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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 27.04.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-04-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110427011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911042701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911042701
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-04
- Tag 1911-04-27
-
Monat
1911-04
-
Jahr
1911
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Aunlt unü Dillensthskt. Ausstellung lm Leipziger kunstverein. Der Kunstverein, ein für die Kunst Leivzigs einzig dastehendes Unternehmen, hat, wie in jedem Jahre, starke Konkurrenz bekommen. Es ist der Frühling, der mit seinen lachenden Bildern aus allen Stuben lockt. Und doch bietet die Ausstellung viel Erfreu liches, wie immer Anregung. Die Karlsruher Künstler gruppieren sich um Wilhelm Trübner. Trüdner ist vielleicht der größte lebende Maler «Maler in dem Sinne genommen: Beherrscher der feinsten Farbenzusammenklänge und Tonunterschiede). Auch an den beiden Proben, „Herbststimmung im Odenwald" und „Klostergang", kann man, wenn man ihn kennt, seine Vorzüge wiederfinden, wenn sie auch sein ganzes Können nicht veranschaulichen. Leider hat der Kreis um ihn nur seine Farben, seine Palette übernommen, aber nicht mit eigenem Suchen weitergebaut. Am liebsten ist mir bei all seiner Groteskheit Karl Heilig lder leider Verstorbene). Wenn man die Bilder näher betrachtet, losgelöst vom Sujet, dann entdeckt man in seinen Faroenwerten die gute Trübnerschulung. Heinrich Freitags, Hans Schröders Gemälde und vor allem Hagemanns Porträt können für Werke Trübners aus schwächerer Zeit ausgegeben werden. Walter Ton; ist schon eigener, doch lieb* er äbnlichc Motive wie der Tsgeschrrntk. Kassel, 28. April. (Die Aebtiffin) des frei- adligen Damensttftes Fischbeck (Rgbz. Kasiel) Antonie ». Butlar-Elberdera, die der Kaiser wiederholt mit seinem Besuche beehrte und der er beim letzten Male den Aebtissinnenstab verlieb, ist gestern, 79 Jahre alt, gestorben. Als neue Aebtiffin wurde Fräu lein Luise v. Arnswald gewählt. München, 28. April. (Fehldrucke der „neuen Bayern".) 2n den Erstdrucken der neuen baye- rijcben Postwertzeichen — finden sich zahlreiche Fehler. Eine bayerische Zehn-Pfennig-Marke weist nicht nur an allen passenden und unpassenden Stellen Punkte auf, sondern auch Buchstaben sehler. Noch interessanter ist wohl eine Zehn- Psennig-Marke, die statt der Jahreszahl 1911 die Zahl 911 trägt. Der seltenste unter allen Fehl drucken dürste wohl eine Zehn-Psennig-Marke sein, die überhaupt kein Datum aufweist. Die wenigen erreichbaren Exemplare werden bereits von Händ lern mit 50 bezahlt. Auch unter den Drei-, Fünf- und Dreitzig-Pfennig-Marken sind zahlreiche Fehldrucke. Brüssel, 26. April. (Blutiger Kampf mit Schmugglern.) Gestern nacht versuchten Schmuggler zwischen llatrenne und Hussigne (Provinz Luxem burg) Waren über die Grenze zu bringen, wurden aber von »wei Zollbeamten, die sich am Waldesrand versteckt hatten, ausgehalten. Ein Schmuggler ieuerte sofort aus die Zollbeamten und verwundete einen von ihnen am Kopfe. Als der zweite Beamte forteilte, um Hilfe herbeizuholen, misshandelten die Schmuggler den Verwunderen derart, daß er die Besinnung verlor und bald verstarb. Nachdem Hilfe gekommen war. flüchteten die Schmuggler unter Zurücklassung mehrerer Säcke mit Tabak und Zigarren, gaben aber noch auf