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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 30.03.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-03-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140330022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914033002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914033002
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-03
- Tag 1914-03-30
-
Monat
1914-03
-
Jahr
1914
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fibenü - Ausgabe tu, »»» vor»n» »ar» unser, rrOgee VkAU Avp» »1^ » » aaö Sp,»tt«ur« »malt»,»» in» kau»,«dr»»t, movatU» 1.« M.. o,«I,«»OhrU» S.7» M. »,» »<r »»«,»N»N,U,. ans»ra ZUiai«» uaS ktu«gadrN»U«a odgrd»lt! m»aotU»>M vtrrl,Uitdr!t»r M. Var» »!» P»N- t»n«rdold v»utschloa». an» »,r »ratsch,» Kot»»!«, »»»atUch »^» M.. otrrtrliüdrUch 4.S» M.. au*»chU,»U» p»Nb»st,U,,!S. vo» L,Ip;i,rrSogrdlo« «schrlnl w,rNaa« »mal. Sonn. a.Z«>rrtas»lmol. Z» Litpztg, »«» Nachdarort,» u»S »,a Drtrn mit »>g«a»n ZNIalrn wir» )i« s>d«a»oa»god, »och am ftdrn» »«» Ersehet»»»» in» Hau» a»lt»s»rt. S«»Ua»r Nr»aktl»»! 2» »,»2»lt,n >7. ;rrnsprrch.r>»schluli: Msadit Nr. 4»7. /lrntsblalt des Rates und despolrzeiarnTes der Stadt Leipzig S«-aMo» uaü S,schaft,N,Ur: lohannisgass« Nr.«. » §«rnspr«ch-N»schlay Nr. >4E, !«»»Z an» I<»»4. ISS. Jahrgang flnz-!g«npr°>s-: m' von au»wart» >» Pf.. Nrklamrn 1.2» !N., klein» stnzrlgcn »tep»titz»ll» »ue 2»pf.d.wlrürrdvl.Nad.,I»s«rol, von Vehorüen >m amll>ch-»reN S>« p«ttt- zril» raps, chrschüftoanirlgen mit plakvorschrifi m vrrisr «rkSdt. Nadatt na» Lortf. 0,llogrn: >Srsamtausl.s M.üo,rous,n» au»schl. post-rduhr. stn,,i,,n»Hnnahm,: ?odannl»gass«S. bri sümtlichrn ca>ot»n »«, Leipzig« Lagrdlattr» ua» oUrn flnnonrrn-LxpeSilionen Sc» In- an» s>u»l^n»«». SelchSstoNrUe für 0»rlln u. Sir Pr. vran cndurg: virrklion Walter ZUegel. vrrlia w. i». Margarelhrnstraft« «. Zrrnsprrch-sinschlutz: Lutzow »»71. Monisa. ürn so. Miir,. M. 162 1914 Vas Wichtigste. * Prinz und Prinzessin Heinrich von Preußen sind in Buenos Aires festlich empfangen worden. * In Italien droht der Generalstreik der Eisenbahn- und Postbeamten aus- zubrechen. * Die mexikanischen Rebellen haben mit gewaltigen Berlustcn Torrcon eingenommen. (S. Ausl.) Vie Rekrutierung un- vorbilüung unserer Diplomaten. Bon Hermann vom Rath. Kaiser!. Legationsrat a. D. Die Budgetlommission des Reichstages hat sich in diesen Tagen wiederum mit der Frage des diplomatischen Nachwuchses und seiner Aus bildung beschäftigt. Man empfiehlt die weiter gehende Heranziehung des bürgerlichen Ele- mentes. ES ist unbestreitbar, daß die Bismarcks, Vater wie Sohn, vorurteilsfreier und weit sichtiger bei der Auswahl und Zulassung des diplomatischen Nachwuchses verfuhren, als ihre nächsten Nachfolger. Aber die größere Exklusi vität, die unter diesen Platz griff, ist heute über wunden. Dem Bürgertum stehen jetzt die Pfor ten der Diplomatie tatsächlich offen, voraus gesetzt natürlich, daß die Bewerber den Anfor derungen entsprechen, die man auch an den Adel stellt, denn der Name allein hat auch in der Vergangenheit nicht genügt. Ferner legt der Reichstag das Schwergewicht auf die wissen schaftliche Ausbildung, eine Auslandshochschule mit Prüfungsbefugnis, selbständig oder an be stehende Institute ungegliedert, wird als Ar kanum empfohlen. Glaubt man wirtlich, daß der Attache oder Sekretär, der ein Zeugnis über umfassende volkswirtschaftliche und finanzpoli tische Kenntnisse in dec Tasche trägt, dem aus ländischen Kollegen überlegen