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welche nur ihre geschäftsfreie Zeit zu ihrer Ausbildung benutzen kann, rühmend anzucrkenncn, ihrem Kreise immer weitere Aus dehnung und Unterstützung, ihrem Verbilde aber Nacheiferung in Turner-, Militair- und andern Kreisen aufrichtig zu wünsche». Die kaiserlichen Zufluchtshäuser (Asyle) in Frankreich sür die in ihrem Berufe verstüm melten Arbeiter. Eine Buchhandlung in Genossenschaft. Eine Gesellschaft von Schriftstellern, Künstlern und Sach waltern in Leipzig hat einen Aufruf zur Gründung einer Verlags buchhandlung auf Akzien erlassen zu einem Kapital von 10,000 Akzien ü 50 Thlr. unter der Firma Allgemeine deutsche Verlagöanstalt. Die Schriftsteller, welche bei derselben verlegen wollen, be ziehen anstatt eines Honorars 60 "/<, vom reinen Gewinne unter gewissen angemessenen Vertragsbedingungen, woraus uns hervor- zugchen scheint, daß ein Schriftsteller bei der VerlagSanstalt nicht billiger wegkommen wird, als wenn er einer Buchhandlung sein Werk mit 50 in Kommission gibt. Begreiflich will die An stalt nur gute Bücher verlegen, und nur Schriftsteller von Ruf und solche, die nicht nöthig haben, gegen sofortiges Honorar zu arbeiten, sind in der Lage, mit der Anstalt in Verbindung zu tre ten. Daraus möchte hervorgchen, daß arme, wen» auch tüchtige Schriftsteller, und beides ist öfters mit einander vereint, nicht gut mit der Anstalt arbeiten können, cs wäre denn, diese entschlösse sich, auch gegen Honorar schriftstellern zu lassen, was nicht ausge schlossen scheint trotz der Satzungen. Im Falle ein zur Herstellung unbedingt übernommenes Werk seine Unkosten nicht deckt oder nur deckt, verzichtet die Anstalt auf Rückerstattung Seitens des Schriftstellers, was in Ordnung i ist, aber auch Vorkommen kann und dem Schriftsteller das leere Nachsehen läßt — wenn sein Buch kein Glück macht. — Dieser Umstand wird dazu führen, daß Schriftsteller, die nur zu schreibe» brauchen um gekauft zu werden, und denen es nicht darauf an kommt, ob sie ihr Geld nach einem oder mehreren Jahren erhal-! ten, mit der Anstalt in Verbindung treten. Mit solchen ar beitet aber auch jeder einsichtige Buchhändler gern unter gleichen Bedingungen wie die Anstalt, wie z. B. Professor Bock mit Ernst Keil, Professor Stöckhardt mit Georg Wigand gearbeitet hat. Zu dieser Art Assoziazion bedarf cs keiner besonderen An stalt, aber andererseits ist letztere auch ebenso erwünscht und ehrcn- werth als jeder andere wackere kapitalkräftige Buchhändler. Der Schriststellcrwelt kann die Errichtung der neuen Verlagsanstalt daher nur angenehm sein. Sie erhält eine neue schöne Gelegen heit mehr ihre Erzeugnisse zu verwerthen. — Eine Assoziazion im Sinne genossenschaftlicher Erwerbsgesellschaftcn ist sie aber nicht und kann es auch nicht sein. Denn die schriftstellerische Arbeit in der Art, wie sic die Begründer der Verlagsanstalt verstehen, laßt sich eben nicht tariren. Sie kann gleich O und gleich X hohen Summen sein. Aus diesem Grunde zahl die Anstalt kein Honorar und läßt den Schriftsteller die Wagnisse tragen, aber auch die Aussicht auf einen höher» Gewi»» offen, als ihm durch eine gewöhnliche Honorarentschädigung im besten Falle zukommen kann. Ein solches Geschäft nennen die Kaufleute ein conto inetä. Geschäft. Eine wirkliche ErwerbSgesellschaft würde es sein, wenn sich eine Anzahl Schriftsteller mit einem Buchhändler und mit Geldlcutcn als besondere geschlossene Erwerbsgesellschaft ver bände, um ihre geistigen Erzeugnisse auszuwcrthen. In diesem Falle würden die betreffenden Schriftsteller einige wichtige Rechte mehr zu fordern berechtigt sein, als solche ihnen in den Satzungen der betreffenden Verlagsanstalt zugebilligt werden. Denn bei dieser hat nur daS Geld Rechte, die Schriftsteller aber nur das Recht ihr Conto einzusehen, Rechnung über Herstellung und Vertrieb seines Werkes zu fordern und Auszahlung ihres Guthabens zu verlangen, — das Recht, das eben auch jeder Kunde hat, der mit einem Kaufmann