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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 21.08.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-08-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110821012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911082101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911082101
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-08
- Tag 1911-08-21
-
Monat
1911-08
-
Jahr
1911
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Bezugs-Preis !ür Leipzig und Borort« durch »nie«« Troyer und Spediteur« Lmal tiigltch in» pau» gebracht: «Pi. monatU. L7U «k. oiekteliahrl. Bei unlern Filialen u. An- nahmetzeven abaebolt: 75 Pi. »«aatU, L.rs vlk. vierteljährl. Lurch die Polt: innerhalb Leulichland» und der deutichen Kolonien vierteliührl. S.SV Mk.. monatl. I.roMt. aurlchl. Boirbeitellgeld Ferner in Belgien, Dänemark, den Donauliaoren. Italien. Luxemburg, Niederlande. Nor wegen, Tenerreich-Ungarn. Ruhland. Schweden. Schweiz» Svenien. In allen übrigen Staaten nur direkt durch dt» (üelchäjtsIteUe de» Blatte» erhälili^ Ta» Leipziger Tageblatt «richeint 2mal täglich. Sonn. u. Feiertag» nur morgen». Äbonneinenti-Annahme' 2ohauni»g»ii« 8. bei unieren Trägern, Filialen. Spediteuren und Ännahmeltellen. lowi« Ponämrern und Brieiträgern. Morqeit-Ausaabe rWigcr Tageblatt s 1s «92 lR.cht.nIchlu») Tel.-ÄNschl.l 14 893 l 14 694 ,ei.-A°,ch,.^»Z-Handelszeitung Amtsblatt des Rates «nd des Nokizeiamtes Ser Stadt Leipzig. Lw^igeu-Preis fit» Iuierat« au» Leipzig »nd Umgebung dt« U»alilg« P«tttzeil« » Bs„ die Reklame- »<U« l Mk.' oo» au»wätt» 20 Ps, Reklamen Mk.' 2ni«rat« »an Behörden im amt» ltche» Teil diu Petit,eil« «i Pt Delchäst^nzeigr» mit Platzoorlchriften ir. in der kldendausgab« im Prelle erhöht. Rabatt nach Taris. BeilagegebUbr Geiamt» auslag« 5 Mk. p. Tausend erkl. Postgebühr. Teilbeilag» Höher. Kestert« Ute Aasträg« können nickt zurück» aezogen werden. Für da» Erscheinen an oestimnrten Tagen und Plätzen wird kein« töaranti« übernommen. Anzeige«-Annahme: Iohaa»i»,«g« 8, bet sämtlichen Filialen u. allen Annoncen» Lrpeditionen des In- und Ausland«». Druck und Verl«, »o» Fische» ck Kürst«, Inhaber: Paul Kürst«». Redaktion »nd ttzeschäst,stellr: Iohannisgass« 8. -a»»t»Ailial» Dre»de»: Seestr^e ch t (Telephon Eli. Nr. 231. Montag. Sen Ll. llugnlt lSll. 105. Irihrgsng. Die vorliegende Ausgabe umfaßt 10 Seiten. Dss Wichtigste. * Als Kompensationsobjekt für Deutsch land bat Frankreich Spanisch-Guinea ausersehen und deshalb Unterhandlungen mit Spanien ange knüpft. (S. Dtschs. R.) "Die Streikunruhen in England dauern fort. Der Vergleich zwischen den Eisenbahnern und den Ge sellschaften wird jetzt bekannt gegeben. (S. bes. Art.) " Ein Eroßfeuer richtete in den Opel- Fahrradwerken in Frankfurt a M. enormen Schaden an, der fünf Millionen Mark geschätzt wird. (S. Letzte Dep.) " Den Kronprinzenpreis (60 000 .M und Ehrenpreis des deutschen Kronprinzen), der am Sonntag in Magdeburg zur Entscheidung kam, gewann Lt. v. Zobeltitz' „Edelmann" unter Lt. Graf Holck. — Im Haupt-Jagdrennen zu Karlshorst (25000 ./t) siezte Hrn. H. Westens „Wate-loo", von Weishaupt gesteuert. — 2m St. Stefanspreis in Pest (78000 Kronen) ging Baron S. Uechtritz' „St. Eilgen" mit Gdlyas