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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 14.08.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-08-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110814020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911081402
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911081402
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-08
- Tag 1911-08-14
-
Monat
1911-08
-
Jahr
1911
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Nr. 524. 105. Isnrzsiig. ceiinimr r-,rdl«l.Nomsg, 14. »uguv lSN. keine Nachrichten vor. Nach dem „Matin" rüst die Nachricht von der Einnahme Tarudants bei den Europäern der marokkanischen Küstenstädte große Be- unruhigung hervor. ?. O. Verlia, 14. August. sPrivattelegr.) Die Meldung des „Matin" von der Einnahme von Taru- dant durch aufrührerische Susstümme dürfte, wie die ..Preßzentrale" von den Brüdern Mannesmann er- fährt, die bekanntlich graste Interessen im Susgebiet haben, eine französische Ente sein. Jedenfalls haben die Mannesmanns von ihren in Tarudant befind lichen Ingenieuren bisher keinerlei Mitteilung über Unruhen im Susgebiet erholten. Siu« französische Ent«. * Paris, 14. August. (Priv.-Tel.) Die „Agence Haoas" meldet aus Brüssel, dast das deutsche Ka nonenboot „Panther" auf seiner Heimfahrt in Plissingen längeren Aufenthalt nehmen mußte, weil mehrer« Matrosen desertiert waren. — Die Pariser Presse bringt mit offensichtlichem Wohlbehagen diele, wahrscheinlich unter der Einwir kung der grasten Hitze entstandene Nachricht der offi ziösen französischen Agentur und knüpft daran Kom mentare über die Mißwirtschaft und unmenschliche „eiserne Disziplin" in der deutschen Marin«. Meuterei in einem französischen Fort. * Toulon, 14. August. (Priv.-Tel.) In d«m Fort La Malgu«, in dem militärisch« Gefangene interniert sind, versuchten 30 Arrestanten zu meutern. Als sie die „Internationale" sangen und ander« Ruhestörun gen verursachten, wurde ihnen von den Wärtern Ruhe geboten. Die Gefangenen gingen darauf zum Angriff über, und «s kam zu einem regelrechten Kamps« zwischen ihnen und ihren Wächtern. Hier- l>«i wurden verschiedene Aufseher schwer verletzt, und erst einer schnell herbeigerufencn Kompanie des 16. Artillerie-Regiments gelang es, die Ruhe rvieder- herzustkllen. Mehrer« Meuterer wurden durch die Soldaten, die mit blanker Waffe cingr«ifen mußten, verletzt. Ein Attentat auf den abessinischen Thronfolger. London, 14 August. (Eig. Drahtmeld.) Wie dem „Giornalo d'Italia" aus Aden gemeldet wird, ist aus Addis Abeba dort die Nachricht eingelaufen, daß der Finanzministcr Negadras Giazu und der Postminister Ligg Bajane auf Anordnung des Thronfolgers verhaftet und in Ketten gelegt worden sind. Sie sind beschuldigt, an einem Komplott gegen das Leben des Thronfolgers von Abessinien, Lids Ieassu, teilgenommcn zu haben. Auch 3 Damen des >5oses, die Gemahlin des verstorbenen Regenten, Ras Tesarma, die Frau des Handelsministers und die Frau des obersten Richters werden streng überwacht. Sic sind verdächtigt, dem sungen Thronfolger nach dem Leben getrachtet zu haben, indem sie ihn im Schlafe ermorden wollten. Der Baseler Zionistcn-Kongrcß. Basel, 