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niffe ganzer Gegenden ebenso angelegen sein lasse als man bisher darauf bedacht war, die in die Augen springenden ungünstigen Zustände der Städte durch wirksame Mittel aus dem Wege zu räumen. Als Ursache der Ungesundheit mancher Gegenden be zeichnet der Verfasser erstlich die Lichtung der Wälder oder viel mehr deren vielfache Ausrodung, sowie den sich ausbreitenden Torfstich, deren physikalischen Zusammenhang mit den durch diese > Operazionen entstehenden Veränderungen an der Erdoberfläche mit! der Verunreinigung der Luft durch fremde Gase er nachweist. ! Das einzige Mittel, diesen schlimmen Einflüssen wirksam entgegen-! zutreten, findet er darin, daß man die Wiederanpflanzung von! Waldungen befördere, daß man möglichst die Bepflanzung von durch Torfstich entblößten Landstrichen beschleunige. Seesterne als Düngmittel. — In Ostende hat man jetzt einen neuen Erwerbszweig gefunden, der für die ärmere Klasse dort! sehr bedeutend werden kann, nämlich die Fischerei von sog. See sternen, welche sich als eines der vorzüglichsten Düngmittel erprobt haben. Man fing in höchstens acht Tagen an 500 Hektoliter der selben, die zu 4 Fr. das Hektoliter bezahlt werden. An den Küsten von Ostende sollen unerschöpfliche Lager derselben vorhanden sein, so daß wenigstens 30,000 Hektoliter jährlich gefangen werden können. Krinolinenkober. — Eine Krinolinen-Damc wurde in diesen Tagen (August) in einer Buchhandlung in Speyer verhaftet. In ihrer Krinoline fanden sich sinnreich versteckt in Taschen und Fächern 200 Stück Zigarren, Dtzd. Geldtaschen, eine Harmo nika, Fernröhre, Operngläser, drei kleine Oelgemälde, Nippsachen, 3 Paar Schuhe u. s. w. Sie hatte diese Sachen jedenfalls in Kaufläden gestohlen. Die Krinoline hatte mehrere geheime Ein gänge. Ein Berliner Fabrikant ist in Folge dieses Vorfalls auf den allerliebsten Gedanken gekommen, die Krinoline als großen Kober zu Landparthien einzurichten und hat berechnet, daß man sich darin für mindestens 6 Personen einrichten könne. Majolikngeschirr. — In Gabbio und Faenza hat man es jetzt in der Nachahmung des noch vor Kurzem viel gesuchten Die Arbeit kann auf 5 Gesellen vertheilt werden, welche dann zusammen 20 Paar Schuhe täglich zu fertigen im Stande sind. Diese Art der Fabrikazion darf nicht mit dem gewöhnlichen genieteten oder genagelten Schuhwerk verwechselt werden, welches viel schlechter ist. Kosten bei Errichtung einer Fabrik zu Fertigung von Schuhwerk. 6 Maschinen zum Sohlenanschrauben .... 3000 Fr. I Schwengelmaschine zum Sohlcnausbauchen und zum Ausschneiden 1000 - 4 Maschinen zuni übern Leisten schlagen .... 1000 - 1 Hammer- oder ein Walzwerk zum Lederklopfen . 500 - 1 Vorrichtung um die Absätze zuzurichten . . . 500 - 200 Paar mit Eisen beschlagene Leisten .... 900 - 50 Hohl-Patronen um die Sohlen auszubauchen und auszuschneiden 1500 - Stiefelhölzer u. bgl 100 - Patronen und Bretchen zum Schneiden .... 150 - 4 mechanische Scheeren 50 - 2 Bänke und Werkzeug ?00 - 9,400 Fr. Die Maschine kann nicht nur zum Sohlenfestschrauben, son dern auch zu Fertigung von Feuereimern, Verbindung von Riemen, Schläuchen n. s. w. mit großem Nutzen angewendet werden. Korkschneiderei zu Dermbach in Thüringen von Ad. Vock. — Den Vorschlag, welchen Or. Karl Andree, der die Kork schnitzerei im Oldenburgischen kennen gelernt hatte, in dieser Hin sicht für das Erzgebirge machte, nahm der thätige Bankier Severus Ziegler in Eisenach auf. In Dermbach und Umgegend wurden seit Jahresfrist an 100 Arbeiter angelernt und mit Maschinen versehen und auf der Industrieausstellung in Weimar waren bereits in einer kunstvollen Etagöre die Korkstöpsel aller Größen aus spanischer, französischer und italienischer Korkeiche zu sehen. Ein Hauptvor- theil dieser Industrie besteht darin, daß eine ganze Familie an ihr Theil nehmen kann. Da indeß bei dem geringen Gewinn, welchen und von Engländern und Russen überall gekauften buntgemalten Majolikageschirrs aus dem 16. Jahrhundert so weit gebracht, daß selbst der Kenner echtes vom falschen nicht mehr zu unterscheiden das ganze Unternehmen abwirft, desto sorgfältiger gerechnet werden muß, so kämpft der Begründer noch mit der Schwierigkeit, den Korkabfall zu vcrwcrthen. Er dachte daran, denselben als Ma- vermag. Maschine nm die Sohle ans Oberleder zu schrau ben. Von L. I. Sellier, Schuhmachermeister des 1. Bataill. der Jäger zu Fuß in Grenoble, Rus dlsuvs 8t. Osuis dir. 2 ü Rarla. Diese Maschine hat folgende Eigenschaften: 1) Sie drückt auf die Sohle und preßt die Leder zusammen. 