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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 15.01.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-01-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140115011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914011501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914011501
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-01
- Tag 1914-01-15
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Monat
1914-01
-
Jahr
1914
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sj seur ro. m. 2S. Mor-eu-rlusssve. Eelpzlger Tageblatt. ihnen, die Heuen Lentz« und Eydow. erteilten soiusagen rein technische Auskünfte, und nur der dritte, Herr v. Dallwitz, begab sich auch aus da» politisch« Gebiet. Da» Stichwort dazu hatt« ih« Herr Dr Wien» er geliefert, der den Fall 2agow, soll heißen de» Dr. iur. Traugott v. Jagow un juristische, juristische Epistel an die ^Kreuzzeituna" heretn-og. Die Erklärung de» Minister» entspricht dem, was wir gegenüber allerlei sensationell ru- aestusten Meldungen von vornherein angekündigt hatten, und fie mochte in solcher Form zur Slot ge nügen. Es ist in diesen konfusen Zeitläuften, wo die Hausknechtspolitik das blöde Drauftrumpfen als der Staatsweishcit letzter Schluß auf allen Gasten anaepriesen wird, doch schon etwas, wenn ein Allzu forscher einmal von der Regierung verleugnet wird. Diese Naßsorschheit, das kolonisieren mit dem ge schwungenen Säbel, sand heute noch in Herrn von Zedtlitz einen begeisterten Lobredner, und in Tönen, die leiver gestern schon angeschlagen worden waren, sprach er von der preutzischenVerwaltung alsdem uner reichbaren Muster, dem derzerrottetc Süden allen zuvor nachzustreben hätte. Dergleichen Ueberheblichkeiten find nicht neu. Schon im Vormärz hat man aus den Kreisen, denen Herr von Zedtlitz politisch und ge sellschaftlich angehört, ähnliche Klagen über die „süd deutsche Zuchtlosigkeit" oernebmen können. Aber ob die Herren sich wohl klar darüber sind, da» sic so die Freude im Reich nicht mehren und im tiessten Grunde antinational wirken? Morgen wird es im preußischen Hause dann noch einen großen Lag geben. Herr von Hcydebrand will dem Kanzler antworten, und cs ist nicht aus geschlossen, da,; sich dann auch Herr von Bethmann zur Duplik erhebt. Und außerdem erwartet man eine Rede des Abg. Schiffer, der, als kluger Mittler und gewandter Dialektiker, hoffentlich einen Teil des Unbehagens auszuräumen versuchen wird, das gestern über den Ausführungen des Abg. Röch ling aufsticg und auch durch eine kurze Erklärung, die dieser heute zum Schluß der Sitzung abgab, nicht ganz beseitigt wurde. Sitzungsbericht. Berlin, 14. Januar. Präsident Graf v. Schwerin-Löwitz eröffnet die Sitzung um 10,15 Uhr. Die erste Beratung des Etats wird fortgesetzt. Abg. Freiherr v. Zedlitz (Freikons.): Di« Aus führungen des Ministerpräsidenten über die Welfenfrage haben uns befriedigt. Die So zialdemokraten erblicken in der Vermögens zuwachssteuer den ersten Schritt zur Ausführung ihres Stcuerprogramms. Sie erstreben die Er setzung der indirekten Steuern durch direkte Steuern, wobei die Gesamtheit des Proletariats steuerfrei bleibt. Deshalb ist die St e u e r r e g e l u n g im Reichstage überaus bedenklich. In der Wert zu wachs st euer sollte man den Teil be seitigen, der sich auf die Besteuerung des Vermögens zuwachses unter