Volltext Seite (XML)
Stadtobrigkeiten als der Einwohner und es bedurfte der ganzen Energie des Ministers, um seine Pläne durchzuführen und die Zu rückweisung der aus Venedig, Florenz, Brüssel und dem,Oriente her beigerufenen Arbeiter zu verhindern. Es muß zugegeben werden, daß Colbert, der so zu sagen im SchooßederJndustrie geboren und ausgewachsen war, einen fast übertrie benen Ordnungssinn zeigte, Sein mathematisch gebildeter Geist strebte in jeder Richtung nach Einheit. Dies ging so weit, daß er in seinen Erlassen sogar die Zahl der zu einem Gewebe gehörenden Fäden bestimmte. Sicher hieß dies das regelnde Einmischen bis zur Ab surdität treiben. Ohne fürchten zu müssen, ungerecht zu werden, darf man be haupten, daß die tödtende Einförmigkeit, welche unter Colberts Ober leitung in den Akademien und Instituten Platz nahm, einen äußerst schädlichen Einfluß auf die geistige Ausbildung der Jugend ausübte und den Wetteifer in der Industrie und Kunst hemmte. Es trat dieser Einfluß besonders auch in der Architektur hervor. Die Manie nach Regelmäßigkeit hemmte das freie Wirken der Individualität und die Intelligenz ward von der unwiderruflich festgestellten tech nischen Methode unterdrückt. Die Teppichweberei der Gobelins setzte damals ihr Ziel darein, die Oelgemälde nachzuahmen. Die Künstler, deren Cartons als Vorlagen in der Teppichmanufactur dienten, waren viel zu sehr von ihren Werken eingenommen, als daß sie der eingeschlagenen falschen Richtung sich bewußt geworden wären, obgleich sie, trotz aller Be mühungen, stets sanden, daß die Copie nicht dem Originale gleiche und daß die Nachahmung ihrer Vorlagen stets hinter diesen zurück blieb. Die Scala der Farbentöne, welche dem Maler zu erreichen möglich ist, wird durch die Farben der Wolle und Seide sehr be schränkt. Um die Vorzüge des Oelgemäldes zu erreichen, um die Gegenstände aus dem Bilde hervortreten zu lassen, brachte man tiefe Schatten an und durchwebte man die Farben mit Schwarz. Man erreichte jedoch damit Nichts, sondern ertheilte nur dem Gewebe einen Lüstern, unreinen Ton. In dieser Richtung trat erst ein Umschlag ein, als Colbert 1664 die indische Handelsgesellschaft definitiv in das Leben rief, auf deren Bildung schon Richelieu 1626 hingewirkt hatte. Der Handel dehnte sich aus und indische und chinesische Erzeugnisse, Gewebe und Porzellane dieser Länder kamen nach Frankreich und erregten durch ihre Neuheit und Eigenthümlichkeit die Bewunderung der Künstler und des Hofes. Es ward ein wahrer Enthusiasmus für asiatische Kunst und Sitte erregt. Unter Ludwigs XV. Regierung waren die Stoffe, Schmucksachen, Fächer und Kleiderschnitte nach orienta lischem Geschmacks gewählt. Die Königin kleidete sich als Sultanin, sie trug gepudertes Haar und Schönheitspflästerchen im Gesicht, sie färbte sich die Lippen und Nägel roth und die Augenbrauen schwarz, sie schmückte sich mit einem Turban und Reiherfedern, trug Schuhe mit hohen Absätzen und ein Kleid mit langer Schleppe. Unter diesen Einflüssen machten die Manufakturen von Sevres und die Gobelinweberei schnelle Fortschritte, vorzüglich in Bezug der Verzierung und Farbe. Watteau und Boucher waren die Deco- rateurs dieser Epoche. Die Porzellane und Gewebe dieser Zeit sind Muster dieser Manier. Nymphen und Göttinnen, Hirten und Hir tinnen sind die herrschenden Gestalten in den Darstellungen. Die tiefen Schatten schwinden aus dem Colorit und lebhafte Farben tre ten an die Stelle der düstern. Der Styl verlor zwar an erhabenem Charakter, aber er wurde naturwahrer, dabei verlor die Zeichnung nicht an Reinheit und die Komposition nicht an Werth; kurz, man ließ nur dem Stoffe sein Recht widerfahren. Da sich in der Neuzeit wieder ein Umschlag in der Richtung be merklich machte, so klagt der Verfasser über den Verfall der Kunst. Er meint, daß der Stempel der Individualität, welcher das Werk der Kunst erst zum Kunstwerke stempelt, verloren gehe durch die fa brikmäßige Herstellung der Jndustrieerzeugnisse; er klagt die Ma schinen an, welche, wie er