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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 15.01.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-01-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140115011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914011501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914011501
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-01
- Tag 1914-01-15
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Monat
1914-01
-
Jahr
1914
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nuna, weil er in seiner gestrigen Rede nach einer Rede des Aba. Bazsonyi die Oppositionellen „Aben teurer und Desperados" genannt hatte Der Ord nungsruf wurde von der Opposition mit großem Lärm ausgenommen, und es wurde dem Präsi denten zuqerufen: Warum haben Sie gestern dem Ministerpräsidenten nicht den Ordnungsruf erteilt? Es dauerte lange Zeit, ehe sich der Lärm legte. Im weiteren Verlaufe der Sitzung beantragte der Jm- munitätsausjchuß. daß wegen der gestrigen Vorfälle drei Abgeordnete von 1k und einer von 45 Sitzungs tagen ausgeschlossen werden sollen. Die Opposition nahm diesen Antrag mit stürmischen Protestrufen auf und rief: Das stenographische Proto, toll wurde gefälscht. Gras Julius Ändrassy ergriff das Wort und sagte u. a . der Präsident habe den Ministerpräsidenten nachträglich zur Ordnung gerufen, weil er sich inzwischen vergewissert habe, batz der Ministerpräsident ihm deshalb nicht zürnen werde. Graf Ändrassy wurde zur Ordnung gerufen, und als er seine Bemerkung wiederholte, rum .weiten Male. Später kam es zu einer neuen Lärmszene, als nach der Rede des Abgeordneten Ändrassy ein Abgeordneter der Mehrheit zuerst mit dem Ministerpräsidenten Grafen Tisza sprach und sich sodann zur Präsidentenesrradc begab. Die Opposition nahm dies mit großem Lärm auf und rief: Jetzt erhält er vom Minister präsidenten seine Befehle. Zwei Abge ordnete wurden an den Jmmunitätsausschuß gewiesen. Gras Tisza ergriff hierauf das Won zur Begründung des Urteils des Immunitätsausschusses. Er sagte unter anderem: Wenn 50 Abgeordnete derart lärmen, ist es unmöglich, ein getreues Proto koll aufzunehmcn. Der Ministerpräsident wurde von der Opposition wiederholt durch lärmende Protestrufe unterbrochen, weshalb mehrere Abgeord nete zur Ordnung gerufen und zwei Abgeordnete an den Jmmunitätsausschuß verwiesen wurden. Der Ministerpräsident verurteilte das Vorgehen der Opposition und meinte: Wer die Ehre des Parla ments bochhält, wird es begründet finden, daß der artige Maßnahmen gegen einen lärmenden Abge ordneten getroffen werden müssen. Diese Maßregeln würden durch die Haltung der Opposition provoziert. Bezüglich gewisser Borwürfe sagte der Minister präsident. das; er sich nicht darum kümmere, welche Abgeordnete in die bekannte Korruptions affäre der Margaretben-Insel-Spiel- bank verwickelt waren. Wenn jemand konkrete Daten vorbringe, werde er sofort die strengste Unter suchung einleiten und mit den strengsten Maßnahmen vorgehen. Nachdem der Ministerpräsident geschlossen hatte, forderte der Vorsitzende die ausgeschlossenen Abgeordneten, darunter den Grafen Michael Karolyi auf. den Sitzungssaal zu verlassen. Die Abgeordneten leisteten dieser Aufforderung nicht Folge, weshalb der Präsident die Sitzung suspendierte. Während der Pause erschien die Parlamentswache und forderte die drei Abgeordneten auf, den Sitzungs saal zu verlassen. Da sie sich weigerten, erteilte der Kommandant mehreren Soldaten