Lebenden bezieht. Bei der Frage des besseren Schutzes der Arbeitswilligen muß die Polizei darauf achten, daß die Straßen vom wirtschaftlichen Kampfe frei gehalten werden. Auch bedarf die zivilrecht liche Haftung der Gewerkschaften für von ihnen an gerichtete Schäden der Prüfung. Auch wir wollen die plutokratifchcn Wirkungen des Wahlrechts beseitigen, aber an eine Ueber- rraqung des Reichstagsroahlrechts auf Preußen Hist nicht zu denken. Die Arbeiterklasse hat durch das Wahlrecht zum Reichstag mehr als genug Gelegen heit, ihre Rechte wahrzunehmen. Preußen muß in seiner Eigenart erhalten werden. In der Zaberner Angelegenheit haben sich die bürger lichen Parteien verleiten lasten, den Sozialdemo kraten zu folgen. Die Sozialdemokraten wollen die Bewegung ausnutzen, um in die Kommando gewalt des Kaisers einzugreifen. Sie werden -hr Ziel nicht erreichen, solange das Heer eine zu verlässige AVnffe auch im Innern ist. Ob die Kabi - nettsordcr vom 17. Oktober 1820 heute noch Gesetzeskraft hat. ist schwer zu entscheiden' sie hat jedenfalls nerwaltungsrechtliche Bedeu tung. In Elsaß Lothringen ist davon Gebrauch ge macht worden, weil die dortige Verwaltung nicht auf der Höhe der preußischen steht. Ter Ministerpräsident hat gestern darauf hingewiesen, daß die Mißbllligungsbeschlüste des Reichstags keine verfassungsrechtliche Kraft haben. Es machte gestern jedenfalls nicht den Eindruck, als ob er durch das Mißtrauensvotum des Reichstags geknickt wäre. (Heiterkeit.) Finarnminifter Dr. Lentze: Ich bin bereit, die Frist für die Abgabe der Vermögens erklärung zu verlängern. (Bravo.) Die Frist soll bis zum 31. Januar verlängert werden. Dem mehrfach geäußerten Wunsche, die Steucrzu- schläge zu beseitigen, muß ich entgegenhalten, daß die Regierung die Besoldungsordnung von der dauern den Beibehaltung der Zuschläge abhängig gemacht hat und nur die Prüfung über die Höhe der Zuschläge zugesichert hat. Handelsminister Sydow: Bei den Verhandlungen mit dem Kohlensyndikat hatt« ich gefordert, daß dem Fiskus auf die Preisbildung ein größerer Einfluß eingcräumt werd«, ferner daß der fiskalische Kohlenbedarf aus fiskalischen Gruben gedeckt wird. Die Verhandlungen sind, wenn sie auch noch nicht zu einem Resultat geführt haben, keineswegs abgebrochen. Wir werden an den Forderungen, die im Interesse des Staates ge boten sind, auf alle Fälle festhalten. Abg. Dr. Wiemer (Vpt.): Wir billigen nicht die Erklärung des Ministerpräsidenten über die Wahlrechtsfrage. Es sieht in diesem Haus« nicht nach Friedensstimmung aus. Besonders die RechtehatdasKriegsbeilausgetzraben. Glaubt sie etwa, den Skalp des Minister präsidenten zu haben? (Heiterkeit.) str wollen auch die Vormacht Preußens im Reich er halten, wollen aber nicht, daß Preußen beherrscht wird von einem einflußreichen Kreise von Leuten, deren Einfluß nicht im Einklang steht mit ihren sozialen und kulturellen Leistungen. Wir wünschen nicht, daß der Ausbau der direkten Steuern im Reich überhaupt al» abgeschlossen betrachtet wird. Wir fordern entschieden die Beseitigung der Steuerzuschläge zur Erhöhung der Staats zuschüsse. Für leistungsschwache Gemeinden könnten vielleicht Mittel aus dem Ausgleichsfonds entnommen werden. Wir lehnen Ausnahmegesetze zum Schutze der Arbeitswilligen ab. Daß die Zollpolitik nicht vor Krisen schützt, beweisen die Arbeitslosigkeit und der Niedergang der Kon junktur. Wir halten die Forderungen