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Sächsische Volkszeitung : 02.03.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-03-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193203024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19320302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19320302
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-03
- Tag 1932-03-02
-
Monat
1932-03
-
Jahr
1932
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 02.03.1932
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tt Söchsifche Bolkszeitun« Das Papsttum Das Jubiläum des Heiligen Vaters gibt Hilalre Delloc Gelegenheit. im „Uni verse" mit allem Nachdruck aus die Ursprüngliche unabänderliche Bedeutung des Papst tums, sein Mesen, seinen Charakter und seine Nolw.-ndigkeit Liuzuweisen! „Denn wie es scheint", so begründet er seine Aus- Mrungen. „ist das Papsttum seit kurzem wieder moder,, ge worden als Zielscheibe sür die Feinde der katholischen Kirche. Die Punkte in denen der Feind eine Bresche in die katholische Front zu legen versucht«, haben innerhalb ter legten drei Jahr hunderte ständig gewechselt: Erst grill man uns als Rebellen an, weil wir die allgemeine Monarck-en-Beroottung nicht mit machten; Küster griss man uns an, weil wir uns vor gewissen Politikern und Zeitungsinhabern. di« unter dem Titel Demo kraten Gewaltherrschast trieben, nicht beugten; bald griss man »ns an als allzu skeptisch, bald als zu abergläubisch; bald griss man uns an, weil wir den Bests, verteidigten, bald, tveil wir seine Macht einschränkten; und nach all diesen Variationen sieht es seht aus. als habe das Rad sich wieder zuriickacdreht zu dem aNerältesteii. allerersten und liebsten Angrissspunkt: dem Papsttu m. Das Feldgeschrei ist wie In alten Zeiten ein zweifaches: „Deine Treu« zur Staatsgcivalt ist nicht ausrichtig" und „Die erste» Christen wussten nichts von einer Zentralgewalt der Kirche." In Amerika wird der erste Punkt stärker betont, in Europa der zweite. Beide sind «ine Reaktion gegen die Tatsache des Papsttums. Vielleicht wird der Augenblick, tn dem der Konflikt zwischen dem modernen Staat in seiner Entwicklung zum Heidentum hin und der katholischen Kirche ausbrechen wird gleichzeitig der Augenblick sein, sich als An- Hänger des Heiligen Stuhles zu bewähren. Tatsächlich könnte dies ein Prüfstein sein zwischen denen, di« die Verfolgung aus sich nehmen wollen, und denen, die ihr lieber auswelchen. Diese Scheidung wird gemacht werden müssen, ehe man in den er wähnten Konflikt elnlritt. Vei dem Kampf nm das Papsttum ist der Katholik vor eine dreifach« Ausgabe gestellt. Er hat sich klar zu werden über die Bedeutung des Papsttum; er hat es als geschichtlichen Begriis zu verteidigen; er hat der direkten Opposition die reiner Hak ist. entgegenzutreten. Der dritte Punkt — der leichteste — die Opposition gegen den Hast mnst genau so l-estig und intensiv sein, wie der Hast selbst. Dieser Hast ist ein einfaches Zurückschlagen, die Opposition infolgedessen «ineinsaches Zurückschlagen. Dazu ist weiter nichts crsorderlich, al» «ine gewisse Schlagfertigkeit. Die erstgenannte Aufgaoe: den Menschen begreiflich zu machen, was dav Pavsttum i st. und was es nicht ist. scheint die schwierigste. Der Kamps ge--en volkstümliche faliche SZegrisfe ist ein Kamps gegen rin ganzes Meer von Angrisss- punkten. und die Hauvtschwierigkeit besteht darin dak