ist auf dem Ge biete, auf das es m erster Linie doch ankommt, dem der diplomatischen Kunst?! Denn Diplo matie ist keine Wissenschaft, die man einbüffeln kann, sic erfordert neben Eharattereigenschasten und sorgfältiger Erziehung eine natürliche Be gabung, ein Talent ähnlich wie für Musik und Malerei. Diese Begabung kann man durch Stu dium und Praxis zur Kunst entwickeln, aber nicht ersetzen, wenn sie nicht vorhanden ist. Gegeniwrr den Vorzügen eines anderen gibt es kein Uettungs- mittel als die Liebe. (Wahlverwandtschaften.) flus üen Sturm- und Drangjahren ües -eutjchen Naturalismus. Johannes Schlaf, der mit seinem Genossen Arno Holz zusammen als Verfasser des „Papa Hamlet" und der „Familie Selicke" in der ersten Reihe der jungen Dichtcrschar des modernen deut sehen Naturalismus gestanden und sich dann zum still-belzaglichen Schilderer von Dingsda ent wickelt l)at, berichtet in seiner Weise, gemächlich, genau und intim seine Erinnerungen aus den Tagen der „Freien Bühne" und der Entstehung des naturalistischen Dramas. In dem neuesten Aufsatze dieser in der Eot laschen Monatsschrift „Der Greis" erscheinenden Erinnernngsreihe erzählt Schlaf allerlei hübsche und kennzeichnende Einzelheiten ans lenen Sturm- und Drangjahren des deutschen Natu ralismus. Ist es doch höchst charakteristisch, wenn Holz und Schlaf bei der Ausarbeitung der gro- tesk-schauerlicltzn Nachtstimmung gegen Ende des „Papa Hamlet", um den Reflex eines Nachtlichtes gegen einen drumqclegten Zeitungsbogen und in einem dunklen Zimmer ganz genau wiederzu- geben, das Zimmer verdunkeln, in einem blauen Wasserglas ein Nachtlichtchcn anzünden und einen Zeitungsbogen darum herumlegen! Schlaf be kennt freilich, daß ihm schon damals diese „Bastelei von Milienbagatellen" nicht recht habe gefallen wollen; und in dem Bedürfnisse, einmal etwas so recht aus einem Gusse und in einem Zuge aus dem vollen Drange eigensten inneren Erlebens heraus zu geben, entwarf er die „Familie Scleckc", die er wesentlich als seine Arbeit in Anspruch nimmt. Es war die Zeit, da die „Freie Buhne" gegründet und Haupl manns „Bor Sonnenaufgang" anfgeführt wurde. Ucber das Schicksal, das die „Familie Se- lickc" in diesem Kreise fand, erzählt Schlaf das Folgende: „Die „Familie Selicke" las ich ge legentlich eines Abends bei Karl Hauponann vor. Zugegen waren außer Karl Hauptmann und seiner Gattin Gerhart Hauptmann mit Gattin und Holz. Die Vorlesung erzielte einen Worin liegt nun die Schwierigkeit, die un zweifelhaft zahlreich im deutschen Volke vor handenen diplomatischen Talente zu finden? Meines Erachtens vornehmlich in der beschränk ten Zahl dieser Beamten und in dem System fehler, der es verhindert, die Nachteile dieser engbegrenzten Auswahl zu überwinden. Unser ganzes diplomatisches Korvs wird nicht mehr als etwa 150 Köpfe umfassen. Dieser Zahl stehen Zehntausend«: von Offizieren und Hun derttausende von in Handel und Industrie Täti gen gegenüber Die Armee verfährt durchaus vorurteilsfrei und systematisch, indem sie ihr Menschenmaterial immer und immer wieder durchsiebt. Dadurch erreicht sie es, eine Aus lese auf die Posten zu bringe«, auf die es an kommt. Im gewerblichen Leben ist es der Wett kampf der Intelligenz nnd der Tüchtigkeit, der automatisch nur die Befähigtsten emporträgt. Die Diplomatie dagegen muß unter dem gegenwärti gen System nur mit dem beschränkten Material der zur Karriere Zugclassenen haushalten. Liegt nun wenigstens eine Garantie dafür vor, daß diese engbcgrenztc Zahl eine besondere Eignung für den