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Nr. 116. los. Istirgsng. Leipziger Tayeman. vormerstsg, 27. gpru I9ll. Regierung will» ernsthaft erwogen. Man glaubt, daß der Wortlaut der von der Regierung erteilten Ant wort zwar nicht öffentlich bekannt Ict. aber es ver lautet. daß die Regierung die Forderung Eng land, nicht bewilligt habe. Sie habe auch keine Gründe hieriür angegeben, weil sie der Ansicht sei, das? die zukünftigen Verhandlungen hierüber wahr scheinlich aussichtslos seien. In dieser Angelegenheit hat ein Reskript de« Schahs vom Jahre 1888 große Bedeutung, das vorsicht, daß. wenn Ruhland eine Eisenbahnkonzcssion im Norden erhält. Eng land Anspruch auf eine ähnliche Konzession im Süden Persien» hat. Kus Leipzig unü Umgeyenü. Leipzig. 27. April. Wetterbericht der Königl. Sachs. Landeswetterwarle zu Dresden. Voraussage für den 28. April. Westwinde, wolkig, kühl, zeitweise Niederschlag. Sichtet berg: Glänzender Sonnenunter- und -auigang, Abend- und Morgenrot. ' Die Lohnbewegung im deutschen Schneiderge werbe ist im Wege der Verhandlungen zwischen den Arbeitgeber- und Arbeitnehmer-Zenlralorganisalio- ncn infolge beiderseitigen Entgegenkommens friedlich zu einem gesunden Ergebnis geführt worden. Der Tarisabschluß, der durch di« Zentraloraanisationen erfolgt ist, erstreckt sich auf 53 Städte Deutschlands. Der neue Tarif sieht ein« Lrböbung des Lohne» für Stückarbeiten um durchschnittlich 7 Prozent und der Stundenlöhn« um 3 bzw. 2 Pf. pro Stunde vor. Der höchste Ctundenlokn eines Schneiders beträgt dem nach in Zukunft 53, der niedrigst« 40 Pf. Die Tages arbeitszeit wurde aus 10 Stunden normiert. Der neue Tarif tritt sofort in Kraft. * (Oebiihren für Rischen und Plätze in der Urnen halle der Aeuerbestattungsanlage. Nachdem die Urnenhalle der Jeucrbestattungsanlage auf dem Süd friedhofe nunmehr ziemlich vollendet ist, hat der Rat die Gebührensätze für di« Nischen und Plätze ausgestellt und den Stadtverordneten zur Beschlng- fassuna vorgelegt. Danach beträgt der niedrigste Satz für einen Platz im Erdgescboß 50 und er steigt bis aus 200 für einen Platz im Obergeschoß (bet oiner Vorbehaltszeit von 15 Jahren). Unter Zugrundelegung dieser Sätze werden aus dem Untergeschoß 00150 und aus dem Ober ge sch otz 42 000 aus der ganzen Urnenhalle also 108 750 . 8 erzielt. Der Rat nimmt an, daß die Plätze nn Laufe von 5 Jahren vergeben sein werden, so daß sich, au? 20 Jahre (5 -s- 15) verteilt, pro Jahr eine Einnahme von 5400 ergibt. Da die Baukosten der Urnenhallc 130 000 .8 betragen, so würden bei 5 Proz. Verzinsung und Tilgung jährlich 6500 erforderlich sein. Unter Einrechnung der auflausen- dcn Z,nsen für die oorauvbezahlren Nischengebührcn (jährlich 1500 .«) würde sich also eine volle Ver zinsung der für die Urnenhalle aufgeivendeten Kosten ergeben. * Schriftsteller Georg Bleysteiner f. Vor wenigen Tagen verstarb der Leipziger Schriftsteller und Dichter Georg Blensteiner. Durch seine veröffentlichten Arbeiten ist er mehrfach lnUannt geworden. Verfaßt wurde von ihm das Drama „Kaiser Wilhelm der Große — Deutschlands Einigung 1870/71", dem auch Auszeichnung von höchster Seite zuteil wurde. Von se'ner '"ate-stadt Nürnberg erhielt Georg Blensteiner den Schillerpreis für poetische Leistungen. * Eröffnung eines Knabenhorts. In der 33. De zi rkssch ule zu L.