im Sattel als Sieger durchs Ziel. — Den Grand Prix de Trouville-Deauville (100 000 Fr.) landete Mons, de St. Alarys „Basse Pointe" unter O'Connor. (S. Sport.) * Aus dem Leipziger Sportplatz gewann am Sonntag Janke-Berlin den Großen Herbstmesse- iS tcherpreis über 100 km. (S. Sport.) Oss Abkommen. Am 10. Dezember vorigen Jahres äußerte sich im Reichstage bei der Etatsberatung der Reichskanzler v. Vcthinann-Hoüweg über unsere Beziehungen zu England ulrd Rußland. Vorausgegangen war der Besuch des Zaren in Potsdam (4. November). Der Reichskanzler, der bei jenem Besuche zugegen war und Len Besprechungen beigewohnt hatte, gab im Reichstage bekannt, daß die deutsche und die russische Regierung gewillt sei, sich in keine Kombination ein zulassen, die eine aggressive Spitze gegen Len anderen Teil haben könnte. Von Bedeutung war, daß, wie man alsbalü hörte, die Erklärung auf Grund von Vereinbarungen mit Petersburg abgefatzt war. Das Ergebnis der damals angebahnten besonderen Be sprechungen über Persien liegt nunmehr in Ge stalt des deutsth-russischen Abkommens vor. Reu ist der Abschluß, nicht der Inhalt. Er ist vor einigen Tagen in seinen Erundzügen von einem französischen Blatte richtig wiedergegeben und, was die „Evening Times" im Januar dieses Jahres in einem vielbe merkten Artikel zu berichten wußten, ist in bezug auf das Tatsächliche auch nicht allzu weit von der Wahr heit abgewichen. Die diplomatischen Aushorcher sind also schon lange bei der Arbeit gewesen. Wir können nicht verhehlen, daß uns meistens ungemütlich wird, wenn von wichtigen schweben den Verhandlungen der Oeffentlichkeit Mitteilung gemacht wird. Zwar gibt es bei uns Politiker, die gerade die Hinzuziehung der „Oeffentlichkeit" fordern. Solange aber der Parteivorstand der sozialdemokra tischen Partei noch nicht öffentlich tagt und solange die Kaufleute der ganzen Welt noch die Geheimhaltung gewisser geschäftlicher Beziehungen für die Voraus setzung des Gewinnes halten, kann die Oeffentlichkeit auch nicht als Prinzip für diplomatische Verhand- lungen zwischen Großmächten gelten. Ja, wenn es eine rein deutsche „Oeffentlichkert" gäbe! „Es ist in der Diplomatie nicht üblich, über das Wesen von Verhandlungen zu sprechen, ehe sie nicht beendet sind", sagte der russische Minister des Acußeren Ssasanow Anfang dieses Jahres zum Vertreter eines russischen Blattes auf Lessen Frage nach dem Fazit der Pots damer Unterredungen, aber schon durch die Bekannt gabe der Tatsache, daß überhaupt über den mittleren Orient verhandelt werde, wurden Vertreter anderer Nationen angestachelt und Widerstände wachgerufen. Durch die heraufbeschworcne Gegenarbeit hat der Ab schluß Les Abkommens nicht verhindert werden können, aber vielleicht ist er dadurch verzögert wor den. Wenigstens vermögen wir einen zureichenden Grund für die Verschiebung der Unterzeichnung nicht zu erkennen; die Erklärung, die gelegentlich gegeben wird: dem Minister Ssasanow habe man vorbehalten wollen, seinen Namen unter das Aktenstück zu setzen, er sei aber durch seine Krankheit verhindert worden, ist nicht ganz einleuchtend. Das Abkommen, das gleichsam im scharfen Lichte der Scheinwerfer der übrigen Mächte erzielt ist, ist äußerlich nicht sehr umfangreich. Der Vertrag ent hält wenig Sätze, die