diplomatischen Berus besitzt? Der Eintritt in den Dienst erfolgt gewöhn lich in der zweiten Hälfte der zwanziger Jahre. Auch dem erfahrensten Personalienchef ist es überaus schwer, zu erkennen, ob der sich rn solchem Alter Meldende mit diplomatischem Ta lent begabt ist. Denn diplomatische Fähigkeiten treten rn der Regel erst im späteren Verlauf der Karriere in die Erscheinung, wenn der Be amte vor Aufgaben gestellt wird, bei denen er seine besondere Eignung erweisen kann. Bei der ersten Zulassung muß die Kritik sich daher gemeiniglich auf die Erforschung beschränken, ob der Anwärter den übrigen Ansprüchen, ich möchte sagen, den Acußerlichkeiten des Handwerks, In telligenz, Erziehung, materielle Lage usw. ent spricht. Angesichts dieser Schwierigkeit der Kritik wäre es nur ein glücklicher Zufall, wenn die im ganzen Volke vorhandene diplomatische Be gabung in dieser Zahl von 150 Köpfen auch nur in bescheidenem Maße vertreten wäre. Viel wahrscheinlicher isr es, daß die erdrückende Mehr zahl derjenigen Leute, die von der Vorsehung mit diplomatischem Talent ausgestattet worden sind, niemals dazu gelangt, es im Dienste des Reiches zu verwerten. Daher scheint mir ein Grundfehler unserer diplomatischen Organisa tion der zu sein, daß sie sich nur ans sich selber heraus entwickelt, nicht aber sich aus geeigneten, abseits stehenden Elementen ergänzt und ver jüngt. Ist es nun so schwer, solche Elemente zu finden, wenn man sie ernstlich sucht?! Durchaus nicht, denn im industriellen, im Handels-, im nngewühnlich starten nud unmittelbaren Erfolg. Ich entsinne mich, daß Frau Gerhart HaupH mann vor Erschütterung weinte, und daß er aus sprang, mit erregten Schritten im Zimmer auf nnd ab ging und seine Ergriffenheit mehrere Male in lebhaftester Weise äußerte. Es versteht sich, daß wir das Drama auf der „Freien Bühne" aufgeführt wissen wollten. Gerhart Hauptmann schlug vor, daß wir es eines Abends bei ihm Brahm vorlesen sollten. Die Wirkung dieser Vor lesung sollte aber eine recht-andere sein. Es entspann sich, als ich meinen Vortrag beendet hatte, eine lebhafte ästhetische Diskus,ion, unter der Prahm indessen in vollkommenen! Still schweigen verharrte. Karl Hauptmann aber riet, ich weiß nicht mehr, aus was alles für theore tischen Gründen, mir aller Entschiedenheit von einer Aufführung ab. Jetzt erst, als Karl Haupt mann fertig war, sagte Brahm — ich höre noch, als wär's heute, seine leisen, farblosen, trockenen, knappen Worte: „Ich muß mich dem Standpunkt des Herrn Dr. Hauptmann anschließen." Einzig Frau Gerhart Hauptmann unterbrach das etwas peinliche Schweigen, das nach Brahms Ablehnung entstanden war, mit der Bemerkung, daß man doch wenigstens einen Versuch mit dem Stück machen könnte. Doch das weiter dauernde Schwei gen überging diesen Vorschlag glattweg." Mau erkennt hier schon oeu Krim, der binnen kurzem zur Spaltung innerhalb der „Freien Bühne" führen sollte. Schlaf mach! Brahm den Vorwurf, daß er bei allen sonstigen tüchtigen Eigenschaften doch nicht der Mann war. um ein zusehen, „daß eine solche Bewegnng unmöglich auf einen! Bein stcben kann. Er sah nur Haupt mann, nicht die anderen, lind so kam cs, nicht gerade aus heiterem Himmel, daß eine ganze Anzahl des alten Mitgliedcrstammes der „Freien Bühne" mit Holz, Bahr nnd mir ausschied " Ja, Hermann Bahr — der war eben am literarischen Himmel von Berlin neu aufgetaucht, frisch aus Paris zurück, und er hatte den Berliner Natura listen die erste Kunde von Maeterlinck sowie von der ganzen dekadenten und neuen