der Wache den Befehl, die drei Abgeordneten aus dem Saale zu entfernen. Nun ergaben diese sich in ihr Schicksal und verliefen in Begleitung der Wache den Saal. Die Opposition brachte den aus geschlossenen Abgeordneten dabei demonstrative Ova tionen dar- Nach Wiederaufnahme der Sitzung wurde die Generaldebatte über das P r eß g es etz fortgesetzt. k>oliMette Ueberliettt Volljährigkeit -es Kronprinzen Georg von Sachsen. Am heutigen Tage vollendet Kronprinz Georg oon Sachsen sein 21. Lebensjahr, wird also volljährig. Da sich die Söhne des sächsischen Königs nach dem kgl. Steuergesetz von 1837 von diesem Zeitpunkte ab „etablieren", so ist dem Kron prinzen Georg — ebenso wie später seinem Bruder, dem Prinzen Friedrich Christian, der am 31. Dezbr. 1914 volljährig wird — ein Etablierungsbeitrag aus der Staatskasse zu zahlen, der sich insgesamt auf 25 000 Taler Konventionsgeld gleich 77 083 .6 beläuft. In den neuen Etat rst deshalb auch für die Etablierungdes Kronprinzengemeinjährig38542 eingestellt worden. Zur Etablierung des Kron prinzen gehören die Einrichtung der Wohnung und des Hoshalts, die Anschaffung der Equipagen usw Ver mählt sich der Kronprinz, so erhält er einen weiteren Etablierungsbeitrag von 25 000 Talern. Weiter sind den küniglichenPrinzen von erreichter Volljährigkeit ab Apanagen zu gewähren, und zwar dem Kron- vrinzen Georg nach 8 19 des königlichen Hausgesetzes vom 30. Dezember 1837 jährlich 30 000 Taler Kon ventionsgeld gleich 92 500 Da sich aber seit dem Erlas; des königlichen Hausgesetzes der Geldwert wesentlich verringert hat. so ist die Apanage um rund ein Drittel des hausgcsetzlichen Betrages er höht worden, und zwar beim Kronprinzen auf jähr lich 125 000 Eine weitere Folge der Volljährigkeit für den Kronprinzen ist sein Eintritt in die Erste Kammer der Ständeversammlung, die nach den Bestimmungen der Verfassung zu erfolgen hat. Die feierliche Einführung des Kronprinzen in die Erste Kammer ist für einen der nächsten Tage vorgesehen. Von der Dresdner Bürgerschaft sind für den heutigen Tag zu Ehren des Kronprinzen Kund gebungen geplant. Das sächsische Volk wünscht dem Kronprinzen für die Zukunft alles Gute. Allenthalben wird es freudig begrüßt werden, werden, daß König Friedrich August aus Anlatz der Erotzjährrgkeit des Kronprinzen eine grotze Anzahl oon Strafgefangenen, die das 21. Lebensjahr noch nicht überschritten haben, be- anadigt hat. Wir erhalten darüber folgende Mitteilung: Dresden, 14. Januar. Se. Majestät der König haben sich aus Allerhöchsteigener Entschließung be wogen gefunden, am Geburtstage des Kronprinzen aus Anlatz der Großjährigkeit 35 Strafge fangenen im Alter von noch nicht 21 Jahren die Freiheit zu schenken und bei zwei Verurteilten im gleiche» Alter Erlaß der Strafe eintreten zu lasten. S. M. der König haben aus Allerhöchsteigener Entschließung aus Anlaß des Eintritt» der Voll jährigkeit des Kronprinzen einige Diszipli- narstrafen gegen Angehörige des 1. Leibgrena dier-Regiments Nr. 100 und de» 5. Infanterie- Regiment» Kronprinz Rr. 104 in Gnaden zu erlassen geruht. Eine verfehlte Re-e. O Herr Geheimrat Prof. Noethe. der an der Berliner Universität u. a. das deutsche Literatursach vertritt, hat auf dem üblichen Jahreskommers des Vereins Deutscher Stu- deuten eine — man kann wohl schon so sagen — seiner üblichen Reden gehalten. Herr Rvethe war bekanntlich schon bei der Jahrhundertfeier der Berliner Universität durch die pronvnzierte Art aufgefallen, mit der er seinen straffen