der Flucht Schüsse auf die Zoll beamten ad und verwundeten noch zwei von ihnen. Einer der Schmuggler ist erkannt worden, seine Ver haftung steht bevor. Paris, 26. April. (Selbstmord eines Deutschen.) Ein wahrscheinlich aus Berlin stam mender junger Deutscher hat hier Selbstmord ver übt. Er fuhr in einer Autodroschke durch das Bois de Boulogne und schoß sich während der Fahrt im Wagen eine Kugel in die Schläfe. Der junge Mann hatte Geld nicht bei sich, trug aber wertvolle Schmucksachen. In den Taschen des Toten fanden sich mehrere Briefe mit Adressen, die an Personen in Berlin gerichtet waren. In dem Hotel, in dem er avgesticgen war, hatte der Selbstmörder, dessen Wäsche die Buchstaben U. E. trägt, sich als Student Heina aus Deutschland eingetragen. Paris. 26. April. (Das Opfer eines unglück lichen Zufalls.) Als gestern nachmittag in Tre- pail in der Champagne die Ordonnanz eines Ka- nallcricwachtmeisters den Dienstrevoloer des Unteroffiziers putzte, entlud sich die Waffe, und das Geschoß drang einem zufällig in der Nähe sichenden Manne in den Hals und streckte ihn sofort tot nieder. Der Divijionsgeneral ordnete eine Untersuchung und die vorläufige Verhaftung sowohl der Ordonnanz als auch des betreffenden Wacht meisters an, die beide der fahrlässigen Tötung an geschuldigt sind. Paris, 26. April. (Brand im Forst von Fontainebleau.) Der prachtvolle Forst van Fon tainebleau ist neuerdings wieder durch zwei gewal tige Waldbrände verwüstet worden, die einige der malerischsten Partien dieser schönsten Waldgegend Frankreichs vernichteten. Bei den Löscharbeiten wurde ein Forsthüter schwer durch Brandwunden verletzt. London, L. April. (Der bekannte Kunst händler Charles Wertheimer) ist, 66 Jahre alt, an den Folgen einer Operation gestorben. London, 26. April. (Brand im Kinder- Ir ospital.) Gestern brach in dem Hospital „Lodge Moor" Feuer aus. Der Brand entstand in einem mit 16 scharlachkranken Kindern belegten Saal. Die Kinder konnten glücklich nach einem Nachbarsaal gebracht werden, doch griff das Feuer auch auf diesen über, worauf die Kinder nach einem leeren Pavillon transportiert wurden. Glücklicherweise gelang es der Hausfeuerwehr, dem Brande Einhalt zu tun. Nur zwei kranke Kinder sind verletzt worden. Genf, 26. April. (Die Schließung des Cercle des Etrangers) hat große Aufregung hervor gerufen. Eine große Anzahl von Interessenten des Quartiers, in dein der Kursaal liegt, sammeln Unter schriften für eine Petition an den Staatsrat: in kurze: Zeit wurden bereits über 3000 Unter schriften zusammengebracht. Aus allen Teilen des Kantons laufen Zustimmungen beim Komitee ein. Ain Sonntag findet eine Volksversammlung statt, in der Staatsrat Fazq sprechen wird. Mailand, 26. April. (Dorfeingeäschert.) Aus Udine wird die Zerstörung des Dorfes Antero durch eine Feuersbrunst gemeldet. Fast sämtliche Häuser des Dorfes sind ein Raub der Flammen geworden. 250 Familien sollen obdachlos sein. Es herrscht Mangel an Nahrungsmitteln. Warschau, 26. April. (Drei internationale Verbrecher.) Dem Detektiv Lynch aus Boston ist es gelungen, drei von der Bostoner Polizei und von London aus steckbrieflich verfolgte gefährliche inter nationale Einbrecher, und zwar den 43jährigen Schmied Hans Rot st ein, den 28jährigen Hausierer Jakob Goldberg und den 31jährigen Schmied Josef Goldberg in einem galrzischen Städtchen festzunehmen, Eetinje, 26. April. (Für 220000 Kronen Briefmarken unterschlagen.) Bei der Post verwaltung