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2 Kilogramm Garn, liefern mithin jährlich ein Garnquantum von 1,938,600 Kilogr,, welches sich durch Waschverlust auf 1,600,000 Kilogr. reducirt. Nimmt man den Werth eines Stückes Tuch zu 200 Fr., den eines Kilogramm gewaschenen Garnes zu 10 Fr. an, so ergiebt sich sür die Produktion des Arrondissements Verviers im Jahre 1860 ein Werth von 84 Mill. Fr., wovon 68 Mill, auf die Tuchfabrikation und 16 Mill, auf die Garnsabrikation kommen. In welchem Verhältniß die Zahl der Etablissements während der letzten Jahre zugcnommen hat, ergiebt sich aus folgender Zu sammenstellung : 1857 1861 Etablissements für Tuche und andere Stoffe 79 98 desgleichen für Tuche und Garne 7 4 desgleichen für Garne allein 12 16 Summa 98 118 Das in Belgien eingeführte Garnquantum betrug im Jahre 1840 gegen 110,000 Kilogr., stieg im Jahre 1850 auf 280,000 Kilogr., und im Jahre 1860 auf 375,000 Kilogr., trotz der Ver größerung der älteren und der Einrichtung vieler neuen Spinnereien. Das ausgeführte Garnquantum belief sich während §der Jahre 1840 bis 1850 im Durchschnitt auf 29,400 Kilogr. jährlich, imJahre 1850 auf 119,000 Kilogr., im Jahre 1855 auf 344,000 Kilogr. und im Jahre 1860 überstieg dasselbe 1,650,000 Kilogr., wobei zu be merken ist, daß 1,400,000 Kilogr. allein nach England auSgesührt wurden. In der Provinz Lüttich existiren außerdem noch 12 Streichgarn spinnereien mit 17,100 Spindeln und in den übrigen Theilen Bel giens 33 Spinnereien mit 43,000 Spindeln. Die Tuchfabrikation in den Etablissements von Verviers und Umgegend lieferte: im Jahre 1833 . 100,000 Stück im Werth von 25 Mill. Fr. „ „ 1853 . 200.000 „ 40 „ „ „ 1858 . 280,000 „ „ „ „ 56 „ „ „ 1860 . 340,000 68 „ Von diesen 340,000 Stück, welche jährlich in Verviers erzeugt werden, wird die Hälfte im Jnlande verbraucht, die andere Hälfte auSgesührt und zwar vorzugsweise nach Holland, den Vereinigten Staaten, Italien, Deutschland und der Schweiz Die Ausfubr be trug von 1841 bis 1850 durchschnittlich 700.000 Kilogr., 1855 gegen 1,200,000 Kilogr. und stieg im Jahre 1860 auf 1,750,000 Kilogr. mit einem Gesammtwerth von 31,526,000 Fr. 2) Leinen-Industrie. Die in Belgien seit undenklichen Zeiten in ausgedehntem Maße betriebene Leinen-Industrie hat sich vorzugsweise in Oft- und West flandern entwickelt, wo Klima und Boden dem Anbau und der Zu bereitung des Flachses ganz ausnehmend günstig find. Dieser Industriezweig hatte zu jener Zeit, als das Handgarn durch das Maschinengarn verdrängt wurde, sehr viel zu leiden, doch haben sich die Verhältnisse bald wieder gebessert in Folge der großartigen und schnellen Entwickelung der belgischen Maschinenspinnerei, welche dem größeren Theil der durch Verlust der Handspinnerei brodlos gewor denen Arbeiter eine neue Erwerbsquelle eröffnete. Die gleichzeitig der Handippberei drohende Gefahr deS Unterganges wurde durch zweckmäßige Maßregeln der Regierung, namentlich durch Errichtung industrieller Lehranstalten in mehr als 100 Gemeinden Flanderns, so wie durch gänzliche Umänderung des Geschäftsbetriebes wenigstens noch für eine Reihe von Jahren beseitigt. Früher arbeitete der Weber völlig isolirt auf dem Lande, ohne Führung und ohne Unterricht, gänzlich seinen alten Gewohnheiten folgend, entweder für eigene Rechnung oder für einen kleinen Unternehmer, welcher 5—10 Stühle beschäf tigte. Diese kleinen Unternehmer sind jetzt gänzlich verschwunden, an ihre Stelle sind große Handelshäuser getreten, welche die ganze Fabrikation leiten, indem sie dem Weber das Garn liefern, ihm die Anzahl der Ketten- und Schußfäden vorschreiben, und die Einhal tung dieser Vorschriften genau controliren. Diese Veränderung des Geschäftsbetriebes ist für die gesammte Weberei von den wohlthätig- sten Folgen gewesen. Die Produktion an geschwungenem Flachs betrug im Jahre 1840 gegen 21 Mill. Kilogr. Davon wurden 7 Mill. Kilogr. ausgefübrt und der Rest von 14 Mill. Kilogr. im Lande selbst zu folgenden Produkten verarbeitet: 270,000 Klgr. eins. Garnes» 3,10 Fr.)imWerthvonFr. 