14. August. lEig. Drahtmeldung.) Der Zionistenkongreß nahm eine Resolution an, in der das Judentum und seine Organisationen aufgefordert werden, eine großzügige Emigrations tätigkeit zu entfalten und hauptsächlich die Aus Wanderung nach Palästina und Syrien zu unter stützen. Ein Antrag auf Schaffung eines Emigra tionsamtes in Berlin wurde einer Kommission überwiesen. Sus Leip;»- unü Umgegend. Leipzig 14. August. Wetterbericht der König!. Sachs. Landeswetterwarte zu Dresden. Voraussage für den 15. A u g ust. Nordwestwinde, Zunahme der Bewölkung, Tem- vcraturabnahme, Gewitter und zeitweise örtliche Regensälle. Pöhl- und Fichtelberg: Glänzender Sonnen unter- und -aufgang, Abend- und Morgenrot. * Temperatur des Flustwaffers. 13. August add». t> Uhr 14. August srüh 3 Uhr >4. August «ttgr.ILUHr Germaniabad cPl«th«) — — Schwimmanstaltcslft«) 23,0' v 22,0" 0 23,0" cr Eemeindebad Schönefeld (Parth«> — — — * Auszeichnungen. Vom König!. Ministerium des Innern ist den nachgenannten, seit über 3t) Jahren ununterbrochen in der Fabrik für Ackerdaugeräte und Maschinen von Rud. Sack in Leipzig-Plagwitz, Karl- Heine-Straße 1)5/105, beschäftigten Personen da» tragbar« Ehrenzeick>en für Treue in der Arbeit ver liehen worden, nämlich: dem Wlerkführcr Richard Fritzsche in L. Lindenau. dem Hofmeister Friedrich Ientzsch in L.-Plagwitz, dem Schmied Heinrich Abel in L.-Lindenau, dem Schlößer Earl Beyer in Großzschocher Windorf, den» Schlößer Gustav F a u st in L.-Lindenau, dem Schmied Hermann G e b- hardt in Großzschocher Windors, dem Schlößer Al bert Hofmann in L.-Plagwitz, dem Schmied Ernst Lehmann in L.-Lindenau, dem Schlößer Hermann Linsenbarth in L.-Lindenau, dem Schmied Otto Neide! in Leutzsch, dem Eisendreher Ernst Schön- selber in L.-Lindenau, dem Schmied Louis Schwarze in L. Plagwitz, dem Former Heinrich Stübner in L.-Kleinzschocher, dem Schlosser Adolph Stöpel in L.-Plagwitz und dem Schlosser Gustav Tretbar in Knautkleeberg, desgleichen dem seit 12. Februar 1881 ununterbrochen in der Bau beschläge- und Bronzewarensabrik von Grunert Lehmann, Hoflieferanten in Leipzig, Bayersche Straße Nr. 77, beschäftigten Werkmeister Friedrich Hermann Semper in Leipzig. — Weiter hat die Kgl. Kreis- Hauptmannschaft Leipzig den nachgenannten, seit über 25 Fahren bei der Firma Rud. Sack beschäftigten Per sonen je eine Belobigungsurkunde ausgestellt, und zwar: dem Former Gustav Löffler in L.-Lindenau, dem Former Emil Bergner in L.-Lindenau, dem Stellmacher August Kösser in L.-Plagwitz, dem Eisendreher Heinrich Kögl er in L.-Lindenau, dem Schmied Richard Schmidt in L.-Lindenau. dem Schlößer Ferdinand Wittpfoth in Leutzsch und dem Werkführer Paul Leonhardt in L.-Lindenau. Die Auszeichnungen wurden den Iubilaren heute in Gegenwart ihrer Arbeitgeber durch Oberbürgermeister Dr. Dittrich an Natsstelle ausgehändigt. v. Polizeidirektor Dr. Wagler ist von seinem Er holungsurlaub zurückgekehrt und hat die Leitung der Geschäfte des Polizeiamtes am 14. August wieder übernommen. * Empfang einer Abordnung des Sächsischen Saal- inhaber-Berbandes im Ministerium des Innern. In Vertretung des Staatsministers Grafen Vitzthum von Eckstädt empfing Ministerialdirektor Geheimrat Dr. Rumpelt vor kurzem eine Abordnung des Vor standes