Volltext Seite (XML)
und die Arbeit eines achtzehnjährigen Lithographcnlebrlings, allgemeine Aufmerksamkeit. Nicht minder lobcnswcrth war eine Reihe von Figuren und Ornamente» in Krcidemanier und eine größere Anzahl non geome trischen Zeichnungen. Die Fortschritte dieser jungen Leute, deren 155 mit wohlverdienten Zeugnissen über Woblverhalten und anerkennungs- werthem Fleiß bedacht werden konnten, sind um so erfreulicher, als sie die sämmtlichen Arbeiten während der Abendstunden machten, nachdem j sie den ganzen Tag über von ihren verschiedenen Bcrufsgeschäften, und zwar nicht selten in sehr anstrengender Weise, in Anspruch genommen worden waren. KcUen-Aoteniehimmgen. Die Chemnitzer Actien-Spinncrci hat ihren Geschäftsbericht auf das Jahr 1860 ansgegcben. Nachdem mit Ende des Jahres 1859 die eigentliche Bauperiodc geschlossen war, begann mit 1860 der Betrieb der Fabrik. Es war zwar schon 1859 ein Anfang mit Einrichtung und In gangsetzung der Maschinen gemacht worden, im Januar 1860 waren jedoch erst wenige Maschinen in Thätigkeit. Es trat in den ersten Mo naten des Jahres selbst eine tkeilweise Stockung im Fortschreiten ein, in Folge noch zu erledigender Arbeiten an den Dampfmaschinen und am treibenden Zeuge, so daß auf dem einen Flügel die Einrichtungsarbeitcn erst im März wieder ausgenommen werden konnten. Ende Mai waren die sämmtlichen ausgestellten Feinspindeln an 80 Watcrmaschinen und 24 Selfactorcn in Betrieb gesetzt. Da die Arbeitskräfte mit wenigen Ausnahmen neu anzulernen waren, besonders für Watermaschinen, Self aktoren und Zwirnmaschinen, auch die Maschinen selbst sich erst ein arbeiten mußten, so verging eine längere Zeit, in welcher die Production noch nicht im entsprechenden Verhältniß stand zu den Kosten an Löhnen, an Aufwand überhaupt, bis nach und nach die Arbeiter sich immer besser einrichtetcn; auch wirkten noch mehrmals Unfälle an den Dampf maschinen störend und zeitraubend ein. Die Lieferung an Garnen, im Mai noch eine verhältnißmäßig geringe, stieg zuerst langsam, dann rascher mit den Fortschritten der Arbeiter in Bedienung und Behandlung der Maschinen, und im Deccmber war die Lieferung im Durchschnitt schon aus ein recht befriedigendes Resultat gebracht. In der zweiten Hälfte des Jahres, als die zuerst ausgestellten Maschinen bereits durch gute Leistungen dazu veranlaßten, wurde im Einverständnis; mit dem Verwaltungsrathe zu Bestellung der nach dem ursprünglichen Plane noch fehlenden Maschinen geschritten. Die Watermaschincn wurden zum Theil R. Hartmann, zum Theil Th. Wiede, die Selfaciors Parr, Curtis L Madley, die Zwirumaschincn C. Psass in Anftrag gegeben, und theils im Dccember, theils später geliefert. Sind diese Maschinen erst sämmt- llch in Gang gebracht, so arbeiten dann 28,800 Waterspindcln und 22,300 Selfactorspindeln nebst den dazu crforderlicheu Zwirumaschincn. Das Gebäude enthält außerdem noch Raum für circa 5000 Waterspin- delu und ca. 5000 Mulespindeln, welche nach und nach vollends anzu schaffen beabsichtigt werden und deren Kosten ans dem Geschäft selbst, rcsp. aus den durch die statutenmäßigen Abschreibungen flüssig werden den Geldern bestritten werden sollen. Wenn man alle genannten Umstände berücksichtigt, sowie ferner in Erwägung zieht, daß' der Beginn der Arbeiten in der Hauptsache erst vom März und April zu datiren ist, daß eine große Anzahl Maschinen selbst erst im Mai in Gang kam, daß auch die Erhaltung der Arbeiter während der Stillstände von