Volltext Seite (XML)
Ur. 33. Iriedrich Georg Wiecks Deutsche 1862. N.- H e r a u s a e g c b e n von vr. Vtto Dammer. vr. Ernst Engel, Kgl. Prcuß. Geb. Reg.-Ralh, Dirtttor de« Kgl. Stilist. Bureau, RNter ic. in Berlin. vr. M. Kühlmann, Prof, der Kvnigl. Polytechn. Schule, Ritter re. in Hannover. M. M. Freiherr von Weber, Znqen., K. Säebs. Finanz-Ratk u. Gtaat-eisenb.- Dircctor, C.omlhur u. Ritter in Dresden. A. M. Ritter von Surg, K. K. Reg.-Rath u. Prof., Mitglied d. Akademie d. Wissenschaften, VerwaitungSrath rc. in Wien. vr. Knapp, Professor der angewandten Chemie in München. vr. Wilhelm Ritter von Schwär;, K. K. Sektion--Rath und Kmizlei-Director de- österr. General-Eonsulat- ,c. in Pari-. Unter besonderer Mitwirkung der Kerren Vr. Rudolph Dietz, Großherrogl. Bad. Geb. Referend. im HandelS- Miiuft., Ritter rc. in Carlsruhe. W. Vechelhäuser, General-Direct. d. Continental-Gas-Geseslsch. in Deßau. vr. F. von Stcinbeis, Direct. d. Württemb. Centralstelle f. Handel u. Gew., Comtl, u. Ritter rc. in Stuttgart. Wöchentlich ein Bogpn. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postämter. Siebenundzwanzigster Jahrgang. Zur Technologie des Baryts. Von Prof vr. Rud. Wagner. (Fortsetzung.) Wie aus dem Vorstehenden zur Genüge hervorgeht, wird ein großer Theil des Schwerspathes, welchen die Barytindustrie in An spruch nimmt, dem Handel in Gestalt von Barytweiß überliefert. In der Regel kommt es in Teigform — Lluvo Lx en xstte — mit 20 bis 30^/g Wasser vor. Das Barytweiß hat seit etwa 6 Jahren als Wasserfarbe bei der Tapeten-, Buntpapier- und Kartenfabrikation ausgedehnte Anwendung gefunden und scheint überhaupt für viele Zwecke ein Ersatzmittel für Bleiweiß und Zinkweiß werden zu wollen. Das blendende Weiß dieser Farbe ist durch kein anderes Material zu ersetzen, es ist indifferent gegen jede Einwirkung der Lnft. der Sonne und der Temperatur, wird durch schwefelwafferstoffhaltige Exhalatio- nen nicht gedunkelt und hat in mehreren Schichten dünn mit Leim lösung aufgetragcn eine Dcckkraft, welche der des reinsten Kremser weiß am nächsten steht. Bei den geringen Herstellungskosten und dem geringen spccifischen Gewichte ist der Preis kaum '/, gegen den von Bleiweiß. Als Bindemittel wendet man Leim oder Kleister an, oder auch ein Gemenge von Kleister und Wasserglaslösung. Mit Oelfirniß angcrieben deckt das Barytwciß wenig, gut dagegen, wenn es mit einem gleichen Gewicht Zinkweiß gemischt ist. Daß das Barytwciß als Oelfarbe nicht geeignet erscheint, mag seinen Grund zum Theil darin haben, daß es in Folge seiner chemischen Beschaffenheit durch das Oel nicht zersetzt wird, während bei der Anwendung von Zink weiß und Bleiweiß stets ein kleiner Theil mit der Oelsäure des Fir nisses zu Zink- oder Bleipflaster zusammentritt, wodurch der Deck kraft Vorschub geleistet wird. Für den Tapetcnfabrikanten ist das Barytweiß ein schätzbares Material in Folge seiner Eigenschaft, so wohl mit als ohne Glanzpräparat, durch die Bürste einen sonst un erreichbaren Satinglanz anzunehmen, welcher der Feuchtigkeit wider steht. Die Zimmermaler und Stukkaturarbeiter verwenden ebenfalls das Barytweiß in großen Mengen. Auf glatter GyPS- oder Kalk wand mit leichter Leimung einige Mal dünn aufgetragen, hierauf mit einer dichten Bürste oder mit einem Linirballcn abgerieben, gibt das Barytweiß eine haltbare Glanzflächc von blendcndweißer Farbe. Daß das Barytweiß vor dem Schwerspathmehl unbedingt den Vorzug verdient, wenn es sich um Farbenmischungen handelt, ist all gemein anerkannt. In Folge seiner absolut weißen Farbe, seiner in differenten Beschaffenheit und seiner Unzersetzbarkeit läßt es die ur sprünglichen Farbentöne durchaus unverändert. Mit hochrothem Krapp oder Karminlack versetzt, gibt das Barytweiß das schönste Rosa, mit Berlinerblau das lebhafteste Hellblau. AIS mineralisches Lnmpensurrogat in der Papicrfabrikation ist das Barytwciß sehr geeignet., insofern cS weißer ist als das Lenzin und sich feiner zertheilcn läßt als der Gyps (welcher letztere den Pa piermühlen unter dem Namen Annaline oder Milchweiß zugeht). Auf lOO Kilogramm Ganzstoff verwendet man b5 Kilogramm teigförmi ges Baytweiß. Der Zusatz von Barytweiß zur Papiermaffe ist in mancherlei Hinsicht vortheilhaft. nämlich ordinäre und mtttelfeine Papiere gewinnen dadurch an Weiße, der bei dünnem Papiere ein tretende Ucbclstand deS Durchweinens wird bis zu einem gewissen Grade dadurch aufgehoben, der Festigkeit des Papiere« geschieht da durch kein Abbruch, und endlich wird das Papier durch einen Baryt- weißzusatz wohlfeiler — In neuester Zeit wendet man auch den schwefligsauren Baryt in der Papierfabrikation an, welcher erst als Antichlor wirkt und dann, nachdem er in Barytwciß übergegangen.