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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 20.09.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-09-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110920017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911092001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911092001
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-09
- Tag 1911-09-20
-
Monat
1911-09
-
Jahr
1911
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llr. 26l. los. Ushrgsng. Leipziger Tageblatt. Mörder» eine ernste politisch« Rolle gespielt. Stoly pin stark im Alter von 48 Jahren, er war im wahr- stea Sinne des Wortes ein pflichttreuer, tapferer Mann. Frankreich verliert in ihm «inen bedeutenden und einflußreichen Mit ar bei- ter und Freund. Der „Gaulois" sagt: Alle Franzosen werden einstimmig sich in den Schmerz des russischen Volkes teilen. Es ist ein unersetzlicher Äerlust. den die große befreundete Nation erlitten hat. Stolypin war cs, der in schweren Stunden als Erster in die Fanfaren stieß, um dos Vaterland seinen bösen Träumen zu entreißen und mit großem Mute hat er dem Vordringen der Anarchie und Revolution in Rußland einen starken Wall entgegen gesetzt. * Die Teilnahme des russischen Kaisers. Kiew, 19. September. (Eia. Drahtmcld.) Der Kaiser begab sich sofort nach seiner um 9 Uhr früh erfolgten Rückkehr aus Tschcrnigow ins Hospital und wohnte dort einer Seelenmesse für den vcr- storbeneil Muusierpräsidcntcu bei. Er sprech später der Witwe Stolypins Trost zu. Eine nach vielen Tausenden zahlende Volksmenge begleitete die Abreise der ka.serlichen Familie nach Sewastopol mit begeisterten Huldigungsruien und Absingen der Nationalhymne. In der Sophienkathedrale fand ein feierlicher Gottesdienst für die glückliche Weiterreise der kaiserlichen Familie statt. Die Bestattung Stoly pins findet Freitag, den 22. September, statt. LkissermMn unü Arning Mer Marokko. Vor einer großen öjfentlichcn Versammlung in Osnabrück ergriff nach einer Rede des national- lil»eralen .Kandidaten Generaldirektor Stövc der Rcichstagsabgeordncte Bass ermann das Wort, um unsere auswärtige Politik zu beleuchten. Die Politik der Liebenswürdigkeit müsse ein Ende haben. Seinerzeit hol'« man den jetzigen Staats» sckrctär des Auswärtigen Amts mit großem Vcr- trauen begrüßt, zumal cs galt, einen Herrn v. Schoen zu ersetzen. Die Lage sei zweifellos schwierig, zumal angesichts der französisch-englischen Verbrüderung und der .Konnivenz Rußlands und einer inter nationalen deutschfeindlichen Presse. Jeder sei über zeugt, daß ein Krieg furchtbar sei und daß Großes ouf dem Spiele stcbe. Aber anderseits dürften Dro hungen nicht schrecken. Redner verglich das Maul heldentum Delcasfi-s mit den Vorgängen vor 1870, es gehe im übrigen weniger um Marokko, a l s um die Frage der Beteiligung an der Weltpolitik. Frankreich habe für den Kriegs fall viel mehr einzusctzen als Deutschland und Eng land. Auch der Abgeordnete Bebel erkenne es ja auch an, daß in dieser Frage nicht am wenigsten auch Ardcitcrinteressen auf dem Spiel ständen, deshalb sündige die sozialdemokratische Partei mit ihren Resolutionen gegenüber der Arbeiterschaft. Der Kurssturz an der Börse, der so höchst bedauerlich gewesen sei, hätte ver mieden werden können, wenn das Auswärtige Amt mit der Börse Fühlung gehabt hätte, wie einst Bismarck mit Bleichröder. Auch Fürst Bülow habe sich bemüht, mit der Hochfinanz namentlich in kritischen Zeiten in Fühlung zu bleiben. Das Weißbuch des Frhrn. v. Schoen sei mehr eine Verteidigung französischer In teressen gewesen. Der