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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 12.09.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-09-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110912026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911091202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911091202
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-09
- Tag 1911-09-12
-
Monat
1911-09
-
Jahr
1911
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Bezug-Preis kür U«»«», «n» v,r»n« «»ritz »nie« Iraaei «n» Eo,dit»»r, Lmal tigltch in» p«u»» «ed:aa>i SU Pt. m»nall„ L7u p!k. oieneliatzrt «»i »niern AiUolen » An» natzmrKeUr» adgiholl 7S PI. monatU, LS All. oienelstitzkl. Vnr» »>« V»N: mnerdatd Leuiich^no« ono oei be»Nch«n Kolonien oletteljädrl. r.SU Ott. monaU. l^U All >>u»kchl Polcdeirrllaetd gerne» tn ipelgien, vanrmart. ben lonausioaren, IlaUrn Lu;emdura -trevertande Nor wegen Oeneirrick - Ungarn Nagland. Schweden Lckweu a Eoanlen 2a allen übrigen Liaaren nur drrrki ourch du lbelchairsilell» de» Vlane» «rdaltluL Da» Lerouu«» tagedlao «rlcheinr »mal lagirüi Son», u. geienag, nur morsen». Abonn»men«»-Ännodm» 2»da»ni»««N» ll, de» anirren Tragern. Filialen. Soedlleuren und LnnabmelleUrn. iowi« Ilouamurn oird Lrretttagern. Abend-Ausgabe. MMtr Tagtblaü , l 14832 lAachrauIchlrch, _ . s 14 892 l«nchta,!chUchj Lel.-Äuscht.! 14 6S3 LN.-Änschl.j 14 893 !l»694 L» s 14 694 Ämtsölatt des Rates und des Volizeiamtes der Ltadt Leipzig. Ameigeu Preis f»r Inserate au» Ueipsta und Umgeb»»« die llpaltige Petitjetle SPf dte Neklame- »etl« 1 Ml. von au»wart, 30 Ps„ Reklamen U20 Ml.' Inserat« von Lehörben im anp lichen leit die P-titrrile 20 Ps Geschäslranzetgen mit Platzvorschnften >m Breis« erhöh» Rabatt nach Tarik Beilagegedühr Eelamr- auslag« ä Ml. p. Tausend «rlt. Poftgedühr. Teilbeilage Hoyer. ffeftertetlU Äuktrage können nicht »urü<I> aerogen werden Für da» Erscheinen an oestinrmten Tagen and Plätzen wird keine Garantie übernommen. Anzeigen - Annahme: Iohanni»gag« 8, bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen- Expeditionen de» In» und Auslande». Drack »ad Verla, »»» Fischer L Xilrften Inhaber: Paul Nitriten. Redaktion und EeschäIt»jUll«. Iohannisgasse 8. Haupt - Filiale Dre»de»: Seestrage i. t (Telephon «Ml. Nr. 2S3. vlensisy, ürn IS. September >Sll. 105. Jahrgang. Unsere heutige Morgenausgabe umfaht 18 Seriell, die Abenausgabe 8 Seiten, zusammen 26 Seiten. Die mecklenburgischen Sallermanäver t9N. (Von unserem militärischen Berichterstatter.) Woldegk, 11. September. Bei der gestern abend ersolgten Besprechung der Pressevertreter mit dem Eeneralstabsoifizier Major Heyl war folgender Beschlug zunächst mitgeteilt das? die Kriegslage erst am folgenden Morgen bekannt gegeben werden konnte. Heute gelangte dieselbe in unsere Hände. Sie lautet folgendermaßen: All gemeine Kriegslage: Zwei rote Armeen Haden am 7. September aus der Linie Bremervörde—Ham burg—Lübeck den Vormar ch in südöstlicher Richtung angetreten. Eine b l a u e Elbarmee weicht beider seits des Stromes zurück. Die be andere Kriegslage für Blau lautet: Die zweite (Elb-) Armee ist am 10. Sep tember in die Linie Tuttlitz, Schnackenbura und Salzwedel zurückaedrängt. Starke feindliche Kräfte Haden Parchim, Südacker. Alzen und Soltar erreicht. In Schlesien und Süddeutichland freiaewordene Heeresteile sollten mit der Eilenbahn anfänglich in die Gegend Malchin, sowie nach Tiefhorn und Han nover hinübergezogen werden, um gegen die roten