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r. eeilsgr. s»ma»g, s. liprU ISII. Letpffger TsgrMan. Nr. 99. los. Istlkgsng. «US Lelpzlg uns Um-egenü. Leipzig, 9. April. HtKsrifch« r-se»t»le«d«r fSr Seipp«. 9. April: tt« Einweihung der ersten «ezirksschule 1907 Einweihung der 2. höheren Mädchenschule. Palmarum. Rach der biblischen Ueberltefervng ist der Palm sonntag, der Sonntag vor Ostern, der Tag gewesen, an dem der Heiland seine, Einzug in Jerusalem hielt und mit königlichen Ehren empfangen wurde. Palm zweige streute die begeistert« Volksmenge dem Messias, dem Erlöser, auf den Weg, und lauter ^Hosianna dem Sohne Davids" schallte durch dieselben Ströhen und Dassen, die nach sechs Tagen wider hallten von dem fanatischen „Kreuzige, kreuzige ihn". Diese beiden durch das Neue Testament überlieferten Begebenheiten zeichnen uns deutlicher wre alles ander« di« Vergänglichkeit irdischen Glanzes und die Schwankungen einer durch geschickle Anführer ge leiteten Volksmenge in ihren inneren Zusammen hängen. Wenn man Palmarum unter diesem Gesichtspunkt betrachtet, bietet es uns «in« Füll« der Anregungen und der Gedanken. Besonder» die Mahnung, nach innerer Ausgeglichenheit zu streben, nach Festigung des Charakters. Man soll nicht jenen wetter wendischen Leuten gleichen, die nicht wissen, was sie wollen, die, wie jene Bewohner Jerusalems, heute „Hosianna!" und morgen „Kreuzige!" rufen. Ein fester Will«, gefasst nach ernster, ruhiger Ueberlegung, wird uns in den Stürmen des Lebens ein wertvoller Stecken und Stad sein. Ein festes Rückgrat nach außen und auch gegen sich selbst, das ist's, was heute so vielen Menschen fehlt. Eie schwanken, wie ein Rohr im Winde, uns kommen so zu keiner inneren Klarheit mit sich selbst. Und diese ist nötig, schon bei unserer Jugend. Sie wird sieghaft an junge Leute herantretende Gewtssenskonflikle, religiös« oder moralische Konflikte zu überwinden wissen, und ihnen Mut und Kraft geben, auch augenblickliche Wider wärtigkeiten des Lebens zu ertragen. 'Flau kann den Palmsonntag auch als den An- sangsrag der Osterwoche betrachten. Sie hat von jeher einen tiefen Eindruck auf das Eemütsieben der Menschen auSgeübt, und an ihre einzelnen Tage knüpfen sich in vielen Gegenden noch mancherlei be sondere Gebräuche und Vorbedeutungen: in den früheren Jahrhunderten war sogar während der ganzen Woche jede Werkarbeit verboten, weshalb man sie auch die stille Woche h.eß Begonnen werden die Feierlichkeiten am Sonntag Palmarum. wo zur Erinnerung an den sestl'chen Einzug Chisti in Jerusalem nach altem Brauche in den Kirchen Palmzweigc gerveiht und mit denselben ein festlicher Umzug abgehalten wird. Besonders in der Peterskirche zu Rom, wo der Papst mit seinem imposanten Gefolge von Kardinalen und Bischöfen und unter wahrhaft märchenhafter PrachtenlfaUung an diesem Umzug« teilnimml, macht derselbe e n«n geradezu überwältigenden Eindruck. Auch alle anderen Tage dieser Woche werden mit kirchlichen Zeremonien ausgefüllt Hervorragend ist der Gründonnerstag, der, wie der Name andeutet, der Freude über das Wiedererscheinen de» Pflanzen wuchses gewidmet ist, und an dem man nach alter Sitte grüne Kräuter geniebt: noch besteht in manchen deutschen Gegenden auch der Brauch, an diesem Tage Honig zu essen. — Am Gründonnerstag findet auch di« feierliche Lossprechung von Vergehungen und Kirchensrrafen statt, weshalb dieser Tag auch vielfach die Bezeichnung Entlaß- »der Ablatztaq führt. Recht bemerkenswert ist es, daß der Kar'reitag von den Evangelischen al» Hauptfeienag, von den Katholischen dagegen nur al» Halbfeiertag, an dem nicht einmal die Werktag»arbeit ruhen braucht, be handelt wird. Die Bezeichnung .Char" soll von dem altdeutschen Worte Thara, d. h. Trauer oder Klage, herrühern, da ja dieser Tag dem Andenken an die Kreuzigung gewidmet ist. Der Tag heisst auch wohl der stille Freitag, weil an ihm di« Glocken schweigen und die Kirche» ihren Schmuck vereinfachen. Den Beschluß »acht der stille