-Lindcnau ist Ostern dieses Jahres aus städtischen Mitteln ein Knabenhort ein gerichtet worden. An der am vergangenen Dienstag stattgesundenen Eröffnungsfeier nahm außer den be teiligten Eltern und Lehrern Herr Stadtamtmann Gellert als Vertreter des Schulausfchusie» teil. * Jubiläum. Der Lithograph Albert Ehren berg in Schönefeld begeht morgen das Jubiläum 25jähriger ununterbrochener Tätigkeit in der Noten- und Huchdruäervi von F. M. Geidel in Leipzig. Wit tenberger Straße 23. * Der Schrebervercin der Westvorstadt zu Leipzig eröffnet in diesem Jahre am 1. Mai seine Jugend spiele, die bei günstigem Wetter an jedem Wochentage nachmittags von 5 bis 7 Uhr unter bewährter Lei tung auf seinem Vereinsplatze stattsinden. Gegen Lösung einer Spielmarke im Betrage von 10 Pf. ist jedes Kind berechtigt, an den Spielen während des ganzen Sommers sowie an den Wanderungen wäh rend der Serien teilzunchmen. Eltern und Lehrer werden gebeten, die Kinder anzuhalten, von den segensreichen Einrichtungen der Schrebervereinc aus giebig Gebrauch zu machen. * Leipziger Palmengarten. Für den Leipziaer wie auch iür jeden Fremden wird es kaum eine schö nere Erholungsstätte und einen angenehmeren Aufenthalt geben, als unseren Palmengarten. der zurzeit im schönsten Frühlingsjchmucte prangt. Baum und Strauch schmückt sich mit dem ersten Grün des Frühling» und die vielen Teppichbeete zeigen bereit» entzückende Aarbenwirkungen. Es kann daher allen Naturfreunden der Besuch der ausgedehnten Anlagen de» Palmengartens warm ans Herz gelegt werden. Es sei üus die vielen Vorteile aufmerksam gemacht, welche die Entnahme der in der Tat sehr preiswerten, bis 15. März 1012 gültigen Dauerkarten den Abon nenten gewährt. Wird doch dem Inhaber einer Dauerkarte nicht nur für nncn langen Zeitraum ein gesunder und anregender Aufenthalt in den weit ausgedehnten und wohlgepflegten Anlagen geboten, sondern sie genießen auch anregende Stunden durch die zahlreichen Konzerte erster hiesiger und aus wärtiger Militär- und ZivUkapellen. In diesem Jahre sind in erweitertem Umfange gesellschaftliche Veranstaltungen, wie Sommerfeste, Illuminationen, Feuerwerke, Gesellschaftsabende usw. geplant. Die billigen Preise der Familien-. Monats- und Semester tarten sind unverändert geblieben und kostet eine Familienkarte 25 .ll, eine Einzelkarte 12 .tt. eine An- schlußkartc für eine, den Haushalt des Inhabers einer Familienkarte teilende Verwandte 6 .8, für Stu dierende werden Scmesterkarten. gültig vom 31. März bis 30. September 1911 zum Preise von 5 .it ausge- gcben. Aus Wunsch ist die Direktion gern bereit, die bestellten Dauerkarten durch Boten zu übermitteln. Für di« bevorstehenden Sommermonate sind bereits eine Reihe ausgezeichneter Kapellen zu Gastspielen verpflichtet worden, und wird auch voraussichtlich die weltberühmte Militärkapelle des Karlsruher Loibgrenadier-Negiments unter persönlicher Leitung ihres Musikdirektors Boettge, der alljährlich acch Gastspiele in unseren berühmtesten Kurorten, wie Wiesbaden und Baden Baden gibt, im Laufe des Monats Mai im Palmengarten konzertieren. Es ist zu hoffen, daß unsere Bürgerschaft ihrerseits den Palmengarten, der weit über die Grenzen Leipzigs hinaus auch in botanischer Hinsicht geschätzt wird, durch recht zahlreichen Besuch