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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 05.04.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-04-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110405012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911040501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911040501
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-04
- Tag 1911-04-05
-
Monat
1911-04
-
Jahr
1911
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Nr^ss^los. Isliryany. telmiyrr Tayrvlan. Nlttwoch, 5. rlprü lSIl. Vas nschklsMMe Weimar. Die unendl!ck>e Goetheliteratur, die naturgemäß schon unfruchtbar zu werden droht, treibt in diesem Lenz ein grüner, kräftige» Reir, an dem auch »och viele ander« al» nur die Gocthefreunde und .forscher ihre hell« Freude haben werden. Bei Gustav Kiepenheuer in Weimar, der an« vorige« Jahr em prächtiges Album Ansichten .Damal» in Weimar bescherte. wird in wenigen Wochen ein umfangreicher und inhaltvoller Band „Das nachklafstfche Weimar" erscheinen. Dich Tochter de, um die weimarische Kunstschule hochverdienten, vielseitigen Künstlers Karl Ludwig o.Schorn, der ein Jugendfreund Leopold v. Rankes war, Adelheid v. Schorn, mit ganzem Herzen eine Weimaranerin. hat di« Erleb nisse ihre» reichen Lebens ausführlich ausgezeichnet und bis auf die Ergebnisse der neuesten Forschungen vervollständigt. Diese« überau» bedeutsame bio- graphische Werk, als Kulturdokument einzig in seiner Art, gewissermaßen die Geschichte Weimars nach dem Tode Goethes Lis aus unser« Zeit, wird nunmehr, be reichert durch bisher ungvdruckte« Bries, und Tage- buchmaterial, durch kaum bekanntgewordene Bilder aus d«m Weimar d«s 19. Jahrhunderts, der Oesfent- lichkeit übergeben werden. Das „nachklassische Weimar" Adelheid v. Schorn» ist Las Werk eines ter wenigen Uederlebenden, die diese Epoche noch mit eigenen Augen geschaut haben. „Glanz und Frieden liegt über dem Buch, wie ihn Sommerübende nach Hellen, heißen Tagen in sich iragcn." Goethe l/atte di« Augen geschlossen, die Stimmen schwiegen in Weimar. Wie eine Tragödie geht das große Geschlecht zu End« in Wolf und Walter Goe lfe, die wir erdenmüde sterben sehen. Alma ist ihnen früh im Tot« ooraufgegangen. Aber Weimar, „wie Bethlehem in Juda, klein und groß" wird wieder zum Mittelpunkt wahrer Kultur. Karl Friedrich halt die Herri.hast in weisen Händen, neben ihm waltet Maria Paulowna unermüdlich, ein« wahre Landesmutter. Kaiser Nikolaus, der Rusten- zar. ersü>einr an der Ilm und kann sich nicht trennen non dem lieblichen Belvedere. Im Schloß lebt noch der alte Geist, gelehrte Professoren gel>en aus und ein bei Hose, Kuno Fischer aus Jena, Kanzler n. Müller. Die Künstler suchen Len llBeg nach Weimar, Friedrich Preller, der Maler der Odyssee, den noch .Karl August nach Italien und Holland geschickt halt«, sein Talent zu schulen. Bonaventura Genetti, SchwerLtgeburth. Marterstciq schmücken das Schlag, Schinkel und Condray vauen cs um. Thackeray er. scheint irr Rteimar und berichtet von Hof und Kunst dorten nach England. Im alten Hoftheater steht Franz L'szt am Pult, er bringt denen in Weimar den „Tannhäuser" und „Lohens-,rm". Auf der Flucht aus der sächsischen Heimat betritt Richard Wagner den klassisilren Boden. Das sind gewissermaßen nur Kapitelüberschriften aus dem Bum« jener geistvollen, kunstsinnigen