Januar bis März und später mit Aufwand verbunden war, so darf man das Resultat des Jahresabschlusses mit einem Netto-Gewinn von 35,847 Thlrn. immerhin als ein nicht ungün stiges bezeichnen. Es entspricht dasselbe einer Dividende von 3'/? Proe. Die schwierigste Periode ist mit dem ersten Bctriebsjahr überwunden, das neue Jahr mit eingerichtetem Personale, cingcrichicteu Maschinen angetretcn, verspricht durch bereits erzielte ansehnliche Leistungsfähigkeit ein recht günstiges zu werden, wenn nicht politische oder sonstige Verhältnisse nachthcilig cinwirken. Diese Aussicht wirb noch durch den Umstand erhöht, daß in 186l ca. 11,600 Fcinspindeln oder ungefähr ein Fünftel mehr in Betrieb kommen als 1860. In 1860 sind im Ganzen 970,000 Pfd. Garne und Zwirne prokucirt worden. Nach dem Durchschnitt der ersten drei Monate des neuen Jahres zu schließen, wird 1861 ungefähr das doppelte Quantum geliefert werden. Falissemente. In Marseille haben Falissemcntc stattgesundcii, durch welche die Bank von Frankreich einen Verlust von 29 Mill. Fr. erlitten hat. Die Aktien der Bank sind um 30 Fr. gefalle». Man nennt die Marseiller Häuser Hava, Rocca Baltazzi und angeblich Pascal, welche durch ihre Handelsverbindungen mit Konstantinopel sich gezwungen gesehen, ihre Zahlungen einzustellen. Eisenbahnen. Wiener Zeitungen enthalten folgende Notiz: „Die Wcstbahn ist die erste Bahn, welche die Beleuchtung der Waggons mittelst Gaslichts bewerkstelligt. In jedem Waggon wird nämlich ein Kautschukschlauch angebracht, in welchem eine bestimmte Quantität Gas enthalten ist, die für einen genau berechneten Zeitraum Brennstoff liefert. In den Haupt stationen Linz und Salzburg werden dann die leeren Gassäckc während des Aufenthalts wieder gefüllt. Die Proben, welche mit dieser neuen Belcuchtungsart «»gestellt wurden, sind sehr befriedigend ausgefallen, und dürste in Folge dessen schon in nächster Zeit diese Gasbeleuchtung auf der ganzen Bahnstrecke eingcführt werden. Die Ersparuiß, welche kier- durch bezweckt und erreicht wird, soll eine bedeutende sein, da der Öl verbrauch, der bei den gegenwärtigen Oelpreisen ein sehr kostspieliger ist, durch die Anwendung dieser Methode ganz entfallen würde." Wie die „Hall. Z." meldet, hat der pr. Handclsminister an das stehende Comite der Halle-Nordhausen-Kasseler Visenbahn geschrieben, daß die Regierung zur Förderung des Baues einer Eisenbahn von Halle nach Nordhausen und Kassel die genauen Vorarbeiten auf Staatskosten einseitigen zu lassen beabsichtige und dazu die Einsendung der bereits vorhandenen früheren Vorarbeiten wünsche. Wir wir vernehmen, sind in jiinaster Zeit von preußischer Seite Schritte geschehen, nm die königlich sächsische Regierung zu einer Unter stützung des Projects einer durch die Niederlausitz zu führenden Eisen bahn zu veranlassen. Für Sachsen wäre diese Bahn, vorausgesetzt, daß Rödcrau, wie dies von den Vertretern des Projekts unausgesetzt vor geschlagen worden ist, als Ausmündungspunkt festgehalten wird, von nicht geringerer Wichtigkeit, als für die preußische Niederlausitz. Gelingt cs, durch Entgegenkommen der sächsischen Negierung den Widerstand zu überwinden, welchen die zunächst maßgebende preußische Instanz dieser Linie entgcgenstcllte, dann darf deren Ausführung als gesichert betrachtet werden, da das Baueapital für dieselbe zum größcrn Theil gesichert ist und namentlich die Verwaltung der Leipzig-Dresdner Eisenbahn eine Bethciligung mit l Mill. Thlrn. zugesichert