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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 25.04.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-04-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110425029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911042502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911042502
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-04
- Tag 1911-04-25
-
Monat
1911-04
-
Jahr
1911
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April feiern zwei hohe Offiziere den sechzig jährigen Gedenktag ihres Eintrittes in die Armee: Generalfeldmarfchall von Hahnke und General der Infanterie BronsartoonSchellendorff. Wilhelm v. Hahnke ist am 1. Oktober 1833 ge boren. Sein Vater war der im Jahre 1861 verstor bene Oberst z. D. v. Hahnke, der im Jahre 1836 den Adel erhalten hatte. Wilhelm v. Hahnke wurde im Kadettenkorps erzogen und trat am 26. April 1851 als Leutnant in das Kaiser-Alexander-Eardegrena- dier-Regiment ein. Hier wurde er Bataillons- und später Regimentsadjutant. Im Jahre 1861 wurde er Adjutant bei der 2. Garde-Jnfanteriebrigade. Bei der Heeresorganisation kam er im Jahre 1861 zum neuformierten KönigiN-Elisabeth-Regimcnt, in wel chem er sehr bald avancierte, da er schon im Sep tember des Jahres 1863 seine Ernennung zum Haupt mann erhielt. Er nahm an allen drei großen Kriegen teil und erwarb sich im Jahre 1864 an der Spitz« seiner Kompanie bei den Düppeler Schanzen seinen ersten Schlachtorden. Im Jahre 1866 wurde er zum Grosze,l Eeneralstab kommandiert und erhielt im Jahre 1867 die Stellung als Flügeladjutant bei Herzog Ernst II. von Sachsen-Koburg-Gotha. Im Jahre 1867 wurde er zum Major befördert. Im Kriege 1866 und im Kriege 1870 war er dem Haupt quartier des Kronprinzen von Preußen zugeteilt und errang sich das Lob des Generalfeldmarschalls von Blumenthal. Besonders in der Schlacht bei Wörth zeichnete er sich aus. Er erhielt das Eisern« Kreuz 1. Klaffe und kam dann in den Eeneralstab des 3. Armeekorps. Noch als Major wurde er im No vember 1872 der Chef des Generalstabes des 3. Armee korps. Diese Stelle hatte er bis zum Jahre 1881 inne. Im Jahre 1881 übernahm er das Kommando der 1. Garde-Jnfanteriebrigade unter Beförderung zum Generalmajor. In dieser Stellung war er der unmittelbare Norgesetzte des damaligen Prinzen Wil helm, des jetzigen Kaisers. Schon damals hatte er es verstanden, sich das Vertrauen seines zukünftigen Kaisers zu erwerben. Während seiner Tätigkeit im Generalstabe der Armee wurde er im Jahre 1875 zum Obersten befördert, und in demselben Jahre Lehrer an der Kriegsakademie. Das Kommando über die 1. Garde-Jnfanteriebrigade 'in Potsdam, das er am 14. Juni 1881 erhielt, wurde gleichzeitig mit Wahrnehmung der Geschäfte eines Kommandanten von Potsdam verbunden. Im Jahre 1884 wurde er zu den Manöver» in Schweden kommandiert. Im Jahre 1884 erhielt er die 3. Garde-Infanteriedivision und wurde am 19. Juni' 1888 Eeneraladjutant Kaiser Wilhelms H. Schon von diesen ersten Tagen der Re gierung Kaiser Wilhelms an hat er also die kaiser liche Gunst genoffen, die er auch späterhin sich immer erhielt. Am 7.August 1888 wurde er von seiner Stellung als Divisionskommandeur entbunden und vom Kaiser als Nachfolger Albedylls in die Stellung des Chefs des Militörkabinetts prüfen. Diese Stellung behielr er bis zum 1. Mai 1901. Während dieser Zeit hatte er eine Meng« Auszeichnungen erhalten: so wurde er im Jahre 1891 L I» suite, des Alexander-Regiments gestellt, 1895 erhielt er den