unterstützt. * Die Feier des 1. Mai durch Arbeitsruhr be schlossen die Holzarbeiter Leipzigs in denjenigen Be trieben eintrcten zu lassen, in Lenen mindestens drei Viertel der Beschäftigten dem Holzarbeiter-Verbande angehören und zwei Drittel der Mitglieder für die Arbeitsruhe stimmen. Einen ähnlichen Beschluß faßten di« Maler. Diese wollen am 1. Mai die Ar beit ruhen laßen, wenn in den dazu veranstalteten W rkstcllenverjammlungen drei Viertel der Ver bandsmitglieder dafür stimmen und sofern nicht in den einzelnen Fällen besondere Nachteile daraus zu erwarten sind. Di« Bauarbeiter und die Steinsetzer Leipzigs beschloßen, am 1. Mai die Arbeit gänzlich ruhen zu lassen. * Wechselgeldschwindler. Gestern rn den Nach Mittagsstunden erschien in einem Produktcngeschäft in der Seitenstraße ein Unbekannter, der sich zwei Zigarren kaufte, die er auch sofort bezahlt*. Plötzlich verlangte der Mensch, daß ihm die Geschäfts inhäberrn ein Zehnmarkstück wechseln sollte. Dies tat die Geschäftsinhaberin auch, und der Kauner verstand es, das Wechselgeld und auch das Goldstück wieder cinzustrcichen, womit er dann schleunigst verschwand. Der Schwindler wird beschrieben als etwa 30 bis 32 Jahre alt, von untersetzter Gestalt, mit geiundsarbi- gem raten Gesicht, und war bekleidet mit dunklem lleberzieher und schwarzem steifen Hut. Jedenfalls wird der Betrüger in gleicher Weise aufzutreten versuchen. * Flüchtig geworden. Nach einer Mitteilung von Bernburg ist von dort aus der Fleischer- lehrlinq Franz Oculer. 16 Jahre alt, schwarzes Haar, schwarze Augen, bekleidet mit blau farbiger Slcischerbluse, dunklem Jackett, Klappmütze und Schnürschuhen, nach Unterschlagung eines Geld betrages von 352 <«t flüchtig. In seiner Begleitung befindet sich der 5 chulknabe KarlDunte aus Bcrnburg. Es ist nicht ausgeschlossen, daß sich beide nach Leipzig gewandt haben und das Geld hier zu ver jubeln suchen. * Fahrraddiebe stahlen in der Thomasius- straße ein „Herkules"-, in der Merseburger Straße ein „Phänomen"-, in der H a r k o r t - straßc ein „Cloß Pfeil"- und in der Hallcschen Straße in L. Möckern ein „Brcnnabor"-Rad. — Einbrecher stahlen zur Nachtzeit aus einem Geschäfts lokal in der Nürnberger Straße einen größeren Geld betrag, darunter drei Rollen ünfpscnnigstück.', einen grauen Leinwandbeutel, enthaltend ca. 14 <t in Kupfergeld. Weiter fiel den Dieben in die Hände eine schwarze Stahluhr und eine Quantität Sahnen schokolade. „Line erlSlchenüe Sonne." Bon Felix Erber. (Nachdruck verboten.) Wie eine große Heerschar ruhen die Sterne aus den weiten Gesiloen Lcs Himmels in nächtlicher stunde, von einem Feldherr» sickur aus ihren Psaden ge führt. Lichten Vorposten gleich wandeln unter ihnen oie Planeten, die Bruder unserer Erde, die uns >o nahe stehen und doch so sein unserer Erkenntnis. So ist auch Jupiter herausaezogen mit seinen Monden aus der sternendesäten Himineiswieje und äugt nnt fernem ruhigen, goldgelben Lichte mild« zu uns her nieder. Er ist der „König der Planeten" und würde die Führung über alle GUedcr unseres Systems sofort übernehmen, wenn unser« sonn« plötzlich aus unserer Milte verschwände. Aus diesem riesenhaften Körper können wir ganz begnein eintausenddrechundertunddreißig Erdbälle schneiden: aber er hat kein eigenes Licht mehr, wie es auch unsere Erde