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Amlsvlatt des Rates «nd -cs Rollzeiamtes der Ltadt Leipzig. > v»»aa »»» u«g«»«n> » 'M- ««« »«t«t»e,lk i »«M« «chiaam^Ma Sa, am«»ch»« « 1.» ae: AM»»« »«» 'M a»«ch« l«i «» -4 «M d«a« O«tU»«ü« 4l> ch»lcha>««a»Ma»» «M v>»M»r>chr«t>»» und ch »« »da»d»»«aad« <« vreo« «rhö!,l. «adan »ach taut. B«1aaa,«va», ü ». La»«»» «^Z. «ae^dcktzch »e«cr>»» ^Ar »a« ^Nchein« an b«U>mmi,o La««» «»» BlLtzeu wir» Irin« charaalt« ttrria-i»«». U»^L^M- »-»»*»>»! Tag»«»«»!»» 8, h» itattlch«» A«U-t«» «. »L«» »a»»n««n- »t»rniii«»«» «B Z» aa» Laila»»««. Nedakn»» »»« GrschtftSRttle: ^»^»»»>«gag« ch i l««^ ,4«»^ »40V4 cha«»r.sil»»l« v««»e»r G»«*ral« ch L l4«tr»ch«» *E). Nr. 95. Mtttwoül, üen 5. gprU l9ll. lO5. Ishrgsng. Das lehrt üle Dahl in LrlpM-Lanü? Diese Frage beantwortet die „Sachs. Natl.-Korr." mit folgenden beachtenswerten Sätzen: „Wenn jemals ein bedenklicher Wahl ergebnis durch eine verfehlte Partei politik herbeigeführt wurde, so gilt da« für di« Landlagswahl in Leipzig-Land. Nachdem der erste Wahlgang den konseroatiocn Kandidaten in die Stich wahl brachte, forderte die nationalliberale Partei ihre Wähler dringend aus, ihre Stimme Herrn Feller zuzuwenden. Diese Lesung ist auch durchweg befolgt worden. Anders die Fortschrittliche Dolkspartei. Ihre Losung: Keine Stimme dem Konservativen, hat dem Sozialdemokraten den Sieg verschafft. Wenn wir nun von einer verfehlten Parteipolilik reden, so ge schieht es nicht, um die Haltung der nationallibrraien Partei als tadellos herauszustreichen. Aber wir können es uns nicht versagen, darauf hinzuweisen, Latz heule nicht die Sozialdemokratie als Sieger dastiinde, wenn der nationallibe rale Kandidat statt des konservativen in die Stichwahl gekommen wäre. Nach der ganzen Sachlage würde die konservative und „freikonser- vatioe" Anhängerschaft, darüber war kein Zweifel, dem nationalliberalen Kandidaten zugefallen sein: aber auch die Fortschrittliche Dolkspartei würde, nach ihrem Verhalten in den Versammlungen zu urteilen, für den narioncilliberalen Stichwahlkandidaten ein getreten sein. Sie hat den konservativen Kandidaten von vornherein sehr entschieden bekämpft, während sie gegen das Programm des nationalliberalen wenig einwandte. Die einflußreichen Herren, die alsbald nach dem Tode des Herrn Abg. Dürr Herrn Gemeinde vorstand Feller als Kandidaten der konservativen Partei fcstlcgten, haben den ersten Fehler gemacht. Das Mandat sollte der konservativen Partei gesichert werden — ein en sich begreifliches Bemühen, das aber trotz der Zugeständnisse des Kandidaten an die libe ralen Forderungen und trotz der Betonung des frei konservativen Charakters seblgcschlagen ist. Hätte sich auf der a n d.e r e n Seite die Fortschrittliche Volks partei belehren lassen, datz in diesem Wahlkreise ihre Kandidatur nicht durchsetzen fein würde, so Härte sie heute nicht die unliebsame Verantwortung für den Sieg des Sozialdemokraten zu tragen. Sie ist rn ihrem Verhalten durch die Unterstützung des Lan desvereins der F e st l> e s o l d c te n bestärkt worden, aber cs ist zweifelhaft, ob sie ihm Dank schuldig ist, denn durch die Art, wie der Verband die Beamten zur Wahrung ihrer Standesintercssen aufrief, hat er die fortschrittliche Kandidatur nicht zu retten ver mocht: er hat ihr erst recht den Stempel des Standesinteresses aufgedrückt. Aus guten Gründen hatte der nationalliberale Wahlausschuß in seinem Aufruf zur Hauptwahl die Wähler darauf hingewicscn, datz der nationalliberale Kandidat, wenn er in die