hat. ÄutzstMtngen. Das neue Londoner Ausstellungsgebäudc für das nächste Jahr wird, was Geschmack in der Ausführung und Großartigkeit der Anlage betrifft, das Gebäude von 1851 ganz in den Schatten stellen. Letzteres bedeckte 23 englische Ackcr Landes, Las neue enthält einen Flächcnraum von 26 Ackern mit 1,140000 ssZF. Ausstellungsraum, somit um 50000 mehr als im alten, ganz abgesehen von den Seitenflügeln, welche dem Maschinenwesen und Ackcrbauobjccten Vorbehalten bleiben. Statt 160 Fuß wird die höchste Höhe des Neubaues diesmal 260 Fuß betragen, und während das alte Gebäude 1800 Fuß lang und 400 Fuß tief war, beträgt die Länge des künftigen 1200 (?) Fuß und seine Tiefe 700 Fuß. Diesen erweiterten Verhältnissen entspricht natürlich der Kostenvoran schlag. Damals wurde der Bau ursprünglich auf 80000 Pfd. St. ver anschlagt, diesmal lautet der Voranschlag auf 300000 Pfd. St.; koch verpflichteten sich die Bauunternehmer, ibn für 200000 Pfd. St. ber- zustcllen und den Nest von 100000 Pfd. Lt. nur dann zu beanspruchen, wenn die Bruttoeinnahmen die Summe von 500000 Pfd. St. über stiegen haben. Die Eintönigkeit der Fronte von 1851 ist gänzlich ver mieden, und einen architektonisch schönen Abschluß des Ganzen bilden zwei Kuppeldome, deren Höhe 250 Fuß und deren Durchmesser an der Grundfläche nicht, weniger denn 160 Fuß betragen wird (die Grund fläche der Kuppel von Lt. Paul hat nur 108 und die der Pcrerskirche in Rom nur 139 Fuß im Durchmesser). Entworfen wurde der ganze Plan in allen seinen Einzelheiten vom Jngcnieurcapitän Towkc. Am 1. Mai des nächsten Jahres soll die Ausstellung von der Königin er öffnet werden, um am l5. Oct. wieder zu schließen, genau so wie im Jahre 1851, nur daß dazumal die verschiedenen Bahngesellschaften nicht mehr als 42000 Passagiere täglich nach und von London befördern konn ten, während sic heute im Siande sind, die Her- und Rückforderung von 140000 Gästen zu übernehmen. — Die Anmeldungen fangen an, aus den Fabrikbezirkcn Englands rasch cinzulaufen. Obenan stehen bis jetzt Birmingham, Manchester, Leeds, Wakefield, »Norwich und Evventrv; aber auch aus vielen ankeren Manusactnrstättcn sind schon Anmeldungen um Ausstellungsraum cingctroffen, viel bedeutender, als im Jahre 1851, so daß man auf eine überaus rege Bctheiligung gewiß schließen darf. Der Garautiefonds hat bis heute die Höhe von 357350 Doll, erreicht und wird wohl bis auf 400000 Doll, steigen. iMamüg faltiges. In der Dresdner Acticn-Papicrsabrik ist ein artesischer Brunnen gebohrt, der bei einer Tiefe von 183 Ellen einen armSdlcken Strahl (600 Maßkannen Wasser in der Minute) gibt. Wenn man die zahl reichen Vortheile erwägt, welche von den artesischen Brunnen gewährt werden, so kann man nur bedauern, daß diese so nützlichen Anlagen noch immer so selten sink. In Lodz (Fabrikstadt im Kreise Lenczyc des Gouh. Warschaus ; ist am 21. April geschehen, was man im Jahre des Heils 1861 wohl > nicht erwartet hätte. Weber (meist Deutsche, wie man uns schreibt) haben die Fabrik von Scheibler zerstört, der üch den Haß der Unsinnigen durch Einführung von Maschinen neuester Eonsiruction zugezogen hatte. Nur eine Spinnmaschine wurde verschont. Dcr Schaden des Herrn Scheibler wird auf 10,000 Tkaler berechnet. In dcr Maschinenbau-Anstalt von Louis Schwartzkopff in Ber lin brach um die Mittagszeit des 29. April ein Feuer aus, durch welches ein Theil der Werkstätten zerstört wurde. Man berechnet den Schaden auf 20,000 Thalcr.