Mr di« innere Kolonisation Mr berechtigt. Polizeipräsident v. Ia - gow hatte kein Recht, durch seine juristischen Darlegungen in der Presse sich in ein schweben de» Verfahren emzumischen. Was gedenkt der Minister M tun. um Remedur zu schaffen? Die Ver ¬ handlungen tm Prozeß Reuter und Forstner bieten reichlich Material für eine Reform der militärischen Gerichtsbarkeit, die dringend notwendig ist. Dem Reichstag find wir für seine Stellungnahme dankbar. Es scheint, al» ob von manchen Seiten ein Konflikt gewünscht wird zwischen den Rechten des Volkes und der Staatsraison. Die Rechte des Volkes müssen auf j^en Fall gewahrt bleiben. Minister de» Innern ». Dallwitz: Für die durch die Ueberschwemmungen an der Ostsee küste heimgesuchten Bewohner find bereits zweimal telegraphisch größere Beträge an den Regierungspräsidenten in Köslin gesandt worden. Die Regierung wird nach Eingang der Berichte weitere Beschlüsse fasten. Di« Konfession spielt oei der Auswahl der Bewerber durch die Regierung keine Rolle. Die Angriffe auf die elsaß-loth ringischen Ziviloehörden hat bereits der Ministerpräsident zurückgewiesen, weil die Zu ständigkeit dieses Hauses nicht gegeben ist. Ich muß das gleiche erklären. Zum Schutz der Arbeits willigen sind polizeiliche Anweisungen, wodurch Straßen und Plätze freigehalten werden, sind meiner seits bereits ergangen. Dadurch ist der erforderliche Schutz von Person und Eigentum gewährleistet. Die Frage der Wahlrechtsreform ist durch die Er klärungen des Reichskanzlers erledigt worden. Der ablehnende Standvuntt des Polizeipräsidenten von Ja gow gegenüber der Gründung einer Schutz mannsvereinigung hat volle Zustimmung gefunden. Die Negierung kann es aber nicht gutheißen, wenn Beamte obne zwingenden Grund an ein noch nicht abgeschlossenes gerichtliches Verfahren in der politischen Tagespresse kritische Bemerkungen knüpfen. Ich muß eine Auskunft ablehnen darüber, was ichdem Polizei präsidenten». Jagow gesagt habe, da interne Angelegenheiten nicht in der Oefsentlichkeit erörtert werden. Präsident Graf o. Schwerin-Löwitz: Ich beab sichtige, in der ersten Sitzung nach Erledigung der ersten Lesung des Etats die Notstandsinterpellation auf die Tagesordnung zu setzen. Abg. Korfantq (Pole): Die Politik gegen die Polen widerspricht dem Recht und der Verfassung. Für die Ostmarkenpolitik ist eine Milliarde ausge wandt, aber nichts damit erreicht worden. Durch die Enteignung wird den Polen ein neues Un recht zugefügt. Durch die unwürdige Behandlung werden die Polen zu Haß und Erbitterung entflammt. Der Ostmarkenverein mischt sich in die inneren Angelegenheiten Oesterreichs ein und stebt in Verbindung mit den Ruthenen, die den politischen Mord aus ihre Fahne geschrieben haben. Der Ostmarkenverein ist der Träger des Chau vinismus, der zu einer internationalen Gefahr ge worden ist und die Auslandsbeziehungen Deutsch lands gefährdet. Die Zeit wird kommen, wo auch bei den Gegnern der Polen Vernunft und Gewißen siegen werden. (Beifall bei den Polen.) Abg. Hirsch (Soz.): Im Etat ist eine Summe zur Bekämpfung der sozialdemokratischen Jugend bewegung vorhanden, di« aber nicht zur Eindäm mung der sozialdemokratischen Jugendbewegung ge nügt. Die Einführung der Arbeitslosen versicherung ist unbedingt notwendig. Der Mi nister des Innern sei ein Herz und eine Seele mit den Scharfmachern. Terrorismus werde nicht von den Sozialdemokraten, sondern von