Flügel Vorzüge»,en. Auf die Nachricht von der Lan dung starker feindlicher Kräite im Greifswalder Bodsen wird die erste Armee nunmehr um Prenzlau am 11. September morgens ausgeladen. Das Armee oberkommando ist am 10. September mittags in Tangermünde eingetroffen. Die bisher mit dein Küstenschutz beauftragte 41. Infanteriedivision ist von der Heeresleitung angewiesen, den Aufmaisch der ersten Armee zu sichern und zu verschleiern. Sie hat am 9. September der roten Landarmee an der Peene Widerstand geleistet und ist bis zum 1 . Sep tember abends hinter dem Landaraben und die Tol- lense in die Linie Ferdinandshafen, Neddemin, Neu brandenburg zurückgewichen. Divlsionsstabcquartier: Friedland. Rote Vorposten sind ber Ducherow, Stretense und Treptow a. T. festgeslellt. Die besondere Kriegslage für Rot lautet: Am 10. September hat die erste Armee die Gegend Verden a. o. Aller, Soltau,, die 2. Armee die Linie Uelzen - Parchim erreicht, die blaue Elbarmee ist Lei Schnackenburg und Puttlitz zurück egangen. 2m Greifswalder Bodden ist inzuu chen die 3. Armee mit dem Auftrag gelandet, in «üblicher Richtung vorzugchcn, die blauen KMenschutztruppen «etwa eine Division) hatten am 9. Eeptembe. an der Peene Widerstand geleistet und am 10. September abends die Uebergänge über den Landgraben zwischen Ned demin und Ferdinandshof besetzt. Die Vortruppen der 3. Armee sind bis in die Linie Trep ow— Dermen — Strecense — Ducherow gelangt. Armee- Hauptquartier: Jarmen. Von der 2. Armee war die verparkte 18. Kavalleriebrigade unterrichtet worden, um östlich des Müritzjees gegen die untere Ober auf- zuilären und hierbei die Verbindung mit der 3. Armee a ffzunehmen. Die Brigade hatte am 9. Sept, die Gegend Waren und Malchin von Feinden freigefunden und wollte am 10. September nach Waren vorgehen. Rot beabsichligt am 11. September in südlicher Rich tung weiter zu marichieren; ihm kommt es darauf an, nach vorwärts Raum zu gewinnen, den gegen überstehenden Feind zu schlagen, ehe er Verstär kung erhält, und sich dann gegen die rechte Flanke der blauen Elbarmee zu wenden. Am 10. September 6 Uhr abends erhielt das Armee hauptquartier in Farmen ein Telegramm der Heeresleitung aus Boitzenburg an der Elbe, nach dem die am 8. September freigewordenen Truppen mit der Eisenbahn aus Süddeutlchland und Schlesien auf Hannover und Berlin befördert werden. Die dritte Armee sollte ihren Vormarsch in der bis herigen Richtung fortsetzen u :d die in Waren ein getroffene verstärkte 18. Kavalleriebrioade wurde ihr unterstellt. Es wurde daraufhin befohlen, daß am 11. September das9. Armeetorps von Treptow a. Toll, über Neddemin, Neubrandenburg auf Star gard lmit einer Entsendung östlich des Tollense- flusses), das 2. Armeekorps über Friedland auf Gönn marschieren sollte. Die verstärkte 18. Kaval- leriebrigave geht südlich des Tollensesees, um den weiter ^urückgehenden Feind aufzuhaften, wenn neue feindliche von Süden kommende Kräfte die Linie Gransee, Templin. Angermünde erreicht haben. Die beiden Armeekorps haben die Anweisung, starke Vor huten zum Oeffnen der Uebergänge über den Land graben zu bilden. Es ordnen darauf an: das 9. Armeekorps: Die 17. Infanteriedivision erzwingt die Uebergänge über den Landgraben bei Neddemin und Brunn und marschiert darauf auf Neubrandenburg weiter. 18. Infanteriedivision folgt der 17. Division und überiencet ein Departement von Gülz auf Priesleben, Klein-Tetzleben, Eroff-Tetzleben auf Neubrandenburg; 2. Armeekorps: 3.