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Verbrennen von Schwefel oder Schwefelkies erzeugte schweflige Säure. Äquivalente Mengen beider Gase werden mit einem Dampf strome durch einen mit Koks gefüllten Condensator geleitet, wobei sie nach der Gleichung s8O^ -s- HO -s- 01---^80^ -s- 801) Schwefel säure und Salzsäure geben, die durch Destillation getrennt werden. Nach einer anderen Methode wird eine Mischung von gleichen Äqui valenten Schwefelkies und Salz mit vier Äquivalenten Eisenoxyd geglüht, wobei die zuerst sich entwickelnde schweflige Säure größten- theils durch das überschüssige Eisenoxyd in schwefelsaures Eisen ver wandelt und daher der größere Theil des Kochsalzes in schwefelsaures Natron und Chlorgas übergeführt wird, welches letztere demnach in dem zweiten Stadium der Erhitzung erhalten wird. Wird eine Reihe - von Oefen mit der Mischung beschickt und das Chlor des einen mit der schwefligen Säure des anderen bei Gegenwart von Wafferdampf , in Berührung gebracht, so kann mau eine fortwährende Erzeugung von Schwefelsäure und Salzsäure unterhalten, während das Natron > mit der Hälfte des Schwefels aus dem Schwefelkiese als schwefel- saures Natron gewonnen wird. (Chemisches Centralblatt.) Gezogene Stahlrohren. Zur Anfertigung von Röhren behufs der Leitung von Gas, Wasser, Dampf re. hat man sich schon der verschiedenartigsten Mate- ! rialicn, Gußeisen, Schmiedeeisen, Kupfer, Messing, Blei, Thon, Glas, ja sogar des Papiers bedient. Eine der wichtigsten Anwendungen der Röhren ist die zur Construktion von Nöhrendampfkcsseln. Man wendet hierzu jetzt mit Vorliebe die geschmiedeten eisernen Röhren an, da diese bei größerer Billigkeit noch den Vorzug vor den Messing- u»d besonders vor den Kupferröhreu haben, baß sie der mechanischen abschleifenden Wirkung durch die vom Zuge mitgerissenen Kokstheil- chen am besten widerstehen. Dagegen haben sie den Nachtheil, daß ihre Befestigung in den Endplatten der Feuerbüchse und des Rauch kastens, besonders wenn neue Röhren in einen schon gebrauchten Kessel eingezogen werden, nur mit Schwierigkeit und durch langes Hämmern und Klopfen geschehen kann, und daß kierbci die Röhren an der Schweißstelle leicht aufplatzen. Ein ganz vorzügliches Material hierzu müßten die gezogenen Stahlröhren aus weichem homogenen Stahl bieten, wenn dieselben in hinreichender Länge und zu nicht allzu hohem Preise beschafft werden könnten. Auch andere Industrie zweige, z. B. die Anfertigung von Gewehren und Geschützen (nach ! dem Armstrong-Prinzipe) könnten von diesen Röhren mit Vortheil ! Gebrauch machen. Durch Hawskworth und Harding in Paris und London werden nunmehr solche gezogene Stahlröhren nach demselben Prinzipe ange- j fertigt, wie man früher die Bleiröhren und jetzt noch die Kupfer- ! röhren ohne Löthung darstcllt. Man gießt eine kurze, sehr dick wandige Röhre und verlängert dieselbe durch Ziehen über einen Dorn durch passende, allmälig enger werdende Zieheisen. Natürlich ver langt der Stahl wegen seiner großen Festigkeit hierzu die Aufwen dung entsprechend großer Kräfte und Apparate. Ebenso ist nur , kohleustoffarmer, möglichst weicher Stahl zu dieser Fabrikation ! geeignet. Sowohl in Paris als jetzt in London (Bermondsey) werden solche Stahlrohren in continuirlichem Fabrikbetriebe bargestellt. Die Methode der Darstellung ist ausnehmend einfach. Zwei hydraulische ! Pressen mit Kolben von 16^ Zoll Durchmesser und von ca. 12 Fuß Hub sind einander gegenüber horizontal gelagert und auf einer sehr schweren gegossenen Fußplatte befestigt. Jede Presse hat einen sehr massiven Flansch von 4 Quadratfuß Fläche an jedem Ende. Die Preßkolben, die, um an Eisen zu sparen, hohl gegossen sind, tragen ähnliche Flanschen, die ilt einem Stück mit denselben gegossen sind. Diese beiden Kolbenendstücke sind durch Bolzen mit einander zu einem Stück vereinigt. Wenn der rccktsliegeude Kolben aus dem Cylinder beraustritt, geht der andere in den entgegengesetzten Cylinder hinein. Starke gegossene Gitterträger halten die Pressen aus einander. Durch die Flanschen an den einander zugekehrten Enden der Preßcylinder sind 6 — 8 weitere Löcher durchgebohrt, und zwar so, baß dieselben sich nach den abgewendetcn Seiten der Flanschen etwas erweitern. In diesen Löchern werden nun die aus gehärtetem Stahl bestehenden Zicheisenplatten befestigt. Durch die erwähnte Erweiterung werden diese Ziehcisen beim Ziehen von selbst festgehalten. Diesen Löchern genau gegenüber, in den äußeren Flanschen der Preßcylinder, sind gleichviel bedeutend engere Löcher durchgebohrt, die später zur Be