in ein paar Artikel gegliedert sind. Wir haben es nur mit Persien zu tun; die übrigen Potsdamer Abmachungen haben natürlich da neben vollen Bestand. Das Zugeständnis, das wir durch den Verzicht auf die Erwerbung von Bahn-, Schiffahrt-, Post- und Telegraphenkonzefsionen in Nordpersien machen, muß rn seiner vollen Tragweite gewürdigt werden. Ohne Zweifel geht Deutschland damit eine Bindung ein, die für den anderen Ver- tragschließer von erheblichem Wert« ist. Erleichtert mag der deutschen Regierung der Verzicht dadurch geworden sein, daß die deutsche Industrie gegenüber Nordpcrsien eine gewisse Zurückhaltung gezeigt hat. Auch die Banken übten Selbstbeschränkung; bekannt lich haben wir eine Bankkonzession in Persien er langt, die bisher nicht ausgeübt worden ist. Bei den unsicheren politischen Verhältnissen mochte sich der deutsche Unternehmungsgeist am wenigsten auf Vcr- kehrsanstalten, die einer Konzession und der Unter- stlltzung der Regierung bedurft hätten, werfen. Auf die Frage, wodurch die unsicheren politischen Ver hältnisse verursacht sind, wollen wir hierbei nicht eingehen. Dem Verzicht auf eigene Tätigkeit der geschilderten Art — einem Verzicht, der schon an sich die An erkennung einer besonderen russischen Einflußsphäre bedeuten wiftde, auch wenn diese nicht noch ausdrück lich zugestanden würde — steht die russische Verpflich tung gegenüber, Deutschlands wirtschaftliche Gleich berechtigung zu achten, an die Bagdadbahn die Linie Kamkin—Teheran anzuglieoern und der Bagdadbahn überhaupt keine Hindernisse in den Weg zu legen. Die letzte Bestimmung ist durch eine Klausel einge schränkt: bis zur Schädigung eigener russischer In teressen soll die Förderung der Bagbadbahn nichr gehen. Di« Bedeutung dieser Klausel kann zunächst zweifelhaft erscheinen. Da aber ein Vertragsabschluß nur bei einem gewissen Maße gegenseitigen Ver trauens möglich ist, und wir keinen Grund haben, an der russischen Loyalität zu zweifeln, so nehmen wir an, daß Rußland sich gegenüber türkischen Zoll erhöhungen usw. die Hände nicht binden will. In den Verhandlungen zwischen Berlin und Petersburg dürfte das Nähere erörtert sein. Das Erfreuliche des Vertragsabschlusses sehe» wir in der Tatsache, daß zwischen den beiden Mächten ei ne R e i b u n g s f l ä ch e beseitigt ist. Das deutsch-russische Vertrauensverhältnis erstreckt sich nunmehr auch auf Persien. Auch die Bagdadbahn ist eingeschlossen, die bisher benutzt wurde, um in Rußland Mißstimmung gegen Deutschland zu säen. Unser Verhältnis zur Türkei aber wird nicht getrübt; die Meldung eines Petersburger Blattes, Deutsch land habe gegenüber Rußland die Erklärung abge geben, daß es die Türkei bei etwaigen Versuchen, den Frieden Europas oder Asiens zu stören, nicht unter stützen würde, ist sofort von deutscher Seite demen tiert worden; zu einer solchen Erklärung lag gar kein Grund vor. Die Türkei kann mit dem neuen Abkommen zufrieden sein; die zur Verdächtigung Deutschlands in die Welt gesandte Darstellung, Deutschland verständige sich, unter Verletzung tür kischer Hoheitsrechte, mit Rußland über türkische Bahnbauten, ist in ihrer Nichtigkeit erwiesen. Die friedliche, lediglich auf wirtschaftliche Eleichberech tigung abzielende Politik Deutschlands ist wieder in die Erscheinung