einst vor Millionen von Jahren besaß, als sie in den Zustand der Erstarrung über gehen wollte. An seinen Polen zeigt er eine seyr starke Ab plattung, und könnte man um seinen Aeguator herum einen Gürtel spannen, so müßte dieser, als Bandmaß gedacht, oicrhunderttausend Kilometer laug sein. Neun Stunden und fünfzig Minuten Lauert der Tag auf ihm. ein Iuvilerjahr aber elf Erden- jahre und Lreihunderlundvierzehn Tage. Jede Jahreszeit umfaßt dort drei und eine Polarnacht sogar sechs Erdenjahre. Der Weltkörper besitzt eine liefe, Lichte und sehr stark mit Wasserdampf durchsetzte Atmosphäre, in di« das Sonnenlicht nur schwer ein- zuLringcn vermag. Ein dicker Wolkenmantel umhüllt den Riesen, in dem sich wiederholt dunkle streifen zeigten, die sehr großen Veränderungen unterlagen. Wahrscheinlich sind es Regenzonen, aber von ge waltiger Ausdehnung. Bisweilen sah man auch rötliche, runde Wölkchen und knotenartige Ver dickungen rn dieser Wolkenhüll«, die auf gewaltige stürmische Vorgänge in der Iupiterarmo,».„äre hm. deuten. Seit Jahrzehnten schon werden diese Wolken bildungen und ihr Farbenwechsel von den Astronomen sehr sorgfältig geprüft. Secchi beobachtet« am 10. Oktober 1856 crüf der vatikanischen Sternwarte in Rom bei taust'ndfack)er Fernrohroergrößerung einen großen, fast ovalen liefdunklcn Flecken, den er nickst anders als einen überaus heftigen Orkan ,zu deuten vermochte. Schon im Mai desselben Jahres war Trouvelior Zeuge eines solchen Sturmes auf der Süöhalbkugel des Jupiter. Die Flecken sind im großen uns ganzen noch ein strittiger Punkt unter Len Fach gelehrten. denn die einen halten sie für die durch- schimmcruLe Oberfläche des Planeten, Sie andern aber für ungeheure Mengen feine.c vu-kanischen slaubcs, der bei eruptiven A r->o».iiche.i Lori in die Lüfte geschleudert wurde. An diesem seinen s-aub. bricht sich nach ih-er Meinung Las Sonnenlicht und erzeugt jo jene Farben Nuancen. Jüngere Astro physiker halten jie auch 'iir KonLeniat/onsoroLukte in der Atmosphäre Les Jvpite-, und zwar sollen Lader die dunklen streif'» folma Gegenden oarstcilen, in Lenen das Sonnenlicht ticser in die Atmosphäre ein dringen kann. Das Jahr 1876 war für dan Jupiter und seine Atmosphäre ganz besonders st ü r >n e r e i ch Merk würdig und bis -um l.ec'iigen Tage aoh nicht ge nügend erklärt ist die Erscheinung, Laß wir «n den Iabrcn mit einem Sonnensl-.-ckenmarimum stc.ts über aus heftige Stürme in der Inpiterarmosvbäre habrn. Im Jahre 1878 erschien in jenen Wolkenaeb'.Id?n der oberen Inpireratmoiphäre, ciwa uncer dem 25. Grad iüdlickier Breite, ein <6 000 Kilometer lang-r und 15 300 Kilometer breiter runder Ficken von dunkel rote.' Färbung Diese Lichterscheirung. die anfangs schon größer al» ganz Europa war. nahm im Laufe der ersten Iabr« an Hellig'eit und Umfang noch zu, rotierte mit dem Planeten, nahm in der Rotations richinng aber unter dem Einflüsse der i'hr «chnellen Ackrsendrcbung eine ovale Gestalt en und blieb im Lause der Jahre in rückläufiger Bewegung langsam dann hinter den andern aus der Iupiierscheibe sicht baren Einzelheiten zurück. Dieser „rote Fleck" ist ein durchaus rätselhaftes Gebilde, und er versankt jeden falls gewaltigen Vorgängen auf der Planetenober fläche seine Entstehung. Die Kruste (Oberfläche) des Jupiter ist sehr wahrscheinlich