Kon- servativlsmus betonte. Diesmal tat er mehr. <Lr begann — man findet kaum einen anderen Ausdruck — den Reichstag zu beschimpfen und er sprach zum Beschluß seine Verachtung über die drei „P", „Pressegcschrei, Pöbel lärm und Parlamentsmehrljcit", aus, von denen sich leuchtend die Gestalt des schlichten, braven preußischen Soldaten abhebe. Die „Voss. Zeitung" ist so boshaft, Herrn Roethe daran zu erinnern, daß sein eigener Vater ein Presscmann war und in Grau- denz den „Geselligen" begründete, von dessen solidem Reichtum ;a wohl auch Herr Professor Noethe profitiert haben möchte. Las kann man auf sich beruhen lassen. Ebenso, wie es un untersucht bleiben soll, ob die Wendung mit den drei „P" so übermäßig geistreich war. Nur darauf möchten wir in aller Bescheidenheit Hinweisen, daß .Herr Professor Noethe mit seinen Ausführungen auf dein Ber liner Studentenkommers, was ihm vielleicht sel ber entgangen sein wird, in den Fußtap fen des Fürsten Clemens v. Metter nich gewundelt ist. So ungefähr hat auch Metternich sich ausgedrückt, wenn er g"gen die „moralisch revolutionäre Zucht", gegen dw „In karnation des Umsturzgeistes" und gegen das „Völkergift" der freien Presse wetterte. Es hat ihm freilich auf die Dauer nichts genutzt, die Karlsbader Beschlüsse brachen in den Stür men des Jahres 48 zusammen. Und der Fürst Metternich mit ihnen. Heute hat das Aufwärmen derlei verstaubter Jdeengänae nur noch einen gewissen Wert als schnell vorüberhastende Tages sensation. Im übrigen ist es bewegte Luft. Oder, wie das Herr Professor Roethe zu nennen beliebte: „demagogisches Gerede". vle Geneealkonferenz -er -rutschen Eisen- bahnverwaltungen, die vor kurzem in Berlin stattgcfunden hat, hat wichtige Bestimmungen zwecks Hebung der deutscl-en Viehzucht erlassen, die am 1. April 1914 in Kraft treten sollen. Durch die neuen Vorschriften sollen wesentliche Erleichterungen für den Transport des Viehs zum Weidegang geschaffen werden, was nicht zuletzt von Be deutung ist, wenn genossenschaftliche Viehweiden vorhanden sind und die Verschickung von Weide vieh sich für die Besitzer als notwendig er weist. Für Rindvieh, Schafe und Ziegen sowie für Pferde und Kohlen, denen die Vergünstigun gen der Tarifbestimmungcn über Wcidetiere ge währt werden, sind bestimme Bedingungen auf gestellt, die sich als praktisch notlvendia er- iviesen haben. Sv muß der Versender Unter nehmer eines landwirtschaftlichen Betriebes oder Mitglied einer landwirtschaftlichen Vereinigung (Zuchtvcrband oder dergl.) fein, ferner muß der Empfänger der Hinsendung Besitzer einer Weide sein, und diese unter Aufsicht der Landwirt- schaftslammer oder einer sonstigen landwirt schaftlichen Zentralstelle seines Bezirks gestellt haben. Der Weidegang muß ferner wenigstens 6 Wochen gedauert haben. Für Zuchtschweine fallen die Tarifvergünstigungen vom 1. April ab fort, während sie auch aus Esel ausgedehnt werden. Für Pferde und Fohlen wird, auch wenn sie nicht Zugtiere sind, im Gegensatz zu dem nicht als Zuchtvieh geltenden Werderindmeh usw. nicht verlangt, daß sie an den Versender selbst oder an den Nachfolger in seinem Betriebe nach Beendigung des Weideganges zurückgesandt wer den. Man will durch diese Bestimmungen ver meiden, daß die Schlächter die Gelegenheit be nutzen, >lm ihr Vieh auf billige Weise zur Fett weide zu schicken. Bon den weiteren Beschlüs sen der Generalkonfcrenz der deutschen Eisen- bahnverwaltungen ist noch zu erwähnen, daß Fichtenzapfen, Tannenzapfen, Kienäpfel und Kienzapfcn