Änsaateriediorsion marschiert von Sanowcr Mühle über den Kawelpas; zunächst bis Friedland 4. Infanterie-Division folgt der 3. In- lanterie-Division vorläufig bis Sarnow; die ver stärkte 18. Kavalleriebrigade südlich des Tollensesees in zwei Kolonnen vorgehend, beabsichligt 12 Uhr mittaas die Linie Uladel-Äli-menhagen zu erreichen. Die blaue 41. Infanteriedivision war in Fortsetzung ihres bisherigen Auftrages am 10. September über den Landgraben zurückgegangen und hatte die Ueber gänge zwischen Ferdinandshagen und Neddemin ge sperrt. Bei dem Armeeoberkommando bei Anger münde ging am 10. September ern Hceresbefehl aus Magdeburg ein, welcher anordnet, das; die erste Armee den gelandeten Gegner angreiscn soll. Die 41. Infanteriedivision wurde ihr unterstellt. Die 2. Armee sollte einen feindlichen Angriff in Linie Pritzwalk, Wittenberae. Arenchee annehmen, die 3. Armee aus Linie Tiefhcrn Hannover gegen den rechten Flügel oorgehen. Tas Armcc-Obertoin- mando ordnete an. daß die 41. Infanterie-Division unter Vermeidung einschneidender Kämpfe möglichst starte rote Kräfte auf sich ziehen und westlich der Linie Wo>degk—Fülstenwal?e zurückgehen sollte. Die Gar:e-Kavallerie-Dio>sion hat auf Friedland vorzu gehen, um im Zusammenwirken mit der 41. Infanterie division den feindlichen Vormarsch zu verzögern. Das 20. Armeekorps lohne 41. Infanterie-Division) eihielt Befehl, im Vort abe die Linie Schlettlow—Otten- Hagen zu erreichen und die Seengen »ei Hildebrands- hagen und Fürstenweroer offen zu halten. Das Gaidekorps wurde angewiesen, mit Vor truppen Briestow und Ellingen zu erreichen, dem Armeebefehl entsprechens. Das 20. Armeekorps (41. In.-Division) verzögert im Verein mit der Garde- Kavallerie-Divlsion den feindlichen Vormarsch und geht westlich der Linie Woldegk - Fürstenwerder zurück; 3. Garde-Infantene-Division erreicht mit Vortruppen Schle.tkow, Ottenhagen, war 11 Uhr vormittags bei Taatz und übern.mmt die Posten anordnung der Seengen; Gardekorps <2. Garde-Inf.- Division) marschiert von Blidkow über Prenttau auf Blindow; 1. Earde-Inf.-Dioision von Potzlow über Strehlow auf Ellingen. Die Divisionen sollen, wenn bis zur Erreichung dieser Machtmittel keine ernste Berührung mit dem Feinde stattfindet, beiderseitig in Prenzlau Alarmquartiere beziehen. Die Garde- Kavallerie-Dioifion geht zur Unterstützung der 41. In fanterie-Division von Strasburg über Schönhausen auf Lübbersdorf vor. Bei beiden Parteien befinden sich Militär luftschiffe, und zwar „M. 2" bei Blau, „M. 3" bei Rot. Ersteres ist kenntlich durch eine weiff'vlaue Flagge und durch silbergrauen Anstrich, und wird von Hauptmann Schoos geführt; letzteres trägt eine weiffrote Flagge und hat gelben Anstrich; sein Führer ist Hauptmann George. Außer den Führern befindet sich in den Luftschiffen je ein Eeneralstads- offizier. Heute morgen erschienen alsbald Luft schiffe in der Richiung Woldegk—Friedland, bereits gegen 0,7 Uhr das blaue Luftschiff „M. 2". Es hielt sich im allgemeinen östlich der Straße Woldegk—Fried land. Sein Flug schien trotz des starten Windes glatt vonstattcn zu gehen. Ge en 8 Uhr erschien in nächster Nähe des blauen Luftschiffes ein rotes Flugzeug, das sich im allgemeinen in seinem Fluge länos unserer Fahrstraße hielt. Das zur ro en Armee gehörende Luftschiff .,M. 3" wurde erst gegen 11 Uhr über dem Roagenhagener Wald gesichtet. Es zog sich im allgemeinen nach südöstlicher Richtung, anscheinend um den Rück marsch der blauen Küstenschutztruppe und die Ver sammlungsorte der übrigen zu Blau gehörenden Truppenteile