Reichstag sei leider mit vieler Frage nicht befaßt worden, aber die Zeiten seien doch wohl vorbei, wo die Diplo matie isoliert vom Volke Politik machen könne. Eine intime Fühlung mit Volk und Reichstag sei durchaus nötig. Der deutschen Diplomatie wollen mir keine Schwierigkeiten in den Weg legen, aber wir wollen ihr sagen, daß ihre Politik sich stützen müsse auf die Mehrheit des Volkes. Hierauf ergriff das Wort der Reichtags abgeordnete Arning, der auf Grund eigener Anschauung Marokko schilderte und heroorhob, daß der vierte Teil des Landes mehr wert sei, als un sere gesamten Kolonien zusammengenommen. Ein hochbedeutsames Eise n vor ^om ni e n sei zweifellos, ebenso daß Kupfer, Baum wolle ufw. in großen Mengen vorhanden seien bzw. das letztere sich leicht kultivieren laße. Die Wirkung der jetzigen Politik auf den Islam sei zweifellos sehr bedeutend. Schon vor Jahren hätten die Franzosen gegen die Deutschen in Marokko ge arbeitet, unser Ansehen vor der ganzen Welt stehe in Frage. Redner kritisierte die Politik der Negierung und warf die Frage auf, wes halb denn überhaupt solche Verträge gemacht würden, wenn sie nur auf dem Papier stünden. Im weiteren betonte Redner, ihm sei gesagt worden, daß auch im Auswärtigen Amt angesichts der heutigen Politik eine Mißstimmung vorhanden sei. Er halte es für seine Pflicht, dieses einfach zu erwähnen. Bezüglich der Affäre Cartwright wies Arning auf die offiziöse Note hin, die jene als erledigt be zeichnete. So wolle man wohl die ganze Marokko politik erledigen. Ein Ergebnis sei jetzt: Wir wissen genau, woran wir mit England sind. Der Redner führte weiter aus, die Bevorzugung des Adels im Auswärtigen Amt müße aufhören. Unter dem Bürgertum wären hinreichend tüchtige Leute, die sich für diplomatische Zwecke eigneten. Die uns jetzt über den Löffel barbieren, seien ganz gewöhnliche Bürgerliche von großer Begabung, wie Herr Cambon. Vor allem auch müsse volle Auf klärung des Volkes stattfindcn. Frieden dürfe nur mit Ehren bestehen. Sitzung üer Ssnüelskammer. Leipzig, am 19. September 1911. Auf der heutigen Tagesordnung stehen mehrere Fragen von hochwichtiger Bedeutung. Der Präsident der Handelskammer, Herr Bankier Schmidt, er öffnete und leitete die Sitzung. Er gab nach einigen Mitteilungen an das Plenum zunächst Herrn Kom merzienrat Tobias das Wort zu einem Referat über die Acnderung der Gehalts- und Lohnlisten bei der Einschätzung zur Einkommensteuer. Dom Dresdner Stadtrate war bei dem Finanzministerium angeregt worden, die Lohnnachweisungen künftighin und zunächst versuchsweise für das Jahr 1912 nicht wie bisher in Listenform, sondern in Form von Karten zur Aufnahme nur ie einer Person unter Beifügung eines Lieferscheines von den Arbeit' gebern ausfertigen zu lassen, und das Ministerium Die Stsüt üer schönen Türme. Studienfahrt der nordeuropäischen Presse nach Kopenhagen Don Wilhelm v. Buttlar. I. Leute, Leben und Land. Karl Jacobsen, Hermann Vang und Peter Cor nelius — drei Namen von hohem, wohllautendem Klang in der nordischen Metropole, in der Stadt der schönen Türme, in Kopenhagen, wo vom 10 bis 15. September auf Einladung des Vereins zur Hebung des Frcmdcnvcciehrs in Kopenhagen etwa 80 Pressevertreter aus Deut chland, Oesterreich, Holland, Schweden und Norwegen sich eingefunden harten. Lerne, Leben und Land kennen zu lernen. Mit welcher Persönlichkeit tonnte man da besser beginnen als mit Dr. Karl Jacobsen, dem Gründer der berühmten Glyptothek, durch die er uns persön lich führte. Man sagt uns, es sei eine große Aus zeichnung, daß Jacobsen selbst die Führung durch sein großes künstlerisches Ledenswerk