Schwarzen Adlerorden, 1896 wurde er zum Chef des 12. Grenadierregiments ernannt und am 18. Januar 1901 erhielt er die Würde eines Generalobersten Nachdem er am 1. Mai von seiner Stellung als Chef des Militärkabinetts ent bunden worden war, wurde er am 2. Mai 1901 zum Gouverneur von Berlin ernannt und erreichte in dieser Stellung am Neujahrstagc 1905 den höchsten militärischen Dienstgrad, die Ernennung zum Eeneral- feldmarschall, nachdem ihm bereits am 11. März 1903 der Rang eines solchen verliehen worden war. Herr v. Hahnke ist politisch nie hrrvorgetreten. Als Mili tärschriftsteller ist er dadurch bekannt geworden, daß er auf Wunsch des damaligen Kronprinzen das Werk schrieb: Die Operationen der 3. Armee bis zur Schlacht bei Sedan. WaltherBronsartvonSchellendorff ist am 21. Dezember 1833 in Danzig geboren und kam am 26. April 1851, auch aus 'em Kadettenkorps, als Portepecfähnrich in das 1. Infanterieregiment, in dem er am 9. Dezember 1852 zum Leutnant befördert wurde. Nach Besuch der Allgemeinen Kriegsschule (heute Kriegsakademie) wurde er Ende 1859 in das Jägerbataillon Nr. 8 versetzt und war in demselben Jahre während des Kriegszustandes der Armee Adju tant beim Generalkommando des 1. Armeekorps. Als Premierleutnant (1. Juli 1860) wurde er zur Topo graphischen Abteilung des Großen Generalstabes kom mandiert und schon am 4- März 1862 als Hauptmann in üen Großen Eeneralstab -ersetzt. 1864 machte er die Belagerung von Düppel und den Sturm auf die Düppeler Schanzen mir. Während des Krieges 1866 war Hauptmann Vronsart von Schellendorff dem Generalstabc des großen Hauptquartiers überwiesen; er nahm an der schlacht bei Königgrätz teil und wurde am 30. Oktober desselben Jahres Major im Generalstabe der 17. Division. Drei Jahre später kam er als Vataillonskommandeur in das nassauische In fanterieregiment Nr. 87. Am 18. Juli 1870 wurde Major B. v. Sch. für die Dauer des mobilen Verhält nisses zum Chef des Generalstabes des 9. Armeekorps ernannt; er machte die Schlachten bei Mars la Tour, Gravelotte und bei Noisseoille mit, ferner die Ein schließung von Metz und die Schlachicn bei Orleans und Le Rians. Nach dem Kriege ward er definitiv Chef des Stabes des 9. Armeekorps und rückte am 18. August 1871 zum Oberstleutnant auf. Zwei Monate später (28. Oktober) wurde Oberstleutnant Vronsart von Schellendorfs als Chef des General stabes des 13. Armeekorps nach Württemberg kom mandiert, in diesem Kommando am 2. September 1873 zum Obersten befördert und am 1. Juni 1875 zum Kommandeur des Mecklenburgischen Grenadier regiments Nr. 89 ernannt. Pier Jahre darauf, am 13. Mai 1879, erhielt er die Führung der 34. Infan teriebrigade, zu deren Kommandeur er am 3. Februar 1880 als Generalmajor ernannt wurde. Am 27. De zember 1881 kam er wieder in den Generalstab der Armee, ward Chef des Ecneralstabes des 10. Armee korps, wohnte im September 1882 den französischen Hcrbstiibunaen bei Orange bei und wurde am 11. No» vember 1884 als Generalleutnant Kommandeur der 17. Division, die er schon feit einem Vierteljahr ge führt hatte. Am 12. Juli 1888 erhielt General leutnant Bronsar, von Schcllenüorff die Führung des 3. Armeekorps, zu dessen kommandierendem General er am 19. September desselben Jahres ernannt wurde. Einen Monat später erfolgte seine Ernennung zum ständigen Mitglied der Landesverteidigungs kommission, am 13. August 1889 seine Beförderung zum General der Infanterie. Im Mürz des folgen den Jahres erhielt er das 10. Armeekorps und wurde am 22. Januar 1893 auf sein Abschiedsgesuch zur Dis Position und gleichzeitig ä la suite des Mecklenburgi schen Grenadierregiments Nr. 89 gestellt, das er von 1875—1879 kommandiert hatte. Exzellenz Bronsar: von Schellendorff wurde am 17. Oktober 1893, unter Wiederanstellung im aktiven Heere, zum Staats- und Kriegsminister und wenige Tage später zum Bevoll mächtigten beim Bundesrat ernannt. 