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"r. u. Friedrich cheorg Wiecks ^63. D k n t s ch r Tas Arsenal in Woolwich, die Armstrong- und Withworth- Geschntze. Von Professor H. Schwarz i» BrcSlau. Durch die Freundlichkeit des Ritter von Schwarz, des öster reichischen Commissars auf der Londoner Ausstellung, erhielt Referent unter anderen auch Eintrittskarten zum WoolwicherDokvard und Ar senal, — Ersterer, eincverhältnißmäßig kleine Schiffswerste, bot weniger Interesse, als das Arsenal, in welchem sich in der neuerenZeit eine ganz enormeThätigkcit entwickelt bat,indem dahin neben anderen bisherigen Arbeitszwcigcn die Fabrik der gezogenen Geschütze nach dem Princip des Sir Armstrong verlegt worden ist. — Es ist jedenfalls anzuer- kenncn, daß England seine neuesten, artilleristischen Erfindungen so wohl zur Ausstellung gesandt, als auch de» Fremden den Zutritt zum Arsenal gestattet hat; indessen war diese Liberalität doch immerhin in der Art beschränkt, daß einerseits in der Ausstellung die Aufseher cs gar nicht gern sahen, wenn ein Foreigner ein zu lebhaftes In teresse an denArmstrongkauoncn,den Bomben und Schrapnels nahm, sich Notizen machte oder gar zu zeichnen versuchte; andererseits wurde man mit einer solchen Eiledurch die Woolwicher Werkstätten gejagt, daß eine ruhige, eingehende, vollständige Einsichtnahme absolut unmöglich war. Dies will Referent den Engländern auch gar nicht verdenken, er mnß daher aber seine Enschuldignng ableitcn, wenn die betreffenden Notizen etwas dürftig und unvollständig ausfallen. — Vor allem war dem Referenten die Darstellung der Armstrong- kanonen interessant. Nachdem sich jm Krimkriege die großen Lancastcrkanoncn mit ovalem Querschnitt der Seele (das Oval am Schwänzende gegen das an der Mündung etwa um 90" gedreht) nicht bewährt hatten, trat W. Armstrong, der früher Advokat, später Maschinenfabrikbesitzer ge worden war, mit dem Plane auf, geschmiedete und gezogene Ge schütze anzuwenden, und stellte solche Geschütze in seiner Fabrik zu Elswick ver;uchsweise dar, welche großes Aufsehen erregten — Durch seine einflußreichen Verbindungen, seine Feinde sagen, durch geschickte Jntriguen, gelang es ihm, seine Pläne von der Re gierung adoptiren zn lassen; er wurde zum Baronet erhoben, sein Patent ihm tbeuer ahgckauft, ebenso seine Fabrik zum Regierungs- Etablissement gemacht, erweitert und später zur Darstellung her Handfencrwaffen benutzt, und er selbst mit der Oberleitung des in vergrößertem Maßstabe in Woolwich eingerichteten Etablissements zur Darstellung der gezogenen Geschütze betraut. — Einige Millionen Pfund mögen die ganzen Experimente, neuen Einrichtungen u. s. w. bisher schon gekostet haben. Sir Armstrongs Feinde, zu denen vor allem das bedeutende Journal ^leolinnios lVknAnnin« zählt, behaupten, der Erfolg sei Null und die ganze so auSposauntc Er findung sei Humbug. Diese Erfindung besteht nunmehr im Wesent lichen in der Darstellung der Läuse aus Schmiedeeisen nach dem so genannten Coil Prinzipc. Es ist eine wohlbekannte, bei Anferti gung der sogenannten Damast-Flinteuläufe schon seit sehr lange an gewendete Methode, die Läufe statt aus einer gebogenen, in einer LängSnath zusammengcschwcißten Platte, aus einem schmalen Flach eisenstabe zu bilden, der in heißem Zustande auf einem runden Dorne in dicht sich berührenden Schraubengängen anfgewunden wird. Bringt man dann das anfgcwickelte Band zu einer guten Schweißhitze und vereinigt die sich berührenden Windungen durch den Hammer, so erhält man einen Lauf, gegen dessen Schweißuath die Kraft des Pulvers nur in einem sehr kleinen Winkel wirkt und der daher größere Sicherheit gewährt. — Dieses Prinzip wird nun von Armstrong in folgender Art be nutzt. Ein nahezu quadratischer Stab von weichstem und zähestem Schmiedeeisen, wird hellrothglühcud gemacht, das eine Ende mit der Zange gefaßt, das andere freie Ende in einen quadratischen Ausschnitt einer auf Lagern liegenden, eisernen Walze eingesteckt und diese Walze nun durch eine Kurbel mit Schwungrad in langsame Umdrehung ge setzt. ES wickelt sich dadurch der Eisenstab in dicht neben einander liegenden Windungen auf dem freien Theile der Walze auf. Man streift das so erhaltene aus neben cinandcrliegenden Windungen ge bildete Rohr noch in heißem Zustande ab und legt es zur späteren Verarbeitung zur Seite. — Man erhitzt cs daun in cinem Schwcißofcu zur heftigen Schwciß- hitze, bestreut mit Schweißpulver, steckt einen kurzen Dorn bincin und bringt es unter einen kräftigen Dampfhammer. Es wird nun theils liegend mit eingestecktem Dorne und unter beständigem Drehen, tbeilS nach Ausschlagen des schwach eonischen Dornes in stehender Stellung unter dem Dampfhammer bearbeitet. In letzterer Lage wird das Rohr gestaucht und die Windungen mit einander in Berührung gebracht, in der horizontalen Lage die Schweißung vollendet unk gleichzeitig die möglichste Rundung des Rohres nach innen und außen zn erreichen gesucht. — Wollte man das tÄeftbntzrohr aus einem einzigen solchen Eoil bilden, so müßte man so dicke Eisenstäbe verwenden, daß eine voll ständige Vereinigung der Schweißstellen unmöglich wäre. Gleich-