des Landesverbandes der Saalinhaber im Königreich Sachsen, um betreffs Abänderung der Verordnung über die Feuersicherheit der Theater usw. vom 1. Jult 1906 mit den führenden Persönlichkeiten aus dem Gastwirts- und Saalinhabcrgewerbe zu ver handeln. Die zwischen den Vertretern des Verbandes und dem Vertreter des König!. Staatsministeriums gepflogenen mündlichen Verhandlungen erstreckten sich auf die Abänderung der Verordnung über die Feuersicherheit der Theater, öffentlichen Versamm lungsräume usw. vom 1. Juli 11)09 und zwar inso weit als Säle in Frage kommen, welche bereit? vor Hinausgabe der Verordnung bestanden. Die Ver handlungen führten zu dem Ergebnis, daß seitens des Verbandes der Caalinhaver im Königreich Sachsen dem Ministerium des Innern ein ausführ liches Verzeichnis aller derjenigen Forderungen zu gehen soll, welche ganz oder teilweise in Wegfall kommen bzw. milder gehandhabt werden sollen, wozu die Regierung entsprechende Entschließung treffen wird. Die Unterredung ließ erfreulicherweise er kennen, daß das Königliche Ministerium geneigt ist, in weitgehendstem Maße den Wünschen der East- und Saalwirte Rechnung zu tragen, und daß die Unterbehörden dementsprechende Anweisung erhalten sollen. * Für Hausbesitzer. Das Mahnverfahren wegen der auf den 2. Termin fällig gewesenen Grund 1911 115 m - steuern, Straßenreinigungsabgaben und der evan- gelisch-lutherischen Kirchenanlagc vom Grundbesitz ist im Gange. * Aenderung der Bedingungen für die Abstem ¬ pelung von Briefumschlägen, Pottkarte» usw. mit dem Freimarkenstemoel. Betanntlich übernimmt es die Reichsdruckerei, Postkarten tauch Weltpostkarten), Kartenbriese, Briefumschläge, Streifbänder und offene Drucksachenkarten, wenn sie in Mengen von mindestens 1000 Stück für jede Gattung von dem Besteller ein geliefert werden, mit dem Freimarkenstempel zu bedrucken. Die von der Postbehörde hierfür fest gesetzten Bedingungen werden vom 1. September 1911 ab geändert werden. In den neuen Bedingungen sind verschiedene Erleichterungen für das Publikum vorgesehen. U. a. werden die Äbstempelungsgebühren auf die Hälfte der bisherigen Sätze ermäßigt, so daß diese Gebühren künftig betragen bei 10 000 Stück oder weniger derselben Wertgattung 1 50 für jedes Tausend, bei mehr als 10000 Stück derselben Gattung 15 für die ersten 10000 Stück und 1 für jedes weitere Tausend. Auch ist zugelaßen worden, daß die an die Reichsdruckerei zur Abstem pelung einzusendenden und die von ihr abgestempelten Gegenstände, für die bisher ausschließlich die Post- »eförderung vorgeschrieben war, nach Wahl des Be- teller» als Postpaket oder als Eisenbahnstück ver- andt werden können. 28. Tätigkeit der Feuerwehr. Sonntag 2.49 Uhr nachmittag wurde die n. Bezirkswache nach der Allee- straße14inL.