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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 10.04.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-04-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110410020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911041002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911041002
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-04
- Tag 1911-04-10
-
Monat
1911-04
-
Jahr
1911
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Bezugö-Preis -r u»» »««rr, dorch «»»«-» .Bg« «iw kvediieurr 2»«l ttilich z«dr<ut>i: »V H L.7V^U virN^ithri. Bei unt«r» ^UlB«» ». La. nLhmepellrn adgrhol» lit »»aN., LES Bk vienriiLhrl. Lurch dtr V»«: wiwrbuld Leulichianbö unv der d««Nch«u avlonitn v>erieliLt>ri. a.üv Bk, »ouaU. 1.2« auriLl. PoftbkltellgelL. ,i«rn«r >a V-Igien, lLnemark, d«n Doaaullaal«». .'«lallen, tluremduri;, Niederlande, -t»r- wegea, Leirerrcich - Ungarn, Rußland, Lchweden, Schweiz u. Spanien. In allen adrigen Sraaren 4iur direkt durch dw chejchajttUeüe de» Blaue« erhLiUich. La« üeipMger Lagedlau erscheint Lueal laglich. Sonn» u. Aei-riag« nur morgen«. «oonneulenl»Llnna!>me: Augustuivlatz 8, l e» unieren Lragern, Filialen, Spediteuren und ÄnnatzmeiteUeu, >ow»e Pchiümter» u»d Briefträgern. ltlnzetverkau laprei« der viorgen- -uZ-ad« 1V 0Z, der r.bendau»gad« » ALeud-Ausgabe. MMgerTageblaü Handelszeitung. Amtsblatt -es Rates und -es Nolizeiamtes -er Ltadt Leipzig. Anzeige»-Preis W» SB»«» «us Ser»Vg und Umgedun, B» -Wchul»— L) m» drmt» Detitzeu« B, »» d«M» »»vamegeil« tBk W, «m»»«r» vv N«a«»«a L!L »ch 14 »» drei» PetitzrU k «0 L^chlttlanzeiaea mit Plqp>orlchrlltell UN- B B» »deuiiaulaab« im Breil« erdög:. Radau »ach Lar>s. veilaaegedltdr i, .»! A. Laalend »pL. BaSgebühr. lzBerwü» Lnltrta« kvnoen nicht zurüt- gczoge« werden, gür da» liricheinen a l drAuunttea Lage» nod Plätzen wird kein: Garant» übernommen. Ln^chen-Lnuahm«! »utzukutztzlUtz üi dm ttmUlche» Ailuuen u. allen tllnnoncen- lttzpeomonen dB I». und üutlande« »«daktton und Geschäft-ftelle: JodanniLgasje 8. -erulprecher: ltzövl^ l4vS3, 14L» Haupt-Sillale Drrtzdra: Seekrade 4, 4 (Telephon 4624-. Nr. ISO. Mllnlgg, aen lv. SM iSll. los. Jahrgang. Oie üulüigungskshrt ües Grsken Zeppelin nach Stuttgart. Der Luftkreuzer „Deutschland" hat, geführt von dem greisen Grafen Zeppelin, dem wiirttembcrgi- schen Königspaar zur Silberhochzeitsfeier durch eine Aahrt nach Stuttgart seine Huldigung darge bracht. Daß es dem kühnen Erfinder gelungen ist, zu dieser Huldigungsfahrt den Luftweg zu wählen, das dankt er nach seinem eigenen Bekenntnis vor allem der unerschütterlich vertrauensvollen Unter stützung seines Königs, der auch in den bedenklichsten Zeiten nie an Zeppelin zweifelte und stets tatkräftig für ihn eingetreten ist. Darum hat der mutige Luft- iahrer auch seinen eigenen Weg gewählt, um dem Königspaar zum Silberehcjubiläum seine Grütze zu oriugen. Die württembergische Residenzstadt hat oabei mit Stolz und Begeisterung beiden zuge jubelt, dem König und dem Grafen Zeppelin. — Uebcr die Ankunft des Luftschiffes „Deutschland" am Freitag in Stuttgart, liegen noch folgende interessante Einzel heiten vor, die wir, bei dem grotzen