über nommen. Ich will es glauben. Denn Jacob sen ist Kopenhagens ungekrönter König. Ein Mann, kernig, selbstbewußt, schlicht und einfach als Mensch, königlich in seinem Idealismus, in seiner Hellen echten Begeisterung für die bildende Kunst. Und die Kunst in Kopenhagen ist — wenn wir vom Porzellan «Gehen — Jacobsen. Ueberall in jeder Sammlung begegnet er uns als Mäzen, als der Geber der Millionen. Und wenn man auch mit der Rekonstruktion der Köpfe auf den antiken Statuen nickt einverstanden sein kenn, Jacobsen ist der prächtigste Däne, den wir kennen lernten. Die Kraft seines Ausdrucks, sein bescheidenes Selbst bewußtsein, sein köstlicher schlagfertiger Humor sind Eigenschalten, die auch der großen Mehrzahl seiner gebildeten Landsgcnossen gemeinsam. Es sind alle Menschen von hoher persönlicher Kultur, von einer Kultur, die Selbstzweck, nicht Mittel zum Zweck ist. Man weiß zu leben in Kopenhagen, man liebt die Kunst um ihrer selbst willen, nickt weil cs zum guten Ton gehört. Man liebt cineir Luxus, nicht um zu prahlen, sondern weil es netter ist, von gutem Porzellan als von Steingut zu speisen. Und dieser vornehme unauidringlichc Luxus reicht hinab bis zu den weniger Begüterten. Das kleine Ladenmädcl treibt ihn im Nahmen ihrer Verhältnisse genau io, wie der reiche Großindustrielle, der Proprietaire. Die in ihrer Fi^ur an Albions stolze Töchter erinnernde Dänin weiß sehr wohl den Wert ihrer eigenartigen Rasseschönheit zu schätzen, das wundervolle blonde Haar, das lückenlose Muster-Prachtgcbiß. Und die Männer sind frei, wahrhaft frei. Aufrecht und ge rade bleiben sie auch vor ihrem König. Aufrecht und gerade sehen sie jedem ins Auge. Aber der Stolz wird nie zum Hochmut, nicht zur Aufgeblasenheit. Stet» sind sie liebenswürdig, chevaleresk. Soll ich noch die Gastfreundschaft, die wundervolle Gastfreund schaft des Dänen erwähnen? Ist sie nicht meinen deutschen Landsleuten sattsam bekannt? Kopenhagens Leben. Ich träume mich zurück auf die Terrasse des Hotel d Angleterre. Auf und ab flutet aus der Straße das Leben in seiner stets wechselvollen Vielgestaltigkeit. Da sausen die „Billig", die Auto-Droschken scharf um die Ecke, Landauer, Geschäftswagen scheinen sich gegenseitig in Grund und Boden fahren zu wollen. Und es passiert nichts. Zu Hunderten, viel, viel zahlreicher als in unseren deutschen Großstädten, eilen Radfahrer vorüber, darunter sehr groß die Zahl der Radlerinnen, der Angestellten, die zu ihren Bureaus und Arbeits stelle» fahren. Kaleidoskopartig das Treiben und doch ohne Nervosität. Jeder weiß, wohin er will, kein ängstliches Hasten. Und abends auf der Oestergade, der Vesterbrogade, dem Rathausplatz. auf den Haupt verkehrsadern, die zu dem Ziel führen, das der Kopenhagener abends zu Abertausende» aufsucht: zum Tivoli. Schmal nur sind die Fußgängerbahnen stellenweise, aber nirgends findet inan häßliches Stoßen und Dränge», wie etwa in der Krimmaischcn oder Petersstraße in Leipzig. Kein freches An rempeln belästigt die Damen, die in Kopenhagen dank dem feineren Leben auch abends allein auf der Straße gehen können. Die Dänin würde sich auch sehr schnell zu helfen wißen gegen ungebührliches Be trauen. sie ist darin sich selbst Schutz genug. Und selbst in den Belustiguiigsstätten der Ungebildeteren, der Fabrikarbeiter, wo diele und die Arbeiter, auch wohl Dienstmädchen den Freuden des Tanzes sich hingeben. — kein rohes oder gemeines Wort, kein freches Wesen der Mädchen, keine rüde Betrunkenheit der Männer. Auch hier Kultur. — Es fällt auch keinem Kopenhagener ein, im grauen Anzug in dir Oper zu gehen. Das Frackjackett ist der gegebene