-Neustadtgerufen.DorthatteeinEardinen- brand stattaefunden. Bei dem Eintreffen der Wehr war das Feuer schon von den Wohnungsinhabern selbst ge löscht. — 8.20 Uhr abends wurde die 111. Be^irksfeuer- wache nach der Kronprinzstraße 58 gerufen. Hier befindet sich im Hintergebäude eine Fabrik für Fliegen, fänger. Beim Sieden der Mischung war diese in Brand geraten. Die Wehr unterdrückte bald jede weitere Gefahr. — Um 11,16 Uhr nachts mußte die selbe Wache nach der Dufourstraße 10 ausrllcken. Hier war ein größerer Ajchengrubenbrand ent standen. — 11,38 Uhr wurde die IV. Bezirkswache nach der Weißenfelser Straße alarmiert. In einer Maschinenfabrik brannten aus noch unermittelter Ursache Kisten und Packmaterial. Nach kurzer Tätig keit wurde der Brand gelöscht. —r. Arbeitslosigkeit im Buchdruckgewerbe. Nach einer Mitteilung des Tarifamtes der Deutschen Buchdrucker waren in den paritätischen Tari -Arbeits nachweisen der Buchdrucker - Tarifgemein chast im 1. Vierteljahre 1911 994 Setzer und 416 Drucker, gegen 14W Setzern und M3 Druckern im 4. Vierteljahr 1910 und 1150 Setzern und 470 Druckern im 1. Vierteljahr 1910 im Durchschnitt jede Woche als arbeitslos gemeldet. Außerdem lagen im ersten Vierteljahr 1911 Arbeitsgesuche von 23 Maschinensetzern, 20 Korrektoren, 33 Schweizerdegen und 34 Stereo typeuren vor. Arbeit erhielten durch diese Arbeitsnachweise im ersten Vierteliahre 1911 4651 Setzer und 1251 Drucker, im 4. Vierteljahr 1910 4657 Setzer und 1389 Drucker, im 1. Vierteljahr 1910 4252 Setzer und 1004 Drucker, im 1. Vierteljahr außerdem 81 Maschinensetzer, 18 Korrektoren, Scyweizerdegon und 71 Stereotypeure. Durch U schauen und Verschreibung erhielten im ersten Vierteljahre 1911 Stellung 1417 Setzer, 462 Drucker, 42 Maschinensetzer, 6 Korrektoren, 31 Schweizerdegen und 33 Stereotypeure. Nach den Rechenschaftsberichten des Verbandes der Deutschen Buchdrucker wurden arbeitslose Tage am Orte und auf der Reise gezählt im 4. Vierteljahre 1910 143113, im 3. Viertel iahre 1910 384130 und im 4. Vierteljahre 1909 253056. * Glück im Unglück. Sonntag vormittag fiel die vier Jahre alte Tochter des in der Gleisstraße wohnenden Drogisten Liitzkendorf aus der zweiten Etage des Grundstücks Glcisstraße5 in den Hofraum. Glücklicherweise zog sich die Kleine nur eine leichte Verstauchung des linken Beines zu. * Mittels Nachschlüssel» drangen Sonntag abend Diebe in eine Wohnung der Knauthainer Straße in L.-Kleinzschocher und entwendeten 74 .4i * Wieder ein Badedieb abgefaßt. In einer öffent lichen Badeanstalt des Westviertels wurde ein 19 Jahre alter Arbeiter aus Steinach dabei adgefaßt, als er die abgelegten Kleidungsstücke der Badenden durchsuchte. Er kam in Haft. — In den öffentlichen Badeanstalten des Süd- und Westviertels wurden im Laufe des Sonntags eine Anzahl Portemonnaies mit teilweise ansehnlichen Geldbeträgen gestohlen. * 2« -ast kamen ein 18 Jahre alter Handlungs gehilfe aus Breslau, der in einem Gartenlokal de» Nordviertel» eine größere Zeche gemacht hatte, ohne im Besitz von Geld zu sein, sowie ein 27 Jahre alter Versicherungsbeamter aus Borna, der sich in einem Lokal der inneren Stadt an einem 12 Jahre alten Knaben in unsittlicher Weise verging. * Unehrlicher Finder. In Haft kam ein 21 Jahre alter Kellner aus Sundhausen, der vor einigen Tagen mit einem Kollegen eine Kraftdroschke benutzte, in der er eine Damenhandtasche fand. Aus dem darin befindlichen Portemonnaie, das einen größeren Geld betrag enthielt, entwendete der Unehrliche den Inhalt und verjubelte das Geld. * Oetzsch. Wie uns mitgeteilt wird, befinden sich im Garten des Restaurants „Zum Paradies'' mehrere Kastamenbäume, die wieder neue Blätter treiben. Dieser