den Konservati ven und den industriellen Kartellen ausgeübt. Das Reichetagswahlrecht müsse auf Preußen übertragen werden. Die preußische Diktatur des Säbels möchte man auf das ganze Reich über tragen. Wiederholt sind bei Streiks Streikbrecher, die andere Personen verletzt oder getötet haben, freige sprochen worden, dagegen Streikende wegen geringer Vergehen schwer bestraft worden. Wir werden fort fahren, den demokratischen Gedanken weiter in das Volk zu tragen. Justizminister Dr. vefeler weist die Bemerkung des Vorredners, die Gerichte hätten gegen Angehörige seiner Partei gegen Recht und Gesetz entschieden, mit Entschiedenheit als unbegründet zurück. Minister des Innern o. Dallwitz: Der Abg. Hirsch hat behauptet, die Berliner Polizei habe zu allem Möglichen Zett, nur nicht dazu, ihre Pflicht zu tu n. Gegen diese ungeheuerliche und unbeweis bare Beschuldigung einer mir unterstellten Behörde leg« ich entschiedenste Verwahrung ein. (Lebh. Beifall rechts.) Darauf wird die Weiterberatung auf Donners- taq 10 Uhr vertagt. Schluß K Uhr. Zur Verlegung -er Tier ärztlichen Hochschule nach Leipzig. * Leipzig, 18. Januar. Zn der gestrigen Sitzung der Stadtver ordneten wurde einstimmig einer vom Rate be schlossenen Petition wegen Verlegung der Tierärzt lichen Hochschule nach Leipzig bei getreten. Aus der ausführlich begründeten Petition seien hier die wichtigsten Stellen mitgeteitt. Sie beschäftigt sich zunächst mit der Petition des Rates und der Stadt verordneten zu Dresden wegen Erhaltung der Tierärztlicksen Hochschule in Dresden. In dieser Dresdner Petition heiße es auf Seite 2: „Wenn jetzt die Stadt Leipzig für die Ver legung der Tierärztlichen Hochschule nach dort sich erboten hat, ein scheinbar größeres Opfer, als wir es angcboten hatten zu bringen, nämlich eine ein malige Zahlung von 000 000 und einen Bauplatz von t>4 000 Quadratmeter gegenüber Zahlung einer Baubeihilfr von 300 000 ^t, eines jährlichen Bei trages von 10 000 .tt und Bereitstellung eines Bau platzes von 50 000 Quadratmeter von feiten Dres dens, so müßen wir besonders betonen, daß die Königliche Staatsregierung mit der Stadt Dresden, die doch sozusagen im Besitz der Tierärztlichen Hoch schule ist und darum doch wohl in erster Linie eine Berücksichtigung erwarten darf, seit dem letzten Landtage überhaupt nicht wieder verhandelt hat. Jedenfalls widerstrebt es uns aber, jetzt in eine Art Mekrbietungsverfahren mit Leipzig einzutreten, solange nicht aner kannt worden ist, daß da» öffentliche, das staatliche Interesse auch sonst di« Belastung der Hochschule in Dresden als dringend wünschenswert erscheinen läßt." Diese Ausführungen können — so entgegnet der Rat der Stadt Leipzig — den Anschein erwecken, al» habe d«ie Stadt Leipzig den Beitrag zu den Bau kosten der Tierärztlichen Hochschule in Leipzig in Höhe von 000 000 und den Bauplatz von S4 000 Quadratmeter — jetzt übrigen, 7k 000 Quadratmeter — Fläch« für di« Hochschule der Königlichen Staat», regierung nur au» dem Grund« angeboten, um Dies- den in seinen Leistungen für die Hochschule zu über treffen, sich also die Verlegung der Tierärttlichen Hochschule gewissermaßen von der Königlichen Staats regierung zu erkaufen. Um so mehr müßen die Aus führungen diesen Anschein erwecken, «k» auch in der Preße verschiedene Nachrichten von Dresden aus ver breitet worden find, in denen gesagt wird, daß die Stadt Leipzig mit allen Mitteln