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fälle einen Abzug von seinem täglichen Verdienst aufcrlegen, würde der vortrefflichen Einrichtung gegenseitiger Hülfskassen gefährlichen Eintrag thun, und überdies die Ausführung einer solchen Maß regel großen Schwierigkeiten unterliegen. Aber die Invaliden kaffe der Marine füllt sich zum großen Theile durch eine Abgabe von den die Flotte betreffenden Lieferungen und schon versucht man zum Besten der verwundeten oder kranken Arbeiter eine Ab gabe von 1 "/o cmf d" von Unternehmern in Lieferung genom menen Bauten und öffentlichen Arbeiten aufzulegen. Es sind also hier Vorgänge vorhanden, die man zu Gunsten der neuen Ver sorgungsanstalt auf besonders fruchtbringende Art anwenden kann (mnZulisrsinsnt ksoonüsr l'uppliantion). Leicht einzuführen auf alle vom Staat, den Departements und den Gemeinden abhängigen Bauhöfe, würde sich eine solche Einhebung rasch über alle großen Fabriken und gewerblichen An stalten verbreiten. Denn es gibt keinen Einzigen unter unfern Gewerbtreibenden, der sich nicht glücklich schätzen würde, durch Zeichnung einer mäßigen Summe seinen Arbeitern einen Antheil an dieser neuen Wohlthätigkeitsanstalt zu sichern. Dasselbe könnte von den Mitgliedern der Untecstützungsgesellschaften auf Gegensei tigkeit erwartet werden. Ich schlage Ew. Majestät vor, die Ausführung dieses guten väterlichen Gedankens augenblicklich zu versuchen und ihn vor Allein in Paris auszuführen, wo so viele große Werkplätze und Fabriken eine so zahlreiche Arbeiter-Bevölkerung versammeln. Eine von Ew. Majestät ernannte Verwaltungskommisston, der nach und nach eine gewisse Anzahl Meister und Arbeiter zugc- sellt werden könnten, würde unter der Oberaufsicht des Ministers des Innern diesen wichtigen Versuch leiten, die nothwendigen An ordnungen vorbereiten, die Bedingungen des Ein- und Austrittes festsetzen, die leichten Arbeiten bestimmen, zu denen die Kostgänger verwendet werden könnten, dem aufzunehmcndcn oder aufgcnom- mencn Arbeiter die zu bewilligende außergewöhnliche Unterstützungs summe bestimmen, falls es derselbe vorziehen sollte, sich der Sorge und Pflege seiner Familie anzuvertraucn, und eine Art von Ob hut-Gesellschaft darstcllen, um zu Gunsten der verstümmelten Kost gänger nach Verrichtungen umzuschauen, die ihnen eine passende Beschäftigung gewähren können. Wenn, wie mich alles zu hoffen berechtigt, dieser erste Ver such mit günstigem Erfolg gekrönt wird, so wird dieses Unter nehmen seine Würdigung finden und all die großen Industriever einigungspunkte im Kaiserreiche würden nach und nach der Wohl- that desselben theilhaftig werden können. Wir unterdrücken die auf die Sache keinen Bezug habenden Schlußworte des Ministerial-Staatssekretairs Billault und lassen sogleich die Verordnung des Kaisers vom 8. März 1858 folgen. Napoleon Haben verordnet und verordnen wie folgt. Art. 1. Es sollen auf den Krongütern zu Vincennes und Vestnet zwei Zufluchtshäuser für in ihrem Berufe erkrankte oder verstümmelte Arbeiter errichtet werden. Art. 2. Vor seiner Aufnahme hak der Arbeiter zu bewei sen, daß ihm die, ihn zur Aufnahme berechtigende Krankheit oder Verstümmelung während der Arbeit, entweder auf einem der Ab gabe durch Art. 5. dieser Verordnung unterworfenem Bauplatze oder in einer Fabrik befallen habe, deren Besitzer für seine Arbei ter eine Summe für die Zufluchtshäuser zeichnete, oder daß er einer Unterstützungsgesellschaft angehört, die ein Gleiches thar. Art. 3. Eine von Uns ernannte Verwaltungslommission untcrm Vorsitz unseres Ministers des Innern wird die nörhigen Anordnungen treffen, die Bedingnisse zu zeitweiliger oder lebens länglicher Aufnahme feststellen, die leichten Arbeiten bestimmen, zu denen die Kostgänger verwendet werden können, sowie über haupt sür alle Bedürfnisse der Verwaltung sorgen. Art. 4. Was aufzunehmende oder aufgenommene Arbeiter betrifft, die wünschen sollten, im Kreise ihrer Familie zu bleiben, so kann