Zeit» genossin. aber welche Perspektiven eröffnen sie? Wir stoßen auf Briefe und Gespräch«, die noch keine Mono graphie und kein Sammelwerk der schier unübersehbar angeschwollenen Goetheliteratur verzeichnet, so fünf unbekannte Briefe Goethes an Karl Ludwig n. Schorn, «ine Ouclle neuer Forschungen, ferner das Testament Walter v. Goethes und nach nie benutzte Tagebuchblätter des Kanzlers v. Müller. Briefe Schorrcs, Prellers, Genellis und vieler Zeitgenossen. Ein Blick in dt< vorliegenden Aushängebogen ge nügt, zu erkennen, daß die schlicht«, ost nur chrono- logisierende Darstellung der Verfasserin d«m Freund« und Forscher jeder Kunst überreiches Material dar- bietet. Die Ausstattung diese» außergewöhnlichen Werke» ist eine seinem Zverte angemessene, typo- graphisch mustergültige. Sechzehn ganzseitige Licht, drucke auf Mattkunstdruckpapier vertiefen bas er schöpfend« Bild de» nachklafsischen Weimar. Wir kennen da» Weimar Goethes genau, von ihm selber her und au» vielen guten Büchern der letzten Jahrzehnt«. Wir lieben das Weimar von heute. Das Buch Adelheid v. Schorns schlägt di« Brücke zwisckieu beiden und macht unser Wissen von Weimar lückenlos. p- «. Nachstehend ein« Textprob« : Goethe« hundertjährig«, Geburtstag. Mitten in allen politischen Unruhen de» Jahres 1849, die auch das größte lebend« Künstlergenie in ihre Kreis« gezogen hatte, feiert« man in Weimar am 28. August Goethe« 100jährigen Geburtstag. Fremde die Meng« kamen von nah und fern, denn man wußte, daß das Fürstenhaus, der Stadtrat und die Einwohner einmütig zusammcnwirkten, nm diesen Tag festlich und würdig zu begehen. Auch di« Brüder Goethe bemühten sich, den Der. «chrern ihres Großvaters entgegenzukommen. Sie setzten folgende Anzeige in die Zeitung: „Daß die Kunstsammlungen unseres Großvaters. Johann Wolfgang v. Goethe, am 28. August und von da an jeden Freitag, von 9—12 Uhr, zu freiem Eintritt geöffnet sind, bringen wir hierdurch zur allgemeinen Kenntnis. Walter Wolfgang o. Goethe. Wolfgang Maximilian v. Goethe." Am Vorabend, Montag um b Uhr, veranstalteten die Freimaurer in d«r Log« Amalia ein Fest, zu welchem auch die Frauen Hugelasten wurden. Krimi- nalrut Heinemann sprach über die Tätigkeit Goethes als Freimaurer: Professor Weber über Goethes Ein. fluß auf die freie Entfaltung des deutschen Geiste« und Lebens. Superintendent Täuscher aus Buttstädt trug ein von ihm selbst verfaßtes Weihegedicht vor, und ein vom Minister v. Fritsch gedichtetes und vom Musikdirektor Eberwein komponierte, Liür beschloß die schöne Feier. Für diesen Ab«nd war ein« Beleuchtung des Parkes vorgesehen, die aber leider durch Sturm und Regen sehr geschädigt wurde.. An Goethes Garten- Haus schlug der Regen die Lampen aus, und das römisck>e Haus konnte erst später beleuchtet werden, nachdem der Wind sich etwas gelegt hatte. Oberbau- direktor Streichhahn hatte di« Dekorationen veran- staltet. Am römischen Haus erglänzte Goethes Ramenszug, umgeben von denen Amaliens, Karl Augusts und Luisens. Ehorgesäng« von Npel, Rcißiger und Liszt wurden vorgetragen, und die Mcnsck>eniiienge wandelte in feierlichem Zuge von einem Erinnerungsplatze zum andern. Die erste Huldigung an Goethes und Schillers Särgen war schon früh um 6 Uhr. Da nahten sechs junge Mädchen unter Führung von Wilhelm Genast, um still und feierlich ihre Kränz« und Blumengewinde für Karl August und seine