ein fach kein Mensch austerhalb der katholischen Kirche weist, was mit der päpstlichen Autorität gemeint ist. Sie begreifen ihre Grenzen nicht, und darum beg reisen sie ihr Mesen nicht. Denn an seinen Grenzen ist sedes Ding zu erlennen. und wenn die Umrisse falsch sind, ist das ganze Bild falsch. Heute ist man so weit entfernt von dem urivriinglich.'n Begriff des Panfttums als einem Zentrum der Christenheit, diu man die päpstliche Autorität vielfach sür eine Laune hält! Mau glaubt, irgendein Papst, der nichts besseres zu tun hat. kommt mit irgendeiner Neuigkeit heraus, weil er grade Lust dazu hat. Das b ste Bei spiel dafür ist die Mistdeutuna der päpstlichen Morte über die ch-^urtenbeschränkuna. Worüber bat der Papst «"sprach.?,,? Ueber einen moralischen Grundsatz, der so alt ist wie die Sleben- hügelstadt. Mo ist hierbei die Reuigteit? Absolut aus der Seite der modernen Anti-Christen. Der Papst wiederholt, was die Christen seil undenllichen Zeiten als selbstverständlich an genommen haben, was in jedem christlich?» Herzen gegenwärtig ist und immer gegenwärtig war; was. soweit lebende Menschen zurückdenken können, immer selbstverständlich war: ein Teil des gesamten Gesetzes. Die Revolutionäre aber, die «s seist ab lehnen. sie sind von gestern! Denn es ist noch keine Generation vorübergegangen. seit Menschen, d'e diesem Gesetz zu wider han delten. ins Zuchthaus kamen. Es gehörte zur Substanz der «uroväischen Kultur. Menn wir das Pavsttum verteidigen so verteidigen wir nicht nur den Gei st, der unsere Kultur schuf; son dern wir verteidige» auch die Seele, die einzig diese Kultur lebendig erhalten kann, und d«reu ttnter- gairg auch den ttnirgang der Kultur bedeuten würde. Die Kirche hat unser« Kultur geschossen. Die Kirche ist die Kirche, weil sie eins ist; und jede Einheit erfordert ein Zentrum und ein Oberhaupt." s'.b.a, totto Rumiinische Willkür Rumänien, das seit der Annexion Siebenbürgens im Pariser Fried.» alles darangcjetst hat, die katholische Kirche in den neuerworbcneu Provinzen zu unterdrücken, hat sich nach Be schlagnahme der katholischen Kirchengiiter und einer grosten Zahl von Schulen bennistigt gesuhlt, mit dem Heiligen Stuhl ein Konkordat abzuschliesten und darin die Aufrechterhaltung aller — bis dahin nicht konfiszierten — Rechte und Einrichtun gen der katholischen Kirche feierlich zu verbürgen. Schon da mals warnten Erfahrene vor einer zn gutherzigen Hochschästung der erreichten Versprechungen, und tatsächlich zeigen die neuesten kirchenpolitischen Ereignisse Rumäniens vollauf, wie begründet dieses Misstrauen war. Rumänien kann und will nicht tolerant sein; es wist nicht dulden, dast neben dem staatlich begünstigten, innerlich hohlen und lebensloscn Schisma auch dem Katholizismus wahre Freiheitsrechte zustchen sollen. Dabei kommt ihn, der Umstand immer wieder gelegen, dast die Katholiken Siebenbürgens, man kann lagen saft ganz Rumäniens, mit geringen Ausnahme,, aus Ungarn und Deutsche,, bestehen. Es ist der Re gierung deshalb leicht, jede Regung katholischen Lebens ledig lich als eine nationale Betätigung der Minder heiten hinzustcllcn und sie als eine staotsgesährliche '.Rache gewaltsam zu unterdrücken. Juristen, die für die Gewaltmast regeln jedesmal die erwünschten juristischen Formeln finden, gibt es ja überall. Der neueste Gewaltsstreich der rnulänistheu Regierung war ein förmlicher Angriff aus den sogenannten „Römisch- K n tholiIchen Status Siebenbürgen s". So heisst seit der Tiirkenherr^chast die historisch gewordene autonome Organisation der Katholiken Siebenbürgens, die seit Jahr hunderten als das Reck-tssubjek. aller kirchlichen Einrichtungen, Schulen, Internate und Liegenschaften gilt und staatlich wie kirchlich anerkannt wurde. Die Katholiken Sicbenbiirgevs haben nämlich von loög an, da ihnen d - m-^t-ckt-nten und die mit diesen verbündeten Türken selbst das N.cht benommen halten, einen Bischos zu besitzen, einen aus Priestern und Laien be stehenden Ausschust gebildet, dem es oblag, sür alle Interessen der Katholiken zu sorgen. Als nach der Vertreibung der Türken sEnde des 17. Jahrhunderts) die Katholiken wieder einen Bischof erhalten hatten, wurde die seither eingebürgerte Orga nisation auch fernerhin bcibehalten, aber kirchlich dem Diözesan, bischos unters! lit Diese Organisation heisst der „Römisch- Katholischen Status", wobei das Mort „Status" ge schichtlich und r.< h nichts weiter bedeutet als den „Stau d", die „O r g a n i s o l > o n". Run hat sich ein rumänischer Rcgierungssurift namens Khibu hinter dieses Mort gemacht und den Römisch-Katho lischen „Stand" zu einem „Staate Im Staate" gestempelt. Die ganze Einrichtung sei nichts weiter, als eine nationale Geheimorganisation der Magyaren, und da der „Römisch-Katholische Status" alle seine Recht« und Besitztümer seinerseits vom ungarischen Staate erhallen habe — was eine glatt« Unwahrheit ist — so sei heute der eigentliche Eigentümer all dieser Rechte, Gebäude, Einrichtungen und Liegenschaften der Nachfolger des ungarischen Staates: der rumänische Staat. Aus Grund dieses ojscnbar bestellten juristischen Geschreibsel, hat die rumänische Regierung kurzerhand die Einberufung d«r genannten Organisation erst verboten, später zwar erlaubt aber unter strengste Polizeikonlrolle gestellt und ne wandt« sich direkt an Rom, damit der Heilige Stuhl selbst die Rechtsent- cignung gutheiste Damit würden eine Anzahl kath »- lischer Kirchen, Gymnasien und anderer Im mobilien mit einem Federstrich in di« Hände der Orthodoxen fallen. Die Katholiken Siebenbürgens zittern um ihre letzten Bur- gen; wenn der „Statu" fällt, so sind ihre letzten Schulen hin, und Siebenbürgen wird in wenigen Jahrzehnte» widerstandslos dem Schisma zum Opfer fallen. „Unser Kampf um die Familie" Bezirkspräses Kaplan Schmitz vor der Dresdner Kolpingsfamilie Der Katholische Gesell«nveretn Dresden Zen tral hat in der letzten Wock>e an seine Mitglieder die Aufforde rung ergehen lassen, sich in dieser und den folgenden Wochen um das Banner Koipings zu scharen, um sich von einer Reil»« Füh rer einsiihren zu lassen in die Tiefen der geistigen Strömungen ihrer Bewegung. Die Probleme, die da behandelt werden sol len. gehen in ihrem Kern zurück auf das „Wiener Mani fest", in dem als die grosten Arbeitsgebiete der Jugend hinge- stelll wurden: „Familie", „Demokralie", „Bölbersrieden". Ten Auftakt zu den geplanten Vortragsabenden bildete ein Vortrag des Bezirkspräses Kaplan Schmitz (Dresden-Neustadt) am Montagabend über „Unser Kampf um die Familie". Es halte sich eine recht stattliche Zahl Jungmannen zn diesem wichtigen Referat eingesunden, die Präses Kaplan Hartwig (Dresden A.) mit dem Himveis aus die Bedeutung des Vortrages und den Ort, den er in der Reihe der geplanten Themen ent nimmt. zuvor begriisste Kaplan Schmitz ging in seinem