Anzug der Herren! Dabei istKopenhagen nicht die Stadt des luxuriösen Müßiggangs. O nein! Der Kopenhagener arbeitet, er arbeitet zähe und unentwegt an der Ausbreitung seiner Industrie, an der Verallgemeinerung der Bil- ung bei seinen Landsleuten, an sich selbst. Selbst in den Volksschulen wird jetzt in wöchentlich je 2 Pflichlstundcn Deutsch, Englisch und Französisch ge lehrt. Und man arbeitet in einem Land, das mit besonderen Schwierigkeiten zwischen den großen industriellen Nachbaren, zwischen England und Deutsch land zu kämpfen hat. Klein ist das Land nur selbst und sein Bedarf würde bald gedeckt sein von der dänischen Industrie, da heißt cs im Aus land Absatzgebiete finden, konkurrenzfähig sein. Das Land Dänemark ist ja zum weitaus größten Teil Agrarland, und nur Kopenhagen die Perle des Sundes kann sich einer wirklich grossen Industrie erfreuen. Ackerbau und Viehzucht wiegt vor im Lande der prächtigen Wälder. Als wir durch den unendlich schönen Tiergarten bei Klampen borg fuhren, da waren es wieder und wieder die gewaltigen Buchenriesen, die unsere Bewunderung erregten, die herrliche Natur, geschmackvoll gepaart mit verständiger Kunst. In Skodsborg tritt dieser tausendjährige Buchenwald direkt bis an die See Hera», ein Bild von seltenem Reiz. Hier ist gut sein, hier soll der, der ein offenes Auge und Herz für Ra'urschönhciten hat. weilen. Draußen der blaue Oeresund, abgeschlossen am Horizont durch die schwach schimmernde Küste Schwedens und belebt mit stolzen Dampfern und stolzeren Seglern. Vorn an der Küste ein kristallklares Wasser von eigen artiger flaschengrüner Färbung und darin sich spie gelnd die Giganten des Buchenforstes. Auf der Terrasse des Badehotels frohe stolze, freie Kultur menschen bei Tee und Schwcdenpunsch. Leise klingt, unsichtbar von einem dezenten Künstlcrquartett. eine elegilche dänische Volksweise, langsam dahingleitend hat diesen Vorschlag für beachtlich gefunden, aller dings auch auf die Schwierigkeiten hingewiesen, die dieses Verfahren für Arbeiter mit großem Per sonal durch die Mehrarbeit haben würde. Das Ministerium des Innern verlangt nun eine gut achtliche Aeußerung der Handelskammer, die sich mit Firmen ihres Bezirkes ins Vernehmen gesetzt hat. Nur wenige haben in ihren Antworten die Neuerung gutgeheißen. Zahlreiche sehen in ihr nur die Ab wälzung des Schreibwerks auf die Industrie und wollen sie zwar auf sich nehmen, aber nur, wenn in dem erhofften Umfange Vereinfachungen und Er sparnisse bei den Steuerbehörden eintreten. wenn die alten Lohnlisten fortfallen, wenn nicht später hand schriftliche Vollziehung der Karten verlangt wird und Zustellung der Nachweisungen frühzeitiger als bisher erfolgen soll, außerdem die Lohnkarten besser ausgestaltet werden. Vorauszusehcn war, daß jene Firmen, die über eine bedeutende Arbeiteranzahl verfügen, sich entschieden gegen die Neuerung äußern würden. Selbst bei Verwendung von Stem peln werde eine bedeutende Mehrarbeit erwachsen, die durch die unbedingt notwendige Zurückhaltung einer zweiten Ausfertigung »och bedeutend gesieigerr werde. Wolle man diese auch kopieren, weshalb die Karten in kopierfähigcm Druck hergestellt werden dürften, so bringe das Ordnen und Aufbe- lvahren so zahlreicher dünner Blättchen doch große Unbequemlichkeiten mit sich. Man würde schließlich doch auf das zeitraubende Ausschreiben zukommcn müssen. Eine Firma meint sie müsse statt bisher 80 bis 40 Listen 1500 Karten und noch einmal so viele Dopplinae Herstellen, wozu sie Hilfskräfte anstellen müsse. Man fürchtet auch auf Grund früherer Er fahrungen, daß sehr bald ein weiterer Ausbau des