sämtlich auch entsamt in den Stück- gutsspczialtarif ausgenommen werden. Außer dem werden die entsamten Kienäpsel in das Verzeichnis der in großräumigen offenen Wagen zu befördernden Güter ausgenommen. Für die jetzt allgemein als absperriges Gut zu behan delnden Land- und Straßenfahrzeuge, die in bedeckten Wagen durch die Seitentürcn verladen werden, soll für die Folge bei einem Gewicht 667 bis 1000 KZ die Fracht nur für 1000 Kg, für Fahrzeuge von mehr als 1000 Kg nur für das wirkliche Gewicht berechnet werden. Deutsche» Reich. * Berufung ins Finanzministerium. Am 1. April wird der Finanz, und Bergamtsrat, Bergakademie professor in Freiberg, Michael, als Ober- sinanzrat in das Finanzministerium (für Bergwerks angelegenheiten) berufen. * Maul- und Klauenseuche. Die sächsischen Regierungsblätter veröffentlichen folgende Mit teilung: Mit Rücksicht auf das weitere Umsichgreifen der Maul- und Klauen seuche werden unter Bezugnahme auf die Verord nung vom 8. Dezember 1913 die zur Bekämpfung der Seuche getroffenen Maßregeln auch auf die Herkunft« aus den preußischen Provinzen Pommern und Posen, den bayerischen Regierungsbezirken Unter franken, Mittelfranken und Schwaben, Württemberg, Vaden, Hessen, Mecklenburg-Schwerin, Sachsen- Weimar, Sachfen-Altenburg, Neuß ä. L., Neuß j. L. und Elsaß-Lothringen ausgedehnt. * Reichsgrüuduugsfeier. Am 17. Januar ver anstaltet der Nattonalliberal« Verein für Leipzig und Umgegend im Großen Saale de, Hotels „Stadt Nürnberg"' eine Reichsgründungs- fekdr, die. wie di« früheren Feiern, «in reichhaltige» Programm aufweist. Untocrsttätsprofestor Dr. Otto Baumgarten aus Kiel hat die Festrede über nommen. Außerdem werden u. a. der Leipziger Männerchor, das Mustkchor des 8. Infanterie regiments Nr. 197 sowie «in« Damen- und Herren abteilung des Allgemeinen Turnverein» zu Leipzig (Leplaystraße). Mitwirken. — Jedermann ist hisr-u eingeladen. * Der vundesrat über Beschlüsse de» R«ich»tage». Nach der dem Reichstage zugegangenen llebersicht der Bundesratsentjchlteßunqen auf Beschlüße des Reichstages sind Gesetzentwürfe zur Bekämpfung der Schmutz- und Schundliteratur, zur Regelung des Kinematographentheaterwefens und ein Reichs theatergesetz ausgearbeitet. Ueber die Schaffung eines einheitlichen Prioatangeftelltenrechts für die technischen Angestellten und für die Bureauanae- stellten sowie über eine Neuregelung der Verhältnisse der kaufmännischen und der technischen Angestellten sind Erwägungen angestellt worden. Dem Beschlüsse auf Veranstaltung öffentlicher Rechtsenqueten zur Vorbereitung handelspolitischer Gesetze und auf Vorlegung eines Reichsfideikommißaesetzes ist keine Folge gegeben worden. Ein Reiwsgejetz zur Be. kampfunq der Tuberkulose wird nicht als nötig er achtet. Den Gesuchen um Ernteurlaub von Soldaten soll in größerem Umfange entsprochen werden, so weit es einigermaßen mit den dienstlichen Interessen vereinbar ist. Der Vorschlag, jährlich nur eine Kontrollversammlung abzubalten, ist aus wichtigen militärischen Gründen abgelehnt worden. Die Teil nahme an den Kontrolloersammlnngen soll erleich tert werden. Die Forderung, Soldatenvakete bis zu 5 Kilogramm portofrei zu lassen, ist abgelchnt worden. Auch konnte dem Verlangen auf unkünd bare Anstellung der Post- und Telegraphengehilfin nen nicht entsprochen werden. * Eine Erklärung der größeren Bundesstaaten zur Lesttzsteuer. Die „T. R. teilt eine oememsame Erklärung Sachsens. Bayerns und Badens mit, die vom bayrischen Bevollmächtigten im Bundesrat