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Herausgegeben von vr. Otto Dammer Ueber die Veranderimg des Stärkemehls durch den Keimproceß. Von Prof. Or. August Vogel. Die Umwandlung des Stärkemehles während des Keimens ist insofern eine Frage von nickt unbedeutendem Interesse, als sich, wie man weiß, gerade au diese Veränderungen des Amylons, dessen Auf lösung und Umwandlung in Zucker, wicktige tecknifcke Processe, die Bier- und Branntwcinbereitnug, knüpfen. Dessenungeachtet ist die Art und Weise dieses Vorgangs, d. h. die eigentliche Ursache, welche das Stärkemehl in den keimenden Samen zur Lösung bringt, eine noch wenig aufgeklärte Erscheinung geblieben. Ich will nur als Hauptresultat einiger Versuche über diesen Gegenstand erwähnen, daß die Natur des Bodens, in welchem die Keimung des Samens vor sich gebt, auf die Umwandlung des in demselben ursprünglich enthaltenen Amylons von dem größten Einflüsse ist. Die Versuche bezogen sich vorläufig nur auf die Umwandlung des Stärkemehles in den Kar toffeln und zwar auf den beiden Extremen der Bodenarten: auf frucht barer Ackererde und auf geglühtem Quarzsand. Die in Ackererde und Qnarzsaud gleichzeitig gelegten Kartoffeln waren ausgewählte Exemplare einer und derselben Sorte, deren Starke- mehlgehalt durch zahlreiche unter sich nahe übereinstimmende Versuche festgestellt worden war. Die Stärkemehlbcstiminungen konnten der Natur der Sacke nach nur nach der bekannten mechanischen Methode, — durch Zerreiben der Kartoffel und AuSwascken des AmylonS, — vorgenommen werden, weshalb sie auf absolute Genauigkeit keinen Anspruch machen dürfen. Da es sick indcß hier stets nur um ver gleichende Beobachtungen handelte und die Unterschiede in den Amylon- mengen bei diesen Versuchen sich als sehr bedeutend ergaben, so ist auch diese Methode hier als ausreickeud zu betrachten. Mit Umgehung der speciellen VersuchSzal'lcn erwähne ich nur die quantitative Verminderung des Stärkemehles in den Kartoffeln, wie sie sich aus den während der Keimungsperiode zu verschiedenen Zeit abschnitten ausgeführten Versuchen im Allgemeinen ergeben hat. In der fruchtbaren Erde war der Amylongebalt nach 4 Wochen schon auf die Hälfte reducirt, nach 8 Wochen nahezu verschwunden; in dem Ouarzsaude dagegen betrug die Amylonabnabme nach 4 Wo chen 30 Proc, nach 8 Wochen 47 Proc. und war in 12 Wochen kaum so weit vorgeschritten, als in der fruchtbaren Erde nach 4 Wochen. Gleichzeitig neben den Stärkcmchlbestimmungen wurden auch ! Zuckerbestimmungen in den gekeimten Kartoffeln vorgenömmen, aus welchen sich ergab, daß der durch Keimung verschwundene Stärke- l mchlgchalt nur sehr tbcilweise als Zucker nachgewiesen werden konnte und daher wahrscheinlich zur Ernährung der jungen Pflanzen ver wendet wird. Unterseeische Beleuchtung. Der russische Ingenieur-Oberst van der Weide, Professor an der ersten Militärschule in St. Petersburg, bat die Erfindung eines unter seeischen BcleucktnngS-Apparats gemacht. Die Versuche wurden am l6. und 17. Juli (28. uud29.Juli) in Kronstadt in Gegenwart deS Geueral-MajorS Swerew, des Ingenieur-Generals Kanfmann, der Ingenieur-Obersten Paucker und Boreskow und mehrerer anderer Männer vom Fach vorgenommen Noch seit Peters I Zeiten zieht ! sich quer durch die nördliche Rhede eine ununterbrochene Linie von unterseeischen Wehren, deren Durchbrechung jetzt an manchen Stellen nolhwendig geworden ist, um die neuerbautcn Monitors durchführen zu können. Die Resultate der mehrfach ausgeführten Sprengungen auf galvanischem Wege konnten von den Tauchern nickt immer genau untcriucht werden, während der neuerfundene Apparat die Möglichkeit genauer Besichtigungen unter dem Wasser gewährt. Der Taucher, welcher sick mit dem Apparat auf den Grund des Meeres in eine Tiefe von >6 Fuß hinabgesenkt hatte, konnte in einem Umkreise von 2 Faden deutlich Allks lehen, und als er mit dem Apparat in der Hand vor wärts schritt, war der ganze Raum vor ihm vou Hellem Lickte erleuch- tet. Durch den ersten Versuch mit diesem Apparat ist sch»» die Wich tigkeit seiner Auweudnng vollkommen erwiesen, und in Folge dessen haben die bei den Versuchen anwesenden Personen iiackstehendes Gut- achten über den vielseitigen Nutzen der neuen Erfindung abgegeben: „Die am 16. und 17. Juli d. I. mit dem erfundenen unter- seeischen Beleucktungs-Apparat im Kckonstädter Hafen und auf der nördlichen Rhede angestellten Versuche bei Beleuchtung der Sprengung des unterseeischen Steinwalles führten zu dem Ergebuiß, daß der Taucher, wenn er mit dem Apparat auf den Meeresgrund hinabsteigt, deutlich die Gegenstände um sick der erkennen kann und daß die Lickt- strahlen die Waffermasse zwei Faden weit durchdringen. Der bezeich nete Apparat kann von Tauckern bei Besichtigung unterseeischer Werke, beschädigter Stellen an Sckiffe», überhaupt auch in vielerlei andern Fällen mit Nutzen angewendct werden."