Interesse, das man an allen Unternehmungen des genialen Er finders nimmt, hier folgen lassen: Auf dem Schlofzplatz stand die Menge Kopf an Kopf. Nur eine enge Gasse war freigehalten für die Zufahrt des Königs und seiner Gäste. Nacheinander trafen kurz nach 12 Uhr die königlichen Equipagen ein und rollten über den Schlotzhof nach dem Haupt portal. Auf dem Balkon waren Teppiche ausgelegt und ft^l Uhr trat die Königin zuerst, dann ihre Gäste und zuletzt auch der König, alle in warme Pelze o.e- hüllt, durch die breiten Flügeltüren. Noch zeigte sich nichts den suchenden Augen, da wurde es auf dem Dach des Königsbaues lebendig, Tücher wehten und Rufe ertönten und bald darauf erschien das Luftschiff in der nebelgrauen Lust in langsamer Fahrt am Ltiftstirchtum. Lin schlanker Bogen um den alten Gesellen herum, und schon war es, immer tiefer sich senkend, über der Jubiläumssäule, dann über dem nordöstlichen Flügel Les Schlosses. Der Jubel der Menge, m einer Stärke, als wäre noch nie ein Zeppelin in Stuttgart gesehen worden, brauste hinauf, und auf dem Balkon am Schlotz grützten Tücher und 'bände. — Man hatte Zeit, das neue Schiff zu mustern und zu bewundern. Deutlich sichtbar leuchtete in roten Buchstaben der Name „Deutschland". Auch die Veränderungen fielen auf: es hat eine schlankere Spitze bekommen und die Steuerung ist vereinfacht. ?lnd dort . . . das ist ja die allbekannte weitze Mütze des Grafen. Er sitzt wahrhaftig bei dem kalten, stür mischen Weiter in der Führergondel. Da öffnet sich ein Fenster der Kabine, ein Gegenstand fällt lierab, zuerst rasch, dann langsamer, weil er sich inzwischen zum doppelten Fallschirm entfaltet und wird vom wehenden Wind gegen den Schlotzhof geführt. Der Wurf war gut berechnet. Leider aber fliegt er weiter und fliegt beim linken Schlotzportal in die aus- ositrcstten Hände der Menge, die vergisst, datz der Grufz dem Köniqspaar gilt — und in wenigen Se kunden ist alles zerrissen! Nur Trümmer konnten aerertet werden, die ein Hoflakai dann später der Königin überbrachte. Es war eine Blumcn- lron e aus roten und meisten Nelken, die in Alu- minium die Buchstaben W und 6 trug und die an einem rotseidenen Schirm befestigt war, über dem Ganzen bauschte sich ein Fallschirm aus weißer Leinwand. König und Königin, freudig überrascht über den ihnen zuteil gewordenen Gruß, wurden nicht müde, mit den Tüchern zum Luftschiff hinaufzuwinken', auch sah man, wie der König den denkwürdigen Moment in seinem photogaphischen Apparat fest hielt. Mittlerweile war das Luftschiff links gegen die Uhlandshöhe abgebogen, und man bemerkte noch, wie Tausende von Nelken aus der Gondel herab gestreut wurden, um deren Besitz das Publikum sich förmlich ritz. Dann war das Luftschiff hinter dem Höhenzug verschwunden. Bei der Landung auf dem Wasen waren viele hilfsbereite Hände vorhanden: Soldaten, Feuer wehrleute, Schutzmannschaften. Wie ein lebender ZVall säumten Tausende, Zehntausende den weiten Teil des Wasens bei Untertürkheim ein: mitten hinein in die sen Kreis senkte sich in Ruhe und Sicherheit das Luft schiff. Die Soldaten faßten die Halteseile, die Feuer wehr brachte Wasser heran zur Füllung des Ballast tanks in der vorderen Gondel, Sandsäcke