darauf hinarveite, die Tierärztliche Hochschul« nach Leipzig zu bekom men, sie der Stadt Dresden -u entziehen. In ausführlicher Weise weist dann der Rat, ge stützt auf die Denkschrift der Königlichen S-taats- regieruilg an die Stände vom IS. April 1912, nach, wie der Gedanke des Neubaues der Tier- ärztllchen Hochschule und insbesondere der Gedanle der Verlegung der Anstalt nach Leipzig von der Hochschule selbst ausgegangen ist. Trotz gegenteiliger persönlicher Wünsche sei das Profestoren- lollegium der Hochschule einhellig zu der Ueber- zeugung gekommen, daß die Verlegung der Anstalt selbst und ihres wissenjchastllchen Rufes nicht zu um gehen sei, und in Würdigung dieser Auffassung hab« auch das Königliche Ministerium de» Innern sich ent schloßen, dieser Verlegung näherzutreten. Die Stadt Leipzig hat also dem ganzen Plane völlig frrngestanden. Als sie davon Kunde erhalten hatte, daß die Ver legung der Tierärztlichen Hochschule nach Leipzig er wogen werde, sei sich die Stadl natürlich darüoer so fort klar geworden, daß es sich dabei um eine An gelegenheit von Bedeutung für die Universität Leipzig handle. Aber sie hatte trotzdem in der Sache von sich aus auch dann noch nichts unternommen, was den Plan etwa hätte fördern rönnen, und .zwar ganz absichtlich und deshalb, weil sie auf dem Standpunkt stand und noch heute steht, daß es sich hier inerfterLinieum eine Frage handelt, bei deren Entschei dung lediglich die öffentlichen Inter essen und vor allem die Interessen der Anstalt selbst ausschlaggebend sein können,nicht aber die örtlichen Inter essen einer Stadt. Der Rat verbreitet sich dann eingehend über den Verlauf der ganzen Angelegenheit und jährt dann fort: „Es kann in alleWege nichtdavondie Rede jein, daß die Stadt Leipzig ver sucht hat, cm Wege einer Art Mehrbietungsverfahren die Tierärzt liche Hochschule zu bekommen, oder daß sie auch nur den Anlaß zu einem derartigen Mehr- bietungsocrfahren gegeben hat. Wenn die Stadt Leipzig in Lieser Sache Schritte getan hat, so ist sie dabei überhaupt nicht davon ausgegangen daß sie unter allen Umständen die Tierärztliche Hochschule zu erlangen suchen müße, sondern es hat sich für sie ledig lich darum gehandelt, der Königlichen Staatsregl«- rung bei der Durchführung ihrer im Interesse des ganzen Landes gefaßten Pläne förderlich zu sein, wozu sie natürlich um so eher geneigt sein mutzte, als die Durchführung der Pläne zugleich im Interesse der Universität wie der Stadt Leipzig liegt. Was dann weiter die Gründe angeht, di« nach der Ansicht der Stadt Dresden gegen die Verlegung der Tierärztlichen Hochschule nach Leipzig sprechen, so möchten wir uns versagen, darauf im einzelnen ein zugehen. Wir möchten vielmehr insoweit in der Hauptsache auf die Denkschrift der Königlichen Staatsregierung Bezug nehmen. In dieser Denischrift ist die Hauptfrage nach allen Seiten hin mit so großer Ausführlichkeit behandelt und die Notwendig keit der Verlegung so «rschövfend und überzeugend bewiesen, daß dem weiteres schwerlich hinzuzusügen ist. Auch die Mürizinische Fakultät Leipzig hat sich öffentlich dahin ausgesprochen, daß sie zu dem Streit der Meinungen für und wider die Verlegung der Tierärztlichen Hochschule nach Leipzig bis her nicht öffentlich Stellung genommen habe, sie habe aber sowohl dem Königlichen Ministerium als auch dem Rektor der Tierärztlichen Hochschule wiederholt die Erklärung abgegeben, daß