Systems mit üblichen Strafbestimmungen folgen werde. Auch der Verfassungs-Ausschuß halte die Zu rückbehaltung von Abschriften der Nachweisungen für geboten aus Len mannigfaltigsten wichtigen Gründen. Selbst wenn die Steuerbehörde die Lohn- und Ge- haltsnachweiis auf Karten anfcrtigen würden, müssen die Firmen für eigene Zwecke Listen führen. Das Kartensystem biete auch wegen seiner Abnutzung und Verlustgefahr einzelner Karten ungonflgende Sicherheit. Die bloße Abstempelung entkleid« di« Karten ihrer Eigenschaft vollgültiger Dokumomte. Mit einer Karte sei es schließlich nicht abgetan, da ja Stadt- und Staatsstcuer in Betracht kommen. Industrie und Handel könne man aber, wolle man keinen unerträglichen Zustand schaffen, nicht noch mehr Belastung durch Arbeiten cmfbürden. Lieber solle man der Heranziehung von Hilfskräften, wenn sie nun einmal nicht zu vermeiden sind, durch die Behörden zrcstimmen. Nach allem habe der Aus schuß, so sehr er auch die Bestrebungen des Dresdner Rates nach Vereinfachung und Verbilligung des Der- waltungsapparatcs anerkenne, der Neuerung nicht zustimmen können und muffe beantragen, das Mini sterium des Innern zu bitten, dahin zu wirken, daß das Kartensystem bei den Gehalts- und Lohnnach- wersungen zur Einkommensteuer nicht eingeführt werde. Die Kammer genehmigte ein« vom Sekretariat im Sinne der Ausschußdarlegungen abgefaßte Hin gabe an das Ministerium. Hierauf wurde zur Wahl von Vertretern der Kammer im Eisenbahnrat in Dresden geschritten. Herr Tobias teilte mit, daß die bis- über das Wasser. Selbst die gefiederten Sänger des Waldes lauschen und die auch sonst vornehm ruhige Unterhaltung der Menschen verstummt. Hier ist Wohlsein: hier will ich heute träumen. — Kunst unü Willenlchstt. * Die Alabama-Expedition Mikkelsen. Der „Frkf. Ztg." wird aus Kopenhagen gemeldet: Nach dem nunmehr zuverlässige Nachrichten eingegangen sind, daß das Schiff der Alabama-Expedition Mikkel sen nicht in Baß Rock, einem im südlichen Teil der Shannoninsel gelegenen Punkt, gewesen ist, kann die Expedition als gescheitert angesehen werden. Der König hat sofort den Veranstaltern der Alabama-Expedition sein Beileid telegraphisch aus gedrückt. T,. Burrian wegen Kontraktbruchs verurteilt. Be kanntlich hat König Friedrich August von Sachsen gegen den Kammersänger Burrian eine Klage weyen Kontraktbruches dem Prager Landesgericht überreicht und die Verurteilung Burrians zur Zahlung der ausbedungenen Konventionalstrafe von 30 000 ver langt. Bei der am Dienstag vor einem Senate des Prager Landcsgerichtes durchgeführten Verhandlung wurde Burrian verurteilt, die Hälfte der Kon ventionalstrafe, demnach 15000 .41, inner- halb 14 Tagen zu bezahlen bei sonstiger Exekution. Bezüglich der anderen Hälft« der Strafe wurde das Klagebegehren abgewiesen. Der Senat nahm an, daß Burrian seinen Urlaub in bewußter vertrags widriger Weise überschritten habe. Burrian legte gegen die Verurteilung Berufung ein. * Das Dessauer Hoslhcater plant für die am 1. Oktober beginnende Spielzeit neben interessanten ersten Aufführungen sunter ihnen Richard Strauß' „Elektra") die Uraufführung von Joseph Reiters „Ich aber preise die Liebe" (Text von M. Morold) und „Dejanrra" von Sa in t-Saöns als deutsche Uraufführung nach der im November stattfin- denken Premiere in der Pariser Großen Oper. Auch das Schauspiel stellt zahlreiche Neuheiten in Aussicht. Als Uraufführung werden neben anderem „Die Foscari" von Otto Rüdel in Szene gehen. * Eine Jahn-Feier. Am 1. Oktober wird eine Gedenktafel an der Geburtsstätte Friedlich Lud wig Jahns in Lanz bei Lenzen am Märkischen Turnlehrertage