symbolischen Dichtung Frankreichs mitgebracht." Es saß sich ja recht unterhaltsam mit an Bahrs Tische, wenn er im Eafö „Kaiserhof" auf einer Polsterbank lag, die schwarze Gcmelockc in der Stirn, eine grellrote Krawatte um den Hcmdlragen, die lange Virginia im Mundwinkel, und — wenn er nicht mit seiner perlenden Handschrift auf einen hand lich zngeschnittenen Papierblock mit dem Kopier Bankbetriebe, unter Juristen, Journalisten und Gelehrten treten zahlreiche diplomatisch veran lagte Persönlichkeiten markant in die Erschei nung. Die internationale Ausdehnung des wirt schaftlichen Lebens mit seinen Völler einenden Konzernen, Syndikaten und Interessengruppen erfordert und produziert so viel diplomatische Tätigkeit, daß die hierfür hervorragend Be gabten und hierin Bewährten auch der Reichs regierung ohne sonderliche Nachforschung auf fallen müssen. Ebenso finden sich unter den Offi zieren, nicht nur unter den Mi.it/lr nnd Marine attaches diplomatische Talente. Aber auf dieses ganze, klar zutage liegende Material greift man nicht zurück. Man könnte mir nun einwendcn, daß auch diese Talente in der Regel erst entdeckt werden, wenn die Träger bereits in reiferem Alter stehen und infolgedessen nur in höheren Stellen Ver wendung finden könnten, daß dafür aber das Risiko der mangelnden technischen Vorbildung zu groß sein würde. Der Wert der Vorbildung für den diplomatischen Beruf muß gewiß ebenso hoch cingeschützt werden, wie der für jeden an deren. Aber dieses Manko ließe sich zum guten Teil durch einen geeigneten Vorbereitungs- und Einführungsdienst ausgleichen, wie ihn früher höhere Offiziere im Auswärtigen Amte durch wachten, um nachher Gesandten- und Botschafter posten zu erreichen. Was dann daran noch fehlt, ersetzt das erwiesenermaßen vorhandene Talent. Man überschätzt heute vffcubar die forma listische Seite des Dienstes, und die Folge ist die Exklusivität der von der Pike auf gedienten Diplomaten, gemildert allerdings durch einige konsularische Einschübe. In anderen Ländern verfolgt man ein abweichendes System, und mit j Recht wird immer wieder aus die erfolgreiche i Tätigkeit der Outsider, der beiden Cambon, z eines Barrsre und so vieler englischer und ame rikanischer Diplomaten von hohem Rufe hin gewiesen. Wenn der Reichstag seine Aufmerk- famteit auf diese praktischen Äesichtspunttc len ken wollte, so würde er voraussichtlich größere Erfolge erzielen, als mit seinen theoretischen Erörterungen über Ausdehnung des Rekrutic- rungsgebieles und Vertiefung der wisseuschaft- llchen Vorbildung. Aber noch in einer anderen Richtung könnte seine Kritik von erheblichem Nutzen sein. Wir haben das Glück gehabt, in Herrn v. K roer teil - W ä ch t e r in dec Leitung dec auswärtigen Politik, auf dem wohl schwierigsten Posten oer gesamten Reichsverwaltung, einen außerordent lich befähigten Mann zu besitzen, und in Herrn v. Iagow einen Nachfolger gefunden zn haben, der das Wert erfolgreich forlsetzt. Aber es ge hört zu den Eigentümlichkeiten des diploina- stift „gleich ins reine" seinen Pariser Tctadenz- coman „Die gute Schule", oder seine Feuillclvns für die „Freie Bühne" hinwars — von Paris, der „Decadence", „Ehat noic", dem „Fin de siöcle" und dem Symbolismus erzählte und die „Ueberwindung des Naturalismus" verkündete, pointierr, mit kultiviert sensibler brillanter Ner vosität, halb Pariser, halb Wiener, der geborene Feuilletonist und Verführer. . . Aber so sehr einen das interessieren tonnte — ich fühlte im stillen: das war wohl von allem Anfang bei nns auch schon