2) Sie dreht die Schraube so tief hinein wie man will. 3) Sie schraubt dieselbe sclbstthätig hinein. 4) Sie kneipt dieselben dreikantig ab. Daraus folgt, daß wenn die beiden Spitzen des Dreiecks auf den eisernen Leisten auf treffen , die Spitzen auscinandergehen und eine feste Vernietung bilden, die das Schuhzeug wasserdicht macht. 5) Die Maschine nietet so sauber, daß man die Brandsohle sehr dünn wählen kann, folge dessen die Besohlung sehr schmieg sam wird. 6) Die Maschine richtet sich nach allen Biegungen des Schuhs, der von einem Leistcnträger gehalten wird, durch den man mittelst zweier Stellschrauben den Schuh beliebig hoch und niedrig stellen kann. Ein Geselle bcschraubt in 12—15 Minuten eine Stiefel oder Schuhsohle mit 80—85 Schrauben, den Absatz inbegriffen. Demnach können 5 Gesellen, von denen jeder 3 Franken verdienen soll, 12—15 Paar Schuhsohlen fertig anschrauben, so daß das Paar, zu 1 Fr. 20 C. oder 1 Fr. 25 C. und 1 Fr. oder 1 Fr. 25 C. fürs Steppen und Zurichten gerechnet, auf 2 Fr. 25 C. bis 2 Fr. 45 C. fürs Fertigmachen zu stehen kommt, anstatt daß auf gewöhnliche Art mit genähter Sohle das Paar auf 5—6 Fr. sich berechnet. Der in Kalblcder arbeitende Schuhmacher verlangt nur fürs Steppen und Zurichten 25 — 40 C., was das Paar auf 1 Fr. 50 E. bis 1 Fr. 60 C. stellt, anstatt wie gewöhnlich auf 3 Fr. bis 3 Fr. 50 C. In lackirtem Leder kostet Steppen und Zurichtcn 40—60 C., was das Paar auf 1 Fr. 65 C. bis 1 Fr. 80 C. stellt, anstatt wie sonst auf 3 Fr. 50 C. bis 5 Fr. tratzcnfüllung in Zucht- und Arbeitshäusern unterzubringen, ist damit aber noch nicht durchgedrungen. Außerdem wird es darauf ankommen, daß der deutsche Zollverein den verhältnißmäßig geringen Einfuhrzoll auf fertige Korkstöpsel erhöht und den verhältnißmäßig hohen Eingangszoll von rohem Korkholz hcrabsetzt. Indem die Korkschnitzcrci eine Vorschule für die Pfcifcnkvpffchncidcrei bildet, gingen bereits einzelne Dermbacher in die Fabriken von Ruhla über, wo sich die Nachfrage nach Holzpfeifenköpfen, namentlich nach „Kaliforniern", seit Kurzem wieder gesteigert hat, nachdem die Zigarre dieses Geschäft eine Zeit lang hart beeinträchtigte. (Miss. Beil. d. L. Z.) Arbcitöbaus in Gelcnan. — Gelcnau ist ein Dors im sächsischen Erzgebirge, wo seit längerer Zeit Spitzenklöppelei be trieben wurde, deren Ertrag durch die Einführung der englischen Maschinenspitzen sehr geschmälert worden ist. Die Männer klöppeln auch im Winter und gehen zu Sommerzeit auf Maurerarbeit tiefer herunter ins Niedcrland. Auch findet Strumpfwirkern auf sehr hcrabgekommencn Stühlen stakt. Die weiblichen Arbeiter nähe» die gewirkten Strümpfe in die entsprechende Form- Trotz allen diesen Fächern der Arbeit, zu denen wohl noch mehrere weniger allgemeine zeitweilig kommen, fehlt es oft an Gelegenheit zur Ar beit. Deswegen haben wohlwollende Menschenfreunde in Gelenau ein Arbeitshaus für Bedrängte und Faule gegründet, über das wir hier einige Miltheilungen machen wollen und zugleich bemer ken, daß es nicht gestiftet ist, um der freien Arbeit zu nahe zu treten, sondern um anstatt der seither wohl üblichen Unterstützung ohne Gegenleistung, diese als Bedingung der ersteren praktisch zu ermöglichen. Die Zahl der Arbeiter, die ins Haus ausgenommen werden kann, beträgt 120—130, zur Noth auch 150. Das erste, was mit den neuen Insassen vorgenommen wird, ist, daß sie gewaschen und gereinigt und vom Fuß bis zum Kopf neu gekleidet werden, die männlichen alle gleich und die weiblichen auch. Sodann geht'S