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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 12.09.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-09-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110912026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911091202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911091202
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-09
- Tag 1911-09-12
-
Monat
1911-09
-
Jahr
1911
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Vier Nr. 253. l05. Iatzrgans Olensrsy, l2. September ISll Letortaer Dsgeblsn. Sitz * Köln, Temperatur des ^luMaUers aw, Tb« Wer nicht j betröge s« Weimar dem Ra Deutsche sie nicht der ver sterblich historike ihrer V in eine stehen d das; der tonismr freilich Endl unseren geber s Pessimfi Der Op und sei dund", eingelei Lothar, reichbco dem do mit pH vermißt Anhang Romani spielerst origine! höheren es wir Kunst r Boni hundert jpieler wir R Stück l bietet. Oeffentli darf n< tannt wi di-' Drda Ning, de seitens k >>erstellu Fußwegs non Kil> Paunsdc diesem I für M a die Kem in Thekl Schweine ständnisst nom Gri Prabstde geheime und Geh Dabei wurden 8 Personen verwun- . ' ' . 2m ganzen Bergwerks- Oriedo wurde der Generalstreik prolla» Unter von No eine öffe Amtshau selbe» d« Volksbib! such um ' Werbung Nr. 186a seitens d> trag ^um für die 2 einen» 1. Bouabga Markt Nachtrag ungsplan Nachtrag nchmigm Gemeind durch die den Hock schlug, di des in L Halts des Nachtrag für das Umbezirk ein 2. 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(Eig. Drahtmeld.) Wegen Tarrfdifferenzen, die zwischen den Ar» beitgebcrn und dem Transportarbeiterverbande ent standen find, brach hier ein Fuhrmannsstreik aus, der gestern zu ernsten Streikexzessen führte. Es sollen Arbeitswillige mit Schußwaffen bedroht, Ladungen von Rollwagen geworfen und Pferde aufgehalten worben sein. Die Polizei traf umfassende Schutzmafircgeln. Das Zarenpaar in Kiew. Kiew, 11. September. (Cig. Drahtmeld.) Zur Feier des Besuches der kaiserlichen Fa milie ist die Stadt festlich geschmückt. Die Strotzen sind von einer freudig erregten Menge dicht gefüllt. Der Kaiser und die Kaiserin besuchten die Sofiakirche und das Kiewopctscherskkloster, auf den Straßen von der Bevölkerung begeistert begrüßt. Im Palais fand später ein Empfang der orthodoxen und anders» gläubigen Geistlichkeit sowie der monarchistischen Organisationen statt. Der bulgarische Thronfolger ist hier eingetrosfen. * Di< und Dr, nitzer A das K a Gesamte Rücksicht um nach der sc verme faßt: D den wii Die Au> in volle falls bi- Biographien. 2n der Stiftskirche zu St. Johannis in Liegnitz grützt ein verfallenes Grab ohne Stein und Kreuz. Der Held aus vergangenen Zeiten, der hier begraben liegt, braucht kernen Leichenstein zu seinem Ruhme und war doch nur ein einfacher Mann. Aber über dem Fürstensteiner Grund droben in derSchloßbüchcrei kündet uns Nachgeborenen eine abgegriffene, lücken hafte, dickleibige Pergamenthandschriit die Taten und Leiden, die Fahrten des wackeren Ritters Hans von Schweinichen, der Herzog Heinrich dem Elsten von Liegnitz Hosmarsmall, Fürstlicher Rat und Kumpan, allzeit in allem ein treuer Knecht gewesen ist bis an seinen seligen Tod Anno 16l6 am Dreiundzwanzigsten des August. Ihrer drei Lebensbeschreibungen deutscher Adliger des 16. Jahrhunderts sind uns überliefert, davon die Götzens von Berlichingen durch Goethe zu höchstem Ruhme