enthüllt werden. Das einfache, be scheidene Pfarrhaus, in dem Jahn am 11. August 1778 geboren wurde, brannte 1852, im Todesjahre Jahns, nieder. So sott die Gedenktafel an dem an seiner Stelle aufgcbauten Pfarrhaus angebracht werden. Die Enthüllungsfeier ist vom Turnlehrer verein der Mark Brandenburg gleichzeitig als eine Hundertjahrfeier des deutschen Turnens geplant. Nach einem Festgottesdienst vor dem Lanzer Pfarr haus wird der Berliner städtische Oberturnwart Dr. Luckow die Festrede halten. Nach einem Besuch des Jahn-Denkmals, wo ein Kranz niedergelegt wird, fahren die Teilnehmer nach dem benachbarten Wittenberge, wo in der Vereins-Hauptversammlung der Oberbürgermeister Dominicus-Schöneberg über „Stellung und Ausgaben des Turnlehrers in der Jugendpflege" spricht. Mittwoch, SO. September lSN. herigen Herren Vertreter Geheimrat Habe nicht und Kommerzienrat Weich elt (als des ersteren Stellvertreter) auf Grund d«r einschlägigen Bestim mungen auszuscheiden haben. Der Verfassungsaus schuß der Kammer schlage aber deren Wiederwahl vor. Diese wurde denn auch einstimmig vollzogen, worauf Herr Syndikus Dr. Wendtland über die Frage der Errichtung eines Kleinhandelsausschusses bei der Kammer referierte, dessen Errichtung Lurch den Verband sächsi scher Kaufleute zu Waldheim beim Ministerium be antragt worden ist. Die Frage ist nicht neu, son dern schon wiederholt von der Kammer erörtert wor den. Die jetzigen Beratungen des Verfassungsaus schusses haben wiederum zu einer Ablehnung des An trages führen müssen. Neue Gründe für das Ver langen seien nicht vorgebracht worden, und wenn auf die Tätigkeit des Kleinhandelsausschusses der Dresdner Handelskammer bingewiescn wird, so sei zu betonen, daß sich die Leipziger Kammer ohne einen solchen Ausschuß mit denselben Fragen und mit gleichem, ja teilweise sogar weit größerem Er folg« befaßt hat. Man denke an die Regelung des Ausocrkaufswesens, an die Vorträge zur Förderung der Geschmacksbildung des deutschen Kaufmanns u.a. Es werde auf Schädigungen gewiesen, die dem Klein handel in letzter Zeit durch gewisse Institutionen und Gesetze erwachsen seien. Was hier die R schssinanz- reform betreffe, so habe 'die Kammer >>ic Deutschen Handelstage in der Hauptsache gegen sie und ins besondere gegen die Bestimmungen sich erklärt, die jetzt nach den Erklärungen des Verbandes zu Wald heim den Kleinhandel erheblich schädigen. Was die Warenhäuser, Konsumvereine u>w. betreffe, so würde die Kammer derx.il Vertreter in einen etwa zu er richtenden Kleinhandels-Ausschuß auch aufnehmen müssen. Referent weist auf die Schädigungen hin, die das Ansehen der Kammern erleiden würde, wenn deren Kleinhandels-Ausschuß mit seine: Meinung völlig von d§n Beschlüssen der Kammern abwcichen würde. Die Verhältnisse anderer Bundesstaaten könnten mit den sächsischen nicht verglichen werden. Zudem habe die Leipziger Kammer in allen wich tigen Angelegenheiten den Detailhändlern genügend Gelegenheit zu Aeußerungen gegeben, indem sie Sach verständige aus ihren Reihen heranzog. Die Kammer genehmigte eine Eingabe an Las Ministerium, in der dieses gebeten wird, künftig« weitere Ersuchen um Einwirkung auf sie in der Angelegenheit abzulehnen und von allen, die freie Entschließung der Kammer beeinträchtigenden Maßnahmen abzusehen. Die Herren Poetzs ch und Seifert wünschten in längeren Ausführungen nachdrücklichst, daß die Kammer doch noch einmal darauf zukommen möchte, einen Kleinhandessausschuß zu gründen. Die Herren Tobias und Habe nicht betonen ebenso be stimmt. daß'die Kammer stets auch die Kleinhandels interessen sorgsamst gewahrt habe. Herr Wavpler