meint, hauptsächlich auf diese Verflachung hinwirken. Er spricht von den indischen Mousselinen, deren spinne webartige, ungleichförmige, duftige Maschen gerate für ihren Werth maßgebend sind. Er schwärmt für die Künste des Orients und beklagt sich, daß der europäischen Cultur derselbe Untergang drohe. Die Producte der Weberei, die Farbstoffe und die Färbe- processe des Orients lassen die des Abendlandes weit hinter sich zu rück und die europäische Wissenschaft konnte noch nicht die Resultate erreichen, die in den alten Ueberlieferungen der Inder, Perser und anderer asiatischer Völker verborgen liegen. Unsere Farben sind, verglichen mit den im Oriente gebräuchlichen, matt und düster und weniger haltbar und die moderne, auf die Wissenschaft sich stützende Färberei übertrifft wohl die Methoden der Orientalen an Schnellig keit in der Ausführung, aber keineswegs in ihren Erfolgen. Die gefärbten und verzierten Gewebe der Orientalen beweisen, welche genaue Kenntniß dieselben bezüglich der Färbeprocesse besitzen. Diese Processe, behauptet der Verf., sind noch die alten, welche schon Plinius ausführlich beschrieb. In Egypten und Phönizien, von wo schon die Griechen ihre Purpurgewebe, ihre weißwollenen und leinenen Stoffe, ihre Schmucksachen und Parfüms bezogen, färbte man die Stoffe mit den reichsten Farben und mit einer Solidität und Frische, der Nichts gleichkommt. Der lyrische, so berühmte Purpur wurde nicht, wie man all gemein glaubt, aus einem Farbstoffe gebildet, sondern die Art des Färbens mit Hilfe gewisser thierischer Farbstoffe, die man aus meh reren Muscheln gewann, trug wesentlich dazu bei, dieses berühmte Roth hervorzubringen. (Schluß folgt.) Uebcr die Dampskochtöpfe, von C. H. R. Umbach, Mechaniker in Bietigheim. Von vr. H. Hirz el. Mit l Holzschnitt. Dampf entwickelt wird, daß von Die Dampfkochtöpfe oder Digestoren aus genannter Fabrik werden theils aus Gußeisen, theils aus verzinntem Eisenblech oder verzinntem Kupfer in allen Größen und Formen für die verschieden artigsten Herde und Kochmaschinen geliefert, und bewähren sich als so vorzüglich, daß sie der allgemeinsten Verbreitung werth sind. In beistehender Figur haben wir einen solchen Topf abgebildet. X ist der Topf selbst, 8 der gut aufgeschliffene und daher dampf- und luftdicht schließende Deckel dazu; a ist ein auf dem Deckel befindliches Sicherheitsventil, l> ein Messinghahn, um den Dampf entweichen zu lassen. Der Bügel e mit der Stellschraube <1 verbin det den Deckel auf eine höchst zweckmäßige Weise mit dem Topfe. Diese Art der Verbin dung besitzt nämlich eine gewisse Elasticität, so daß, wenn durch unvorsichtiges zu starkes Erhitzen im Topfe eine so große Menge dieselbe nicht rasch genug durch das Sicherheitsventil entweichen kann, dennoch keine Gefahr der Explosion vorhanden ist, indem durch den Dampfdruck der elastische Bügel nach dem Deckel etwas gehoben wird, so daß der Ueberschuß des Dampfes zwischen Topf und Deckel ent weichen kann. Ein Zerspringen dieser Töpfe ist daher kaum möglich, und da dieselben hauptsächlich für Küchen bestimmt sind, ist diese Einrichtung um so werthvoller. In solchen Töpfen können alle Arten von Speisen zubereitet werden. Man kann darin ebenso gut braten und backen als kochen. Wir unterlassen hier die Mittheilung einer ausführlichen Ge brauchsanweisung, da eine solche jedem Topfe gratis beigegeben wird. Ein Topf, wie ihn unsere Abbildung darstellt, von 7" 8'" Durch messer (unterem Rande) und 3 Maß^Jnhalt, kostet ca. 5 fl. 15 kr., von 8" 5'" Durchmesser und 4 Maß Inhalt 6 fl. 36 kr.von 10" Durchmesser und 5 Maß Inhalt 7 fl. 30 kr., von 10" 5"' Durch messer und 7 Maß Inhalt 8 fl. 45 kr., von 11" 4'" Durchmesser und 7'/? Maß Inhalt 10 fl. Die Preise der übrigen Töpfe dieser Art sind in der erwähnten Gebrauchsanweisung ausführlich mitgetheilt. Ich benutze einen solchen Topf nun bereits länger als ein Jahr tagtäglich und bin mit der Leistung desselben vollständig zufrieden; auch hat die Handhabung des Topfes nie Unbequemlichkeiten ver ursacht.