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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 14.01.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-01-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140114018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914011401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914011401
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-01
- Tag 1914-01-14
-
Monat
1914-01
-
Jahr
1914
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Morgen-Ausgabe für L^pil, NN» Vorort» Sur» unser» «rSaer vUAUAvpkkl^» . und Speoitrar» »mal tügttch tn» Hou» g«bra»tr »oaatltch 1.2» M., vt»rt«»ahr»ch 1.7» M. «»> 0»r S»ftl>üft»ft»U», uns»r» Zttlolrn «ad slu»gad»st»U»n ad,»holt: monatlich lM.,vl»rl»tjithrUch 3M. Durch dl* poft: inn»rl>ald v»utschianS» uud »er -»utschrn ftoloui«» monatlich 1^0 M.. vl«rt»liäl>rlich 4.S0 M., ou,schli»ftUch poftd»st»U,»l». Da» leipziger Tagedlatt »rlch«lat «rrktag» rmal, Sonn» a. Z»t«rtag»1mal. ft« Lrlpzig, ü«u Nochdarortrn und -»n chrtrn mit «Ia»«»n -ilialr« wlrö -l» ftl»«u»ou«gad» noch am sldrnL ö»» Srschrinen« in» hau» g«U«f»rt. VrrUn»r Nrüakti»«:ftn Sen Zetten 17, Zrrusprrch-ftufthluS: Moabit Nr. <47. hmrdelsFeituns /^ntsblockt des Rakes und despolrzeüurrtes der Stadt Leipzig N»0attiou u»S S»schüst«stell»; Zohaani»goss» Nr.4. » Z»ruspr»ch»ftuschluS Nr. 14b42, 1«»43 unb 14444. ISS. Jahrgang . s»r ftusrrat» an» k»iozi, und Umgrbang dl« » » tspalttg» p»titz»u» 2» Pf.. 0>» Neklamezeil», m., »ou auomdrt» 10 Pf.. Itetiam»n 1.24 M., Zamtltrn» u.ki«in» flnzeigen dl« p»Ntz»ll* n«rS»ps.,ftas«rat» von »»Hörden im amtlich»« Teil di» Petit,eil» »0 Pf. S«schdst»an,»lg<n mit plahoorschrift »m Preis« erhöh«. Nabatt noch Saris. S»llag»g«bahr: Sesamtaufl.» M da» kaufend au»schl. poftgibllhr Nnz»lg»o«ftnaakm». 1»hannl«gass«d. b»> sämtliche« Zitialen d»» leipziger kogiblatt»» und all»u ftaa»ac»n»S«v«üitton»a de» ftu» und ftu»la«d»o. S»schdst»st«ll« sftr S»riin u.dt» pr.0ran»endurg: Direktion walt»rZll«grl. SrrUn w. 14, Margar»th»nstrak« ». Z»ruspr»ch»ftnschluZ: Lütz»» 4471. MMwoill, den l4. ftsnnsr M. 23 1Sl< Vas Wichtigste. * Die Zweite Kammer des sächsischen Land tages nahm am Dienstag die Schlußberatung des Gesetzentwurfes betr. Amseln und Eich hörnchen vor. — Die Erste Kammer ver abschiedete einige Etatskapitel. (S. Bericht.) * Der Reichstag erledigte in seiner ersten Sitzung nach den Weihnachtsferien eine Reihe von Petitionen. sS. Bericht.) * Im preußischen Abgeordneten hause sprach sich bei der Etatsberatung Minister präsident v. Bethmann Hollweg in sehr be merkenswerter Weise über die Lösung der braun schweigischen Frage aus. (S. Art. u. Ber.) * In der reichsländischen Zweiten Kammer gab am Dienstag Staatssekretär Frei herr Zorn o. Bulach eine Erklärung der Regierung über die Zaberner Vorgänge ab. (S. bes. Art.) * Der türkische Finanzminister Dschavid Bei ist am Dienstag in Wien eingetroffen. (S- Ausl.) * In Portugal befürchtet man den Ausbruch neuer politischer Unruhen. In den letzten Tagen sind zahlreiche politische Gefangene aus ihren Gefängnissen ausgebrochen. (S. Ausl.) * Am Montag und Dienstag hat ein Taifun tn Wladiwo stock großen Schaden angerichtet. iS. Nachr. v. Tage.) Etatsberatung tn Preußen. S Berlin. 