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gäbe, photographische Ausnahmen ohne irgend welche Mitwirkung der menschlichen Hand bei der Zeichnung, auf Metall oder Stein so zu übertragen, daß eine große Anzahl Abdrücke nach Art des Kupfer stich- oder Steindrucks davon gemacht werden können. Es hatten sich zu dem Entschcidungstcrmine 1860 drei Bewerber, Poitcvin, Negre und Pretsch eingefundcn, aber die Bcurtheilungs-Kommis- sion fand die Aufgabe noch nicht hinreichend vollständig gelöst, um einen der Bewerber krönen zu können, und verlängerte die Frist bis ! zum 1. April 1864, so daß sie gegenwärtig noch läuft. Es bieten sich nun drei wesentlich verschiedene Arten durch den Druck dar, nämlich: 1) Die Platte, sei es Kupfer oder Stahl, enthält die Zeichnung vertieft und wird nach Art einer gravirten oder geätzten Kupferplatte auf der Kupferdruckpresse abgedruckt. (Photo- glyphie, Heliographie.) 2) Die Zeichnung wird auf Stein oder Zink übertragen, ent sprechend behandelt und auf der Steindruckpresse gedruckt. (Photolithographie, Photozinkographie.) 3) Die Zeichnung bildet sich erhaben auf einer Kupferplatte und kann nach Art eines Holzschnitts oder der gewöhnlichen Typen auf der Buchdruckpresse gedruckt werden. (Phototypie, Helioplastie.) Erste Art mit vertiefter Zeichnung. a. Talbot's Methode, von ihm pdotoZI^ptriL svgruving ge ¬ sagt, selbst mit einer scharfen Loupe ein Korn nicht mit Sicherheit zu erkennen, vielmehr erscheinen die Schattirungen, besonders die helle ren Töne, vollkommen wie getuscht, während in den tiefsten Schatten unter der Loupe nur einzelne weiße Punkte erkennbar werden. Diese außerordentliche Feinheit und Weichheit der Töne, die in der That hinter denen von Photographien kaum zurückbleibt, und selbst bis in tiefes Schwarz übergeht, bildet einen wesentlichen Vorzug der Talbot- schen Methode vor allen übrigen, die wir demnächst zu betrachten ha ben. Ein wichtiger Mangel aber, an welchem die sämmtlichen mir vorliegenden Photoglyphien, wenn auch in ungleichem Grade, leiden, liegt in dem harten Uebergange der hellgrauen Halbtöne in die weißen Lichter, indem hier die letzte zarte Vermittelung meistens fehlt und die Bilder überhaupt an dem Fehler leiden, zu viel reines Weiß ohne alle Schattirung zu enthalten- Dieser Fehler liegt aber keineswegs nothwendig in der Methode, wie denn auch an einzelnen Parthien dieser Uebergang völlig genügend vermittelt ist. Ich bin geneigt zu vermuthen, daß die fehlenden zarten Schattirungen der Lichter der Ungeschicklichkeit dcS Druckers zur Last fallen, der beim Abwischen ! der Farbe von der Platte nicht vorsichtig genug zu Werke ging. Es ist sehr zu bedauern, daß Talbot, vielleicht durch andere Arbeiten in Anspruch genommen, die Photoglyphie bei Seite gelegt zu haben scheint; denn die bis jetzt gewonnenen Resultate lassen ! kaum einen Zweifel, daß auf diesem Wege besser als auf irgend einem (anderen bis jetzt bekannten die Reproduktion von Photographien ! offne Aufopferung ihrer Zartheit erreichbar ist. Bei Anwendung von nannt, scheint das Verdienst der Priorität zu haben und ist ihm am 29. Oktober 1852 patentirt; ein späteres Patent vom Jahre 1858 betrifft eine geringe unwesentliche Abänderung. Talbot hatte eine Reihe seiner auf Kupfer geätzten und gedruckten Photoglyphien in der Londoner Ausstellung zur Schau gebracht und erwies mir die Freund lichkeit, eine gleiche Sammlung mir zu verehren, die mich in den Stand setzt, Näheres über diese Photoglyphien mitzutheilen. Nachdem schon früher (1839) Mungo-Ponton das chrom saure Kali, wiewohl zu ganz anderem Zwecke der Photographie em pfohlen hatte, machte Talbot die interessante Entdeckung, daß Ge- ! latine, mit chromsaurcm Kali gemischt und dem Lichte exponirt, eine solche Veränderung erleidet, daß sie ihre Löslichkeit in Wasser verliert. Hieraus gründet sich sein neues Verfahren. Man bereitet in der Wärme eine Auflösung von 1 GewichtSthcil Gelatine in 32 — 40TH. Wasser, setzt ihr 4 Th. kalt gesättigter Lösung von doppelt chromsau rem Kalt zu und filtrirt die Flüssigkeit durch ein feines leinenes Tuch. Man kann diese Lösung, vor dem Tageslicht geschützt, Monate lang unverändert aufbewahren, nur im Winter verdickt sie sich zu einer Gallerte, die aber beim Gebrauch durch gelinde Erwärmung wieder flüssig gemacht werden kann. Man gießt sie ans die gehörig polirte und auf's Vollkommenste gereinigte Kupferplatte, läßt den Ueber- schuß ablaufen und trocknet die verbleibende feine Schicht in der , Wärme. Die zu kopirende Photographie, welche in diesem Falle ein Positiv sein muß, wird darauf gelegt und dem direkten Sonnenlicht einige Minuten, oder bei zerstreutem Tageslicht diesem längere Zeit ausgesetzt, wodurch