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Wir kommen in folgendem beurtheilenden Artikel noch einmal auf den Gegenstand zurück, womit wir ihn vorläufig in unseren Spalten beschließen, im Fall sich nicht neuere schlagende Thatsa- chen zu Gunsten oder Ungunsten der Sache ergeben. L. Moll, Professor der Landwirtschaft am Konservatorium der Künste und Gewerbe in Paris, gibt Andeutungen über die einfachsten Mittel zur Einführung des Chadwick'schen Begüllungs- systems. Es ist allerdings nur noch Theorie, sie stützt sich aber einige von ihm ansgeführte Arbeiten und auf zahlreiche Beobach tungen. Ein sehr geachteter Mann hatte versichert, das Chadwick'sche System sei nur im Großen ausführbar, weil sich viele Kostensätze bei einer großen und bei einer kleinen Bodenflächc gleich blieben. Moll widerspricht dieser Meinung durch Nachweisung der verschie denen Verhältnisse von eilf Landgütern. In Liscard z. B. belaufen sich bei 60 Hektaren die Einrich- kungskosten auf 279 Fr. und die jährlichen Unterhaltungskosten aus 7 Fr. per Hektare, in Halewood bei nur 48 Hektare die Ein- richtungskvsten 27 l Fr. und die jährlichen Kosten aus 10 Fr. per Hektare, in Eanning-Park, wo nur 20 Hektaren durch Röhren be- güllt werden, betragen die Einrichtungskosten nur 262 Fr. und die jährlichen 13 Fr., in Dunduff endlich sind bei ebenfalls nur 20 Hektaren nur 238 Fr. Einrichtungs- und 4 Fr. jährliche Ko sten per Hektare. Zwar betrugen auf Harweys Gute bei Glasgow, wo 203 Hektaren mit Begüllungsröhrcn belegt wurden, die Einrichtungs kosten nur 178 Fr., aber die jährlichen Koste» steigen auf 29 Fr. und auf Kennedy's Gute bei gleichem Flächeninhalte waren 195 Fr. Einrichtungs- und 20 Fr. jährliche Kosten per Hektare. Diese Zahlen scheinen die Frage vollkommen zu entscheiden. Wenn eS wahrscheinlich ist, daß auch hier, wie bei anderen Ver hältnissen, eine Ausführung im Großen einige Ersparnisse gestat tet, so kann man sich dennoch überzeugen, daß die Einrichtungs und besonders die jährlichen Bewirthschaftungskosten hierbei von keinem regelmäßigen Gesetz abhängcn. Augenscheinlich richten sie sich hauptsächlich nach den örtlichen Verhältnissen und nach der Geschäftsfähigkeit des LandwirthS. Noch ein anderer Punkt darf nicht unerwähnt bleiben. Seit einiger Zeit Hal sich in Frankreich das Gerücht verbreitet, Ken nedy sei zu Grunde gerichtet und alle Landwirthe hätten sein Sy stem wieder aufgegeben. Um sich hierüber ins Klare zu setzen, wandte sich Moll an Edwin Chadwick, der hierüber die sicherste Auskunft geben konnte und erhielt von diesem folgenden Brief. „Bis jetzt ist mir kein Landwirth bekannt, der das ange nommene Bcgüllungssystcm wieder aufgegcben hätte. Zwar ist mein Freund Hurtablc wieder davon abgcgangen, aber unter Verhältnissen, die diese» Schritt rechtfertigen, ohne gegen dieses System zu sprechen. Unter 600 Acres Bodenfläche, die dieser Landwirth be- wirthschaftct, befinden sich nur 30 bis 40, die sich für dieses Anbauverfahren eignen. Seine erste Einrichtung bestand in höl zernen Röhren und gab schlechte Erfolge. Bei seinen umfang reichen Wirthschastsgeschäften konnte er auf Abhilfe der began genen Fehler nicht denken, weil die Sache für ihn nur ein un tergeordnetes Interesse hatte. An seiner Stelle würde ich wahr scheinlich eben so gehandelt haben. Dennoch meldete er mir in seinem letzten Briefe, daß er sehr darauf bedacht sei, das Röhren- fystcm auf dem kleinen hierzu geeigneten Theile seiner Besitzung auf neuen Grundlagen wicdcrherzustcllen. Lassen Sie sich von den Leuten, die solche Gerüchte verbrei ten, ein Gut, ein einziges Gut nachweisen, wo das mechanische Begüllungssystem wieder abgcschafft ist. Ich bin im Voraus überzeugt, Ihnen die vollständigsten und genügendsten Nachwei sungen geben zu können. Es gibt jetzt hier gewisse Spekulanten, die sehr rührig sind, die Chemie und die Oeffentlichkcit im Interesse der Fabri- kazion eines Düngers, einer Art von Poudrette, zu benutzen und zu mißbrauchen. Diese Leute machen ein groß Geschrei über die Vorfälle