Volltext Seite (XML)
3tt Seiles sich selbstständig nach der sich ändernden Distanz zwischen Maschine und Anker regulirt. Um das Sei! vom Schleifen auf dem Boden abzuhalten, stehen alle 50 Schritte sogenannte Seilträger, kleine Wagen mit Führungsrollen, welche von Jungen vorgezogcn und wieder untergestellt werden, so oft der Pflug paßirt. Wie man sieht, ist hiebei ein Mann auf der Maschine, ein Mann auf dem Pflug, einer mit dem Anker, der gesteuert werden muß, nebst zwei Jungen mit den Seilträgcrn beschäftigt. Außerdem ist ein Junge mit Pferd und Karren zum Herbcischaffcn von Brennmaterial und Wasser erforderlich. Nachdem die Apparate in der angegebenen Weise ausgestellt sind, kann ein Feld von jeder beliebigen Länge fertig gepflügt werden, indem sich Maschine, Anker, Pflng und Seil von selbst ruckweise in der Längenrichtung vorwärts bewegen, während der Pflng über die Quere läuft Nur an den Anwänden bleiben zwei Streifen, auf welchen sich Anker und Maschine bewegen, unbearbeitet und diese werben dann gewöhnlich mit dem Pserde gepflügt. Wenn ein Gut in große Parallelogramme mit zwischenlicgenden Wegen auSgelcgt ist, fallen diese Anwandstücke von selbst weg. Hügeliges Land macht nicht die geringste Schwierigkeit, und Felder von unregelmäßiger Gestalt, wenn die Grenzen nicht gar zu sehr divergiren, können aufs Leichteste gepflügt werden. Ist das Feld fertig, so bewegt sich die Maschine als Straßenlokomotive auf ihren nächsten Bestimmungs ort, nachdem zuvor bas Seil unter ihrem Kessel aufgewunden ist, der Anker wirb auf zwei Wagenräder gesetzt und sämmtlicbe Appa rate, wenn die Wege schlecht und eng sind, von Pferden, im andern Falle durch die Maschine selbst weiter bewegt. Dieses Versetzen kostet namentlich ungeübteren Arbeitern immer etliche Stunden. Es ist deshalb absolut nothwendig, daß die Felder, auf welchen der Pflug inThätigkeit gebracht wird, eine Größe haben, welche ihn einige Zeil in ungestörter Thätigkeit hält, wobei als Mi nimum eine Flache von 20 Morgen angenommen werden muß. Die Einführung der Dampfcultur ist aus diesem Grunde auf englischen Gütern mit dem Niederreißen der dieselben nach allen Richtungen durchziehenden Hecken und Zäune verknüpft, um das Gut soviel als möglich der neuen BehandluugSweisc und ihren Vorthcilcn anzu passen. Wie man aus Obigem ersieht, ist die «»gewendete Dampfma schine speziell zu dem angegebenen Zwecke gebaut, uud wenn sie auch selbstverständlich ohne Weiteres zum Dreschen oder jeder andern Ver richtung benützt werden kann, so kann doch nicht umgekehrt jede andere gewöhnliche Lokomobile in der beschriebenen Weise zum Pflügen ver wendet werben. Um auch dieß zu ermöglichen, wendet Fowler einen zweite» selbstbeweglichcn Anker an, der statt der gewöhnlichen Seil scheibe die „Klappentrommel" trägt, welche oben als dircct unter dem ! Kessel der Maschine hängend bezeichnet wurde. An den Anker ist die gewöhnliche Lokomobile mit zwei Stangen, welche die Stelle der Pferdedeichseln vertreten, gehängt, während ihre Kraft durch einen ! eigenthümlichen Riemen auf den Anker übergetragcn wird. Zwischen beiden Ankern bewegt sich das Seil mit dem Kultivator wie in obigem System, und beide Anker, der eine die Maschine hinter sich drein schleppend, bewegen sich langsam über die Anwändc. Ans diese Weise sind ebenfalls alle Vortheilc deS „großen Fow ler sehen Tackels" erreicht, nur ist ein Mann mehr für den zweiten Anker erforderlich nnd ist namentlich das Bewegen des Apparates von Feld zu Feld mühsamer, indem die Maschine hiebei nicht hilft, ! sondern im Gegentheil gezogen werden mnß. Das System wird nur bei Denjenigen in Betracht kommen, welche bereits eine Maschine von genügender Stärke znm Dreschen re «»geschafft haben und diese nun auch zum Pflügen benützen wollen. Howard in Bedford wendete von Anfang an eine gewöhnliche Lokomobile an. Dieselbe wird in einer Ecke des Feldes ausgestellt uud ihre Knrbclwellc mit der Triebwellc der daneben ausgestellten Seil winde gekuppelt. Letztere besteht im Wesentlichen aus zwei vertikalen Trommeln, an welchen die beiden Enden des pflügenden Seils be festigt sind, und die einen Theil desselben abwechslungsweisc anf- und abwindcn. In den drei übrigen Ecken des Feldes liegen soge nannte Anker, d. h Seilscheiben, die an zweizinkige in den Boden eingesenkte förmliche Klauenankcr befestigt sind. Zwischen zweien derselben bewegt sich der Pflug aber Eultivator hin und her, indem bas Seil vollständig nm das zu pflügende Feld herumläust. Nach einem jedesmaligen Auf- uud Abgang des Pflugs werden die zwei