wurden auf gehängt, und wenige Minuten darauf lag das Luft schiff trotz der starken Brise ruhig da, nur in Pendel- bewegungen drehte es sich, dem Winddruck nachgebend, um die festgelegte Spitze. An der Passagiergondel wurde die Treppe herabgezogen, und zehn Passagiere verließen die Kabine. Born in der Gondel harrt Graf Zeppelin auf seinem Posten, den er während der ganzen Fahrt vom Bodensee nach Stuttgart nickt ver lassen hat, trotz der Grad Kälte, die Eiszapfen bildete an den Wafserlaufstellen. Erst als er weist, daß alles in Ordnung ist. verläßt er seinen Platz nach mehr als fünfstündiger Fahrt. Wie er den Menschen wall durchfährt, da löst sich die Begeisterung, und in aufrichtiger Freude jubelt sie ihrem greisen Liebling zu. — Nachmittags um 2 Uhr 10 Min. erfolgte die Weiterfahrt des Luftsckiffes „Deutschland" nach Baden-Oos. Bier Herren und zwei Damen nahmen an dieser Luftrelse teil, auf der Dr. Eckener das Kommando führte. — Neber die glückliche Beendi gung der weiteren Fahrt haben mir bereits berichtet. politische Nachrichten. Die Winzerunruhen in Frankreich. Troyes, 10. April. lTelff Par dem Auseinander geben des Winzerzuges hielt der Bürgermeister von einer Tribüne herab, auf der auch die Parlamen tarier Platz genommen hatten, eine Ansprache, in der er die Manifestanten zu ihrer Ruhe. Festigkeir und Energie beglückwünschte und für Aube das Recht beanspruchte, in den C h a m p a g n c b c z i r k cinbezogen zu werden. Die Bugctdcbatte im russischen Reichsrat. Petersburg. 10. April. sTel.) Der Reichsrar be endigte am Sonnabend die Generaldebatte über das Budget. Bei der Debatte Uber den Männerest.'N er klärte der Mariiicminister, datz viele Vorwürfe der gesetzgebenden Körperschaften gegen sein Restart be gründet seien. Das Ministerium kenne die Mängel und ergreife Maßnahmen zu ihrer Beseitigung. Alles werde geschehen, um die Flotte kampffähiger zu machen. Der geforderten Einschränkung der M a n n s ch a f te n z a h l könne er nicht zu- stimmcn. Das Ministerium verlange nicht eine Verstärkung, bitte aber, die Mittel für die jährliche Gesamtzahl von 47 000 Mann zu bewilligen, bei einer jährlichen Einberufung von 0000 Mann. Das würde fünf bis sechs Jahre jo bleiben. In diesem Jahre werde im Baltischen Meere zum ersten Male nach dem Kriege wieder ein Geschwader von vier Linien schiffen und fünf Panzerkreuzern formiert. Das Tempo des Schiffsbaues nehme schnell zu: das bestätige der Bau von vier Schiffen, von denen zwei im Sommer und zwei im Herbst vorn Stapel gelassen werden —- Der Reicksrat nahm schließlich den Etat in Höhe von 110 2-10 6:16 Rubel, d. h. Millionen höher als der der Duma, an. Der Reichsrat beschloß in 14 Punkten anders als die Duma, so daß eine Autz- gl e i ck s k o m m i s s i o n gewählt werden muß. Zur Lage in Mexiko. New Hort, 10. April. (Telff Nach einem Tele gramm aus Chihuahua vom 7. April wurden 00 Mann der B u n d e.s r r u p p e n von verfolgenden Rebellen in einen Hinterhalt gelockt und f a st gänzlich aufgerieben. Kus Leipzig und ümgegenü. Leipzig, 10. April. Wetterbericht der Königl. Sachs. Landeswctterwarte zu Dresden. Voraussage für den 11. April 1011. Nordwestwinde, molkig, etwas kälter, zeitweise