13. Januar. Man hatte sich von diesen Etatsberatungen, die heute in der preußischen Landstube begonnen, sehr temperamentvolle Auseinandersetzungen versprochen. Nachdem man schon in der Herren kurie, wo man im allgemeinen doch auf leiseren Sohlen einherzugehen pflegt, am Sonnabend die Kampfesfahne zur Hand genommen hatte, meinte man: An dem sogenannten Volkshause würden die Geister nun erst recht aufeinander platzen. Die Annahme schien anfänglich zu trü gen. Der Abg. Winckler, der namens der konservativen die Debatte eröffnete, ist keiner von den Sternen erster Größe. Er spricht im allgemeinen nicht ungewandt, und er ist scharf und schneidisi, wie mit sehr spärlichen Ausnahmen diese preußischen konservativen Herren es alle sind. Aber er pflügte (was freilich gleichfalls von den meisten von ihnen gilt) vorwiegend mit fremden Kälbern. Was er im Rügeverfahren gegen den Kanzler vorbrachte, um dessen und der preußischen Staatsregierung Haltung in der Deckungsfrage zu bemängeln, wie er das Problem des Arbeitswilligenschutzes behandelte und dabei Spitzen gegen Herrn Del brück feilte, das alles — man darf cs getrost sagen — hatten wir bis In die letzten Tage hinein genau so oder nur mit unbeträchtlichen Aenderungen vielhundertfältig vernommen. Dennoch schien der konservative Sprecher — viel leicht durch den Vorwurf der Passivität der Regierung — einen besonders verwundbaren Nerv beim Kanzler getroffen zu haben. Kaum daß Herr Winckler unter den üblichen Beifallsausdrücken seiner Freundschaft (die am stärksten gerührt waren, klatschten sogar in die Hände) sich niedergelassen hatte, reckte von seinem Ecksitz sich auch schon Herr von Bethmann empor und nun folgte eine klare, logische, nach drückliche, von allerlei heimlichen Ironien um spielte Abfertigung der Konservati ven, die einem ordentlich Wohltat in diesen Tagen allgemeiner Verschwommenheit und wei chender Charakterstärke. Am Sonnabend hatte man noch den Eindruck gehabt, als wolle Herr von Bethmann, in dem er ihnen das Wort von den Lippen nahm, den Greuel der preu ßischen Granden sänftigen. Heute wieder schien es, als ob er noch nachträglich das Stuttgarter Lob des Abg. Bassermann zu rechtfertigen wün sche; denn heute ^schlug er der nämlichen preu ßischen Granden Vetter und Sippen aufs Haupt. Herr von Bethmann hat heute, was er bislang sorgfältig vermied, eine Kritik an der Fi nanzreformmehrheit von 1909 geliefert und nackt und dürr wiederholt, was von liberaler Seite hier in den letzten Tagen immer wieder bescheinigt worden ist: Daß des UebelsWur- zel die Ablehnung der ausgedehn ten Erbschaftssteuer war, und er hat des weiteren sehr wirkungsvoll das widerspruchs volle Verhalten der Konservativen während der Kämpfe um die Deckung beleuchtet und für jeden unbefangen Urteilenden endgültig erwiesen, daß der Regierung, wollte sie di« Verstärkung der Wehrmacht nicht gefährden, keine andere Wahl blieb, als die Zustimmung zu den Reichstags beschlüssen. Herr von Bethmann hatte lebhaften Beifall geerntet. Herr Hero ld, der Zentrumsagra rier im schlohweißen Patriarchenbart, hatte zu reden begonnen, gründlich, aber zumeist recht langweilig und im Hause schien's, als ob es nach dem kurzen dramatischen Auftakt wieder ein gleichgültiger Alltag werden sollte. Da bestieg .als Fraktionsredner der Nationallibe ralen Herr Röchling die Tribüne. Herr Röchling begann mit dem Ausdruck des Be dauerns, daß der langjährige und erprobte Etats redner der preußischen Nationalliberalen, der Abg. Friedberg, durch Krankheit serngchal- ten, diesmal nicht an dem gewohnten Platze stehe. Wir haben die Empfindung: dies Bedauern wird — zumal nach Herrn Röchlings Rede — weit über die Kreise der nationalliberalen Landtags fraktion und über die Grenzen Preußens hin aus von allen nationalen und liberalen Män nern geteilt werden. Man hat uns hinterher zwar gesagt, Herr Röchling hätte von Fraktions wegen den Auftrag gehabt, der Reichstagssrak- tion eine Stütze zu werden und alles sei nur ein