beiden großen Freunde medcrzulegen. Als sie den Friedhof verließen, hörten sie von ferne die Musik des sich nahenden Festzuges. Lautlos stand dann die Menge, während eine „Hymne" von Stör und „Der du von dem Himmel bist" von Hiller vom Chore vorgetragen wurde. Gegen Mittag begab sich die Festgemeinde nach der Bibliothek, wo der neue Anbau eingcweiht wurde. Verein für neuere Philologie ;u Leipzig. Mittwoch, den 20. März, fand bei Kitzing L Helbig - die dritte Sitzung statt, zu der sich zahlreiche Mit glieder und Gaste cingesundcn hatten. Bon dem Rcuphilologischen Verein Halle waren ebenfalls mehrere Herren erschienen, unler ihnen auch der erste Vorsitzende Prof. Dr. E. Regel. Rach Erledigung der Einläufe berichtete der Schriftführer Dr. Gruber über die Vorbereitungen nir die englischen Borträge des Prolestors Hors- burgh aus Oxford. Dieser wird in zwei Parallel kursen sc sechs Vorträge über: „Six Plays oi Shake speare" und „Lome A.pects os Modern Englisch Life" hallen, und zwar in der Zeit vom 26. April vis Nt.Mai in der Aula des König-Albert-Gymnasrums. Ausführliche Programme sind beim 1. Echriflsührer des Vereins, 'Dr. Gruber, Lampcslraße 7, erhältlich. Rach Schluß der geschäftlichen Sitzung erteilte der Vorsitzende Drrettor Pros. Mättig das Wort Fräu lein Overlchrerin Curl ius zu ihrem Vorträge über: ..E. Rostand, La Prlnccsse Lointaine und Chantecler." Die Menschen des 20. Jahrhunderts, des Jahrhunderts der Arbeit — so führte die Rednerin aus —, wollen die Arbeit und die Wirklichkeit auch in der Dichtung finden. Das Drama spiegelt alles wider, wovon oie Zeiten reden. Wie eine Erscheinung aus der Vergangenheit mutet uns da ein dramalischer Dichter an. der sich fern hält von akruellrn Fragen und das Märchen land betritt, wo er schöne, aber auch seltsame Gebilde schaut. Von den einen bewundert, von den anderen verspottet, wird er von wenigen nur verstanden. Edniond Nosland ist ein solcher Dichter. Märchen haft klingen schon die Titel seiner Werke: „La Prin- cesseLointaine— Chantecler",uns eine Märchenwelt tut sich in seinen Werken auf. 2m ersteren sehen wir den Primen Zoffroy Rudel von Liebe entbrannt zu der schönen Prinzessin Mc-Usfinde im Morgenlande. Rie hat er sie gesehen, nur Pilaer haben ihm von ihrer wunderbaren Schönheit erzählt. Die Gabe des Gesanges ist ihm eigen und er singt zu Mettjsindes Preis. Er verläßt sein stolzes Schloß in der Pro vence und schifft zu ihr wie der Krruzsahrcr in das geliebte Lano. Eingehend schilderte nun Rednerin an der Hand des Terte» die Entwickelung der Hand lung, dabei die schönsten Stellen aus dem Werke vortesend. Eie zeigte dabei, wie wir in dem Vers o'v->l poi.r le «all gue !c^ umours travn-llaoi das Leit motiv des Drama« zu suchen haben und wie in diesem Verschmelzen von Mcnnedienst und Lotte», dienst Rostand em echter Schüler der Troubadours ist, ferner wie mit dem Beginn des Kampfes zwischen Liebe und Pflicht in der Brust Berrrands, Ioffroys Freund und Voten seiner Liebe, das Märchenspiel zum psychologischen Drama wird. Wir sehen hier, wie die beiden edlen Seelen Bertrand und Mclissinde nach ihrem Schwanken zwischen Pflicht und Liebe sich zur sittlichen Vollen, düng erheben. Jin Gewände Huaoscher Romantik Lorneillescde Seelengroße! In diesem Drama, das einen Stoff aus dem 12. Jahrhundert behandelt, staden wir eine Leremigung der Troudadourdichtuna mit