gelangte. Weniger bekannt ist die trockene Lebensbeichte Schärtlins von Burtenbach, am unbekanntesten aber ist die letzte der drei. Hans von Schweinichens dickleibige, lustiae Beschreibung »einer Taten und Fahrten. Heinrich Conrad, dem wir vieles auf diesem Gebiete danken, hat sie letzthin sorglich überarbeitet herausgegeben und Georg Müller in München hat eine sehr geschmackvolle Ausgabe von 80t) numerierten Exemplaren veranstaltet, die gewiß bald vergriffen sein wird und hoffentlich noch gar oft neu aufgelegt werden muh, denn es ist ein wahrhaft köstliche» Buch Kein anderes Werk ist auf unsere Zeit über kommen, das den Geist seiner Jahre und Menschen so erschöpfend und überzeugend zum Ausdruck bringt. Das Reisen und Schuldenmachen der fürstlichen Herren, die Lage des Adels, die Not des Landes. Intrigen und Kabalen, das alles tritt hier überaus lebendig vor uns hin und wir werden nicht müde über den 600 Seiten, denn immer und überall steht der Helo selber, Herr Ritter Han» von Schweinichen, mit seinem urwüchsigen Humor, seinem köstlichen Leichtsinn mitten in den tausend Szenen und Be richten, uralt Bild um Bild mit seinem markigen Griffel und verschwendet mehr Phantasie und Ro mantik aus einem Blatt als ein Dutzend zunftperechte Dichter in wöls Büchern. Es ist etwas von der Art Hans Sachsens und Albrecht Dürers zugleich in ihm. „Lies, lieber Leier, unfern Hans und freue dich!" mahnt der Herausgeber. Und in der Tat, wer nur einmal einen Blick hineingetan hat in diesen amü santen. lehrreichen „Wälzer", mufz den prachtvollen Kerl lieb haben und gestehen, bah man au» keinem Sasonow» Abschied. Petersburg, 12. Septbr. lT. D.) Wie der „Rjetsch" meldet, ist der Rücktritt de» Ministers des Aeußeren Sasonow bestimmt im kommenden Frühjahr zu erwarten. Bereit» jetzt soll es in Hofkreiien beschlossene Sache sein. Als Nachfolger Sasonows wird der jetzige Botschafter in Konstan tinopel, Tscharykow, der schon wiederholt als zu künftiger Minister de» Aeußeren bezeichnet wurde, genannt. Gleichzeitig kündet der „Rjetsch" einen Wechsel in der russischen äußeren Diplomatie an. Der russische Botschafter in Washington, Baron von Rosen, loll durch den ehemaligen russischen Botschafter in Tokio, Bachmetjew, ersetzt werden. Teuerungskrawalle in Frankreich. Paris, 12. Sept. Gestern trafen aus der Um gegend 5000 Manifestanten in Eharleville ein, die sich zu einem Zuge vereinigten. Bon den Be hörden waren strenge Maßregeln getroffen worden. Die Dragoner aus Sedan und auch das 91. Infan terieregiment standen unter Waffen. Um 4 Uhr zogen die Demonstranten durch die Straßen von Charleville nach Meznieres, um dort den Polizei behörden ihre Beschwerden vorzutragen. Die Polizei behörde hatte in den Straßen Barrikaden errichtet, die jedoch von den Demonstranten auseinander gerissen wurden. Der Präfekt der Ardennen empfing eine Abordnung der Manifestanten, die ihm ihre Bitten um Ermäßigung der Preise für Fleisch. Butter und Eier vortrugen. Auf dem Rück wege kam es wiederholt zu Zusammenstößen zwilchen den Polizisten und den Manifestanten, wobei mehrere Personen schwer verwundet wurden, darunter auch ein Polizeikoinmissar. Ec wurde ins Krankenhaus gebracht. Verschiedene Verhaftungen wurden vorgenommen. Blutige Streikunruhen ln Bilbao. Bilbao, 12. Sept. lE. D.) Bei der Ein» und Aus fahrt der Grubenarbeiter kam es zu neuen Un ruhen, wobei die Gendarmerie feuerte. Mehrere Personen wurden verletz t. Die