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marder, Iltisse, Dachse und Otterfelle, von dem Landmann Lamm- und Ziegenfelle, von dem Städter Hasen-, Kaninchen und Katzenfelle, welche Artikel er mehr oder weniger nicht selber verwendet und des halb in unbearbeitetem Zustande wieder verkaufen muß. Von den Kürschnern und Handelsleuten, deren Handel von kleinerem Umfange ist, kauft der größere Kürschner und Kaufmann; er bezahlt höhere Preise, weil er bei der Größe seines Umsatzes sich mit einem Gewinn von einigen Procenten begnügen kann*) Diese größeren Kürschner und Kaufleute versorgen die Pro vinzen mit denjenigen Artikeln, welche daselbst gebraucht werden und treiben Handel mit den benachbarten Ländern, z. B. Hamburg und Lübeck, welche außer ihrem Speditionshandel mit amerikanischen und russischen Maaren auch großen Handel mit Sechundsfellcn (grön ländischen) haben, die Rauchwaarenprodukte von Norwegen, Finn land und Dänemark kaufen und nach Liesen Ländern amerikanische, russische, deutsche und französische Maaren verkaufen. Bremen, welches durch seine Schifffahrt Rauchwaaren von den Esquimaux über Honolulu bezieht, kauft die Erzeugnisse seiner Gegend und versorgt Stadt und Land mit amerikanischem und russi schem Pelzwerk. Wien liefert an Galizien, Ungarn und Italien russische und amerikanische Rauchwaaren, verfertigt selbst vorzügliche Pelzwaaren und ist ei» fortdauernder Markt für türkische, ungarische und italienische Lammfelle. Berlin und Breslau haben bedeutenden Handel nach ihren Provinzen und auch besonders nach Polen und Rußland. Die übrigen Haupt- und Residenzstädte, Königsberg, Posen, Lemberg. Krakau, Dresden, Prag, München, Stuttgart, Köln, Mann heim, Karlsruhe, Braunschweig, Hannoverund andere schließen den vor hergehenden sich würdig an, indem sie ihre Umgebung mit denjenigen Pelzfellen, die entweder zur Landestracht**) gehören oder sonst dort Mode find, versorgen, besonders aberreichen Vorrath halten, Vorrath von allen feineren Rauchwaaren, die dem Großstädter zum Nutzen und zur Annehmlichkeit Lienen. Die Hauptstädte der benachbarten Länder Frankreich, Polen und Rußland sind in Betreff unserer Handelsbräuchen Deutschland gleichzustellen. Paris giebt in ver fertigter Maare die Mode an und die kostbarsten Pelze sind für die „imuts morrlls" oftmals nicht zu theuer, wie auch für andere Klassen die geringste Maare nicht zu schlecht ist. Was den eigentlichen Han del betrifft, so sammelt Frankreich Wildwaaren ^suvrrj-in«) so, wie es in Deutschland geschieht, beschäftigt sich aber auch vorzugsweise mit der Bereitung und Färbung von Kaninfellen. Warschau ist für unsere Handelsbräuche Klein-Moskau zu nennen; man weiß hier alles, was Pelzwerk heißt, zu schätzen. Pesth und andere Städte Ungarns sind für uns bedenkend, weil Pelzwerk zur Nationaltracht gehört und das Land viel an Wildwaaren und besonders viel nutz bare Schaf- und Lammfelle producirt. Die Verarbeitung der Felle, die Kürschnerei, wird in Ungarn musterhaft betrieben. Um die Interessen aller Städte, aller Länder, ja aller Weltthcile, welche am Rauchwaarcnhandel betheiligt sind, zu vereinigen, ge brauchen wir die Messen, wo man alle Rauchwaaren findet nnd wo man alle Rauchwaaren verkaufen kann. Wie die Messen von Frank furt a. d. O-, Braunschweig, Frankfurt a. M. und anderer für unsere Branche von geringerer und fast zu nur provinzieller Bedeutung her abgestiegen sind, so wächst der Rauchwaarenkandel Leivzigs, welcher zur Zeit bereits der Hauptweltmarkt geworden ist. II. 1) Die Leipziger Messen. Zn der Leipziger Ostcrmesse werden zunächst alle Pelzfclle aus ganz Deutschland und den angrenzenden Ländern gebracht, die der Ein kleiner Kürschner einer Stadt, welcher eines Tages zwei Mar derfelle, das Stück fnp zwei Thaier. kaufte und sie selbigen Tages zu vier Thalern wiederverkaufte, konnte sein Glück nicht bergen, erzählte es überall und — blieb ein kleiner Kürschner; aber sein Eoncurrent, welcher ihm den hoben Preis bewilligt hatte, wurde durch die größere Anzahl von Waaren, welche man il»n zu Kauf brachte, ein wohlhabender Mann. **) Zu den Pelzwcrklandestrachten geboren für Herrenpclze in Ungarn versuche und Astrachaner Lammfelle zu Besatz, in Baiern die Otterfclle zu Hauben für Landmädchen (man verwendet dazu die besten Otterfelle mit goldgestickten Einlagen, so daß sie oft 30 und mehr Gulden kosten). Einzelne Münchener Rauchwaarenhändler kaufen bäufig mehrere tausend Stück Otternfelle auf einmal. In Schlesien werden amerikanische Nerze und Brabanter Silberkanine für die Frauenhauben der Landleute ge braucht. Früher trugen die Frauen auf dem Lande enge lange Pelze mit Steinmarder besetzt.'weiche Tracht jedoch, da die betreffenden Felle sehr im Preise stiegen, städtischen Moden Platz machte. Steigerung der