getreten. Das ist, so wenig es für uns Deutsche etwas Neues sein mag, in heutiger Zeit doppelt zu unterstreichen. Das „östliche" Abkommen wird ja ohnehin auf die „westliche" Erörterung Ein fluß ausüben, denn „Orient und Occident sind nicht mehr zu trennen". Oie Streikunruhen in Gnglanü. Trotz der Beilegung des Generalstreiks der Eisenbahner hat sich das Gesamtbild in England noch wenig geändert. Aus allen Teilen des Landes kommen noch immer Meldungen über Ausschrei tungen. Trostlos ist die Lage in Liverpool, Las total lahmgelegt ist. Die Stadt ist ohne Eisen bahnen, ohne Straßenbahnen, ohne elektrische Kraft, ohne Wirtshäuser und Restaurants, und für die Armenviertel ist morgen keine Nahrung mehr vor handen. Man erwartet allgemeine Ueberfälle auf die gefrorenen Fleischvorräte. In Edinburg wird die Lage ebenfalls ernst; mehrere Züge nach London tonnten nicht abgehen. Der Dampferverkehr von Waterford in Irland nach Fishguard ist eingestellt. Die Beilegung des Eiscnbahnerstreiks. Der Vergleich zwischen den Eisen bahnern und den Ersenbahngesell- schäften enthält folgende Bestimmungen: 1) Der Streik ist sofort zu beenden, und die Arbeiterführer sollen sich nach besten Kräften bemühen, die Leute zur unverzüglichen Wiederaufnahme der Arbeit zu veranlassen. 2) Alle Arbeiter, die durch Streik oder Aussperrung in den gegenwärtigen Streit verwickelt worden sind und sich innerhalb einer angemessenen Zeit wieder zur Arbeit melden, sollen von den Ge sellschaften sobald als möglich wiedereinaestellt werden. Niemand soll wegen Kontraktbruchs ge richtlich belangt oder sonstwie mit Strafen belegt werden. Artikel :) enthält Einzelheiten über die Einberufung von Einigungsämtern, welche über die strittigen Fragen beraten sollen. 4) Es sollen sofort Schritte unternommen werden, um die Fragen zu regeln, die zwischen den Gesellschaften und den- jcnigen Kategorien ihrer Angestellten schweben, die in dem Einigungsabkommen von 1907 nicht mit ein begriffen waren, und zwar sollen diese Fragen durch eine Konferenz zwischen Vertretern der Gesellschaften und Vertretern ihrer Angestellten bis zur Bericht erstattung durch eine besondere Untersuchungskom- nnssion geregelt werden. 5) Beide Parteien leisten dieser Kommission jede Unterstützung. 6) Jede Frage, die wegen der Auslegung dieses Vergleichs auftauchcn könnte, soll dem Handelsamt vorgelegt werden. Die Regierung macht den Vorschlag, daß eine Kommission eingesetzt werden soll, die die Wirkung des Einigungs- und Schiedsgerichts-Abkommens für die Eisenbahnen prüfen und darüber Bericht erstatte» soll, welche Aenderungen gegebenenfalls wünschens wert seien. Die Kommission soll aus fünf Vertretern bestehen, nämlich aus Vertretern der Arbeitgeber und Arbeitnehmer in gleicher Zahl mit einem un parteiischen Obmann und soll während der nächsten Woche zusammentreten. Sie soll ihr« Arbeiten so schnell wie möglich erledigen. Beide Parteien Haden die Versicherung gegeben, daß sie die Beschlüße der Kommission annehmcn wollen. Die Regierung hat ferner den Eisenbahngeseilschaften zugcsichert, daß sic rn der nächsten Session dem Parlament ein Gesetz vor. legen wird, durch das wegen der Steigerung der Ar- „Oer Mnluhrtee " Uraufführung im Dresdner Hoftheater. Als „Musiklustspiel" bezeichnen Wilhelm