Stichwahl gebracht würde, die meiste Aussicht habe, die Stimmen von rechts und links zu vereinigen. Mik einer geringen Stimmenzahl ist er in der Hauptmahl unterlegen aber das Endergebnis rech'.fertigt indirekt die Auffassung, von der die natio nalliberale Partei ausgegangen war. Mag man ihr den Vorwurf machen, sie habe bei dieser Auffassung an ihren eigenen Vorteil gedacht: alles spricht dafür, daß der Wahlkreis für die ge mäßigte liberale Richtung zu ge winnen war. Eine fehlerhafte Parteipolktik hat ihn der Sozialdemokratie überliefert, und das be kannt« „Schweineglück" hat sich bei ihr aufs neu« be währt. In den freisinnigen Blättern wird das Verhalten der Fortschrittlichen Volkspariei damit erklärt, daß sie grundsätzlich und unter allen Umständen die Unter stützung eines Konservativen ablehnen müsse: ihre liberale Anschauung gebiete das. Die fortschrittlichen Wähler sind aber noch einen Schritt weiter gegangen; sie haben sich zum großen Teil auf die rote Seite geschlagen, offenbar weil sie glaubten, dadurch dem Liberalismus zu dienen. Diese Meinung ist, wie eine einfache praktische Ueberlegung ergibt, irrig. Die Sozialdemokratie hat sich bereits etne ausreichende Vertretung im Landtage gesichert. Jede weirere Machtverstärkung wird nicht dem Liberalis mus nützen, sondern eher schaden, wie ja diese Partei überhaupt nicht gewillt ist, liberale Politik im Sinne der liberalen Parteien zu machen. Jede Machtver stärkung wird nur dazu beitragen, die Durchführung einer liberalen Politik zu erschweren. Sie wird zunächst den konservativen Strömungen zu gute kommen, deren offizielle und nichtoffizielle Ver treter nur zu g-rn jeden sozialdemokratischen Erfolg benutzen, um ihre eigene Politik als einziges Heil- und Rettungsmittel anzuprcisen. Bald wird man an dem Geklapper ihrer Mühle hören, datz ihr eine Fülle treibenden Wassers zugeführt wurde." Erregte Debatten im relchslsnüttchen LsnüessuslHutz. Bei der zweiten Lesung des Etats kam es nach Blättermeldungen im rcichsländischen Landes au s s ch u tz in Straßburg zu einer Reihe heftiger Er örterungen zwischen Parlament und Regierung. Ab geordneter Wetterls polemisierte zunächst in leidenschaftlicher Weis« gegen die Justizverwaltung, oer et vic Großzieh ung einer politischen Tendenz in der Rechtsprechung zum Vor wurf machte. Der Abg. Weber (Lothringen) zog sodann den zur Stunde der Sitzung noch nicht be endeten Prozeß gegen die „Lorraine sportive" in die Verhandlung und behauptete, daß auch da die Re gierung politische Tendenzurteile betrieben habe. Unterstaatssekretär Dr. Petri nahm die Richter mit Entschiedenheit in Schutz und lehnte es ab, auf den Prozeß einzugehen, da er nicht zugeben könne, datz ein schwebender Prozeß im Landesausschutz erörtert werde. Abg. Dr. Pfleger (Zentrum) und Wetterls richteten heftige Angriffe gegen die Schulver waltung. Einer eingehenden Besprechung wurde die neueste Lage der Derfassungsfrage unter zogen. Abg. Georg Wolf stellte fest, datz das Haupt gewicht nach wie vor aus die Frage der Wahl reform der Zweiten Kammer gelegt werden müsse, datz man sich aber keineswegs aus den Standpunkt des Alles oder Nichts stellen wolle. Die Zusammensetzung der Ersten Kammer sei unannehmbar. Von hoher Be deutung sei die Wahlkreiseinteilung für die Zweite Kammer. Wenn die Vorlage keinen wesentlichen Fortschritt bringe, so könne die ganze Derfassungsreform ruhig fallen. Vom Abg. Ricklin wurde in sehr ruhiger Weise der Entwurf einer Be sprechung unterzogen. Er stellt« ihm das Zeugnis eines großen