zu erkunden. Gegen 10 Uhr erschien der Kaiser nördlich Heinrichshagen und stieg dort zu Pferde. Hier hatten auf der Straffe nach Genzkow die zurückgehenden blauen Truppen eine Bereilichaftsstellung bezogen und dieselbe mit äußerst geschickt angelegten Schützen gräben ausgerüstet. Die Schützen räben waren nur schwach besetzt, hatten aber in ihrem Bau Schein bauten, so daff sie nach dem Gegner zu eine größere Besetzung vortäuschlen. Gegen 11 Uhr drang der rote Gegner über Friedland und in breiter Linie östlich und westlich Friedlands nach den vorher schon angegebenen Marschzielen vor und drängte die blauen Truppen zurück. Der Kaller begab sich um 12 Uhr vom Manövergelände zu seinem Frühsti ckszelt nach Heinrichswalde. Unter den Truppen, deren nähere Kricgsgruppierung noch in dem nächsten Bericht erfolgen wird, befanden sich keine Truppen mit feldgrauen Uniformen. * Boitzenburg, 12. September. sEig. Drahtmeld.) Der Kaiser 'begab sich um 6 Uhr 15 Min. früh ins Manövergelände. Marokko. Der französische Ministerpräsident Caillaur hatte am Montagnachmittag um 4 Uhr mit dem Mi nister des Aeuffern de Selo es eine Unterredung, in der die deutschen Gegenvorschläge durch gesprochen wurden. Der französische Lot schafter in London PaulLambon.der seit Sonn tag in Paris weilt, hatte gleichfalls am Montag nachmittag eine neuerliche längere Unterredung mit Herrn de Selves. Wie der Pariser Korrespondent der „Preß-Zentrale" in informierten politischen Kreisen erfährt, wird die Antwort auf die deut schen Gegenvorschläge voraussichtlich Donners tag in Berlin eintreffen. Italiens Bundestreue. Der französischen Regierung ist, wie der Kor respondent der „Preff-Zentrale" authentisch erfährt, von der italienischen Regierung unver kennbar zu verstehen gegeben worden, daß im Kriegs fälle Italien seinen Bundespflichtcn Deutschland gegenüber aus das ent schiedenste nachkommen würde. Damit sind die müßigen Kombinationen der französischen Chau- oinistenpresi.'. Sie bereits von dem Mitrclmeerbnnd gegen Dentschland zu fabeln wußte, gebührend ge. kennzeichnet. Reseroistenentlassungen in Deutschland. Die R e s e r v i st e n e n t l a s s u n g e n im Be fehlsbereich der Flotte in der zweiten Sep temberhälfte werden, der ..Voss. Ztg." zufolge, nach den dekanntgegebenen Terminen in der üblichen Weise vor sich gehen. Die Maßregel läßt mit er kennen. daß man weiter an einen glatten Verlauf der schwebenden Unterhandlungen glaubt. Der neue „Zwischenfall" im Snsgebiet. Die Nachricht des „Dailn Telegraph" von der Ermordung von vier deutschen Minen ingenieuren im Susgebiet hat bisher keine Itcstätigung gefunden. Dies beweist jedoch noch nicht, daß die Nachricht gänzlich aus der Luft gegriffen ist. da -urzeit die Verbindung mit Agadir außerordent lich schwer herzustellen ist. Der Kreuzer ..B e r l i n", der bisher vor Agadir lag. befindet sich auf dem Wege nach Las Palmas. Die funkentele- g r a p h i s ck> e V«. r st ä n d i g u i'. g mit dem Ka nonenboot ..E b e r". das auf der Reede von Aaadir liegt, ist äußsrst mangelhaft, da die Tele gramme über die im Besitze der Franzosen befindliche radiotelegravhische Station non Momdor geben und die französi'chcn Beamten in der Wiedergabe von deutschen Funlentelearammen eine offensichtliche Renitenz zeigen. Im Laufe diel s Sommers wollten die Spanier bereits ihre Funkenstation auf Las Palmas in Betrieb setzen, bisher sino die Arbeiten jedoch noch nicht so weit fortgeschritten, daß die spa nische Slctiou zu arbeiten vermag. Sofislüemokrsli