bei der Beratung ter letzten Steuervorlagen zu dem nachher abgelehnten Regierungsentwurf über die Matrikularbeiträge abgegeben worden ist. Ls heißt darin: „Die Regierungen von Bayern. Sachsen und Vaden erblicken in ber Umlegung eines Teils des fortlaufenden Bedarfs auf die Bundesstaaten nur einen vorübergehenden äußersten Not behelf, dem sie nur unter dem Zwange der gegenwärtigen Lage und in der zuversichtlichen Erwartung zustimmen, daß die Reichsleitung sobald als möglich jür die Ersetzung der Umlage durch reichseigene Einnahmen sorgt, die das Etats wesen und oas Steuergebiet der Bundesstaaten unberührt lasten." Ferner solle, so sagt die Erklärung weiter, jedem Versuch des Reichstages, die Bundesregierungen und ihre Landtage noch mehr in ihrer Entschließungs freiheit zu beengen, mit allem Nachdruck entgegen getreten und dem Reichstage kein Zweifel darüber gelaßen werden, daß der Bundesrat einer Reichs vermögenssteuer zuzustimmen keinesfalls in der Lage wäre. * General Liman v. Sander». Dem Leiter der deutschen Militärmission in ber Türkei Liman v. Sanders ist vom Kaiser der Charakter als General der Kavallerie verliehen worden, was zur Folge haben dürste, daß er türkischer Feldmarschall wird. * Die badische Regierung und die Jesuiten. Am Schlüße der Mittwochssitzung der badischen Zweiten Kammer gab Staatsminister v. Dusch die Erklärung ab, daß die Regierung hinsichtlich der Jesuitenfrage in jeder Hinsicht gesetz - und rechtmäßig vorgegangen sei. Es sei nichts geschehen, was den Charakter einer Verfolgung gehabt habe. Einer vollständigen Aushebung des Jesuttengesetzes könne die Regierung nicht zustimmen, einer Milderung desselben aber werde sie nicht ablehnend gegenüberstehen. * Arbeitslosenlundgebungen in München. Am Mittwoch vormittag fand in München im Kmdlkeller eine von Tausenden besuchte Ardeitsiosenversammlung statt. Auch an anderen Stellen wurden zu derselben ZeitVersammlungen abgeyalten. 1500 Teilnehmer zogen am Rathause vorbei und riefen nach Brot. , A«»land. Frankreich. * Plenarversammlung der Vereinigung der Linken. Aus Paris, 14. Januar, wird uns ge meldet: Die Vereinigung der Linken hat gestern abend eine Plenarversammlung abgehalten, an der unter andern Äriand, Millerand, Barthou. Etienne, Pichon und D u p u y teilnahmen. Die Versammlung hat eine an die Wähler gerichtete Erklärung angenom men, die als Parteiprogramm folgende Punkte auf zählt: Laienschule, Gewissensfreiheit, Schutz des Rechtes und der Sicherheit aller Bürger, Garantie der nationalen Unabhängigkeit und Würde, eine Wahlreform ohne für rie Republik gefährliche Eruppenbildungen, Entwickelung des seit zwanzig Jahren in Angriff genommenen Werkes der Demo kratie, eine Steuerreform, die den Grundbesitz ent lastet, ohne die produzierenden Stände des Landes zu beunruhigen. Die Statuten der Vereinigung legen den Anhängern die Verpflichtung auf, an die erste Stelle alle Fraoen betreuend die Verleidt- gung des Lande:., die Zukunft der Nation und die Ausdehnung des französischen Einflußes in der Welt zu stellen, die Laienschule zu verteidigen und alle Kräfte anzuwenden, um die Schäden des parlamentarischen Regimes auszumerzen. Mlbankea. * Der Tag der Ankunft de» Prinzen zu Wied. 2n der Preße wurde erwähnt, daß der Tag der An kunft des P rinzen Wilhe lm zu Wied in Durazzo bereits festgesetzt sei und zwar auf den 20. Januar. Wie die „Neuwieder Zeitung" aus guter Quelle erfährt, kann von einer Festsetzung irgendeines Termins für die Ankunft in Durazzo keine