Fortschrittes aus und tritt in sachlicher Weise für den Regierungsentwurf ein. Er glaubt nicht, daß das elsaß lothringische Volk sich unter re publikanischem Regime wohl fühlen würde. Die Ab- geordneten Wetterls und Ricklin polemisierten dann gegen die durch Indiskretion bekanntgcwordene Wahlkreiseinteilung der Regierung, die sie ein Attentat auf das elsaß-lothringische Zentrum nennen. Außerdem beschuldigten sie die Negierung, datz sie Versuche gemacht habe, Sozialdemokra ten in die neue Kammer zu bringen, und mit solchen bereits verhandelt habe. Diese Behauptung bezeichneten Staatssekretär Zorn v. Bulach und Unterstaatssekretär Mandel als durchaus un richtig. Die Zentrumspresse ist über die Wahlkreiseintei lung gewaltig aufgebracht. Da die „Germ." allein für das Zentrum das Recht der Vertretung in der zu künftigen Zweiten Kammer der Reichslande be ansprucht, die Durchsetzung dieses Planes indes eben durch die Wablkreiseinteilung beeinträchtigt sicht, draht sie der Neaierung. die sich's gesagt sein lasien möge, „daß die Mehrheit der elsaß-lothringischen Be völkerung sich nicht in di« Ecke drücken läßt, abgesehen davon, daß der K a i s e r, der die Verantwortung für die Wahlkreisaeometrie im Grunde genommen tragen soll, wie ein elsässisches Blatt schreibt, sich sicher nicht zum Schrittmacher der Liberalen, Demokraten und Sozialdemokraten hcrabwllrdigen lasien wird." Oss neue spanllche Minilterjum vor üer Kammer. Uebcr die Vorstellung des neuen Ministeriums Canalejas ist der spanischen Kammer veröffentlichten wir bereits heute morgen einen kurzen Bericht. Vom weiteren Verlaufe der Sitzung wird gemeldet: Madrid, 5. April. (Tel.) In der gestrigen Kammersitzung erklärte Azcarate, die Republi kaner wollten die Ferrer-Angelegenheit ungehindert und, ohne daß irgendwie ein Druck aus geübt werte, erörtern. Sie glaubten, datz die Armee der Ministerkrise vollständig fern siehe. Cana lejas lobte die Armee, deren Disziplin vollkommen fei. Der frühere Minister Laciervu nahm das Wort wieder zu der Ferrer-Angelegenheit und de- mühte sich, nachzuwcisen, datz die Zeugen gegen Ferrer weder falsch, noch widerspruchsvoll ausgesagt hätten. Redner befaßte sich mir Feuers Vergangen- heit, der direkt oder indirekt an den revolutionären Erhebungen in Spanien, an den Anschlägen gegen Canova, gegen Alsonso in der Calle mayor und gegen Alfonso und Loubet in Paris beteiligt gewesen sei und durch Propaganda und persönliches Eingreifen zu den Vorgängen in Barcelona im Jahre 1909 aus gereizt und beigetragen habe. Lacierva griff scharf die Republikaner und Sozia listen an, die er beschuldigte, den Namen Feuers als Danner benutzt zu haben, um unter diesem im Ausland«, unterstützt durch anarchistische Elemente, einen ungerechten Feldzug gegen die konservative Negierung zu führen. Schließlich verteidigte Lacierva energisch das Kabinett Maura, das streng im Nahmen der Gesetze seine Pflicht getan Hobe, sowie den Gerichtshof, der Feuer auf materielle und unanfechtbare Beweise hin verurteilt habe, ohne datz irgendein Druck oder eine Beein flussung ausgeübt worden sei. Der Urteilsspruch sei ««recht, billig und auch gesetzlich gewesen. — Die Rede Laciervas wurde oft von den Republikanern unter brochen und von den Konservativen mit lang anhaltendem Beifall ausgenommen. Die Sozia listen zeigten sich besonders über den Vorwurf des Redners empört, datz sie sich mit auswärtigen Elementen gegen den Frieden und das Wohlergehen Spaniens verschworen Hätten. Zur Daye ln Marokko. DelcassiZs Marokko-Politik