nocb rrcht dünn und vermag Len eruptiven Ausbrüchen aus seinem Innern nicht genügend sta"Lzukalten. Das glül-end flüssige Magma dringt dort weit häufiger, als es bei uns der Fall ist, aus dein Innern d s Planeten hervor. So ist sicher auch der „rote Fleck' entstanden! * Durch fein unsittliches Gebaren erregte «in Un bekannter in der Gießerstraße öffentliches Aergernis. Der Unhold wird beschrieben als 30—32 Jahre alt, 1,70 Meter groß, schlank, mit blondem Schnurrbart und auffallend hcrabhängenden Schultern; bekleidet war er mit grauem Jackett, dunkler Hose und grauer Sportmütze. In gleicher Weise trat im Volkshatn in Stünz ein Unbekannter auf. Dieser Bursche war etwa 18 Jahre alt. * In Haft kam ein 31 Iah« alter Arbeiter aus Delitzsch, der zum Nachteil eines Fuhrwerksbesitzers «inen (Heldbetrag unterschlagen und teil» vertan hatte. * Wegen Zechbetrugs erfolgten die Festnahmen eines 46 Jahre alten Koppelknechtes aus Wendisch- Buchholz und eines 19 Jahre alten Fleischers aus Kastel. Ersterer trat in einem Lokal der Gerber- strage, letzterer in einem Lokal der Brüderstraße auf. Beide verfügten nicht über Barmittel. * Gestohlen wurde aus dem Meßplatze aus einem Schaustellerwagen unter erschwerenden Umständen ein hellgrauer schwarzgestreift.'! Iacketlanzua. eine weiße Weste und ein grauer, schwarz-grün gesprenkelter Herbstulster: aus einer Wohnung in der Aurelien- straße in L.-Lindenau ein Geldbetrag, eine goldene Damenuhr und ein goldener Siegelring: aus einer Wohnung in der Katharincnstraße eine gebrauchte Geige nebst Bogen und Kasten im Werte von 75 * Selbstmörder. Am Tauchaer Wege in Gohlis hat sich gestern nachmittag ein 24jährnger Geschirr führer aus Gohlis erschossen. Furcht vor Strafe ist da» Motiv der Tat. * Probstdeuben, 27. April. (Der Gemein nützige Verein) hiers.'lbst beschäftigte sich in seiner kürzlich stattgesundenen Monatsversammlung mit verschiedenen Gemeinde- urro Dereinsangelegen- hciten. Der Vorsitzende, Druckereibesitzer Dietrich, widmete zunächst den verstorbenen Mitgliedern Lanv- gericbtsrat Staudinqer und Architekt Wenck einen ehrenden Nachruf. Der Verein nahm Kenntnis von den eingegangenen Antwortschreiben des Ge meinderates und beschloß, betr. der angeregten Fragen nochmals an den Gem-'vderat berannitreten^ ge- gegebenenfalls aber die Angelegenheit weiter zu ver folgen. Der neugegründetcn freiwilligen Orts feuerwehr wird ein Beitrag aus der Dcreinskaste überwiesen. Gegen den ablehnenden Bescheid des Postamtes Gaschwitz wurde Stellung genommen, auch soll die Angelegenheit weaen Einlegung mehrerer Eisenbahnzüge erneut verfolgt werden, ferner be schloß man, der Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung in Leipzig als korporatives Mitglied beizutret-n. Mit der Aufforderung des Vorsitzenden an die Mitglieder, sich in die Kirchenvorst and s- wah Nisten einzntragen, fand die anregende Ver sammlung ihren Abschluß. Kus Lachten. (") Wurzen, 27. April. (Schadenfeuer.) Die dem Rittergut Trebfen gehörig« große Feldscheune bei Walzig, die noch mehrere lausend Zentner Stroh barg, brannte völlig nieder. Die Entstehungsursache Les Feuers ist unbekannt. « Chemnitz, 27. April. (DrohenderStreik.) Tie Modelllifchler haben in einer Versammlung be schloßen, eine 56stündige wöchentliche Arbeitszeit und einen Lohnsatz von 47 Pf. für Arbeiter unter 20 Jah ren und von 52 Pf. für Arbeiter über 20 Jahren zu fordern. Falls diese Forderungen nicht bewilligt werden, beabsichtigen die Modelltischler, in den Streik zu treten. * Freiberg, 27. April. (Die geplante Erz- gebirgijche Gewerbe- und Industrie ausstellung in Freiberg) wird voraussicht lich bereits im Jahre 1912 stattfinden. 