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fassensollenden Associationen, die doch nur einer kleinen Klasse hel fen, nämlich der so zu sagen aristokratischen Elite des Ardeiterstandes, welche zur Produktivcooperation sittlich und ökonomisch tüchtig ist. Am bedenklichsten aber wird die geforderte Kreditgarautie auf dem Wege des allgemeinen Wahlrechts. An sich betrachtet und gehörig eingegrenzt, wäre die StaatSga- rantie für kontrolirte Arbeitcrfabriken zunächst nicht socialistischer, als es Eisenbahn-Zinsgarantien und andere Leistungen sind, weiche eben deshalb gemeinwirthschaftlich geschehen, weil sie so ersprießlicher geleistet werden können oder weil sic sonst gar nicht zu Stande kä men. Denkt man im Gegensatz zur Lassalle'schen Anforderung, eine vorsichtige Kreditgarantie, nicht allgemein, nicht großartig, nicht mit Versicherungssolldarität der einzelnen Vereine, dann ist sie nicht socialistischer als die jetzige Bildungs- und wirthschaflliche Staats pflege in Schule, Kirche, Straßen, Eisenbahnen, Mnseen, welche eine Menge Individuen fördern ans allgemeinen Mitteln, im Sinne des modernen Rechtsstaats und der Manchesterschule. ,,Selbsthilfe" und „Staatshilse" wird immer sein und mit dem Schlagwort „Socialis- mus" ist an sich noch Nichts gesagt. Will man aber ans dem von Lassalle bezeichneten Wege zu der von ihm geforderten Staatshilfe gelangen, so wird mau in den ver werflichen Socialismns hineingerathen und die Grenzen praktisch bald überspringen, welche Lassalle für möglich hält, gegen eine den Jndividualgeift abtödtende, wirklich socialistische Staatsintervention festhaltcn zu können. Ein zum Zweck der Unterstützung der Ar beiterfabriken durch gesetztesallgemeineSdirektesWahlrecht der 80 bis 90«/o der Gesellschaft betragenden Klaffe muß zu kompromitti- render Ueberstürzung, zu einem gefährlich cxperimentirenden wirklichen Socialismns führen. Ein zu einem so bestimmten Zweck von Las salle gefordertes Wahlrecht würde nicht die Besten und Fähigsten, nicht die Aristokratie des Geistes und Charakters (in s Parlament) heraufführen, eine mit so großer Macht über jenes hohe Bevölke rungsprocent ausgestattete Partei würde bald die Dämme, welche Lassalle gesetzt haben will, durchbrechen. Es bedarf zur Ausfüh rung des Lassalle'schen Gedankens, der in seiner Ausführung einen wirklichen Socialismns droht, nicht des überstürzenden Nachdrucks des allgemeinen Wahlrechts, welches die Existenz des Bürgerthums, wie irgend eines anderen aristokratischen Standes bedroht und diese Stände zum Existenzkampf mit den Arbeitern oder zum Niederfallen vor einem Gesellschaftsrettcr zwingt. Das Gute an dem Lassalle- schen Gedanken kann auch bei graduirtem Wahlrecht in einer alle Klasse patronirenden Monarchie verwirklicht werden. Viele Demokra ten mit dem früheren Bckenntniß für das allgemeine Wahlrecht haben es deshalb jetzt abgeschworen, auch die Bourgeoisie hat das Prinzip demokratischer Gleichheit fahren lassen und sich als neuzeitliche Aristo kratie bekannt. Lassalle ist vielfach mißverstanden worden, so von Rau, der seine Theorie so auffaßt, als sage er, der Arbeitslohn drehe sich um das zur Lebensfristnng Erforderliche, um das absolute Existenzminimum,während er nur sagt, der gewohnheitsmäßige, allmälig höher hinaufrückende 8ts.ncknrä ok liks ist die Untergrenze des Lohnes in jeder Zeit und jedem Stande. Freilich behauptet er verkebrt, für den Arbeiter sei in dieser Beziehung nicht eine Verglei chung mit Arbeitern anderer Zeiten, sondern eine Vergleichung mit den übrigen Ständen derselben Zeit und desselben Volkes maßgebend und eine dauernde Inferiorität im Ertraqanthcile der Arbeit unerträglich. Der 8tnncli»rck »k Uks rückt, wie Lass alle selbst zugiebt, hinauf und muß dem wirthschastltch Möglichen durchschnittlich ziemlich nahestehen. Auch die Arbeiter (oder die 90"/o) vermögen sich, wie die Kulturge schichte unwiderleglich nachweist, eine Reihe edler und sättigender Ge nüsse zu verschaffen. Das Hinaufrücken des Ktnnänrll ok liks ist nicht so bedeutungslos, als Lassalle meint. Civilisation ist ein Glück und Lassalle selbst weist seine 9O"/„ ans die höher civilisir- ten I0"/„. Der Mensch nimmt — ras „eherne" Lassallesche Gesetz macht ein viel freundlicheres Gesicht als cs ihm selbst erscheint — mit steigenden Löhnen im Laufe der Geschlechter höhere Bedürfnisse am, in geistiger Beziehung und in Hinsicht des äußeren Genusses. Bildung und Leistungsfähigkeit sind eben gestiegen. Deshalb läßt sich der Kapitalist einen höheren standesgemäßen oder gewohnheits mäßigen Bedarf als Untergrenzc deS