Niederschlag. Pöhlberg: Glänzender Sonnenunter- und -aufgang. Abend und Morgenrot, Himmelsfärbung orange. Fichtelberg: Gute Schlittenbahn bis Ober wiesenthal, starker, rasch verschwindender Reif, glän zender Sonnenuntcr- und -aufgang. Abend- und Morgenrot. - Titelwesen. Dem jetzt in den Ruhestand tretenden Lehrer an der Nikolaischule Professor Tr. Paul Wolöemar Glaser) wurde der Titel „Studicn- r a t" verliehen. * Auszeichnung eines Leipziger Gartenkunjtlcro. Bei dem Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für den Garten- und Ülusstellungspark in Breslau wurde der Entwurf Les Garten-Architekten I. P. Großmann, Deutsche 'VZcrkstättcn für Garten kunst. Leipzig. Thomasrinq 18. mit dem zweiten Preis von läOO Al ausgezeichnet. * Deutscher Gruben- und Fabrikbeamtcn-Verband. Zweikiucrein Leipzig-West. Wie uns mitgeteilt wird, besitzt der Deutsche Gruden- und Fabrikbeamten-Ver- band „E. B." in Bochum, der über 14 000 Mitglieder zählt, auch hier einen Zweigoerei n Leipzig- W e st. Die Versammlungen finden am ersten Sonnabend jedes Monats im ,.Fersenkeller" lTurm- zimmer) zu Lcipzig-Plagwitz statt. Anmeldungen werden dort entgegengenommen: Prospekte stehen zur Verfügung. * Nachnahme-Zahlkarten. Von jetzt ab können Len gewöhnlichen B r i e f s e n d u n g e n in i t Nach nahme (ausschließlich der in Kartenformft bei denen die eingezogenen Beträge mittels Zahlkarte an das Postscheckamt gesandt werden sotten, die ans gefüllten Nachnahme-Zahlkarten auch in einer auf der Rückseite des Briefes, der Drucksache usw. angebrach ¬ ten, mit einer Verschlutzklappe versehenen offenen Tasche beigefügt werden. * Das große Los gezogen! Bei der heutigen Ziehung der sächsischen Landeslotterie fiel der Haupt gewinn von .',00 000 M auf das Los Nr. 64 6ö4 in die Kollekte von Louis Lüsche in Leipzig: löOOOO Al gewann die Nr. 67 41.', in der Kollekte von Pettrich L K o p, ch in Leipzig. * Der Evangelische Verein junger Männer zu LeipZ'g-Plagwitz halte am Sonniag euren Familien abend im Gasthof zum Trompeter in Großzschocher veranstaltet, der sich eines zahlreichen Besuches er freute. Die Mitglieder des unrer der Leitung des Herrn Pastors W e r in a n n stehenden Vereins brach len ein Programm zur Aufführung, das jeden ein zelncn in Holzem Maste befriedigte. Die Leistungen, an deren Spitze die Gesäuge der Frau Pastor Lver mann uild der unter der Leitung des Herrn Lehrers Prehl stehenden Neukonfirmierlcn standen, waren der Bedeutung des Palmionnrages entsprechend ge wählt und erregten reichen Beifall Allgemein wurde der Wunsch nach baldiger Wiederholung derartiger Veranstaltungen laut. * Zur diesjährigen Maifeier. Das Leipziger G e w e r k s ch a f t s t a r l c l l stimmte in seiner letz ten Sitzung den Vorschlägen und Anträgen zu, die vom Känellausschusse und der Leitung der sozial demokratischen Parier für die Gestaltung des „Mai fonds" ausgcarbeilet worden sind. Danach sollen aus diesem Fonds die wegen Beteiligung an der Mai feier hier ansgesperrten Arbeiter, die verheirateten mit 1,7b .kl, die ledigen mit 1 M täglich, bei drei tägiger Karenzzeit, unterstützt werden. Außer den fest gesetzten Beiträgen fliesten dem Fonds noch zu von den Partei- und Gewerlschaftsangestellten