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großer Vollkommenheit von der Natur selbst verwaschen. So bildeten , sich die ost ungemein reichen Goldsand-Ablagerungen der Neuzeit, die eigentlichen Dlneerg, um in der halb spanischen, halb englischen Minensprache zu reden. Die Leichtigkeit der Goldgewinnung vartirt natürlich ungemein. ! Bei den Dlaoors hat die Natur die Arbeit des Förderns, des ! Zerkleinerns und des Verwaschens schon gethan; bei den älteren ; goldführenden Alluvien hat fie den Prozeß wenigstens bis zur Zer- ! klcincrung geführt, während der harte Quarz, der das Gold in den primären Felsen einschließt, mit Pulver mühsam gesprengt und geför dert, dann mit großem Kraftaufwande gepocht und endlich verwaschen werden muß. Natürlich kamen zuerst die kiuosrL in Angriff. Die hier erziel ten Gewinne waren im Anfänge vollkommen fabelhaft. Der ^wsriouir River produzirte in weniger als zwei Monaten für 5 Millionen Fran ken, d. h. circa 30 Ctnr. Gold. Dies war im Jahre 1848. Schon im Jahre 1852 aber war kein Punkt in den Strömen der Sierra Nevada unberührt. Man griff dann den Sand der vertrockneten Wasscrriffe an, grub ihn auf, transportirte ihn mit vieler Mühe nach dem Wasser und verwusch ihn daselbst, oder führte auch das Wasser durch kostspielige Kanäle dort hin. Man kehrte zu den Strömen zu rück, machte tiefe Gruben und mußte dieselben durch ausgedehnte Pumpwerke trocken zu halten versuchen. Die Natur gab ihre Schätze nicht mehr ohne Kampf her. Im entsprechenden Maße verminderte sich auch der Gewinn der Goldgräber. Nach Laur betrug der durchschnitt liche tägliche Gewinn des Goldgräbers in den Jahren 1848 und 49 132 Franken, im I. 1850 95 Fr., im I. 1851 64 Fr, im I. 1853 25 Fr , im I. 1856 18 Fr. und im I. 1858 15 Fr. So kam es, daß die Flußgräbereien von der weißen Raye am Ende gänzlich ver lassen wurden, an deren Stelle nun die unterdessen in großen Mengen eingewanderten Söhne des himmlischen Reichs, die Chinesen traten. Diese sparsamen und geschickten Arbeiter verwaschen die Rückstände, welche ihre Vorgänger verworfen hatten, in einzelnen Fällen wohl zum lOten Male. Ihr durchschnittlicher täglicher Gewinn sank in dessen auf 3—4 Fr. herab, und so haben selbst die Chinesen in der neuesten Zeit das undankbare Geschäft der Flußwäschereien fast voll ständig aufgegeben. Daß dies im Allgemeinen nicht schon früher ge schah, liegt in dem ebenso rasch sinkenden Preise aller Lebensbedürf nisse, die nun selbst mit einem ärmlichen Tagelohn auszukommen mög lich machten. Viel ärmer, aber aus ungemein lange Zeit aushaltend, erwiesen sich die älteren goldführenden Alluvien und die ursprünglichen Quarz adern. Die Frage war nun, wie sich diese trockenen Hügel gröberen Gesteines ohne Wasser bearbeiten ließen, auf welche einfachste und beste Weise der harte Quarz zu zerkleinern sei. Der Geist der Erfindung, der Spekulation und der Assoziation wurde wachgerufen und leistete in der That vortreffliche Dienste. Der isolirte Goldgräber hörte auf und es bildeten sich inmitten dieser enormen Masse von Arbeiskräs- ten sehr bald bestimmte, in einander greifende Vereinigungen, die die Arbeit theilten und organisirten. Die Einen bauten Straßen, Brücken und Mühlen, zum Sägen des reichlich vorhandenen Holzes, die An deren gruben Kanäle und errichteten mit ungeheuren Kosten Aquädukte, um den Dritten, den eigentlichen Goldgräbern, das Wasser zum Be triebe der Grübeleien znzuführen. Noch eine, freilich kleinere Anzahl wendeten sich zu den goldführenden Quarzgängen, beuteten diese berg männisch aus und importirten ost mit großen Kosten Dampfmaschinen und Stampfwerke, um das harte Gestein zu zerkleinern. Das roheste, ursprünglichste Handwerkszeug des Goldgräbers ist eine flache Pfanne von verzinntem Blech oder einfacher noch von Holz- Der GoldwHcher füllt diese Pfanne mit der goldhaltigen Erde und schwenkt sie so lange unter Wasser, indem er gleichzeitig die grö beren Geschiebe ausliest, bis der Sand und Lehm wcggespült ist und das Gold auf dem Boden der Pfanne zurückbleibt. Auf diese Art kann man höchstens 8 Ctnr. Goldsand per Tag verwaschen. Da aber früher der Sand der Rlnoers circa 400 — 500 Fr. Gold per Kubik meter enthielt, konnte der Goldgräber trotzdem immerhin 125—130 Franken per Tag verdienen. Nach und neben der Pfanne kam die Wiege in Gebrauch. Dies ist ein kleiner, länglich viereckiger Kasten, ohne Deckel und an dem einen schmalen Ende offen. Der Boden desselben ist mit einem groben Tuche benagelt, der Kasten aber auf Wiegekufen gestellt, auf denen er hin- und hergeschaukelt werden kann. Man stellt ihn am Ufer eines