ungewöhnliche Vorgang in der Natur ist in der letzten Zeit in Leipzig und Umgegend schon mehr fach beobachtet worden. ?i Thekla. Der Bäckermeister Kanitz gebrauchte beim Heizen des Backofens Petroleum. Als er das Feuer mit dem Feuerhaken rührte, schlugen plötzlich derartig große Flammen heraus, dag Kanitz im Ge sicht und an beiden Oberarmen schwer verbrannt wurde. * Eundors. Sonntag nachmittag brannte ein dem Ritteraute Eundors gehöriger Getreidefeimen, gegen 240 Schock Roggen enthaltend, nieder. Ob Brandstiftung oder Selbstentzündung vorliegt, tonnte noch nicht festgestellt werden. Die Ar beiten der erschienenen Wehren erstreckten sich nur darauf, die in unmittelbarer Nähe stehende, mit Erntevorräten gefüllte Feldscheune zu retten. Das Waßer für die Spritzen mußte aus dem 20 Minuten entfernten Parkteiche des Rittergutes gepumpt werden. Die Feuerwehren haben unter diesen Umstanden mit viel Umsicht und Ausdauer ihren Beruf veriehen. An der Brandstätte waren erschienen die Ortsfeuerwehren von Burghausen, Böhlitz-Ehrenberg, Leutzsch und Fabrikfeuerwehr der Firma Schlabach. Böhlitz-Ehrenberg. Eine große Zahl Sonntagsausflügler hatte sich an dem Brand herde eingefunden. Aus Ssckffen. Dresden, 10. August. * Hofnachrichten. Im Schloße Moritzburg fand heute mittag königliche Familientafel statt, an der auch Prinz und Prinzessin Johann Georg teilnahmen. * Großfeuer in einem Dresdner Konsektions hause. In der ersten Morgenstunde des 13. August entstand in dem großen Konfektionshause von Esders auf der Prager Straße in der zweiten Etage ein Brand, der sofort große Dimensionen annahm und schon nach kurzer Zeit auch auf die mit großen Warenvorräten gefüllte dritte Etage Übergriff. Die Nauchentwickelung war eine ganz enorme und es gelang den Feuerwehrmannschaften nur unter Auf bietung aller ihrer Kräfte, das Feuer erfolgreich zu bekämpfen. Erst nach fast zweistündiger schwerer Arbeit gelang es, das gewaltige Feuer auf seinen ursprünglichen Herd zu beschränken. Die Hitze war gewaltig. Die Riesenschaufenster in den vier Etagen sprangen von der Glut und stürzten klirrend auf die Straße. Der durch das Feuer angerichtete Schaden wird auf 300000 bis 400000 geschätzt, der durch Versicherung gedeckt ist. Die Ursache des Feuers ist auf Kurzschluß zurückzuführen. Die Firma Esders wird ihren Betrieb in vollem Um fange aufrechterhalten. Das startbeschädigte Ge schäftshaus soll binnen kürzester Frist wieder her gerichtet werden. * Olbernhau, 14. August. (Racheakt.) Auf einem hiesigen Neubau erlitt ein Arbeiter durch Explosion einer Dynamitpatrone schwere Verletzungen. Die Was kolket rin LilenbshnMg? Von E. Falkenhorst. iNachüruck verboten.) Auf der Heimreise aus der Sommerfrische war es. Sie hatte den Platz an der Sonne; sonst ist das ein Vorteil, diesmal suhlte sich die etwas rundliche Dame benachteiligt; denn unbarmt)«rzig drang dr« heiße Sonne in das Wagenabteil zweiter Klasse, und eine Qual war es, in den Polstern zu sitzen. Der Vor hang am Fenstrr flatterte, riß sich bei jedem stärkeren Windzug los, und dabei wurde jedesmal das Haupt der Dame Len sengenden Sonnenstrahlen pi'eisae- geben. Da riß ihr die Geduld, und sie machte sich Lus; im Loswettern auf die Bahnverwaltung, die so