8T,. Neukirchen i. E., 26. April. (Explosion eines Automobils.) Das dem Ziegeleibesitzer Lorenz gehörige Automobil ging auf der Fahrt nach Dresden infolge einer Explosion in Flammen auf und wurde vollständig zerstört. Die Insassen konnten sich noch rechtzeitig retten. Pirna, 27. April. (Realgymnasium.) Die Umwandlung der hiesigen Realschule in ein Real gymnasium ist jetzt beendet. Mit dem Ostertermin wurde die Prima aufgesetzt. * Lstritz, 26. April. (Wegen Lohndiffe- renzcn) legte heute vormittag ein Teil der Ar beiterschaft der hiesigen Norddeutschen Jute spinnerei und Weberei die Arbeit nieder. Darauf legte die Fabrikleitung aus betriebstechni schen Gründen den ganzen Betrieb still. Insgesamt kommen etwa 1000 Arbeiter in Frage. Sus Lschlens Umgebung. * -alle a. S., 27. April. (Ausaebrochencr Streik.) Auf mehreren Gruben der Rcebeckschen Montanwerken sind Arbeitseinstellungen erfolgt Aus der Grube „Walther, Hoffnung" legten 100 Mann ohne Kündigung die Arbeit nieder, auf der Grube „Kupferhammer" kündigten 76 Mann, auf der Grube „Eredner" 72 Mann und auf der Grube „Robert" 152 Mann. * Eisenberg, 27. April. (Schwerer Unfall.) Der geistig nicht normale Sohn des Landwirts Bauer stürzte gestern vormittag in einen 30 Meter tiefen Brunnenschacht. Der Junge wurde lebensge jährlich verletzt. s. Kalbe a. d. Saale, 26. April. (Versuchs- gespräche mit Holland) werden zurzeit von der hiesigen Postverwaltung geführt. Es handelt sich dabei darum, festzustellcn, wie die telephonische Ver ständigung mit verschiedenen Orten Hollands ist. s. Zerbst, 26. April (Eisenbahnfragen.) In Hundeluft beschäftigte sich eine Versammlung mit Eisenbahnsragen im Anschluß an die zu erbauende neue Strecke Roßlau—Wiesenburg. Es liegen Pläne vor, den Osten des Zerbfter Kreises dem Verkehr zu erschließen durch eine Kleinbahn von Zerbst über Hundeluft bis in die Gegend von Senft und Straach: die Bahn soll elektrisch betrieben und mit einer Ueber- landzentrale verbunden werden. 81.. Eöttengriin, 26. April. (Tödlich über fahren.) In der Nähe des hiesigen Bahnhofs wurde der Rentier Ernst Fischer aus Gefall von einem Eisenbahnzuge überfahren und sofort getötet. * Haida, 26. Avril. (Durch den Hufschlag e i n e s P s e r d e s) ist der Kutscher Rudolf Hatlama im Stall schwer verletzt worden. Hallama wurde der art am Kopf- getroffen, daß er bewußtlos zu Boden stürzte. Man hofft, ihn am Leben zu erhalten. * Evpenseld, 27. April. (Schadenfeuer.) In vorvergangencr Nacht äscherte ein Schadenfeuer das Wohnhaus, die Stallungen, die Scheunen und die Remise des Landwirts Trefflich ein. Man ver- muter Brandstiftung. Tageschrvnik. Berlin, 27. April. (Der lange Plüskowl, der größte Soldat der preußischen Armee, bisher Kom mandeur der 1. Garde-Insanteriebrigade in Pots dam, ist zum Generalleutnant und Kommandeur der hessischen Division ernannt worden. Als Kaiser Wil helm l. die Kajüte der ihm von der Königin Viktoria geschenkten