meisten Bergarbeiter im Kohlenbecken von Bilbao legten die Arbeit nieder. — InBaracaldo schossen die Streikenden auf die Gendarmerie, die den Angriff erwiderte. D ' det, davon ^wei schwer, decken von miert. alten Folianten so lustig belehrt werden kann. Kulturhistorikern ist der Schweinichen längst eine unerschöpfliche Quelle, denn der Autor Schweinichen war trotz seine» lebenslangen Umherstreichens ein so ordentlicher Haushälter, daß er selbst «eine paar Rechnungen getreulich in sein Buch schrieb, so daß wir im Testamente seiner gottseligen Frau Ehe liebsten heute noch Preis und Art aller Tücher, Taffen, Teller und Kannen nachzulesen vermögen. Das Buch mit dem springenden Schweinchen im Wappenschild gehört als Kuriosum und Herzens weide in jede gutbedachte Hausbücherei. Außen und innen von ganz anderer Art ist eine spätere Lebensbeschreibung, die des „Chevalier von Gramont, Hamiltons Memoiren und Geschichte", die Karl Federn ebenfalls bei Georg Müller heraus gab. Karl Walser zeichnete Einband und Titelblatt mit erlesenem Geschmack und der splendide Verlag stattete das Prachtwerk mit hundert zeitgenössischen Porträts aus. Diele numerierte Ausgabe von 1500 Exemplaren stellt sich dem großen „Casanova" Müllers ebenbürtig zur Seite. Wie dieses Aeußere ist auch der Inhatt von Schweinichen grundverschieden. Dort Derbheit und Gradheit, hier galante höfliche Art von zierlichen Wendungen und zarten Blüten der Konversation. An den Höfen zu Paris wie zu London, die der elegante Chevalier von Gramont schildert, atmet alles Spiel und Freude. Liaisons üverall. Für einen derben, deutschen Schweinichen wäre hier kein Platz gewesen. Aber unser Chevalier, mitten im Wirvel und Trubel höfischer Ueppmkeit, ist ein gewissenhafter Chronist der frivolen Gesell schaft. und was der Achtzigjährige dem Märchen erzähler Hamilton in die Feder diktierte, Erinne rungen seiner schwelgerisch vertanen Jugend, wird zum abgerundeten, ausgeglichenen Sittenbilde von kulturhistorischem Werte. Auch diesem stilecht aus gestatteten Werke gebührt «ein Platz. Geringwertiger in der Form, aber hochinteressan ten Inhalts ist das Romanwcrk der amerikanischen Sängerin und Pianistin Mabel Wagnalls „Das ver hängnisvolle Schloß", ein Charakterbild der Favo ritin Ludwigs des Fünfzehnten, der Marquise von Pompadour. Der Verlag Otto Hendel in Halle hat es kürzlich in ge'chmackvoller Ausstattung auf den Markt gebracht. In ihren historischen Quellen studien schürfte die Verfasserin freilich nicht ief genug Und ließ sich auch mehrfach krreleiten, aber trotzdem kann der flott geschriebene Roman zur Ein führung in die Zeit der Pompadour manches nützen. Hoch oniurechnen ist Mabel Wagnalls. daß sie der Pompadour, wie es ganz zu Unrecht so lange Zeit geschehen ist, gewiße Begabungen lin der Musik) und guie Eigenschaften und Absichten nicht völlig ab spricht. fangen wir doch heute überhaupt an, manche fürstliche Maitreffe der Vorzeit mit anderen Augen zu sehen und lernen erwägen, daß diele Frauen bei aller Verwerflichkeit ihrer Lebenshaltung für Kunst und Wissenschaft, ja für das Wohl ihres Landes oftmals durchaus Beachtenswertes geleistet und weit aus mehr genützt haben, als man bis heute gemein hin annahm. Das wird uns so recht offenbar über einer vor trefflichen Monographie der Geliebten Friedrichs des Großen Barberina Cam panini, die ein Deutscher und ein Franzole, Jean Jacques Olivier und Willy Norbeck in fruchtbarer