klassischen und romantischen Elementen. Auch in dem i->til ist diese Harmonie durchgefuhrt. Neben archaischen Wörtern und neben Eorneilleschem Stil — die Märchenprrnzeistn wird z. B. mit Madam« an. geredet — begegnen wir Pariser Ausdrücken, die auf 1805, das Entstehungsjahr de» Drama». Hin weisen sowie ganz moderne Salon- und Argot wörter. Trotz dieses Mangel» an Einheit gelingt es Rostand doch durch die virtuosenhatte Be herrschung der Sprache eine glänzende Wirkung zu erzielen. Die Vortragende verbreitete sich dann noch ausführlicher über di« Quellen Rostand». Ioffroy Rudel war ein aquitanischer Troubadour, der 1117 am zweiten von Ludwig VII. geleiteten Kreuzzug teilnahm, lieber ihn existiert eine Bio graphie aus dem 13. Jahrhundert, dessen Verfasser Gaston Paris in Hugues de Saint-Eire vermutet. Die darin erzählte romantische Liebesgeschichte gab Anlaß zu einer Streitfrage, die einen Gelehrten beschäftigte. Die Gestalt Bertrands sand Rostand in Nostradamus, die des grünen Ritters in Michaud, Histone des Eroiiades Bd. 2. Schon vor Rostand haben sich viel Dichter mit Jofsroy Nudel beschäftigt, wie 2. Petrarca, H. Beyle, Tieck, llhland, Heine, Swinbrane und Carducci. Nach der ^Princesse Lointaine" verläßt Rostand die idealen Höhen und schreibt „Chantecler", eine Hühncrkomvdie. Ist so etwas dramatisch, szenisch, technisch, deko- rativ, schauspielerisch, psychologisch möglich? Das sechsfach Unmögliche, hier wird'? Ereignis. Zwar wurden schon früher gelegentlich Tiere auf die Bühne gebracht, aber sie waren mehr Deloration und ver hielten sich ruhig. Hier aber reden sie im eleganten Pariser Französisch, mit stilisierten Tierlauten unter mischt, und erheben sich psychisch wie physisch zu menschlichen Dimensionen. Die Muse des Siecle de Louis Xl V. würde schaudernd ihr Haupt verhüllen. V. Huaos Prinzip dagegen: Alles, was in der Natur ist, sott in der Kunst dargestellt werden, ist hier wörtilch befolgt Rednerin gab nun etne Uebersickit über die Entwicklung der Handlung, wobei sie wieder die schönsten Partien des Werkes, wie z.B. des alten Uhus Hymne an die Nacht, Chantecler» Ode an die Sonn« «. a. meisterhaft vorlas. 2n Chantecler» Rui nach der Sonne, die er täg lich zu wecken glaubt, in diesen Strophen von höchstem lyrischen Schwung fühlen wir, daß Rostand in der Mission Lhantcclers die Mission des Dichters sym bolisiert: der Erde das Licht zu bringen. Hier ent hüllt auch Nostand sein Geheimnis, weshalb er sein Drama schrieb: seine Liebe zur Natur und die Ueber- zeuyung von seiner hoben Aufgabe will er symbolisch daritellen. Ats die Fasanenhenne Chantecler fragt: Lt tu «eoie qu'ü tn voll Io moaüv entior »'moa-lok antwortet er in rührender Einfachheit: ckv vo sni« pns tr-, biov co q»s o'cst qua I» monäe, Kni« je eknnto pour mon vnlioo cn «oubnitnnr (juo önns c-nyiiv vnlloa au eoq ca tnE nutnnt. Großen Widerspruch, selbst bei den glühendsten Verehrern Rostands, hat der 3. Akt hervorgeruien, wo bei dem üve o'oloclc der Perldenne 45 exotilche Hähne mit allen unmöglichen Namen eingesührt werden, die alle stolz daraus sind, die Natur de« Hahncs möglichst zu verleugnen. Die Zunge muß hier Seiltänzerkünste anwenden, um alle die phantastischen Stlbenzusammenstellunaen wiederzugeben. Man atmet förmlich auf, al» Chantecler auftritt und sagt: Voule/.