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»r. s. Friedrich Georg Wieck's Ucbcr die Wasserversorgung großer Städte. Von Direktor KaYser. (Fortsepunj,.) Da jede größere Stadt eine der Kreis- oder Elipsenform sich nähernde Fläche bedeckt, so ist es das Günstigste dieselbe nickt durch einen Hauptröhrenstrang zu durchziehen, sondern so weit dies irgend annähernd thunlich ist, den Kern der Stadt durch zwei Hauptrohr arme zu umgürteln, von denen allerdings jedes für sich die Abmessun gen haben muß, die als die angemessenste nach den oben gegebenen Erörterungen ermittelt wurde. Diese beiden Hauptsträuge können am entgegengesetzten Ende der Stadt unmittelbar wieder zusammen treffen oder sich in Nebensträngen verlieren. Der Kern der Stadt, dessen etwa bestehendes Röhrennetz sich dadurch nach beiden Seiten hin an die Hauptadern anschließt, wird dadurch eine genügend ge sicherte Wasscrzuführung erhalten, während die den Kern umgebenden Stadttheile und Vorstädte durch radial von den Hauptgürtelröhren ausgehende Neben-Hauptstränge bewässert, und auf diese Weise gleich, mäßigst bedacht werden, ohne gegen einander im Vortheil oder Nach theil zu stehen. Daß diese radial laufenden Neben-Hauptstränge unter einander wieder durch Nebenabzwcigungen in Verbindung gesetzt werden können, verstebt sich von selbst, wodurch sick in einfachster Weise die Tracirung des ganzen Röhrennetzes ergicbt. Einer weiteren allgemeinen Erörterung sind nun noch die Mittel und Wege zu unterziehen, durch welche eine Reinigung des Wassers bewirkt werden soll. In den seltensten Fällen wird wohl eine größere Stadt eine hinreichende Menge reines klares Gebirgswasser zur Ver fügung haben, welches unmittelbar zur Speisung der Röhrenleitung verwendet werden kann. In der Regel wird man genöthigt sein, das Wasser aus einem die Stadt berührenden oder kreuzenden Flusse zu entnehme». Wenn man nun auch mit Rücksicht hierauf den Platz für das Hebewerk so wählt, daß es das Wasser an einer Stelle entneh men kann, wo es die zahlreichen Auswurfstoffe der Stadt noch nicht ausgenommen hat, so wird man sich damit wohl in den seltensten Fällen zufrieden geben können. Bei älteren Wasserleitungsanlagen glaubte man allerdings häufig mit Beobachtung dieser Bedingung das Erforderliche geleistet zu haben, in neuerer Zeit aber sprechen die Erfahrungen, welche man über die geringen Kosten der Filtration gewonnen bat, durch welche das Flußwaffer in ein zu allen Zwecken geeignetes gutes Wasser nmgcwandelt wird, so sehr zu Gunsten der bezüglichen Einrichtungen, daß eine beut zu Tage gegründete Wasser leitungsanlage, bei welcher man von der Filtration abzuschen sich erlaubt hätte, als eine verfehlte, nicht mehr zeitgemäße bezeichnet werden müßte. Im Prinzip sind alle bis jetzt angewcndeten Klärvorrichtungen gleich, sie bezwecken nichts als eine Filtration des Fiußwassers durch eine Schichtung von Kies und Sand. Die von Darcy vorgeschla- gcne Scherwolle hat sick zwar als Filtrirmittel im Kleinen ausge zeichnet bewährt, ist jedoch im Großen noch nie praktisch in Anwen dung gekommen, weil eS nicht leicht möglich ist, die hinlängliche Quantität dieses Filtrirmaterials zu beschaffen. Die Art der Aus führung der Filtrationsapparatc ist indes? eine mannigfache. Fast jeder Ingenieur verfolgt dabei seine Ansichten und wohl mit Recht, wenn er die an früheren Anlagen fühlbar gewordenen Mängel durch Verbesserungen zu beseitigen bemüht ist. Im Allgemeinen kann mau aber die Klärvorrichtungen in zwei große Klassen thcilen, indem man 1) entweder sogenannte natürliche Filtration oder 2) künstliche Fil tration anwcndct. Die erste Methode besteht darin, daß man längs des Flusses in seinem Alluvium lange gemauerte Galerien anlcgt, deren Sohle na türlich merklich tiefer wie der kleinste bekannte Wasserstand des Flusses liegen muß. Diese Galerien werden dammartig verschüttet und ge statten dem Flußwaffer mittelst Durchsenkung der aufgeschüttetcn Schichten und des Untergrundes in diese Galerie cinzutrctcn, welche es zu einem Brunnenschächte leitet, ans dem die Hebepumpen schöpfen. Das Wasser wird durch diese Durchsickerung filtrirt und hat in der Galerie die erwünschte Reinheit. Diesen sonst so empfehlcnSwerthen Einrichtungen stellen sick indcß häufig Hindernisse entgegen. Oft ist das Flußwasser nicht der Art, daß es eine Filtration des Wassers bequem gestattet; bei kleinen Binncnwässcrn hat man oft rein thonige und lettige Schichten, über welche das Wasser hinfließt; bei solchen würde die Anwendung einer solchen Galerie geradezu un zweckmäßig sein. Außerdem ist cS auch Bedingung, daß der FUch re. lebhaft genug ströme, um die etwa im Wasser schwebenden Schlannntheile mit fort zuführen und nicht abzusctzen, weil diese sonst bald die Durchlässigkeit der Alluvialschichtcn beeinträchtigen und endlich grvßcnthcils ganz aufhcben würden. Endlich sind die Kosten für die Erbauung einer solchen Galerie sehr erheblich und größer, wie die für andere künst liche Filtrationen aufgcwandtcn. Hat man auck die Bequemlichkeit bei steigendem Bedarf durch Verlängerung der Galerie — wenn sonst Platz dazu vorhanden ist — die Wirksamkeit der Vorrichtung zu