1895 verlieh der König ihm den Hohen Orden vom Schwarzen Adler. Am 14. August 1896 ward General der In fanterie Vronsart von Schellendorsf in Genehmigung seines aus Gesundheitsrücksichten eingereichten Ab schicdsgesuches von seinem Ami als Staats- und Kriegsministcr entbunden und vom obersten Kriegs Herrn unter Ernennung zum Generaladjutanten zur Disposition gestellt. Auch wird er seitdem in der Anciennetätsliste weiter geführt. Exzellenz Vronsart von Schellendorff hat sich als Kricgsmin'.ster durch sein schneidiges Aufcretcn im Reichstage für die Interessen der Arm e und bei der Beratung des Gesetzes über Abänderung der Friedenspräsenzstärke vom 3. August 1893 usw. große Verdienste um das Heer und das Vaterland erworben. Er lebt in Marienhof bei Krakow in Mecklenburg Schwerin. Zur Daye in Marokko. Während im französischen Generalrat mehrere Eeneralräte den in Marokko kämpfenden Offizieren und Mannschaften ihre Bewunderung ausdrückten und die Hoffnung aussprachen, daß Frankreich seine Zivilisationsaufgabe in Nordafrika erfüllen werde, beschränken sich auf dem Schauplatz selbst die Trup penbewegungen auf einen sehr geringen Umfang. Folgende Drahtmeldüngen berichten darüber. Oran, 25. April. (Tel.) Die Truppen der O r a n- Di Vision sind mit der Bahn von hier bis zur marokkanischen Grenze befördert worden und Haden die 170 Kilometer von der Grenze zum Muluya in fünf Etappen zurückgelegt. Wahrscheinlich wird man Debdu besetzen und dort gemäß dem fran zösisch-marokkanischen Uebereinkommen eine Polizei einrichten. General Tout 1 e, der Befehlshaber der Orandioision. reist in zwei bis drei Tagen nach Taurir ab. Algier. 25. April. (Tel.) Um die in dem Schaujagebiet befindlichen Teile der Division Oran zu ersetzen, wird die Division Algier zwei Bataillone Zuaven, ein Bataillon schützen und eine Pionierkompagnie, die eine Brücke über den Muluya bauen sollen, nach der marokkanischen Grenz« senden. Paris, 25. April. (Tel.) Mehrere Deneral- räte nahmen in ihren gestrigen Eröffnungssitzungen Veschlußanträge an, in denen sie den in Marokko kämpfenden Offizieren und Soldaten ihre Bewunderung aussprechen und dem Wunsche Ausdruck geben, daß den in Fez «ingeschloffe- nen französischen Instrukteuren Hilfe geleistet werde und Frankreich seine Zivilisationsaus- gabe in Nordafrika erfüllen möge. Madrid, 25. April. (Tel.s Die „Correspond. Espaüa" veröffentlicht unter Vorbehalt eine Depesche aus Tanger, die besagt, daß dort aus Lar rasche ein Brief eingetroffen sei. der die Rückkehr der Mahalla des Majors Brc'mond nach Fez anzeigt. p Milche Nachrichten. Oesterreichischer Besuch am sächsischen Hofe. Der österreichische Thronfolge: Franz Ferdi nand wird im Laufe des Monats Juni mir seiner Gemahlin dem sächsischen Hofe in Dresden einen Besuch absratten. los. Jahrgang. Ein Verlust für den Landcskulturrat. Am Sonntagabend ist in Dresden der General sekretär kes Landeskulturrats im Königreich Sachsen, Oekonomierat Professor Dr. Otto Raubold, Do zent für Land- und Volkswirtschaftslehre an der tier ärztlichen Hochschule, nach längerem Leiden ge storben. Kaiser Franz Joses wieder gesund. Wien, 25. April. (Telegramm.) Kaiser Franz Josef, der