wurden UnterschlagunWen von Postwert zeichen in Höhe von 220 000 Kronen aufgedcckt. Auf die Ergreifung des flüchtigen Täters ist eine Be lohnung von 5000 Kronen ausgesetzt worden. Meister, z. B. „der Landungssteg", wodurch man dem Eigenen in ihm nur sehr schwer gerecht zu werden ver mag. O. Finkentichers „Früylingsgrün" erinnert mehr an das eßbare Gemüse als an Wiesengrllnde. Die andere Hälfte des Oberlichtsaales füllt die Sammlung von Werken Hans Lichts. Hans Licht, der in fernen kleinen Gemälden und Skizzen, wie „Buchen am Waldrand" und „Blick auf See" oder „Unter den Linden" und „Studie" echtes Natur empfinden und -Verständnis verrät, kvergreift sich in den Gemälden größeren Umfangs leicht in den Lrcht- effekten, die thearerhaft dekorativen Wirkungen oft nahetommen. Mitunter wird man über den Stand der Lichtquelle und die Art der Beleuchtung schwer klar, wie z. B. bei „Herbstmittag". Aus der Kollek tion des Bildhauers Josef Maar kommen vor allem die Plaketten als künstlerische Leistungen in Betracht. Den Rundfiguren haftet teilweise noch zuviel Konvention an, man beachte z. B. „das badende Mädchen". In den Seitenkabinetten hat neben Marga rethe Just-Dresden, deren „Kamm des Erzgebirges" eine tüchtige Probe guten Könnens bedeutet, Felix Bürger-Dachau eine größere Anzahl seiner Werke ausgestellt. Auch er hat gute Anlagen, und ein Werk wie „An den Lagunen" kann sich wohl sehen lassen: doch überschreiten seine Werke oft da» durch das Motiv gebotene Format bei weitem, so „Abend am Gebirge", „Winterabend am Bach". Auf kleinerer Fläche würde mehr gesagt sein. Hermann Hamann-Weimar füllt mit seinen Werken den Eingangssaal. Bei allen sympathischen Eigenschaften dieses Künstlers fehlt ihm doch, das, was erst die Weihe gibt, ausgesprochene Individua lität. Seine Porträts, seine Kostümstudien sind frisch gesehen, flott gemalt: doch drängen sich immer Er innerungen an ähnliches anderer Künstler auf. Das Gebiet der Porträts dürfte für den Künstler das fruchtbarste sein: denn im Bildnis des Konzert meisters Hamann ist die Persönlichkeit in Stellung und Ausdruck gut erfaßt. Von hier dürfte für Hamann der eigene Weg gehen. ttr. Robert (orvegk. * Die Theorie des evangelischen Kirchenbaues vom Standpunkte des Kirchenmusikers wird einer der zahlreichen wissenschaftlichen Vorrräge des 3. Kon gresses der Internationalen Musikgesellschaft, der vom 29. Mai bis 3. Juni in London tagt, zum Gegenstand haben. Vortragender ist Kirchenmusikdirektor Biehle (Bautzen), der demnächst zum ersten Male die wissen schaftliche Behandlung dieser aktuellen Frage bringen wird, die seit 25 Jahren die Orgelwelt in Anspruch nimmt. * Ein Wilhelm-Raabe-Bund. In Berlin hat sich ein Komitee zur Bildung eines Wilhelm-Raabe- Bundes konstituiert. Professor Hanns Fechner und O. Elster versenden im Namen des Komitees einen Aufruf, in dein alle Freunde des verstorbenen Dichters und alle Verehrer echten deutschen Humors zur Mitarbeit an diesem Bunde, der sich der Braun schweiger Raabe-Gesellschaft anschließen will, auf gefordert werden. Die Aufgabe des Bundes soll zunächst sein: 1) die Raabeschen Werke und all solche Schriften, die iin Raabeschen Sinne den bedrohten deutschen Humor pflegen, durch Uebcrweisung an öffentliche (Volks-, Schul-, Soldaten- usw.) Biblio theken und andere Mittel den weitesten Schichten unseres Volkes zugänglich zu machen: 2. Vorträge oder Veröffentlichungen über Raabe und seine Ge sinnungsgenossen zu