gleich das „Ende vom Liede." Kunst und Wissenschaft. * Vom Leipziger Schillerdenkmal. Unser Schiller oeakmal steht, vollendet im -delsten Marmor, in der "Werkstatt seines Schöpfers, des Professors Johan nes Hartmann. Mächtig ragt das Haupt des Dichters in vierfacher Lebensgröße empor, zur Seite des Sockels stehen die heyren Gestalten oer Tragik und der Erhabenheit, mit je 2,20 Meter Höhe weit über irdisches Maß hiuansragend. Am Todestage Schillers, dem 9. Mai, soll vormittags 11'/„ Ubr die Enthüllung stattfindcn. Da der verhältnismäßig enge Denlmalsplatz nur die Teilnahme einer kleinen Zahl ltzeladener gestattet, wird der Schillcroer c i n am folgenden Tage, Sonntag, den 10. Mai, um 11)4 Uhr, vormittags nn "Neuen Theater eine große, allgemeine Lchillerfeicr veranstalten, zu der >ämtlick)e Plätze unentgeltlich vergeben werden. Sic soll aus Orchester und Ehorvorträgen, Rezi tationen und Sologefängen bestellen sowie einer Fetz rede, die Cäsar Flaischle», der Dichter und Landsmann Schillers, übernommen hat. * Die Frühjahrsparade im Thaliacki.ater. Unser l Berliner Schauspielre.crent schreibt: Hat es Sinn, denen, die so etwas nicht selbst einmal gesehen haben, ! von oer neuen Ausstattungspoüc des Thaliatheaters zu erzählen? Am Ende gar ihnen indiskrete Mit teilungen über den geistigen Inhalt des Stückes zu machen? Wer das übrigens könnte, möchte ebensogut die Quadratur des Zirkels finden! Und wenn man sich, gleich den vier oder fünf Autoren dieses theatralischen Quodlibets, ohne Geist behülfe, wär s ein Anschlag auf den Verstand der Leser. Sollte das Ding („Wenn de r Frühling kommt") nach dem großen Berliner Erfolg über die deutschen Bühnen gehen, so wird man sich überall wundern, daß vernunftbegabten Lebewesen derlei vorgesetzt werden durfte. Doch dort, wo der Sinnen schmaus so verschwenderisch und appetitlich wie im Berliner Thaliatheater zubcreitct werden sollte, tischen Dienstes, namentlich bei Besetzung der wichtigsten Posten, daß die Einwirkung der Res- fortchefs beschränkter ist, als in den anderen Zweigen der Verwaltung. Da sprechen höfische nnd anderweire Personaleinslüsse mit, die manch mal stärker sind, als die der Wilhelmstraße. Da eröffnet sich dem Reichslage die Möglich keit, im fach ich.-n Ii-.teress? zu intervenieren, ans dem Wege dec Krüik der Taten und Erfolge, die Personen zu bewerten. Dies Verfahren wird bezüglich der Beamtenschaft des inneren Dienstes in weitem Umfange geübt. Es fetzt aber eine eingehende und sachverständige Beschäftigung mit der Materie voraus; bedauerlicherweise scheint aber den Reicheborcn die Neigung, die Fähig keit und die praktische Erfahrung zu fehlen, um sich mir der auswärtigen Polin!' ebenso intensiv zu befassen wie mit der inneren. In keinem Parlamente dec größeren Reiche ist das divlomcuischc Element so verschwindend gering vertreten, wie im deutschen Reichstage, nnd die ser Umstand wird wesentlich dazu beitragen, daß auch auf dem Gebiete der Reform des diplo matischen Dienstes praktische Anregungen und Erfolge bisher in nennenswertem Maße nicht zu verzeichnen sind. Diese Zeilen waren schon geschrieben, als bekannt wurde, daß die Budgetlommission des Reichstages neue Normen für den diplomatischen und konsularischen Vorbereitungsdienst ausge stellt und die Rcichsregierung ihre Zustimmung dazu erklärt hat. Ohne in eine nähere Prüfung der Materie einzutretcn, möchte ich betonen, daß trou allem für teuren Dienstzweig der belanntc englische Grundsatz in höherem Maße gilt, als für den diplomatischen: Ken not