zeigt ihre Früchte. Die französisch« Regierung hat keine Hoffnung mehr, datz Muley Hafid sich üer Aufständischen erwehren kann. Frankreich sei nunmehr vor die Alternative gestellt, entweder zu verzichten oder zu erobern. Der „Eclair" empfiehlt, das baldige Erlöschen des Algecirasoertrages als günstigen Zeitpunkt zu nehmen, um den Gordischen Knoten durchzuhauen. Folgender Bericht liegt vor: Paris, 5. April. (Tel.) Der „Eclair" schreibt über die Ereignisse in Marokko: Die französische Re gierung scheint keine Hoffnung mehr zu haben, datz der Sulla n mit den Aufständischen fertig wird. Sie hat jetzt keinen Vorwand, um vor Maßnahmen zurückzuschrecken, die sie bisher nie mals auszuführen gewagt hätte, denn seit der un heilvollen Initiative Delcasi^s bestand die Politik Frankreichs in der Marokko-Frage lediglich darin, alles aus morgen zu verschieben. Jetzt gibt es keine Lösung mehr, außer dem Verzicht, der eine Freundlichkert, und außer der Eroberung, die ohne die Zustimmung der Signatarmächte des Algecirasoertrages eine Unvorsichtigkeit wäre. Da dieser Vertrag bald erlischt, wäre es nicht ein günstiger Anlaß, die ganze Angelegenheit von neuem aufs Papier zu bringen und den Gordischen Knoten durchzuhauen'? Es ist h ö ch st e Z e i t, offen zu sprechen. Paris, 5. April. (Tel) Wie offiziös ver lautet, wurde der Vertreter des Sultans in Tanger, E l G e b b a s . durch die von der marokkanischen Staatsbank gewährten Vorschüsse bereits in den Stand gesetzt, die regel mätzigeAuszahlung des Soldes an die gegen den Scherardustamm aufge botene Mahalla zu sichern. Diese Maßnahme läßt hoffen, daß unter ciesen Truppen Muley Hafids kein Abfall Vorkommen werde. p Milche Nachrichten. Der Modernisteneid und die badische Negierung. Aus Freiburg im Vr.rsgau wird der „Voss. Ztg." gedrahtet: Die Negierung lehnte alle Ge lehrten, die von der theologischen Fakultät als Nachfolger des verstorbenen Professors Cornelius Krieg vorgcschlagen waren, a b. Sie hatten sämtlich den M o d e r n i st e n e i d geleistet. Die Regie rung wird einen Stellvertreter auf den Lehrstuhl setzen. Diese vorbildliche Stellungnahme der badischen Regierung, die der Wahrung der Interessen des Staates dient, wird in kurialen Vereinen keine ge ringe Empörung verursachen. Das Grüne Auto. No man von August Weiß!. 12) (Nachdruck rrSotsn.) Nach Verlauf einer knappen halben Stunde er- jchicn der Gastwirt, etwas erregt durch die plötzliche Zitierung zur Polizei. Der Polizenal fragte ihn: „Herr Lck'ncder, Sie haben vor vier Jahren ein Wirtshaus in Marcone geführt?" Der Gastwirt nickte. „Können Sie sich an einen Fremden namens Bar- tholomäo Giardini erinnern'?" ,F), an den erinnere ich mich aanz genau." „Warum denn gerade an den?" „Er hat ja den Skandal gehabt", meinte der Gast wirr, „und dann auch so — er war ein ganz merk würdiger Mensch. Nrcht gerade unfreundlich, aber geredet hat er mit niemand. Bei den Mahlzeiten ist er abseits, im letzten Winkel des Gastzimmers ge sessen. Am Tage hat er große Spaziergänge gemacht. In der Nacht brannte das Licht oft bis zwölf oder ein Uhr in seinem Zimmer. So lange hat er fast täg lich gezeichnet und g.schrieben." „Was hat er denn für einen Beruf ansgeüdt?" „Mechaniker war er; und nebenbei har er photo graphiert. Auch mich und meine Kinder und mein Haus. Er hat die Aufnahmen sür Ansichtskarten ge braucht." „Hat dieser Giardini Besuche empfangen?" „Nein, nicht datz ich mich erinnern konnte. Oder doch! Einmal ist eine Frau dagewesen. Eine noble Dame von der Villa Margherita. W