Sonnabend, und ihm folgt da» Osterfest, non dem wir hoffen und wünsche» wollen, daß es auch unseren Leiern crn wahres Fest nicht nur der seelischen, sondern auch der geistigen Auferstehung und der Erfrischung von den Sorgen des grauen Alltagsleben» sei« möge br. RstsdelchlüNe Schenkuuge». I» der gestrigen Gesamtrarssitzung nahm man mit Dank Kenntnis von verschiedenen Schenkungen für das Museum für Völker kunde. Straßen- und Arealwejen usu». Genehmigt wurde unter Vorbehalt der Zustimmung der Stadtverord neten der Verkauf von Baustellen an der Gohliser Straße, an der Gustav-Freylag-Straße zu Leipzig-Connewitz und an der südwestlichen Ecke der Bitterfelder und Hartzstraße, ferner der Nachtrag zum Vertrage zwischen der Kgl. Generaldirektion der Säch sischen Staatseisenbahnen und der Stadtgsmrinde oom 11. Juni 1902 (Hauptbahnhors ver tragt, die Konen für den Einbau von Paälager in Strecken der Straßen am Kirchplatz, der Kaiser- Friedrich- nnd der Pariser Straße zu Leipzig G o h lis, die Regelung der Fußwege und die Asphaltie rung der Fahrbahn der Rordstraß« zwischen Gneisenau- und Porkstraße, die Errichtung einer Sandfanganlage mit Elevator in der Kläran lage und der Umbau der Abfangrechen im Einlauf gerinne der Anlage II in der Kläranlage. Steuersatz für 1811. Den Beschlüssen der Stadi verordneten zur Vorlage über den Steuersatz für 1911 fErhebung von 120 Prozents wurde allenthalben bcigetreren. Vergebung von Arbeiten. Antraggemäß vergeben wurden die Schlosserarbeiten für die Erweiterung der Kläranlage im Vieh- und Schlachthose, die Regal einrichtung iür den Archiv des Armcnamts im aus gebauten Kehlbalkengeschoß des Verwaltuirgsffebäudes sowie die Ptanenfußböden uns Kachelverkleidungen in den Aborträumen daselbst, die Steinsetzerarbeiten für einen Fuß. und ein«» Radfahrweg nn Schleuß,g«r Wege zwilchen Rödelbrücke und Rödelstraße, sie V«r- dreilerung und Retzbefestigung der Kaiser-Friedrich- Straß« zwischen Blumen- und Pariser Straße sowie der Pariser Straße von der Kaisxr-Frtedrich bis zur Benedir Straße, und die Haserlieferung für di« Feu«r wehr. * ' Urlaub des Oberbürgerm«ift«rs. Oberbürger meister Dr. Ditrrich ist von heute ab bis 27. d. M. beurlaubt. L. Aushebung von Berkäufeu. Die vor kurzem durch das Berwaltungsressort der Kaiserlichen Werft in Kiel bekanntaeaebenen Verkäufe von Eisen-, Stahl und Metallabfällen au» 11 April 1911 und von Altmaterial am 2t. April 191 l sind aus gehoben worden * Fußweg und Fahrbahn im Lchuhmachergäßchen Nach Beendigung de» Neubaues im Schuhmacher gäßchen (Ecke Rikolaistraßei wird diese Straße eine durchgehende Breite von 9 Metern haben. Der Rat hat nun beschlossen, daß die Fahrbahn «i Meter und jeder der beiden Fußwege 1,5 Meter breit sein sollen. Zu diesem Behuf« «nachr sich eine Verbreiterung des nördlichen Fußweges in seiner ganien Länge erforderlich. Die Fahrbahn soll nen asphaltiert werden. Die gesamten Kosten sind auf 9800 ./L veranschlagt. « Statistisches vom Schwurgericht In der abge laufenen zweiten diesjährigen Schwurgerichtsperiode wurden in 9 VerhandlungstagengegenOinännliche und 4 weibliche Angeklagte insgesamt 11 Anklagesachen durchgeführt, eine Verhandlung wurde dis auf weiteres »erlagt, da sich der Angeklagte zurzeit in der Heilanstalt Dösen befindet. Die Anklage betraf je 1 mal Kindestötung, Loknabtreibung und Mord versuch, 2 mal Urkundenfälschung und Betrug, 3 mal Totschlagsverjuch und 3mal Zeugenmeinerd An Strafen wurden ausgeworfen 22 Jahre 9 Monate 1 Woche Zuchthaus, 4 Jahre ll Monate Gefängnis und 2 Wochen 3 Tage Haft, sowie 18 Jahre Ehren rechtsverlust 4 Angeklagte wurden von der gegen sie erhobenen Anklage ireigesprochen. * Die Kircheuhaushaltplänc für 1911 sind de» Stadtverordneten zur Erklärung unterbreitet wor den. Die Gejamljumme der Fehlbeträge beziffert sich auf 1118355 Ä Hiervon entfallen aus den Ver band und die Verbandskirchen lAlt-Leipzig und Leipzig-Reudnitz! «««oooo au' die Vororts kirchen 128555 .