Her Parteitag. II-. Jena, IT September. Darauf erstattete an Stelle des kranken Partei kassierers Iersch Parteisekretär Ebert den Kaff nberickt, der ein glänzendes finanzielles Ergebnis konstatiert und auch das Anwachsen des Abonnentenstandes der Parteipresse ireudig hervorhebt. Die Partei könne allen Kämpfen^ ruhig entgegensehen. Allerdings müsse man gewappnet sein, denn der Dollar des Han abundes. die Kali Schmiergelder des 'Bundes der Landwirte und der Rubel des Reicbsverbandes zur Bekämpfung der Sozialdemokratie wird bei den nächsten Ncichstagewahlen eine große Rolle spielen. Reicks agsadg. Kaden-Dresden erklärt namens der Konlrollkommi sion, daß die Gesckaitsiühi u:ig des Parteivorstands in mustergültiger Lstd-.ung be funden wur e und beantragte daher Decharge. In der Nachmitta'ssitzung wurde in die Diskussion über den Vorstandsberichk einaetreten. Zur Debatte stehen gleichzeitig eine Reihe von An ragen, die eine verstörtte Agitation und eine Erweiterung des Parlcivorstandes ver langen. Weiler liegt eine Broschüre des Parleivor- stanees vor, die d>e aitenmäßige Darstellung der Ver handlungen »wischen dem deutichen Pa teivorstann. dem Internationalen Bureau in Biüsset, sowie mit hervorragenden ausländischen Soz aripen über die ttuk Oer Glllüwsge. 44Z Roman von Marie Stahl. PUaäwriKk verdaten., ,Hch Habs ihn auch kennen gelernt", fügte sie hin zu. ,,Er hat mir sehr gefallen. Zuerst dachte ich, er hätte ein zu schönes Wachspuppengesicht. Ich hatte als Kind mal einen Puvpenjungen mit einem Wachskopf, den wir immer den Herrn Christus nannten, und dem sieht er ähnlich. Doch sobald er spricht, vergißt man das ganz. Es ist meist sehr interessant und merkwürdig, was er sagt. Als ich einmal mit ihm durch den Garten ging, sagte er ganz unvermittelt: „Ihr Herr Onkel ist gewig ein vor züglicher Lehrer für Sie, aber es wäre schade, wenn Ihre starke Ursprünglichkeit zu sehr durch ihn ge schult würde. Sie haben etwas, was er nicht hat." In diesem Augenblick wurden wir unterbrochen, und ich weiß heute noch nicht, was ich habe. Ich erzählte es Onkel aber nicht." „Hör' ma^ nimm dich in acht, ich habe kein gün stiges Urteil Uber Steineck gehört; ich fürchte, Onkel wird nichts Gutes an ihm erleben. Baumer sagte mir, er sei glänzend befähigt, aber ein Bummler und Schmarotzer, einer von denen, die keine stetige Arbeit vertragen", sagte Alexander warnend. Hulde wurde nachdenklich; sie schien dem Urteil nicht ganz zu trauen. Und dann sprach sie schnell von etwas anderem. Alexanders Autorität hatte sichtlich bei ihr eingebüßt; sie verließ sich auf Onkel Gebhard. Dem traute sie doch nicht zu, baff er sich io grob in einem Menschen täuschte. Einen derartig wertlosen Menschen hätte er nicht angestellt. Sie kam immer wieder auf Kläre und ihre Ent täuschungen zurück, und nachdem sie ihre letzte Por tion Baumkuchen verzehrt, fuhr sie betrübt nach Hause. * * * Kläre hatte sich sehr schnell in Leutstetten ein gelebt. Sie war eine leidenschaftliche Naturfreundin, und der landschaftliche Reiz dieses Waldwinkels nahm sie gefangen. Von der letzten Bahnstation fuhr sie eine Halo« Stunde durch Laub- und Nadelholz auf einsamen, grasbewachsenen Wegen, wo sie den Kuckuck von fern rufen hörte, aber keiner Menschen seele begegnete, was sie sofort in die Stimmung der Weltabgeschiedenheit versetzte. Und eine Ueber- raschvng war der erste Blick auf das Zollmarsche Schloß. Wie sie später Hörle, stammte e» aus der Zett nach dem Dreißigjährigen Kriege und war von den Grafen Hohentrutz