gestern mehrere besondere Audienzen erteilt hatte, unternahm mittags einen Spazier gang im Schönbrunner Kammergarten, und wohnte abends einer Wcchltätigkeitsvorstcllung im Schön brunner Schlosse bei. Das Publikum brachte dem Monarchen lebhafte Ovationen dar. Die Parlamcntsbill im englischen Unterhaus. London, 25. April. (Tel.) Im englischen Unter hause schreitet die Debatte über die zweite Klausel der Parlamentsbill, die das V e t o r e ch t der L o r d s in der allgemeinen Ciesetzgebung einschränkt, nur langsam vorwärts, obwohl die Sitzungen ver längert werden. Die Opposition brachte eine Reihe von Zusatzanträgen ein. die Homerule und ver schiedene andere Maßnahmen von der Parlaments bill ausschließen, aber di« Regierung erklärte, keine Ausnahmen anzunehmen. Alle Zusatzanträge wurden abgelehnt. Nochmals die französisch« Eisenbahnerfrage. Pari». 25. April. (Tel.) Die Präsidenten und Direktoren der Eisenbahngesellschaften haben gestern eine gemeinsame Versammlung abgehalten, um über die Forderungen der Regierung betreffs der Wie- deranstellung der Eisenbahner zu beraten. Ein Eisenbahndirektor erklärte einem Berichterstat ter, daß ein endgültiger Beschluß erst nach Abhaltung der Generalversammlungen der Aktionäre gefaßt werden soll. Der Mi nisterpräsident und der Arbeitsminister hätten den Wunsch ausgedrückt, demnächst die Vertreter der Eisenbahngesellschaften zu empfangen. Diese würden den Ministern alle erforderlichen Aufklärungen über ihre Haltung geben und darlegen, daß sie im Inter esse der Sicherheit des Publikums nicht s o gegen die entlassenen Bediensteten verfahren könnten, wie es die Regierung wünsch«. Der Ordensschwindler Valensi erkrankt. Pari», 25. April. (Telegramm.) Auf Grund eines ärztlichen Gutachtens ließ der Untersuchungs richter den wegen Ordensschwindels verhafteten Rechtsanwalt Valensi in die Kranken abteilung des Gefängnisses überführen. Eröffnung einer spanischen Telesunkenstation. Madrid, 25. April. (Telegramm.) Der König hat gackern in Carabandal eine militärische Sta tion für drahtlose Telegraphie einge- weiht und von dort an Kaiser Wilhelm und Kaiser Franz Josef mittels Ragiogramms Grüße gesandt. Zur türkischen Geheimbundaffäre. Konstantinopel, 25. April. (Tel.) Es wird be stätigt, daß die Bewegung durch einen Geheim- bund geleitet wird, dessen Anhänger im Hause des Obersten Sadik vereidigt worden sind. Das Kriegs gericht erließ gestern abend an die Zeitungen die Auf forderung, aüfhetzende Publikationen zu unterlassen, da durch die letzte Zeitungspolcmik die Gemüter in Konstantinopel erregt worden seien. Gerüchtweise verlautete, daß der frühere Großwesir K i a m i l P a s ch a, der sich gegenwärtig in Smyrna Oss Grüne Nuw. Roman von August Weißt. j (Naaidruck verboten.) ..Ich werde Doktor Martens Ihre Einladung selbst übermitteln", antwortete der Polizeirat zuvor kommend und verließ das Zimmer. Kaum daß die Tür Himer ihm ins Schloß ge fallen war, sprang der Hauptmann auf: „Meta, sag' mir um Gottes willen die Wahrheit. Reitz mich aus dieser Ungewißheit, die ich nicht länger ertragen kann." Die Baronin antwortete bloß mit der Gegenfrage: Hast du das Paket mitgebracht?" Im selben Augenblick steckte auch schon der Po- lizeirat lächelnd seinen Kopf zur Tür herein, nickte der Baronin liebenswürdig zu und sagte: „Ja, der Herr Hauptmann hat das Paket mit gebracht, aber nicht wahr — Sie werden sich noch ein bißchen gedulden?" Die Baronin biß sich auf die Lippen. „Sie scheinen zu horchen, mein Herr." „Ich muß leider alles hören und