837,000 1,500,000 „ gezwirnteG.su 4,40Fr.) 9,074,000 „ Leinwd.(»4,5OFr.imMittel) ,, „ 40,835,700 Summe Fr. 48,272,700 Im Jahre 1846 betrug die Produktion an Schwingflachs nur Mill. Kilogr., wovon 6 Mill. Kilogr. ausgeführt und 111/2 Mill. Kilogr. im Lande verarbeitet wurden. Es wurden dar aus hergestellt: 2,222,000 Kilogr. einfache Garne im Werth von Fr. 7,999,200 1,500,000 ,, gezwirnte Garne „ „ „ „ 6,600,000 5,533,620 ,, Leinwand „ „ 25,000,000 Summe Fr. 39,599,200 In den Jahren 1846 bis 1860 hat sich die Ausfuhr an Schwingflachs bedeutend gesteigert, indem sic sich von den oben ge nannten 6 Mill. Kilogr. aus 17 Mill. Kilogr. erhob. Gleichzeitig hat aber auch die Einfuhr zugenommen und zwar in einem noch stärkeren Verhältniß. Sie belief sich im Jahre 1846 auf 1^ Mill. Kilogr., im Jahre 1860 hingegen auf 9^ Mill. Kilogr. Die zu jetziger Zeit im Lande verarbeitete Quantität Schwingflachs schätzt man auf IO1/2 Mill. Kilogr, aus denen nach Abrechnung von 12 Procent Abfall gegen 9'/^ Mill. Kilogr. Garne aller Gattungen er zeugt werden. Die derzeitige Garn-Einfuhr beträgt 'f/z Mill Klgr., mithin der Gesammtverbrauch an Garn 10^ Mill. Kilogr. Der Werth einer Jahresproduktion für 1860 ergiebt sich aus folgender Zusammenstellung: 1,82 9,000 Klgr. eins. Garnes»3,50Fr.)im Werth von Fr. 6,447,000 1,600,000 „ gezwirnte G. s» 6 Fr.) „ „ „ „ 9,600,000 6,800,000 „ Leinwd.(»4,50Fr.durchschn.„„ „ 30,600,000 Summe Fr. 46,647,000 Die Anzahl der bei der Leinen-Industrie beschäftigten Arbeiter belief sich im Jahre 1856 auf fast 200,000, in folgender Ver- theilung: Zubereitung des Flachses . . 13,096 Arbeiter, Spinnerei und Zwirnerei . . 104,369 „ Weberei 74,099 ,, Bleicherei 1845 „ Seilerei 1768 ,, Summe 195,177 Arbeiter, Von dieser Arbeiterzahl werden in Flandern allein 159,233 be schäftigt. Die mechanische Leinenspinnerei hat sich innerhalb einer mäßigen Anzahl Jahre zu einer großen Bedeutung aufgeschwungen. Im Jahre 1835 hatte Belgien nur eine einzige Spinnerei, 6 Jahre später zählte man bereits 8 Spinnereien nut 47 000 Spindeln, im Jahre 1846 gab es 15 Spinnereien mit 92,000 — 95,000 Spin deln, und im Jahre 1861 war die Zahl der Spinnereien auf 30 mit 180,000 Spindeln gestiegen. Auf eine Spinnerei kommen sonach im Durchschnitt 6000 Spindeln, eine Zahl, welche weder in Eng land nock in Frankreich erreicht wird. Diese 180,000 Spindeln befinden sich in Gent (17 Spinnereien mit 120,000 Spindeln und 6000 Arbeitern), Tournay (17,000 bis 18,000 Spindeln), Roulers (8000 Spindeln), Brügge (7000 Spin deln), Brüssel, Mcchcln, Lüttich u. s. w. Die Löhne der Arbeiter hatten im Jahre 1861 für eine Arbeits zeit von 12 Stunden täglich folgende DurchschnittSwcrthe: Alter der Arbeiter männliche Arbeiter weibliche Arbeiter 12—15 Jahre 0,75 Fr. 0,60 Fr. 15—18 Jahre 1.20 Fr. 1.00 Fr. 18—mehr Jahre 2,40 Fr. 1,60 Fr. Die Zwirnereien sind in großer Anzahl zu Alost und Ninove ctablirt, wo sie mehr als 3000 Arbeiter beschäftigen. Die Hand spinnerei sür die feinsten Garne zur Linon - und Svitzcnfabrikation beschäftigt im Arrondissement von Nivelles 300—400 Spinnerinnen mit einem Tagelohn von 75 — 80 Centimen. Die in Belgien cingeführten Garne bestehen vorzugsweise in den besseren Qualitäten einfacher Garne (roh zu 5 Fr., gebleicht zu 6 Fr., gefärbt zu 5,50 Fr per Kilogr ), wahrend die auSgefübrten einfachen Garne meistens in mittleren Qualitäten sich halten (roh zu 4 Fr., gebleicht zu 5.50 Fr., gefärbt zu 5 Fr. pr. Kilogr.). Die Zwirn einfuhr ist nickt beträchtlich, die Zwirnausfuhr aber sehr bedeutend. l denn die belgischen Zwirne find fast auf allen Märkten der Erde zu ! finden.