Dampfjacht „Alexander" hatte erhöhen lassen, machte es ihm vielen Spaß, als Flügeladjutanr v. Plüskow sich beim Eintritt doch noch bücken mußte. Berlin, 27. April. (Eine merkwürdige Er scheinung) ist bei vier Oberfeuermännern bzw. Feuermännern der Berliner Feuerwehr beobachtet worden. Alle vier, kräftig und vollständig gesund, verlorenplötzlich kurz nach dem großen Benzin tankbrand in Rummelsburg sämtliche Haare. Alle vier wurden monatelang von Spezialärzten be handelt, ein Erfolg aber nicht erzielt. Jetzt, nach vier Monaten, wachsen neue Haare, nur mit dem Unter schiede, daß an Stelle der früheren dunklen schnee weiße zum Vorschein gekommen sind. Die Braven haben den Humor nicht verloren und trösten sich da mit. daß weiße Haare bester sind als gar keine. Berlin, 27. April. (Opfer der Fleijchvcr- giftung.) Bekanntlich wurde am Sonnabend die Ehefrau Hoffmann mit ihren beiden Kindern in die Eharitö eingeliefert, da alle drei an Fleischvergiftung erkrankt waren. Während das eine Kind bereits vor gestern infolge der Vergiftung gestorben ist, ist gestern abend auch das zweite Kind dahingerafst worden. Auch der Zustand der Frau Hoffmann ist noch immer bedenklich, trotzdem hoffen die Aerzte, sie am Leben erhalten zu können. Kastel, 27. April. (Wald brand.) Die ausgedehnten Waldungen bei der Eisen burg m der Nähe vom Brocken gerieten gestern i n D r a n d. Köln, 27. April. (Gründungsfeier.) Gestern hat im Gürzenichfaal die eindrucksvolle Jahrhundert leier des Gewerbegerichis staitgefunden, dessen Grün dung durch einen Erlag Napoleons erfolgt war. Monte Carlo, 27. April. (Rettung.) Am Kap Martin ist gestern eine ins Wasser gefallene Dame von einem württembergijchen Leutnant a D. trotz des starken Wellenganges gerettet worden. Die Tat ist um so bemerkenswerter, als der Leutnant noch an den Folgen eines in Pau gehabten Aeroplan Unfalles leidet. Rom, 27. April. (Tragödieeines Schrift- stellers.) Der überaus populäre Reifeschriftsteller Die Iupiterrindc barst, und ein glühend heißer Ge birgsrücken stieg vielleicht aus dem Riste empor. Die Folge davon war eine lzestige Zirkulation in der Atmosphäre Les Planeten, durch die die mit Master- dampf öeludenen Lustmassen, mir etwas Rauch unter mischt. weil über das Niveau der übrigen Atmosphäre emporgejchleudcrl wurden und sogleich nach allen Seiten überfluten mußten. Das ist die Theorie eines jüngeren bedeutenden Astrophysikers, des Jesuiten paters Carl Braun, ehemaligen Direktors der Sternwarte zu Koloscza in Ungarn. Da nun der rvle Fleck bereits zehr stark verblaßt ist, so muß man annchmen, daß die Hitze jenes neuen Iupitcrgedirges vulkanischen Ursprungs an der Oberfläche des Planeten jcyon start nachgelassen hat. Einige Forscher find der Meinung, daß auf Len in einem noch sehr jungen Stadium der Weltenbildung stehenden Planeten große kosmische Massen stürzten, die den Deckel (Oberfläche) durchschlugen und so eine Kata strophe erzeugten, wie sie unsere Erde am Ende der Tertiärzeit erlitt, als eine gewaltige außerirdische Masse in ihren Leid einschlug, die Sintflut möglicher weise zur Folge hat!