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Sonrrtaa, den 24. Januar 1932 91. Iahrga«, Nummer 2V vvldcini ^mal wS<i,ii. mit Illvsir.0irav»L,iiaq»n.Heimai un» weil- und der pi„t>erb»tla<i« .Pliru>vk.iieiii«il>»i,ie'.>ov>t»d«c r«rld<»>Iaoei> .El. Vmiio-Pinii- .Uiiiert>LlI,tt>s imb »isini^. ,Mk i>roiii>»k Sovsyaii- .Ve«lll»kr Sliils««»!-. .Va» <»>>. »'«<<>' Moimlttchkr iveoi»Svr«i- »ii>i»i.-velieNvkl». livicimmimer I« Z Eoimab^id. v. komilasivimmkr 80 4> Hanvllchrlillktter Dr. «i. »«Sczy», DrcSdeic. Lr«Id«» »«iziiltokr.il«! Di» Ig»I»aiien« p»NIz»il« 80 z.gamilleiv anzeigen u.Si»ll»NA»iuch» 80 Z. Di» p»UireNam»z»ll». 8S mm br»>i. I X. Zür «»zriakn auhkrhaik des Verbielluugdgkblele» ch» Z. die pelilr«Nam,z»Ue z.ItO F». BNrtgeb Il'i Z. Jmgall, höherer Bcwal! erlisch! sede Berhslichlung aus Vieserrrug son>t« lkisauuiig d. «nzeigeu. «uslrSgen II. Lelsluug d Schadeuerlatz, SefchaKIicher r«,l: Front Buiigar», Dresden, «<le>chnse-»«IIr, Denn u. Ueeruq »er nr l.r n..» in slertaq und vr iikecer. srlrile 0reS»en. vceS re i-el.! rsilernlnne!?. Zernc i-Nlir. So ll Helu» u» Viersen >1>c slrulkanlo Siadldrnt Drelooi -I, ll>> Fllr christliche Politik und Kultur .Deutschland dar? sich nicht durchsetl«»" Vertrauensvotum für Laval Nur knappe Mehrheit für die Negierung, aber Einigkeit in der Sache Frankreichs Wille Part», 23. Januar. Die französische Kammer hat gestern die autzeupolitisck)« Ausspruch» abgesch assen und der Negierung da» Vertrauen ausgesprochen, «ei der endgültigen Abstimmung über den von der Negierung Unterstützten Entschlietzungsantrag erzielte die Negierung mit 31L liegen 2l>l Stimmen eine Mehrheit von 5l Stimmen. Der Entschlietzungsantrag hat folgenden Wortlaut: ..Die Kammer bleibt der internationalen Zusammenarbeit und der Organisierung des Friedens treu, deren Grundlage die Achtung vor den Verträgen ist. Sie stimmt der Re gierungserklärung zu, drückt der Regierung das Vertrauen aus und geht ohne Zusatzantrag zur Tagesordnung üi>er." In der vorhergehenden Aussprache hatte Ministerpräsi dent Laval noch einmal das Wort ergriffen. Laval gab nach mals einen Ueberblick über die Verhandlungen, die in der Re- parationsfrage slattgesunden haben, und sagte dann: „Nach den Erklärungen des Reichskanzlers kann man sich ut»er die Aussichten der Reichsregierung nicht mehr im Znreifel fein. Brüning annulliert zivar nicht den Uoungplan: er er klärt aber, datz das Reich aus Jahr« hinaus nicht zahlen kann. Frankreich wird niemals auf die Rechte verzichten, die Ihm durch die Verträge zugrstanden sind und die nur einen Teil der erlittenen Schäden wieder gut machen. Die deutscl)« Tl»ese ist für uns unannehmbar." — Laval verwies auf die Schlutzfolgerungen der Baseler Sach verständigen, aus denen l-ervorgehe, datz Deutschland nach Uelx'rwindung der Kries« einen gratzen Aufschwung erleben werde. „Diese Schlutzfolgerungen ermächtigen uns, eine end gültige Neuregelung der Reparationsfrage zu ver weigern, iveil die Zahlungsfähigkeit des Reiches nicht nach der augenblicklichen Llgse bemessen werden kann. Wir sind bereit, für die Periode der wlrtschastlichen Krise eine neue Abrede zu tressen, wir iverden aber keinerlei Herabsetzungen der Reparationen zastimmen, ivenn sie nicht durch eine gleichzeitige Herabsetzung unlerer Schulden ge>reniiber Amerika ausizeglichen werde». Wir iverden autzerdem stets die Zahlung des ungeschützten Teiles der Reparationen verlangen. Dies sind die neuen Opfer s?