nn ich mich recht erinnere, war sie eine Tochter von dem Italiener, der dort gewohnt hat. Er« hat aber einen deutschen Namen gehabt. „Hieß sie nicht vielleicht Sternberg, Baronin Sternberg?" fragte der Polizeirat. „Ja, ja so Hal sie geheißen." Wurz wechselte mit dem Kommissar einen Blick Les Einverständnisses. „Allo die Baronin Sternberg war bei dem Giar- drni. H'ben Sie bei dem Besuche nichts Besonderes bemerkt?" „Besonderes nichts. Recht lieb sind sie miteinander gewesen. Geküßt haben sie sich und „du" zueinander gesagt. Ja, aber dos hab« ich nicht selbst gehört, auch gesehen habe ich nichts. Abe meine Frau — Sie wissen ja, wie neugierig die Weiber sind — die hat gehorcht und beim Schlüsselloch hrneingeschaut." „Was hat denn Ihre Frau gesehen?" „No — sie sind sich halt um den Hals g'fallen und haben sich abousselt. Was sic miteinander g'sprochen haben, hat meine Frau nicht verstanden." „Sagen Sie, haben Sie sich gar nicht gewundert, als Ihnen das erzählt wurde?" „Ich habe mir halt gedacht, sie haben was mit einander. „Eine Baronin und ein Arbeiter?" „Das ist schon öfter vorgekommen. Und dann, ein gewöhnlicher Arbeiter war er ia nichl. Er war sehr gebildet und hat sich sehr fein benommen." „Wie oft war denn die Baronin dort?" „Nur einmal. Später war's ja nicht mehr nötig. Er ist ja fast alle Tage in die Villa hinaufgcgangen. „Die elektrisch« Leitung richten", wie er gesagt hat. Ob's wahr ist. weiß ich nicht", lächelte der Wirt verschmitzt. „Ich glaube nicht recht daran." „Warum denn nicht?" „Ja sehen Sic, Herr Polizeirat, einmal, da babe ich gerade Flaschenwein hinaufgcbracht. Und beim Fortgehen habe ich durch die rückwärtige Tür aus dem Park wollen, weil's so näher nach Haus' war. Wie ich um s Haus herum gehe, sehe ich den alten Ita liener, seine beiden Töchter und den Giardini gemüt lich beim Gabelfrühltück sitzen. Nun, da hab' ich mir gedacht, wenn die Eltern nich's dagegen haben, mir kann's recht sein. Warum soll denn ein armer Teuf.l nicht auch einmal zu einer schönen reichen Frau kommen?" „Wie lange Hai Giardini bei Ihnen gewohnt?" „Drei bis vier Wochen." „Und später haben sie ihn nie wieder gesehen?" „Dann ist er ja verhaftet worden und ist in der Villa krank g'legen." „Ich meine, ob Sie ihn seither nicht gesehen haben?" „Ja, einmal in Triest. Jck> könnte schwören, datz er es war. Da war er lehr nobel angezo^en und hat mich nicht erkennen wollen. Den Hut tief ins Gesicht hereinqezogen, ist er ralch an mir vorbeiqcganaen. Ich habe ihn gegrüßt und Deutsch angesprochen. Er aber hat F'alienisch geantwortet, daß er m ch nicht kennt, Deutich nicht versteht und nicht weiß, was ich von ihm wünsche. Vielleicht habe ich mich wirklich geirrt." „Also, Sie würden ihn nicht wieder erk.'nnen?" „Ohne Hut bestimmt." „Warum gerade ohne Hut?" „Er hat nämlich aus der Stirn eine große Narbe, die mit den Falten ein merkwürdiges Zeichen bildet." Der Polizeirat griff ins Aktenbiindcl und zog eine Photographie heraus. „Ist er das?" „Ja, das ist er!" erklärte der Gastwirt bestimmt. „Herr Schncdcr, die Beantworiunna dieser Frage ist für uns von großer Wichtigkeit. Sehen Sie sich die Pho'ographie nochmals aufmerksam an. Ist cs wirklich Giardini?" Der Gastwirt trat zum Fenster und betrachtete das Bild genau. „Ganz bestimmt, ich irr' mich nicht. An der Narbe würde ich ibn unter Tausenden herauskennen." „Nun. schön, danke. Jetzt hätte ich nur noch eine Frage an Sie zu stillen. Können Sie mir die Frau beschreiben die damals den Giardini besucht und geküß, hat?" O ja, die