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Wärme in mechanische Kraft umgesetzt; 93 dagegen gehen ver loren und zwar werden sie zum größten Theile vom Condensations- wasser ausgenommen. Dies liegt in der großen Menge latenter Wärme des Dampfes, die erst bei der Kondensation frei wird. Um Wasser von 0 aus 100" C. zu bringen, braucht man 100 Wärmeeinheiten, um es in Dampf von 1 Atmosphäre Spannung zu verwandeln, 518 Wärmeeinheiten. Diese ganze Menge Wärme ist nothwendig, um nur erst das expandirbare Wassergas zu erzeugen, während man in der Lust z. B. ganz kostenlos einen elastischen gas förmigen Körper zur Disposition hat Diese Betrachtung hat zu den Bemühungen geführt, denen wir endlich die calorische oder Luftkraftmaschine von Ericson verdanken. Hier wird Luft erhitzt, sie erhält dadurch eine höhere Spannung, dehnt sich aus und treibt den Kolben der Maschine vor sich her. Derjenige Antheil Wärme, der dabei nicht in mechanische Kraft umgesetzt wird und dadurch verschwindet, soll beim Entweichen der Luft vou dem sogenannten Regenerator aufgenommen und an die nächste Kolbenfüllung frischer Luft wieder abgegeben werden, indem diese in entgegengesetzter Richtung den Regenerator passirt. Bekanntlich besteht der Ericsonsche Regenerator aus zahlreichen Schichten von feinem Kupferdrahtgewebe, welche sich wegen der guten Leitungsfähigkeit des Kupfers und der sehr vergrößerten Oberfläche, welche diese Scala bieten, besonders gut zur Aufnahme und Abgabe der Wärme eignen. Im Jahre 1857 proponirte nun Seguin der ältere in Paris, statt der Lust Wasserdampf anzuwenden, der vor dem Eintritt in den ArbeitScylinder überhitzt werden sollte, indem man ihn durch glühende, schmiedeeiserne Röhren leitete. Dieselben waren ihrerseits wieder mit einer starken Hülle von Gußeisen um geben, welche in einer Art Retortenofen bis auf circa 800" C. erhitzt wurde. Nachdem der überhitzte Dampf im Cylinder mechanische Kraft geliefert und seine Arbeit verrichtet, sollte er wieder nach dem Er hitzungsapparate zurückkehren, um aufs Neue eine gesteigerte Spann kraft zu erhalten. Seguin's Versuche sind insofern von praktischer Wichtigkeit, als er konstatirte, wie rasch der Dampf selbst bet nur sekundenlangem Verweilen in dem Ueberhitzungsapparate die Wärme anfnehme. Zur praktischen Ausführung scheint die Idee indessen nicht gekommen zu sein, indem die versprochenen weiteren Nachrichten ausgeblieben find. Dagegen liegen zahlreiche Berichte über eine andere Modifikation des Systems vor, wobei igan zwar aus diese immer wiederkehrende Benutzung ein und desselben Dampfvolumens verzichtet und die immer wiederholte Speisung des Dampfcyltnders vom Kessel aus, das Auslaufen oder die Condensation des ver brauchten Dampfes beibehält, aber zwischen Kessel und Dampf maschine einen Ueberhitzungsapparat einschaltet, der nun mannig faltige Vortheile gewährt. Die zur Ueberhitzung angewendeten Apparate sind ziemlich ein facher Art. Sie bestehen aus schmiedeeisernen, kupfernen oder guß eisernen Röhren, oder sehr schmalen hohen Kanälen, die gewöhnlich in die Rauchkammer vor oder unter dem Schornsteine eingebaut wer den. Die Röhren ic. sind halbkreisförmig, in einem Spirale oder in Schlangenlinien gebogen und werden von der abztehcnden Flamme umspült und erhitzt. Hat man eine Kesselkonstruction, welche der Flamme die Wärme möglichst vollständig entzieht, und will man die Ueberhitzung bis auf einen ziemlich hohen Grad treiben, so kann man den Ueberhitzungsapparat auch schon früher in den Weg der Flamme einschalten, wie dies z. B. in Logelbach im Elsaß, wo der berühmte Mathematiker und Techniker Hirn die später zu erwähnen den Versuche ausführte, geschehen ist. Hier hatte man Kessel mit 6 Siederöhren (Lonillsurs), unter denen die Flamme zuerst hin strich, alsdann den Ueberhitzungsapparat (aus geraden gußeisernen Röhren bestehend) umspülte und erst dann unter den Hauptkessel trat, von wo sie in den Schornstein entwich. Hier ließ sich der Ueber- httznngsapparat sehr bequem durch direkte Verbindung der unteren mit den oberen Zügen ausschalten, was sonst nur durch Absperrung des DampfeS von demselben und Herstellung der direkten Verbindung des Kessels mit der Maschine möglich ist. Hierbei leidet aber der leere erhitzte Ueberhitzungsapparat leicht Schaden. Um den schon ziemlich abgekühlten Feuernngsgasen noch den letzten Rest von Wärme zu entziehen, hat man auch eine Art stehen den oder liegenden Röhrenkessel in den Weg der Flamme eingeschaltet, der von derselben umspült und durchzogen wird, in ganz ähnlicher Art, wie dies z. B. bei den Röhrendampfkeffeln geschieht, während der zu überhitzende Dampf die Rolle des Wassers vertretend, die er- bitzten Röhren umgiebt. Durch eingesetzte