-vvu» 80N0I ccr laut B»-p erneut tu cvy. Als die kosmopolitische Gesellschaft verächtlich nist: I e exs rrnuloi» cm eo>tumo üv llnvnil, spricht er mit Schlichtheit und edlem Stolz von dem Adel d«r Arbeit, der Liebe, der Natur und donnert dann gegen di« Bewunderung des Exotischen. Unnatür lichen. Man wird an Malier«» Kampf mit dem Preziösentum erinnert, nur mit dem Unterschied» daß Rostand hier selbst preziöler ist al» di« Preziöseste der Preziosen. Viele politische Anspielungen werden, da Roftanv neun Jahre an dem Stücke arbeitete, fetzt nicht mehr verstanden, außerdem gebraucht er eine Menge Wörter, die selbst den Franzosen unbekannt sind. Wollen wir auch nicht so streng urteilen wie E. Faguet, der erklärte, Rostand kompromittier« die Akademie und die französische Sprache, so müssen wir doch sagen: Trapeckunstslücke, eines Dichter« unroiir« dig. Um so poetischer wirkt dafür der vierte Akt Der Mittelsaal war festlich geschmückt: Goethes Iugendbüste stand, mit Lorbeer geschmückt, unter blühenden Blumen, hinter ihm erhob sich das große Orlbild seines Freundes Karl August, vor einer glanzenden Versammlung ward ein« Kantate ge- sungen, welch» Hofkapellmeister Chelard komponiert hatte und dirigierte, in deren Text Worte von Goethe eingeflochen waren. Hofrat Preller hielt di« Festrede. In dem Neubau wurde nach Beendigung dieser Feier eine Ausstellung besichtigt, welch« Erinnerungen aller Art an Goethe enthielt, und als Festgabe eia Heftchen verteilt, das in Faksimile die Anzeige von Goethe» Taufe im Frankfurter Lokalblatte und Handschriften des Dichters aus allen Zetten seines Lebens, bis zu -en letzten Gedichtzeilen, enthält. Um 8 Uhr begann das Theater. Liszt hatte ein« Ouvertüre und sinfonische Zwischenakte zu „Tasso" komponiert, die er selbst dirigierte. Des Leip, ziger Dichters Adolf Nötiger Prolog wurde von Durand, einein Mitgenossen von Goethes Theaterschrle, gesprochen. Daran schloß sich ein lebendes Bild, rvelches Martersteig gestellt hatte und das sich um Goethes Büste u»rd den Genius gruppierte. Dann folgte „Tasso"; Dcssoir gab — als Gast — die Titelrolle. Zum Schluß wurde ein als Epilog ver- fafftes Gedicht vom Schober verteilt. Ein Vers aus dem Böttgerschen Prolog möge hier folgen: Nur ein Gedankst ein Hauch, ein Traum, Bewußt Gefühl von Zeit und Raum, Ein wie Musik in» All verschweben: Das ist der Staubgebornen Leben. Geburt, der Anfang von -em End«, Reicht im Entstehn dem Tod di« Hände: Und kaum, daß einer nachgedacht. Hat er d«n Erdgang schon vollbracht; Ihn hebt nur aus der Spann« Zeit Sein Wirken zur Unendlichkeit. — Beim Verlassen des Theaters fand die Festoer. sammlung di« Stadt illuminiert; besonders die städtischen Gebäude und diejenigen der verstorbenen Dichter sowie das Palais zeichneten sich durch schön« Dekorationen aus. Die Familie Goethe hatte etne unmittel- bare Teilnahme an dem Fest« befclseiden abgelehnt, aber das Goethe-Haus war von Schuchardt geschmückt worden und die Zimmer den Festgästen zur Be sichtigung geöffnet. sSchuchardt hatte auch an diesem Tage den von ihm verfaßten Katalog von Goethes Sammlungen herausgegeden.) Der Platz war — nach Angabe von Streichyahn — durch die Anwohner ge schmückt, eine lebensgroße Statue Goethes von Stukkateur Hütter aufgestellt worden. An Eckermanns Wohnung hatte der Haus, besitze» eine freundliche Inschrift angebracht. Dir Be leuchtung de» Parkes, besonders des Goethe-Gartens und des römischen