Mißverständnis. Den Auftrag in allen Ehren, aber dann hat Herr Röchling diesen eben mißverständlich ausgeführt. Wer diese Rede mit steigendem Unbehagen anhörte, der hatte das peinliche Gefühl, als würde hier geradezu die Gelegenheit gesucht, der Schwesterfrattion öffent lich zu bescheinigen, wie gründlich man ihre Wege mißbillige. Die Breite, mit der Herr Röchling den Fall Zabern in die Erörterung zog, die Art, wie er vor Herrn von Falkenhayn das Knie beugte, nach preußischen Beamten für das Elsaß rief und über das „so genannte" Mißtrauensvotum höhnte, läßt, wenn Worte ihren Sinn nicht verlieren sollen, leider keine andere Deutung zu. Es ist inöglich, und wir wollen es hoffen, daß die nächsten Tage einen Ausgleich bringen und der zweite Frak tionsredner wieder gut macht, was der erste gefehlt hat. Heute indes verließ man unter dem niederziehenden Eindruck das Haus, daß sich ein Zwiespalt zwischen Reichstags- und Landtagssraktlon aufgetan hat, der für die nationalliberale Arbeit im Lande schlechthin ver hängnisvoll werden kann. Herrn Röchlings Preußenrede rief Herrn v. Bethmann zum anderen Male heraus. Die Erörterungen der elsässischen Dinge wies der Kanzler, weil sie nicht vor dieses Forum gehören, mit gutem Grunde ab. Dann be stätigte er, indem er sich zum Teil Herrn von Dallwitzens frühere Beweisführung aneignete, daß die preußische Wahlreform einstweilen auf den Nimmerleinstag verschoben wurde, und schließlich setzte er den Schlußpunkt unter den Welf enstr eit. Berichtete, der regierende Herzog von Braunschweig habe ihn zu der Er klärung ermächtigt, es widerspreche seinem, des Herzogs, Willen, wenn die agitierenden Welfen sich noch irgendwie auf ihn beriefen. Die Erklärung löste starke Genugtuung aus. Aber warum hat Herr v. Bethmann nicht schon früher sich von dem jungen Herzog also ermäch tigen lassen? Er hätte sich und uns manche Sorge erspart. Velcasse uns sein Nachfolger. Paris, 11. Januar. Thsophile Delcasss kehrt zurück. Er kommt nicht mit ganz leeren Händen. Es ist ihm ge lungen, der deutschen Militärabordnung in Kon stantinopel noch einen Streich zu spielen. Nicht als ob er sich gerade rühmen könnte, Herrn Ssasanow in Petersburg auf die Beine gebracht zu haben. Tas war kaum nötig, denn es steht wohl fest, daß dieser von vornherein gewillt war, den General Liman von Sanders um sein Kommando am Bosporus zu bringen. Er hat ja alsbald persönlich dem deutschen Reichskanzler in Berlin seine „Bedenken" vorgetragen, und, wie die Ereignisse zeigen, mit Ecsolg. General Liman ist nnl der Ehre des Generacinspekteur- postens der türkischen Armee abgefunden wor den. Aber daß Delcasss tüchtig auf das „gute Ende" hingearbeitet hat, versteht sich von selbst. Vor allem hat er die Pariser Presse unter Dampf gehalten und, soweit er es vermochte, auch die freundlich gesinnten slawischen Blätter. Also ohne Verdienst verläßt Delcasss seinen Posten nicht, und er wird reichlich gelobt. Freilich hatte er auf einen viel größeren Lorbeerkranz gerechnet. Er war ja nach Petersburg gegangen, um aus den Baltanwirren ein neues ruhm reiches Stück französischer Geschichte herauszu holen. Tie „Entente" sollte sich über die ganz« Balkanhalbinsel erstrecken, und diese Hoffnung ist ebenso zuschanden geworden, wre seine etwaigen weiteren Pläne, deren Gipfel — mag er es leugnen oder nicht — der Aufmarsch gegen Deutschland war. Was sind Pläne, was sind Entwürfe! Wiederum muß sich Herr Delcasss auf bessere Zeiten gedulden. Was ihn zunächst beschäftigen wird? Erstens muß er für seine Wiederwahl al- Deputierter sorgen, und dann ist er einer der Hauptkandi- oaten für die Nachfolgeschaft