Vortrag von der Tle- deulnng ans, die der Begriff „Familie" in der Schöpfung Kai pings Halle. Kolping Hali« die Kolpingsfamilie bewusst als Fa milie geschossen, weil er von dem Gedanken durchdrungen ge wesen wäre, dast alles Heil der Gesellschaft aus dieser Gemein- schastszelle erwachse. Die Familie — so führte er weiter aus — sei die Grundlage der menschlickzen Gesellschaft. In dem Augen blick. da ein Volk davon ablasse, setze die Zertrümmerung der Volkskultur ein. Fiir einen Kolpingssohn und Christen sei die Familie etwas Heiliges. Und man müsse sich für die Familie, ans der man lp.-ransgewachien sei. für di« man sich einmal ein setzen wolle, aufopfern. In unserer Zeit ist die christliche Familie in groster (tze fahr, da viele Kräfte am Werke sind, die Familie zu enichnst- liehen Am deutlichsten tritt dies in Ersäwinnng in Rustlan). ivo man offen die Familie zerschlägt. Auch in Deutichland ist der Bestand der christlichen Familie, der man hier nur mit ande ren. dem kulturellen Niveau angepassten Methoden entgegen rückt, ernstlich gefährdet. In der Presse, in der Schule macht sich ein gesährlick>er Kulturbolscheivrsmus breit Für die Familie ist besonders von 'Nachteil, dast dies in einer Zeit geschieht, die wirtschaftlich so schiver zu Kämpfen hat Die groste Ari>e>tslosig- keit zerreisst entweder die Familie oder lässt sie schon gar nicht mehr zustande kommen Ebenso gesahrdet die arbeitende Frau — !1t> Millionen Frauen stehen in Deutschland noch im Wrrt- schaftsprozest — die Familie. Parteien und dem Staate machte der Redner den Vorwurf, dast sie nicht hinreichend der Propa- gandierung gottloser Ideen enlgegenarbeiien Als Forderungen, die sich aus der gefahrlickien Lage der christlichen Familie sür dt« Kolpingsfamilie ergeben stellte der Redner aus: Heraustreten aus der Defensive und llebergana zur geistigen Offensive durch Tat und Bekenntnis: Wahl von Abgeordneten, die die Familie schützen gegen die Bolschewisierung nnd die die materiellen Grundlagen schassen fiir ein geordnetes Familienleben: eign« Propagandierung des Gedankens der christlichen Familie; Er hallen und Stärkung der Arbeitskraft im Interesse der Familie, und zuletzt Verinnerlichung kxr 'Zlersanlichkeit Die anwesenden Jungmannen folgten mit Ausmerksam- keil und Interesse den Ausführungen von istezirkspräses Kaplan Schmitz. Aus eine Aussprache über den Vortrag ging man nicht ein. Die Veranstaltung war umrahmt von mnsikaliset>en Darbie tungen der wohlgeschulten Hauskapelle Der erste Bortagsabend war ein würdiger Auftakt. Auch die kommenden Montaga!>ende dürsten ihre Anziehungskraft auf die Dresdner Kolpiugsschar wohl kaum verfehlen WI. Ease Greco finden wir in Briesen der Zeit die Bitte, die Antnrortschreibe» nach diesem Casö zu adressieren, weil dort jeder Deutsche be kannt sei, und man sie da am besten erhalte. Aach die Be hörden und die Polizei gewöhnten sich bald daran, wenn st« von irgendeinem Deutschen «trvas wissen oder habe» »volltcn, diesen im Cafe Greco zu suchen. Im Cafe Greco sehen wir nun alle die Grosten des deut schen Geistes und der de,stlck>en Kunst austauchen die in der Zeit seit 1780 etwa ein Jahrhundert hindurch die Münder der Ewigen Stadt besuchten. Da taucht die schlanke Gestalt eines gewissen „Philipp Möller" aus. der. von Tischbc-i begleitet, hier erschien, um allerlei Bekanntschaften anzuk^üpsen. Es > war niemand anders als Goethe, der unter diesem