berlin, 2. Dezember. (An fröhlicher Tafel runde vom Tode überrascht.) Von einem jähen Tode wurde der frühere Kapellmeister Mcivberg aus Oranienburg ereilt. M. hatte in einem Hotel einer kleinen Festlichkeit beiacwohnt, und während der Tafelrunde glitt er plötzlich vom S.uhl herunter. Erschreckt eilte man von allen Seiten herbei, um dem Erkrankten beizustehen, doch es war bereits zu spät: M. war durch einen Herffcnlag jäb dabin- gerafft worden. Erschüttert verließen oie Gäste das Hotel. Berlin, 2. Dezember. (Ein Brigadekomman- denr mit dem Doktortitcl.l Der unter Ver leihung des Kronenordens 2. Klasse zum Komman deur der 39. Kavalleriebrigade ernannte Oberst Freiherr von Kraue führt einen für Kavallerie offiziere seltenen Titel: er ist Tottor. und zwar med. vet. honoris causa. Bremcn, 2. Dez. (Rekord.) Der Dampfer „Neckar" vom Norddeutschen Lloyd stellte einen neuen Rekord für drahtlose Telegraphie auf; er blieb auf der Fahrt von Bremen nach Baltimore sieben Tage mit der Funkemele- graphenstation Norddeich in Verbindung. Die größte Entfernung deteug 3 234 )rm. Es ist dies die höchste bisherige Reichweite einer Bordstation. Brombera, 2. Dez. (Verbrannt.) Die Witwe Krüger war am Küchenherd beschönigt, als eine Stich flamme ihre Kleider in Brand fetfle. Sie wurde als » verkohlte Leiche aufgefunden. » vresla», 2. Dez. (Heber dl« Unterschla gungen) bei der Spar- und Darlehnskaffe in Milbau (Kreis Glogau) wird weiter gemeldet, daß der Rendant der Kaff« Hoffmann während der letzten 13 Jahre über 200 000 unterschlagen hat. Hoffmann hat doppelt« Bücher geführt. Königsberg, 2. Dez. (Eifersuchtsdrama.) Leut« Stacht wurde das Dienstmädchen Podrubin aus Fischhausen in der Nähe des Kreishauses Fischhausen erfchossen ausgeiunden. Die Ermittelungen ergaben, daß die Ermordete zuletzt mit einem Maurer aus Fischhausen zusammen gesehen worden ist. Als der Maurer verhaftet werden sollte, fand man ihn vor seinem Bert erschossen auf. Vermutlich hatte er aus Eifersucht zuerst das Mädchen und nachher sich selbst getötet. Neapel, 2 Dez. (Der Dampfer) ..Vinnamare", der nur Petroleum und Rohbaumwolle gestern an- kam. geriet in Brand. Da alle Löschversuche ver geblich waren, wurde der Dampfer in den Grund ge bohrt. Wien, 2. Dezember. (Der 83jährige Bern hard Baumeister) der von seiner letzten Krank heit wieder genesen ist, spielt Montag im Burg- toeater zum erstenmal den alten Grutz in Schönhcrrs „Erde". Die Rolle war früher von Kainz dar gestellt worden. Waterford, 2. Dez. (Der Marauis Water- f o rd) wurde in einen: Flusse in der Nähe von seinem Landsitz Lurraghmore ertrunken aufgefun- den. Der Mncouis war das Haupt einer berühmten Familie irischen 'Adels und ein Neffe von Loro Charles Beresford. London, 2. Dez. «Zwanzigtausend Marst Belohnung) bietet die Polizei jur die Ergreifung der Diebe, die in das Vaughan - Morgan - Haus in Carlton House Tcrrace, einem der vornehmsten Viertel von London, in deut sich auch die deutsche Botichaft befindet, einbrachen und Juwelen und Goldsachen im Werte von vierhundert tausend Mart erbeuteten. Bisher ist auch nicht die geringste Spur von den Dieben oder von dengeraubein T-uwelen und Goldsachen gefunden worden, obwohlteu In'pektor der Geheimpolizei und ein ganzer Stab von Beamten Scotland Pards nach allen Richtungen hin sich aus die Suche gemacht haben. Das Per brechen ist eines der frechsten und auf sehen erregendsten, das jemals im Londoner Westend bedangen wurde. Die Gegend gilt als die von der Polizei am besten bewachte Gegend Londons über haupt. Die Diebe sind durch die Vordertür ein gedrungen, die sie auf bis jetzt nicht erklärte Weise unhörbar ausge Hoden haben. Nachdem sie einen schweren Geidschrank geöffnet hatten, ohne daß irgendeiner der Hausbewohner durch das Geräusch geweckt wurde, nahmen sie die Kassetten mit den Pretiosen an sich und verließen durch die Vordertür das Haus. Nicht einmal einen Fingerabdruck ließen sie zurück, der bei ihrer Feststellung nützlich sein könnte. Kunst tliiü MsieiMskt. * Vom Leipziger Stadttheater. Maria Labia von der Komischen Over in Berlin, eine der inter essantesten dramatischen Sängerinnen der Gegenwart, wird sich am Montag (11. Dezember) im Neuen Theater als Martha in dAlberts Oper „Tiefland" zum ersten Male dem Leipziger Publikum vorstellen. Die Aufführung findet im Abonnement statt, doch mußten sie Kaffenprerse mit Rücksicht auf das der Künstlerin zu >rhlend« große Honorar etwas erhöht 5-' 'Nickis iss Muctenrrnsts, Mnsdnis Kmlmde! « a c <7 , leiert Seltene Lall- rind Hieater-Skawlg, SekürLen, Herren- uncl OameiL-I'asotieLtüelier. lleiiieiidLin Mdeis L ll- vopm. freund L Ikiele.