veranstalten und zu fördern: 3) die Bestrebungen der Vereine. Gesellschaften u. dgl. die ähnliche Ziele verfosgen, zu unterstützen. Mit teilungen sind an Otto Elster, Friedenau, Stubcn- rauchstrahe 67, zu richten. O. Die Wiesbadener Theaterintendautur. Dr. Kurt v. Mutzenbecher wird nunmehr endgültig seine Stellung zum 1. August verlassen. Es ist noch un bestimmt. wer sein Nachfolger werden wird. Die Gründe des Rücktritts sollen in Konflikten mit dem Generalintendanten Grafen Hülsen liegen. * Die Kosten der deutschen Südpolexpedition von Oberleutnant Filchner werden aus 1400000 ver anschlagt. Zu ihrer Deckung haben die Regierungen der meisten deutschen Bundesstaaten die Veranstal tung einer Geldlotterie genehmigt, deren Reinertrag mit 540 000 garantiert ist. Daneben sind 300 000 von privater seite gezeichnet. Der Rest soll durch eine Ergänzungslotterie, deren Gewinn auf 400 000 Mark veranschlagt ist, und der dann verbleibende Rest durch Beiträge von deutschen Städten gedeckt werden. Bisher haben Hamburg 20000 und Berlin 10000 .X bewilligt: jetzt schließt sich Char- lottenSllrg mit 1000 an. * Der Kaiser von Oesterreich hat das Ober Pro tektorat über die in Pest unter Leitung des illustren Liszt-Schülers Grafen Gdza Zichy vom 21. dis 25. Oktober geplante große Ungarische Landes- Liszt-Zentenarfcier übernommen. Der Monarch, der übrigens am Vorabend seiner ungarischen Krönung Der relegierte Beethoven. Der Pariser Gemeinderat hat, wie uns unser Korrespondent schreibt, die Erlaubnis ver weigert, das Beethoven-Denkmal von Jose de Charmoy im Ranelagh-Park zu er richten'. Das Monument des größten Musikers Harn nun schon seit sechs Jahren eines Plätzchens, das ihm die Stadtväter nicht zugestehen wollen. Es handelt sich dabei um keine chauvinistische Voreingenommen heit gegen das Genie, das im deutschen Bonn das Licht der Welt erblickte. Das Denkmal selbst will den kunstverständigen Herren der Munizipalität nicht gefallen. Der Eemeinderat Le Corbeiller, auf dessen Antrag Las Stadtparlament den Platz verweigerte, findet das Denkmal Le Charmoys — nicht heiter ge n u g. . . . Man darf Herrn Le Corbeiller nicht in den Ver dacht bringen wollen. Beethoven mit Offenbach zu verwechseln, der ei nfalls am Rhein, in Köln, seine Wiege sah. Der Bildhauer hat tatsächlich den Meister der Neun Sinfonien „kolossal" und „dramatisch" aufgefaßt: sein Monument ist sehr einem großen Grabdenkmal ähnlich, entbehrt aber mit vier gigan tischen Engeln, deren ausgeoreitete Flügel auf mäch tigem Steinblock die ruhende Gestalt Beethovens tragen, nicht eines sehr kühnen Gedankens und guter Technik. Jose Le Charmoy, der sehr vermögend und noch jung war. als er an die bedeutende Arbeit ging, hat mit viel Mühe durch Theateraufführungen usw. die Mittel für das Denkmal aufgebracht, das kein Geringerer als Bartholom« mir Lob überschüttete. Ein hoher Beamter des Ministeriums der Schönen Künste, d'Estournelles de LoiHtant. hatte als Präsi dent des Komitees zunächst für die Aufstellung den Trocateroplatz ins Äuge gefaßt: aber hier sprach der Eemeinderat zum erstenmal sein Veto. Dann hatte der Präsident der Republik persönlich die Erlaubnis geaeven, im Ranelaghpark eine günstige Stelle aus- zusuchen. Aber auch der Gemeinderat hatte hier mn- zureden — und er überraschte mit einem neuen Veto. d'Estournelles de Constant ist nun der Ansicht, daß der Gemeinderat nicht mehr das Recht hatte, abzu lehnen. da bereits die Vorarbeiten für die