und allen den jenigen. die den 1. Mai feiern und keinen Lohnausfall haben, je ein Tagesverdienst, und ferner sollen sozial demokratisch organisierte Arbeiier, deren Einkommen l.',00 Al übersteigt, die am 1. Mai arbeiten, und selbständige, der sozialdemokratischen Partei ange hörende Gewerbetreibende einen ihrem Einkommen angemessenen Beitrag an Len Fonds abführcn. * Festgcnomincir wurde ein 22 Jahre aller K le m p n e r g e j e l l e aus Döllnitz, der von der hiesigen Gerichtsbehörde wegen Hehlerei gesucht wird. — In Hart kam ferner ein 26 Jahre alter Schneidergeselle aus R ü ck m a r s h a u , c n. der sich rm Johannistale Kindern gegenüber li, schäm loser Weise benommen hatte. * Auf frischer Tat ertappt wurde ein 26 Jahre alter Arbeiter aus Ilberstedt, als er aus einem Neubau der Goethcstraße etwa 1'.- Zentner Kupferblech entwenden wollte. Der Dieb kam in Haft. * Gestohlen wurde aus einer Wohnung der Jo- hannisgassc ein dunkelbraunes Portemonnaie, ein haltend 1 Zehnmarkschein und 1 Sckuldichcin über 08 — Aus dem Warteraum des Eilenburger Bahnhofs wurde ein Paket mit Kleidungsstücken en! wendet. — Zur Nachtzeit drangen Diebe in ein Ge schäftslokal der Handnstraste und stahlen einen Gela betrag von etwa 12 V und 200 Stück Zigaretten. — Weiter drangen Diebe zur Nachtzeit in ein Kontor der Albenstraste ein. Hierbei fielen dem Diebe fe doch nur 4 Zehnpfennig Briefmarken als Beute in die Hände. * Straßenunsällc. In ter Lindcnthaler Siratze in L.-Gohlis wurde gestern ein fünfjähriges Mädchen von einem Motorwagen um gerissen. Es wukde von der sofort in Tätigkeit gesetzten Schutz- Das Grüne Kuta. R o m a n von August Weißt. 1<Zs (Naü)vruck Dl? Baronin schritt jchweigeird, in Gedanken ner funken, am Arm Les Kommissars dahin. Wer war der Mann, der sie führte? fragte sie sich und streifte mit einem raschen Seitenblick den Begleiter. Er mutzte ein Ausländer sein: Der Akzent seines Jta lienisch liest den Deutschen erraten. Und er benahm sich so korrekt und taktvoll, daß ihr Blick mit Ver wunderung die schäbige Kleidung, die er trug, be trachtete. „Sie sind wohl nur vorübergehend in Benedrg." fragte sie. „Ja, Geschäfte führen mich her.' „Wo leben Sic ständig?" „In Wien" „In Wien?" „Kennen Sic die Stadt?" „Ja", antwortete sie zögernd. „Ich habe dori bet einer Herrschaft gedient." „So, — gedient haben Sie . . . Bei wem denn?" „Bei einer Frau von — warten Sie, wie heißt sie nur, ... ach ja: Frau von Sellheim." „Da müssen Sie ja auch Deutsch sprechen?" „Ein wenig. Nicht ganz geläufig." Die Baronm schwieg wieder. Ohne ein weiteres Wort zu wechseln, kamen sie bei der Rialtobrückc an. „So: ich danke Ihnen nochmals herzlichst. Wollen Sic mir nicht Ihren Namen nennen? Vielleicht fin det sich die Gelegenheit, Ihnen die Dienste, die Sic mir heute erwiesen, anders zu danken." .Mein Name ist Martens", stellte sich der Kom missar vor, wobei er den Namen absichtlich möglichst undeutlich aussprach. Die Baronin war stehengeblieben und reichte dem Kommissar die Hand. ..Darf ich fragen, wem ich so glücklich war. helfen zu können?" „Ich heiße Maria Ferctti und wohne in der Riva del Sol, Nummer 132." „Sie werden doch gestatten, datz ich mich morgen nach Ihrem Befinden