arbeitet. Für die „Allgemeine deutsche Ver lagSanstalt" sind bis jetzt etwa 30,000 Thlr. in Akzien ge zeichnet. Bekanntlich bestehen diese vom Kaiser befohlenen Zufluchts häuser für die Invalide» der Industrie schon seit einiger Zeit und werden natürlicher Weise auch benutzt. Ob sie auf die Dauer ausrei chen, hat man abzuwarten, und im Fall — weiterzugreifen. Im Königreiche Sachsen will man durch Gründung einer Altersren tenbank der Hinfälligkeit und HülfSlosigkeit der Arbeiter im Alter eine Stütze zu gewähren, wozu dieselben in besseren Jahren steuern sollen. Wir werden den Plan dazu später einer Besprechung un terziehen. Den Ministerialbericht über die Gründung jener Zufluchts stätten in Frankreich und de» Erlaß des KafterS wird man nicht ohne tiefeS Interesse lesen, selbst wenn man der Ansicht huldigt, daß die Arbeiter sich selbst helfen müssen, wenn ihnen nachhaltig geholfen werden soll. Sire —! Nur eine dauerhafte und feste Regierung kann dem Loose der Arbeiter jene Verbesserung angedeihen lassen, die ihnen ohne Grund von den Aufrührern versprochen worden. Die arbeitende Klaffe fängt an dies zu begreifen. Nach der Krisis von 1848 verdankte sie Ihrer kräftig und wohlthätig einwirkenden Macht die Rück kehr der Arbeit, des Kredits. Die Zimmerplätze und Werkstätten öffneten sich überall wieder, zahlreiche Arbeiterwohnungen wurden gebaut, die gegenseitigen llnterstützungsgesellschaften kräftig empor gehalten und verbreitet, die Altersrentenkasse begründet, die Bäcker kasse*) und die Hülfsleistungen bei Wohnnngsnoth in Paris ein gerichtet, der unentgeltliche ärztliche Beistand für alle Arbeiter angeordnet ic. Diese Thaisachen sprechen laut zu den Herzen des Volkes, sie stellen die Unfruchtbarkeit der Zeiten der Unruhe und Bewegung ans Licht und beurkunden die Vollwirkung Ihrer den Bedürfnissen der Leidenden gewidmeten Sorgfalt. Heut richtet sich die Aufmerksamkeit Ew. Majestät auf die Verwirklichung einer neuen Wohlthat. Indem Sie an unsere ruhmwürdigen Verwundeten der Schlachtfelder dachten, vergaßen Sie nicht, daß die Industrie so gut ihre Verwundeten hat wie der Krieg. Die Zimmerplätze und Werkstätten, die wahren Fel der der Ehre für den Arbeiter, entlassen ihn manchmal krank oder gar verstümmelt auS ihren Schranken. Das Spital nimmt ihn so gut wie den Soldaten auf und die Kasse zur gegenseitigen Un terstützung hilft für den Augenblick dem Mangel seiner Familie ab. Verläßt er aber das Krankenhaus hinreichend hergestellt, so daß er nicht mehr dort bleiben kann, doch zu schwach noch, um seine Arbeit wieder zu verrichten, so schleppt er sich elend durch die zu seiner Wiederherstellung noch nöthige Zeit. Oder wenn er gar verstümmelt das Spital verläßt, noch nicht alt genug, um sich durch seine Ersparniß einen Jahrgehalt aus der VersorgungS- kaffe für das Alter (Altersrentenbank) erworben zu haben, so sieht er ein unentrinnbares Elend vor sich. Ew. Majestät wünschen, daß er in einem solchen Falle eine Zufluchtsstätte wissen möge, wo er sich hinbcgeben kann, um auf Grund einer schweren Verle- I tzung etwa Verlust eines Gliedes, eine lebenslängliche Versorgung zu beanspruchen, oder auch sich dort zeitweilig aufzuhalten, um ! die nöthigen Kräfte zum Wiedereintritt in sein Berufsleben zu sammeln. Ein solches Werk, Sire, würde die Segnungen des Volkes auf Sie herabrufen, und auf Ihre Befehle hin wird cS unternom men werden. Die große und hauptsächlichste Schwierigkeit, der man hier begegnet, ist wie bei Gründung einer jeden Wohlthä- - tigkeitsanstalt die Deckung des Geldbedürfnißes, die Kosten. . Die- sesiUnternehmen, wie die Kosten für die Invaliden der Armee, dem Staatsschätze aufzubürden, wäre nicht möglich gewesen. Dem Ar- ! beiter, in Voraussicht ihn möglicher Weise betreffender Unglücks- ') in welche bekanntlich die Stadt Pans tinzuschicßen hat, wenn cS der Höhe der Kornpreife wegen den Bäckern nicht möglich ist, das Brod zu einem gewissen Preise zu verkaufen. Der Zuschuß ermöglicht dies. Red. D.-Gwbztg.