Scheidewände wird der ¬ selbe gezwungen, einen längeren Weg um die erhitzten Röhren zu wählen. Die Schwierigkeit, einen so complicirten Apparat im Stande zu erhalten, besonders bei der starken Erhitzung der Metalle, macht diesen Vorschlag ziemlich unausführbar. Am Einfachsten meinte man den vorgesetzten Zweck zu erreichen, indem man den Ueberhitzer in den Dampfkessel selbst verlegte, d. h. die abziehende Flamme durch Röhren leitete, die im oberen Theile des Kessels, im sogen. Dampf raume liegen, bis zu dem der gewöhnliche Wasserstand nicht reicht. Hier dürste indessen weniger eine Ueberhitzung, als vielmehr höchstens eine Trocknung des Dampfes zu erzielen sein. Mittelst allen diesen Vorrichtungen hat man nun in der That, wie eine Anzahl übereinstimmender Versuche beweisen, eine nicht un bedeutende Ersparung an Brennmaterial erzielt. Wenn auch die Angabe von nahezu 50 "/<> Ersparniß höchstens durch eine sehr un vollständige Ausnutzung der Wärme durch die ursprünglich ange wendete Keffelconstruction motivirt werden könnte, so scheint Loch eine Ersparniß von 30 "/o nicht unwahrscheinlich und eine solche von 15 ziemlich sicher zu sein. Bei einer vollkommneren Einrichtung müssen die Ersparnisse natürlich aus ein relatives Minimum herabsinken. Die Gründe der Ersparnisse sind ziemlich mannigfaltiger Art. Hirn in Logelbach, den ich schon oben erwähnte, sucht sie besonders in folgenden Umständen. Durch die Einschaltung des Ueberhitzungsapparates wird die Heizfläche des Kessels wesentlich vermehrt. Es ist nun durch die Er fahrung und Theorie festgestellt, daß die Heiz- oder Feuerberühruugs- fläche eines Kessels kaum je zu groß sein kann. Dasjenige, was bei einer Kesselfeuerung kostet, ist das Brennmaterial, und es ist nun Sache des Technikers, dasselbe auf die günstigste Art auszu nutzen, die größtmögliche mechanische Kraft daraus zu erzielen. Da von, wie viel Brennmaterial per Stunde oder Tag aufgewendet und verbrennt werden soll, hängt die Größe des Rostes, resp. seiner für den Luftzutritt bestimmten freien Fläche ab, indem das Brennmaterial nur zu einer bestimmten geringen Höhe aufgeschüttet werden darf und ein bestimmtes durch die Rostspalten eindringendes Lustquantum erfordert. Dieses Lustquantum wird ferner rascher oder langsamer durch den Rost strömen und daher von der Güte des Zugs abhängig sein, welcher seinerseits wieder durch die Höhe und Weite der Esse, durch die Länge und Weite der Züge, die Keilung an den Wänden rc. bestimmt wird. Zum Theil hängt der Zug freilich auch von dem Quantum Wärme ab, das man den Feuerungsgasen beim Eintritt in die Esse noch gelassen hat, und ist hier der Punkt, wo die Aus nützung der Wärme durch Vergrößerung der Feuerberührungsfläche seine Grenze findet. Da aber die Dampfüberhitzung jedenfalls eine Temperatur weit über den Siedepunkt des Wassers erfordert, kann dieser extreme Fall nicht eintreten. Alle diese Umstände berühren nur die Erzeugung der Wärme, während die Aufnahme der Wärme mit der Größe der Heizfläche in direktem Verhältnisse steht, welche durch Zufügung des Ueberhitzungs apparates wesentlich vermehrt wird. Es ist eine bekannte Erfahrung, daß wenn ein Kessel forcirt werden muß, um die für die Maschine nothwendige Dampfmengc zu liefern, daß er dann das Brennmaterial schlechter verwerthet, als wenn er groß genug ist und es erlaubt, ihn mit mäßigem Feuer, mit passender Höhe der Brennmaterialschicht, mit theilweise geschlossenem Schieber zu betreiben. Gerade hierin, in zu kleinen oder eben nur genügenden Kesseln fehlen die meisten Besteller von Maschinen. Durch Vermehrung der Arbeit im Lause des Betriebes steigt der Kraftbedarf. Während aber die meisten Ma schinen so construirt sind, daß sie bei genügender Dampfmenge noch lange Zeit ein solches steigendes Bedürfniß decken können, langt bald der Kessel nicht mehr ans und muß übertrieben gefeuert werden, um die Maschine nur im Gange zu erhalte». Es sind gewiß gerade solche Fälle, wo man den günstigsten Erfolg von der Ueberhitzung des Dampfes erzielt hat. Eine weitere Quelle der Wärmeersparung liegt in dem heißen Wasser, das der gewöhnliche Dampf mit sich führt. Gelangt es bis in den Cylinder und entweicht von diesem aus mit dem Dampf, so geht seine aufgenommene Wärme gänzlich verloren. In einem solchen Falle kann die Menge Wasser, die durch ein bestimmtes Kohlengewicht verdampft wird, ungewöhnlich groß j erscheinen, während der mechanische Effekt ein wenig entsprechender ist. Wo dieses Wasser wieder in den Kessel zurückgelangt, ist natür- lich der Verlust geringer. Bei der Ueberhitzung wird das mitgerissene Wasser in Dampf verwandelt und nutzbar gemacht. Dieses Aus- trocknen des DampfeS hat außerdem ganz spezielle Vortheile. Es