erkundige." „Bitte, nein ... Ich — reise nämlich schon mor gen früh nach Turin, weil ich dort bei einer Herr schäft einen Dienst antreten muß . . . Und deshalb wollte ich Sic auch bltien, über die Vorgänge Les heutigen Abends Stillschweigen zu bewahren. Ich will kerne Anzeige erstatten. Ich würde Len guten Posten verlieren, wenn meine neue Herrschaft wüsste, daß ich noch so spät allein auf der Gasse war. Jetzr, kitte schön, folgen Sie mir nicht wetrcr. Hier bin ich bekannt — in wenigen Schritten zu Hause — cs würde ein schlechte- Llcht aus mich werfen, wenn man mich in Männerbcgleffung sehen würde." „Wie Sie wünschen. Gurc Nacht! Vielleicht aur Wiedersehen!" „Auf Wiedersehen! Wenn uns der Zufall einmal zusammenführen sollte und ich Sie nich: wieder erkennen würde, erinnern Sie mich blotz an den Rralto. Nochmal- herzlichsten Dank! Die letzten Worte sprach sie mir der ganzen Grandezza der großen Dame. Sogar das stereotype, liebenswürdige Salonlächeln »huschte einen Augen- blick über ihr Anrlitz Nochmals nickte sie dcm Kommissar heheirsvoll zu. dann bog sic um die Ecke. Der Kommissar und der Agent warteten einen Augenblick. Sie hörten, wie die Schritte verhallicn. Niemand folgte ihr. „Huber, gehen Sic ihr vorstchiig nach Wahr scheinlich geht sie direkt nach Hause. Nach Len Heu ligen Erfahrungen wird sic die Lust zu allem ner koren Haden. Aber besser ist, Sir folgen ihr doch 'Man kann nicht wissen." „Wo treffe ich Sie eventuell"" ^>m Hotel." Während der Agent rasch der Baronin nacheiltc, bestieg Doktor Martens eine Gondel und fuhr ins Hotel zurück. Der zweite Agent war noch nicht hc.mgekehrr. Aber Baron Sphor empfing den Kommissar, ohne besten veränderten Habitus ,zu bemerken, mit der früh lichsten Miene der tkvelt und den Worten: „Ich sage Ihnen, die kleine Castcllmari ist Las entzückendste Mädchen der Well." Neuntes Kapitel. Als der Agent Kraft zwei Stunden später heim kehrte, schrieb Doktor Martens noch an seinem Be richt für Polizeirar Wurz. Er schilderte mit großer Ausführlichkeit die Begebnisse beim Rialto und sprach die Hoffnunq aus, :n den nächsten Tagen seine Mission in Vendig beendigen zu können. Der Agent, den Martens sofort zu sich rici. hatte nicht viel zu erzählen. Der Fremde, dem er gcsolgt, war auf einem Um wege der effernen Brücke zugegangen und wurde in der Borche di San Pi.'iro von einem Strolche über fallen. Er setzte sich zur Wehr, gab zwei Revolver schüsse auf den Angreifer ab, worauf dieser das Weite suchte. Der Fremde lief zum Kanal hinab, wo eine Gondel seiner Harne, und suhr gegen Mestre. Der 'Agent wartete, vis o:c Godel zuruckkehrtc, und erfuhr von dem Führer, Laß dessen Passagier den von Mestre abgehenden Zug noch erreicht hatte. Doktor Manens setzte ein Telegramm auf, wel ches die Polizei von der Ankunst des Verdächtigen in Wien in Kenntnis setzte und gab Brief und De pesche dem Agenten jur Beförderung. Als er am nächsten Morgen ins Cafe Fabian trat, empfing ihn Baron Sphor mit einem fröhlichen Lächeln Bor ihm auf dem Tische lag ein großes Biiketl Blumen Der Komnnsiar ichob den Strauß beiseite. „Lieber Baron, Sie vergessen, datz wir andere An gelczenhciten als Liebcssachen hier zu erledigen haben. Gestern wollte ich ihre Stimmung nicht trüben, abor nun hören Sic mich an." „Pardon, lieber Doktor", unterbrach Baron Sphor den Kommissar, „aber ich must Ihnen sagen, daß ich seit gestern meine Meinung gründlich geändert habe." ,.