Lohnes gefallen. Diese Unter grenze hängt nicht so sehr von der Sitte, als von der Arbeitsqualität ab. Wir wollen Lassalle nicht als einen nationalökonomischen Di lettanten kurz abthun, aber so viel scheint uns sicher, daß das Gesetz, welches er den Arbeitern als den Fluch ihrer Lage predigt, nicht so trostlos ist und die Arbeiter nicht verzweifeln dürfen, wenn die Asso ciationen sich langsam verbreiten und nie, auch mit Staatshilfe nicht, allgemein werden können. Lassalle kann, von der Welle eines allgemeinen Wahlrechts getragen, leicht an eigentlich socialistischen Konsequenzen anlangen. Aber die ganze von ihm hervorgerufene Bewegung und der Sturm in der socialistischen Frage ist eine Mahnung an die Bourgeoisie auch staatlich, soweit es der Staat kann, sich der Interessen des vierten Standes anzunehmen. Die entgegengesetzten Strömungen, die so mächtig in die sociale und politische Bewegung unseres Volkes eingetreten sind, sind vielleicht nur das Vorspiel neuer Klaffenkämpfe, weiche kommen wer den, sobald der Kampf des Bürgerthums ausgekämpft ist gegen die letzten Reste des Feudalismus. Schlußerklärung der Redaktion: Die Anschauungen des klein deutschen Standpunktes und der Fortschrittspartei werden später in gleich objektiver Darstellung in unserem Blatte Raum finden. Die Behandlung der Mineralöl-Lampen. Von vr. Otto Buchner in Gießen. Eben, wo bei den so kurzen Tagen eine frühe Beleuchtung unse rer Wohnräume nöthig ist, werden die Verkäufer von Mineralöl- Lampen, besonders Nachmittags, wahrhaft überlaufen von Solchen, die Klagen ausstoßen über die neue Beleuchtung. Da will eine Flamme nicht hell brennen, der Docht verkohlt, der Cylinder wird schwarz, er steht schief und springt, die Lampe raucht und qualmt, daß das Zimmer mit unerträglichem Gernch gefüllt ist; eine Oelsorte brennt gut, eine andere schlecht, eine dritte gar nicht. Für alle diese Mängel wird der Lampenverkäufer verantwortlich gemacht. Ist er selbst Fabrikant, so weiß er Auskunft zu geben, ist er nur Händler, so begnügt er sich mit der Versicherung, die Lampe sei gut, aus der ersten Fabrik rc., die Ursache liege anderswo. Damit ist aber dem Publikum nicht gedient. ES wird sich auch bald in die immer noch neue Beleuchtungsweise eingelebt haben und die Unzufriedenheit wird immer mehr schwinden. Vielleicht trägt das Nachstehende einen klei nen Theil dazu bei. Es ist schon zu wiederholten Malen darauf aufmerksam gemacht worden, kann aber nicht oft genug gesagt werden, daß die Mineralöl- Lampen mit großer Sorgfalt behandelt sein wollen. Jede Nachlässig keit, auch eine kleine V-rsäumniß rächt sich dadurch, daß die Lampe ihre Schuldigkeit nicht thut. Vor allem ist große Reinlichkeit das Haupterforderniß. Wird bei einer gewöhnlichen Lampe ein Tropfen Oel daneben geschüttet, so kann dieser zwar Flecken verursachen aber nicht den Übeln Geruch, den viele Erdöle verbreiten — und sie ganz geruchlos zu machen, wird ebensowenig gelingen, als der Kamille ihren Geruch zu nehmen oder dem Zimmt. Bei dem Eingießen des Oels wird der Brenner von dem Ring auf der Vase abzeschraubt, aber der Docht nicht aus dieser heraus genommen; alsdann gießt man vorsichtig nnd langsam das Oel ein, so daß cS am Docht herabfließt. Als Oelbehälter ist eine Flasche von Weißblech mit ziemlich engem Halse besser als eine GlaSflasche, die leicht zerbrechen kann; ist sie nicht größer, als um k Liter (circa 2 württ. Schoppen) zu fassen, so bleibt sie immer noch bequem zu handhaben. Größere Flaschen müssen einen Henkel haben und ganz große, die V4 Centner und mehr halten, dienen nur als Behälter, um kleinere Flaschen daraus zu füllen. Die gewöhnlichen altherge brachten Oelkännchen sind in ihrer Form lehr prakiisch, aber sie schließen nicht genau genug, so daß Mineralöle darin nicht gut auf bewahrt werden können, weil sie zu stark und unangenehm riechen. Bei guten Lampe» nnd gutem Oel ist eS nicht nöthig, die Vase nach jedem Gebrauch wieder zu füllen Zie brennen aber nur dann gut, wenn das Oel so leicht und dünnflüssig ist, daß es selbst auf be trächtlichere Entfernung durch den Docht in die Höhe gehoben wird. In einer guten Lampe kann das Oel bis zur Neige aufgcbraucht werden. Zweckmäßig ist es allerdings, vor dem Gebrauch die Vase zu füllen, denn brennt einmal die Lampe, so hat das Nachgießen von Oel manches Mißliche. Der Cylinder ist heiß und schwierig abzuneh men, der Brenner ist ebenfalls, wenn auch nicht so st^irk, erhitzt, und die Vase ist mit Oeldämpfen gefüllt, die bei dem Oeffuen und Nach gießen heraustreten und keinen Wohlgeruch verbreiten. Unter allen