Doumergues, falls sich dieser nicht behaupten sollte. Bis jetzt brauchte Delcasss nicht zwischen den feindlichen Brüdern, den Briandisten und den Anhängern Eaillaux', Stellung zu nehmen. Aber werden die Raditalen genug Vertrauen in ihn haben, um ihn die Wahlen machen zu lassen? Poincars würde ihn jedenfalls den jetzigen Ministern vor ziehen — die Reaktion ebenfalls. Aber die Um stände sind über die Maßen unsicher. Diese Woche hat der letzte Tagungsabschnitt der Kam mer begonnen. Die Neuwahlen werden Ende April stattfinden. Und das Budget ist noch nicht zustande gekommen. Ein solcher Zustand ist seit dem Kriege nicht wieder dagewesen. Der Finanzminister Eaillaux bleibt angeblich bei seiner Kapitalbesteuerung, aber wie wenig sicher ist für ihn die nächste Zukunft. Tie Erbschaft Prieus! Diesen schweren Stein hat ihm gerade jetzt der „Figaro" in den Weg gerollt. Das Blatt bleibt dabei, daß Eaillaux den Erben des in Brasilien verstorbenen Prien drei Millionen für seine Wahlkasse sagen wir „abgeknöpft" habe, und eS veröffentlicht Briefe, die seinen Verkehr mit einem Winkelagenten in dieser Sache be weisen sollen. Es ist wahr: man hat in Paris schon öfter solche Ministerskandale erlebt und überwunden. Vielleicht gehl auch diesmal die Wetterwolke vorüber, ohne den zündenden Blitz zu entsenden. Jedenfalls hat cs ein Mann wie Delcasss bei der allgemeinen Verbitterung leicht, seine guten Dienste zu empfehlen. Das Land wäre zweifellos einverstanden, wenn er den Ministerpräsidenten Doumergue ablöste oder doch die Leitung der auswärtigen Politik über nehmen würde. Auch in Frankreich schreit man nach dem „starken Mann . Was seine Nachfolgeschaft in Petersburg an geht, so ist jetzt bestimmt worden: es wird kein General sein und auch keine hervorragende poli tische Persönlichkeit, da man von den Pariser „Gastspielen" an der Newa genug zu haben scheint. Seit 1905 sah man am Zarenhofe fünf verschiedene Vertreter der Republik, gab es am Quai d'Orsay ^ehn verschiedene Minister des Auswärtigen! >L>o ernannte man diesmal, wie es heißt auf russischen Wunsch, einen Berufs diplomaten, und zwar den Staatsrat Pals- ologue, zuletzt Direktor der politischen An gelegenheiten, den höchsten Beamten im Mini» steriutu. Der 50jährige, sehr distinguierte Bot schafter trat 1680 tn die diplomatische Laufbahn ein, war zunächst in Tanger, dann in Rom und in China, um darauf zwanzig Jahre in der Pariser Zentralleitnng unter Ribot, Caii- mir-Pärier und Delcasss zu wirken. Nach fünf jähriger Tätigkeit in Sofia glaubte man, daß er auf einen Botschafterposten berufen werde, aber Poincars machte 1912 aus ihm seinen ersten Mitarbeiter. ZurZrage -er Einschränkung -er su-westafrikanischen viamanten- pro-uktion erhalten wir von zuständiger Stelle folgende weitere Erklärung: „Die nicht zu bestreitende Tatsache, daß die Koli tt na entierung-»Verordnung den laufen den Vertrag mit dem Antwerpener Syn dikat nicht berührt, ist irrtümlicherweise mit der seinerzeit dem Syndikate gestatteten verlangsamten Ab nah me der Diamanten in Verbindung ge bracht worden. Dabei ist darauf hingewiesen, daß der Dispositionsfonds der Regie bislang nicht zur Unterstützung der Förderer, wie gesetzlich vor geschrieben, verwendet werde. Dieser Fonds ist aber allgemein dazu bestimmt, die Entwicklung des Handels mit deutschen Diamanten zu fördern, ins besondere bei Festsetzung eines Höchstmaßes die Mittel zu Erleichterungen zu stellen. Solche Er leichterungen dürfen inwlgedessen nur der Gesamt heit der Förderer, z. B. in Form einer Milderung der Kontingentierung, wie geschehen, gewährt werden, nicht in der Form direkter