Zusammenarbeit verfaßt haben und die in geschmackvoller Ausstattung mit zahl reichen, wertvollen Bildbeigaben bei Marquardt und Co. in Berlin erschienen ist. Es ist ungemein reizvoll, das Verhältnis des großen Königs zu der berückenden Balleteuse aus Parma näher kennen zu lernen, um deren Auslieferung willen sogar einmal ein diplomaiischer Konflikt auszubrechen drohte. So sehr der Philosoph von Sanssouci den Reizen der verführerischen Barberina huldigte, so wenig verstand er Spaß, wo es sich um Kontraktbruch oder Pflicht» Verweigerung handelte, zumal er der Campanini eine für seine Verhältnisse fabelhafte Gage von 5000 zuletzt 7000 Talern zahlte. Zieht man in Betracht, wie großen Einfluß die schöne Barberina in Berlin auf die damalige bildende Kunst gehabt hat, so muß man zugeben, daß auch das Interesse des Königs für sie wohl mehr ein ästhetisches gewesen ist: ihre Armut und ihre geistvolle Art fesselten ihn so sehr, daß er sie durch den Hofmaler Antoine Tesne viel- fach in seinem Schlosse verewigen ließ. Der Sohn seines Großtanzlers v. Cocceji entführte ihm die Angebetete, und als treusorgende, sittsame Baronin von Cocceji ist die ehemalige Prima Ballerina der Berliner Lo oper auf dem schlesischen Adelsgute Barjchau in die Gesellschaft eingetrelen. Ihre Ehe wurde später geschieden. Von ihrem hunderttausend Taler betragenden Vermögenpründetedie„Aevtissin" von Barschau ein adliges Fräuleinstift und starb 1799 hochdetagt in Züchten und Ehren. Eine seit» fanie Frau, unserer lebhaftesten Teilnahme würdig. In das Zeitalter vor Ausbruch ver französischen Revolution gehört auch der Kultur- und Sitten spiegel, den der bekannte, tolle Magister Laukhard aus Halle mit seinem „Wild und Rheingiaf Carl Magnus" bietet. Dr. Viktor Petersen, der sich der Laukhardbücher verständnisvoll annabm, hat auch dieses Werk eingeleitet und bei Rodert Lutz in Stuttgart herausge leben. Wie Laulhards vielae- lesene „Leben und Schicksale" wird auch diese» einzig» Marokkoangelegenheit enthalten. Als erste Rednerin sprach Rosa Luxemburg. Der Varteivorstand hat den Artikel der »Leipziger Volkszeitung" nicht einmal gelesen, sonst hätte er eine Reihe seiner Vorwürfe gar nicht erheben können. Ich soll der Partei unter schlagen haben, daß Molkenbuhr in einem Briefe klar gesagt habe, daß der Bries nur seine private Mei» nung enthalte. Da» habe ich aber in dem Artikel ausdrücklich geschrieben. Von einer Indiskretion meinerseits bei Veröffentlichung des Briefe» Molkenduhr kann keine Rede sein, denn Molken- buhr hat genau dasselbe wie in dem Briefe in Berlin vor ver>ammeltem Volke erzählt. (Hört, Hörti) Der Varteivorstand hat sich einer groben Unter lassungssünde schuldig gemacht. Meine Sünde besteht lediglich darin, daß ich meine Ansichten über die verspätete Protestaktion gegen den Imperialismus ausgesprochen habe. Tatsächlich sind wir durch unsere verspätete Aktion gegen den Imperialismus in eine schiefe Lage gegenüber der Internationale geraten. (Bebel ruft: „Das ist nicht wahr!") In der ganzen Marokkoangelegcnheit ist der Parteivorstand nicht Ankläger, sondern er ist e», der sich vor uns verteidigen muß. Aber ich verzeihe dem Partei vorstand und gebe ihm den väterlichen Rat (stürmische Heiterkeit, Bebel ruft: „mütterlichen Rat", erneute Heiterkeit, in der die letzten Worte der Rednerin verloren gehen). Chefredakteur Lensch Leipzig spricht in gleichen, Sinne. Wenn man uns Redakteuren die Kritik an