Rede sein. Die derzeitige Zurückhaltung dürfte dadurch begründet sein, daß die internationale Anleihe-Frage noch der Erledigung harrt. Sobald diese durchgeführt ist, steht dem Empfange der albanischen Delegierten nichts mehr im Wege. Der Empfang findet voraussichtlich in Neuwied statt. Amerika. *Z«r Frage be» Antitrustgesetze». Aus New Porr meldet ein Kabelgramm: Präsident Wilson hatte mit dem Kabinett eine Besprechung über die in der bevorstehenden Msston zur Beratung kommenden Gesetze. Zur Frage des Antitrustaesetze, erklärte ein Mitglied des Kabinett», eine Botschaft des Präsidenten an den Kongreß würde die Ge- schäftswelt über di« aufrichtige Absicht der Ver waltung, mit ihr billig zu verfahren, von neuem beruhigen. Sü-afrika. * Der Belagerungszustand erstreckt sich einem Kabcltelegr. aus Kapstadt zufolge auf die wichtigsten Bezirke Transvaal», des Oranjestaates und Natals, durch die die Hauptbahnen führen, mit Einschluß Dur- bans und Pietermaritzburgs, mtt Ausschluß der Kap- kolonie. Die Straßenbahner haben sich für den Streik erklärt. Daß die Verhängung de» Belagerungszustandes im übrigen noch keine nützlichen Folgen gehabt hat, geht aus folgendem Telegramm hervor: Johannesburg, 14. Januar. Die Dynamit, anschläge auf die Eisenbahnen dauern fort. Erst heute früh wurde wieder Dynamit auf einer Bahnstrecke gefunden. SitLUNg üer Slacktvedorckneten. * Leipzig, 15. Januar. Tie gestrige Sitzung brachte eine Ueber- raschung. Der Vorsteher teilte mit, daß der Rat beschlossen habe, eine Petition Wege» Verlegung der Tierärztlichen Hoch schule nach Leipzig an den Landtag zu richten. Er, der Vorsteher, habe die Petition vervielfältigen lassen, und so habe sie sich am Mittwoch früh in den Händen der Stadtver ordneten befunden. Ter Rat ersucht das Kolle gium um seinen alsbaldigen Beitritt, und er werde, wenn kein Einspruch erhoben wird, nach erledigter Tagesordnung selbst den Bericht er statten. So geschah es, und der Beitritt wurde einstimmig beschlossen. Die Pe tition dürfte noch in dieser Woche in Dresden anlangen. Sie wird jedenfalls von erheblicher Wirkung sein, denn das, was in der Petition gesagt ist, wird überzeugend wirken. — Im übrigen bot die Tagesordnung keine Gegen stände von erheblicher Bedeutung. Wir können uns darauf beschränken, aus den nachfolgenden Bericht zu verweisen. Den Vorsitz führt der Vorsteher Justizrat Dr. Rothe. Am Ratstische Bürgermeister Roth, Bürgermeister Dr. Weber, Polizeidirektor Dr. Wagler, Stadträte Lampe, Hofmann, Dr. Pallmann. Scharen berg, Dr. Koehler, Traut mann, Peters, Gangloff, Oehler, Meyer, Hecker, Dr. Goehring. Vor Eintritt in die Tagesordnung widmete der Vorsteher dem am Montag verstorbenen Stadto. Beyer einen warmempfundenen Nachruf. Der Dahingeschiedene habe sich an den Arbeiten des Kolle giums rege beteiligt und man werde jein Andenken immerdar in Ehren halten. — Die Anwesenden er hoben sich zu Ehren des Verstorbenen von den Plötzen. Der Vorsteher teilt mit, daß er den Angehörigen des verstorbenen Dr. Brockhaus, der oon 1861 bis 1866 Mitglied des Stadtoerordnctcnkollegiums war, ein Beileidsschreiben übermittelt habe. Einqegangen ist ein Dankschreiben des Stadtrats Esche für seine Ernennung zum Ehrenbürger der Stadt Leipzig. Der Vorsteher teilt mit, daß der Rat in Sachen der Verlegung der Tierärztlichen Hoch schule oon Dresden nach Leipzig beschlossen habe, eine Petition an den Landtag zu richten und in dieser den Standpunkt der Stadt Leipzig des näheren darzulegen. Die Sache sei