Waaren- vreise verdrängen vielfach die Laudestrachten. kurz vorhergegangene Winter an Wildwaaren geliefert hat, Füchse, Edelmarder, Steinmarder, Iltisse, Ottern, Dachse und Hasenselle, bann Kaninchenfelle, schwarze und bunte Katzen- und Lammfelle in großer Menge, ferner die auf den großen russischen Märkten und in Moskau für das Ausland gekauften Feh- (Eichhörnchen-) und dergl. Schweife, Fehsäcke, Hermelin, Zobel, weiße und blaue Füchse, Hasen selle, persische, astrachanische und russische Lammfelle und Taluppen rc„ ingleichen die Waaren von Grönland, Schweden und Norwegen (so genannte nordische), als blaue, weiße und rothe Füchse, Edelmarder rc., alsdann die meisten Maaren des Hudsonsbai-Territoriums und fast alle Waaren Kanadas und Nordamerika's, als: Biber, Bisam, rothe Füchse, schwarze Füchse, Silberfüchse, weiße und blaue Füchse, Gries- füchse, Kittfüchse, Bären, Waschbären, virginische Iltisse, Zobel, Nerze, Chinchilla s, Ottern, Seeottern, Luchse, Wölfe, Vielfraße rc-, aus England Biberseehunde und Nutria's; aus Frankreich Wild- ! waaren, bereitete und gefärbte Kanin; aus Holland Schwäne, Gänse, Grebes, Katzen, Iltisse rc., aus Lissa in Posen Kaninfeilc und Kanin tafeln; aus dem Harz Hamsterfutter; aus den umliegenden Städten Leipzigs die Halbfabrikate in Feh und Astrachan in großer Zahl. Zu der Leipziger Michaelismesse wiederholt sich diese Waaren- zusuhr in fast gleicher Weise, mit Ausnahme der deutschen Wild waaren, welche regelmäßig in der Ostermcffe sämmtlich in Deutsch land oder sonst zum Verbrauch in andere Hände übergehen. Der Werth der durchschnittlichen jährlichen Zufuhren von Nauch- waaren in Leipzig beträgt: amerikanische Rauchwaaren 2,622,500 Thlr., mitteleuropäische Rauchwaaren 2,127,000 „ russische u. asiatische Rauchwaaren 1,382,000 „ Gesammtwerth der Zufuhren 6,131,500 Thlr. Zum Einkäufe sowohl wie zum Verkaufe versammeln sich auf unserer Messe die vornehmsten Kaufleute, Raucknvaarenhändlcr und Kürschner aus allen Ländern: Nordamerikaner, Engländer, Fran zosen, Italiener, Schweizer, Holländer, Schweden, Dänen, Tartaren, Russen, Griechen*), Polen, Wallachen, Ungarn und endlich Deutsche aus allen namhaften Städten. Wenn wir die Zahl von 2500 fremden Rauchwaarenhändlern annehmen, so glauben wir nicht zu hoch zu greifen. Fast jeder fremde Kaufmann, der zunächst die Waaren seines Landes zum Verkaufe bringt, ist Käufer für die Erzeugnisse vieler anderen Länder. Es kaufen hauptsächlich die Amerikaner von den Deutschen gearbeitetes Feh, Edelmarder, Steinmarder, Iltisse, polnische Kanin, von den Franzosen gefärbte Kanin, von den Russen Hermelin, russi sche Nerze uud weiße Hasen. Die Engländer kaufen rohes Feh, Hermelin, persische Lammfelle, Marder, polnische Kanin und in letz terer Zeit auch nordamerikanische Waaren. Franzosen und Italiener j kaufen bereitetes Feh, Hermelin, astrachanische und persische Lamm- j feile, polnische Kanin, russische uud amerikanische Zobel, Chinchil las rc. Russen und Polen kaufen deutsche und nordische Füchse, ! Marder, Otter, amerikanische Waschbären, virginische Iltisse, Bären, Stunke, Biber, Seeotter, Zobel, Chinchilla's, Luchse, Bisam, Silber-, Kreuz- und rothe Füchse, Pelzseehunde, englische und französische Kanin rc. Griechen und Wallachen kaufen: deutsche und amerika nische rothe Füchse, russische und amerikanische weiße Füchse, Luchse, Nerze, Zobel, Wölfe, deutsche uud holländische schwarze Katzen, fran zösische Kanin rc. Deutsche kaufen, je nach der Bedeutung ihres Orts, von fast allen Pelzgattungen, weil neben dem ausgedehnten Verbrauche von jeder größeren deutschen Stadt Handel mit denselben nach dem Auslande getrieben wird. Das Meßgeschäft in deutschen Waaren ist in mehr als tausend Händen. Der Zwischenhandel be- schäftigt über hundert mehr oder weniger bedeutende Firmen; der Handel mit ausländischen Pelzprodukten zählt verhältnißmäßig weni ger, aber um so bedeutendere Vertreter. Die große Menge der zur Messe gebrachten russischen und sibirischen Maaren hat vielleicht kaum 30 Eigenthümer und das noch viel größere Quantum von amerika nischen Pelzfellen gehört nur etwa 15 Kaufleuten. Einige der letz teren haben ihr Geschäft so auSgebrcitet, daß sie von 500,000 bis 1,500,000 Thaler Waare jährlich hier verkaufen. Leipzig bat für Pelzerzeugniffe aber nicht blos die Bedeutung des Meßhandels, ») Von den Griechen iAlbaneser und Armenier), die oft in einer An- zakl von 70 und mehr unsere Messe besuchen, die durch ihre imposante Kleidung, dem rothen Fez und dem nationalen Pelze, Aufmerksamkeit er regen, treiben nur wenige im eigentlichen Griechenland Handel. Di« meisten sind Kürschner und Kaufleute in Städten der Türkei oder in Aegppten. Die Türken bekümmern sich um den Handel wenig und über- ! lassen diesen gern den Griechen.