Pseudonym reiste. Die Künltlerjugend begnügte sich damals schon nicht mehr init dem Rachmittagskassee, den Winckelmann hier in würdiger Gesellschaft geschlürft hatte, sondern frohe Takel runden versammelten sich bei Mein und Punsch, und der Humor vertrat der originelle Bettler Bajocco, der aus alle Foppereien schlagfertig zu erwidern wusste. Der Mirt des Casös sorgte damals sür eine prächtige Ausschmückung und liest seine drei Schenkzimm«r, von denen das grösste den Gästen aller Nationen, das mittlere den Spaniern und das gemütliche Hintere de» Deutschen diente von italienischen Künstlern aus malen. Wie der Architekt Friedrich A>«inbkcnner in seinen „Denkwürdigkeiten" erzählt, kam es dabei zu einein lustigen Krieg. Die Italiener, die aus die deutschen Kollegen und be sonders auf Wcinbrenner cikersüchtig waren beschlossen kick zu rächen und malten an die "ck? Mand in eine groste Landsckmst einen Esel, ans dem der nljsstche Mal«r Feodor Iwanowitsch, »ein groster Freund der Deutschen, säst, während Meinbrcnner den Esel atz einem Seil führte und ein anderer deulsck>er Maler einen Sonnenschirm über die Gruppe hielt. Die deutschen Künstler Neste» sich diese Verulknng aber nicht gefallen nnd zogen zum Protest wieder nach dem benachbarte» englischen Cafehauo. Als nun der Grieche sah, dast es den Deutschen mit ihrer Drohung ernst war, und die Täfelungen die jeden Morgen das Frühstück zu den deutlet»«» Künstlern tragen mussten, damit wieder zurückkamen, auch sonst sich niemand mehr sehen liest, da lieft er dt« ganze Gruppe sofort übermalen, und zwar mit einem graften Gebüsch, vor dem rin bellender Hund stand. Damit war«n die d«utsch«n Künstler zufrieden und kehrten wieder im Lass Greco ein. Das lustige und unge bundene Volk der jungen Maler feierte hier seine übermütigen bei denen di« deutschen studentischen Bräuche vielfach aernomm«» wurden und -rohe« Aufsehen erregten. Auch di« Dos Schicksal d«» deutschen Kitnstlercasä» In Rom. Dt« Meldung au» Nom. dast das berühmt« CafS Greco in eine Bar umacwandelt worden sei. läßt den Historiker einen nachdenklick-en Blick in die Vergangenheit zurückwersen und über die Veränderung der Zeiten nach sinnen. Denn dieses Cafe, das l-eut nur noch eine Sehens- ivürdigkeit ist, hat in der Geschichte der dcutsck-en Kunst in der Ewigen Stabt eine groste Rolle gespielt war der Mittelpunkt der deutschen Künstlerkolonic in jenen Tagen, da alle Schön- heitssuchcr von jenseits der Alpen nur unter dem südlichen Himmel und im Angesicht der Ttberstadt die wahre Kunst zu finden glaubten. Das Cafe Greco gehört jedenfalls zu den berühmtesten Künstlercafes der Welt Nach dem im letzten Viert«! des 17. Jahrhunderts der Kasse« und mit ihm das Tafthaus in Europa eingebürgert worden rvar, erwählten bald die Schriftsteller und Künstler die Stätte, da der anregende „Trank der Levante" gereicht wurde, zum Lieblingsaufenthalt. Zuerst entstand In London in Mills Casehans die erste Bohtme-Niederlassung. und bald folgten Paris. Hamburg, Leipzig dem Beispiel, und ihre Cast-Häuser wurden zum Mittel punkt des geistigen Lebens. In Rom hatte man sich um die Mitte des 18. Jahrhunderts auch schon daran gewöhnt, sich regelmästig im Cast zu treffen. So erzählt Winckelmann in seinen Briefen öfters davon, wie er im Cast neue Nachrichten gehört habe oder sich mit irgendeinem Kenner über ein Merk des Altertums gestritten habe. Dieser Stammtisch