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und wird von den unsauberen Beimengungen gereinigt. Hat man eS lediglich auf diesen Reinigungsprozeß abgesehen, so muß das Sperr wasser öfters gewechselt, d. b- durch frisches ersetzt werden. Will man aber die nachkriugcnde Luft gebörig kühlen, so wird der Zwischenraum I mit zerstoßenem Eis gefüllt. In diesem Falle tritt daun das Schmelzwaffer beständig durch das Rohr ä aus, — es muß also ein Gefäß zum Auffangen desselben untergcstellt werden, j (Der Bierbrauer.) Ueber das Sieden des Wassers und über die Dampfkessel- Esplosioiicn. Bon L. Dufour in Lausanne. Durch die Versuche, welche ich der Akademie früher mitgetheilt habe, wies ich nach, daß der Siedepunkt des Wassers und anderer Flüssigkeiten beträchtliche Verzögerungen erleiden kann, wenn diese Flüssigkeiten in einem anderen Fluidum von derselben Dichte so er hitzt werden, daß sie mit den Wandungen der zum Erhitzen dienenden Gefäße nicht in Berührung kommen*). Bei diesem Verfahren läßt sich von einem fixen Siedepunkte der betreffenden Flüssigkeiten gar nicht reden; die Aenderung des Aggregatzustaudes wird möglich in dem Augenblicke, wo die Temperatur dem Dampfe eine Spannung gleich dem äußeren Drucke geben kann; aber diese Aenderung des Aggregatzustandes findet nur selten genau in dem Zeitpunkte statt, wo ihre Möglichkeit beginnt. Zu genauerer Erforschung der Phänomene des Siedens stellte ich zahlreiche Versuche an und ließ mir auch besonders angelegen sein, den Einfluß zu ermitteln, welchen die Aenderung des uns die erhitzte Flüssigkeit watenden Druckes aus das Sieden derselben ausübt. Der von mir zu diesem Zwecke angewendete Apparat hat einige Aehnlichkcit mit dem von Regnault zu seinen Untersuchungen über die Spannkraft des WasserdampfcS angewendeten. Ein mit drei Tubulaturen versehenes Blechgcsäß steht durch geeignete Röhren in Verbindung: 1) mit einer Luftpumpe; 2) mit einem Quecksilber manometer; 3> mit einer Glasretorte. Die letztere dient zur Auf nahme der zu untersuchenden Flüssigkeiten; in sie taucht ein Thermo meter mit kleinem cylindrischcn Gefäße. Die verschiedenen Theile des Apparates werden mittelst passend angebrachter Hähne in Eommuni- cation gesetzt. Der im Innern des Apparates stattfindende Druck ließ l>ch mit Hülfe des Manometers und eines in ihm angebrachten Barometers in jedem Augenblicke beobachten. Unter diesen Umständen zeigen die beim Sieden des Wassers statlfindenden Erscheinungen einige beachtenswerthe Eigenthümlich- keiten. Bei Anwendung von destillirtem Wasser zeigt sich bald, daß nach einem ersten Erhitzen auf 100" E. das durch Verminderung des Drucks verursachte Sieden fast niemals genau bei der Temperatur stattfindet, welche das bekannte Gesetz erfordern würde. Das Wasser behält seinen flüssigen Zustand, obgleich der Druck weit geringer ist, als die Spanunug des WasserdampfcS für die stattfindende Tempe ratur. Tritt das Sieden ein, so erfolgt es plötzlich und stürmisch, *) 6ompte8 renllus, t. I-II, p. 986, t. Uli, p. 846. Von den da selbst mitgctbeitte» Versuchen Dufvur'S, welche zeigen, daß eine Flüssig keit, wenn sie von einer anderen Flihsigkeit ringe umgeben ist. weit über die Temperatur erhitzt werden kann, bei welcher die Spannkraft ihres Dampfes dem auf sie wirkenden Luftdruck daS Gleichgewicht hält, führen wir folgende an: Wird Wasser tropfenweise zu 105 bis 110° C. heißem Leinöl gesetzt, so fallen die Wassertropfen langsam durch das Oel, ohne hier Dampf- > bildung zu zeigen, welche erst sind zwar sehr lebhaft und unter Zurück- j stoßen des Wassertropfcns eintritt, wenn dieser mit dem Boden des Gefäßes ( in Berüdrung ist. — Durch Zusatz von etwas fettem Oel zu Nelkenöl j läßt sich eine Flüssigkeit erbalten, in welcher Wasser, in Äugeln von l bis 10 und mehr Millimetern Durchmesser frei schwebt; bei vorsichtigem Cr- wärmen kann die Temperatur auf 120 bis 170 und selbst 175° C. steigen, vbne daß das in dem Oel schwebende Wasser (dieses war gewöhnliches, weder deslillirt noch ausgekocht) ins Kochen kommt, oder überhaupt Dampf bildung zeigt; letztere tritt aber mit Heftigkeit ein, sobald ein solcher überhitzter Wassertropfen mit einem festen Körper, der Gefäßwandung oder einem Glas- oder Metallstab oder namentlich einer Holz- oder Kohlen witze oder einem Salzkrvstall in Bernbrung kommt. In ähnlicher Weise läßt sich Cbloroform (für sich