eilig, denn die Beschlußfassung der Zweiten Kammer dürfte in der nach st en Zeit zu erwarten sein. Der Rat ersuche daher die Stadtverordneten um schleunigen Beitritt zu der Petition. Der Vor steher bemerkt, daß er am Schlüße der heutigen Sitzung über die Anaelegcnhcit berichten werde. (Siehe den besonderen Artikel.) Als Waisenrat für den 22. Bezirk wurde der stell vertretende Direktor Dr. phil. Johannes Neumann, Kronprinzstraße 13, als Ersatzmann Postsekretär Hermann Mehl. Kronprinzstraße 45, gewählt, ferner als Ersatzmann im 88. Bezirk Apotheker Arno Weyrauch, Forststraße 2. Dem Abbruch des auf dem Grundstück See bur g st r a ß e 34 befindlichen Vordergebäudes wurde zugestimmt. Der Verkauf der Baustelle Nr. 3 an derMoltke - straße von 1120 Quadtratmeter Fläche zum Preise von 40 .)( für 1 Quadratmeter wurde genehmigt. Für die Instandsetzung von Fenstern derMarkt, Halle wurden 6302 .41 nachbewilligt. Für die „Bugra". Die Nachbewilligung eines Bercchnungsgeldes oon 25 OW .<1 (einschlieglich eines Garantiebetrages von 10 000 .41) für die Ausstellung einer städtischen Büch er halle mit Lesezimmer sowie von buch gewerblichen Fachfortbiidungsschuleinrichtungen auf der Internationalen Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik, ferner für Beteiligung der Stadt an der Sonderausstellung „Deutschland im Bil d", sowie weiter die Nachbewilligung eines Bercchnungs geldes von 10 000 ^1 für die Handelskammer zur Ver anstaltung einer wirtschaftsgeschichtlichen Gruppe auf der Internationalen Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik erfolgten einstimmig. Der nächste Punkt der Tagesordnung betraf die Begründung von 15 Kanzlei- und Kassenbeamten- stellen beim Steueramt unter Einreihung von je 5 Stellen in die Gehaltsklasten L IH, IV und V, sowie Nachbewilligung von 21750 ^1 Berechnungs geld hierfür, und ferner die Einziehung von 8 Be amtenstellen der Gehaltsklasse LV bei d^r Kassen verwaltung der technischen Wtzrke. (Üeber die Vorlagen haben wir schon ausführliche Mitteilun gen qemacbt.) Nach den Ausführungen des Berichterstatters Stadtv. Heinze I ergriff Vizeoorsteher «chnauß das Wort und wendete sich dagegen, daß die ein zuziehenden Beamtenstellen bei der Kastenoerwal- tung der technischen Werke durch Hilfsarbeiterinnen ersetzt werten sollen. Man werde dadurch keine Er sparnisse erzielen, denn männliche Arbeitskräfte leisteten viel mehr als die weiblichen. Das Ueber- handnehmen des Feminismus auf allen Arbeits gebieten halte er für einen schweren sozialen Fehler. Schon jetzt seien in der städtischen Verwaltung neben 410 Hilfsarbeitern 173 Hilfsarbeiterinnen tätig. Es sei schließlich zu befürchten, daß schließlich ein Teil der letzteren zu Beamtinnen angestellt werde. Stadtrat Dr. Bart hol bemerkte, daß es sich in der Hauptsache um die Herstellung mechanischer Arbeiten sauf Schreibmaschinen usw.) handle, die von den Beamten nicht besonders geschätzt werden. Letztere lieben mehr Stellen, die ihnen Aussicht für eine vielseitigere Ausbildung und Verwendung bieten. Eine Anstellung der hier in Betracht kommenden Hilfsarbeiterinnen al» Beamte st^s vorläufig nicht zu erwarten. Nach einer kurzen Entgeanung des Dizevorstehers Schnauß wurde die Begründung von 15 Kanzlei- uiü» Kastenbeamtenstellen einstimmig und die Ein stellung von acht Hilfsarbeiterinnen gegen vier Stimmen beschloßen. Für di« Einlegung der Wasserleitung in di« Straße 5 und in Strecken der Zweinaundorf»
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