Winckel- rnanns befand sich im Cas« Inglese, aber bald wanderten die deutschen Künstler nach einem Cafehaus aus da» sich an der Ecke des berühmten Spanisck>en Platzes gegenüber der Spani schen Treppe am Anfang der Via Cvndotti befand Das war bi« „Deutsch»« Ecke" im damaligen Nom. denn daneben lag das d«utsche Gasthaus und gegenüber das Speisehaus zur Barcaccia, in dem die Deutschen ihr Bier und heimische Küche bekamen. Das Lafthaus hieft nach einem Levantiner Nicola di Madda- lena „Taffr del Graro ", CafLhaus des Griechen Es wurde dann allgemein Taf« Greco oder auch nach den deutschen Be suchern CafL Tedesco genannt. Als Wilhelm Tischbein nach Rom kam, fand er bereits die deutsche Künstler-Kolonie all täglich im Taft Greco versammelt, und der neue Ankömmling bunb »rauchte sich nur des Nachmittags dahin zu begeben, um die Fest, «an»« Landsmannschaft auf «Inmal kennenzulernen. Vielfach - (b„n< englischen Romantiker kehrten hier ein, und neben dem Mater Turner gehörten Byron und Shelley während ihres Aus enthalt«» in Ronr zu seinen Stammgästen. 'Natürlich lieft i» mancher Künstler ein Andenken in Gestalt eines Gemäldes, einer kecken Zeichnung, eines lustigen Gedichtes uiw zurück und diese Schätze verwandelten allmählich die Räum« des Cafe» in ein kleines Museum Das war in den uner Jahren des t!) Jahrhunderts, als Feuerbach und Böcklin hier verkehrten, und damals war der Glanz dieses „Kunst Tempels" bereits verblasst Immer mehr wurd« das Cafe Greco zur Sehens würdigkeit, zum Mufeum, in dem nicht mehr di« Künstler tranken und lärmten, sangen und sich stritten, sondern nur noch die Fremden Einkehr hielten. Diese bewundcrten die Bilder an den Wänden und die Statuen in den Nischen, aber Wein und Kaffee konnten sticht^inrh^ dem modernen Geschmack der Besucher genüg?,», " C. K. Chinita Ullmann, die fiidaineritanifche Tänzerin, sah bei ihrer Tanzmatiiu-e am Sonntag in der K o mödi e ein besser gefülltes Hans, als es sonst derartigen Veranstaltungen besäst«« den zu sein pflegt. Offenbar war der jungen, lem^nnentvollen Künstlerin von ihrem Berliner Gastspiel her ein guter Rus vor ausgeeilt. Chinita Ullman» ist keine Erotin. Ihre Kunst Ui durchaus im europäischen Stil gehalten. Rur bindet sie sich nicht an eine bestimmte Schnle und gibt in freier Cwstallung ei«i ziemlich umfängliches Programm. Prachtvolles Ebenmaft der Glieder prädestiniert die Anne nnd den Oberkörper gradezu zu Hauplträgern tänzerischer Entwicklung, wobei, und das sei freu dig bestätigt, dcr Tanzschritt der Beine nickt zu kurz kommt. Alles, was die Künstlerin brachte, erweckte Interesse: der schöp ferische G-eifr, der die Thenien-Stilifierung mit groster Klarheit trifft, die Leichtigkeit der künstlerischen Komposition, das innige Verständnis für exotische Stimmungen, das bis zur Ekstase ge steigerte Erleben ihrer Tanzdichtungen und eine bedeutend« Technik, die jedes Glied beherrscht. Erlesener Geschmack auch in den Kostümen, die Lotte Braumann gefertigt hat In der „Exo tischen Suite" wird auch Fernliegende» durch di« Kunst des Ausdrucks verständlich, im „Ausbruch" erlebt man eine tturz- Rovelle der Modernsten mit, in der „Gavotte" Namenus ein Bild bezaubernder Lieblichkeit und die siidamertkantichen Tänze lassen das Temoerament Chinita Ullmans scheinbar ungezügelt sprühen. Da» Publikum erwärmt« sich sür sie bis zur siede« Hitz«. Zck.
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