sehen. Gehört zu den Unannehmlichkeiten meines Berufes." „Da hätten Sie doch gleich hier bleiben können." „Nein, verehrte Baronin; denn dann wüßte ich nicht, was ich jetzt weiß." Der Hauptmann wandte sich jetzt allen Ernstes an Wurz und erklärt« in ziemlich dezidiertem Tone: „Ich glaube, Herr Polizeirat, es wäre an der Zeit, dem Versteckspiel ein Ende zu machen. Vielleicht haben Sie jetzt die Freundlichkeit, von meiner Braut in meiner Gegenwart jen« Aufklärungen zu fordern, die Sie wünschen." ..Sofort." Der Polizeirat trat zum Fenster, öffnete es ein wenig, und rief hinab: „Doktor Marlens, kommen Sie herauf! Di« beiden Agenten kaffen Sie in der Vorhalle warten!" Beim Eintritt des Kommissars vermittelte der Poli.zeirat die Vorstellung der beiden Herren, dann erst wandte er sich in die Baronin, die den Kommissar freundlich, mit einem Lächeln in den Augen begrüßt hatte. „Zunächst, bitte, sagen Sie mir, warum Sie Doktor Marlens in solche Verlegenheit gebracht haben?" Die Baronin zögerte einen Augenblick, dann sagte si«: „Es tut mir ja sehr leid, dem Doktor Unannehm lichkeiten verursacht zu haben aber ich konnte nicht anders. Die achtundvierzig Stunden Zeit, die ich forderte, bewilligte er mir nicht. Ich wollte aber zwei Tage Zeit gewinnen, um unter männlichem Schutz" — sie deutete Labei auf den Hauptmann — „die Reise nach Wien anzutreten." „Einen andern Zweck verfolgten Sie dabei nicht?" fragte der Polizeirat. „Nein." „Also gut. Nehmen wir vorläufig an, Sie er warteten den Herrn Hauptmann bloß aus diesem einen Grunde. Der Herr Hauptmann ist jetzt da. Es kann Sie also nichts mehr hindern, uns alles zu sagen, was Sie uns sagen wolltep. Also bitte!" fetzte der Polizeirat sein im verbindlichsten Tone gehaltenes Verhör fort. „Ich muß wieder mit der alten Frag« einsetzen: Was können Sie uns über Bartolomeo Giardini Mitteilen?" „Nicht mehr, als ich bereits gesagt habe", er widerte die Baronin trocken. „Das heißt, um kurz zu rekapitulieren", bemerkte der Polizeirat und warf dem Hauptmann einen Blick zu, „daß Sie in Adolf Strebinger, dem Opfer des Mordes in der Grillhoferstraße, jenen Mann wieder erkennen, der Bartolomeo Giardini hieß, Ihr Jugend gespiele war, sich mit Ihnen verlobte, und von dem Sie sich trennten, als er unter dem Verdacht der Spionage in Marcone verhaftet wurde?" „Du warst mit dem Menschen verlobt?" fuhr der Hauptmann auf. „Meta, sprich die Wahrheit!" Die Baronin atmete schwer. Sie kämpfte sichtlich mit großer Erregung. Ihre Finger krallten sich in die Lehn« des Stuhles. „Ja, er war mein Bräutigam", antwortete sic endlich, und ihre Lippen zitterten. „Und das erfahre ich erst heute? Unter so pein lichen Umständen? Durch einen Fremden? So hast du gelogen? Jedesmal gelogen, wenn du mir sagtest, daß du außer Sternberg keinen Mann geliebt hast?" ..Pardon, Herr Hauptmann", bemerkt? Wurz, „aber dieses Gespräch droht eine zu intime Wendung z» nehmen. Sie werden ja noch reichlich Gelegenheit finden, sich mit Ihrer Braut diesbezüglich aus- einanderzusctzen. Nachdem ich also dies festgestsNt habe. Baronin, muß ich Sie fragen, ob Sie mit dem Morde in irqendwelchem Zusammenhänge stehen?" „Nein. Das habe ich bereits Herrn Doktor Martens erklärt", sagte Meta jetzr ruhiger und mit fester Stimme. „Allerdings, aber vor Ihrer Flucht. Vielleicht haben Sie jetzt eine andere Antwort in Bereitschaft. Die achtundoierzig Stunden, die Sie gewinnen wollten, sind ja vorüber. Der Herr Hauptmann, den Sie erwarteten, ist jetzt da. Also?" „Sie setzen von mir eine Doppelzüngigkeit