>, di« wir nach allen anderen liereit sind, zu machen. Bei den kommenden Verhandlungen Kanu mir die Rede von einem Mo ratorium sein. Deutschland darf nicht seinen eigenen Willen diktieren. Die deutschen 'Methoden haben bei uns keinen Elnslusz. Sie stärken im Gegenteil das Gefühl der Würde und der natio nalen Selbständigkeit. lGrotzer Beifall aus den Bänken der Regierungsmehrheit > Die 'Ausgabe, die sich Frankreich gestellt hat, Kanu nur erfüllt werde», wenn die Moral nicht aus den gegenseitigen ^'Ziehungen ausgeschaltet wird. In der A b r ü st u n gs f r a ge bleibt Frankreich bei sei ner bisl>erigen Haltung, die sich aus den Völkerbundspakt stützt. Frankreich nimmt keine Jmprovisierungen au. Menn alle Vertrüge beachtet werden, so ist eine Herabsetzung der Rüstungen möglich. Frankreich wird nicht nur das Beispiel seiner eigenen Abrüstung sks nach Gens bringen, sondern positive Vorschläge machen, die vor allem in der Verwirklichung des Schieds gerichtspaktes bestehen." Laval schlotz mit dem Hinweis, datz Frankreich iu seiner augenblicklichen Lage kaltes Wut brauche, um seine Aufgabe zu erfüllen. Die Rede wurde mit sehr stac kem Beifall ausgenommen. Die Aussührungen Lavals iverden von der Presse mit Ausnahme der sozialislisrhen Blätter gebilligt, ivenn auch die radikalen Blätter sich zurückhaltend äutzern. „Petit Pari si e n " hebt hervor, datz Lavals Rede die Form einer bündigen Erklärung angenommen habe, die der El-ef der slanzösischen Regierung an die ehemaligen Feinde Frankreichs, an seine Alliierten und an die öffentliche Meinung der ganzen Welt ge richtet Hali«. „Echo de Paris" hebt die Klarheit der Lanal- schen Thesen in der Reparation»- und der Abcüstuugsfrage her vor, während „Journal" bedauert, das; der eindringliche Appell Lavals au die Minderheit der Kammer keinen Wider hall gefunden habe. Im sozialistischen ,. Papula i re" schreibt der Abgeord nete Frossard, die Rede Lavals rechtfertige alb Besorgnisse dec Sozialisten. Laval sei der Gefangene seiner Mehrbeil. Er werde die Isolie rung Frankreichs in der Welt vollenden. Laval hal>e auf die Politik seines Vorgängers die letzte Hand Erde geworfen wie bei einem Begräbnisse. Die Ereignisse der letzten Wockym hätten ihn nicht aufgeklärt. Er habe sich nicht über den Ernst der Lage in Europa Rechenschaft abgelegt und halie nicht begreifen wollen, datz die kranke Well von Frank reich die Initiative zur Heilung erwarte. Englische Krise vermieden Die Auseinandersetzung über die Schutzzölle lm Kabinett Macdonaid Abstimmung sreigestellt London, 23. Januar. Die Schwierigkeilen, in denen sich das Kabinett Mords nald wegen der Schutzzollsrage befand, und die leicht zu einer Kalnnetlokrise hätten sichren können, sind beseitigt worden. Das geschah mittels eines erstaunlichen taktischen Kunstgrisses, der ln der englischen Geschichte einzig dastehen dürste und nichts geringeres zur Folge hat als ein Aussetzen der Kollek tiv-Verantwortlichkeit des Kabinetts. Um den Freihändlern im Kabinett, das hecht ni der Hauptsache Snow den, Maclean und Samuel, die Annahme des protektionisti s-l-en Mehrheitsbeschlusses zu ermöglichen, wurde ihnen zuge- büst, das, sie ihre Ansichten ohne Riiltsicht aus die Kabinelts- vollttk ossen aussprechen und demgeinätz im Unterhaus stimmen könnten. Ties wurde nicht etwa als Kabinctlsgeheimnis bewahrt, son dem offiziell in einem