die Wohlthat der Aufnahme in eine monatliche oder jähr liche Unterstützung verwandelt werden, deren Betrag von der Kom mission zu bestimmen ist. Art. 5. Zur Aufrechterhaltung der Zufluchtsstätten wer den ihnen zukommcn 1) eine Abgabe von 1 auf den Betrag der den Unternehmern in Paris sammt Weichbilde zugeschlagcnen öffentlichen Arbeiten, 2) die gezeichneten Summen von Fabrikbe sitzern und Unterstützungsgesellschaften nach den von der Vcrwal- waltungskommission ungeordneten Bedingungen, 3) die freiwil- willigcn Beiträge die von der Kommission zum Besten der Anstalt eingesammclt werden dürfen. Art. 6. Unser Minister-Staatssekretair des Innern und Unser Staats-Minister sind jeder, so weit es ihn betrifft, mit der Ausführung gegenwärtiger Verordnung beauftragt. Nützliches Allerlei für Werkstatt, Feld und Haus. Drahtwcbemaschine. — Die Herren A. Münnich L Co. in Chemnitz haben in diesem Jahre ein neues Patent auf eine interessante Drahtwebmaschine erhalten, vermittelst deren sie im Stande sind, Gewebe bis zur Stärke eines halben Zolles anzufer tigen. Mit dem Webstuhle ist ein besonderer Apparat verbunden, um die Verkcttclung der Pcrlkopfwebcrci in Draht hcrzustcllcn. Bisher mußte die Vcrkettelung der Siebe für Schlagmaschinen der Baumwollspinnerei wie in Maschinen der Papierfabrikazion müh sam mit der Hand bewirkt werden, wobei cs viele ungleiche Fäden und andere Fehler gab, wodurch die Haltbarkeit des Siebes sehr leiden mußte. Alle diese Uebelstände sind durch den neuen Apparat beseitigt, bet welchem die genannten Fehler gar nicht Vorkommen können, selbst wenn sie der Arbeiter absichtlich machen wollte, und zugleich ist die Arbeit so vereinfacht worden, daß die Siebe nach dem neuen Verfahren um 10 Prozent billiger als nach dem alten hergestcllt werden können. Wichtigkeit der Forsten. — Der Wissenschaft!. Beil, der Leipziger Zeitung entnehmen wir Folgendes aus einem Artikel aus München. Seit einiger Zeit tritt bei uns die Holzfrage, wie fast überall im westlichen Europa, sehr in den Vordergrund. Allenthalben macht sich trotz der ausgezeichneten Forstkultur, der wir uns in Baiern zu erfreuen haben, eine Steigerung der Holzpreise und ein Mißverhältniß zwischen Bedarf und Deckung desselben bemerkbar, so daß Kohle und Torf mehr und mehr zu Geltung und Gebrauch kommen. Gegenüber diesem materiellen Mißstande kommt nun auch der sanitätliche, der durch den Mangel an Wald entsteht. Das so eben erschienene Novcmbcrheft der Zeitschrift des landwirth- schaftlichen Vereins enthält über dieses Thema einen höchst inter essanten Artikel aus der Feder eines hiesigen Arztes. Nachdem der Verfasser des Artikels gezeigt, wie mit großer Sorgfalt man von jeher darauf bedacht gewesen, in großen Städten die Luft zu reini gen und zu verbessern, weist er nach, daß man in dieser Beziehung mit einer merkwürdigen Sorglosigkeit bezüglich der Luft aus dem Lande zu Wege gegangen, wo durch die nicht immer zweckmäßigen Veränderungen, welche an der von der Natur angelegte» Pflanzen decke der Erdoberfläche vorgenommcn wurden, sich liebel cingc- schlichen haben, die erst bei weiter fortgeschrittener Kultur und der allmälig gewonnenen Einsicht in die Unachen dcr entstandenen Nachiheile wieder gehoben werden können. Als Beweis werden nun mehrere Gegenden Deutschlands und Frankreichs angeführt, wo erst seit kurzer Zeit Krankheiten, wie Sumpf- und Wechsel sieber, einheimisch geworden, welche man vordem dort gar nicht kannte. Namentlich sind eS in Baiern die Umgegenden von Er langen, Dinkelsbühl und Pappcnheim, wo laut ärztlichen Berichtes diese Krankheiten erst seit einigen Jahrzehnten eine traurige Ver breitung gewonnen haben. Was das Wcchselficber betrifft, so bietet München ein auffallendes Beispiel. Vor dem Jahre 1853 war diese Krankheit hier eine Seltenheit, seitdem aber ist sic cin- hcimisch geworden. Es wäre daher, sagt dcr Verfasser, sehr an der Zeit, daß man sich die Verbesserung der sanitätischen Verhält-