<-o, weshalb denn?" „Weil ein jo lüstes, reines Geschöpf wie Maria unmöglich oie Schwester einer Mörderin sein kann. Weil die Tochter eines so chcvaleresken Mannes, wir der Senator ist, unmöglich eine solche Tat begehen kann." „Ich mutz Sie bitten, die Gefühlssachen beiseite zu lasten. Mit Sentiments sängt man keine Ver brecher." Der Kommissar informier!« den Baron über die Ereignisse des vergangenen Abends und schloß: „Wie ich sehe, haben Sie die Absicht, bet Castell maris einen Besuch zu machen. Sic werden schon ge statten. datz ich mich anschlrctze." Doktor Martens und Biron Sphor wurden dies mal ooraelassen. Ein Diener führte sic durch marmorne Säulen hallen, über erne P.unkstiegc in einen großen Saal, der für die frühere Pracht des venezianiicken Dogen geickiechtes zeugte Dieser Saal lief durch die ganze Breite des Palastes. Sowohl die obere als auch die uniere Wand zeigten riesige Fenster, deren vorderes auf die Lagunen, deren rückwärtiges auf das Eampiello hin ausgingen. Rechts und links führten hohe, rm edlen Renaissancestil gehaltene Portale in die inneren Ge mächcr. Durch eine dieser Prunktüren geleitete der gut geschulte Diener die beiden Herren rn einen kleineren Salon, dessen Wände mit antikem, schwerem, dunkel rotem SeiScnbrokar bespannt und mit alten Fami licnbildern bedeckt waren. Die Lüster und Wand appliken aus oenezianrschem Glas sprachen von ge diegenstem Lurus und erlesenem Geschmack. Nrben dem schwarzen Marmorkamin saß Maria di Eastcllmari. Ihre feine, schlanke Gestalt iin losen, weilen, wcichfallendcn Teekleide kontrastierte wirkungsvoll zum altersgcschwärzten Leder des geschnitzten Stuhles. Die stcreinbrechcnden Sonnenstrahlen tauchten die ganze Gestalt in goldigen Schimmer. Maria di Eastcllmari empfing den Baron mit einem entzückenden Lächeln und entschuldigte ihren Vater, der eben zu einer Sitzung berufen wor den war. „Meiner Schwester geht cs leider seit gestern abeno auch wieder schlechter, so müssen die Herren mit mir allein vorlieb nehmen." Doktor Martens kam sich die nächste Viertelstunde rech; überflüssig vor, denn das junge Mädchen wid mete sich last ausschließlich Baron ^phor. Die Blicke des Kommissars wanoertcn etwas ge langweilt über die Familienporträts an den Mar morwänden. Neben dem Bilde des Senators war ein leerer Platz, aber man erkannte, daß dort vor kurzer Zeit noch ein Bild gehangen baden mußte. „Da hing wohl das Bild Ihres Bruders?" fragte Doktor Martens das Mädchen unvermittelt. Maria blickt« erschrocken auf und antwortet«: „Allerdings, wie kommen Sie auf die Vermutung?" „Ich dachte nur so. Nachdem alle männlichen Familienmitglieder vertreten sind und gerade das eine Bild fehlt, lag di« Frage nabe. Warum ist denn das Bild weggegcben worden?" „Papa hat es wcgjchaffen lasten. Damals, als mein Bruder" — sie stockte — „sich in dieses — mein Gott! — in diese Person — vom Variete war sic — verliebte. Seither durfte nicht einmal sein Name
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