Wolters, der der Textverfasser, und Theodor Blümer, der Komponist, ihr Werk, das am 19. Aug. bei der Uraufführung einen sehr freundlichen, warmen Erfolg erzielte. Das Beste an dem Texte ist der Titel „Der Fünfuhrtee", denn man gerät dabei unwilltürlich in eine gewiße behagliche Stimmung und erwartet irgend eine anmutige, liebenswürdige Handlung, die sich an den neuerdings so weit ver breiteten und zu allerlei gesellschaftlichen und wohl tätigen Zwecken benutzten nachmittäglichen Teegenuß anschließt. Ja, die Bezeichnung „Musiklustjpiel" macht sogar di« Hoffnung rege, ein Kunstwerk kennen zu lernen, das in einem besonderen Stile geschrieben und vielleicht geeignet sein könnte, dem immer un heimlicher werdenden Operettenwahn unserer Tage Einhalt zu gebieten. Aber all diese schönen Er wartungen werden nicht erfüllt. Das neue „Musik lustspiel" ist nichts mehr und nichts weniger als eine Operette, ja sogar, soweit der Text in Frage kommt, nicht einmal eine von den kurzweiligen. Die spärliche und wenig intereßante Handlung nimmt etwa folgenden Verlauf: Der Privatgelehrte Dr. Norbert Klaußen hat ein Armband verloren, das ihm seine Gattin Helene einst geschenkt hatte. Sie bemerkt den Verlust und argwöhnt sofort, daß der Herr Gemahl ihr Liebeszeichen an eine Geliebte verschenkt habe. Da ersinnt er in feiner Verlegenheit die Ausrede, er habe es in einem Weinrestaurant verloren, wo er mit einigen Freunden einen Abend verbracht. Nun treibt ein sehr wenig geistvoller Rechtsanwalt in Aktion, dessen Eigenschaft als Re serveleutnant in mehr tendenziöser als humoristischer Weise betont wird. Seine Spezialität sind Eheschei dungen, und so macht er Frau Helen« scharf ge^en ihren angeblich ungetreuen Gatten, vermengt diese Angelegenheit mit einem bereits in seinen Händen liegenden Ehescheidungsprozeß und glaubt ein oorpus ioftoti gefunden zu haben in einem Zigarettenrest von ganz bestimmter Sorte, die in der großen Stadt einzig und allein Norbert rauchen soll, was ja schon ein« große Unwahrscheinlichkeit ist. Er veranstaltet nun mehr eine ordentliche Vorverhandlung und zwar in Form eines Fünfuhrtees, zu dem Helnene alle die ahnungslosen Herrschaften einlädt, die als Zeugen dabei auftreten sollen. Der Beweis, der durch das Zeugnis zweier Hotelanqestellter und eines Droschken kutschers erbracht werden soll, mißglückt aber voll ständig, denn der 16jährige Heinz, Bruder Norberts und Gymnasiast, gesteht endlich ein, daß er mit der Cousine Liselotte in Lein betreffenden Weinrestau rant gespeist und dabei eine dem Bruder entwen dete Zigarette angesteckt hat. Die andere Eheirrung klärt sich ebenfalls auf und zum Ueberfluß wird das Armband im Schlafzimmer gefunden, so daß üblich- s lich nur der Rechtanwalt der Blamierte ist. Wolters. I den man sonst als feinen, geschmackvollen Schrift steller schätzt, hat hier recht oberflächlich gearbeitet. Die Lösung des künstlich geschürzten Knotens erfolgt i nicht durch eine folgerichtige innere Entwickelung, son dern durch äußerlich« Zufälligkeiten. Dabei fehlt keins der landläufigen Operette n-Jirgredien- zien, es wird viel geküßt und es gibt zahlreiche pikante Andeutungen. Uebrigens wirkt die juristische Karikatur, di« der Verfasser wohl bieten wollte, auf die Dauer ermüdend und die Verse