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Xr. 32. Friedrich Heorq Wiecks 1865. Deutsche Fortsetzung über die Brennmaterialien und ihre Bcrwer- thung durch die trockene Destillation. Von l)r. pllil. Georg Thenius technischer Chemiker aus Dresden. Pro-uctc -cs Stcinkohleuthccrcs. Tic Darsteiiung des reinen Steinkohienkreoscts. Das bei der Behandlung mit Aetznatronlaugc, Neutralisation derselben mit englischer Schwefelsäure und Rectisication des ausgc- schiedenen rohen Kreosots, erhaltene Kreosotöl, wird zur weiteren Reinigung wiederholt in 20" starker Aetznatronlauge gelöst, mit eng lischer Schwefelsäure die Lösung zersetzt und das ausgeschiedene vor her mit Wasser gewaschene Kreosot auf einer gut gereinigten Destilla tionsblase reetificirt, wobei das zuerst und zuletzt übergehende Destil lat in besondere Gefäße gethan und nur der mittlere Theil zu den, rei nen Kreosot verwendet wird. Diesem Kreosot hängen noch immer sehr hartnäckig Brandöle und Brandharze an, die sich in der Aetzlange nicht lösen; um dieselben ganz zu entfernen, schüttelt mau das Kreosot niit 1^ bis 2 Proc. Schwefelsäure in Flaschen oder in einem mit Blei ausgefütterten Bottich, läßt einige Stunden stehen, gießt das Kreosot von der Säure ab und wascht dasselbe mit Wasser. Diese Operation wird einige mal wiederholt und schließlich um wasscrhelles Kreosot barzustellen, in gläsernen Retorten im Sandbade reetificirt. Auch hierbei beobach tet man dasselbe was schon früher angegeben wurde, daß man das erste und letzte Rectificat für sich aufsängt und nur den mittleren Theil als reines Kreosot betrachtet. Die etwas gelb gefärbten An- theile werden zur Bereitung der Pikrinsäure verwendet. Tas Stein- kohlenkreosot ist eine farblose durchsichtige Flüssigkeit, welche bei -s- 8" zu langen einseitigen Nadeln erstarrt , die erst bei -s- 34" wieder schmelzen. Das spec. Gewicht ist bei -st 18" — 1,065. Der Siede punkt ist bei -st 187". Es wird in Wasser wenig gelöst; Alkohol und Aether lösen es in jedem Verhältnisse. Schwefel und Jod wird eben falls gelöst. Eiweiß wird coopulirt. Ein mit Salzsäure befeuchtetes Stück Tannenholz wird bei Zusatz von Kreosot blau gefärbt. Der Steiukohlenkreosot wird meistens anstatt deS Holzkreosotes in der Mcdiciu angewandt, größere technische Verwendungen haben sich bis jetzt, außer zur Pikrinsäure-Darstellung, nickt gefunden. Die Bereitung der Pikrinsäure. Zur Darstellung diese« in der Seidcusärberei wichtigen Farbstof- j fes verwendet man da« etwas gelb gefärbte, nicht ganz gereinigte j Steinkohlenkreosot. Die Bereitung derselben geschieht in einem mäßig erwärmten Sandbade, welches mittelst Glassenster» gänzlich geschlossen werden kann, damit die sich entwickelnden Dämpfe den Arbeiter nicht belästi gen, sondern in einem anstoßenden geheitzten Kamin abziehen. In dem Sandbade befinden sich eine Anzahl von irdenen Schüsseln, die ungefähr 18 Pfd. Inhalt (Masse) fassen; man bringt in eine ;ede bei läufig fünf Pfd. starke Salpetersäure und setzt nach und nach sehr vorsichtig ein Pfd. gelbes Kreosot unter immerwährendem llmrühren zu. Die Masse fängt bei jedem Zusatz stark zu schäumen an und giebt salpetrigsaure Dämpfe von sich, nur muß man sich hüten, nicht zu viel auf einmal zuzusetzcn, indem die Masse sonst leicht übersteigt. Wenn alles Kreosot in die Flüssigkeit geschüttet worden ist, so setzt j man nach und nach noch ein gleiches Quantum Salpetersäure zu. ! Entweichen keine salpetrigsanren Dämpfe mehr, so läßt man vicrund- zwanzig Stunden stehen. Nach Verlauf dieser Zeit hat sich ein Harz kucken ausgeschiedcn, au welchem sich Krhstalle von Oxalsäure befin den, die man hesonders abnimmt. Der Harzknchen wird hierauf mit kaltem Wasser ansgewasckcn und mit frischem Wasser ansgckockt. Beim Erkalten der filtrirten Lösung krhstallisirt Pikrinsäure heraus, welche zum Trocknen erst auf einem Trichter, dann auf Lösckpapicr ansgc- breitet wird. Die Mutterlauge kann man unter der Luftpumpe ein dampfen oder an einen mäßig warmen Ort stellen. Die gesammelten und sorgfältig getrockneten Krystallc werden in einem GlaSgefäßc ausbewahrt Die reine Pikrinsäure krhstallisirt in gelben, glänzenden Blättchen oder Prismen, schmilzt beim Erhitzen und läßt sich ohne Zersetzung snblimiren; an freier Luft erhitzt, entzündet sie sich, schmeckt sehr bit ter, löst sich wenig in kaltem, leickt in heißem Wasser mit gelber Farbe. In Alkohol und Aether löst sie sich ebenfalls. Mit Basen bildet sic gelbe krystallisirbare Salze, die bei schnellem Erhitzen mit großer Heftigkeit verpuffen. In neuerer Zeit verwendet man sie (die Pikrinsäure) als Ersatzmittel für Hopfen, indem sic dem Biere jene eigcnthümlichc Bitterkeit des Hopfens crtheilt. Daßdiesc Verfälschung der Gesundheit nachthcilig ist, braucht wohl keiner Erwähnung. Die Darstellung des gereinigten Naphtalins. Das aus dem lcicktcn und schweren Stcinkohlcnölc durch Krystal- lisation und nachheriges Pressen erhaltene rohe Naphtalin, wird in geräumigen irde.neu Scbaalen im Saudbatc geschmolzen und 25 Proc.