elende Wagen baut, für die Bequemlichkeit und den Schutz der Fahrgäste nrcht sorgt und nur sparen und sparen will. O diese Pfennigfuchser! Das Gegenüber der Dame stimmte bei: „Wenn man nur ein paar Mark mehr aufwenden wollte, so würde man den elenden Kasten schon men- jchenwürdigcr ausstatten können!" Der D-Zug rollte weiter, und weiter wurde räso niert. Und einer der Fahrgäste warf die Frage auf: »Was kostet denn wohl fo en, Eise.rvahnwagen?" Dunkel klangen die Antworten. „Was kann er kosten?" „Nicht der Rede wert!" „Keine Ahnung." Der Herr in der schattigen Ecke hatte bis dahkn mit stillvergnügtem Lächeln der Debatte zugehört. Jetzt beschloß er auch miNureden. „Was Lieser Kasten hier kostet, wollen die Herr schaften wißen?" „sie können es sagen? Das ist schön." „Auf Heller und Pfennig. Wir fahren hier in einem vierachsigen D-Zug-Wagen 1./2. Klasse. Nach den Lieferungsbedingungen der preußisch-hessischen Eisenbahnoerwaltungcn für 1911 lreträgt der Preis für diesen „Kasten" 46,844 .4t." Die Fahrgäste sahen sich erstaunt an. „46 844 -tt!" rief der Mann der rundlichen Dame. „Hörst du, Iettchen?" wandte er sich an seine Frau. „Da kostet ja das Dina weit mehr, als unsere große, massive Villa, samt Stall und Garten!" Dafür erntete der Aermste den strafenden Blick seiner Ehe hälfte. Wie kann man sein Haus so herabsetzen! Die anderen Fahrgäste forschten indessen weiter, und erfuhren, daß ein D-Zug Wagen 3. Klaffe erheb lich billiger sei und nur 38 000 .tt kost«. „Donnerwetter! Was kostet dann fo eine Loko motive?" Und der Frager wischte sich den Schweiß von der Stirne. Der Mann in der schattigen Ecke zögerte nicht mtt der Auskunft. „Es gibt verschiedene Lokomotiven: Güterzug-, Personen-, Schnellzuglokomotiven usw. Am billigsten stellt sich eine vierachsige Eüterzugtenderlokomotive, die genau 48 592,27 .ü kostet, während man für eine sünfächsige HeißLamps-Gütcrzugtcnderlokomotive schon 67 921,05 -4t bezahlt. Am teuersten ist eine sünfächsige Heißdampf Personenzuglokomotwe mit 21,5 Kuoik- metcr Tender, deren Beschaffungskosten sich auf 87 130,60 -tt belaufen. Dagegen wird eine Heißdampf- Personentenderlokomotive schon für 60 293,80 -K ge liefert." Da reckte sich die rundliche Dame empor. „Na, sichste, Männchen. Da könnten wir für unser Berliner Haus eine ganze Reih« Lokomotiven ein tauschen!" Der Mann blickte seine Ehehälfte verdutzt an. Sie lächelte aber fein und überlegen. Das Re- nom mä des Hauses war gerettet. Längst wurde der Herr in der schattigen Ecke als Fachmann erkannt und mit weiteren Fragen be stürmt. ..Es läuft in unserem Zuge ein Speisewagen mit. Was muß man wohl für «in solches fliegendes Restaurant berappen?" Die Antwort erfolgte prompt: „Ein vierachsiger Speisewagen der „Deutschen Eisenbahn-Speisewagen-Gesellschast" kostet durch schnittlich 52 000 -4t, ein sechsachsiger aber, wie er jetzt allgemein von der Kgl. Staatsbahnverwaltung verlangt wird, 56 000 -ü. Der Wert des Inventars, das sich in jedem Wagen befindet, kann rund auf 5000 -tt veranschlagt werden. Es gibt aber noch andere Luxuswagen. Die internationale Eisenbahn- Schlafwagen-Eesellschaft baut z. B. Speisewagen zur etwa 72 000 -4t, Salonwagen für 76 000 -4t und Schlaf wagen für 80 000 .tt." Der