Kommunigu. der Downing Street ver- tiindet. Nach der herkömmlichen Kabinettspraxis der Kollektiv Verantwortung ist es Brauch, datz der Minister, der abweichen der Meinung ist, zurlicktritt Das neu« Sonderversahren, das den mit d«r R«gicrunaspollrik nicht einverstandenen Ministern Altionssreiheu gibt, ist von sehr grotzer Bedeutung uno stellt cin ganz neues Moment in der Entwicklung der modernen ton stitktionellen Praxis dar. Die offizielle Mitteilung daruoer begründet das mit der nationalen Krise. Das neue Verfahren ermöglicht es dem Kabinett, sich die Mitarbeit von Snowden, Sir Herbert Samuel und Sir Donald Maclean zu erhallen, va» Kabinett besteht aus elf Konservativen, fünf Liberalen vi«r nationalen Arbeiterparteilern. Obwohl die Minder heit wahrscheinlich bereit ist, die Sondermatznahmen zur lleber- wind»ng der gegenwärtigen Notstände zu Unterstützer, ist sie osjenbar nicht geneigt, eine dauernde Aenderu uz des jetzt gel tenden Steuersnstems gutzuheitzen. In diesem Zmammcnhang mutz auf die wichtige Tatsache hmgemiesm iverden, datz die Konservativen über eine Mehrheit von W Stimmen gegen über allen anderen Parteien verfüge» und datz die Mehrheit der Konservativen sich verpflichtete, jede Art der Anwendung der Zolltarife gutzuheitzen. Die sensationelle Entscheidung des Kabinetts, de» >>n- zelnen Mitgliedern der Negierung die p'.söntuie Entichlutz- freiheit in einer so vitalen Frage wie der Einführung eines allgemeinen Zolltarife» freizugeben, Hal in der Oefientlichkeil lebhafte Diskussionen hervor,»rufen. Die Kritik gegen den von der Negierung beschrittenen Weg kommt besonders aus den Lagern der beiden parlamentarische» Fliigelgrnppen. „Daily Expretz" gibt seiner Unzufriedenheit nnverblümi Ausdruck, während sich ..Morning Post" zwar auch ablehnend, ade' da-.h wenioer scharf äutzert. Das Bl Ul i>t »er Ansitz», datz der Not behelf ungesund ist und aus diesem Grunde kaum Erfolg haben dürste. „Daily Herold" zusolge soll bei der langen Kabinett» debatte über die Zölle Sir Eunlilfe Lislore Forderung auf Einführung eines Zolltarifs ans Eisen und ötabl de» Wende punkt dargcilelll haben. Gemätzlgtere konseroalive Kreise bil ligen den Beschlutz der Negierung. So weiil .Times" daraus hin. datz doch nur in einem Punkte die Meinungen ausein- andergingcn. Die Zusammenarbeit werde die Aussichten aus Erfolg in vielen anderen und sogar wichligeien Zweigen der Ncgierungspolitik verbessern. Der Haupteittivaud gegen die Entscheidung besteht nack Ansicht d s liberalen .News "Tno n <le" darin, datz sie vollkommen undurchfuhrügr sei und über all mitzversianden werde. Kesseltreiben Von L. K. Im Anschlutz <rn die Verhandlungen Brünings um die parlamentarische Verlängerung der Amtszeit des Reichspräsidenten ist seslzustellen, datz die selben einzig und allein an der A b l e h nung Hugen» bergs und Hitlers gescheitert sind. Blättern vom geistigen Horizont der „Leipziger Neuesten 'Nachrichten" blieb es vorbehalten, die Schuld hierfür den „ungeschick ten Methoden" Brünings iu die Schuhe zu schieben, um nur ja den gehätschelten Lieblingen zur Rechten nichts am Zeuge flicken zu müssen. Wa rum lehnten die Führer der Ncchtsopposiliou ab. Hilgenberg noch scharfer als Hitler' W c i l sie die Frage der Reichspräsidentschafl zum Gegen sland eines wohlfeilen Kuhhandels, den man sonst ans dieser Seile gern als „parlamentarisches Trauerspiel der Demokratie" verspottet, machen