Maßnahmen des Vorstandes verwehren will, dann setze man gefällig lieber gleich politische Schlasmützen in die Redaktionen, lieber den Marokkoftugdlättern des Parteivorstandes scheint kein glücklicher Stern zu leuchten. Es handelt sich nicht darum, ob Frau Luxemburg eine Indiskretion begangen habe, son dern ob der deutsche Parteivorstand in der Marokko frage seine Pflicht erfüllt hat oder nicht. Redakteur Dittmann-Solingen: So wie bisher, kann es nicht weiter fortgehen. Wir sind geradezu in eine Abhängigkeit von den Gewerk schaften hineingekommen. Das Organ der Buch drucker kann schreiben was es will, in Partei blättern aber verbietet der Parteivorstand, Kritik an den gewerkschaftlichen Blättern zu üben. Neichstagsabg. Ledebour: In der Marokko-Frage hat sich hier niemand anders zu verteidigen, als der Parteivorstand. Das Vorgehen gegen Frau Luxem burg wirkt genug, um den Kern der Frage zu ver» pfuschen. (Unruhe.) Wenn Genossin Luxemburg nicht mit ihrer Kritik gekommen wäre, dann hätte der Parteivorstand noch heute keinen Finger gerührt. Wenn wir angefangen hätten, hätte Frankreich, England und Spanien mitgctan. Das Nein des deutsche n Parteivorstandes hat zu einer Schädigung des Ansehens im Ausland ge führt. Es muß das große Problem Loch yelost werden, was wir gegen den Krieg tun muffen. Wir müssen uns mit den Parteigenossen anderer Länder verständigen. Das ist dann Ausgabe vertrau!« ch er Besprechungen. tHört, hört!) Diese große und wichtigste Aufgabe des kämpfenden revolutionären Proletariats muß erfüllt werden. Dazu müssen wir den Parteivorstand vor- wärtstreiben (Beifall.) Neichstagsabg. August Bebel: Ich will nur auf den politischen Teil der Vorwürfe eingehen und mich zunächst mit der Genossin Luxemburg beschäftigen. Sie sagt der Parteivorstand habe ein ungewöhnliches Vorgehen gegen sie eingeschlagen. Das Vorgehen war allerdings insofern ungewöhnlich, weil vorher das Vorgehen der Genossin Luxemburg gegen uns ein sehr ungewöhnliches war. Die Genossin Luxemburg hat aus Verhandlungen, die entschieden vertraulicher Natur waren, Bruchstücke ver öffentlicht und sie hat diese Indiskretionen noch Lazu in einer Weise veröffentlicht, die mit der Wahr heit im Widerspruch stehen. (Lebst. Hört! Hört!) Ich kann schon heute sagen, daß in einer privaten Unter haltung mir der Sekretär des Internationalen sozia listischen Büros sagte, er wäre dazu übergeaanoen, künftighin der Genossin Luxemburg als Mitglied des Internationalen sozialistischen Büros überhaupt kein« Mitteilungen mehr zu machen. (Lebh. Hört! Hört!) Es sei dies nicht die erste Indiskretion der Genossin Luxem burg (erneutes Hört! Hört!). Daraus habe ich gcsagt, er soll das lieber nicht tun und darüber die Entscheidung dem Internationalen sozialistischen Bureau selbst überlassen. Die Darstellung der Ge nossin Luxemburg von der ganzen Cache ist falsch. Sie hat aber nicht nur in dieser Weise Moltenbubrs Brief mißhandelt, sondern sie hat auch ebenso meine Aeußerung mißhandelt. Ich wollte travaile" kritisiert worden. Ich stelle fest, daß die französische Partei ausdrücklich erklärt stat, sie hätte nichts dagegen. (Hört! Hört!) ! Quarck-Frankfurt: Wrr wenden uns nicht gegen die Kritik an dem Parteivorstand, sondern gegen die persönliche Methode durch Ausschlachtung vertraulicher Briese. (Sehr richtig.) — Im übrigen batte ja der Parteivorstand zeitiger eingreisen können, aber auch lo ist nichts verloren. Neichstagsabg. Legten: Alles was geschehen konnte, ist geschehen. Die Handlungsweise der Genossin Luxemburg ist zu mißbilligen, ganz gleich, ob sic Briese entstellt hat oder nicht. Entscheidend ist, daß sie diese Briese nicht als Schriftstellerin erhalten hat, sondern als Mitglied des internationalen sozialistischen Bureaus und zwar nicht einmal für die deutsche Nation. Infolgedessen statte sie kein Recht, dieie Briefe zu Zeitungsartikeln zu verwenden. Sie hat also damit Mißbrauch getrieben. In der Sache der Buchdrucker Stellung zu nehmen, hat selbst der Gewerkschaftskongreß abgelehnt. Es handelt sich hier eben um eine Angelegenheit, die für die Agitation des Buchdruckerverbandes von entscheiden der Bedeutung ist. Die Angriffe gegen den Partei vorstand sind unangebracht. (Bravo!) Parteisekretär Wels-Berlin begründet einen An trag Berlin 4, eine planmäßige Landagitation einzurichten. Mit einem Zirkular ist Ler Vorstand nur bestrebt gewesen, dem Krakehl in der Partei, der immer wieder von bestimmter Serie angegangen wird, vorzubeugen. Das sollte der Parteitag aner kennen. In der Marokkos rage hat der Parteivor stand die Situation richtig beurteilt. Die ganze Art der Kritik gewisser Kreise in der Partei zeigt sich in dem Begrüßungsartikrl in der „Leipz. Volksztg.", wo Katttrcky erbarmungslos zum alten Eisen oeworfen wird. Wer nicht derselben Meinuna ist wie Genosse Lensch, wird vermöbelt. Der Zustand, in dem Lensch diesen Artikel geschrieben hat, berechtigt zu den schönsten Hoffnungen. Neichstagsabg. Molkcnbustr rechtfertigt gleich falls seine Haliung und wendet sich noch einmal gegen das Vorgehen der Genossin Luxemburg. Darauf wurden die Weiterverhandlungen auf Dienstag vertagt. Die Beschlussfassung über folgenden Antrag Bremen wird eine namentliche sein: der Antrag lautet: Der sozialdemokratische Verein Bremen be dauert. daß der Parteivorstand es nicht für nötig gehalten hat, in eine allgemeine Aktion aegen den Marokko-Rummel einzutreten. Die Versamm lungersucht den Parteitag, dafürSorge zu tragen, daß der Parteivorstand in Zukunft solch wichtige, die ganze zivilisierte Welt in Aufregung setzende Fragen nicht zu gleichgültig behandelt. Die Sitzung fand ihren Abschluß mit einer Ehrung für Molkenbuhr, der heute seinen 60. Geburtstag feiert. artige Kulturbuch wieder berechtigtes Aussehen er regen. Es schildert die verwilderte, verbrecherische Günstlingswirtschaft im Ländchen des Rheingrafen cmm ira vt. ktuclio, dafür aber umso überzeugender. Laukhard, der alte Landstreicher, wird hier zum An walt eines von Willkür schändlicher Despoten ge knechteten Landes, dessen Herrscher zuletzt durch kaiser lichen Machlspruch auf Hohenstein gefangen gesetzt wird. Eines schreit aus oem Buche voll Verkommen heit: Es war die höchste Zeit für das heilige römische Reich deutscher Nation, zu Grabe getragen zu werden. Europa war reif für die große Reinigung durch die französische Revolution. Ein anderes, nicht weniger interessantes Stück Sittengeschichte, diesmal aus dem wüsten akademischen Leben um die Wende des 18. Jahrhunderts bringt Laukbards wenig bekannte» „Euterkappers Leben und Leiden" bei, eine tragisch-komische, erbauliche Historie aus dem alten Gießen, von der bei Alfred Topelmann in Gießen unlängst ein schlichter Neudruck erschien. Die Historie des letztlich als Häscher auf dem Miste von einem Knecht mit der Dunggabel er- stochenen Magisters sei allen alten und jungen Aka- demikern angelegentlich