an den Lichtstellen die Gelatine in den veränder ten unlöslichen Zustand übergeht, an den Schattenstellen dagegen unverändert bleibt. Man bestäubt hierauf die Platte mit höchst fein pulverisirtcm Kopal und bringt denselben durch vorsichtige Erhitzung der Platte zum Schmelzen, so daß dieselbe wie bei der Vorbereitung zur Aquatinta-Manier mit einer zarten Schicht angeichmolzener Harz- theilchen bedeckt ist, rind nimmt nunmehr die Aetzung mittelst einer conccntrirtcn Lösung von Eisenchlorid vor, welches an den Schatten stellen von der unveränderten Gelatine durchgelasscu wird nnd die Metallflächc angreift, während die an den Lichtstellen veränderte Ge latine nicht erweicht, folglich auch dem Aetzmittel den Durchgang zum Metall versperrt, an den Halbschatten aber das Aetzmittel verhältniß- mäßig mehr oder weniger znr Wirkung kommen läßt. Das Aufscbmel- ren deö Kopals hat wohl mehr den Zweck, der feinen Gelatincschicht eine gewisse Festigkeit zu erthcilen, als der Aetzung ein Korn zu ge ben, denn in den mir vorliegenden Talbot sschen Photoglyphien ist auch mit der Loupe nicht die Spur eines Kornes zu entdecken. Nach bLendigtcr Aetzung wird die Platte durch Abspülen mit vielem warmem Wasser und Abmischen mit weichen leinenen Läppchen völlig gereinigt. In den 13 Talbot schen Photoglyphien, welche ich besitze, nämlich Ansichten von Gebäuden, Architekturen, auch ein Paar landschaft lichen Ansichten in dem kleinen Format von etwa 3x4", nur einer größeren, einen Eingang des Straßburger Doms darstellend, von 8 x 10", sämmtlich nach Photographien gemacht, ist, wie ge- Stahl statt des Kupfers würde man, trotzdem, daß die Schatten nur durch eine zarte Rauhheit der Oberfläche ohne alle Linirung oder Körnung entstehen, ohne Zweifel zu rasche Abnutzung nicht zu fürch ten haben. In allen Fällen, wo es sich um getreue, bis in die klein sten Details genaue Wiedergabe von Naturgegenständen handelt, z. B. bei Abbildung von Thicren und Pflanzen, mikroskopischen Ver größerungen, anatomischen Präparaten, auch Hieroglyphen und an deren Inschriften und Skulpturen verursacht jede Linirung oder Punktirung, und wäre sie auch so fein, wie bei der feinsten Kreide zeichnung, schon eine störende Ungenauigkeit, weshalb sich für alle Gegenstände dieser Art die Talbot'sche Photoglyphie in ihrer Vollen dung ganz vorzüglich eignen wird. Freunden dieser Sache, die sich wozu ich hiermit bringend aus fordere, mit ihrer Weiterbeförderung beschäftigen möchten, bin ich mit Vergnügen erbötig die Talbot schen Sachen zur Einsicht vorzulegen. b. Niepce's Methode. Ein Jahr später, 1853, trat eine an dere von Niepce de Saint-Victor erfundene Methode in die Oeffentlichkeit, nach welcher die Uebcrtraguug auf Stahl vermittelst Asphalt Statt findet. Das Verfahren besteht kürzlich in Folgen dem: Die polirte, mit Kreide und Alkohol von allem Fett vollkommen gereinigte Stahlplatte wird mit einer Lösung von Asphalt (vom tobten Meer) in Lavendelöl mittelst einer ledernen Walze dünn überzogen und der Ueberzng in gelinder Wärme getrocknet, wobei sich in dem selben unzählige feine, in allen Richtungen sich kreuzende Risse bil den. Man legt nun die zu kopirende positive Photographie darauf und setzt das Ganze etwa '/a Stande lang dem vollen Sonnenschein, aber eine Stunde oder selbst darüber dem zerstreuten Tageslichte aus. Hieraus behandelt man die Platte mit einer Mischung von 3 Thcilen rcktifizirtcm Steinöl und 1 Theil Benzol, von welcher diejenigen Theile des Asphalts, die vom Lichte nicht getroffen wurden, die also den Schattcnstcllcn des Bildes entsprechen, aufgelöst, die vom Lichte getroffenen, dadurch chemisch veränderten und unlöslich gewordenen Theile dagegen nicht angegriffen werden. Nachdem die>e Wirkung in dem, dem beabsichtigten Zwecke gemäßen Grade, der nur durch Er fahrung zu lernen ist, Statt gefunden hat, spült man mit vielem Wasser') das Lösungsmittel weg und trocknet die Platte. Man be ginnt nun mit einer Mischung von 1 Raumtheil Salpetersäure von 36 " Baum«, 8 Thcilen Wasser und 2 Thcilen Weingeist zu äßen, läßt aber die Wirkung nur ganz knrze Zeit dauern, weil sonst ras Asphalt angegriffen werden könnte, spült die Säure weg, wäscht mit vielem Wasser und trocknet die Platte, um vor dem Weiterätzcu die zarte Aspbalftchicht mit einem Schutzmittel zu bekleiden. Dies besteht in fein pulverisirtcm Harz, welches man auf die Platte stäubt nnd durch gelinde Erhitzung befestigt. Es hat außerdem den Zweck, wie bei der Aquatinta-Manier in den schwarzen Schatten ein feines Korn hervorzubringen nnd dadurch beim Druck die Buchdrucksarbe besser ') Daß es möglich sei» soll, mit Wasser da- ölige Löiungsmittel zu entferne», halte ich für kaum gtaudlich.