Anker, zwischen denen er arbeitet, um die Breite deS geflügtcn Streifens versetzt, eine Arbeit, die zwei starke Männer erfordert. Außer diesen ist ein Mann mit derMaschine, ein Maunbei der Winde, einer aus dem Pfluge, es sind die zwei Jungen für die Scilträger und schließlich der Jungemir Pferd uud dem Wasser - und Kohlen karren erforderlich. Die größere Anzahl der Hände, welche dieses System beschäftigt, ist jedoch nicht der wesentlichste Grund, welcher dasselbe namentlich im Auslande dem Fowler scheu entschieden unterordnet. Wie man sieht, geht Howard mit seinem Seile rings um das zu pflügende Feld; mit 1200 Dards, *- die er gewöhnlich anwendet, kann er somit circa 12 Acker umspannen. Nach jeden 12 Ackern, selbst auf demselben Felde, d. h. alle kV^ und beim Kultiviren alle Tage rst er somit genöthigt, den Apparat zu verstellen, was bei ihm doppelt zeit raubend ist, da Winde und Maschine richtig gestellt, festgerammt und gekuppelt werden müssen. Fowler wendet nur 800 Darrs Seil an und kann damit jedes Feld von unter 400 Dards Breite, sei es, so lang es wolle, ohne Aufenthalt fertig bringen. Ucberdies ist einer der schwersten Kostenpunkte die Erhaltung der Seile. Je weniger Seil, nm so besser, Namentlich aber ist daS Abbeugcn der Seile mehr als alles andere destruktiv für dieselben. Während nun Fowler das seine während eines einmaligen Auf- und Abgangs um Anker Klappentrommel, d. h. zweimal abbeugt, geschieht dieß bei dem Ho- warb'schen Systeme um Seiltrommeln, Führungsrollen und Anker nicht weniger als neunmal. Dieß nnd die durch die nothwendig schwache Verankerung mit ge wöhnlichen von Hand zu bewegenden Klauenankern bedingte ge ringere Leistungsfähigkeit der Howard scheu Kultivatoren stellt bei den letzten offiziellen Kostenberechnungen für beide Systeme den Preis der Kultur von schwerem Lande bei Howard über ^/g höher, als bei Fowler, trotzdem, daß damals sLeeds, Ausstellung der ^Zi-ie. Soeisl)-) die Differenz der Anschaffungspreise sehr zu Ungunsten Fowler s in s Gewicht fiel: ein Punkt, der bei dem zweiten beschrie benen System von Fowler sich mit Howard nahezu gleichstellt. Wir glauben mit diesen Andeutungen hinlänglich dargethan zu haben, warum wir in Folgendem nur noch aus die Folwer scheu Sy steme Rücksicht nehmen. Daß eine Erfindung, wie die vorliegende, deren praktische Durch führung fast ganz «uferst zu sammelndeu Erfahrungen beruhte, nicht mit einem Mal fertig vor dem Publikum erscheinen konnte, versteht sich von selbst. Jedes der letzten 10 Jahre fast brachte für die Idee eine Reihe von Erfolgen, von Erfahrungen, von zum Vorschein kom menden Mängeln und von Hilfsmitteln gegen dieselben, bis sie end lich seit 2 Jahren nur in unwesentlichen Details geändert den prak tischen Anforderungen zu genügen scheint. Die erste, das Sein oder Nichtsein bedingende Anforderung aber war die Geldfrage und aus diese näher eiuzugehen ist der spezielle Zweck dieser Zeilen. Zwei Dinge find es, die allein bezüglich Les Werths aller derar tiger Neuerungen als sicherer Maßstab dienen können: die aus eigene Erfahrung gestützten Berechnungen von Leuten, welche die Resultate der Erfindung zu genießen in der Lage sind und das Maß, in welchem sich dieselben im Laufe der Zeit verbreiten. In England sind die landwirthschaftlichcn Zeitungen — für und wider — der großen Frage Schritt für Schritt gefolgt. Es sind uns auf diesem Wege eine Reihe von Briefen und Berichten direkt von den Besitzern von Dampfpflügen an die Journale eiugcsendct, zugänglich, welche uns mit der Art, wie der praktische englische Land- wirth die Sache auffaßte von Anfang an bekannt machten. Natür lich konnten die früheren Pflüge in ihrer unvollkommenen Gestalt nicht die Resultate geben, die man mit Recht jetzt von ihnen verlangt. Das vcrhältnißmäßig größere Anschaffungskapital und der un- nöthige Verlust von Kraft, die größere Abnützung von Maschinen und Seilen führten gleichmäßig auf eine Erhöhung LcS Durch schnittspreises per Acker kultivirten Landes hin. Doch dürfte eS immerhin von Interesse sein, eine derartige Berechnung direkt aus den Kreisen des praktischen Lebens kommend, im Auszug mitzu- theilen. Mr. Pocock, ein anerkannt tüchtiger Landwirth, schreibt 1861: Die Güter Bourton und Uppcrstratton umfassen 2SO Acker pflüg bares und 400Acker Weideland Der Boden auf kcm„Kimmeridge" Lehm liegend ist sehr steif. des pflügbaren Landes liegt in Schafs futter, Klee, Wicken und Rapps, der Rest erzeugt Weizen, Bohnen nnd Gerste. *) l engl Darb — I,4S9 würtlemb. Elle, l Acker engl. — l,284 württ. Morgen. A. b. R.