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Xr. 13. 1865 Ueber den Einfluß metallener Wasserleitungsröhren auf die Beschaffenheit des Trinkwaffers. Bon Or. Max Pettcnkofer. Die Einwirkung des Wassers auf Metalle ist abhängig von der Natur des Metalles gegenüber den festen und flüchtigen Bestand- theilcn des Wassers. Was die Natur der Metalle anlangt, so hat mau hier wesentlich zwischen Metallen zn unterscheiden, welche-sich unter Zersetzung des Wassers auf Kosten des in ihm gebundenen Sauerstoffes oxpdiren, und zwischen solchen, welche nur bei Gegen wart von freiem (atmosphärischem) Sauerstoff oder auf Kosten des Sauerstoffs gewisser Säuren oxydirt werden. Bon den im vorlie genden Falle in Frage kommenden Metallen gehören Eisen und Zink zu der ersten, Blei, Zinn und Kupfer zur zweiten Klasse. Die wasscrzersetzcnden Metalle unterscheiden sich wieder in solche, welche den Sauerstoff vom Wasserstoff bei gewöhnlicher Temperatur entweder nur bei Gegenwart von Säuren oder auch bei Abwesenheit derselben und bei Gegenwart von Alkalien zu trennen vermögen. In die erste Unterabtheilung gehört das Eisen, in die zweite das Zink. Das Zink ist aus diesem Grunde für Wasserleitungen un brauchbar, weil es fast unter allen Umständen angegriffen wird. Die Metalle der zweiten Klasse (Blei, Zinn und Kupfer) unter scheiden sich durch die Zeitdauer, in welcher sie Lurch atmosphärischen Saucrstofs unter gleichen Umständen, bei Gegenwart von Wasser oxydirt werden, und sie reihen sich in dieser Beziehung in der Reihe aneinander, in der sie anfgcführt sind. In sofern sich die Oxyde im Wasser, beim Gennsse gelöster und suspendirter Theilchen, in den Flüssigkeiten des Darmes lösen, kommt auch noch ihre physiologische Wirkung in Betracht. Verbindungen von Blei haben eine größere schädliche Wirkung als gleiche Mengen von Kupfer; schwächer als beide wirken die von Zinn. Kupfer und Zinn werden ihres hohen Preises wegen nicht angewendet. Es bleibt daher von der ersten Klasse nur das Eisen, und von der zweiten nur das Blei zu betrach ten. Was nun die Bestandteile eines normalen Trinkwassers an- langt, so kommt in Bezug auf die Leitungen aus Eisen und Blei wesentlich inBetracht, ob dasselbe sreieKohlcusäure und freien Sauer stoff enthält. Eiserne Leitungen können vom Wasser in dem Maße angegriffen werden, als dieses freie Kohlensäure und Sauerstoff ent hält. — Trinkwässer aus der Kalkformation (z. B. in München) enthalten in der Regel keine freie Kohlensäure, sondern uur doppelt kohlensaure alkalische Erden. In diesem Zustande wirkt die Kohlen säure nicht oxydirend auf das Eisen durch Wasserzersetzung und kann das Rosten nur auf Kosten des im Wasser absorbirtcn Sauerstoffes stattfinden. Bei Qncllwafser wird dieses Rosten noch viel geringer fein als bei Fluß und Regenwafser, weil frisches Quellwasscr in der Regel keinen oder nur Spuren von Sauerstoff absorbirt enthält. Dies ist auch der Grund, weshalb in reinem Quellwasser weder Fische noch andere Thicre leben, es mangelt der für den thierischen Stoffwechsel unentbehrliche Sauerstoff. Erst wenn solches Quell wasser längere Zeit mit der atmosphärischen Luft iu Berührung ist, kann es so viel Sauerstoff absorbiren, daß ein Thier darin leben kann. Im Durchschnitt darf man daher für Quellwasserleitungen in Eisen-, namentlich in Gnßeisenröhren, keine merkliche Auflösung vom Metall im Wasfer befürchten, und würde auch eine geringeBer- mehrnng des Eisengehalts, den ohnehin fast jedes Quellwasscr zeigt, keine für die Gefundheit nachtheilige Folgen haben. In sofern sich auf der Oberfläche des Eisens eine Kruste von Eisenoxydhydrat bil det, erschwert diese Schicht den Zutritt des im Wasser befindlichen Sauerstoffgases zum Metall. Hieraus erklärt sich die schon manch mal beobachtete Thatsache, daß Wasser aus neuen eisernen Röhren anfangs mehr Eisen führte als später. Hierin mag auch der Bor theil liegen, den es nach Angabe mancher Praktiker hat, wenn man die eisernen Leitungsröhren zuvor in dünne Kalkmilch legt und die an der Luft in kohlensanren Kalk übergehende Kruste trocknen läßt. Der Gehalt des Wassers an Salzen hat nnr auf das Rosten des Eisens einen merklichen Einfluß, wenn die Luft Zutritt hat oder Verdunstung stattfindet. Da bedingt namentlich ein Gehalt an Ehlor- metallen ein schnelles Rosten, während ein Gehalt an kohlensanren Alkalien dasselbe sehr verlangsamt, wenn auch nicht ganz verhindert. Das Blei oxydirt sich nur auf Kosten des im Wasser absorbirtcn Sauerstoffes. Das Blei ist deshalb zur Aufbewahrung von Wasser bei Luftzutritt verwerflich, weil, nachdem das Wasser feinen absor birtcn Sauerstoff an das Blei abgegeben hat, stets neuer Sauerstoff zu demselben tritt, und dadurch neuerdings Blei oxydirt wird. Re gcnwasser und der Luft ausgesetztes destillirtcS Wasser greifen, ihrem großen Sauerstoffgehalt entsprechend, das Blei am meisten an. Harte Wasser, welche kohlensanren Kalk und Kohlensäure gelöst enthalten, greifen dasselbe nicht merkbar an, — jedenfalls in keinem der Ge sundheit nachtheiligen Grade. Man hat deshalb niemals von der Anwendung des Bleies zu Wasserleitungen für die Gesundheit nach teilige Folgen gesehen, wenn das Wasser nicht mit Luft iu Bcrüh- 13