Hauses, gelangen diesen Abend sehr schön; der Mond stand zwar hoch am Himmel, wurde aber durch Molken verdeckt, so daß die Lichter und Lämpchen einen schönen Eindruck machten und dieser Festtag bis in die Nacbt hinein ungetrübt und stimmungsvoll verlief. Am nächsten Morgen war die Straße nach Tiefurt von früh an mit Menschen bedeckt, denn um 10 Uhr begann dort aufderWiesevordem Teehäuschendie Aussührungees „Jahr- mark res von P l u n d e r s w e i l e r u" von Goethe. Wie manches Festspiel hatte dieser Platz in früheren Jahren gesehen. Gelungener als am 29. August 184!) kann es auch unter Anna Amalia nicht gewesen sein. Das Wetter war das günstigste, warm, windstill und bedeckter Himmel. Ich war als Kind Ladei, erinnere mich aber nur noch -es bunten Ge» mit seine: vollendeten Märchenstimmung; dem Mär« chenwald, dem Vozelchor, dem Mondscheinliebesduett zwischen Chantecler und der Faisane, dem Gesang der Nachtigall, derChantecler verzückt lauscht, sodass er darüber Las Wecken der Sonne vergißt, die nun obne ihn aufgeht. usw. Welch furchtbare Enttäu schung, als er einsieht, daß nicht seine Stimme es ist, die der Erde das Licht bringt. Hier liegt nach der Ansicht der Vortragenden der Kernpunkt des Dra mas; sie sieht darin ein rührendes Selbstbekenntnis Noslands: er muß fühlen, daß er seine Mission nicht erfüllen kann. Wir sehen in dem Stücke dann weiter, daß Chantecler-Nostand sich aujrasft und aus Pflicht gefühl weiter singt. k Reicher Beifall lohnte die Vortragende für ihre fesselnden, feinsinnigen Ausführungen. Or. LrlchülUverkehr. : Erlass Ehilerabazi^e» i»tci mit absoluter Sicherheit Dan»cmonn« T-mpsmaschwasä,:»« beim Raschen. EZ Ist »a» her e»a« »rohe Beruhigung jur verständig« HauSsraueu und .Herren, bah durch die üebrnsizierenüe Wajchwelje aüe krank. heilSerregcr vernichtet werdcu, die Wäsche ist stet» gesund heitlich einwandösrct. Durch Leu Wcgsail der jeruiürdcuden Reibung HSU die Rasche länger al» früher. Die trocleue, schmutzige Wäsche wird nicht unmittelbar tn Heide» Rasser getan, wie bet anderen Methoden, wodurch der Schmutz nur etvbrcnnt und Ste Wüsche grau wird. In Danveuiann- Waschmaschin« wtrd die Wüsche vielmehr ülütciiweiß. ttt steht auch fest, daß eine Person mühelos in einem Halben Tage etne groke Familienwäsche bewältigt. Doiinemannd Waschmaschine läßt sich seiner verwenden als Plättoscn, Badeofen, Einkochapparat, Federreintgungämaschine usw. So ist die tausendsach bewährte DanncmannS Waschmaschine jeder anderen Maschine der Welt wett überlegen. In ihrem soliden Material, tn ihrer silbernen Hechglanzverzlnkung steht die Maschine unstreitig aus höchster Stufe. Interessenten können ivtr nur sehr empfehlen, ein Lchauwajche» mit erklärende» Vortrag Z» besuchen, das he u t e, wie jede» Mittwoch, von »—S Uhr i» dem Leipziger Waschmaschlu«»» h«vs« Ferdi»a»b Davvema»«, Universitätvjrrobe 212«, statt- fi»bet. r Ste kam» ich bei ber fetzt allgemein in. -» Leben»- Unterhaltung «tuen gani beträchtlichen Poste» iiield i» der Wirtschaft erspare»? So wird sich schon manche rechnende Harr-frau gefragt haben; die Antwort hterauj ist gar nicht f» schwer unb lautet: .Wasche deine Wasche selbst*, und zwar uor mit ber sei« Jahre» vorzüglich bewährten Lchuellwalchmalchin« .Lchoeiber» »,t,«' mit Wäschewenber, beun bet zwötsmaltgem Waschen bringt sie Zirka W bi» lO0 et» burch Erhalt »» vaschlohn. Hetzmateri«!. Seife »rbe» »an, bedeutender Schonung der Wäsch«, bie nicht »er» kocht «n» ^rbllmpft wird. Sein Stnkoche» de» Schm»»»«, kei» Str,«werbe» ber Wäsch«. Vitt» über,enge« Sie sich bei der heut«, wie jede» Mittwoch «achm. b bt» b Nhr ftattfln- darbe» pr»ktische» V»rfllhr»n« in «eststratzrfPostamt Hof). Vergnügungen. r SaKoRpot««»Theoter. Wege» »er in bar nnteve» MS»»«» jur ft»»«»««» Tbe«ter»u>iabruo, »«, »VLHn« «,» War* fallt hau« »t« varla»„rst«L»n« «n«. : Got»e»«or»«». ikt» des»ber» «am«, reiche« tkvuZea wirb deute Mutwochab«»» »e» Palme», «artendes»cherii b»rch da» PInsilkvrp» de« 7. Ins^Begt«. Kr. UB umer Leitno» b«O königliche» Musikdirektpr» g. H. Matthe» »ebotnr werben. Die vorlrag»sol«e enthäU ein« «»»geZeichna« »u»«abl bester crchcsirrstück« »nb Zu» ersten Mal« mir» »er WalZer an» ber Vper »Der «äsen- k«»alter* lm P-lwe»garte» Zu Gehör gebracht. Sm nächste» So»»tag gibt dtr vegime»l»k,pelie miserrr l07er Zwei Kon- zert«. vt» tti. Mär» nächste» Jahr«» gültige Familte». »»b Et»Z«lkarte», sowie Sommersemesirrkarta» siir Studt«r«»be werbe» jrberzeit im Patme»gartc» »uAgesertigt. wimmel«, da» ttrmitten der grünen Bümn«, «n de« Ufern der Ilm, einen zauderhaften Eindruck mochte. Als Fortsetzung Liefer Lustbarkeit konnten die Dor führungen eine» Bänkelsänger» gelten, der sich nachmittags auf der Vogelwiese durch einen Trompeter ankündiqen ließ und di« Schauergeschichte de« fungen Wcrther in Bildern zeiqte und absang. Am Abend diriqierte Franz Liszt ein Konzert im Theater, da« di« begeisterte Stimmung de» PuolUum» noch erhöhte — wenn da» möglich war . . . De« Höhepunkt erreichte der Enthusiasmus bei Liszt- Direktion der „Neunten Sinfonie" von Beethoven, deren Zaubertöne zum ersten Male in Weimar er klangen; man meinte, nie Aehnliche» an Schönheit und Größe erlebt zu haben. Den Cchlußakkord de» unvergeßlichen Feste« bildet» ein Fackelzug, welchen Weimar» Gewerkschaften auf führten; er ging gleich nach dem Ende dieses Konzert« vom Marktplatz nach dem Schicßhaus, das von der Schützengilde erleuchtet worden war. Auf der Wiese wurden die Fackeln zum Freubenfeuer zusammen- geworfen, ein Redner sagte allen Teilnehmern Dank und knüpfte an die einheitwirkende Größe Goethes die Hoffnung auf die Eintracht und Größe des Volke», aus dem dieser große Geist ' hervorgeqangen. Be- aeistette, nicht endenwollende Hochrufe auf Deutschland bildeten den Schluß. SpraHecke ües KUyemrlnen Deuil-eu Sprachvereins. Bom Formelkram. Ein Hamburger Handetshau» Brüel L Co., läßt allen neuen Kunden folgendes Schreiben zugehen; „In der Voraussetzung, daß wir in dauernder Ge- schäflüverbindung stehen werden, haben wir in unsrer Briefablage für Ste die Mappe Nr. . . . angelegt. Wir bitten Cie, diese Nummer in Ihren Driesen stets anzusühren. — Gleichzeitig teilen wir Ihnen mit, daß wir uns den Bestrebungen nach einer Verein fachung des kaufmännischen Briefstils angeschlossen haben. Wir werden demgemäß versuchen, unsre Briefe kurz und einfach zu fassen. Auch werden wir darin alle Höslichkeitcsormeln fehlen lasten, da uns eine gegenseitige Achtung unter Geschäftsfreunden als selbstverständlich erscheint. — Endlich werden wir uns bemühen, die nicyt mehr zeitgemäßen Fremd wörter da zu vermeiden, wo wir einen guten deut schen Ausdruck haben. — Wir bitten Sie daher, es uns nicht zu verübeln, daß in Zukunft in unfern Briesen alle Höslichkeitsfornieln