erinnert an die häufige Hinzuziehung von Detail listen, wenn die Kammer Sonderfragen zu erledigen hatte. Namens des Gesetzgebungs-Ausschusses erstattete weiterhin Herr Stadtrat Seifert Bericht über die öffentliche Anstellung und Beeidigung vcn Versteigerern auf Grund der Gewerbeordnung 8 36. Der Antrag auf solche Anstellung geht von der hiesigen Gewerbe kammer aus. Der Rat der Stadt, bei dem er einge reicht wurde, erbittet nun gutachtliche Aeußerung der Handelskammer, die sich schon früher mit dieser Frage * Eine Ehrung Franz Dittmars. Aus Nürnberg wird uns geschrieben: Dem Verfasser der Festspiele zu Altdorf i. B., Verneck, Neustadt usw., Schriftsteller Franz Dittmar in Nürnberg, ist anläßlich der Uraufführung seines letzten erfolgreichen Werkes „Auf der Kaiserburg zu Eger" vom Prinz regenten Luitpold von Bayern sein Bild mit Widmung übersandt worden. Das erwähnte Freilichtdrama wurde bekanntlich im Sommer d. I. gelegentlich der „Wallenstein"-Fest- spiele in Eger in Gegenwart der kaiserlichen Prinzen usw. im Burghof der alten Kaiserpfalz unter großer Teilnahme mit großem Erfolg aufgeführt. * Der gotische Brunnen in Rottenburg wird ver kauft. Aus Rottenburg am Neckar geht uns die befremdende Nachricht zu, daß der köstliche gotisch« Brunnen auf dem Marktplatz abgetragen wird, um verkauft zu werden. Man sägt, daß von Frankreich aus 100 000 dafür geboten seien. Was sagt das württembergrsche Landcskonservatorium dazu? Und der Landesbischof von Württemberg, der kunstsinnige Dr. Keppler, der gerade in Rottenburg seinen Sitz hat? * Neuer Bilderaustausch zwischen München und Nürnberg. Die Neuordnung der Münchner Pina kothek hat jüngst einen weiteren Bilderaustausch zwischen den Münchner und Nürnberger Gemälde sammlungen zur Folge gehabt. Das Germanische Museum hat dabei diesmal sehr günstig ao- geichnitten. Im vorigen Jahre war bei dem ersten Bilderaustausch ein Gemälde des altkölnischen Meisters der h. Sippe als Gegenstück zu einem im Germanischen Museum befindlichen an dieses ab- oegeben worden. Es zeigte sich aber, daß beide Werke zur Ergänzung eines in München befindlichen Altars notwendig sind. Dem Germanischen Museum wurde dafür auf seinen Wunsch eine Anbetung der Könige vom gleichfalls altkölnischen Meister des Marienaltars und Cranachs Bildnis Christian II. von Dänemark zugestanden, das schon früher in Nürnberg war. * Eine niedergebrannte Riesenbibliochek. Die zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts von Dom Johann Six in Rio de Janeiro gegründete National bücherei ist niedergebrannt. Der Materialschaden beträgt zwanzig Millionen Mark. Zweiausend Mann sind arbeitslos. Viele wertvolle Archive, Berichte und Statistiken sind zerstört worden. St. Hochschulnachrichten. Als Vertreter des nach Berlin berufenen Professors G. Killian auf den Lehrstuhl für Laryngologie und Rhinologie in Frei burg i. Breisgau ist der Privatdozent Dr. K. Marx aus Heidelberg für das bevorstehende Wintersemester berufen worden. — Der Privatdozent an der Uni versität Bern Dr. Hans Richter hat einen Rus als Professor für Veterinäranatomie an die Uni versität Philadelphia erhalten. — Der Direktor des Zoologischen Instituts in Breslau Professor M. Kukenthal und der Direktor des Botanisch- Physiologische» Instituts in Breslau Professor F. R o s c n haben in den letzten Wochen einen Kursus in praktischer Meeresforschung geleitet, an dem sechs deutsche Studenten teiluahmen. Die Forschungen wurden im Romsdals- und Drontheimfjord oor- genommen und haben überaus günstige und inter essante Resultate ergeben.
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