Mann der Runden verlor sich wieder in Ver gleichen: „80 000 -ü für einen Schlafwagen! Das sind« ich ein bißchen viel! 80 000 -tt. Mein „Brauner Bä/' mit dem Blick aus die Saale und die Ruine hatte 80 Betten und einen Turm und einen großen Garten, und ich habe ihn doch für nur 120 000 -<t verkauft!" „Das war vor fünfzehn Jahren, als wir uns zur Ruhe setzten", berichtete die Frau. „Jetzt ist d«r „Bär" gar nicht mehr zu haben." Und kopfschüttelnd sah sie auf den Mann, der sich nunmehr als Gastwirt a. D. dekoriert hatte. „Wir haben unsere Koster im Gepäckwagen?" fragte ein anderer Fahrgast weiter. „Dieser kostet doch gewiß nicht viel." „Es handelt sich hier um einen vierachsigen Gepäck wagen mit Uebergang. Billig ist er; immerhin aber würde man Ihnen für diesen Kasten eine Rechnung über 22 924 -tt präsentieren." Der Fachmann zog seine Taschenuhr und sah nach der Zeit. „Nun noch ein Summa summarum!" fuhr er rascher fort. „Wir fahren in einem verstärkten D Zug mit Vorspann. Derselbe besteht aus 2 Heißdampf-Schnell- zualokomotiven, 1 vierachsiaen Gepäckwagen, 1 sechs- amngen Speisewagen, 4 D-Zug-Personenwaaen 1. und 2 Klaffe und 4 D-Zug-Perjoncnwagen 3. Klaffe. Die Einzelpreise sind Ihnen bekannt. Der Zug, in dem wir dahinsausen, kostet also Summa summarum 580 350,70 ^t!" Da schlug der Gastwirt a. D. die Hände über den Kopf zusammen. „Herr Jeminee! Nee! Iettchen. Dar ist ja ge rade unser Rittergut, unser Echwänichen auf Rädern!" Da hielt der Zua. Der Fachmann erhob sich. „Adieu, meine Herrschaften. Glücklich« Weiter- reise in dem elenden, billigen Kasten!" Der redselig« Gastwirt a. D. war heimgekehrt in seine Villa, die billiger war, als der Personenwagen des D-Zuges. Trotzdem war sie nett und weitab von der Stadt, auf der Höhe in der Saale Hellem Strande gelegen. Da grüßten Berge und Burgen ins Fenster hinein, und unten im Tale, da rollten die Züge, die D-Züge, die Schnell-, die Personen- und die Güter- Züg«. „Alle Achtung!" sprach der Gastwirt, als er sie jetzt sah. „Ein teures Spielzeug!" Aber die runde Dame meinte, der Mann aus der schattigen Ecke wäre ein Aufschneider gewesen und hätte geflunkert. Wer sollte so viele Zahlen im Kopfe haben." „Zahlen! O, die sitzen fest!" Der Gastwirt lächelte, und er besorgte sich genaue Auskunft über die Beschaffungskosten für die einzelnen Lokomotiven, Personen-. Gepäck- und Güterwagen. Da fand er die Angaven des Mitreisenden von der Schattenseite vollauf bestätigt und erfuhr noch weiteres. Ein drei- achsiger Avteilwagen 2. und 3. Klaffe kostete demnach nur 17 573 .6, ein solcher 3. Klasse 15198 -4(, wäh rend ein derartiger Wagen 4. Klasse schon für 11 643 Mark zu erstehen ist. Für Güterwagen fand er da die nachstehende interessante Preisliste: Bedeckter Güterwagen mit Luftdruck ¬ bremse und Heizleitung Bedeckter Güterwagen Offener Güterwagen Eiserner Kohlenwagen 4 achsiaer Schienenwagen Doppelbödiger Viehwagen <10 t) 4167 (15 c) ohne Bremse 2962 - l20t) - - 2417 - (151) - . 