// Die zu erhebenden Kirchen steuern sind im Verbände sür 1911 in gleicher Höhe wie iür 1910 (7,6 Prozent! vorgesehen worden. In den Vorortsgerneinocn konnten sie größtenteils herabgesetzt werden. Nur in L.-Plagwitz soll eine geringfügige Erhöhung «von 8,5 auf 8,0 Pro zentl emtreten. * Das neugebildete Bestellamt des Rates ist gegenwärtig in der Ratshauptwache unter gebracht. die jetzt mit iwei anstoßenden Zimmern Raum bieten muß für 33 Wohlfahrtsschutzleute und 23 für das Bcitellanit tätige Ratsdoten. Eine der artige Beschränkung de» Raumes ist aus die Tauer der glatten Abwickelung der Geschäfte hinderlich. Es ist deshalb in Anssichl genommen, di'e an die Ratswache angrenzenden Zimmer Nr. 104-107 für das Bestcllaint cinzurichten und dabei die Zimmer Rr. 105-107 durch Herausnahme der Wände in einen großen Saal zu verwandeln. Für die neuen Räume macht sich die Beschaffung von langen Arbeitstaseln und verschiedener anderer Möbel er forderlich. Die Koste» betragen rund 2000 ,/L * Städtisches Kui»stge»erbemufenm. Die Direktion hat einen Führer durch die Spitzenausstellung er scheinen lassen, der sicherlich viel dazu beitrogen wird, das Interesse an dieser seltenen und mit großer Mühe zusaminenaedrachten Sammlung alter Spitzen, die im Mai wieder auseinandergehen wird, anzu regen und zu fördern. Rach technischen Gesichts punkten geordnet, gibt ec eine Ueberiicht über sämt lich« in der Ausstellung vertretenen Arten der Räh- und Klöppelspitze, unter Berücksichtigung der Neben techniken, der Polamenterie nnd der Netzardeit. M Tafelir init ausgezeichneten Autotgpien der ver schiedenen Arten der Näh und Klöppeljpitze sind dem knappen Texte keigegeden, und der außerordentlich niedrige Preis von 3>» ermöglicht jedem Besucher die Anschaffung eines Führers, der dem Besucher in einem so unbekannten Gebiet gewiß willkommen fein wird. — Führungen durä, die Ausstellung sind oon der Direktion für den kommenden Dienstag und Mittwoch, mittags um 12 Uhr, anaesetzt: weitere Führungen nach Ostern werden noch vekanntgegeben werben. — In der modernen Abteilung im Erdgeschoß sind neu ausgestellt Rähspitzen von Amalie Metzner in Hirschberg, Klöppelarveiten der Deutschen Spitzen- jchule in Berlin und eine oon der Firma August Pölich zusammengestellte Kollektion Plauener Mn- schinenfpitzen, erzgebiraischer und belgischer Klöppel spitzen und schlesischer Rähspitzen. * Fach- »ad Fortbildungsschulen. In der heutigen Nummer wird der von den städtischen Kollegien be schlossene und von der Königlichen Bezirksschul inspektion Leipzig l genehmigte, die Neugestaltung des Leisniger öffentlichen Fortbildungsjchulwescns betreffende Nachtrag zur Schulordnung vom 2. Januar 1891 veröffentlicht. Wir weisen die Beteiligten be sonders darauf hin und bemerken dazu, daß die Neuordnung folgenden 5 Hauptanforderungen ent spricht: t> Dnrchführung der dreijährigen Fort bildungsschulpflicht unter Beibehaltung von sechs wöchentlichen Unterrichtsstunden. 2) Beseitigung des Sonntagsunterrichts unter Verlegung der Unterrichts zeit au« die Tagesstunden von früh 7 Uhr bis abends 7 Uhr. 31 Vereitstellnng eigener Gebäude für die Fortbildungsschulen. 4> Annellung Haupt amtlicher Lehrer für die Fortbildungs schulen. 5> Angliederung der Fachschulen an die städtischen Fortbildungsschulen. In den beteiligten Kreisen hat diese Neuordnung allenthalben Zu stimmung gefunden. Aach das König!. Ministerium des Kultus nnd öffentlichen Unterrichts hak laut ergangener Verordnung davon mit Befriedigung Kenntnis genommen. Insbesondere hat cs die Bc gründung von zunächst 9 bändigen Stellen für Fort bildungsfkhulleyrer genehmigt und die Zusicherung erteilt, daß. wie die selbständigen Fortbildungsschul- s Lport-Karäkrübe ürssekos k. A. 8M6, l,eiprig, Krjmmiscde 8tr. 28. >l»VIi! vor Oliern ß ^LIOl_I DdlO-I 8erie ü 20. v«r lrd KL. NX» 5erie HI 30. ^ert bis KL 55X» ß polkon cnsIilL^or t psletok kur Osmen ß K Et uto' E " 120 1>i8 13S em --- D Verlaus in der ^oe^e äerie I - 15.- V«r Lk KL. NX»