bei 81 ° C. siedend) in passend concentrirter Chlorzinklösung auf 90 bis 100° erhitzen; auch hier tritt oberhalb 70° l bei Berührung des Chloroforms mit einem feste» Körper heftige Dampf bildung ein. Die Red. d. polyt. Journals. und gewöhnlich wird ein Theil der Flüssigkeit mit dem ersten Dampf stoße in die Röhren hinübergerissen. Diese Verzögerungen des Sie dens treten um so deutlicher hervor, je öfter das Wasser zu einer hohen Temperatur erhitzt wurde. Sie sind beträchtlicher, wenn das Wasser, bevor es dem Versuche mit vermindertem Druck unterworfen wurde, im Apparate mehrmals auf 100« erhitzt und jedes Mal ab gekühlt worden war. Bei den nachstehenden Beispielen giebt die erste Colnmne die Temperatur der Flüssigkeit im Augenblicke, wo das Sieden eintrat, die zweite den in diesem Momente statlfindenden Druck und die dritte die Temperatur an, bei welcher das normale Sieden für diesen Druck stattgefunden hätte: 71-C. 175 Millimet. 64« C. 57 75 46 66 108 53,5 90,5 335 78,7 53 37 33 Man erhält so Verzögerungen von 7«, 11«, 11",8, 20 «rc., also weit beträchtlichere, als die bei dem durch Erhitzen des Wassers in gläsernen Gefäßen bewirkten Sieden desselben sich zeigenden Differenzen. Bei Anwendung von gewöhnlichem, nickt destillirtem Wasser, welches meistens sehr kalkhaltig ist, lassen sich dieselben Erscheinungen beobachten; allein solches Wasser muß zwei bis drei Mal bis zum Sieden erhitzt werden und dann jedes Mal im Gefäße erkalten; oder man muß es sehr lauge im Kochen erhalten, bevor man für die Zwecke des Versuches zu der Verminderung des Druckes schreitet. Ein nor males Verhalten beim Sieben ist hier weniger selten, als bei destil lirtem Wasser; gleichwohl lassen sich, wie bei den vorstehenden Ver suchen, sehr häufig Differenzen von 10 bis 15 und mehr Graden beobachten. Bekanntlich lassen sich durch Platin, überhaupt durch metallische Substanzen, diese Verzögerungen des Siedens in gläsernen Gefäßen verhindern und schon längst wird Platindraht angcwendet, um z. B. bei der Conccntrirung gewisser Flüssigkeiten das Stoßen derselben zu vermeide». Bringt man Platindräbte in destillirtes Wasser, so wer den diese Verzögerungen des Siebens in der That verhindert, nach dem man das Wasser ein Mal oder selbst zwei Mal auf 100« erhitzt hat und es dann erst der Verminderung deS Druckes unterzieht. Er hitzt man aber die Flüssigkeit, welche die Platindrähte enthält, mehr mals zum Kochen und läßt dann erkalten, so beobachtet man bald (besonders wenn das Platin mehrere Tage mit dem Wasser am Boden des Gefäßes in Berührung war), daß dieses Metall inactiv (unwirksam) geworden ist, und es treten dann ebenso beträchtliche Verzögerungen ein, als wen» die Retorte nur Wasser enthält. Nimmt man gewöhnliches, stark kohlensäurehaltigcs Wasser, und bringt man mit demselben verschiedene Metalle oder verschiedenartige andere feste Körper in das Gefäß, so zeigen sich ähnliche Erscheinun gen, wie bei Anwendung von Platin. Ich stellte Versuche au mit Stückchen von Eisen, Blei, Zinn, Zink, Kupfer rc., ferner mit Stück chen von Kreide, Holz, Quarz, Papier rc. Bei den ersten Erhitzungen verhindert die Gegenwart dieser Körper jede Verzögerung des Siede punktes, und das Sieden erfolgt genau in dem Zeitpunkt, wo die Temperatur der Flüssigkeit dem Dampfe eine Spannkraft gleich dem auf die Oberfläche stattfindenden Drucke giebt. Läßt man indessen jene Körper einige Zeit mit dem Wasser in Berührung, erhitzt vier oder fünf Mal bis zum Kocke», so scheint der Contact aller dieser Substanzen indifferent geworden zu sein, und die Flüssigkeit zeigt dann sehr häufig eine Verzögerung des Siedens. Ich führe hier einige Beispiele an, in denen die Retorte gewöhn liches Wasser mit Stückchen von Schmiedeeisen, Platin. Blei, Kreide und Holz enthielt. 74" E. 217 Millimet. 68«5 C. 85 171 63,2 67 71 45 72 87 49 Dies entspricht Verzögerungen von 5",5, 21«,8, 22«, DaS Sieden trat bald von selbst, bald in Folge einer dem Gefäße erthcilten Erschütterung ein; cs war stets heftig und stürmisch, beinahe explosiv. Die im Vorstehenden angeführten, sowie andere ähnliche, bei anderen Flüssigkeiten beobachtete Erscheinungen beweisen, daß das bisher hinsichtlich der Siedetemparatur einer Flüssigkeit in Rücksicht des auf sie statlfindenden Druckes als allgemein gültig angenommene Gesetz eine Anwendung durchaus nicht finden kann, sobald daS Lieden