Errichtung des Monumentes im genannten Park begonnen hatten: die Justiz soll entscheiden. Und so wird in Paris ein Prozeß Beethoven umtoben, der seine „Eroica" Bonaparte zu widmen gedachte. . . . (7. Juni 1867) Liszt für die Krönungsmesse das Komturkreuz des Franz-Ioses-Ordens verlieh, be reitete durch die Uebernahme des Oberprotektorats den Lianen des großen Ungarn dieselbe Ehrung als König, die er 1M9 Josef Haydn als Kaiser zuteil werden ließ. * Die „Jugend" dekoriert. Der Prinzregent hat dem bekannten Chefredakteur der „Jugend". Schrift steller Fritz v. Osttni, die Luitpoldmedaille in Silber verliehen. 8t. Hochfchulnachrichten. An der Universität Berlin hat sich Liz. W. Lütt gen für Religions geschichte haoilitiert. — Zum Lehrer der Zahnheil kunde und Leiter der zahnärztlichen Abteilung der chirurgischen Klinik in Greifswald wurde Dr. P. Adloff aus Königsberg ernannt. — Der Ordi narius der Kunstgeschichte in Zürich Professor Dr. I. K. Rahn wurde aus Anlaß seines 70. Geburtstages zum Dokteur et lettres honoris causa der Universität Lausanne ernannt. — In Immenstadt ist der seit 1909 im Ruhestand befindliche ordentliche Pro fessor für Pastoraltheologie und Katechetik an der Universität München Dr. Andreas Schmidim Alter von 71 Jahren gestorben. — Der Dozent für Volk-- wirtschaft und Landwirtschaftslehre an der Tierärzt lichen Hochschule in Dresden Oekonomierat Professor Dr. Otto Raub old ist gestorben. Serlchtslsal. Reichsgericht. rr. Leipzig, 26. April. Ei« Schiffsunglück aus der Havel. Vom Landge richt III in Berlin ist am 9. Februar der frühere Steuermann, jetzige Kanzlist Hermann Scherbing wegen fahrlässiger Tötung zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt worden. Der Mitangeklagte Schiffsführer Schulze ist freigesorochen worden. Scherbing war fiinf Jahr« bei der Marine und ist dort als Steuer mann tätig gewesen. Am 16. Mai v. I., dem zweiten Pfingstfeiertage. fuhren die Angeklagten mit einem Dampfer der Gesellschaft Stern von Potsdam nach Spandau. Es herrschte bei Gewitterregen bereits Dunkelheit. Als in Gadow noch Fahrgäste eingestie gen waren, wollte Schulze an diese erst Fahrkarten verkaufen und übergab dem Angeklagten Scherbing die Führung des Schiffes, wobei er ihn anwies, die geringste Schnelligkeit einzuhalten. Scherbing tat dies auch, fuhr aber trotzdem, weil er nicht aufpaßte, gegen die durch rote Lichter gekennzeichnete geschlos sene Eisenbahn-Drehbrücke. Der Schornstein wurde abgerissen, und das Schiff blieb unter der Brücke sitzen. Es entstand eine Panik, und die Fahrgäste, die zum Teil kopflos wurden, suchten sich durch Klettern zu retten. Ein Fräulein W. war über die Reling aestiegen und hielt sich mit den Händen an dieser fest. Andere Fahrgäste traten auf ihre Hände, sie fiel in die Havel und ertrank. Der Angeklagte Scherbing trägt nach den Feststellungen die Schuld an dem Tode Les Mädchens. Er war zur Zeit Les Unfalles geistes gesund und ist auch nicht farbenblind. — Seine R e - Vision wurde als unbegründet vom Reichsgericht verworfen. Wegen Beleidigung Les Obersten v. B. und des Majors W. ist am 6. März vom Landgericht Stutt gart nach mehrtägiger Verhandlung der Oberleut nant a. D. Gr. zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt worden. Er gehörte früher dem in Tü bingen liegenden 180. Infanterieregiment an und stand 1907—08 in Gmünd, wo er Len jetzigen Major W. zweimal als Kompaniechef hatte. Der Angeklagte heiratete damals. Ende 