der Gesangsnum mern, die von zahlreichen Dialogstellen unterbrochen sind, genügen auch nur mäßigen Ansprüchen. Der Komponist Theodor Blümer ist ein Dresdner Kind (sein Vater ist aktiver Kgl. Kammer musikus) und hat schon beachtliche Beweise eines schönen Talents erbracht, so daß man seiner ersten dramatischen Arbeit mit Spannung cntgegensah. Aber auch seine Musik kommt über den Operettenstil nur in seltenen Fällen hinaus. Bisweilen allerdings sucht er durch groß angelegte Ensembles eine höhere Stufe zu erklimmen, doch das haben schon viele anoere vor ihm getan. Blümer zeigt sich als Musiker von so lider Ausbildung und einer Erfindungsgabe, die sich in kleinen, abgerißenen Motiven stärker äußert als in breiten, sangbaren Melodien. Bisweilen zeigt Blümers Musik (und das erweckt Hoffnungen für die Zukunft) wirklich den echten, dramatischen Nerv. Unter der ungünstigen Einwirkung des Textes hat er insofern sehr zu leiden, als es ihm natürlich un möglich ist, die langen juristischen Auseinander setzungen zu komponieren. Er nimmt dazu manchmal mutig einen wilddramatischen Anlauf, kommt aber bald wieder davon zurück. Im ganzen betrachtet, fehlt seiner Musik die stilistische Einheitlichkeit, der persönliche Ausdruck. Neben hübschen Einfällen und auffallenden instrumentalen Schönheiten stehen Par tien, die an Plattheit jede Oprrettenmusik übertreffen, und neben einigen geschloßenen Sätzen von ein schmeichelnder Wirkung findet sich häufig hohles De klam«. Ein Liebesduett im ersten, eine Soloszene der Helene und das Finale im zweite» Akt und ein Terzett in Form einer Gavotte sind die besten Stücke der Partitur. Hätte der junge Tonsetzer ein vor nehmeres. nicht zwischen Operette und Posse einher schwankendes Textbuch gehabt, ja würde vielleicht » ach seine Musil einheitlicher und bedeutender ge worden sein. Das Ersamtergebnis ist also recht be scheiden: eine Operette ohne Chor, mit schüchternen Ansätzen zur Spieloper, aber leider noch mehr Hin neigung zur Posse, aber durchaus kein Werk, das aus dem heißen künstlerischen Ringen um einen neuen '-A !>crans acboren ist. und darum den Namen „Mttsiklustspirl" mit Recht führen könnte. Die Aui"ühr'<ng untt'- Hofkoncllmeister Kutzsch- ba ch mit den Damen Na st, Keldorfer, Ter- vani und den Herren Soot, Rüdiger, Tredc ' ' o»-..- ... künstlerischer Höhe empor und verhalf ihm zu dem schon gemeldeten sehr freundlichen Erfolge. Der Komponist und der Textverfasier konnten am Schlüße neben den Dar stellern und dem Dirigenten .zahlreichen Hervorrufen Folge leisten. I'. Ooisslor. knntt unü Wtllenlchsft. * Bom Leipziger Stadttheater. Geheimrat Martersteig, der künftige Intendant der Leipziger Stadttheater, wird, wie wir erfahren, Anfang dieser Woche zu mehrwöchigem Aufenthalt in Leipzig ein- treffen. In diese Zeit fällt ein Enqagementsgast- spiel Les Königsberger Varitonisten Mergelkamp, den der Intendant ab 1912 für die Leipziger Buhnen als Nachfolger des verstorbenen Lüppertz in Aussicht ge nommen hat. — Ferner wird die Anwesenheit des Intendanten dazu benützt werden, verschiedene wich tige Fragen zu erörtern. Zunächst sollen Rat und Stadtverordnete das letzte Wort über den Etat der Intendanz sprechen, und weiter soll über die pro jektierten Umbauten im Alten Theater Beschluß