Unterstützungen an die Einzelförderer. Im übrigen fällt der Fonds nach einer Auflösung der Regie nicht den Förderern, sondern dem Fiskus zu. Deshalb geht jede Minderung zu Lasten des Fiskus. Die Inanspruch nahme des Dispositionsfonds bei der Durchführung der verlangsamten Ablieferung an das Syndikat durch Freihalten der Förderer von den finanziellen Folgen dieser Maßnahme entsprach seiner Bestim- mung. Die Maßnahme erfolgte in der Absicht, den späteren Absatz der Diamanten dadurch zu sichern, daß der bisherige Abnehmer angesichts der mißlichen Marktlage nicht mit einer den Markt weiter drückenden Ueberfülle von Diamanten belastet werde. Die unverbindliche Zusage, daß die Regie bei höherer Förderung und un- günstigen Absatzoerhältnisten auf Erleichte rungen des Abnehmers Bedacht nehmen würde, ist übrigens sämtlichen ernsthaften Bewerbern von der Regie gemacht worben. Derartige Erleichterungen sind bei Leistungsverträgen in Industrie und Handel nichts Ungewöhnliches. Die Sorge, daß die Kontingentierung lediglich der Konkurrenz zugute komme, die unausgesetzt bestrebt sei, die höchstmögliche Menge zu fördern, ist unbegründet. Nach den letzten Jahresberichten der Debeers-Tompany sind in ihrem letzten Geschäftsjahr zwar 200 000 Karat mehr gefördert, aber 30 000 Karat weniger abgesetzt worden als im vorletzten Jahre. Der Bericht weist darauf hin, daß technisch der Verdoppelung der Förderung nichts im Wege stände, daß sich die Gesellschaft aber im Inter esse der Preisbildung seit jeher und besonders in den letzten Jahren hinsichtlich der mit der deutschen Ware konkurrierenden kleinen Ware beschränkt. Das LondonerVerkaufssyndikat unter stützt diese Politik der Debeers-Tompany, indem es unauffällig eine weitere scharfe Beschränkung de» Angebots, besonders in kleinen Steinen vornrmmt. Uebrigens ist da» Angebot der deutschen War« für die Marktlage der kleinen Steine von großer Be deutung. weil die deutsche Förderung mehr als die Hälfte der Weltprodukiion in dieser Gattung aus- macht. Der Etat von Deutsch-Südwest. Afrika für 19l4 wird durch die Kontingentierung nicht berührt, da bei seiner Aufstellung nicht nur mit einer ermäßigten Förderziffer, sondern auch beim Ansatz der Gestehungskosten und des Erlöses den ungünstigsten Umständen genügend Rechnung ge tragen ist. Nachdem es den Förderern nicht gelungen war, sich über die Kontingentierung freiwillig zu ver ständigen, mußte sie von Amts wegen erfolgen. Der Verteilungsschlüssel trägt den Verhältnissen der einzelnen Förderer weitgehend Rechnung, was dadurch bestätigt wird, daß von keinem der Be troffenen Einwendungen gemacht werden konnten, die eine wesentliche Aenderung erfordert hätten. Die Beschränkung ist derart erfolgt, daß die Lebensfähigkeit der betroffenen neun Gesellschaften nicht berührt wird, während die kleinen und kleinsten Förderer überhaupt freigelassen worden sind. Zu den Bean st and ungen der technischen Durchführung der Kontingentierung ist zu be merken, daß diese unter Mitwirkung der genau unter richteten örtlichen Bergbehörde festgesetzt ist. Das zugrunde gelegte Material entspricht den angestellten Ermittelungen. Nach den gesetzlichen Vorschriften um faßt das Kontingent des Förderers seine gesamte Einlieferung, auch diejenige des fremden Förderers, sofern sie auf seinen Namen erfolgt. Das Verlangen der Auslieferung der Regie an die Förderer setzt den Nachweis voraus, daß die Förderer die bestmöglichste Verwertung der Diamanten gewährleisten. Der Ver such der Regierung, ihn durch Aufnahme in die Regie die Möglichkeit der Erbringung dieses Nachweises zu geben, ist leider fehlgeschlagen. Nachdem