sie dem Plane der Verlegung durchaus sympathisch gegenüberstehe und sich von dieser auch ihrerseits nicht zu unterschätzende Vorteile verspreche. „Da aber — fährt die Er klärung fort — „wie uns zu Ohren gekommen ist, in Dresden nicht nur Gegner der Eingliederung der Tierärztlichen Hochschule in die Universität Leipzig, sondern auch wohlwollende Freunde dieses Planes die Befürchtuiig hegen, die medizinische Fakultät stehe dieser Eingliederung indifferent gegenüber, und man würde den Mitgliedern des Lchttörpers der Tierärztlichen Hochschule vielleicht sogar Schwierig keiten entgegenstellen, so wird es doch im Interesse der Sache sein, öffentlich zu erklären, daß die medi zinische Fakultät der Vereinigung der Tierärztlichen Hochschule mit der Universität Leipzig gern und freudig entgeaensieht und sich aus dem erleichterten Verkehr mir den Lehrkräften dieser Hochschule viel fache Anregung und Förderung ihrer wissenschaft lichen Bestrebungen verspricht." Der Rat geht sodann des weiteren auf den be kannten, in nichtöffentlicher Sitzung gefaßten Be schluß des Landeskulturrates ein und sagt: Die Gegner der Verlegung behaupten: „In Leipzig werden nicht mehr in erster Linie praktische Tierärzte ausgebildet werden, wie sie die Landwirtschaft braucht, sondern Gelehrte. Zum Schaden der Landwirtschaft wird man das Haupt gewicht auf die theoretische Ausbildung legen, die Bedürfnisse der Praxis dagegen vernachlässigen." Diese Befürchtungen sind, so entgegnet der Rat. wie uns auch gerade von hervorragenden landwirtschaftlichen Sachverständigen wiederholt ver sichert worden ist, durchaus hinfällig. Zu nächst zeigt ein Blick in die Denkschrift, daß üie Königliche Staatsreaierung die Verlegung der Hochschule nach der Universitätsstadt durchaus nicht lediglich wegen der zu erwartenden besseren theo retischen Ausbildung der Tierärzte für notwendig lstilt, sondern ebensosehr deshalb, weil die praktische Ausbildung in Leipzig bester sein wird al« in Dresden. Die Studenten werden in Leipzig Ge legenheit haben, die mancherlei Institute für die Vorbildung der Mediziner mit zu besuchen. Diese Institute dienen aber selbstverständlich ebensosehr der Aneignung praktischer Jähheiten wie theo retischer Kenntnisse. Noch mehr gilt das von den Anstalten des Landwirtschaftlichen Instituts und der Landwirtschaftlichen Versuchsanstalt. Hier werden sich die Studenten der Tierarznetkunde gerade auch Kenntnisse der praktischen Landwirtschaft aneignen können, die zu erwerben in Dresden die Gelegenheit fehlt. Es ist hinreichend bekannt, daß in den Kreisen der Landwirtschaft über den Mangel solcher Kenntnisse bei den Tierärzten wieder holt lebhafte Klage geführt worden ist. Dresden und Hannover find wohl die einzigen Tierärztlichen Hochschulen der Welt, die sich nicht in Unjversität»- städten befinden: die Tierärztlichen Hochschulen in Gießen, in Bern und in Zürich und die meisten in Amerika sind den Universitäten angegliedert. Ins besondere die Schweiz mit ihrer großen Landwirt schaft und Tierzucht würde selbstverständlich niemal» di« Verbindung der Tierärztlichen Hochschulen mit Universitäten oeibehalten, wenn fie nicht der Heber» zeugung wäre, daß auf diese Weise die besten Tier arzt« ausgebildet werden. Nicht schlechtere, sondern bessere Tierärzte auch im Sinne der Landwirtschaft soll die Ver bindung mit der Universität bringen, und sie wird dazu nach dem Urteil der in