war zu schön, als daß man sie leicht vergeßen könnre. Sehr groß und schlank, mit schwar zen, großen Augen, sehr elegant angezogen, ein sehr schönes Weib halt." „Was für Hiare hat sie gehabt?" „Rotblonde." „Ich danke Ihnen. Sie können gehen." Als der Gastwirt das Zimmer verlassen hatte, herrschte tiefes Schweigen. Der Polizeirat war aufgesprungen und begann, wie es immer seine Art beim starken Nachdenken war, im Zimmer auf und ab zu gehen. Die Polizeibeamten wollten ihn nicht ltörcn. Plötzlich blieb der Polizeirat vor dem Tische stihen und sagte: „Der Verdacht des Barons Sphor läßt sich jetzt nicht mehr kurzerhand abweisen. Der Mord in der Grillhoferstratze ist vielleicht doch der blutige Abschluß erner Liebesgesch chte. Auf die Aussagen des Herrn Castcllmari und seiner Tochter können wir jetzt nicht mehr verzichten. Dieser Gia'dini hat zu viel und zu ausfällig im Hause verkehrt, als daß man dort nichts Näheres über ihn w sscn müßte. Baron Sphor, bitte, fahren Sie in Begleitung des Doktor Martens und zweier Agenten noch heute abend nach Venedig. Haben Sie Bekannt« dort?" „Unser Konsul ist mein Retter." „Desto besser. Sie Doktor Martens, bitte ich. mit äußerster Vorsicht zu Werke zu gehen und jedes Auf sehen zu vermeiden. Bei wichtigen Ergebnlssen Ihrer Untersuchung erstatten Sie mir sofort telegraphisch Bericht. Die Hilfe der italienischen Behörden, bitte ich, womöglich gar nicht rn Anspruch zu nehmen, also nur im äußerst m, im alleräußersten Fall zu einer Verhaftung zu schreiten." Siebentes Kapitel. Auf der Piazetia spielte die Musik. Italienische Opernaricn natürlich, die ja im Gemüt« des Volkes noch immer kräftigen Widerhall finden. Manchmal erklangen auch süße, leichtfertrg^ Volkslied«!, wie das der „schönen Sartorella", der „Venezia benedetta" oder eins der feingestimmten Lieder Tostis. Um die Kapelle im Kreise stand ein fünfgliedriges Spalier. Der erst« Trommelichlag hatte Manner und Frauen aus den wink ligrn Gäßchen gelockt. Da stan dcn sie nun und lauschten dem Gratiskonzerr. In den Pausen hörte man die hohen Hellen Stim men der venezianisckien Mädchen aus dem Volke, die mit dcn Holzpantoffeln beim Gehen klapperten und hübsche, kleine Füße in ro'en oder weißen Strümpfen zeigten. Lauter kleine G staltcn mit zartem, bcpuder 1cm E sicht, das dunkle Haar hoch frisiert, trotz ärm lichster Kleidung von stolzer Haltung — boten sie Fremden einen eigenartigen Anblick. Und wenn sie erst ihre weiche, melodische Sprache zu schwatzen be gannen, da wandte sich mancher Kops nach ihnen. In langen Reihen lustwandelte aus dem Markus- platz Mittelstand und Nobilität Venedigs. Di« klein«« Tischchen vor dem Cafe Ouadri und Fabian waren dicht besetzt. Auch die in Vcn dig nie fehlenden Hoch zeitsreisenden, die sich zwischen icdem Schluck Kaffee zärtlich ansehen und bei jeder Gcleg-nheit unter dem Tisch« die Hände drücken, waren reichlich vertreten. Fremde und Einheimische betrachteten das lärmend« Gcwühle und freuten sich des schönen, sonni gen Januartagcs, der den Aufenthalt im Freien er möglichte. Unter den Prokuratien flanierten jun^e Männer, deren lau'e Manier und Kleidung E'nhennische ver rieten. Junge Mädchen ans dem Volke, in lange llmhangtüchcr gewickelt, kicherten und scherzten mit ibn-'n im Dorüvergehen. Die Creme der Stadt hatte sozusagen ihre eigene Promenade. An d.r linken Seite des Markusplatzes, wo allwöchentlich einmal die Stadtkapellc Aufstellung nimmt. Da sah man vornehme Erscheinungen. Schlanke Frauengestalten in kostbaren Pariser Toiletten, das