1907 reichte er sein Ab schiedsgesuch ein. Es wurde der Form wegen zurück gewiesen. Er reichte dann ein noch schrofferes Ab schiedsgesuch ein. Darauf wurde ihm am 18. Februar 1908 der Abschied bewilligt, zunächst ohne Pension, die ihm aber später gewährt wurde. Im Jahre 1909 schrieb er an Major W. einen Bries, Lurch welchen sich dieser gekränkt fühlte. Der Brief enthielt den Vorwurf der Verleumdung und der Rachsucht. In einer Eingabe an das Kriegsministerium hat der Angeklagte noch beleidigende Vorwürfe gegen den Obersten und Regimentskommandeur von B. erhoben. Der Angeklagte lebte als Offizier so verschwenderisch, daß seine Schwiegermutter sich genötigt sah, den Obersten zu bitten, ihn in geeigneter Weise zur Spar samkeit zu ermahnen. Sie hatte ausdrücklich gebeten, nicht verlauten zu lassen, daß sie die Veranlassung dazu gegeben habe. Der Oberst hatte daraufhin den Hauptmann 2. beauftragt, sämtliche Offiziere und besonders den Angeklagten darauf aufmerksam zu machen, daß junge Offiziere zu keiner Repräsentation verpflichtet seien, sondern daß derjenige am besten angesehen sei, der in bescheidenen Verhältnissen aus zukommen versiehe. Hauptmann S. ermahnte zunächst den Angeklagten unter vier Augen und später sämt liche Offiziere. Bei dieser Gelegenheit fehlte aber der Angeklagte wegen einer „Herzaffektion". Da der Oberst infolge dieser Angelegenheit auch erfuhr, daß über die dienstlichen Leistungen des Angeklagten zu klagen sei, so wurde der Angeklagte deshalb ermahnt. Später reichte der Angeklagte sein Abschiedsgesuch ein Das Gericht hat festgestellt, daß der Oberst nir gends einen Mangel an Takt oder Wohlwollen be wiesen hat. Wenn demgegenüber der Angeklagte in der Eingabe an den Minister dem Obersten vorwarf, er habe den Brief seiner Schwiegermutter als Anlaß genommen, ihn hinauszudrängen, und ihm die Fähig keiten eines Kommandeurs abspricht, so lag darin eine Beleidigung. — Gegen das Urteil hatte der An geklagte Revision eingelegt. Er beschwerte sich hauptsächlich darüber daß ihm nicht der Schutz des 8 193 zugebilligt worden ist. — Da festgestellt ist, daß er beide Briefe aus Rache und Haß geschrieben hat, so erkannte das Reichsgericht auf Verwerfung der Revision. Fahrlässige Körperverletzung. Vom Landgericht Freiberg ist am 9. Januar der Monteur Hermann B. aus Eisenach wegen fahrlässiger Körperverletzung zu 200 -R Geldstrafe verurteilt worden. Er hat die Prüfung als Kraftwagenführer bestanden und stand bei H. in Dienst. Es lag ihm u. a. ob, den Kraft wagen des Arztes Dr. M. in Ordnung zu halten. Eines Tages fuhr er den Dr. M. von Dresden aus zu einem Picknick. Auf der Heimfahrt versuchte der Angeklagte eine Straßenkrümmung zu schneiden. Dies gelang ihm aber nicht, und der Wagen fuhr in den Straßengraben und wurde beschädigt. Der Fahrgast des Dr. M., ein Dr. E., wurde aus dem Wagen auf die Waldblöße geschleudert. Er erlitt eine Körper verletzung und eine Herzneurose. Es wird dem An geklagten geglaubt, daß die Easabstellung infolge Verstaubens nicht funktionierte. Die Geschwindigkeit von 50 Kilometer, mit der der Angeklagte fuhr, war an und für sich nicht zu groß, wohl aber für die Straßenkrümmung. Nach der Gasabstellung hätte der Wagen bei dieser Geschwindigkeit auf 15 Meter gebremst werden können. Daß der Angeklagte, nach dem er das Versagen der Kasabstellungsoorrichtung bemerkte, gebremst hat, ist ihm geglaubt worden. Er wußte aber, daß er beim Verjagen dieser Vorrichtung dru