erbaut, denen ganz Leutstetten und die umliegenden Ortschaften gehörten. Aber das stolze Geschlecht war ins Grab gesunken, und jetzt war Leutstetten Staatsdomäne. Das ganz überflüssig gewordene Schloff, das lange leer gestanden hatte, wurde mit einigen Morgen umliegenden Terrains endlich von Frau von Zollmar für nicht allzuhohen Preis als Witwensitz angekauft. Es lag etwas erhöht an einem kleinen See, der jenseits des Dorfes, am andern Ufer, von duftblauen Wäldern einge schlossen war. Das Schönste aber war die Ruine einer Abtei, rechts vom See, deren stilreine Back steingotik in Resten herrlicher Strebepfeiler, Bogen, Kreuzgäugen und Giebeln aus einem wildwuchern den, verschütteten Kirchhof ragte. Die restaurierten angrenzenden Hofgebäude der Arbeiter waren zu einer Försterei umgewandelt, an die sich ein Terrain mit Baumkulturen anschloh. Das Schloff war ein einfacher, grauer Steinbau von großer Tiefe, mit vielen Räumen. Die beiden Türme, die es flankierten, entstammten einer späteren Zeit; die ursprüngliche Einsachheit zeugte von den Folgen der schweren Kriegszeit. Aber kein moderner Prachtbau hätte in dieser träumerischen Waldlandschaft so stimmungsvoll gewirkt wie diese altersgraue Feste der Hohentrutz. Kläre war gleich beim ersten Anblick für die Besitzerin eingenommen. Sie mutzte eine echte Künstlerin sein, weil sie diesen entlegenen Weltwinkel allen anderen vorzog. Und mit Entzücken sah sie einen großen, stolzen Altan vor der Schlohfront, der in Terraßen zum See abfiel. Allerdings machte die Umgebung des Schlosses einen völlig unkultivierten Eindruck, und die große Eintrittshalle war öde und kahl, ebenso wie die an grenzenden Räume. Geiersmark selbst kam die breit ausladende Treppe, die in das obere Stockwerk führte, herunter, ihr entgegen. Er führte sie in ein unwirtliches Speisezimmer von grotzen Dimensionen und setzte sich mit ihr an die Tafel zu einem Frühstück. „Ick muß leider mit dem nächsten Zuge wieder fort , sagte er, „aber ich werde Sie vorher meiner Cousine vorstellen, und ich habe bereits alles mit ihr abgemacht. Auf meine Empfehlung hin erklärte sie sich sofort bereit, Sie ungesehen zu engagieren. Sie ist glücklich, Ihnen die Leitung des ganzen Haus wesens überladen zu können, und wird Ihnen unein geschränkte Hausfrauenrechte einräumen. Sehen Sie sich erst das Personal an, was Sie davon brauchen können; was fehlt, muff herbeigeschafft werden. For dern Sie ohne Scheu. Ebenso bitte ich Sie, einen Ueberschlaa zu machen, was zum notwendigen Kom fort der Hauseinrichtung gehört und mir den Ent wurf das nächstemal vorzuleaen, da Frau von Zollmar sich nicht gern mit solchen Dingen befaßt. Wir be sprechen dann die Sache, und ich veranlasse das Weitere. Leider werde ich in den nächsten Wochen erschöpfend durch die Wahlkampagne in Anspruch genommen sein, aber ich hoffe, ab und zu heraus kommen zu können." Kläre war nun bereits gefesselt. Geiersmark dachte gar nickt daran, ihr noch eine Wahl zu lassen. War ein Sichauflehnen gegen diesen überlegenen Willen überhaupt möglich? Und der Zauber dieser Waldftille hatte sie »o eingesponnen, daß sie sich widerpandslos ergab. „Wie schön ist es hier!" sagte sie mit einem tiefen Atemzug, als wolle sie all diesen Waldesduft mit einem Male in sich hineintrinken. „Das ist wie ein Märchen. Welt und Zeit liegen draußen in weiter Ferne. Hier könnte ich hundert Jahre wie in einem Traum leben, und hier möchte ich sterben und be graben werden." Ihr Gesicht war blaß von all den Erregungen, der