measures. Der Protest -es Hoethebun-es. Der Goerhebuud hatte -- wie wir schon kurz in der heutigen Morgeniluininer berichteten für Sonntag mittag cinc Versammlung cinberusen,, die gegen die sogenannte „neue Lex Heinze" Stellung nehmen sollte. Die Versammlung war von über 1000 Männern und Frauen aus allen Vcvölkerungsjchichten besucht und auch Vertreter der Gocthebünde in Sturtgart, Bremen und Frankfurt a. M. waren anwesend. Ucber den Verlauf der Versammlung ist folgendes nachzutragen: Die einleitende Neve hielt Ludwig Fulda: Die berüchtigte Lex Hcmze vor 11 Jahren war die Veranlassung zur Gründung des Goechedundes, und nicht zuletzt dem Sturm, den damals der Goetl>ebund mit entfache!- hals, ist cs zu verdanken, wenn die Lex Heinze nicht Gesetz geworden ist. Der Goethebund aber blieb bestehen als eine Tefensivarmee. Der jetzige Ge setzentwurf sieht unter der Maske von Maßnahmen dort wird man sich nicht lange muntern! Hier war s ein Vergnügen, mit den Herren Dichtern grenzenlos albern zu sein. sDaß ich nicht vergesse: Jean Kren, Georg Okonkowjki, Alfred schön,eld und der Koni ponist Fenn Gilbert sind die offenen Gesellschafter der milsijchen G. m. b. H.!) Es kommt bei solchem theatralischen Unfug doch hauptsächlich darauf an, saß der Zuschauer durch keinerlei, durchaus keinerlei Denkarbeit von den Genüssen abgclenkt werde, die das Körperliche den körperlichen Sinnen gewährt. Die Fülle und Mannigfaltigkeit jugendlicher Weil» lichten, non een Schikanen der Kostüm und Be- leuchtungstunsi dovpelt eindrucksvoll gemacht, die Tanze, die Erzcncrikjcherze: mehr braucht eine Posse heutzutage nicht. Und der Witz? Auch er hat sich bescheiden au, gewisse komische Muskelbcwegungcn zurückgezogen, in denen Arnold Rieck, urfprunglich zu Besserem geboren, Meister ist. Gibt außerdem noch Jean Gilbert den einen oder anderen „Schlager" dazu, den bald die Rachtlotalorcheftcr Wielen werden, so ist das Publikum im siebenten Himmel. Das Publitum des Thaliatheaters. Namen nennen? Es wären ihrer zu viele. Nur die Trias lustiger Grazien sei heroorgehobcn: Lutti W e i ck m e t st e r, Elsa Grünbcrg , Rosa Fclsegg. kl. L * „Lcuic- Ferdinand, Prinz von Preußen", das neue, viclvcfprochen-e Drama Fr l tz vo n ll n r u h s, wnroe vor der Direktion dem Hamburger Thalia Theaters zur Ausrührung erworben. * Exzellenz von Harnack ist nicht amtsmüde. Die „V vjfische Zeitung" hatte am Sonnabend abend angedeu'ct, daß Erz. v. Harnack amtsmiide sei. Das Blatt erhielt vom Genannten einen Bries, aus dem u. a. bcrvorgcht. daß er nicht daran denke, von seinem Posten z u r ü ck z l t r e t e n. " Ein pommeriches Provinzialmusikfest soll in Kolberg vom 1. bis:l. Juni stattiinden. Die Ver anstaltung'ist jo geplant, daß am l. Pfingtzfe'ertag Iohaan-.s Mesjchaert einen Löwe-Abend gibt, am Pungstmontag veranstalten der Schloßchor des Berliner Domchors unter Leitung des Pros. Rüdel und der Organist des Berliner Doms. Bern hard Irrgang, ein Kirchenkonzert im Dom, und an den bc-den letzten Tagen folgen Sinfonie« lonz-rte des Philharmonischen Or chesters aus Berlin. * Zur neuen Nordpolexpedit,an Amundsens. k a pitän Amundscn bca'yichtigt, von dem dänischen Parlament eine Unterstützung von einer MillionMark zu verlangen für feine neue "Nord polcxpeditivn. Er betont, dcß seine persönlichen Aus gaben bereits seine Verhä'tnisse überschritten hätten und daß er gezwungen wäre, das Prockt fallen zu lassen, falls die Kammer nicht die notwendigen Mittel bewilligt.
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