Wasserlaufs, mit dem offenen Ende etwas tiefer auf. Am oberen, höher stehenden Theile ist der Kasten mit einer Art Gitter bedeckt, auf welches die goldhaltige Erde mit der Schaufel geworfen wird. Während der Apparat auf seinen Wiegekusen langsam hin- und her geschaukelt wird, läßt man einen Strom Wasser auf das zu verwa- fchende Material fließen. Der gröbere Kies bleibt auf dem Gitter, der Lehm und Sand fließen als trübe Brühe durch den Kasten hin durch in den Fluß, während die schwereren Goldtheilchen sich zwischen den Fasern des Tuchs am Boden festsetzen. Auf diese Art kann ein Mann täglich etwa 30 Ctnr. goldhaltigen Sand verwaschen, also etwa viermal soviel, als mit der Pfanne. Dafür aber war das Ma terial im Durchschnitt sechsmal ärmer geworden und der Goldwäscher erwarb daher nnr einen Tagclohn von 85 Fr. Hierauf folgte der I-onZ Dom, mittelst dessen der Goldwäscher mit Hilfe eines raschen Wafferstroms circa 120 Ctnr. Sand verwa schen konnte. So groß der Fortschritt, so wurde der l-onZ Dom doch noch dnrch die Lluios (Schleußt) übertroffen, die eigentlich nichts Anderes, als ein ungemein in die Länge gewachsener l-onZ Dom war. Aus je drei Planken, einer für den Boden, zwei für die Seiten, wird ein enger, etwa 1' breiter, oben offener Kanal hergestellt, der kaum unter 100 Meter (circa 320') Länge hat, oft aber, falls es die Bodenverhältnisse erlauben, bis auf mehr als 1000 Meter sich erstreckt. Man giebt diesem Kanal einen entsprechenden Fall. Die Planke, die den Boden bildet, muß an ihrer nach oben gewendeten Seite möglichst rauh und knotig sein. Man bringt in den unteren Theil des Kanals eine Portion Quecksilber, die zur Aufnahme des Goldes dient und durch niedrige Querleisten zurückgehalten wird, und läßt nun einen starken regelmäßigen Wasserstrom durch den Ka nal fließen. 5 — 6 Arbeiter find nun kontinuirlich beschäftigt, den goldhaltigen Sand mit Schaufeln in den Kanal zu werfen, wo er vom Wasser aufgeweicht wird. Die gröberen Kiesel bleiben zurück, und werden, nach einer sorgfältigen Durchsuchung, ob sie nicht größere ! Goldstücke enthalten, von Zeit zu Zeit herausgeworfen, um frischem > Material Platz zu machen. Der Sand und Lehm werden vom Wasser i durch den ganzen Kanal fortgesührt und am unteren Ende entleert, während das Gold zn Boden sinkt und sich mit dem dort vorhande nen Quecksilber verbindet. Man hat auch Modifikationen der 8Iuios, wo der untere Theil des Kanals aus gut amalgamirten Zink- oder Kupferplatten gebildet ist, an denen das Goldamalgam besser haftet. Das gebildete Amalgam wird nur einmal wöchentlich herausgenom men, das überschüssige Quecksilber mittelst Durchpressen durch Leder entfernt, und endlich das Goldamalgam in kleinen eisernen Retorten abdestillirt, wobei ein poröser Goldkuchen zurückbleibt, während fick das Quecksilber in dem vorgelegten Wasser niederschlägt. Die tägliche Arbeitsleistung eines Mannes stieg mittelst der 8Iuios ans 360 Ctnr. und konnte man daher damit immer noch Sänke verwaschen, die 45mal ärmer waren, als die in den alten klneers zuerst bearbeiteten. Mittelst der Schleuße wurden zuerst die älteren goldhaltigen An schwemmungen in Arbeit genommen, vor Allem die vergleichungswetse jüngeren Sand- und Kiesbänke, die sich nicht allzuhoch über das Ni veau der Flüsse erhoben, die also leicht mit genügenden Mengen Wasser versehen werden konnten. Alle diese Kiesbänke enthalten mehr oder weniger Gold, indessen in so ungemein schwankender Menge, daß manche unendliche Reichthümer, andere kaum irgend einen Ertrag lieferten. Versucht man einen Durchschnitt zu ziehen, so berechnet sich ein ungefährer Gehalt von 4—5 Franken per Kubikmeter.*) Herr La ur giebt eine Zusammenstellung der Kosten und des Ertrags einer solchen Schleußenvorrichtung, welche mit solchem Goldsande arbeitet. Acht Goldwäscher, mit einem Kapital von 4000 Franken (circa 1000 Thlr.), bauen sich zuerst ihr hölzernes Haus, dessen Material und Baukosten betragen 1500 Franken Eine gute 8Iuios fertig gestellt, kostet . . 1200 „ Quecksilber und Werkzeuge Nahrungsmittel für 8 Mann .... 750 Summa 4000 Fr. Die 8 Arbeiter verwaschen täglich 100 ton8 (2000 Ctnr.) oder 67 Kubikmeter zu 5 Fr. Goldwerth ----- 335 Fr. *) Schon dies sind Gehalte, mit denen einzelne unserer deutschen (Zote- sandablagerungen den Vergleich sehr wohl ausbalten können. Bei Gold- berg in Schlesien findet sich ein Lager von Goldsand, der im Centner circa Loth Gold entbält, im Kubikmeter, circa ZO^Centner, aho 1 Loth Gold zu 15 Tblr. oder 56 Fr. Leider liegt dieser Sand zu tief und ist schwer zu fördern, auch nicht in Massen vorhanden.