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Iriedrich Heorg Wiecks 1866. Uebcr das Verhalten explosiver Körper im luftverdiiniitcn Raume. Von Prof. Heeren. Schon vor längeren Jahren machte ich bei Gelegenheit von Ver suchen, um die bei der Verbrennung des Pulvers entstehenden Gase zu untersuchen, bei welchen Versuchen Pulver im luftleeren Raume verbrannt werden sollte, die Bemerkung, daß sich das Pulver unter diesen Verhältnissen gar nicht entzünden ließ, wurde aber an einer weiteren Verfolgung des Gegenstandes verhindert. Unter den zu Versuchen mit der Luftpumpe dienenden Appa raten findet man gewöhnlich auch einen solchen, wo innerhalb des Recipientcn ein Flintenschloß nut Stahl und Stein abgedrückt wer den kann, um zu zeigen, daß sich daS auf der Pfanne liegende Pulver nicht entzündet. Aber dieses Experiment zeigt hauptsächlick nur, daß wegen mangelnden Sauerstoffs die vom Pfannendeckel dnrch den Stein abgerissenen Stahlspänchcn nicht, wie in der Luft, brennen und sprühende Funken erzeugen können, so daß sich das Nicktau- brcnnen des Pulvers auch von dem Mangel sprühender Funken ab leiten ließe, obwohl die Stahlspäncken sich, wenn auch nicht in brennendem, so doch im glühenden Zustande befinden und das Pulver wohl entzünden könnten. Neuerdings (1862) sind von Bianchi Versuche über Ver brennung des Schießpulvers im luftleeren Raume beschrieben (Vergl. Oompt. renck. B. 55. S. 97.). Er construirte von feinem Platin draht ein kleines Körbchen, füllte dasselbe mit Pulver und bracktc unter dem Recipienten der Luptpumpe mittelst eines galvanischen Stromes den Platindraht zum Glühen. Hier fand nun keine plötz liche Explosion statt, sondern nur ein langsames allmälichcs Ver brennen. Um über diesen Widerspruch zwischen den Bianchi'schen und meinen früheren Resultaten Aufklärung zu erhalten, habe ick die Versuche, aber in abgcändcrter Art, wiederholt und außer auf Schieß pulver auch auf andere sehr explosive Körper ausgedehnt. Es wurde dabei die folgende Vorrichtung angewandt: In der Mitte des Tellers einer gut wirkenden Luftpumpe war ein Kork befestigt, dessen obere Fläche eine zur Aufnahme des Pulvers bestimmte kleine Grube ent hielt. Die als Recipient dienende Glasglocke war oben mit einer Stopfbüchse versehen, durch welche, luftdicht sckließcnd, ein Messing rohr hindurckging, welches also auf- und abgeschoben werden konnte. In dieses Rohr waren zwei mit Seide bcsponnene, ziemlich dicke Kupferdrähte mittelst Siegellack eingekittet, so daß sie vollständig isolirt waren und auch einen luftdichten Verschluß bildeten. »Die unteren Enden dieser, ziemlich weit in den Recipienten hineinreichen- den Drähte enthielten kleine Klemmschrauben, wodnrck es leickt war, einen bogenförmig gekrümmten feinen Planndraht cinzuspannen, den mau bei den Versuchen durch einen elektrischen Strom zum starken Glühen erhitzen konnte. Nachdem der dem Versuche zu unter werfende Körper in die Grube des Korkes gefüllt und der Recipient darüber gestellt war, brachte man den Zündnngsapparat so weit herunter, daß der Platindraht bis zn einer geringen Tiefe in den Körper eingesenkt war, und erzeugte nun die Luftleere. Um übrigens das Herabseuken des ZündungSapparates, der sich des gehörig luft dichten Verschlusses wegen in der Stopfbüchse nur mit ziemlicher Kraftanstrcngung perschieben ließ, ganz sanft und vorsichtig zu be wirken , diente eine Schraube, die sich gegen das obere Ende des Zündungsapparales stemmte und beim Anziehen denselben herab drückte. Zu diesem Zwecke war das obere Ende des Rohrs mit einer kleinen Scheibe gescklosseu, ans welche die Sckxraube drückte, während die beiden isolirtcn Kupferdrähte unterhalb der Scheibe zu beiden Seiten aus dem Rohr hervorstanden und zur Verbindung mit einer kleinen Batterie Klemmfchrauben erhielten. Die Zündungs- versncke wurden theils mit einem dünnen Platindraht, theils auch mit einem feinen Eisendraht ausgeführt, welcher letztere jedesmal nach Schließung des Stromes fast augenblicklich zum Schmelzen kam und die Unterbrechung des Stromes bewirkte, wogegen der nicht abschmelzende Platindraht beliebig lange im Glühen erhalten wer den konnte. Da es sich gezeigt hatte, daß eine besonders starke Verdünnung der Lust nickt erforderlich, so wurde bei den meisten Versuchen die j Verdünnung nur so weit getrieben, daß die Difserenz des Qucck- silberstandes im Luftpumpen- und im freien Barometer etwa 2 Li nien betrug, entsprechend einer 168fachcn Verdünnung. ») Versuche mit Pulver. Es diente hierzu ein gewöhnliches, ziemlick grobkörnigesJagdpnlver. Ein Eisendraht schmolz im Pulver ab, ohne es zu entzünden. Nack dem Auseinandcrnchmcn des Ap parates zeigten sich die beiden Hälften des Drahtes, soweit sie im Pulver gewesen, mit angeschmolzenen Pulverkörnern bekleidet, die noch nicht zur Verbrennung gekommen waren und beim Berühren ! mit einem brennenden Körper noch cxplodirtcn. Wurde ein Platin draht angewandt und nur kurze Zeit im Glühen erhalten, so war der Erfolg derselbe; dagegen trat bei länger fortgesetztem Glühen