voraus, die—" „Vielleicht nicht mit Unrecht", unterbrach sic der Hauptmann trocken. „Franz!" Was lag nicht alles in diesem einen Worte. Eine Welt voll Liebe und Zärtlichkeit, ein bitterer Bor wurf. Ihre dunklen Augen, die soeben voll Stolz und Härte auf den Polizeirat geblickt, hefteten stch mit rührend bittendem Ausdrucke auf den Hauptmann, der sein Gesicht abwandte. „Jedenfalls scheinst du dich mir gegenüber nicht streng an die Wahrheit gehalten zu haben", ant wortete Fernkorn. „Bitte sage jetzt dem Herrn Po- lizcirat, was er zu hören wünscht." „Also, Sie bleiben dabei", fragte Wurz, „daß Sie mit dem Verbrechen in keinem weiteren Zusammen hänge stehen?" „Jawohl", antwortete sie kühl. „Wenn Zufällig keiten gegen mich sprechen, so kann ich dafür nicht zur Verantwortung gezogen werden." „Allerdings. Haben Sie mir einmal bewiesen, daß die Sie verdächtigenden Momente tatsächlich nur Zufälligkeiten sind, dann habe ich hier nichts Weiteres zu suchen." „Den Beweis werde ich Ihnen in Wien nicht schuldig bleiben." Jetzt ergriff der Hauptmann das Wort: „Ich höre fortwährend von verdächtigen Um ständen. Wessen verdächtigen Sie eigentlich meine Braut?" „Verdächtigen ist ein zu schweres Wort", lenkte der Polizeirat ein. „Es handelt sich bloß darum, daß die Baronin über einige ihrer Handlungen befriedigende Aufklärungen gibt." „Vielleicht bin ich dazu imstande." „Das sollte mich freuen. Wissen Sie zum Bei spiel, wo sich die Baronin am 12. Januar von acht Uhr abends ab ausaehalten hat?" „Nein, das weih ich eigentlich nicht. Sie hatte auf die Cophiensaalredoute kommen sollen, erschien aber nicht." „Ich war dort. Ich wollte dich überraschen und trug ein anderes Kostüm als Las vereinbarte." „Wie können Sie das beweisen?" fragte der Polizeirat. „Warten Sie, bis wir in Wien sind." „Warum interessieren Sie sich", nahm der Haupt mann wieder das Wort, „wo die Baronin gerade jene Zeit zugcbracht hat?" „Weil in dieser Zeit der Mord in der Grillhofer straße verübr wurde. Es wurde der frühere Bräutigam der Baronin erschossen, und zwar, wie wir bestimmt wissen, von einer Frau." Der Hauptmann sprang auf. Entsetzt starrte er den Polizeirat an. „Mit anderen Worten will das sagen" . . . rief er, „daß Sie die Baronin im Verdacht haben, die Mörderin Bartolomeo Giardinis zu sein? — Ja, sind Sic denn irrsinnig, Herr? So etwas kann man ja nur im Wahnsinn ausdenken!" Der Polizeirat zuckte die Achseln. „Ich bedauere", begann er, „aber" . . . Der Hauptmann ließ ihn nicht weiter sprechen, er wandte sich zu Meta: „Und du bist still? Hast du denn dieser An schuldigung gegenüber gar nichts vorzubringen? Sage ihnen doch die Wahrheit, damit sie einsehen, welchLr verrückten Idee sie nachjagen. Meta! So sprich doch? Um Gottes willen, sprich!" Die Baronin saß blaß mit zusammengepreßten Lippen da Sie blickte dem Polizeirat offen ins Ge sicht und antwortete: „Ich rufe Gott zum Zeugen an, daß ich dem Der brechen fernstehe. Es ist das Ungeheuerlichste das mir zugemutet werden kann. Herr Polizeirat. gestatten Sie mir eine kurze Unterredung mit meinem Bräutigam, dann werden Sie alles erfahren." „Gewiß, nur muß ich daran eine Bedingung knüpfen." „Und di« wäre?" „Daß Sie jene Aktentasche einstweilen hier liegen lassen." „Pardon, Herr Polizeirat", erklärte der Haupt mann, „die Tasche enthält nichts als Papiere mein«r Braut, Familicnpapier«, die wahrscheinlich für die Augen eines Fremden nicht bestimmt sind." „Vielleicht enthält sie Wichtigeres, Herr Haupt-
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