zur Lektüre empfohlen, zumal den jungen, denn es ist eine Not, daß unsere Stu» denten so wenig um die Geschichte und Vergangen, beit ihres freien Standes Bescheid wissen, dessen Wandlungen das Fortschreiten der Kultur aufs deutlichste versinnbildlichen. Kaum weniger verderbt als die Tage Eulerkappers er scheint uns die Zeit Goethes. Schillers, auch Richard Wagners, wenn wir Paul Dähne in seinen wenig pietätvollen Mixtum Compositum „Heroen im Neglige" folgen wollen, da» kürzlich bei Otto Hendel erschienen ist. Rei-voll, wenn auch nicht immer un gezwungen sind Dähnes vielfache Vergleiche und Uebcreinsttmmungen zwischen Bavreuth und Weimar als Kulturzentren sowie den Lebenskreisen ihrer beiden großen Träger Goethe und Wagner. Das im übrigen überreich und nicht überall geichmackooll ge botene Episoden- und Anekdotengemisch braucht man nicht durchweg für bare Münze ru nehmen. Unsere Heroen würden sonst zuguterletzt nicht mehr ,,im Neglige", sondern splitterfasernackt als gespenstisch« Klappergerüste vor uns stehen. Ich setze ein Wort de» Verfassers (S. 253) als Motto und Wertnote hierher: „Mehr kann man nicht verlangen! Welch eine Themenfiille für die Klatsch, basen!" — Basta. Oder soll ich noch ausdrücklich betonen, daß dieses wohl weniger frivol gemeinte als frivol anmutende Buch eines plauderfroben Journalisten nicht in die Hände unreifer Menschen gehört! Das Preffestimmen-KapUsl über das neu Wirrwarr iu Perfieu. , 12. September. sEig. Drahtmeldung.) Die „Kölnische Zeitung" meldet aus Teheran: Die Lage wird immer verwickelter. Von allen Seiten werden Kämpfe und Unruhen gemeldet, so aus Schiras, Hamadam, Täbris und Ardebil. Freund wie Feind plündern die Landbevölkerung, die nicht mehr die Felder bebaut, weshalb für das kommende Jahr eine Hungersnot befürchtet wird. Die Regierungsgewalt beschränkt sich fast aus schließlich auf Teheran. Hier ist noch nicht entschie den, wer ge^en den siegreichen Salar cd Dauleh ziehen soll. Der ehemalige Schab soll in Masenderan den Negicrungstruppen eine schwere Nieder lage beigebracht haben. nicht, daß wir das Pulver zu früh verschaffen und Liese bedingte Zustimmung macht sie zu einer glatten Ablehnung. Das ist ein unerhörte» verfahre«. (Lebhafte Zustimmung.) Sie hat vollständig unter schlagen, daß wir, als es brenzlich wurde, als die Rede von Lloyd George kam, weitergehen wollten, als alle anderen Länder. Ich bin damals einge treten für eine große Demonstration in Brüssel. Die Darstellung der Genossin Luxemburg über das Ver halten des Parteivorstandes in dieser Sache ist von Ä bis Z falsch oder mindestens mißverstanden. Nun beruft sich Ledebour auf seine dokumen tarische Darstellung der Sachlage. Er hätte wenigstens, wenn er objektiv sein wollte, schildern müssen, daß Verhandlungen stattgesunden Haden. Davon lesen wir aber in seinem Artikel nichts. Hyndmann soll in der „Iustice" geschrieben haben, er habe vier- mal bei derDeutichen Partei angesragt, aber niemals Antwort bekommen Als wir das erfuhren, machten wir ganz verdutzte Gesichter: denn uns war von einer solchen Anfrage nichts bekannt. Ich habe nun heute Quell gefragt, um was es sich handelte und Quell hat mir gesagt, daß im November 1909, al,o zu einer Zeit, als Marokko noch gar keine Nolle spielte, Hyndmann sich an uns gewanLt hätte. (Hört! Hört!) Damals sollen wir abgelehnt haben. Ich weiß aber auch von dieser Ablehnung nichts und Molkenbuhr ebenfalls nichts. Die ganze