festigung des Dorns dienen. An dem Mittelstück der vereinigten Kolben, ebenfalls den schon erwähnten Löchern gegenüber, sitzen eigenthümliche Greifer, d. h. Schrauben, welche in die Mündung des zu ziehenden Stahlrohrs eingeschraubt werden. Man stellt nun zuerst durch den Guß eine massive Stahlbarre dar, die man dann unter dem Hammer bearbeitet, um das krystalli- nische Gefüge zu zerstören, und durch Tempern möglichst weich macht. Diese Stahlstange wird von beiden Enden aus gleichzeitig durch bohrt. Das eine Ende wird äußerlich schwach conisch abgedreht, da mit es einige Zoll durch das erste Zieheisenloch durchgeht, und mit einem kurzen innern Schraubengang für den Schraubengreifer versehen. Der angewendete Dorn trägt am vorderen Ende einen eiförmig gestalteten, runden, gut polirten Knopf, welcher der beabsichtigten Weite der Röhre entspricht, am anderen Ende einen Schraubengang und eine Schraubenmutter, welche zur Befestigung desselben in paffen der Stellung dienen. Man streift den vorbereiteten Stahlstab dar über und befestigt mittelst der Mutter den Dorn in einem der engen Löcher der äußeren Cylinderflansche, und zwar so, daß der Knopf desselben genau in der Mitte des Zieheisenlochs in der inneren Cylinderflansche zu stehen kommt. Man schiebt dann bas zugespitzte Ende des Stahlstabs durch das Zieheisenloch durch und schraubt den correspondirenden Greifer der gemeinsamen Kolbenflanche in das Rohr ein. Natürlich muß zu diesem Ende der gemeinsame Kolben kopf möglichst nahe an die entsprechende Cylinderflansche herangerückt werden. Um keinen ungleichmäßigen Zug auszuüben, müssen je zwei gegenüberstehende Zieheisenlöcher mit Röhren versehen sein. Das bedeutende Gewicht deS Kolbens wird außerdem durch eine auf der Bodenplatte befestigte Gleitbahn getragen. Ist Alles so vorgerichtet, so setzt man die durch eine Dampfmaschine getriebenen Pumpen in Bewegung, die das Wasser in den gerade arbeitenden Preßcylinder treiben. Der Kolben schreitet langsam vor und zieht die Stahlröhren über die Dorne und durch die Ziehcisen durch. Hierdurch werden die Röhren bedeutend gestreckt; ihre Metalldicke wird bei jedem Zuge etwa um */z2 Zoll, ihr äußerer Durchmesser also um s/,8 Zoll ver ringert; gleichzeitig erhalten die Röhren innen und außen durch Dorn und Ziehcisen eine glänzende Politur. Sobald der Kvlbenkopf seinen Weg durchlaufen hat und an der anderen Flansche angekommen ist, findet er dort neue Röhren in die Ziehcisen eingesetzt, so daß es nur des Einschraubens der Greiser bedarf, um beim Rückgänge des Kolbens die Operation des Ziehens sogleich wieder zu beginnen. Die einmal gezogenen Röhren werden zum zweiten und dritten Male durch entsprechend engere Zieheisen gezogen, dann aber sind sie durch die Kompression zn hart geworden und müssen wieder durch AuS- glühen weich gemacht werden. Dies geschieht in einer Thonmuffel, die von außen durch Flammenfeucr hellroth glühend erhalten wird. Sv lange Zieheisen und Dorn vollkommen gut polirt sind, wird durch das Ziehen nur wenig Wärme entwickelt. Sobald indessen durch irgend eine Rauhigkeit eine spurweise Abreibung der Oberfläche be wirkt wirb, so gering, daß man die dadurch bewirkten Längsfurchen kaum sieht, steigt die Temperatur der Röhre um 80—90" F. (45 bis SO" Dw Arbeit der Presse wird hierdurch kaum gesteigert, wie ein Blick auf den angebrachten Druckmesser lehrt; wir sehen daher, daß die aufgewendete Kraft in dem einen Falle durch die Dimensions veränderung latent wird, im anderen Falle aber thcilwcise in Wärme unigesetzt wird. Nach dem Nusglühen wird das Ziehen fortgesetzt, bis die Röhren die nöthigcn Dimensionen erlangt haben. Wenn zwei hochpolirtcOberflächen inmöglichstdichte Berührung mit einander gebracht werden, so adhäriren sie fest an einander. So stellte man früher daS silbcrplattirte Kupferblech dadurch her, daß man eine hochpolirte dünne Silberplatte auf eine eben solche dickere Kupfer platte legte und beide zwischen kräftigen Walzen durchgehen ließ. In der H. <L H.'scheu Fabrik wurde auf diese Art, indem man ein eisernes Rohr über ein stählernes hinwegzog, eine vollständige Vereinigung bewirkt, ein Beispiel einer kalten Schweißung. Hier durch ist die Möglichkeit gegeben, in sehr viel besserer Art, als nach dem Armstrong'schen Verfahren, Geschützröhren herzustellen. Es ist durchaus nicht schwierig, solche gezogene Stahlröhren von einem Durchmesser von 10 Zoll herzustellen. Durch Uebereinanderziehen mehrerer solcher immer weiter werdenden Röhren läßt sich daher mit Leichtigkeit ein beliebig dickwandiges Geschützrohr darstellen, welches