2217 . (35 t.) . . (>449 - 3702 , Nun konnte er von seinem Balkon aus den Wert der vorbeirollenden Züge berechnen, was für einen Gastwirt a. D. eine sehr zeitvertrecbende Beschäfti gung war. Da kam ein Personenzua in Sicht. An der spitze die Personenzug-Heißdampflokomottve,dann 1 dreiachsiger Gepäckwagen, hierauf 3 dreiachsige Ab- teilwagen 2/3. Klaffe, 3 gleiche Wagen 3. und 3 Wagen 4. Klaffe. So teuer wie der D-Zug war dieser Zug nicht; denn er kostete nur 230 637,60 Ut. Und bald hinterher dampfte langsam ein Güter zug von hundert Achsen das Tal hinauf. 20 gedeckte und 30 offene Güterwagen schleppte die schwer« Loko motive, und dieser Zug kostete 188 730 Die Loko motive und die leeren Wagen natürlich. Und die Fracht? Was würde wohl so ein Züglein kosten, wenn man es über und über mit Kulmbacher oder Münchner beladen würde? Der Gastwirt a. D. rech nete, und blitzschnell stand die Zahl im Kopfe hinter der Stirn mit den hochgehobenen Augenbrauen. Aber die Zahl behielt er für sich; denn was er der Brauerei für diesen Bierzug zahlte, brauchce das Publikum nicht zu wißen. Der redselige Herr war in diesem Punkte der Meinung: „So was sagt man nicht!" Kunst unü Mllenlchsv. Die zehn großen Philharmonischen Konzerte, die Professor Hans Minder st ein mit seinem Orchester im kommenden Winter veranstaltet, finden an folgenden Tagen (meist Montagen) statt: 27. Ok tober, 6 November, 27. November, 11. Dezember, 4. Januar, 22. Januar, 26. Februar. 4. März, 18. März, 1. April. Die Konzerte setzen sich zusammen aus einem Beethoven-Zyklus (5 Abende), drei modernen Abenden und zwei Aufführungen des Philharmoni schen Chors unter Hofkapellmeister Richard Hagel. — Bei den Göhler-Konzerten wirkt das Windcrstein« Orchester nicht mit. * Zu einem „Meininger Trio" hat sich Hofrat Pro fessor Dr. Mar Reger mit den beiden Mitgliedern der Meiningischen Hofkapelle, Hofkonrertmeister Teichler (Violine) und Professor Prening (Cello) zusammengetan. * Ein neues Denkmal ist ohne besondere Feierlich keit in München der Oeffentlichkeit übergeben worden, ein Monument zum Gedächtnis der bei der Volkserhebung 1705 gefallenen Oberländer Bauern und Münchner Bürger. Es versinnbildlicht in der Gestalt eines fahnentragenden, klassisch aufgesaßten Schmiedes, mit dem nicht gerade der legendäre Schmied von Kochel gemeint sein soll, bajuoarisch« Volks- und Urkraft. * Baron Stillfried, der in weiten Kreisen durch seine künstlerischen Leistungen auf photo graphischem Gebiete seit längerer Zeit eine« wohlbegründeten Ruf genießt, ist rn Wien im Alter von 72 Jahren gestorben. Der Baron hat der Photographie von ihren ersten Anfängen an das größte Interesse gewidmet und sich besonders durch seine künstlerischen Aufnahmen des Inneren der Wiener Hofburg und des Schönbrunner Lustschloßes einen Namen erworben. Seine weiteren Reisen führten ihn auch nach Japan, wo er Zutritt in die höchsten Kreile fand und auch vom Mikado wegen der künstlerischen photographischen Festhaltung von japanischen Motiven durch eine längere Audienz geehrt wurde. * Die berühmte Kirch« von Vffelstein (Provinz Utrecht) ist durch Feuer zerstört. Gestern brach ein großer Brand aus, der unersetzlichen Schaden an richtete. Die 1000jährige Kirche, welche wegen der Schönheit ihrer Architektur und ihrer berühmten Sammlung von Altertümern einen besonderen Ruf > genießt, fiel den Flammen zum Opfer. Sie ist durch I die Katastrophe völlig zerstört.
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