möchten. Sie argu« m e n t i e r e n j o : Hindenburgs Person und Name besitzt im denljchen Volte, über alle Parteien bis zur Sozialdemo- lratie hinweg, dank seiner Kriegsverdiensle und ebenso seiner unparteiisch gerechten Tätigkeit als Reichspräsident so viel 'Achtung, datz ihm lein Kandidat der Rechtsoppo- sitiou mil Aussicht aus Erfolg enkgegengesiellt werden könnte. Innerlich sind sie s eine r Präsidentschaft nie richtig froh geworden, da sie ihn ihrer Meinung nach als Sturmback gegen die Demokratie und Platzhalter der Monarchie nominiert hallen während dann Hindenburg sich jederzen streng an die Weimarer Verfassung hielt und dadurch der Rechtsoppvsiiion immer mehr entfremdet wurde, so datz er in deren Blättern wenig schmeichelhafte Kritiken, nicht selten sogar gemeine Beschimpfungen erntete. Nun mutzte es a uffalI e u , datz Hilgenberg wie Hitler ans einmal wieder in ihren Ant worten an Brüning von der „hochverehrten Person des Reichspräsidenten" reden! Und hier beginnt das Kessel- treibe n g e g e n d e n 'N e ichsk a n zier B r ü n i n g : zwischen Hindenburg und ihn soll ein Keil getrieben wer den! So schreibt Frick am 17. Januar im .Balti schen Beobachter": „Ich habe mich in Kempten nicht so sehr (!) liegen diese Kandidatur <d. h. Hindenburgs als gegen die Fortdauer der ZenlrumsdMalur de» Herrn Reichskanzlers Brüning gewandt... W e n n wider Erwarten der Sturz des Kabinetts B r ü - ning nicht schon srüher erfolgen sollte, so s e r d c r T a g d e r R e i ch s p r ä s > d e n l e n w a h l o e r ützerste Ter m in, u in d e m S y st e m B rüni n g durch A u f st c l l u n g einer n a t i o n a l s o z i a li st i s ch e n S o ii d e r l a n d i d a l u r die letzte Stütz e zu e u t z i e h e n." Diese Gedaukeugäuge wiederholen sick in der Presse der gesamten Rechtsopposition: Hindenburg soll Brüning fallen lassen, dann wird er von der „natio na len Rechten" gnädigst wieder gewählt werden. Also nicht die „hochverehrte Person des Herrn Neichsprä jidenten Hindenburg", nicht der dein Ausland gegenüber in seiner Gestalt vcrlörperte Eindruck denijcher Einigkeit, nicht die dadurch gestärkte Stotzkrafl der deutschen Antzen Politik vor Lausanne — dies alles ist nicht entscheidend, sondern eines ist die Ha upts a ch e : B r ü ning in n tz weg! Es patzt in dieses K u h handctsj y st e m , in das man die ehrwürdige Gestalt Hindenburgs als willenlose Schachsignr hineinprcsjen möchte, wenn schon in den Wo chcn zuvor Hitler ausländischen Presselenten gegenüber von der „kommenden Reichsregierung" sprach, wenn der Chefredakteur des „Völkischen Beobachters" Alfred No senberg in London Fäden der Anbiederung an die brr- tische Diplomatie zu knüpfen suchte, wenn derselbe erst kürzlich in seinem Blatte die Lüge auszulischen wagte, mau habe von wichtiger ausländischer Seite her Brüning nahegelegt, Hitler hrraiiziizieheu. da er allein i» doch nicht mehr das Volt hinter sich habe und kaum als gleichweriiger Verhandlungspartner anznsehen sei. Die Folge dieser aus ländischen Einsliitznahme sei dann die Einladung Hitlers nach Berlin zum Reichskanzler gewesen. Mit Recht hat die Reichsregierung diesem Schwindel kein sormelles De menti entgegengesetzt, „da er das Matz der erlaubten Phantasie übersteige". Helse, was Helsen mag! I» ihrem Keule: Heimat und Welt (Jll Wochenbeilnge» Katholische Sachsensngend Die praktische Hausfrau Turnen, Sport, Spie»