« und das Becken des Stillen Ozeans bildete. Zu vergleichen ist der „rote Fleck" vielleicht mit jenen Lichterfcheinungen, die wir nach der Krakatoa-Katcrstrophc im Jahre 1883 und neuer dings auch nach Lein Ausbruche Les Vesuvs im Monat April de-- Jahres 1906 am Avendhimmel sahen. Ein großer Teil des ausgeschlcuoerten vulkanisclzen Lu'ubes war in den obersten Schichten unserer Auno- ipycire fcsigehalcen worden und erzeugte nun. infolge der Brechung der Sonnenstrahlen in diesen kleinsten Teilchen, jene leuchtenden, cirrusarligen Rachtwolken. Daß Jupiter sich noch im Zustande der Rotglut be findet. verneint auch das Spektroskop. Dohse hat sich sehr eingehend mir dem Phänomen des „roten Fleckes" beschäftigt und erklärt, daß der Jupiter zu denjenigen Waltkörpern gehöre, die zwischen d-r Periode der Abkühlung und der eines noch stark selbstleuchtenden Körpers stehen. Er ist demnach also eine „erlöschende S o n n e" für jein eigene.« Planetensystem, das aus neben Mondän besteht. Einen fand Simon Marius ini Jahre 1609 und nannte ibn Io, drei, die sog. mediccischen Sterne, die Marius Europa. Gannmedes und Callisto nannte, fand der alte Galilei in der Nacht zum 7. Januar 1610, den fünften, der ganz nahe beim Hauptkörper kreist und in ferner Zeit auf den Jupiter stürzen wird, entdeckte Barnard im Jahre 1892 auf der Licksternwarte und den sechsten Perrine im Jahre 1905. Ueber den siebenten Satelliten des Jupiter sind die Akten noch nicht abgeschlossen. Schon ein sehr gutes Opsrnglas zeigt dem beobachtenden Auge wenigstens einen Mond des Jupiter. Es gab aber Menschen, die zwei bis drei Monde mit bloßem Auge erkennen konnten, so der Jesuit Stoddart in der reinen Luft Persiens, Jacob in Madras und der Breslauer Schneidermeister Schön. Letzterer erkannte sie sogar bis in sein hohes Alter, wie uns Al-xander von Humboldt benchiet. Auch heute sehen Seeleute in der reinen Luft über dem Meere noch Zupiter- trabanten mit bloßem Auge. Der dritte Iupiter- mond ist der hellste und größte, der erste Satellit ist der zweithcllste und kleiner als jener. Der licht schwächste Trabant aber ist der vierte. Der erste Mond dreht sich in 23 Stunden, der zweite in 11 Stunden um seine Achse, die Monde drei und vier aber haben Revolution»- und Rotationszeit über einstimmend, sie drehen sich also einmal um ibre Achse, während sie dabei einen Umlauf um den Planeten vollenden. Auf dem dritten Iupitermonde sah Secchi schon im Jahre 1835 eine seltsame Fleckenbildung, die in jüngster Zeit öfter beobachtet wurde und Douglas veranlaßte, aus ihr die Rotationszeit des betreffen den Mondes abzuleiten. Schon mit einem kleineren astronomischen Fernrohre kann man die Vorüber gänge, Bedeckungen und Verfinsterungen der Iupiter monde erkennen. Campani in Rom war der erste, der im Jahre 1658 den ersten Iupitermond vor der Scheibe seines Planeten vorübergehen sah. Sonnen finsternisse, die fünf bis zehn Minuten dauern, und Mondfinsternisse von zwei bis drei Stunden Länge sind auf jener Welt nichts Neues. Ein Jupiterwesen hat das Vergnügen, in einem Iupiterjahre 4000 Mondfinsternisse zu sehen, und die Bewohner des dritten Mondes erblicken ihren Planeten 1600mal größer, als wir unsere Sonn« in ihrer Scheibe am Himmel sehen. Jene Mond bewohner werden notgedrungen auch ihren Planeten für die „Sonne" ihres Systems halten. Der Jupiter, dieser Riese unter allen Planeren unseres Sonnen systems, birgt noch viele Rätsel, deren Lösung zum weitaus größten Teile wohl der Astrophysik Vor behalten ist.