Sache tchwebt in der Luft, und auf Grund dieser Sachlage stellt sich Genosse Ledeoour hin uns schreit im Brust ton der Uebvrzeugung in die Welk hinaus: Die deutsche Sozialdemokratie wolle nichts lun und dabei waren wir in London und in Paris überall dabei. Wenn es eine Nation gibt, das läge ich, ohne an deren Nationen zunahe zu treten, die gegen die Inter, nationale jederzeit ihre verdammte Pflicht und Schuldigkeit getan hat, so ist es die deutsche Sozialdemokratie. (Stürm. Beif.) Es ist . eine der schwersten Herabwürdigungen der ganzen Partei, wenn man derartige, in keiner Weise begründete Anklagen in die Welt schickt. Wir sind materiell für die rmsische Revolution mit mehr als einer halben Million Mark eingetveten und haben unendlich viel mehr aeleistet als die ganze Internationale zusammen. Neber einen Satz der Rede des Genossen Ledebour habe ich mich gefreut. Er wollte Einzelheiten vertraulichen Besvrechungen überlassen. Was sagt denn die Genossin Luxemburg zu solchen vertraulichen Besprechungen? (Sehr gut!) Die Genossin Luxemburg hat im vorigen Jahre mit Kautsky erne Polemik geführt, in der selbst Kautsky gescheiter getan hätte, er hätte seine Feder ver rosten lassen (Heiterkeit). Aber wenn Genossin Luxemburg in diesem Jahre aus reinen Privat briesen Kautskys veröffentlicht, dann kann Kautsky mit Recht sich gegen diese Indiskretion wenden (Beifall). Ich habe mir von diesem Augenblick an vorgenommen, der Genossin Luxemburg nichts mehr zu schreiben, wovon sie mal Gebrauch machen kann (Heiterkeit und Zustimmung). Und nur noch eins! Man verlangt vom Parteivorstand immer Initiative. Ich tu das auch. Glauben Sie nicht, daß ich mit dem Parteivorstand zufrieden wäre (Heiterkeit). Ich habe wiederholt gesagt, seid froh, daß ich euer Kollege bin, wenn ich es nicht wäre, ginge es euch schlecht. Jeder hat das Recht, uns zu kritisieren, und wir haben das Recht darauf zu antworten, wenn wir die Kritik einer Antwort für wert halten (Sehr richtig!). Ich kann Ihnen nur sagen, es wird nicht zu viel, es wird zu wenig kritisiert, und ich habe mich oft gewundett, daß wir so wenig kritisiert werden. Es gibt an uns mehr zu kritisieren, als ihr glaubt. Ich will es euch nur nicht verraten (Heiterkeit). Wenn ihr allo sslaubh uns vorwärts schieben zu muffen, tut es in Gottes Namen, aber tut es nach der richtigen Seite. Wenn wir nicht die Ueberzeugung haben, daß Las geschieht, dann werden wir uns wehren. Im übrigen donnert weiter, über den Erfolg bin ich mir nicht im Zweifel (Stürm. Beifall). Clara Zetkin »Stuttgart: Bebels Ausführungen lauten darauf hinaus: Ihr Parteigenossen habt das Recht der Kritik an den Handlungen des Parteivor standes: wer aber von diesem Rechte Gebrauch macht, läuft Gefahr, abgekanzel tzu werden. (Zustimmung und Widerspruch.) Daß Genossin Luxemburg die Partei irregeführt hat, tann ich nicht zugeben. Wir müssen auf diesem Parteitag dafür Sorge tragen, daß der Vorstand so organisiert wird, daß er jeden Augenblick an der Spitze der Organisation steht. (Lebh, Beif.) Neichstagsabg. Robert Schmidt»Berlin ist die Teilnahme von deutschen Gewerkschaftsvertretern an einer Friedensdemonitration der „Confedcration du tt. Eeptbr. abds.ttUhr Eeptbr. irüh , Uhr >2. Septbr. mttgs.i2Uhr Schwimmanstaltssift«) 17,0'0 16,0 6 16.5° 0 Germaniabad (Ptribo 17,0° 0 16,0 °O 16,5 °O Gemeindebad Schönefeld (Pariho 15,0° 0 14§°0 14,5° 0
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