Wagen nicht auf 25 Meter würde zum Stehen bringen können. Er wußte, daß diese Vorrichtung öfter versagte und hätte deshalb di« Geschwindigkeit entsprechend ermäßigen und rechtzeitig bremsen müssen. Aus Unachtsamkeit har er di« Möglichkeit des Versagens der Vorrichtung nicht erwogen. — Die Revision des Angeklagten, der behauptete, der Unfall sei auf einen unglücklichen Zufall zurück zuführen, wurde vom Reichsgericht verworfen. König!. Landgericht. t Leipzig, 25. April. Berufung. Vom Amtsgericht Lausigk ist der Kirch- schullekrer R. ig Großbuch wegen Beleidigung des Pfarrers zu einer Geldstrafe von 75 Mark oder zehn Tagen Haftstrafe verurteilt worden, gegen dieses Urteil hatte der Angeklagte sowohl wie auch die Staatsanwaltschaft Berufung eingelegt. Die fünfte Strafkammer des hiesigen Landgerichts sollte heute in dieser Angelegenheit verhandeln, indessen machte der Vorsitzende den Herrn N. darauf aufmerksam, daß an dem erstinstanzlichen Urteile, sowohl was die Strafe betreffe, wie auch die in der Urteilsbegründung zum Ausdrucke gebrachten Rechtsanschauungen, kaum etwas auszusetzen sei, was zu seinen Gunsten in Be tracht gezogen werden könne. Der Referent wies dann noch darauf hin, daß der Vorderrichter dein An geklagten in einem sehr weitgehenden Maß« bezüg lich der Anwendung des Paragraphen 193 StGB. Wahrung berechtigter Interessen entgegengekommcn sei, au«ö seien manche Wendungen in den beiden Briefen N.s, auf die sich Anklage und Verurteilung stützen, vom Vorderrichter sehr milde angesehen wor den. Es sei sehr fraglich, ob die zweite Instanz sich auch auf diesen Standpunkt stellen werde. Betreffs der Anwendung des Paragraphen 193 sei auch zu be denken, ob dasselbe in Betracht gezogen werde, denn die Briefe seien an eine dritte Person gerichtet ge wesen und es bestehe die Vermutung, daß es dem Briefschreiber nicht ganz unerwünscht gewesen sei, wenn der Pfarrer von dem Inhalt« der Briese Kenntnis bekomme. Daran ändere es nichis, daß man die Stellung N.s, der «in Anhänger der moder nen Ansichten sei, die die Lehrerschaft in «inen ae- wissen Gegensatz zur Geistlichkeit gebracht habe, be greiflich finden und ihr sympathisch gegenüberstehen könne. Der Vorsitzende gab Herrn N. auch noch zu bedenken, daß die Staatsanwaltschaft ebenfalls Be rufung eingelegt hab«, der Gerichtshof s«i daher nach beiden Seiten hin nicht an das Strafmaß gebunden. Der Staatsanwalt erklärt« sich bereit, seinerseits um des lieben Friedens willen die Berufung zurück zuziehen. wenn der Angeklagte auf die von ihm ein gelegte Berufung verzichte. Unter diesen Umständen verstand sich der Beklagte zur Zurücknahme seiner Be rufung. und damit ist das Urteil der ersten Instanz rechtskräftig geworden. Kgl. Schöffengericht. : Leipzig, 26. AprN Beleidigung »nd Streikoergehe«. Anjang Februar war ein Teil der Arbeiter der Firma H und M. in Leutzsch wegen Erlangung günstigerer Lohnverhält nisse in den Ausstand «inaetreten. Am 6. Februar kam der mitausständige Arbeiter Albert Richard Loh aus Böhlitz-Ehrenberg an dem Fabrikgrundstücke vor bei, wo er dem Arbeiter K. begegnete, der weiter in Arbeit geblieben war und sich den Streikenden nicht angeschlossen hatte. Diesem Arbeitswilligen rief L. laut über die Straß« zu: „Jetzt kommt der Linkmichel! Der Strolch! Komm nur mal her und laß ein paar Worte mit dir reden!" Dor dem Schöffengericht hatte L. sich jetzt wegen Beleidigung und Vergehens gegen den H 153 der Reichsgewerbc ordnung