erster Linie Sachverständigen ohne Zweifel führen. Donnerstag, iS. Januar lSll. Die Petition schließt wie folgt: Also erst die Sache, dann die Stadt, muß die Losung heißen. Wenn die Stadt Dresden einen anderen Standpunkt etnnimmt, so ist das gerade in diesem Falle nicht verständlich. Denn die Absicht der Verlegung der Tierärztlichen Hoch schule nach Leipzig hat ja für die Stadt Dresden den Anlaß gegeben, die Gründung einer Universität Dresden zu betreiben. Es ist aber, wie wir schon hervor gehoben haben, ohne weiteres klar, daß durch Grün dung einer zweiten sächsischen Universität in Dresden die Interessen der Stadt Leipzig weit schwerer be einträchtigt werden müßten und daß durch diese Grün dung da» Ansehen der Stadt Leipzig in weit höherem Maße geschmälert werden müßte, als das durch di« Verlegung der Tierärztlichen Hochschule mit ihren etwa 200 Studenten für Dresden der Fall sein kann. Wenn die Interessen der Stadt in dem Umfange be rücksichtigt werden müßten bei solchen Fragen, wie das jetzt Dresden fordert, so hätte Dresden den Ge danken einer Unioersitätsgründung von vornherein ablehnen müßen. Schließlich meinen wir, daß die Stadt Dresden bei der Betonung ihrer eigenen Interessen in dieser Angelegenheit nicht hätte außer acht lassen dürfen, daß sie als Residenzstadt vor den anderen Städten des Landes, und auch insbesondere vor Leipzig, was die Förderung der Stadtinter essen anlangt, schon sehr vieles vor aus hat. Auf Grund der übereinstimmenden Gutachten aller in der Angelegenheit als sachverständig anzusprechen den Kreise, insbesondere der Dozenten d-er Hochschule selbst und der Universität Leipzig, ist die Königliche Staatsregierung zu der Ueberzeugung gekommen, daß die Verlegung der Tierärztlichen Hochschule im Inter esse der sachgemäßen Pflege der Veterinärwisten- schaft in Sachsen und im Interests der Gesamtheit der Bevölkerung unumgänglich notwendig ist. Doch nicht allein deshalb ist sie jetzt notwendig, sondern, nachdem in Verbindung damit die Dresdner Uni versitätspläne aufgetaucht sind, fordert die Pflege der Wissenschaft überhaupt in Sachsen und das damit im engsten Zusammenhang stehende Interests der Uni. versität Leipzig geradezu die Verlegung der Hoch schule nach Leipzig. Denn es steht unbestreitbar fest, daß die Pflege der Wissenschaft im allgemeinen durch die Gründung einer Universität Dresden schweren Schaden erleiden müßte. Es steht aber nicht minder fest, daß, wenn die Tierärztliche Hochschule in Dresden bleibt, die Dozenten der Anstalt nach wie vor das Streben haben werden, an eine Unversität an gegliedert zu werden, daß aber dieser Wunsch, eben weil er durchaus berechtigt ist, immer von neuem für Dresden den Anlaß bieten wird, die Errichtung einer zweiten sächsischen Universität in Dresden zu be treiben. Soll also die Dresdner llniversitätsfrage endgültig erledigt werden, was das Interesse der altberllhmten Landesuniversität, das schon allein durch die Aufrollung der Frage empfindlich berührt worden ist, dringend erheischt, so muß die Tierärzt liche Hochschule jetzt nach Leipzig verlegt werden. Wie gestatten uns deshalb hiermit an die hohe Ständevcrsammlung die Bitte zu richten, dem Vor schläge der Königlichen Staatsregierung gemäß auch von sich aus auf eine Verlegung der Tierärztlichen Hochschule nach Leipzig zukommen zu wollen. * * * Der Vorsteher der Stadtverordneten Justizrat Dr. Rothe bemerkte in