kürz, lich von Fördererseite zur Wiederherstellung der Ar beitsfähigkeit der Regie ein vermittelndes Angebot gemacht und von der Regierung angenommen war, ist die Verständigung über nachträglich erhobene weitere Ansprüche der Förderer gescheitert. poliMctie Ueberliöit Eine ,hohe geistliche Stelle" gegen -en Erzbischof von Köln. Die „Kölner Richtung" scheint sich mit dem „Rück zug", den der Kölner Erzbischof in Sachen der christ lichen Gewerkschaften angetreten, avgefunden zu haben; nicht so die Gegenseite. Hier wird sogar von .Hoher geistlicher Seite" in Oppersdorffs „Klarheit und Wahrheit" (Nr. 2 vom 11. Januar) offen gegen den Erzbischof mobil gemacht. „Die Erläuterung seiner Rede sei gänzlich verfehlt; die Enzyklika des Papstes Liv^ulLri gunlLw sage gegen die erzbischöflich empfohlene „Förderung" der Gewerkschaften deutlich, daß „es verwerflich sei zu ver langen. daß die Gewerkschaften eingeführt werden". Die „hohe geistliche Stelle" schreibt >ehr unwirsch: Hatte der Herr Erzbischof die En zyklika wirklich gegenwärtig? Wo findet sich in ihr a u ch n u r e i n W o r t, daß den Bischöfen erlaubt sei, „die christlichen Gewerkschaften zu empfehlen"? Kann die Furcht vor der Sozial demokratie diese Empfehlung gegen den ausdrück lichen Wortlaut der Enznklika rechtfertigen? Kann diese Furcht irgendwie beschönigen, den Wortlaut der Enzyklika in ihr Gegenteil umzukchren? Der Herr Er'bischof geht aber noch weiter. Die Enzyklika verbietet jeden Zwang gegen die rein katholischen Arbeiterorganisationen; der Herr Erz bischof aber macht es seinem Klerus zur Pflicht, die christlichen Gewerkschaften zu fördern und zu pfle gen. Er zwingt also moralisch seinen Klerus, die christlichen Gewerkschaften einzuführen, während der Pap st dieses nachdrücklich verbietet. Kann also der Herr Erzbischof be haupten, er stehe nicht in Widerspruch mit der En- Vfklika Kinxnlari gusclnm? Verlangt er nicht viel mehr gerade das Gegenteil dessen, was die Enzyklika verlangt?" Schließlich behauptet der Briefschreiber sogar, der Erzbischof von Köln führe das katholische Volk irre; wenn ein anderer so spräche wie er, würde das der reine Hohn auf die päpstliche Enzyklika sein; und was zu fordern sei, sei folgendes: „Möge der Herr Erzbischof nun ehrlich und offen erklären: Meine Worte stehen nicht im Einklänge mit der Enzyklika; diese ent hält nicht die Pflicht, die christlichen Gewerkschaften zu fördern und zu pflegen, sondern im Gegenteil verbietet dieses. Dann gibt er seinen Diözesanen die richtige Belehrung und erweist der Wahr heit den schuldigen Dienst und die ge bührende Ehre!" Der „Kölnischen Volkszeitung" ist dieser Angriff aus dem eigenen Lager sichtlich unangenehm. Sie begehrt gegen die „hohe geistliche Stelle", die den be treffenden Artikel in dem Organ des Grafen Oppersdorfs veröffentlicht hat, außerordentlich heftig auf: „Das ist die Sprache eines blindwüti gen, hero st ratischen Fanatismus, welche sich über die Folgen keine Rechenschaft mehr gibt. Das ist ein Katholizismus, der die Autorität des bischöflichen Amtes, des ganzen Episkopats, frech mit Füßen tritt und dabei insinuiert, dies geschehe, um die päpstliche Autorität zu wahren! Als wenn das nicht der sicherste Weg wäre, um die kirchliche Autorität überhaupt ins Wanken zu bringen." Mehr als diese leidenschaftliche Zurückweisung ent hält das ultramontane Blatt vom Rhein allerdings leider nicht. Es verzichtet vielmehr auf eine reo» liche Aufklärung der auffälligen Widersprüche, indem es bemerkt, „mit Zeitungsartikeln laste sich diele Sache nicht erledigen".
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