bei Kennedy und bei Walker. Hier die Wahrheit der Thatsachcn. JameS Kennedy, der das Gut Mycrmill bewirthschaftet, war nicht Pächter, sondern Geschäftsführer des Eigenthümcrs, der Bankier ist und als sein entfernter Verwandter denselben Namen führt. Diese beiden Her ren veruneinigten sich, als das Gut einen hohen Ertragsgrad er reicht hatte. Der Besitzer entließ seinen Geschäftsführer und nahm einen Pächter an, der ihm jetzt eine noch höhere Rente zahlt, als er vorher von dem Gute bezogen hatte. Walker aber ist ein Rechtsanwalt, der sehr zahlreiche Klien ten, besonders in Indien hat. Nachdem er auf seinem Gute das Röhrensystem eingerichtet, und hierauf 125 Fr. per Acre verwen det hatte, verpachtete er es zu einem sehr erhöhten Preise und jetzt meldet er mir, daß er das Pachtgeld noch um ein Pfund Sterl. per Acre erhöhet hat. Noch ganz neuerlich schrieb mir Wilmot, Geschäftsführer des Herzogs von Dcvonshire, daß die Erfolge jeden Jahres ihn in der hohen Meinung bestätigten, die er von dem Kulturverfahren ver mittelst der mechanischen Bcgüllung gefaßt habe re." Vom Verlassen des Chadwickschcn Systems ist also gar keine Spur vorhanden. UebrigcnS konnten Kennedy und noch andere zu Grunde gegangen sein, ohne auf irgend eine Weise einen Be weis gegen das System zu geben. Wie viel Gewerbsmänner und sogar Gesellschaften gehen bei Unternehmungen unter, bei welchen ihre Nachfolger ihr Glück machen? Die ersten zwei oder drei GasbeleuchtungSgesellschaften in London und Paris haben fallirt, während die gegenwärtigen Gesellschaften sehr gute Geschäfte ma chen. Mathieu be Dombasle opferte sein Vermögen bei der Run- kelrübenzuckcrfabrikazion zu 10 Fr. per Kilogramm und die gegen wärtigen Zuckerfabrikanten des nördlichen Frankreichs liefern den Zucker zu 1 Fr. 20 Zentims und werden reich.*) Das Mißlin gen der ersten Unternehmer beweist nichts, wenn übrigens die Wis senschaft und der gesunde Sinn zu Gunsten der Unternehmung sprechen und dies ist hier der Fall. Doch kommen wir wieder auf die Anwendung des Chadwick- schen Systems zurück. Sehen wir, was sich thun läßt, um die Versuche auf eine leichte, wenig kostspielige Weise auszuführen, die unserer Vorsicht, unserem zuweilen übertriebenen Sparsamkeits sinn und unserer geringen Kenntniß in mechanischen Arbeiten ent spricht. Bei jedem Gute ist ein Garten, ein kleiner oder großer Ge müsegarten. In jedem Garten ist ein Wasserbehälter, Brunnen, Wasserkasten, sobald kein fließendes Wasser hindurch gehl, wel cher Fall selten ist. Ist es ein einfacher Behälter, so schöpft man da das Wasser und bringt cS in Gießkannen täglich ein, zwei bis dreimal in die verschiedenen Theile des Gartens. Ist der Garten groß, daS Klima trocken und warm, das Was ser reichlich vorhanden und har man ein Mittel, cS durch einen Göpel oder irgend eineHebemaschine zu heben, so macht man Rin nen, die vom Brunnen nach allen Richtungen des Gartens aus gehen, um das Wasser direkt auf die zu begießende Stelle zu füh ren. Auch können diese Rinnen das Wasser in Fässer leiten, die aufrecht in den Boden eingegraben und so gestellt sind, daß das erste Faß nach seiner Füllung seinen Ueberfluß in das zweite, die ses in das dritte und so weiter ablaufen läßt. Auf diese Weise Hal jeder kleine Raum, jede Abtheilung einen Wasserbehälter, wo durch man die Wegkostcn bedeutend vermindert. Aber ein Thcil des Wassers wird von den Erdrinnen aufge sogen. Um diesem Nachtheile zu begegnen, macht man Rinnen von hydraulischem Kalk oder mit Cement ausgestrichenen Hohl ziegeln. Aber diese Rinnen nehmen Platz weg und behindern oft die Arbeit. Umsichtige Leute bedienten sich daher der Röhren, die 30,40, 50 Zentimeter tief gelegt werden und vom Brunnen ausgehend, alle die Fässer mit einander in Verbindung bringen. Unter der Erde liegende Röhren, in welchen eine befruchtende 'l Desgleichen in Deutschland und wir haben nichts dagegen, las sen lieber deutsche Ochsen mit den Preßlingen füttern, als baß wir schwarze Neger peitschen lassen, um unserer Süßigkeit willen. Red. D.-Gwbztg.