der gestrigen Sitzung zu der Petition, Laß der Rat sich mit Recht gegen die Dar stellung wende, die der Rat der Stadt Dresden in seiner Petition der Angelegenheit habe zuteil werden lassen. Es erscheine durchaus notwendig, daß dem gegenüber die Petition des Leipziger Rates dem Landtage zugehe, damit dieser nicht ein schiefes Bild von der Sache gewinne. Der Vorsteber weichste sich dann gegen die bekannte Stellungnahme des Landeskulturrats und empfahl den Beitritt zur Petition. Nach einigen Worten des Vizevorstehers Tobias beschlossen die Stadtverordneten einstimmig den Bei tritt zur Petition. 8. LVochennachweis der Bevölkeriingsvowanfie in der Stadt Leipzig BrvoUmmgSvvrgünge o tnwobnerrakl nach Dem Sraednis d«i Bolttzählunfl vom 1. Drzembkk I9W: Aus den I. Huli l914 bc^chnct . . . c oren ia vcrLooo 28 Dezem ber 1913 .»s mU 3. Januar 1914. rveuu^oorene, männ lu^. . . - «velvUche . . - Mammen . . . . Larunter eheli-n qrvoren» . . . . - unehtlich , . . . . Lolgedorene. mauuuch« - wewUche » zusammen T »runter ehelich ««dorn» . . . » nnrheUch . . . . . Icstoroenc «au-schi. ?o>ael'or«ne, m dcr4> v'!>« von' 4. Januar 1914 5k mit 10. Januar 1M4 «eslororn, üd.rnaut». männliche . . - » wetvuchc. . . » » zusammen . . Tvrunln unler l Hahr alte tiinsc, - rheltch geborene . . . . » unehelich » . . Todesursachen. (Zahl der Fälle): 1. ntuddeltstcver 2. Scharlach ö. Maiern unv Nöieln 4. Ltphtherlc unv b. Keuchhusten 6. Typhus Luverlulose 8. uranlyeUen vor «tmungSorgane . Larunler Fnstuenza Magen- unr Tarmlararr'.elnschlleb- Uch ivrechdnrchiall. . . . Larunle» Kinder nnter 1 Jahr. 1V. EewaUsamer ^.oo ». Seldstmoro d. Moro unv Totschlag, sowie Hinrichtung e. Verungluetung oder andere ocwalllame lLtnwtrlun,, Alle übrigen Todesursachen . . . Leipzig, den 14. Januar 1914. l.u.Lrlpzta' «SloureS» am» 's neu-liripztc <Ttoni>«4. ämter a-Vili, Eesaml- L'etpzm 192178 397 672 589 850 194 642 431203 625 845 42 72 »14 37 70 »07 79 142 221 47 12l 171 32 18 50 — 3 3 7 U 9 7 b 12 3 3 6 4 2 s 34 34 8S 28 46 74 62 160 162 III 24 3t c> 15 20 b 9 14 — —— — 2 2 — 1 1 1 2 3 —— 1 1 »MW» 9 6 13 8 »9 27 E d 4 7 11 4 6 10 2 4 — — — 1 1 2 87 37 Statistische« Amt der Stadt Leipzig. y Alt-Letpzig ist da, Stadtgebiet ohne di« Vorort«, di« «ach d«m 3l. D>znnb«i 1888 «inverlribt word«n sind. -) N«u.L«ip,i, ist da, <S«bt«t d«r s«it d«in ». Januar 1889 et» oerl«tbt«n Vorort«, «lnschli«tzllch Dölitz, Dös«n, Möck«rn, Prob»» h«tda, Stöttrrttz und Stünz, di« am 1. Januar 19,0 «inorrt«« w»^«n find. V! R r». gesetzt, vor d« besitze: fängni Veruri mit 4 Person Solzfä Dienst dabei, gemein Heberi er nur mal et geknick andere^ zu Bol Hebert« begina aus osf ihn he Am 21 zusamn Peitsch' unter f zu zieh Tier i> verhau! schuldix peitscht, In der spanne» sei gra Wieder Zeugen geklagt' erblickt, keine Urteil; verw - r B. Gustav Eouard veranto Zeitung' eines 2 einer ( zeitung' erschiene direltor daß er Kaiserp führuna verschaff das Ger Verhan! des Uri Wohlger Preischo Dirigent nahmen, lassen v Männer, den 20. Aussicht hat ihm auf unlc der Zuu wurde T urteilt, beim Rc teur Mi sicht geht wie zu b ein Bries mit der Sängerzc gehen, h der dar worben da habe die Angl unterbrei bestände Herr Mi nannte 2 Preischo» gängig z worden, stimmunc würde, r hörte, da Hänve b« erklärte luna vo» strafbare» genten h Na empfehle °l« 2K Iah brauckter m Zvweisungei W>«
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