Spannung, Erwartung und von den starten, neuen Eindrücken, aber ihre tiefumschatteten Augen brannten wie zwei Lichter, und ihre Lippen glühten. Geiersmark sah sie mit Entzücken an, und mit einem Lächeln legte er seine Hand einen Augenblick auf die ihre. „Ich wußte es", sagte er warm. „Dieses Haus hat aus Sie gewartet. Die Waldfee im verwunschenen Schloß! Hier gehören Sie her. Seltsam, Sie sind vielleicht schon harte Wege gegangen, und Sie haben immer noch die ganze Frische dieser Einsamkeit an sich." „Weil ich mich stets danach sehnte", erwiderte sie nachdenklich. „Ich glaube, was der Mensch wünscht, ist immer der Spiegel seines heimlichsten Selbst." Sie gingen zusammen auf den Altan hinaus, und Kläre schlug vor Freude die Hände zusammen. Wie ein schimmernder Edelstein lag der stille See in der dunklen Fassung der fchattigen Ufer. Und wie im Traumland der Kranz der blauen Wälder umher, aus denen die große Stille und die heilige Einsamkeit stiegen, die diesen Erdboden segneten. Vom Schloff und von den ragenden Giebeln der Ruine zog die Romantik ihre Zauberkreise um da» Land mit den fruchtschweren Kornfeldern, dem baum- versteckten Dorf und dem Friedhof der Aebte und Mönche und der Grafen von Hohentrutz. „Kind, wir wollen wie echte Lebenskünstler das Schöne zusammen genießen, für das mir beide gleich empfänglich sind", sagte Geiersmark. „Ich freue mich so an Ihnen, wie eindrucksfähig Sie sind. Aber leider eilt jetzt die Zeit. Ich habe nur noch wenige Minuten, Sie vorzustellen. Sie sanden Frau von Zollmar in einem hohen, nach Norden gelegenen Turmzimmer. Es war ein photographisches Atelier, und sie war mitten in der Arbeit, eine selbstgemalte Landschaft und einige Por träts von Bauernkindern zu photographieren. Zu diesem Zweck steckte sie in einem Verschlag, der die Dunkelkammer abgab. „Liebe Godelma", sagte Geiersmark durch die Tür, „es tut mir leid, dich zu stören, aber ich muß mich schleunigst verabschieden, und ich bringe dir hier Fräu lein Tarnowitz. meinen Schützling." „Ach, lieber Wendt, es tut mir noch mehr leid, aber ich kann dir nicht diese prachtvoll geratene Eänseherde opfern, die ich gerade fixiere. Wir sehen uns ja wohl bald wieder, und Fräulein Tarnowitz ist mir selbstverständlich willkommen. Sie soll einst weilen tun, als ob sie zu Hause wäre, ^n einer halben Stunde komme ich herunter." „Bitte, gnädige Frau, sich ja nicht stören zu lassen!" rief Kläre durch die Tür. „Nein, wir wollen gleich einen Vertrag auf Gegen seitigkeit machen, daß wir uns nie stören, denn da» ist die Qu'nccssenz alles Lelensglücks. Also adieu, lieber Wendt, auf Wiedersehen!" Geiersmark ging lachend mit Kläre davon, nach dem er um einen Abzug von der prachtvollen Gänse- Herde gebeten. „Da haben Sie gleich einen ganzen Eindruck von der Frau, wenn Sie sie auch nicht gesehen haben", sagte er sehr amüsiert, „lieber den Konterfeis geht ihr ganzes Interesse an den wirklichen Dingen und dem Leben verloren. Es gibt sehr viel mehr Menschen, als wir uns bewußt werden, denen das abgeschri«. bene, das abgemaltc oder plastisch abmodellierte Le ben sehr viel wichtiger erscheint als die Natur selbst. Ich nehme mir immer ein warnendes Beispiel an der guten Godelma, nicht auch in ihre Schliche zu ver fallen. Wenn man so wie ich an die Staatsmaschi« mit Ketten gebunden ist, kann man auch leicht zu der Begriffsverwechslung kommen, sie sei das Leben»- agens und das Volk nur ihr Futter." (Fortsetzung in der Morgenausgabe.)
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