zu verantworten. Er wurde auf Grund der Beweisaufnahme zu einer Geldstrafe von 20 « verurteilt. Kgl. Oberlandesgericht. S7lc. Dresden, 26. April. Ei« politischer Strafprozeß, den der gesamte Vorstand des Reichsverbandes zur Be kämpfung der Sozialdemokratie gegen den verantwortlichen Redakteur der sozialdemokratischen Chemnitzer „Volksstimme" angestrengt hatte, be schäftigte am Mittwoch in letzter Instanz den Strafsenat des König!. Sächs. Oberlandesgerichts. Generalleutnant von Liebert in Berlin ließ im Februar 1910 im Auftrage des Gesamtvorstandes zahl reichen Arbeitgebern im Chemnitzer Jndustriebczirkc Flugblätter zur Verteiluug an die Arbeiter zugehen und bat die Arbeitgeber in einem Rundschreiben um Erstattung der Portoauslagen. Die Chemnitzer „Volksstimme" behauptete bald darauf in einem Artikel, General von Liebert habe sich des straf baren Betruges schuldig gemacht, denn er habe neben wenigen neuen meistens alte Flugblätter aus der Reichstagswahl von 1907 verschickt. Alles sei Altmaterial und dafür werde Bezahlung verlangt. Der Artikel schloß mit den Worten: „Wir fordern den Staatsanwalt auf. gegen Generalleutnant Liebert vorzugehen, wir sind'zur Hcrgabe des nötigen Belastungsmaterials gern bereit!" Der Gesamtvor stand des Reichsverbandes zur Bekämpfung der Sozialdemokratie und namens desselben General von Liebert als Vorsitzender und Dr. Bogen - schön als Geschäftsführer strengten gegen den Redak teur der „Doltsstimme", Bartels, die Beleidigungs klage an. Das Schöffengericht erkannte auf Frei sprechung, das Landgericht Chemnitz kam jedoch zu einer ' Verurteilung und verwies denEinwand des Beklagten, der Vorwurf richte sich nicht gegen alle Mitglieder I des Reichsverbandes, als unbegründet zurück. Auch die Behauptung des Beklagten, er habe den Artikel. den Redakteur Heymann verfaßt habe, nicht gelesen und nicht verhindern können, da die betr. Nummer der „Volksstimme" schon zum Teil ausgetragen gewesen sei, ließ das Landgericht nicht gelten. Ferner richte sich der Vorwurf gegen alle Mitglieder des Reichsverbandes, in erster Linie aller dings gegen v. Liebert und Dr. Bogenschön als die Unterzeichner des Flugblattes. Das Oberlandes, gericht verwarf heute das Rechtsmittel der Revision und führte aus, daß die betr. Artikel schwere Be- leidigungen gegen den gesamten Vorstand des Reichs, verbandes enthalte und sämtliche Mitglieder des Vorstandes zur Stellung des Strafantrages berech tigt seien. Durch Nennung des Verfassers des Artikels entziehe sich der Beklagte nicht der Ver antwortung. GelürSttsoerketlr. : Wir b«t Aach»«»» »rteiU. «Al» ich am Anfang meiner Rennsahrerlaufbabn »Peter« Union^Reifen fuhr, konnte ich Erfolg auf Erfolg erzielen. Turch ausfallende Reklame anderer Reiscnsabriken entfchloh ich mich, andere Reifen zu fahren, leider konnte ich damit keine Erfolge erzielen, denn Reifcndefckle kam einer nach dem anderen. Ich habe mich daher enischkolfen. wieder zu meine' alten Marke zurückzii- kehren.' — Lo schreibt der Rennfahrer P. H. in Bitterfeld am So April IlNl an di« Vlitteldeatsch« chnmmimarenfabrik l-onio Peter, «.-ch., Irankfnrt ,. R, .-Zmeigfabrik «. ». Eigentlich bedürfen diese Zeilen keines Komeutar», denn viel deutlicher al- durch dies« freiwillig «ingegangene Anerkennung kann doch die langit bekannte Tatsache, bah »Peters Unis», Pnenmatik" der schnellste und dauerhafteste Reifen ist, nicht erhärtet werden.
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