und auch am Schlufle die besondere Versicherung unserer Hoch achtung fehlen werden. Sollten Eie geneigt sein, sich unserem Vorgehen anzuschließen, so würden wir dies freudig begrüßen." Der zuletzt ausgesprochenen Ditte haben sich — wie die Zeitschrift de» Sprachverein» mltteilt — schon viele Empfänger angeschlosten, ein Beweis da für, daß die deutsche Kaufmannschaft mehr und mehr dre Pflicht erkennt, den stolzen Aufschwung, den sie genommen hat, auch in Sprache und Schriftverkehr zu beweisen. Küchenzettel fll, Mittwoch. I. Tomatensuppe Ungarisches Gulasch mir Kartosiclpüre. TL. Schweine fleisch mit Mohrrüben. Dt« Rczrpte Za vr» v»rst«b<»b «ufgrführtr» Szxifc» smd t» örm «Praktische» Kochbuch für bt«bt und Laub uod jrbeküche* «»ihaUru, da» t» »eubearbrlteter und rrivetlerter Aoögab« burch bi« Ervedtttove» be» Letpzigcr Tageblattes und der Allgemeine» Zeitung uerpzrgrr Tiadt- und Dorsanzeiger Zuu» Preis« von t »ach 20 Ps. für Portv »etzr, bcZage» »»erde» kann. : Zovkogllcher Parte». Heut« abend » Uhr wird bad übliche MttiwochSkanjcrt von» Leipziger Tonkünlller-Orchester nnier pcriönlicher Leitung de» Herrn Musikdirektor 8>ünlher k>oblc»z ouSgesühri. Dabci mag erwähnt 'werdcn, dah die neuen Dauerkarten, gütttg b«» 2l. März t»li, täglich tm Rureau, Ploslcndorfer Liratze 2S, zur Auögabe gelangen. Tie großen Borteil«, weiche eine solche Karie ihrem Inhaber gewährt, sollte» «ine» jede» Zur Lnt»ahm« derselben ver anlagen. Die einmalig« Ausgabe ist, vergliche» mit der Fülle der dafür gebolcuen Venüsie. eine äußerst niedrige zv nennen. Augenk>?i<1l<ch Ist zum Abvnneruent die günstigste Zeit, da die GNUigkeiiödauer »och völlig auögenuyt werden kann. : I» de» vetchltzalle», Leipzig.volkmarldvrs, Elisabeth- straße >/7 trete» heute abend di« beliebte» Meyrel^Läagcr mit großer» Programm aas. Danach Balljest bi» ! Uhr. Die Schlachtvieh« und Hlrischpreise m Leipzig im Monas Mär, 101 l. I. Preise kür Schlachtvieh und frisches Fleisch für je 0,5 KL: <1 Vsii,'d> tu Pienniqcn. glrtschart«» Sch'achrvteh- tKchtachi» ^ewichl»-)Pr«t1- l. i ll.i llt.I1V Qualität Lchjru 1. Bratfleisch ») ohne Knochen d) mit Znochen 2. Kochfleisch Kühe!Kalt-«n) 1. Bralflcijch a) ohne Knochen d) mit Knochen 2. Kochfleisch Kälber 1. Bratslelsch ») ohne Knochen (Schuixel, Frikandeau) d) mit Knochen LKobsleisch Schase (Hammel) LiWA Schweine ...... 1. Bratstelsch 2. Kochfleisch ..... 3. SchweinSknochea.... 8, 7t, 82! 78 !»i!94 70 6l I 85^ 80 50 SO Piette für rttHeSFietsL i. Künnyande. I2OUU 100 ,00! 90 85 >00 9 - 80 IlOillOj 90 8b! 8" 9c, 8ö> 80 200 170 110 0)0 ll.0 K 10») 100 9» 9, 140 8b 80 90 80 100 SO 80 80 75^ 70 SO 4O! 2-0 II. Preise für Fleischware« (suüereitcteS oder verar beitete« Fletsch» tür je V.» tz, t 1 Pfunst» tn Pfennigen. am 3. Aprtt 1911. Ler «at ster Statzt Leip^a. »et«, der Flitsch»«,»» Preise »yipvq 4 «r S >s- L xr e Hackfteijch LchmetnspSkelfteisch 120 100 so so 75 schtktea »> oha« »nochen ..... t40 120 110 d) mit Koochra >10 100 Lü e> a»-geichniltr» 1^0 160 140 LchtEarzfleisch vno Lprck SO 80 7ü Wurst «) Blot, oder Rotwurst . . . 100 80 60 d) Leberwarft >20 100 60 «) Firt>chwurst(Me1t-, Knackw.rc.) >0i SO 80 <t) Sujzenwurst SO SO SO Tchmalz «) Rindertalg «t») roh . . . . dd; auSsiksLmolzen 50 — E» M — E» d) Schweineschmalz «») roh 70 — »»d dd; auSgefchmolzeu 100 — —
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