gefaßt werden. Dieser Umbau wird sehr umfangreich werden, hat man doch, wie es heißt, einen Betrag von einer Viertelmillion dafür aus geworfen, und es wird sich also eine mehrmonatige Schließung des Theaters im nächsten Jahre not wendig machen. Aber nicht nur das Alte, sondern auch das Neue Theater und auch das dazu gemietete Reue Operetten-Thcater werden sich Um bauten gefallen laßen müssen. Diese Umbauten wer den ebenfalls im nächsten Sommer vorgenommen und eine mehrwöchige Schließung der Theater zur Folge haben. Um alles dies zu regeln, c« gehört dazu auch die Frage der Abonnements, wird Geheimrat Martersteig seinen Aufenthalt in Leipzig benützen. " Reue Bachgeselljckmft. Angeregt durch das ge legentlich des Duisburger Bochfestes gegebene schöne Beispiel eines BachfreunLes ist von einer enthusia stischen Verehrerin des großen Tonmeisters auch für das am 23. und 2l. September dieses Jahres in Eisenach statrfindcnde Bachkamrncrmusikfest der Reuen Bachgesellschaft eine Summe zur Verfügung gestellt worden, womit durch Gewährung von Reise stipendien einer kleinen Anzahl unbemittelter Mu siker, die sich mit dem Studium Bachscber Musik be fassen, der Besuch des Eisenacher Bachfestes ermög licht werden soll. Gesuche sind bis zum 2. September an die Geschäftsstelle der Neuen Bachgesellschaft, Leipzig, Nürnberger Straße 36, mit dem Kennwort „Reisestipcndium" zu richte». Berücksichtigt werden i'ur solche Anträge, die von einem Mitglieds der Neuen Bachgesellschaft unterstützt sind. * Magdeburger Kunstschan 1911. Der Magdebur ger Kunstnerein bezieht im Oktober das neue, ihm von der Stadt Magdeburg zur Verfügung gestellte Ausstellungshaus in der Brandenburger Straße und veranstaltet bei dieser Gelegenheit eine große Aus stellung, die eine Uebcrncht geben soll von dem Wich tigsten, was in den letzten Jahren auf dem Gebiete deutscher Kunst entstanden ist Es gelangen nur ein - geladene Werke zur Ausstellunn Die Ans tellung dauert vom 1. Oktober bis 30. November und tränt den Titel Magdeburger Kunstschau 1911. * Ein Museum der Zivilisationen. Das Institut cthnographigue international de Paris, das sich die Erforschung des Menschengeistes zu allen Zeiten und an allen Stätten der Erde zur Aufgabe gestellt hat. hat als erste seiner Arbeiten die Gründung eines „Museums der Zivilisationen" in Aussicht genom men. Die Gesellschaft, die erst vor kurzem unter der Präsidentschaft von I. de Morgan begründet wurde und eine Reihe namhafter Archäologen, Historiker. Sprachgelehrtcn und Ethnographen zu Mitgliedern zählt, will in diesem Museum einen Mittelpunkt schaffen für umfaßende kulturgeschichtliche Samm lungen: damit verbunden sollen werden: eine Bib liothek. Vortragszyklen und wechselnde Ausstellungen, die ein anschauliches Bild von der Entwicklung der Kultur lei den einzelnen Völkern bieten sollen. * Die Internationale Ausstellung für sozial« Hygiene in Nom wird, wie der „Internationalen Wochenschrift" von dem Komitee mitgeteilt wird, in allen ihren Abteilungen, darunter auch der für Tuberkulose, am 1. November eröffnet werden; sie soll dann bis zum April 1912 geöffnet bleiben, so daß sie noch mit dem Antituberkulosc-Kongreß, der bis dahin verschoben ist, zusammen fällt.
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